Wie so viele hier gehöre ich
zu den Glücklichen.
In meiner Familie wurde
Bildung großgeschrieben.
Doktorin in der dritten Generation,
Tochter zweier Akademiker.
Als Kind spielte ich oft
im Universitätslabor meines Vaters.
Es war also selbstverständlich, dass ich
einige der besten Universitäten besuchte,
was mir wiederum eine Welt
voller Möglichkeiten eröffnete.
Leider haben die meisten Menschen
auf der Welt nicht so viel Glück.
In einigen Teilen der Welt,
z. B. in Südafrika,
ist Bildung nur schwer zugänglich.
Das Bildungssystem in Südafrika wurde
zu Zeiten der Apartheid
für die weiße Minderheit entwickelt.
Dadurch gibt es heutzutage
einfach nicht genügend Plätze
für die vielen Menschen, die eine hochwertige
Ausbildung wollen und verdienen.
Dieser Mangel führte
im Januar diesen Jahres zu einer Krise
an der University of Johannesburg.
Es gab noch ein paar freie Studienplätze
im Standardzulassungsverfahren,
und in der Nacht,
bevor die Registrierung für
diese Plätze beginnen sollte,
stellten sich Tausende von Menschen
in einer kilometerlangen Schlange vor dem Tor an.
Sie hofften,
einen dieser Plätze zu ergattern.
Als sich die Tore öffneten,
kam es zu einer Massenpanik,
bei der 20 Menschen verletzt wurden
und eine Frau starb.
Es war eine Mutter,
die bei dem Versuch,
ihrem Sohn ein besseres Leben zu
ermöglichen, ihr Leben verlor.
Aber selbst in Teilen der Welt
wie den Vereinigten Staaten,
wo Bildung vorhanden ist, ist sie
nicht unbedingt erreichbar.
In den letzten Jahren wurde viel
über die steigenden Kosten
im Gesundheitswesen diskutiert.
Viele wissen vielleicht nicht,
dass sich in der gleichen Zeit
die Studiengebühren
um fast das Zweifache erhöht haben,
seit 1985 um insgesamt 559%.
Dadurch wird Bildung für viele unbezahlbar.
Selbst jenen mit einer Hochschulausbildung
bietet sich nicht unbedingt
die passende Gelegenheit.
Nun knapp über die Hälfte der derzeitigen
Hochschulabsolventen
in den Vereinigten Staaten
hat tatsächlich einen Job,
der diese Qualifikation voraussetzt.
Natürlich gilt dies nicht für Studierende,
die an Top-Hochschulen abschließen,
doch für viele andere zahlen sich die investierte
Zeit und Mühe nicht aus.
Tom Friedman brachte unsere
Bemühung in seinem jüngsten
Artikel in der New York Times
unnachahmbar auf den Punkt:
"Große Durchbrüche finden statt,
wenn das plötzlich Mögliche auf
das verzweifelt Benötigte trifft."
Über das verzweifelt Benötigte
habe ich bereits gesprochen.
Kommen wir zu dem plötzlich Möglichen.
Das plötzlich Mögliche wurde durch
drei große Stanford-Kurse gezeigt,
die alle jeweils mehr als
100.000 Teilnehmende hatten.
Zur Verdeutlichung sehen Sie hier den Kurs
"Maschinelles Lernen" meines Kollegen
und Mitbegründers Andrew Ng.
Andrew unterrichtet einen
der größeren Stanford-Kurse.
Er handelt von maschinellem Lernen
und jedes Mal nehmen 400 Studierende teil.
Als Andrew den Kurs Maschinelles Lernen
öffentlich unterrichtete,
registrierten sich 100.000 Menschen.
Um Ihnen die Dimension zu verdeutlichen:
Wenn Andrew die gleiche Zahl an Zuhörern
mit seinem Stanford-Kurs erreichen wollte,
würde dies 250 Jahre in Anspruch nehmen.
Das wäre für ihn natürlich ziemlich langweilig.
Als wir die Wirkung des Angebots sahen,
entschieden Andrew und ich,
dass wir es vergrößern mussten
um so vielen Menschen wie möglich
die bestmögliche Bildung anzubieten.
Wir gründeten Coursera
mit dem Ziel, die besten Kurse
der besten Dozenten
an den besten Universitäten
Menschen rund um die Welt
kostenlos anzubieten.
Derzeit bieten wir auf der Plattform 43 Kurse
von vier Universitäten aus den
unterschiedlichsten Fachrichtungen an.
