33C3 Vorspann-Musik
Applaus
Herald: Ihr alle kennt ihn,
ich muss ihn nicht großartig ansagen:
Martin Haase, oder maha, mit der
'Sprache der Populisten', und ich sollte
euch noch eins sagen: dieses Mal nicht
alles lernen! Das ist die falsche Sprache.
Applaus
maha: Ja vielen Dank. Ich glaube ich werde
das erste Mal ins Französische übersetzt,
das ist schon was Besonderes. Also ich
kann auch Französisch, also die Sprache.
Lachen
Und ich werde mir das hinterher anhören,
trotzdem vielen Dank dafür,
also finde ich ganz toll.
So, ja, es geht um die Sprache der
Populisten, insbesondere um das Deutsche.
Und ich werde natürlich auch wieder
ein paar Videoschnipsel zeigen. Und
wenn man da was lernen kann, dann kann man
vielleicht was lernen von den Journalisten
in den Videoschnipseln, die halt
dann doch die Gesprächspartner
in Verlegenheit bringen, und das kann man
sich so ein bisschen abgucken, denn
es geht vor allen Dingen um seltsame
Konzepte. Das ist auch der Gegenstand
meines Vortrags. Und wenn man da Fragen
stellt auf der Ebene, dann bekommt man
doch auch ganz überraschende Antworten.
Wenn wir aber über Populisten sprechen,
müssen wir natürlich erstmal wissen,
"was ist überhaupt Populismus?". Und da
steigen wir gleich mit einem Videoschnipsel
ein, was uns einen Eindruck gibt, und dann
versuche ich das auch noch ein bisschen
definitorisch zu erfassen. Dieser nette Herr
wird uns das jetzt erklären.
Audio/Video-Wiedergabe beginnt
Befragter: Meine Kritik ist, dass ihr
nicht die Wahrheit sagt! Grölen im Hintergrund
Interviewerin: Über Flüchtlinge?
B.: Nein, ihr berichtet keine Wahrheit.
Seit dem ganzen Drama.
I.: Warum sind Sie heute Abend hier?
B: Weil das alles eine Schweinerei ist.
I: Was denn genau?
B: Was denn genau? Dass hier das
zu einem islamischen Staat werden soll.
Und die armen Christen, die dort
unten getötet werden - Kopf ab -
weil, wenn ihr den Koran kennt,
dann wüsstet ihr, dass der Koran
ganz schlimm gegen die Christen ist.
I: Sie wissen aber schon, dass ganz viele
der Flüchtlinge, gerade aus Syrien
und dem Irak, fliehen vor Bomben,
vor Fassbomben, vor Folter,
vor Vergewaltigung...
B: Warum fliehen die? Die sollen zuhause
bleiben, sollen ihr Land wieder aufbauen.
I: Im Krieg?
B: Wir haben auch Krieg gehabt, sind wir
weggelaufen? Wir haben unser Land aufgebaut
und sind nicht woanders hingegangen,
und haben gejammert. Bleibt...
Audio/Video-Wiedergabe endet
maha: Okay. Also wir merken schon
so ein bisschen, worum es geht
und wie es funktioniert. Also Wahrheit
war ein ganz wichtiger Aspekt hier,
wir werden auf das Konzept Wahrheit heute
auch noch einmal zu sprechen kommen.
Es geht um einfache Gewissheiten, die
eben als Wahrheiten verkauft werden,
und vor allen Dingen geht es
darum, Ängste zu schüren,
Dystopien, wie man sagt. Also Flüchtlinge...
bedrohen... und das ist, glaube ich,
ein ganz wichtiger Aspekt von Populismus
im engeren Sinn. Man kann natürlich
Populismus auch weiter fassen, dann kann
man sagen: naja gut, Parteien sind immer
irgendwie auch populistisch, aber hier
geht es doch um etwas spezifisch engeres,
nämlich es geht hier vor allem um die
Sache mit den einfachen Gewissheiten.
Ängste, und dann aber einfache Lösungen.
Das ging alles los, wir erinnern
uns, mit "Der Euro muss weg".
Jetzt heißt es eher "Flüchtlinge
raus, und dann ist alles gut". Aber
das kann ja nicht sein, es kann eben
nicht alles gut werden. Was passiert,
wenn der Euro weg ist, dann gibt es
vielleicht noch mehr Probleme.
