rc3 Vorspannmusik Herald: Martin Weise ist, hat Kulturwissenschaften und Management studiert, arbeitet mit Menschen mit Behinderung und möchte sich ein paar Jahre lang gegen seinen, so wie er sich ausdrückte, Lieblingsgreuel Außenwerbung einsetzen. Dr. Erik Flick engagiert sich bei FIfF, dem Forum Informatiker*innen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung. Er hat über Software- verifikation promoviert und ist ebenfalls terminal genervt von der aggressiven, grell schreienden Werbung. Euer Talk, eure Bühne. Genießt es. Erik Flick: Hi. Unser Vortrag besteht aus 5 Teilen. Zuerst werde ich über die Probleme sprechen, die wir mit und durch bestimmte Formen von Außenwerbung sehen. Dann werde ich belegen, dass es da in Hamburg eine enorme Eskalation gegeben hat. Dann stellt Martin unsere Volksinitiative vor und den internationalen Kontext, erklärt den Gesetzentwurf, mit dem wir Außenwerbung regulieren wollen und nennt den Zeitplan und wie man sich einbringen kann. Vorab, nicht jede Form von Werbung ist gleich schlimm. Es geht uns hier um Werbung, die stark in die Stadtgestaltung eingreift, zum Beispiel die Art von Anlage, die hier auf dem Foto mitten im Weg steht. Stille - sie zu drücken. Wer eine stark betroffene Stadt wie Hamburg nicht aus dem Alltag kennt, hat oft keine Ahnung, wie ablenkend und belastend das für empfindliche Menschen sein kann. Und es ist in jedem Fall nicht einvernehmlich. Die Anlagen dominieren das Stadtbild absolut und sind durch ihre hohe Leuchtdichte und das Zappeln der Bilder enorm aufdringlich. Das gilt auch schon für die analogen in denen drei Plakate hoch und runter scrollen, nicht erst für die digitalen. Meine Motivation, exzessive Außenwerbung an sich zu kritisieren, entspringt diesem Leidensdruck. Beim 1. Mal ist es vielleicht interessant, aber die ständige Wiederholung der dummen Inhalte an jeder Ecke und teils monatelang und die maßlose Überreizung, das macht was mit einem. Ich weiß, dass es anderen auch so geht. Nicht allen. Manche stört es gefühlt weniger. Freut mich. Probleme mit Außenwerbung. Die Frage, warum muss ich das sehen, drängt sich auf und keine Antwort überzeugt. Warum ist das so problematisch ? Stille - Wirkung in Kauf nimmt. Es geht letztlich auch um fehlende Mitsprache bei der Gestaltung der eigenen Lebensumgebung. Dieser Zwang zum Rezipieren betrifft Erwachsene ebenso wie Jugendliche und Kinder. Ungefragt werden sie heimgesucht, egal wie es ihnen gerade geht, mit Tabakwerbung an jeder Bushaltestelle und sogar vor dem Krankenhaus. All das angeblich alternativlos. Wenn sie nicht wirkt, könnte man sie ja weglassen. Wenn sie wirkt, muss man sich fragen, ob es wünschenswert ist, dass in solch einem Ausmaß zuzulassen. Schließlich fehlt jede Einwilligung. Viele sagen, Werbung kann ich gut ignorieren. Trotzdem gibt es zum Beispiel den wissenschaftlich gut belegten Mere Exposure Effect, der beschreibt, wie Markenwerbung dennoch wirken kann. Ist es denn dennoch ein guter Deal für die Stadt? Es gibt immer jemanden, der sagt, auf dieses Geld kann die Stadt aber schlecht verzichten. Das gibt es aber nicht umsonst. Welches immaterielle Gut wird denn hier verkauft? Eure Daten sind es diesmal nicht. Gleichwohl werden die Möglichkeiten dazu im Rahmen der Digitalisierung durchaus schon ausgelotet mit Kameras und Bluetooth-Tracking in den Anlagen. Aktuell wird hier ohne zu fragen eure Aufmerksamkeit verkauft und der Schreibzugriff auf eure Gedanken. Für garantiert waren 508 Millionen über 15 Jahre. Das klingt viel, aber es bedeutet 20 Euro im Jahr soll der tagtägliche Raub von Lebensqualität und Mindshare jedem von uns wert sein. 20 Euro, die sich angeblich nicht anders auftreiben ließen. 20 Euro, die sich nicht anderswo hätten einsparen lassen. 20 Euro, die wir doch zahlen. Jedes Mal, wenn wir nur von A nach B gehen oder aus dem Fenster schauen, zahlen wir den Preis. Was die Befürworter sehen ist ein Geldsegen, der scheinbar gratis ist und angeblich unverzichtbar und Werbegimmicks obendrauf, Stadtmöblierung, Toilettenhäuschen. So viel davon habe ich nicht gesehen. Was ich sehe, ein Danaergeschenk. Unsere Bedürfnisse werden damit als konform dargestellt, sind aber nach Ansicht der Stadtverwaltung zweitrangig gegenüber dem Interesse der Eigentümer der Anlagen. Das haben wir schwarz auf weiß. Zur Public-Private- Partnership, das klingt bequem, aber die Partnerschaft macht die Verwaltung zum Bittsteller in Sachen Infrastruktur. Die sie alternativ auch demokratisch kontrolliert und ohne Zielkonflikt selbst betreiben könnte. Eine Stadt ist keine Gratiszeitung und kann daher auch nicht werbefinanziert sein, das ist ein fataler Irrtum. Der Profit kommt aus einer