Ich möchte Ihnen einen kurzen
Überblick geben, wie das aussieht.
(Video) Robert Ghrist:
Willkommen bei "Analysis".
Ezekiel Emanuel: Fünfzig Millionen
Menschen sind nicht versichert.
Scott Page: Anhand von Modellen können wir
effizientere Institutionen und Richtlinien entwerfen.
Wir erreichen unglaubliche Segregation.
Scott Klemmer: Bush nahm
also an, dass man zukünftig
eine Kamera mitten auf der Stirn tragen würde.
Mitchell Duneier: Mills möchte, dass Soziologie-
studenten eine Qualität der Denkweise entwickeln.
RG: Das hängende Kabel nimmt die Form
eines hyperbolischen Kosinus an.
Nick Parlante: Setzen Sie bei allen Pixeln
des Bildes 'rot' auf Null.
Paul Offit: ... Durch Impfungen
konnte Polio ausgerottet werden.
Dan Jurafsky: Bedient Lufthansa Frühstück
und San Jose? Das klingt sehr komisch.
Daphne Koller: Welche Münze wählen Sie also
und wie werden Sie sie werfen?
Andrew Ng: Beim maschinellen Lernen
erstellen wir rechnerische ...
(Applaus)
DK: Es ist nicht überraschend,
dass es Studierenden gefällt, die besten Inhalte
von den besten Universitäten
kostenlos zu erhalten.
Seit dem Launch der Website im Februar
hatten wir 640.000 Studierende
aus 190 Ländern.
Es gab 1.5 Millionen Anmeldungen,
und in den 15 angebotenen Kursen
wurden bisher 6 Millionen Quizze
eingereicht und 14 Millionen Videos angeschaut.
Aber es geht nicht nur um Zahlen,
es geht auch um Menschen.
So wie Akash, der aus
einer kleinen indischen Stadt kommt
und wohl nie Zugang zu einem
hochwertigen Stanford-Kurs gehabt hätte
und ihn wohl auch nie hätte bezahlen können.
Oder die alleinerziehende
zweifache Mutter Jenny,
die ihre Kenntnisse aufbessern möchte,
damit sie ihren Master-Studiengang
abschließen kann.
Das ist Ryan, der nicht zur Universität gehen kann,
da seine Tochter an Immundefizienz litt
und er nicht riskieren wollte,
Bakterien ins Haus zu bringen.
Deswegen konnte er das Haus nicht verlassen.
Es freut mich sehr Ihnen mitzuteilen –
wir haben vor kurzem mit Ryan korrespondiert –
diese Geschichte hat ein Happyend.
Seiner kleinen Tochter
Shannon – hier links im Bild –
geht es viel besser,
und Ryan fand einen Job, nachdem
er einige unserer Kurse belegt hatte.
Was war das Besondere an diesen Kursen?
Online-Kurse gibt es ja schließlich
schon eine ganze Weile.
Das Besondere war die Erfahrung,
einen echten Kurs zu belegen.
Er begann an einem festgelegten Tag,
und ab da schauten die
Studierenden wöchentlich Videos
und machten Hausaufgaben.
Diese Hausaufgaben waren echt,
mit echten Noten und
einem echten Abgabetermin.
Hier sind die Abgabetermine
und die Nutzungskurve.
Die Spitzen zeigen,
dass Prokrastination ein
weltweites Phänomen ist.
(Lachen)
Nach Abschluss
des Kurses erhielten
die Studierenden ein Zertifikat.
Sie konnten das Zertifikat
einer Bewerbung beilegen
und einen besseren Job bekommen,
was viele unserer
Studierenden gemacht haben.
Einige Studierende legten ihr Zertifikat
bei ihrer Bildungseinrichtung vor
und ihnen wurden dafür
echte Leistungspunkte angerechnet.
Für diese Studierende zahlten sich
die investierte Zeit und Mühe aus.
Ich möchte nun ein wenig über
die Merkmale der Kurse sprechen.
Zum einen führt das Fehlen eines
wirklichen Unterrichtsraums
und die Nutzung von Material,
das explizit für Online-Formate entworfen wird,
beispielsweise zur Loslösung von
der starren 60-minütigen Vorlesung.
Das Material kann zum Beispiel
in kleine, modulare Einheiten von
8 bis 12 Minuten aufgebrochen werden,
die jeweils ein kohärentes Konzept aufweisen.