Oder "Steuern runter", das ist auch so eine
einfache Lösung, oder "Merkel muss weg",
und alles ist gut. Aber wer kommt denn nach
Merkel? Seehofer... Lachen Gabriel...
von der Leyen... also, ja okay, hm,
also ich... das ist immer das Problem.
Und es gibt sicherlich noch weitere Dinge.
Was hier auffällt, ist, dass immer
irgendwas weg muss, am Besten noch mit
Ausrufungszeichen, also das Ausrufungszeichen
ist ein deutliches Kennzeichen. Es muss
was weg, und dann ist alles gut. Aber
so ist es eben einfach nicht. Insbesondere
möchte ich auf Rechtspopulismus hier
eingehen, und da gibt es auch so drei
Kriterien beim Rechtspopulismus.
Da geht es oft um das Recht der Mehrheit,
also das Recht des Stärkeren,
die Mehrheit, die Starken, die
soll durchgesetzt werden.
Dann oft die Forderung nach einem starken
Staat, Law and Order, also in allen Parteien
die besonders dem Rechtspopulismus
zuzuordnen sind, wir werden noch sehen,
dass sind vielleicht mehr Parteien als man
denkt, geht es immer um Law and Order,
ganz wichtig. Und es gibt Schuldzuweisungen,
Schuldzuweisungen an eine entspezifizierte
Minderheit. Was ist eine entspezifizierte
Minderheit? Also insbesondere, wir haben
schon gehört, in dem Text: Ausländer, die
gleichgesetzt werden mit Flüchtlingen
- natürlich sind nicht alle Ausländer
Flüchtlinge - die werden gleichgesetzt
mit Moslems - wobei auch nicht alle
Flüchtlinge Moslems sind - die werden
gleichgesetzt mit Islamisten, und die
werden gleichgesetzt mit Terroristen.
Das ist also die Minderheit, gegen die es
geht. Also Ausländer am Ende gleich
Terroristen. Es gibt da noch so Varianten
zum Rechtspopulismus. Eine Variante
die so ein bisschen im liberalen oder
libertären Raum zu finden ist, da geht es
dann nicht so um das Recht der Mehrheit,
sondern um das Recht der Leistungsträger,
da wird dann auch nicht immer ein starker
Staat gefordert, obwohl Law and Order
da auch oft auf der Agenda steht, sondern
es soll um Steuersenkungen gehen.
Wie man natürlich Steuersenkungen mit
Law and Order in Verbindung bringt, ist
nicht immer klar. Und da gibt es dann
andere entspezifizierte Minderheiten.
Was man so hört aus der liberalen Ecke
ist dann immer "die Transferempfänger".
Also ein Vertreter der CDU hat mir im
September gesagt "Die Beamten sind schuld,
weil die alle keine Krankenversicherung
zahlen". Komisch, ich bin Beamter und
zahle Krankenversicherung. Also sowas hört
man da. Dann gibt es noch eine Variante
die manchmal auch als Linkspopulismus
bezeichnet wird, aber ich denke, das ist
nicht das Konzept, das ist, glaube ich,
auch rechts. Da wird dann gesagt:
"Die Mehrheit sind die 99% oder 99.9%", da
wird auch oft nach einem starken Staat
gerufen der das dann regelt, und die
Schuldzuweisungen. Schuld sind die 1%
oder 0.1%, also auch eine Minderheit. Und
jetzt ist natürlich klar, es gibt natürlich
wenig Reiche und viele, die nicht so reich
sind, aber wenn man dann näher nachfragt,
wer denn diese 0.1% sind oder 1%, dann
hört man oft "ja..." Wir werden das gleich
noch hören, also das fantasiere ich mir
nicht zusammen. Wir hören gleich noch
einen Originaltext dazu. "Ja, das sind
die Rothschilds". Und das ist natürlich
irgendwie seltsam. Außerdem ist es
natürlich so, dass das Finanzsystem
durchaus durch mehr Leute getragen wird,
die Aktien haben oder die auf eine Rente
hoffen, die irgendwo durch Investitionen
zustande kommt. Also so einfach
ist das nicht, dass alles Geld bei 0.1%
ist. Ja, und wenn wir jetzt zur Sprache
kommen, dann gibt so einen Punkt, und das
hat auch was mit den, mit der Minderheit
zu tun, die vor allen Dingen im Fokus
steht. Ein Punkt, den wir hier schonmal
hatten, nämlich den "Flüchtlingstsunami".