psychischen Ausbeutung der Bewohner*innen, einer unfreiwilligen Aufmerksamkeitsbewirtschaftung. Das wird mit der offiziellen Budgetbegründung bequem unter den Teppich gekehrt, ist aber letztlich ein schiefer Handel, bei dem wir der Rohstoff sind, aus dem ein Produkt gemacht wird,wie Shoshana Zuboff im Kontext von Daten schreibt Hier einmal anders. Alle Argumente, die ich kenne, warum man das denn unbedingt zulassen muss, haben einen unguten Drall mit dem Mythos, dass es Werbung doch schon immer gab. Räume ich später noch auf. Es handelt sich bei kommerziellen Werbeträgern im öffentlichen Raum auch mitnichten um eine unverzichtbare Öffentlichkeit, wie oft behauptet wird. Das sind nämlich andere Menschen. Oder ein Dialog. 1. was ist mit Passant*innen, die gerade keine Konsumenten sein möchten? 2. ist es ein sehr lauter, einseitiger Monolog ohne Widerrede, eine Konzentration von Meinungsmacht für Geld. Man muss sich klar machen, dass auf diesen Bildschirmen im Allgemeinen nicht diverse lokale Angebote erscheinen. Diese gleichgeschaltete Form von Werbung ist also nicht mal gut für die Wirtschaft. Sie nutzt eher Monopolisten oder solchen, die es werden wollen. Ist Werbung etwa wichtige Information für den Verbraucher? Nein. Denn gute Quellen für Produktinformationen sind unabhängig und objektiv und Werbung kann das nicht sein. Es gibt noch ein paar. Ich erspar euch die, denn keines hat irgendwelche Substanz. Die Anlagen sind unnötig und wenn man sie abschafft, geht nichts Wertvolles verloren. Im Gegenteil. Das einzige wären Arbeitsplätze, das Lieblingsargument alle obsoleten Industrien. Es ist im Prinzip ein valides Argument, aber wenn jede Branche per se als schützenswert gilt und jedes Geschäftsmodell, kann es zum Beispiel auch nie einen Kohleausstieg geben. Probleme durch Außenwerbung. Hm, welche negativen Auswirkungen sind bekannt? Anlagen mit schnellen Bildwechseln werden mit voller Absicht am Straßenrand und nah Ampeln positioniert, weil man dort hingucken muss. Dort lenken sie ab und verdecken andere Verkehrsteilnehmer*innen. Toll. Das ist nicht nur grob fahrlässig, das ist perfide. Ressourcenverschwendung ist offensichtlich. Werbung ist unnötig, kostet Strom und Arbeitskraft und feuert den Konsum an. Das Problem der Lichtemissionen betrifft viele Formen von Außenwerbung, z.B digitale Screens, die immer häufiger auch in Läden erscheinen. Da scheint es einen neuen Anbieter zu geben. Die Störung des Tag- Nacht Rhythmus schadet nachweislich Mensch und Tier. Da hilft auch eine Abschaltung irgendwann nach Mitternacht wenig. Zu den psychischen Auswirkungen liegen dem Senat übrigens auf Anfrage dieses Jahr keine Erkenntnisse vor. Nach all den Jahren. Das hat von Anfang an nicht interessiert, scheint es. Auch zur Verkehrssicherheit wurden offenbar keine Daten erhoben. Wir werden da nachhaken. Zusammenfassend kann man sagen, das Vorsorgeprinzip scheint außer Kraft gesetzt. 4000 Anlagen für Hamburg? Yay. In Hamburg wurden zwischen den Jahren 2000 und 2020 ca. 4000 Werbeanlagen mit Hinterleuchtung und Bewegt- oder Wechselbildtechnik installiert, in Folge der sogenannten Werberechtsverträge von 2007 mit zwei großen Playern Ströer und WallDecaux. Werbung gab es schon immer, aber in dieser Form eskalierte das bei uns erst in den letzten beiden Dekaden. In den frühen 2000ern wurde erst mal das Wasser getestet, wie man hier auf der Kurve vielleicht sieht. Es tauchten die 1. Bushäuschen mit hinterleuchteten Werbekästen auf. 2007 kamen die neuen Verträge, dann legte Ströer vor und dann zog WallDecaux nach und hält bis heute den Löwenanteil. Obwohl es Anwohnerbeschwerden gab, wurde fast nie etwas abgebaut. Ich möchte nochmals betonen, diese Anlagen sind unnötig für das Funktionieren der Stadt. Vor 2000 gab es sie nicht. Und Hamburg war trotzdem eine florierende Handelsmetropole. Trotzdem bleibt die Frage: Sind die 4000 Anlagen über die Stadt verteilt viel oder wenig? Schauen wir uns das mal an. Häufungsmuster, falls jemand dachte, ich übertreibe. Der Umfang der Außenalster links im Bild beträgt 7 1/2 km, 3 nach oben, 3 nach unten. Jeder blaue Punkt ist eine Außenwerbeanlage, wobei hier nicht zwischen den etwa 7 Typen im Datensatz unterschieden wurde. Aber die meisten davon sind sind hinterleuchtet und mit Wechselbild. Außerdem gibt es harmlose traditionelle Litfaßsäulen, aber das sind relativ wenige. Außerdem gibt es noch großformatige Aufhänger an Fassaden, die da nicht drin sind. Gleicht das zum Teil aus. Man beachte die hohe Dichte an sämtlichen Verkehrsachsen und an Kreuzungen. Das sieht nicht nur auf der Karte so aus. Auge und Geist finden auf diesen wichtigen Straßen keine Ruhe vor der unaufhörlichen Aggression durch