Studierende können das Material
entsprechend ihres Vorwissens,
ihrer Fähigkeiten und ihres Interesses
auf unterschiedliche Weise bearbeiten.
So können manche Studierende von
Vorbereitungsmaterialien, die andere
Studierende schon besitzen, profitieren.
Andere Studierende sind
vielleicht an Zusatzmaterial
interessiert, mit dem sie sich
genauer befassen möchten.
Dieses Format erlaubt es also, von
dem Bildungsmodell abzukommen,
bei dem jeder das Gleiche
vorgesetzt bekommt.
Es erlaubt Studierenden einen stark
individualisierten Studienplan.
Uns Ausbildern ist natürlich klar, dass
Studierende nichts lernen, wenn sie
bloß dasitzen und Videos anschauen.
Das wichtigste Merkmal unserer
Überlegungen ist daher vielleicht,
dass wir Studierende anregen müssen,
das Material anzuwenden,
damit sie es wirklich verstehen.
Eine Reihe von Studien belegt
die Bedeutung von Übungen.
Diese erschien letztes Jahr in "Science" und
zeigt beispielsweise, dass
schon einfache Abfragen,
bei denen Studierende
nur wiederholen müssen,
was sie schon gelernt haben,
zu auffällig verbesserten Ergebnissen
bei späteren Leistungstests führt
als viele andere Ausbildungsmaßnahmen.
Daher haben wir versucht, Abfragen
und viele andere Übungsformen
auf der Plattform zu integrieren.
So sind auch unsere Videos
nicht nur bloß Videos.
Das Video wird alle paar Minuten unterbrochen
und den Studierenden wird eine Frage gestellt.
(Video) SP: Diese vier Aspekte.
Prospect Theory, hyperbolische Diskontierung,
Tendenz zum Status quo, Prävalenzfehler.
Alle sind gut dokumentiert.
Alle sind gut dokumentierte
Abweichungen des rationalen Verhaltens.
DK: Hier unterbricht das Video
und die Studierenden tippen
die Antwort in die Box
und senden sie ab. Es ist klar,
sie haben nicht aufgepasst.
(Lachen)
Also versuchen sie es noch einmal,
und dieses Mal stimmt die Antwort.
Auf Wunsch gibt es
eine optionale Erklärung.
Dann geht das Video mit
dem nächsten Teil weiter.
Es mag eine recht
einfache Frage sein,
die ich als Dozentin
im Kurs stelle,
aber wenn ich so etwas im Kurs frage,
sind 80% der Studierenden immer noch
damit beschäftigt, meine
letzten Worte zu notieren,
15% sind abgelenkt von Facebook
und dann gibt es diesen
Besserwisser in der ersten Reihe,
der die Antwort heraus posaunt,
bevor irgendjemand sonst die Möglichkeit hatte,
darüber nachzudenken,
und ich als Dozentin bin super glücklich,
dass tatsächlich jemand die Antwort wusste.
Und die Vorlesung geht weiter, bevor
die meisten Studierenden überhaupt gemerkt haben,
dass eine Frage gestellt worden ist.
Hier muss sich jeder einzelne Studierende
mit dem Material befassen.
Diese einfachen Abfragen sind natürlich nicht
das Ende vom Lied.
Es müssen viel mehr sinnvolle
Übungsaufgaben eingebaut werden,
und die Studierenden müssen Feedback
zu diesen Übungsaufgaben erhalten.
Doch wie kann man die Übungen
von 100.000 Studierenden bewerten,
wenn nicht 10.000 Tutoren zur Verfügung stehen?
Die Lösung – wir müssen Technologie benutzen,
um dies zu bewerkstelligen.
Glücklicherweise hat sich
die Technologie weit entwickelt,
und wir können heutzutage eine ganze Reihe
von interessanten Aufgabentypen bewerten.
Zusätzlich zu Multiple Choice
und den kompakten Frage-Antwort-Aufgaben
aus dem Video
können wir auch Mathematik,
mathematische Begriffe
und auch mathematische Abweichungen bewerten.
Wir können Modelle bewerten, egal ob
Finanzmodelle in einem Wirtschaftskurs
oder physikalische Modelle in einem natur-
oder ingenieurwissenschaftlichen Kurs.
Wir können ebenso einige sehr komplizierte Programmieraufgaben bewerten.
Das hier ist wirklich ziemlich einfach
und sehr anschaulich.