Und da sieht man eben Entmenschlichung
dadurch, dass eben von einem Tsunami die
Rede ist, das haben wir hier ja schonmal
thematisiert. Es gibt dann auch die
Variante "Flüchtlingslawine",
"Flüchtlingswelle" und "Flüchtlingskrise",
und das interessante ist, je weiter wir
runtergehen in dieser Liste, umso mehr
Hits findet man, wenn man danach sucht,
und "Flüchtlingskrise" ist sozusagen das
gängige Wort, was wir eben tatsächlich
auch in der Presse finden, und meine
Hypothese, die ich dann auch Ende
aufgreifen werde, ist, dass auf diese
Weise natürlich auch die Sprache
der Populisten in die allgemeine Sprache
eindringt, denn in Zeitungen, in den Medien
hört man immer mal wieder was von
"Flüchtlingskrise", Und im Grund ist
"Flüchtlingskrise" zwar nicht so ein krasser
Begriff, also nicht so ein Dysphemismus
wie "Flüchtlingstsunami", aber immerhin
ist es auch etwas, was die Minderheit
entmenschlicht und eben dann auch dafür
steht, eben die Wirklichkeit in so einer
besonderen Weise darzustellen. Was dann
endet mit solchen Äußerungen, wie ich
auch gefunden habe in den Videos, die ich
auch gleich noch zeigen werde, dass Leute
sagen "Wir sind fremd im eigenen Land".
Was natürlich paradox ist, denn das
eigene Land ist eben gerade das, wo
man nicht fremd ist. Also die Definition
von "fremd" passt nicht zu dieser
Äußerung. Aber diese Art von Paradoxien,
die finden wir halt immer wieder, deshalb
werden wir uns auch heute ein bisschen
mit Semantik beschäftigen, also
mit der Bedeutung von Wörtern.
Und da gibt es eine Reihe von Wörtern die
ich als "verbogene Wörter" bezeichnet habe,
weil man sie zunächst einmal gar nicht
versteht. Man weiß gar nicht, was soll
das sein? Und erst bei einigem Nachdenken
oder Nachforschen kommt man darauf,
dass das irgendwie was Sonderbares
ist und dann auch im Kontext von
Rechtspopulismus steht. Das erste Wort,
das mir über den Weg gelaufen ist, ist
"Ethnopluralismus". Das klingt super,
Pluralismus, ganz toll, Ethnopluralismus.
Ja, was ist damit gemeint? Es ist
tatsächlich auch ein Kampfbegriff,
wir werden nachher auch noch weitere
solche sehen, bei dem es darum geht,
dass gesagt wird: "Ja, wir sind ja für
Pluralität, aber jede Ethnie, also jeder
Volksstamm soll da bleiben, wo er
hingehört." Also irgendwie in Afrika.
Das ist so das, was sich dahinter
verbirgt. Und ein ganz anderes Wort,
das ich auch zunächst nicht verstanden
habe: Die "Bahnhofsklatscher". Da habe ich
gedacht, Bahnhofsklatscher, vielleicht
irgendwas mit Silvester in Köln, oder so?
Nein, es ist was anderes. Es gibt eine
Variante davon, dann hab ich es dann
auch besser verstanden: die "Refugees
welcome"-Klatscher oder einfach nur
"Welcome-Klatscher". Das sind also
diejenigen, die offensichtlich Leute
begrüßen, die in Deutschland ankommen.
Also wir sehen da schwierige Semantik,
die man also erstmal begreifen muss, wenn
man nicht zu dieser Filterbubble gehört.
Dann gibt es Umdeutungen. Und das ist
halt besonders interessant. Das ist auch
die besondere Gefahr bei der ganzen Sache,
wenn ganz normale Wörter verwendet werden,
die plötzlich was anderes bedeuten, dann
gibt es natürlich da die Möglichkeit, dass
jemand plötzlich überzeugt wird von
Argumentationen, weil er sie etwas anders
versteht. Eine dieser Umdeutungen,
die wir häufig finden, betrifft das Wort
"Demokratie". Das hört man oft auch in
den Videos, die ich noch zeigen werde,
"Demokratie", da wird mehr Demokratie
gefordert, und natürlich sind wir alle
für mehr Demokratie. Und wenn man dann
aber genauer nachhört, was damit gemeint ist,
dann wird so ein bisschen Etymologie
betrieben. Also der Wortursprung.