zappelnde Werbung. Sollen es nicht finden. Auch reine Wohngebiete sind betroffen, unter anderem wegen der Bushaltestellen. Die Quelle dieser Grafiken ist übrigens Open Data, Link folgt am Ende. Wir pflegen ein Repo mit Jupiter Notebooks und bereiten das so auf, dass ihr damit unsere Auswertungen möglichst leicht nachvollziehen und eigene anstellen könnt. Wir haben auch ausgewertet, wie sehr man wirklich zum Konsum der Werbung gezwungen wird. Vielleicht gibt es ja Routen durch die Stadt, auf denen die Werbebelastung geringer ist. Da muss ich leider enttäuschen. Hier zunächst die Situation mit dem Auto von einem zentralen Punkt aus. Den CCH habe ich ausgewertet, wie vielen Anlagen der besonders störenden Typen man zwangsläufig ausgesetzt ist, wenn man sich über das Straßennetz zu einem beliebigen anderen Ort in der Stadt begibt. Es ist unmöglich, stellt sich raus, vom CCH nach Barmbek, Horn oder Osdorf zu fahren oder andersherum, ohne 40 dieser Anlagen frontal zu begegnen. Und vermutlich ist diese Zahl methodenbedingt noch ein wenig unterschätzt. Außerdem sind sie weithin sichtbar. Es ist unmöglich, mit unter 50 wegzukommen, um noch weiter zu fahren. Die gestrichelte Linie, das sind durchaus normale Wege, die viele Menschen jeden Tag auf sich nehmen müssen. Mit dem Fahrrad scheint es noch krasser zu sein. Es könnte daran liegen, dass Fernstraßen und Autobahnen schon immer werbefrei sind. Aus Gründen. Eventuell hat OpenStreetMap aber hier auch nicht alle Wege, obwohl das Netzwerk für Fahrrad sehr viel größer ist als das für Autos, wenn man es runterlädt. Weiß ich nicht. Fein raus ist man also mit Bus und Bahn leider auch nicht. Die Haltestellen im HVV-Netz strotzen oft vor bewegter Werbung. Somit ist das Versprechen, Finanzsenator Freytag hat es anscheinend 2007 geäußert, Hamburg werde schon nicht mit Werbung voll gepflastert, im Laufe der letzten 14 Jahre spektakulär, meines Erachtens mit Vorsatz, gebrochen worden. Und so wird wird es jeder Stadt ergehen, die sich mit JC Decaux einlässt. Ich hoffe, ich habe die Notwendigkeit einer gesetzgeberischen Intervention hinreichend motiviert. Unsere Gruppe Hamburg Werbefrei hat die Herausforderung angenommen. Ich übergebe an Martin. Matrin Weise: Die Initiative Hamburg Werbefrei ist aus dem Wunsch heraus entstanden, etwas gegen Außenwerbung zu unternehmen. Wir sind eine sehr kleine Gruppe von Leuten. Uns ist öffentlicher Raum und Demokratie und Klimaschutz und Umweltschutz mega wichtig. Wir finden Außenwerbung mega nervig und aufdringlich und sehen sie auch als Teil von einem größeren Problem, nämlich der Kommerzialisierung von immer mehr Lebensbereichen und von der Macht großer Konzerne. Wir kommen aus Bereichen wie Kultur, Kunst, Streetart, Architektur, Stadtplanung. Wir haben uns überlegt, wie wir als kleine Gruppe möglichst großen Impact ausüben können und sind dann zu dem Schluss gekommen, dass das, was in Berlin schon die Initiative Berlin Werbefrei gemacht hat, direkte Demokratie als Tool zu benutzen etwas gegen Außenwerbung zu unternehmen, als vielversprechend erscheint. Dazu sage ich später mehr. Vorher möchte ich noch ein paar internationale Beispiele erbringen, wie Politik und Organisationen etwas gegen Außenwerbung unternommen haben. In São Paulo wurde 2007 auf Initiative des Bürgermeisters ein Gesetz beschlossen, das Werbeanlagen und übergroße Ladenbeschriftungen verboten hat. Viele tausend Plakatwände wurden entfernt. Hier auf dem Bild sehen wir ein vorher-nachher Bild von einer Straße mit nicht sehr hoher Bebauung. Es gibt im Internet auch Bilder von Hochhäusern, auf denen sehr große, ausgesprochen sexistische Werbetafeln waren, die entfernt wurden. Nachdem was ich online gelesen habe, war der Großteil der Bevölkerung sehr glücklich mit den Veränderungen. In Grenoble war es ein bisschen ähnlich, auch dort ging die Initiative von der lokalen Regierung aus, von einem Bürgermeister der Grünen. Werbeanlagen auf öffentlichem Raum wurden entfernt. Hier im Bild sehen wir links eine sehr große Anlage. Die gibt es so auch in Hamburg. Das wird als Mega-Light bezeichnet. Das kleinere dadrunter wird als City-Light bezeichnet. Im rechten Bild sehen wir, dass beide verschwunden sind und stattdessen ein Baum gepflanzt wurde. Von Genf habt ihr vielleicht kürzlich in den Medien gehört. Da gab es eine aktuelle Entwicklung. Den Ausgang nahm die Entwicklung 2017, als durch eine Panne in den Werberechtsverträgen hunderte Anlagen längere Zeit nicht bespielt wurden und weiß blieben. Daraufhin haben Menschen sich diesen Platz, der nun frei wurde, angeeignet und dort Kunst und Slogans angebracht. Das erfreute sich großer Beliebtheit und brachte auch die Frage auf, warum