Informatik-Studierende aus dem Stanford Kurs 101
sollen die Farben
des verschwommenen roten Bilds korrigieren.
Sie tippen ihre Antwort in den Browser,
und sie sehen, die Antwort ist nicht ganz richtig,
die Freiheitsstatue ist noch ein wenig seekrank.
Also versuchen es die Studierenden noch einmal
und nun klappt es. Sie bekommen grünes Licht
und können die nächste Aufgabe beginnen.
Die Möglichkeit, aktiv mit
dem Material zu interagieren
und zu wissen, ob man falsch oder richtig liegt,
ist eine elementare Lernerfahrung.
Es ist klar, dass wir noch nicht
den gesamten Umfang an Aufgaben
für alle Kurse bewerten können.
Insbesondere fehlt es noch
an kritischer Denkweise,
die so elementar für Bereiche wie
Geistes-, Sozialwissenschaften,
Wirtschaft und so weiter ist.
So wollten wir einige unserer Kollegen der
Geisteswissenschaften überzeugen,
dass Multiple Choice keine so schlechte Sache ist.
Das hat nicht wirklich gut geklappt.
Wir mussten alternative Lösungen finden.
So kamen wir schlussendlich zur Peer-Bewertung.
Frühere Untersuchungen wie die von Saddler
und Good hatten festgestellt,
dass Peer-Bewertung ein
erstaunlich effektiver Weg ist,
reproduzierbare Bewertungen zu erhalten.
Es wurde nur in kleinen Kursen getestet,
doch dort zeigte sich z. B.,
dass die Bewertung durch
die Studierenden auf der y-Achse
ziemlich genau denen der Dozenten
auf der x-Achse entsprachen.
Noch erstaunlicher ist,
dass Selbstbewertung,
wo Studierende also ihre
eigenen Aufgaben kritisch prüfen –
so lange Sie ihnen
einen passenden Anreiz bieten,
so dass sie sich selbst
nicht die volle Punktzahl geben –
noch genauer mit den Bewertungen
des Dozenten übereinstimmen.
Dies ist also ein wirkungsvoller Weg,
um in diesem Umfang zu bewerten,
und es ist eine sehr gute Lernstrategie
für Studierende,
denn sie lernen von dieser Erfahrung.
Wir haben also die größte jemals
erdachte Peer-Bewertung-Abfolge,
in der abertausende Studierende
gegenseitig die Aufgaben bewerten,
und zwar – offen gesagt – sehr erfolgreich.
Doch das alles dreht sich
nicht nur um Studierende,
die allein zu Hause hocken und
sich durch Aufgaben arbeiten.
Zu jedem Kurs
haben sich Gruppen
von Studierenden formiert,
eine globale Menschengruppe
versammelte sich um eine
intellektuelle Herausforderung.
Das hier ist eine selbst gestaltete Karte
von Studierenden des
Princeton-Kurses Soziologie 101,
in dem sie sich auf einer
Weltkarte markiert haben,
und man kann wirklich die weltumspannende
Reichweite dieser Sache sehen.
In diesen Kursen haben Studierende
auf verschiedenste Arten zusammen gearbeitet.
Zuallererst gab es ein
Frage-Antwort-Forum,
in dem Studierende Fragen stellten,
und andere Studierende
beantworteten diese.
Das wirkliche Tolle ist:
Es gab so viele Studierende,
und wenn ein Studierender eine Frage
um drei Uhr morgens stellte,
gab es irgendwo auf der Welt
jemanden, der wach war
und an der gleichen Aufgabe saß.
So kam es in vielen
unserer Kurse dazu,
dass die durchschnittliche
Reaktionszeit bei einer Frage
in einem Frage-Antwort-Forum
bei 22 Minuten lag.
Ich konnte so einen Service meinen
Studierenden bei Stanford nie bieten.
(Lachen)
Die Aussagen der Studierenden
besagen folgendes:
Sie sind der Meinung,
dass sie sich aufgrund der
großen Online-Gemeinschaft
auf vielerlei Arten miteinander
austauschen konnten,
und das war intensiver als zu
gleicher Gelegenheit im Kursraum.
Studierende organisierten sich auch
ohne unser Zutun
in kleinen Studiengruppen.
Einige waren reale Studiengruppen
mit geographischen Beschränkungen,
und sie trafen sich einmal pro Woche,
um die Aufgaben durchzuarbeiten.
