[Script Info] Title: [Events] Format: Layer, Start, End, Style, Name, MarginL, MarginR, MarginV, Effect, Text Dialogue: 0,0:00:06.74,0:00:11.12,Default,,0000,0000,0000,,Was ist Wirklichkeit, Wissen,\Nder Sinn des Lebens? Dialogue: 0,0:00:11.12,0:00:14.86,Default,,0000,0000,0000,,Solch große Themen kann man\Nvielleicht besser mit Bildern erklären: Dialogue: 0,0:00:14.86,0:00:18.68,Default,,0000,0000,0000,,die Existenz als eine Reise \Nentlang einer Straße oder über ein Meer, Dialogue: 0,0:00:18.68,0:00:25.28,Default,,0000,0000,0000,,ein Aufstieg, ein Krieg, ein Buch,\Nein Faden, ein Spiel, ein Zeitfenster, Dialogue: 0,0:00:25.28,0:00:29.39,Default,,0000,0000,0000,,eine allzu schnell erlöschende Flamme. Dialogue: 0,0:00:29.39,0:00:30.99,Default,,0000,0000,0000,,Vor 2 400 Jahren Dialogue: 0,0:00:30.99,0:00:33.54,Default,,0000,0000,0000,,sagte einer der berühmtesten Denker: Dialogue: 0,0:00:33.54,0:00:37.01,Default,,0000,0000,0000,,Das Leben ist, als wären wir \Nin einer Höhle angekettet Dialogue: 0,0:00:37.01,0:00:40.02,Default,,0000,0000,0000,,und sähen Schatten zu,\Ndie über eine Steinwand huschen. Dialogue: 0,0:00:40.02,0:00:41.66,Default,,0000,0000,0000,,Sehr aufmunternd, nicht wahr? Dialogue: 0,0:00:41.66,0:00:45.80,Default,,0000,0000,0000,,Genau darum geht es\Nin Platons Höhlengleichnis Dialogue: 0,0:00:45.80,0:00:48.22,Default,,0000,0000,0000,,im siebten Buch seiner "Politeia". Dialogue: 0,0:00:48.22,0:00:51.82,Default,,0000,0000,0000,,Darin entwirft der griechische Philosoph\Ndie ideale Gesellschaft Dialogue: 0,0:00:51.82,0:00:56.67,Default,,0000,0000,0000,,und untersucht Konzepte wie\NGerechtigkeit, Wahrheit und Schönheit. Dialogue: 0,0:00:56.67,0:01:01.68,Default,,0000,0000,0000,,In Platons Gleichnis sind Gefangene\Nvon Geburt an in einer Höhle gefesselt. Dialogue: 0,0:01:01.68,0:01:05.13,Default,,0000,0000,0000,,Sie sind vom Eingang abgewandt und \Nkönnen sich nicht umdrehen. Dialogue: 0,0:01:05.13,0:01:08.43,Default,,0000,0000,0000,,Über die Welt außerhalb der Höhle\Nwissen sie nichts. Dialogue: 0,0:01:08.43,0:01:13.18,Default,,0000,0000,0000,,Ab und zu jedoch kommen Menschen und\NGegenstände an der Höhlenöffnung vorbei Dialogue: 0,0:01:13.18,0:01:17.88,Default,,0000,0000,0000,,und werfen Schatten und Echos \Ngegen die Wand, die die Gefangenen sehen. Dialogue: 0,0:01:17.88,0:01:20.93,Default,,0000,0000,0000,,Die Gefangenen benennen \Nund bestimmen diese Trugbilder Dialogue: 0,0:01:20.93,0:01:24.20,Default,,0000,0000,0000,,in dem Glauben, es handle sich um\Nreale Wesen und Gegenstände. Dialogue: 0,0:01:24.20,0:01:29.34,Default,,0000,0000,0000,,Auf einmal wird ein Gefangener befreit\Nund erstmals ins Freie geführt. Dialogue: 0,0:01:29.34,0:01:33.72,Default,,0000,0000,0000,,Das Licht schmerzt in seinen Augen.\NIm neuen Umfeld fehlt ihm die Orientierung. Dialogue: 0,0:01:33.72,0:01:36.51,Default,,0000,0000,0000,,Als er erfährt, dass die Dinge \Num ihn herum real Dialogue: 0,0:01:36.51,0:01:40.20,Default,,0000,0000,0000,,und die Schatten nur Spiegelbilder sind,\Nkann er es nicht glauben. Dialogue: 0,0:01:40.20,0:01:42.74,Default,,0000,0000,0000,,Für ihn waren die Schatten viel klarer. Dialogue: 0,0:01:42.74,0:01:45.04,Default,,0000,0000,0000,,Allmählich aber passen sich seine Augen an Dialogue: 0,0:01:45.04,0:01:47.33,Default,,0000,0000,0000,,und er kann zunächst\NSpiegelbilder im Wasser Dialogue: 0,0:01:47.33,0:01:49.62,Default,,0000,0000,0000,,und dann die Gegenstände direkt ansehen. Dialogue: 