ist dieser Raum eigentlich normalerweise für große Unternehmen wie Coca Cola oder Amazon da? Werbung ist doch eigentlich kein Naturgesetz. Daraufhin trat ein neuer Werberechtsvertrag in Kraft. Die Flächen wurden wieder zugekleistert mit kommerzieller Werbung. Und dann gründete sich eine Volksinitiative Zéro Pub und hat Unterschriften gesammelt und die eingereicht. Daraufhin gab es eine, ich glaube 3 Jahre lange Phase, in der juristisch geprüft wurde, ob die Initiative juristisch zulässig war. Und im September diesen Jahres gab es ein Urteil des Bundesgerichts in der Schweiz, das gesagt hat, die Initiative ist zulässig. Daraufhin hat das Parlament von Genf die Initiative angenommen, so dass eine 2. Unterschriftensammelphase und ein Volksentscheid nicht notwendig sein werden. São Paulo, Grenoble, Genf. Voll gut. Da wurde was gegen Außenwerbung unternommen. Allerdings sind die Städte heute überhaupt nicht werbefrei. São Paulo und Grenoble haben Public-Private Partnership Verträge mit dem Weltmarktführer JC Decaux geschlossen. An den Bushaltestellen ist deshalb derselbe Werbebrei zu sehen, wie überall auf der Welt. Die Initiative in Genf wird erst in ein paar Jahren rechtsgültig sein und betrifft nur Flächen auf öffentlichem Grund. Für Individuen, die gezwungen sind, Werbebotschaften zu rezipieren, ist es total egal, ob die Anlagen auf öffentlichen oder privaten Grund stehen. Juristisch macht das leider einen großen Unterschied. Jetzt möchte ich 2 Organisationen aus England und Frankreich vorstellen. In Großbritannien gibt es das supercoole Adfree Cities Network. Die veröffentlichen unter anderem Reader zum Thema 'What's Wrong with Advertisement?'. Die behandelten Themen sind mentale Gesundheit, Sexismus, Umwelt, lokale Wirtschaft. Das Adfree Cities Network hat 7 Ortsgruppen und die arbeiten mit Methoden wie Petitionen, Kunstaktionen und Lobbying gegen Außenwerbeanlagen, die schon stehen oder die geplant und beantragt sind. Weiterhin haben sie überregionale Aktionen gegen Werbung für bestimmte Produktgruppen. Zum Beispiel das Ban Fossil Fuel Ads Programm, das sich gegen Werbung für besonders klimaschädigende Produkte wie SUV oder Kreuzfahrten einsetzt. In Frankreich gibt es schon seit 1992 einen Verein, der sich gegen schädliche Werbung einsetzt. Soweit ich es verstehe, arbeiten die nicht nur zum Thema Außenwerbung, sondern auch zu anderen Werbeformen wie beispielsweise Briefkastenwerbung oder Fernsehwerbung. Es gibt 15 Ortsgruppen und die machen viele lokale Petitionen dagegen, dass digitale Außenwerbeanlagen aufgestellt werden, 'Stop Pub Video'. Ein Zwischenfazit: Es gibt Widerstand gegen die Kommerzialisierung des öffentlichen Raums. Dabei gibt es Ansätze von engagierten Regierungen, also top-down und Bewegungen von Aktivist*innen, Bürgern, von Gruppen, von direkter Demokratie, bottom-up. Und es ist kompliziert. Es gibt nicht ein Gesetz, das geändert werden kann und dann verschwindet die Außenwerbung, sondern es muss unterschieden werden. Stehen die Anlagen auf öffentlichem oder privatem Grund? Zusätzlich gibt es diese unsäglichen Public-Private Partnership Agreements, bei denen private Firmen Bushaltestellen und andere Einrichtungen aufstellen und betreiben und dafür dort Werbung schalten dürfen. Jetzt komme ich zur Initiative Berlin Werbefrei. Die hat im Sommer 2018 Unterschriften gesammelt, nämlich über 40.000. In Berlin wären für die erste Stufe der direkten Demokratie nur 20.000 Unterschriften notwendig gewesen. Daraufhin hat sich der Senat eineinhalb Jahre Zeit gelassen, den Gesetzentwurf zu überprüfen und dann entschieden, nein, der ist mit anderem Recht nicht zu vereinbaren. Daraufhin hat das Berliner Landesverfassungsgericht die Sache geprüft und beschlossen, doch, die Volksinitiative ist zulässig. Der Gesetzentwurf darf jetzt an einigen Stellen nachgebessert werden und die Initiative kann dann in die 2. Phase, das Unterschriften sammeln für den Volksentscheid, gehen. Diese Folie zeigt die Situation von Berlin Werbefrei, Hamburg Werbefrei und das Konzept, die Initiativen in andere Städte auszuweiten. Berlin Werbefrei wird abhängig von der juristischen Situation im nächsten oder übernächsten Jahr die Unterschriften für den Volksentscheid sammeln. Wir in Hamburg, werden am 15. März nächsten Jahres mit dem Unterschriftensammeln starten. Wir brauchen in Hamburg 10.000 gültige Unterschriften von Menschen, die in Hamburg registriert sind. Bitte helft uns, bitte unterschreibt für unsere Initiative. Wir haben dann 6 Monate Zeit. Wir gehen davon aus, dass wir es schaffen, 10.000 Unterschriften zu sammeln. Wir sind auch darauf vorbereitet, dass der Senat unseren Gesetzentwurf nicht annehmen wird und dass