Das ist die Studiengruppe in San Francisco,
doch es gab sie überall auf der Welt.
Andere waren
virtuelle Studiengruppen,
organisiert nach
Sprachen oder Kulturen,
und hier unten links
sehen Sie unsere multikulturelle,
universelle Studiengruppe
mit Menschen, die explizit
mit Menschen aus anderen
Kulturen Kontakt aufnehmen wollten.
Aus diesem Gefüge ergaben sich
einige bedeutende Möglichkeiten.
Zuallererst ermöglicht es uns,
einen beispiellosen Einblick auf das
menschliche Lernen zu bekommen.
Die Daten, die wir hier gewinnen,
sind nämlich einzigartig.
Man kann jeden Klick,
jede Einsendung von Hausaufgaben,
jeden Foren-Beitrag von Tausenden
von Studierenden sammeln.
Man kann also bei der Untersuchung
des menschlichen Lernens
vom hypothetischen Modus
zum datenbasierten Modus wechseln.
Das ist eine Transformation,
die zum Beispiel die
Biologie revolutionierte.
Man kann die Daten verwenden und
solch fundamentale Fragen beantworten wie
den Unterschied zwischen
guten Lernstrategien und
solchen, die nicht effektiv sind.
Im Bezug auf bestimmte Kurse
kann man sich fragen,
welche die häufigsten
Missverständnisse sind und wie
man den Studierenden helfen kann,
diese zu beheben.
Hier ist ein Beispiel,
das auch aus Andrews Kurs
zum maschinellem Lernen stammt.
Hier sehen wir die Verteilung
der falschen Antworten
bei einer von Andrews Aufgaben.
Die Antwort sind ein paar Zahlen,
also kann man sie in dieser
zweidimensionalen Grafik eintragen.
Jedes kleine Kreuz ist eine
andere, falsche Antwort.
Das große Kreuz oben links zeigt,
dass 2000 Studierende
die gleiche falsche Antwort gaben.
Wenn zwei Studierende unter 100
die gleiche falsche Antwort gäben,
würde man es niemals wahrnehmen.
Aber wenn 2000 Studierende
die gleiche falsche Antwort geben,
ist es schwer zu übersehen.
Andrew schaute sich also mit seinen
Studierenden ein paar Aufgaben an.
Sie erkannten den Grund
für das Missverständnis
und dann formulierten sie
eine passgenaue Fehlermeldung,
die alle Studierende erreichte,
deren Antwort diesen Fehler aufwies.
Das bedeutet, dass Studierende,
die den gleichen Fehler machten,
nun ein personalisiertes Feedback erhielten
und viel exakter erfuhren,
wie sie das Missverständnis beheben konnten.
Diese Personalisierung ist etwas, das man
durch große Zahlen aufbauen kann.
Personalisierung ist dabei vielleicht
eine der besten Gelegenheiten,
denn sie ermöglicht uns, ein
30 Jahre altes Rätsel zu lösen.
1984 veröffentlichte der
Bildungsforscher Benjamin Bloom
etwas, das '2-Sigma-Problem' heißt.
Er beobachtete dies bei drei Populationen.
Die erste Population
studierte vorlesungsbasiert.
Die zweite Studierendenpopulation lernte
vorlesungsbasiert,
doch basierend auf dem Konzept des Könnens,
sodass Studierende nur mit dem
nächsten Thema beginnen konnten,
wenn sie ihr Können beim vorherigen
unter Beweis gestellt hatten.
Schließlich gab es noch
eine Studierendenpopulation,
die persönlich durch
einen Tutor betreut wurde.
Die könnenbasierte Population
wies die Standard-Abweichung, d. h.
Sigma, auf, denn ihre Leistungen waren besser
als im regulären, vorlesungsbasierten Kurs.
Die individuelle Betreuung ergibt eine Verbesserung
der Leistung von 2 Sigma.
Um zu verstehen, was das bedeutet,
schauen wir uns den
vorlesungsbasierten Kurs an
und nehmen die durchschnittliche
Leistung als Schwellenwert.
In dem vorlesungsbasiertem
Kurs sind nun also
die Hälfte der Studierenden über diesem Wert
und die andere Hälfte darunter.
Bei der individuellen Betreuung
sind 98% der Studierenden
über dem Schwellenwert.
Stellen Sie sich vor, wir könnten so unterrichten,
dass 98% der Studierenden
überdurchschnittlich wären.
