Wenn ultraviolettes Sonnenlicht auf unsere Haut trifft, reagiert jeder ein bisschen anders darauf. Je nach Hautfarbe braucht es nur einige Minuten, bis der eine krebsrot wird, während bei anderen erst nach Stunden ein winziger Unterschied zu sehen ist. Wie ist das zu erklären und warum gibt es so viele verschiedene Hautfarben? Unabhängig von ihrer Farbe ist unsere Haut ein Beweis für die menschliche Beständigkeit und Anpassung, wobei ihre unterschiedlichen Farbtöne eine biologische Funktion erfüllen. Alles dreht sich um Melanin, das Pigment, das über Haar- und Hautfarbe entscheidet. Es stammt aus Hautzellen, den sogennanten Melanozyten, und nimmt zwei Grundformen an. Einerseits Eumelanin, das zu einer Reihe von braunen Hauttönen sowie schwarzen, braunen und blonden Haaren führt. Andererseits Phäomelanin in rotbraunen Sommersprossen und Haaren. Die Menschheit war aber nicht immer so. Die vielfältigen Hauttöne sind Evolutionsprozessen zu verdanken, an denen die Sonne maßgeblich beteiligt war. Alles begann vor ca. 50.000 Jahren, als unsere Vorfahren aus Afrika nach Europa und Asien kamen. Diese Menschen lebten zwischen dem Äquator und dem südlichen Wendekreis, einer von den UV-Strahlen der Sonne verwöhnten Region. Wenn Haut für längere Zeit UV-Strahlen ausgesetzt ist, schädigt das UV-Licht die DNA in unseren Zellen und wir bekommen einen Sonnenbrand. Bei einem schweren Sonnenbrand kann die Mutation der Zellen zu einem Melanom führen, einer tödlichen Krebsart, die von den Melanozyten ausgeht. Sonnencreme, wie wir sie kennen, gab es vor 50 000 Jahren nicht. Wie gingen unsere Vorfahren also mit dieser Unmenge von UV um? Der Schlüssel zum Überleben lag in ihrem körpereigenem, unter der Haut produzierten Sonnenschutz: Melanin. Die Art und der Anteil von Melanin in deiner Haut bestimmt, wie stark du vor der Sonne geschützt bist. Alles läuft auf die Reaktion der Haut bei Sonneneinwirkung hinaus. Wenn UV-Strahlen auf deine Haut treffen, wird ein spezieller lichtempfindlicher Rezeptor, Rhodopsin, aktiviert, der die Melaninproduktion auslöst, um die Zellen vor Schäden zu schützen. Bei hellhäutigen Menschen führt das Extra-Melanin zu einer brauneren Haut. Über Generationen hinweg passten sich Menschen in den sonnigen Regionen Afrikas an, um mehr Melanin und Eumelanin produzieren zu können, was zu einem dunkleren Hautton führte. Dieser körpereigene Sonnenschutz schützte sie vor Melanomen, machte sie evolutionsbiologisch stärker und befähigte sie, dieses nützliche Merkmal an ihre Kinder weiterzugeben. Bald schon wanderten einige unserer angepassten Vorfahren nach Norden, außerhalb der Tropen, und verteilten sich über die ganze Erde. Je weiter sie nach Norden kamen, desto weniger direktes Sonnenlicht gab es. Das war ein Problem, denn obwohl UV-Licht der Haut schaden kann, hat es auch einen wichtigen Nebennutzen. UV hilft bei der Produktion von Vitamin D, das Knochen stärkt und essentielle Mineralstoffe absorbiert wie Kalzium, Eisen, Magnesium, Phosphate und Zink. Fehlt es, kommt es zu ernsthafter Übermüdung und weichen Knochen, die eine als Rachitis bekannte Krankheit begünstigen. Für Menschen mit dunkler Haut, die jegliches Sonnenlicht wirksam blockierten, wäre Vitamin-D-Mangel ein ernstes Problem im Norden gewesen. Aber einige produzierten zufällig weniger Melanin. Es gab so wenig Sonnenlicht, dass Melanome seltener waren und die hellere Haut absorbierte das UV-Licht besser. Sie profitierten also von Vitamin D, entwickelten starke Knochen und überlebten lange genug, um gesunde Nachkommen zu zeugen. Nach vielen Generationen der Selektion wurde die Hautfarbe in diesen Regionen leicht heller. Dank der Anpassungsfähigkeit unserer Vorfahren leben auf unserem Planeten heute Menschen mit den unterschiedlichsten Hautfarben -- dunklere, Eumelanin-reiche Hauttöne typischerweise um den Äquator und zunehmend hellere, Phäomelanin-reiche Hauttöne in den benachbarten Gebieten, wo das Sonnenlicht abnimmt. Deshalb ist unsere Hautfarbe nur der Anpassung an ein Leben auf einem Stein, der sich um die Sonne dreht, verschuldet. Sie kann vielleicht Licht absorbieren, aber strahlt sicher nicht auf den Charakter aus.