es eine Klärung durch das Landesverfassungsgericht geben wird. Wenn das geschehen ist, werden wir die 2. Stufe nehmen für den Volksentscheid. Wenn alles gut läuft, wird parallel zur Europawahl 2024 in Berlin und in Hamburg unser jeweiliger Gesetzentwurf zum Volksentscheid bereitstehen. Und ihr könnt dann mit 'Ja' für den Gesetzentwurf stimmen. Zusätzlich gibt es Bestrebungen in Göttingen eine Initiative aufzubauen, ein Logo könnt ihr hier schon sehen. Wenn ihr aus Göttingen kommt oder da Leute kennt, kontaktiert uns gerne. Und im Dezember diesen Jahres, also ganz neu, haben Leute aus Berlin, Hamburg und Enthusiasten aus anderen Städten zusammen den Verein Public Spaces e.V. gegründet. Der Verein soll die Volksinitiativen tragen und sich für schönen, öffentlichen Raum ohne übermäßige Kommerzialisierung einsetzen. Jetzt möchte ich unseren Gesetzentwurf vorstellen. Mit Begründung hat der Gesetzentwurf 7 Seiten. Er zielt darauf ab, die Hamburgische Bauordnung zu ändern. Zulässig und nicht mehr zulässig, nach unserem Gesetzentwurf sind Anlagen. Es ist immer wichtig zu unterscheiden. Ist etwas eine Werbeanlage oder nicht. Links Im Bild sehen wir eine Werbeanlage nach der Bauordnung. Das Ding rechts ist ein Bus auf der Werbung ist. Das ist voll ätzend, dass da groß Milchschnitte-Werbung drauf ist und dass wenn man drin sitzt, man nicht ordentlich rausgucken kann. Leider können wir dem Problem mit einer Änderung der Hamburgischen Bauordnung nicht Herr werden. Man darf auch nicht verschiedene Gesetzesänderungen in eine Volksinitiative zusammenbringen. Das verbietet das sogenannte Kopplungsverbot. Nach unserem Gesetzentwurf sind Werbealagen auf öffentlichem Grund und vom öffentlichen Grund aus sichtbaren Verkehrsraum teilweise und eingeschränkt zulässig. In 5 Punkten, nämlich: an der Stätte der Leistung als temporäre Anlagen, an Bushaltestellen, an Litfaßsäulen und an einzelnen Flächen auf privatem Grund. An der Stätte der Leistung, wie links im Bild, also im Schaufenster und Laden, Firmenschilder sind zulässig. Wie rechts im Bild, riesige Firmenschilder, die in den Himmel ragen, sind nicht zulässig. Temporäre Anlagen wie bei Sportveranstaltungen sind weiterhin komplett zulässig. Sie werden auch wieder abgebaut. An Bushaltestellen darf es weiterhin Werbung geben, jedoch maximal im Format A0. Also da wo jetzt ein großes Plakat hängt, müssen nach unserem Gesetzentwurf 2 kleinere oder 4 noch kleinere Plakate hängen. Weiterhin dürfen die Plakate nicht hinterleuchtet sein, sondern nur beleuchtet. Das heißt, sie emittieren in der Dämmerung und Dunkelheit weniger Licht und sind optisch weniger deutlich dominant. Klassische Litfasssäulen sind weiter zulässig. Diese super nervigen, sich drehenden, hinterleuchteten Teile sind nicht zulässig und kommen weg und geben dann auch Sicht frei, zum Beispiel für Menschen, die mit dem Fahrrad unterwegs sind und gerne sicher von A nach B kommen möchten. Einzelne Flächen auf privatem Grund. Sie dürfen maximal 4 Meter über der Geländeöberfläche sein, die Plakatierung darf maximal DIN A0 betragen, sie dürfen nicht hinter leuchtet sein und die Gesamtwerbefläche darf 10 Quadratmeter nicht überschreiten. Jetzt ein paar Folien um das zu veranschaulichen. Das hier ist eine klassische Litfaßsäule, die ist weiter zulässig. Die Plakatierung ist allerdings nicht zulässig. Anstatt 2 riesengroßen Plakaten dürften nach unserem Gesetzentwurf nur noch mehrere kleinere im Format A0 sein. Das hier wäre aus mehreren Gründen nicht zulässig. Es ist mehr als 4 Meter über der Geländeoberfläche. Die Werbefläche ist mehr als 10 Quadratmeter groß. Und die Plakatierung ist weit, weit mehr größer als A0. Das hier ist schon gesagt, eine drehende Litfaßsäule ist nicht zulässig. Diese Teile werden euphemisch als Stadtinformationsanlagen bezeichnet. Die stehen ja auf Bürgersteigen einfach nur krass im Weg. Die gibt es in digital wie auf diesem Bild, oder als Plakatwechsler. Die sind nach unserem Gesetzentwurf nicht als zulässig definiert. Alles, was nicht als zulässig definiert ist, ist unzulässig. Die würden dann also verschwinden und Platz machen für Menschen, die zu Fuß oder mit dem Rollstuhl, mit dem Kinderwagen unterwegs sind. Hier sehen wir einen Werbemonitor auf dem Bahnsteig der S-Bahn. Leider sind die von unserem Gesetzentwurf überhaupt nicht betroffen. Die stehen auf privatem Grund, nämlich Grund der Deutschen Bahn, der vom öffentlichen Verkehrsraum aus nicht einsehbar sind. Das heißt, wir heißen Hamburg Werbefrei, selbst wenn wir maximalen Erfolg haben, wird es leider immer noch Werbung in der Stadt geben, nämlich auf S-Bahn-Steigen. Ich finde das richtig krass, wie viel digitale Werbemonitore da