Deswegen das 2-Sigma-Problem,
denn wir können es uns als
Gesellschaft nicht leisten,
jedem Studierenden einen
menschlichen Tutor zur Seite zu stellen.
Doch vielleicht können wir es uns leisten,
jedem Studierenden
einen Computer oder ein
Smartphone zu verschaffen.
Die Frage ist also, wie wir
Technologie nutzen können,
um von der linken Seite des Graphen,
von der blauen Kurve,
zur rechten Seite mit der
grünen Kurve zu drängen?
Können kann mithilfe eines
Computers leicht erreicht werden,
denn Computer ermüden nicht,
wenn sie ein Video fünf Mal zeigen.
Ebenso ermüden sie nicht, wenn sie
eine Arbeit viele Male bewerten.
Das haben wir bei etlichen Beispielen
gesehen, die ich vorgestellt habe.
Wir sehen sogar den Beginn von
Personalisierung,
entweder durch einen
personalisierten Studienplan
oder durch personalisiertes Feedback,
dass wir Ihnen zeigten.
Das Ziel ist dabei also zu
versuchen und zu drängen,
und zu sehen, wie weit wir in Richtung
der grünen Kurve kommen können.
Nun – wenn dies so grandios ist,
sind Universitäten nun obsolet?
Tja, Mark Twain dachte das jedenfalls.
Er sagte: "Das College ist ein Ort, an dem
die Vorlesungsnotizen des Professors
direkt in die Vorlesungsnotizen
der Studierenden gehen,
ohne durch das Gehirn des einen
oder anderen gegangen zu sein."
(Lachen)
Ich bin jedoch anderer Ansicht als Mark Twain.
Denn meiner Meinung nach
beschwert er sich nicht über
Universitäten, sondern vielmehr über
das vorlesungsbasierte Format,
auf das viele Universitäten viel Zeit verwenden.
Gehen wir noch weiter zurück zu Plutarch,
der sagte: "Der Verstand ist kein Gefäß,
das gefüllt werden muss,
sondern Holz, das entfacht werden muss."
Vielleicht sollten wir weniger Zeit an den
Universitäten damit verbringen,
den Verstand unserer Studierenden
in Vorlesungen
mit Inhalt zu füllen, sondern viel eher
ihre Kreativität entfachen,
ihre Vorstellungskraft und
ihre Problemlösungsfähigkeiten,
indem wir tatsächlich mit ihnen reden.
Wie können wir das erreichen?
Wir schaffen das, indem wir
aktives Lernen im Kursraum fördern.
Es gibt zahlreiche Studien,
wie diese hier,
die zeigen, dass die Anwendung
von aktivem Lernen,
von Interaktion mit Studierenden
im Kursraum,
die Leistung in jedem
Bereich verbessert –
Anwesenheit, Beteiligung und Lernen,
wie durch einen
standardisierten Test bewiesen.
So kann man etwa sehen,
wie der Wert für Leistung
sich fast verdoppelt
in diesem Experiment.
Vielleicht sollten wir so unsere Zeit
an den Universitäten verwenden.
Zusammenfassend lässt sich fragen:
Was würde passieren,
wenn wir jedem auf der Welt
hochwertige Bildung bieten könnten.
Drei Dinge.
Erstens würde Bildung als
fundamentales Menschenrecht etabliert
und jeder Mensch auf der Welt,
der die Fähigkeit und die Motivation besitzt,
könnte sich die Fertigkeiten
aneignen, die man braucht,
um ein besseres Leben zu
erreichen, für sich selbst,
die Familie und die Gemeinschaft.
Zweitens würde es lebenslanges
Lernen ermöglichen.
Es ist eine Schande,
dass so viele Menschen
nicht mehr weiter lernen, wenn sie die
Schule oder Hochschule abschliessen.
Wenn diese großartigen
Informationen zugängig wären,
könnten wir immer dann
etwas Neues lernen,
wann immer wir wollten,
sei es um den Verstand zu erweitern
oder unser Leben zu verändern.
Schließlich würden wir eine
Innovationswelle auslösen,
denn tolle Talente gibt es überall.
Vielleicht lebt der nächste Albert Einstein
oder der nächste Steve Jobs
irgendwo in einem entlegenen
afrikanischen Dorf.
Wenn wir dieser Person
Bildung bieten könnten,
könnte sie die nächste
große Idee haben
und die Welt dadurch für
uns alle verbessern.
Vielen Dank.
(Applaus)