Mein Name ist Rebecca,
und ich bin ein Cyborg.
(Gelächter)
Genauer gesagt, ich habe 32
Computer Chips in meinem Kopf,
die mein Hörvermögen
wiederhergestellt haben.
Das nennt sich Cochlea-Implantat.
Erinnern Sie sich
an die Borg aus Star Trek,
diese Aliens die alles in Ihrem Umfeld
erobern und in sich aufsaugen?
Nun ja, das bin ich.
(Gelächter)
Die gute Nachricht ist,
ich bin auf Ihre Technologie aus,
nicht auf Ihre menschlichen Lebensformen.
(Gelächter)
In Wirklichkeit habe ich noch nie
eine Folge von Star Trek gesehen.
(Gelächter)
Aber dafür gibt es einen Grund:
Als ich an Kind war,
gab es keine Untertitel im Fernsehen.
Ich bin hochgradig
schwerhörig aufgewachsen.
Ich ging auf eine normale Schule
und musste lippenlesen.
Ich habe bis zu meinem 20.Lebensjahr
keine andere gehörlose Person getroffen.
Elektronische Geräte waren damals
größtenteils auditiv.
Meine Schwester Barbara war mein Wecker.
Sie stelle sich den Wecker und warf
etwas nach mir, um mich aufzuwecken.
(Gelächter)
Mein Hörgerät hatte die Lautstärke eines
industrietauglichen Vorschlaghammers,
aber sie halfen mir mehr,
als den meisten Menschen.
Mit Ihnen konnte ich Musik
und den Klang meiner eigenen Stimme hören.
Mir gefiel schon immer die Idee,
dass Technologie die Welt
menschlicher machen kann.
Ich schaute zu, wie die Stereoanlage,
ihre Farbe mit der Musik veränderte
und wusste, es ist nur
eine Frage der Zeit,
bis mir meine Uhr auch Ton anzeigen kann.
Wussten Sie, dass Hören
im Gehirn entsteht?
Im Ohr ist ein kleines Organ,
namens Cochlea,
und die Cochlea ist bedeckt mit
tausenden Rezeptoren, den Haarzellen.
Wenn ein Ton Ihr Ohr erreicht.
senden diese Haarzellen
elektrische Signale an Ihr Gehirn,
und Ihr Gehirn interpretiert das als Ton.
Haarzellschädigungen
kommen sehr häufig vor:
durch Lärmbelastung,
normales Altern, Krankheit.
Meine Haarzellen wurden
noch vor meiner Geburt beschädigt.
Meine Mutter erkrankte an Röteln,
als sie mit mir schwanger war.
Etwa fünf Prozent der Weltbevölkerung,
hat wesentliche Hörschädigungen.
Bis 2050 wird sich das voraussichtlich
auf 900 Millionen Menschen verdoppeln,
1 in 10 Personen.
Für ältere Menschen
ist es schon jeder dritte.
Mit einem Cochlea-Implantat,
übernehmen Computerchips die Aufgabe
der beschädigten Haarzellen.
Stellen Sie sich eine Packung
mit 16 Buntstiften vor,
und diese 16 Buntstifte
müssen in Kombination
alle Farben des Universum hervorbringen.
Mit dem Cochlea-Implantat
ist es das gleiche.
Ich habe 16 Elektroden
in jeder meiner beiden Cochleae.
Diese 16 Elektroden müssen zusammen
Signale an mein Gehirn senden,
die alle Töne des Universums
repräsentieren.
Ich habe Elektronik in
und außerhalb meines Kopfes,
um das möglich zu machen,
unter anderem ein kleiner Prozessor,
Magneten in meinem Schädel,
und eine wiederaufladbare Stromquelle.
Radiowellen übertragen Töne
durch die Magneten.
Was ich zum Cochlea-Implantat
oft als erstes gefragt werde,
wenn die Leute von den Magneten hören,
ist ob mein Kopf
am Gefrierschrank hängen bleibt.
(Gelächter)
Nein, tut er nicht.
(Gelächter)
(Applaus)
Danke, danke.
(Applaus)
Ich weiß es,
weil ich es ausprobiert habe.
(Gelächter)
Hörende Menschen meinen,
dass Gehörlose,
sich ständig wünschen zu hören,
weil sie es sich
nicht anders vorstellen können.
Aber ich wünschte mir niemals,
hören zu können.
Ich wollte nur Teil
einer gleichgesinnten Gemeinschaft sein.
Ich wollte, dass alle anderen taub sind.
Ich glaube, das Gefühl der Zugehörigkeit
verbindet unsere Lebensgeschichten,
und meine fühlte sich unvollständig an.
Als die Cochlea-Implantate herauskamen,
damals in den 80gern,
war die Operation so furchteinflößend
wie Frankensteis Monster.
2001 hat sich der Prozess
fundamental weiterentwickelt,
zerstörte aber noch immer
jegliches Gehör, das man vorher hatte.