mittlerweile sind. Man kann nicht mehr auf dem Bahnsteig sitzen und ein Buch lesen, ohne dass irgendwo im Sichtbild bewegte Bilder zu sehen sind. Ich finde das auch dystopisch. In dystopischen Filmen sind immer große Digitalwerbeanlagen zu sehen. Ich finde das passt. Und in dem Fall noch, es wird Werbung mit redaktionellen Inhalten vermischt. Da werden Nachrichten gezeigt. Auf welcher demokratischen Grundlage eigentlich? Wer wählt da aus, welche Nachrichten gezeigt werden? Ich finde das total problematisch. Das hier ist ein Werbeplakat. Man sieht es nicht so gut. Es ist an einer Bahntrasse, damit steht es auf privatem Grund von der Deutschen Bahn. Es ist auch nicht höher als 4 Meter über der Geländeoberfläche Die Fläche ist knapp unter 10 Quadratmetern. Das spricht dafür, dass es zulässig ist. Was nicht zulässig ist, ist die Plakatierung. Die ist nämlich größer als A0. So wäre es zulässig. Viele kleine Plakate statt einem großen. Und so würde sich auch das Stadtbild nach unserem Gesetzentwurf ändern. Es gäbe weiterhin Werbung, die wäre allerdings optisch nicht mehr so dominant. Es wären nicht mehr diese krass ressourcenverschwendenden Werbeformen zulässig. Ja. Vorletzte Folie. Volksinitiativen in Hamburg sind oft erfolgreich. Das hier ist ein Ausschnitt aus dem Wikipedia-Artikel zu Volksgesetzgebung in Hamburg. Von den bisher an den Start gegangenen Initiativen haben es 72% geschafft, die erforderlichen 10.000 Unterschriften der 1. Stufe zu sammeln. Viele der Initiativen, oder einige, werden vom Senat angenommen. Einige handeln einen Kompromiss mit dem Senat aus. Einige schaffen die 2. Stufe des Unterschriftensammelns und auch den Volksentscheid, wie zum Beispiel die Initiative zur Rekommunisal...Rekommunil..., also zum Rückkauf des Stromnetzes. Dass das Stromnetz jetzt nicht Vattenfall, sondern der Stadt gehört, ging auf einen Volksentscheid zurück. Ein Beispiel für einen Kompromiss, der mit einer Initiative und dem Senat ausgehandelt wurde, ist die Initiative für Verbesserungen im Radverkehr. Da wurden einige der Forderungen, aber nicht alle, in einem Kompromiss mit der Bürgerschaft umgesetzt. Falls es jemals einen Kompromiss zwischen Hamburg Werbefrei und der Bürgerschaft geben sollte, würde der auf jeden Fall von unserer Seite beinhalten: Es darf keine außenwerbe, digitalen Werbemonitore im öffentlichen Raum mehr geben. Ja, das ist die letzte Folie. Im März, wie gesagt, fangen wir an, Unterschriften zu sammeln. Wir freuen uns voll über Unterstützung. Wenn ihr euch für das Thema interessiert, meldet euch gerne bei uns. Wir haben keinen Bock auf Facebook, Instagram, Twitter. Deshalb könnt ihr uns gerne auf Mastodon folgen und unseren Newsletter abonnieren. Wir brauchen jede Unterstützung, wenn ihr technisch oder wissenschaftlich gut drauf seid und Bock habt mitzuarbeiten, wäre das super. Auch soziale Leute, spread the Word, die so als Distributoren fungieren können und uns helfen können Hamburg Werbefrei bekannt zu machen und Unterschriften an den Start zu bringen, sind super mega willkommen. Ich bin fertig. Danke schön. Applaus Herald: Vielen, vielen Dank für diesen euren Talk. Gerade die Visualisierung der Daten, die ihr erhoben habt, hier in Hamburg, war beeindruckend. Es scheint, dass diese aggressive Außenwerbung die Straßen entlang zu kriechen scheint. Danke. Ich übernehme noch mal das Mikro. Vielen Dank. Alles klar. Auch der Vergleich... Setzt euch ruhig, macht es euch bequem, nehmt einen Schluck Wasser. Ihr habt euch ja bis zur rauen Stimme vorgearbeitet. Gerade auch der Vergleich zu den verschiedenen Städten im internationalen Vergleich war sehr beredt und hochinteressant. Wir haben Fragen. Dank euch, aus dem Publikum haben uns verschiedene Fragen erreicht. Aber vielleicht vorab die Frage: Braucht ihr denn noch Aktivist*innen, die euch unterstützen? Erik: Oh ja, die Frage ist einfach zu beantworten. Wir sind relativ wenige Leute im Moment. Wir sind alle sehr engagiert, aber das Ganze kostet Arbeitskraft und auch die Idee zu verbreiten und mit anderen in Kontakt zu treten. Es kostet alles sehr viel Zeit und da würden wir uns über jede Unterstützung auf jeden Fall freuen. Herald: Dann hoffe ich nur, dass eure Server den jetzt kommenden Ansturm irgendwie überleben werden. Also Aktivist*innen sind natürlich gefragt. Frage auch, jetzt vielleicht erweitert: Braucht ihr finanzielle Unterstützung? Habt ihr Unterstützung schon aus der Politik? Erik: Also wir sind von der Bewegungsstiftung momentan etwas unterstützt worden. Vielen Dank dafür. Und in der Politik haben wir Schützenhilfe beim Stellen von parlamentarischen Anfragen bekommen. Fragen, die man ansonsten nicht so einfach beantwortet bekommt. Von