'Demos' - das Volk, 'kratie' - die
Volksherrschaft, also "mehr Volksherrschaft",
und "wir sind das Volk". Also diejenigen,
die sowas sagen, sagen also "Wir wollen
herrschen". Obwohl sie nicht das gesamte
Volk sind. Und zu Demokratie gehört eben
auch sowas wie Minderheitenschutz, aber
hier geht es dann meistens darum, dass
die Mehrheit bestimmen soll, und das eben
auch, äußert sich dann auch in Forderungen
nach direkter Demokratie, was eigentlich
eine gute Forderung ist, aber es soll eben
das Volk entscheiden und nicht irgendeine
Elite. Dabei beruht Demokratie schon
darauf, dass Verantwortung deligiert wird
und bestimmte Leute anderen gegenüber
verantwortlich sind. Der andere umgedeutete
Begriff ist "Wahrheit". Wir hatten das
vorhin schon gehört, Wahrheit, was ist
eigentlich hier mit Wahrheit gemeint? Ja,
Wahrheit wird verstanden als das, was in
der "Meinungsdiktatur" der "Lügenpresse"
unterdrückt wird. Also es gibt auf der
einen Seite die Meinungsdiktatur,
die Lügenpresse, und das andere ist
die Wahrheit. Als ob genau das, was
unterdrückt wird, schon allein per se
dadurch dass es unterdrückt wird,
Wahrheit ist. Die Frage ist, ob es
überhaupt unterdrückt wird.
Das werden wir dann auch noch sehen. Also,
es gibt diesen Nebensatz "Wahrheit und
Meinungsdiktatur/Lügenpresse", auf der
anderen Seite die Meinungsfreiheit.
Die Meinungsfreiheit, die man vertreten
will, im Gegensatz zu dem "Maulkorb"
und der "Zensur", die allenthalben zu
finden ist. Also auch "Meinungsfreiheit"
wird umgedeutet, in einer bestimmten
Weise, dass hier eben die eigene Meinung
gemeint ist, oder eben die Meinung,
die vermeintlich unterdrückt wird.
Wir hören uns das mal an, hier haben wir
so eine Argumentation, wieder aus diesem
ZDF-Beitrag. Gelächter
Audio/Video-Wiedergabe beginnt
Befragte: Die Presse kann doch hier weg!
Interviewerin: Und deswegen darf er mich schubsen?
B: Nein, das nicht!
Das ist nicht in Ordnung.
I: Na wenigstens das.
B: Aber die Berichterstattung
können Sie sich ersparen,
weil die Wahrheit
bringen Sie sowieso nicht.
I: Aber wenn wir nicht berichten, heißt
es doch auch, wir würden zensieren.
Was wollen Sie denn jetzt?
B: Jaja, sicherlich wird das zensiert!
Wo haben Sie denn hier objektive Berichterstattung?
I: Was fehlt Ihnen denn?
B: So, und bitte, das war nur,
was ich sagen wollte.
I: Na dann. Durfte sie ja jetzt auch.
B: Die Wahrheit!
I: Was ist denn die Wahrheit?
B: Ja, aber nicht Ihre.
I: Was ist denn Ihre Wahrheit?
B: Nicht Ihre Wahrheit.
I: Ich weiß gar nicht, was meine ist.
B: Hören Sie hier zu, das ist
die Wahrheit. Und nicht, was
'unsere Politiker' hier veranstalten.
I: Ich würde gerne wissen...
das sind auch Politiker!
B: Aber die sind nicht in der Regierung!
I: Und was ist jetzt
nochmal Ihre Wahrheit?
B: Das ist nicht Ihre. Hören Sie hier zu
- da hören Sie sie.
I: Ich versteh's nicht, lassen
wir's. Ich versteh's nicht.
Lachen im Saal
andere Demo-Teilnehmer befragt:
I: Ersthaft - wie könnte denn eine Lösung aussehen?
Audio/Video-Wiedergabe endet
maha: Hm. Also Wahrheit ist eben das,
was irgendwie unterdrückt wird, und man
weiß es nicht genau, aber wenn es
unterdrückt wird, ist es die Wahrheit.
Also das ist, irgendwie, das, was hier
rauskommt. Ein bisschen erinnert mich das
an 1984, wir erinnern uns: "War
is Peace", "Freedom is Slavery",
"Ignorance is Strength". und 'ignorance'
wird natürlich nicht mit Nichtwissen
übersetzt, aber ich denke, hier ist
auch wieder Ignoranz gemeint.
"Ignoranz ist Stärke". Und das ist auch
die Überschrift für den nächsten
Abschnitt hier. Da sieht man auch wieder
solche Verschiebungen in der Bedeutung.