Die Erfolgswahrscheinlichkeit,
damit Sprache zu verstehen, war gering,
vielleicht 50 Prozent.
Wenn es nicht funktionierte,
gab es kein zurück.
Implantate waren in der Gehörlosenszene
damals auch kontrovers.
Sie wurden im Grunde so wahrgenommen,
als würde man seine Hautfarbe verändern.
Ich wartete eine Weile,
aber mein Gehör wurde immer schlechter.
Die Hörgeräte halfen nicht mehr.
2003 traf ich die schwere Entscheidung
für ein Cochlea-Implantat.
Ich musste diesen herzzereißenden
Kreislauf des Verlusts stoppen,
egal ob die Operation
funktionierte oder nicht.
Und ich glaubte wirklich nicht daran.
Sie war der letzte Punkt
zum Abhaken auf meiner Liste,
vor meinem Übergang
in die vollständige Gehörlosigkeit,
den ein Teil von mir wollte.
Vollständige Stille macht
ausgesprochen süchtig.
Vielleicht waren Sie mal
in einem Floating-Tank,
dann wissen Sie, was ich meine.
Stille hat sinneserweiternde Fähigkeiten.
In der Stille, sehe ich Ton.
Wenn ich mir ein Musikvideo
ohne Ton anschaue,
kann ich Musik hören.
Ohne Ton,
füllt mein Gehirn die Lücken
basierend auf der Bewegung, die ich sehe.
Mein Kopf kämpft nicht mehr
mit der Ablenkung durch Ton.
Er kann freier und kreativer denken.
Es hat seine Vorteile
künstliche Körperteile zu haben.
Es ist zweifellos praktisch,
Hörfähigkeit zu haben,
die ich abstellen kann,
wann immer ich möchte.
(Gelächter)
Ich höre, wenn ich muss,
und ansonsten, höre ich nicht.
Künstliches Gehör altert nicht,
auch, wenn die äußeren Teile
manchmal ersetzt werden müssen.
Es wäre so cool,
wenn beschädigte Teile
sich automatisch regenerieren würden,
wie bei einem richtigen Cyborg.
Aber zur Zeit bekomme ich meine noch
per Post von Advanced Bionics.
(Gelächter)
Oh, und ich bekomme Updates,
direkt in meinen Kopf geladen.
(Gelächter)
Nicht ganz AirDrop -- aber fast.
(Gelächter)
Mit dem Cochlea-Implantat,
kann ich ohne Ohrstöpsel Musik von meinem
iPod streamen, direkt in meinen Kopf.
Vor kurzem war ich auf einem langen,
langweiligen Konzert eines Freundes ...
(Gelächter)
und ohne dass irgendjemand es merkte,
hörte ich stattdessen
für drei Stunden die Beatles.
(Gelächter)
(Applaus)
Technologie hat sich
so schnell weiterentwickelt.
Das größte Hindernis,
das sich mir als gehörlose Person stellt,
ist kein physikalisches Hindernis mehr.
Es ist die Art und Weise wie Menschen
auf Gehörlosigkeit reagieren,
Menschen reagieren auf überholte Weise
auf meine Gehörlosigkeit --
Mitleid, Bevormundung, sogar Ärger --
denn das zerstört alle
menschliche Verbundenheit,
die Technologie möglich macht.
Ich hatte mal eine Zimmergenossin
auf Reisen, die komplett ausgerastet ist,
weil ich ihr Klopfen
an der Tür nicht gehört hatte,
als ihr Schlüssel nicht funktionierte.
Wäre ich nicht da gewesen, kein Problem,
sie hätte sich einen
anderen Schlüssel geholt.
aber als sie sah, dass ich da war,
ist ihr der Kragen geplatzt.
Es ging nicht mehr um den Schlüssel.
Es ging darum, dass Gehörlosigkeit
keine ausreichende Ausrede
für ihre Unannehmlichkeit ist.
Oder der Werbespot
von dem gehörlosen Mann,
dessen Nachbarn ihn mit Nachrichten
in Gebärdensprache überraschten,
von Leuten auf der Straße.
Alle, die mir dieses Video schickten,
meinten sie haben geweint,
also fragte ich sie:
"Na, was wenn er nicht taub wäre?
Was wenn seine Muttersprache
spanisch wäre
und alle stattdessen
spanisch gelernt hätten?
Hättest du dann geweint?"
Alle sagten nein.
Sie weinten nicht wegen
der Kommunikationsbarriere,
sondern weil der Mann taub war.
Aber ich sehe es anders.
Was, wenn ein Borg
in diesem Video auftauchen würde,
und der Borg sagen würde:
"Taubheit ist irrelevant."
Das sagen sie doch, oder?
Alles ist "irrelevant".