der Linksfraktion in Hamburg. Da eine sehr gute Fokussierung auf das Thema momentan. So von Seiten der Regierungsparteien noch nicht so sehr. Aber da hoffen wir natürlich auch auf den einen oder anderen interessanten, oder interessierten Menschen, der sich der Sache vielleicht annehmen möchte. Die 2. Frage...? Herald: Ob ihr nicht vielleicht auch finanzielle Unterstützung gebrauchen könnt. Erik: Finanzielle Unterstützung ist momentan nicht das große Problem. Eher tatkräftige, halt. Herald: Danke für die ehrlichen Antworten. Und dank euch, dank der Signal Angel erreichen mich auch über das Question&Answer Pad weitere Fragen. Eine Frage: Gibt es Statistiken, wie viel Unfälle durch die Ablenkung von Außenwerbung im Durchschnitt entstehen bzw. entstanden sind? Erik: Das ist eine sehr gute Frage. Das ist eine Frage, auf die wir auch gerne eine Antwort hätten. Es ist in Hamburg nicht erhoben wurden. Das geht aus der großen parlamentarischen Anfrage vom Frühjahr hervor. Es gibt Studien. Es gibt beispielsweise eine Studie aus Tel Aviv. Da gibt es eine Stadtautobahn, an der zwischenzeitig einmal keine Werbung war. Dann war da wieder Werbung. Anfangs war da auch Werbung und dort konnte man wohl eine Korrelation zu erhöhter Unfallgefahr feststellen. Es gibt andere Studien, in denen sich das nicht zeigen ließ. Aber das wäre auf jeden Fall interessant zu wissen. Auch für Hamburg. Martin: Ja, ich find - Ich habe ja ein Mikro, oder? Herald: Ah. Ja, so ist das. Martin: Der Kaiser ist ja nackt. Außenwerbung ist ja mega gefährlich für den Straßenverkehr. Ich meine offensichtlich, die Dinger stehen doch an Straßen. Die sind dafür da, dass Menschen da hingucken und... Also unsere parlamentarische Anfrage war auch so formuliert. Glaubt der Senat, dass die Gefährdung gleich Null ist? Wenn nein, warum wird diese Gefährdung denn hingenommen? Ich finde, dass das kollektiv diese Gefahr im Autoland Deutschland und Werbeland, also, ignoriert wird. Es gibt auch noch auf der englischen Seite von Adfree Cities UK einen Artikel, der auf einige Studien verweist. Aber wir fänden es auch cool, eine eigene Studie vielleicht anzustellen. Und haben ja den Verein gegründet, Public Spaces e.V. Und vielleicht wäre das ein Thema, was wir in Zukunft machen könnten, falls sich da Menschen, die wissenschaftlichen Background haben, finden würden, solche Studien anzustellen. Herald: Danke! Nun bin ich kein Jurist, aber wenn diese Wirkung wirksam ist, Aufmerksamkeit erzeugt, na ja, dann lenkt sie auch im Straßenverkehr ab, oder? Erik: Ja, darauf wollte ich auch gerade noch hinaus. Es gibt ja durchaus Eye- Tracking-Studien, was Online-Werbung auf Webseiten angeht und die lenkt definitiv ab. Und wenn man im Straßenverkehr vom Verkehr abgelenkt wird, aus dem Grund ist es ja auch nicht erlaubt auf ein Smartphone zu gucken, beispielsweise um eine Nachricht zu lesen beim Fahren, kann ich mir durchaus vorstellen, dass es einen messbaren Effekt hat. Deswegen, wenn da jemand beispielsweise in einem Fachbereich für Psychologie gerade immatrikuliert ist und noch ein interessantes Thema für eine Arbeit sucht... Vielleicht kann man das ja im Fahrsimulator nachweisen, dass Werbung Reaktionszeiten verlängert, wenn sie nervig im Straßenraum Straßenraum auftaucht. Also das wäre interessant. Herald: Danke. Nun habt ihr natürlich mit der Initiative sicherlich auch den einen oder anderen potenziellen, potenten Gegner auf euch aufmerksam gemacht. Ich gehe auf eine weitere Frage ein, die nämlich diesen Gegnern eine gewisse Cleverness nicht absprechen kann. Und die Frage ist, was tun gegen mögliche Ausweichshandlungen. Also wie zum Beispiel Fahrzeuge, die mit Werbung plakatiert sind und in Wohnvierteln dauerhaft geparkt werden und sowohl werben als eben auch noch Platz wegnehmen. Wer möchte? Erik: Also ja, diese Fahrzeuge gibt es ja in manchen Ländern durchaus auch mit Megafonen auf dem Dach. So dass man den selbst dann nicht ausweichen kann, wenn man diese Nachrichten unter Umständen hören kann. Und die Taktik habe ich tatsächlich in Hamburg in grauer Vorzeit auch einmal gesehen. Es gab tatsächlich Kleinlaster mit Werbetafeln auf der Ladefläche, die umher gefahren sind. Und ich frage mich auch schon, ob das nicht unnötiges Herumfahren ist, was die Straßenverkehrsordnung eigentlich gar nicht hergibt. Martin: Ich nochmal. Zu Ausweichsachen, das falls Außenwerbung eingeschränkt wird, argumentieren wir auch so mit Arbeitsplätzen, wahrscheinlich, die Werbebudgets werden wohl nicht kleiner, dann geht das Geld zur Online-Werbung, TV-, Printwerbung. Ja, zu alternativen Möglichkeiten den öffentlichen Raum mit Werbung zu bespielen. Könnte man sich vorstellen. Da steckt ja Geld