"Gutmenschen" und vor allem das
"Gutmenschentum" ist so ein Begriff,
der immer auftaucht ich hab das hier auch
mal rausgesucht aus Google Trends,
was Leute gesucht haben und da sieht man
in der Tat, Gutmenschen gab es wohl schon,
dann nimmt das irgendwie zu, Ende 2012.
Und dann gibt es hier die ganzen
Ausschläge 2016, wo das Wort "Gutmenschen"
tatsächlich wichtiger wird. Aber es
verändert dabei seine Bedeutung. Den
'Gutmensch' - eigentlich ist das sowas
wie der 'Naivling', möglicherweise 'ne
Lehnübersetzung, aus Französisch
'bonne homme', netter Kerl, 'bonne
homme'. Es ist abgeleitet: 'bonhomie',
die Gutmütigkeit. Aber jetzt verschiebt
sich das. Und die Gutmenschen sind
die eigentlich Bösen. Das sind irgendwie
Böse, wir werden das gleich noch sehen,
an Komposita. Gutmenschen sind also
plötzlich für die Sprecher des
Populisten-Sprechs böse Menschen. Und
zwar sind sie besonders deshalb böse weil
sie die sogenannte 'politisch korrekte
Sprache' benutzen. Auch so ein Feindbild.
Politisch korrekte Sprache wird eben hier
auch als was sehr negatives angesehen.
Auch im Grunde ein Kampfbegriff. Man
ist gegen die politisch korrekte Sprache.
'Gut' ist eben für Rechtspopulisten
diejenige Sprache die nicht
politisch korrekt ist. Und man erkennt
jetzt - dass eben gerade Gutmenschen
was Böses sind - an Komposita.
Ich habe hier ein paar gefunden.
Nämlich 'Toleranzfaschismus', 'Gutmenschen-
faschismus' und 'Sprachfaschismus'.
Interessant ist dabei, dass ich den Beleg
'Tolleranzfaschismus' nur mit 2x L
gefunden habe.
Gelächter und Applaus
Ja, ich bin gefragt worden, vor einiger
Zeit, von einer Journalistin, wie man
eigentlich Fake-News erkennt. Und ich habe
gesagt, naja, wenigstens die Rechtschreibfehler
sind ein guter Hinweis. Was nicht heißen
soll, dass News ohne Rechtschreibfehler
keine Fake-News ist. Aber wenn
Rechtschreibfehler drin sind, dann
muss man sich schon fragen, ob das
wirklich alles so ist, wie es dargestellt wird.
Das liegt jetzt nicht - also ich
will jetzt nicht Leute bashen
mit Rechtschreibschwächen, ich selber
habe ja auch eine gewisse Neigung dazu,
aber was man da macht, ist, also wenn
man eine Rechschreibschwäche hat, ist,
seine Texte durch andere lesen zu lassen.
Und wenn eine Nachricht eine richtige
Nachricht ist, haben die bestimmt auch
viele Leute angeschaut. Und dann
gibt's halt nicht mehr so viele
Rechtschreibfehler. Also, von daher,
kann man an der Zahl der
Rechtschreibfehler schon erkennen,
dass etwas nicht stimmt, oder 'ne
Einzelposition darstellt. Ja, wir werden
weiter
darauf eingehen, was es zu bekämpfen
gilt. Dann ist es das sogenannte
'Gender-Mainstreaming'. Gender-
Mainstreaming wird auch als
etwas negatives umgedeutet. Also Gender-
Mainstreaming, damit ist ja eigentlich
gemeint, ursprünglich, die Möglichkeit
dass eben Geschlecht, was
weniger sichtbar ist, sichtbar gemacht
wird. Also, in den Mainstream 'reinkommt.
Aber hier ist irgendwie 'was sonderbar
Negatives gemeint. Und deshalb finden
wir für's Gender-Mainstreaming auch
Ersatzwörter. Nämlich 'Gender-Ideologie',
sehr häufig, 'Genderismus' sogar, 'Gender-
Wahn' oder 'Gender-Wahnsinn', und
'Gender-Faschismus'. Wieder der
Faschismus. Der ist immer schnell dabei.
Und jetzt denkt man sich "naja, was wird
da gemeint sein mit Gener-Faschismus?