Und dann hätte der Borg
den gehörlosen Mann assimiliert,
nicht aus Mitleid, nicht aus Ärger,
sondern wegen seiner
biologischen Besonderheiten,
die der Borg wollte,
eingeschlossen besonderer
Sprachfähigkeiten.
Den Werbesport hätte ich
viel lieber gesehen.
(Gelächter)
Warum ist es Menschen so unangenehm
über Fähigkeiten nachzudenken?
Vielleicht kennen Sie
das Theaterstück, später verfilmt,
namens "Gottes vergessene Kinder",
von Mark Medoff.
Dieses Theaterstück, dieser Titel,
kommt ursprünglich von einem Gedicht
von Alfred Tennyson,
und ich interpretiere sowohl das Stück
als auch den Titel so,
dass Menschen,
die als fehlerhaft angesehen werden,
von geringeren Göttern gemacht wurden,
und ein untergeordnetes Leben führen,
während von den echten Göttern gemachte,
eine überlegene Klasse sind,
denn Gott macht keine Fehler.
Im zweiten Weltkrieg,
wurden geschätzt 275.000
Menschen mit Behinderung
in Vernichtungslagern ermordert,
weil sie nicht zu Hitlers Vorstellung
einer überlegenen Rasse passten.
Hitler sagte, er war inspiriert
durch die Vereinigten Staaten,
die Gesetze zur Zwangssterilization von
"Untauglichen" verabschiedet hatten,
beginnend im frühen 19. Jahrhundert.
Diese Praxis wurde in mehr als 30 Staaten
bis in die 70er fortgeführt,
und erst 2003 vom
letzten Staat widerrufen.
Also, die Welt hat sich nicht so weit
von Tennysons Gedicht entfernt.
Die Tendenz auf Grundlage von Fähigkeiten
Vorurteile gegenüber Personen zu haben,
kommt in Sätzen heraus, wie:
"Du bist so besonders.",
"Ich könnte so nicht leben."
oder "Gott sei dank, bin das nicht ich."
Das Denken von Menschen zu verändern,
ist so wie ihre Gewohnheiten zu verändern.
Vor dem Implantat hatte ich aufgehört
das Telefon zu verwenden
und bin zu Email übergewechselt,
aber Leute sprachen mir weiter
auf den Anrufbeantworter.
Sie waren verärgert, dass ich telefonisch
nicht erreichbar bin,
dass ich nicht auf Nachrichten reagiere.
Ich erklärte ihnen immer wieder
meine Situation.
Sie haben Monate gebraucht,
sich daran zu gewöhnen.
Zehn Jahre später,
wer hasst Anrufbeantworter noch?
Millenials.
(Gelächter)
Und was haben sie getan?
Sie haben Textnachrichten
als Kommunikationsmittel normalisiert.
Wenn man heutzutage
den Anrufbeantworter ignoriert,
spielt es keine Rolle mehr,
ob man gehörlos ist oder nur egozentrisch.
(Gelächter)
(Applaus)
Millenials haben verändert
wie wir über Textnachrichten denken.
Sie haben die Norm zurückgesetzt.
Ich kann Ihnen gar nicht sagen,
wie sehr ich Textnachrichten liebe.
Oh, und Gruppennachrichten.
Ich habe sechs Geschwister --
sie können alle hören,
aber ich werte sie deswegen nicht ab.
(Gelächter)
Und wir schreiben alle.
Wissen Sie wie aufregend es ist,
visuelle Kommunikationsmittel zu haben,
die auch alle anderen verwenden.
Deshalb habe ich jetzt eine Mission.
Als Anwender von Technologie
möchte ich visuelle Alternativen,
überall wo es Ton gibt.
Es spielt keine Rolle, ob ich taub bin,
oder das Baby nicht aufwecken möchte.
Beides ist gleichwertig.
Kluge Designer
kombinieren verschiedene
Zugänge zu Technologie,
aber diese Zugänge durch das Label
"barrierefrei" herauszustellen,
das versteckt sie nur
vor dem Durchschnittsnutzer.
Um das Denken der Menschen zu verändern,
müssen wir nicht nur barrierefrei sein,
wir müssen verbunden sein.
Apple hat das vor kurzem gemacht.
Auf meinem IPhone
sehe ich automatisch Untertitel
zu meinen Sprachmitteilungen,
direkt nehmen der Audiotaste.
Ich kann es nicht abstellen,
selbst wenn ich das wollte.
Und wissen Sie was noch?
Auf Netflix, Hulu, Amazon Prime gibt es
nicht länger "Untertitel für Gehörlose",
es gibt "Untertitel", "ein" oder "aus",
mit einer Liste an Sprachen,
auch Englisch.
Technologie hat sich weit entwickelt.
Unsere Köpfe müssen sie nur einholen.
"Widerstand ist zwecklos."
(Gelächter)
Sie wurden assimiliert.
(Gelächter)
Danke
(Applaus)