hinter, dass das gemacht wird. Aber dann wäre die Hoffnung, dass dann dagegen wieder vorgegangen würde. Z.B halt auch gegen Werbung an Fahrzeugen, was ja unser Gesetzentwurf jetzt nicht betrifft, aber dass in Zukunft dann auch so was bearbeitet werden könnte. Herald: Du willst noch etwas ergänzen? Erik: Ich möchte anknüpfen. Herald: Anknüpfen? Erik: Ich möchte anknüpfen und das Konzept des Opt-In noch einmal in den Raum stellen. Bei anderen Werbeformen ist es ja durchaus so, dass Cold-Calling, zum Beispiel jetzt irgendwelche Versuche Kunden zu akquirieren, so per Telefonspam eigentlich gar nicht mehr erlaubt sind in der EU. Und da frage ich mich warum das auf der Straße noch erlaubt ist. Also eher andersherum. Warum ist das noch erlaubt, wenn auch schon gegen Postwurfsendungen vorgegangen wird? Die zwar auch verschwenderisch sind, aber nun deutlich weniger penetrant sein können als so eine bewegte Werbetafel im öffentlichen Raum. Da in die Richtung kann man es glaube ich auch noch entwickeln. Herald: Danke! Aber apropos Straße und Fahrzeuge, die auf der Straße rumfahren um noch Werbung zu machen. Ob ihr es vielleicht gehört habe oder nicht, das Piepen während eures Talks, was ihr vielleicht gehört habt, war unsere CO2 Ampel, die die allererste Warnung von sich gegeben hat. Und wir haben gleich reagiert. Die Fenster aufgemacht. Es wird zwar jetzt wieder ein bisschen kühler, aber wir sind jetzt auch wieder mehr mit Sauerstoff und weniger CO2 versorgt. Das ist im Showbusiness. That's live. Eine, explizit von mir jetzt nicht konstruktiv- destruktiv vorgestellte Frage, möchte ich eher in Richtung rein wissenschaftliches Interesse verstanden wissen. Die Frage lautet: Was würde denn passieren, wenn diese Werbebildschirme kurzer, starker Mikrowellenstrahlung oder einem EMP ausgesetzt wären? Könnt ihr das bitte rein wissenschaftlich versuchen zu beantworten? Erik: Ich denke, sie würden ausfallen? Herald: Ach. Erik: Ich denke, das kommt wahrscheinlich auf die Stärke des Impulses an. Ob das... wie dauerhaft das ist? Also keine Ahnung, ich habe es nicht probiert. Herald: Don't try this at home. unhörbar So kann das keiner hören. Genau. leises Gelächter Eine weitere Frage. Und ich freue mich über die ganzen Fragen, die ihr stellt und wir haben tatsächlich noch... Es wird knapp, aber ihr könnt noch fragen, das Pad ist noch offen. Eine weitere ist: Würde die Initiative auch Werbung auf offiziellen Webseiten der Stadt inkludieren? Wuh! Erik: leises Lachen Sehr interessanter Punkt, denn die Ströer Digital Media Group hat tatsächlich Werbetracker auf Hamburg.de. Ich habe dazu auch eine IFG- Anfage gestellt und mich auch an den Datenschutzbeauftragten schon mal gewendet, ob das denn nun eigentlich vor einer Einwilligung erlaubt ist. Die Antwort war so ein bisschen lavieren, und sie wussten es alle auch nicht so genau. Also die befragten Partner, da sind noch irgendwelche Mittelsleute zwischen. Was aber das angeht, habe ich tatsächlich nachvollziehen können - Ihr könnt das auch nachvollziehen. Guckt mal, was für Anfragen rausgehen, wenn ihr auf Hamburg.de geht und alle Cookies und Skripte aktiviert. Herald: Eine weitere Frage: Wurde schon versucht, die digitalen Anzeigen zu "befreien"? Martin: Nochmal? Die digitalen Anzeigen zu befreien? Was... Erik: Ja, da sind mir einige destruktive Beispiele bekannt, bei denen eher nicht so schöne Bilder dann gezeigt wurden. Also Pornoseite drauf gehackt oder so was, das bitte nicht. So viel ist mir da noch nicht bekannt. Also, keine Ahnung. Herald: Es soll ja in Hamburg neuerdings auch eine andere Form von Werbung geben, die auf bestimmte Verhältnisse aufmerksam macht. Ach, Andy. Ehm. Sollte es für nichtkommerzielle bzw. politische Kommunikation vor Wahlen andere Regeln, Ausnahmen geben? Wie ist da eure Position zur Wahlwerbung im öffentlichen Raum? Martin: Nach unserem Gesetzentwurf ist Wahlwerbung explizit nicht tangiert. Daran würde sich nach unserem Gesetzentwurf überhaupt nichts ändern. Herald: Vielen Dank! Das Pad... habt vielen herzlichen Dank für die ganzen Fragen, die hier in dem Pad sind. Ich hoffe, dass wir eure Fragen, wenn jetzt keine mehr reinkommt, alle erschöpfend beantwortet haben und bedanke mich noch einmal ganz, ganz herzlich für euch. Dass ihr uns mit diesen Informationen versorgt habt. Dass ihr uns ein Bewusstsein darüber vermitteln konntet, was da, wenn niemand etwas dagegen tut, in absehbarer Zukunft auf uns zukommt. Habt herzlichen Dank für diesen 1. Talk. Ich fand, das war schon mal sehr gelungen. Dank euch! Erik: Danke. Martin: Danke, dass wir hier sein dürfen. Herald: Ja. Abspannmusik Untertitel erstellt von c3subtitles.de im Jahr 2021. Mach mit und hilf uns!