Dass irgendwie ein Geschlecht das andere
unterdrückt oder so? Nein, es geht hier
um Sprache. Und wir hatten vorhin auch
das mit dem Sprach-Faschismus. Also,
unter Gender-Faschismus wird vor allen
Dingen verstanden, dass irgendwie,
tatsächlich, wie beim Gender-Mainstreaming
gefordert, die Mehrgeschlechtlichkeit eben
sichtbar gemacht wird in der Sprache. Das
wird eben als bekämpfenswert angesehen,
und als 'Faschismus' angesehen. Im
gleichen Bereich ein anderer Begriff, der
auftaucht. Die sogenannte
'Frühsexualisierung'. Interessant ist
vor allen Dingen, dass das Wort
'Sexualisierung' kaum zu finden ist.
Abder 'Frühsexualisierung'. Offensichtlich
gibt es Sexualisierung nicht ohne 'Früh'.
Aber die Wikiopedia weiß auch, dass es
hier um einen Kampfbegriff geht. Das
steht da auch in der Wikipedia direkt, in
der Definition von 'Frühsexualisierung'.
Also hier können wir sehen wie die Trends
sind, wann das so auftaucht. 2006/2007
gibt's die Diskussion zunächst in der
Schweiz. Dadurch dieser erste starke
Ausschlag. Und dann gibt's da nochmal so
Ausschläge. Und dann ab 2011 immer mehr
das Thema 'Frühsexualisierung'. Weil
das eben auch von rechtspopulistischen
Parteien immer vorgebracht wird. Mal
Bildungsplan in Hessen, Regelungsplan (?)
in Baden-Württemberg. Da wird jetzt gesagt
also Sexualkunde für Pubertierende
das ist eben 'Frühsexualisierung'. Gemeint
ist da aber - ich meine das steckt in dem
Wort 'Frühsexualisierung' drin - warum
'früh'? Früh eben weil man da irgendwie
so andeuten will, dass es vielleicht
irgendwie was mit Verführung von
Kindern zu tun hat. Da sind wir dann so
im pädophilen Bereich. Also das soll
auf jeden Fall stigmatisiert werden. Und
es geht einfach nur um Sexualkunde!
Das ist eben hier der Begriff der
eingesetzt wird um dagegen zu opponieren.
Dann das Wort "völkisch", das plötzlich in
den Diskussionen kam. wo dann Frauke
Petry sagte, das Wort "völkisch" muss jetzt
wieder benutzbar sein. Da muss man sich
natürlich ankucken wo das herkommt. Das
erklärt uns dieser Philosoph: laut Johann
Gottlieb Fichte, also am Anfang des
19. Jahrhunderts, das Wort "völkisch"
ist nämlich für ihn eine Lehnübersetzung
für das Wort "deutsch". Und zwar "deutsch"
ist ja abgeleitet aus Althochdeutsch
"diota" plus Adjektivendung "-isk",
also gibt's so 'ne Form wie "djutisch",
"djutsch", aus der dann "deutsch" sich
weiterentwickelt. Und eben "Volk" und
"-lich"... oder "Volk" und "-isch" ist das
eigentlich. Deshalb "Volk-isch" oder
"völkisch". Das wird dann in der Folge,
im 19. und 20. Jahrhundert verwendet für
"national". Als Übersetzung für "national"
weil man da eben der Meinung war, man muss
für "national" auch ein deutsches Wort haben.
Aber dadurch dass es im Grunde so 'ne
Lehnübersetzung für "deutsch" ist, ist es
halt insbesondere eben mit Bezug auf
Deutschland verwendet, und das geht dann
im 20. Jahrhundert los... Das ist hier
Google Engrams (?), also während des
1. Weltkriegs, dass man hier eben
besonders in anitsemitischen Zirkeln
das Wort "völkisch" benutzt, eben auch
in der Bedeutung "nicht-jüdisch". Und
man sieht also ganz deutlich durch den
Ausschlag um 1940 herum, dass es sich
eben um einen Terminus handelt, der im
Nationalsozialismus 'ne besondere
Bedeutung hat. Dass das dann nachher noch
kommt, hängt natürlich auch damit zusammen
dass in Büchern der Nationalsozialismus
aufbearbeitet wird. Wenn wir uns jetzt
die Trends anschauen, heute, "völkisch"
poppt da einmal auf, 2016, das ist eben
genau der Punkt, wo das in die Diskussion
geworfen wird. Und dann gibt's dann auch
so 'n bisschen weitere Diskussion zu
"völkisch", und dann verschwindet es
eigentlich wieder.