0,0:01:49.62,0:01:51.65,Default,,0000,0000,0000,,Schließlich blickt er gar in die Sonne, Dialogue: 0,0:01:51.65,0:01:55.47,Default,,0000,0000,0000,,deren Licht die eigentliche Quelle\Nall dessen ist, was er gesehen hat. Dialogue: 0,0:01:55.47,0:01:59.48,Default,,0000,0000,0000,,Der Gefangene kehrt in die Höhle zurück,\Num von seiner Entdeckung zu berichten. Dialogue: 0,0:01:59.48,0:02:01.83,Default,,0000,0000,0000,,Doch er ist nicht mehr\Nan die Dunkelheit gewöhnt Dialogue: 0,0:02:01.83,0:02:06.00,Default,,0000,0000,0000,,und kann die Schatten an der Wand\Nkaum wahrnehmen. Dialogue: 0,0:02:06.00,0:02:09.80,Default,,0000,0000,0000,,Die übrigen Gefangenen denken, die Reise\Nhätte ihn dumm und blind gemacht, Dialogue: 0,0:02:09.80,0:02:13.78,Default,,0000,0000,0000,,und wehren sich gewaltsam\Ngegen alle Befreiungsversuche von außen. Dialogue: 0,0:02:13.78,0:02:16.73,Default,,0000,0000,0000,,Platon verwendet \Ndiese Geschichte als Gleichnis Dialogue: 0,0:02:16.73,0:02:21.17,Default,,0000,0000,0000,,für einen Philosophen, der versucht,\Ndie Öffentlichkeit aufzuklären. Dialogue: 0,0:02:21.17,0:02:24.46,Default,,0000,0000,0000,,Die meisten Menschen fühlen sich\Nnicht nur wohl in ihrer Unwissenheit, Dialogue: 0,0:02:24.46,0:02:28.20,Default,,0000,0000,0000,,sondern stehen auch jedem, der sie\Ndarauf hinweist, feindlich gegenüber. Dialogue: 0,0:02:28.20,0:02:31.93,Default,,0000,0000,0000,,Sokrates wurde im wahren Leben\Nvon der Athener Regierung Dialogue: 0,0:02:31.93,0:02:35.32,Default,,0000,0000,0000,,wegen Störung der öffentlichen Ordnung\Nzum Tode verurteilt. Dialogue: 0,0:02:35.32,0:02:38.69,Default,,0000,0000,0000,,Sein Schüler Platon verwendet\Neinen Großteil seiner "Politeia" darauf, Dialogue: 0,0:02:38.69,0:02:41.31,Default,,0000,0000,0000,,die Athener Demokratie zu verunglimpfen Dialogue: 0,0:02:41.31,0:02:43.82,Default,,0000,0000,0000,,und sich für eine \NPhilosophenherrschaft einzusetzen. Dialogue: 0,0:02:43.82,0:02:47.49,Default,,0000,0000,0000,,Mit dem Höhlengleichnis \Nwollte Platon vielleicht sagen, Dialogue: 0,0:02:47.49,0:02:50.01,Default,,0000,0000,0000,,dass die Massen\Nzu stur und unwissend seien, Dialogue: 0,0:02:50.01,0:02:52.14,Default,,0000,0000,0000,,um sich selbst zu regieren. Dialogue: 0,0:02:52.14,0:02:56.12,Default,,0000,0000,0000,,Doch das Gleichnis regt seit 2 400 Jahren\Ndie Vorstellungskraft der Menschen an, Dialogue: 0,0:02:56.12,0:02:59.50,Default,,0000,0000,0000,,weil es auf viel mehr Arten\Ninterpretiert werden kann. Dialogue: 0,0:02:59.50,0:03:03.29,Default,,0000,0000,0000,,Insbesondere ist das Höhlengleichnis\Neng mit der Ideenlehre verknüpft, Dialogue: 0,0:03:03.29,0:03:05.79,Default,,0000,0000,0000,,die Platon in anderen Dialogen entwickelte Dialogue: 0,0:03:05.79,0:03:08.08,Default,,0000,0000,0000,,und die besagt:\NWie die Schatten an der Wand Dialogue: 0,0:03:08.08,0:03:12.87,Default,,0000,0000,0000,,sind die Dinge in der konkreten Welt\Nmangelhafte Abbilder von "Ideen" -- Dialogue: 0,0:03:12.87,0:03:16.27,Default,,0000,0000,0000,,Idealvorstellungen von \Nz. B. Rundheit oder Schönheit. Dialogue: 0,0:03:16.27,0:03:19.74,Default,,0000,0000,0000,,In diesem Sinne führt Platons Höhle\Nzu vielen grundlegenden Fragen Dialogue: 0,0:03:19.74,0:03:21.93,Default,,0000,0000,0000,,wie den Ursprung des Wissens, Dialogue: 0,0:03:21.93,0:03:24.04,Default,,0000,0000,0000,,das Problem der Darstellung Dialogue: 0,0:03:24.04,0:03:27.23,Default,,0000,0000,0000,,und die Beschaffenheit\Nder Wirklichkeit selbst. Dialogue: 0,0:03:27.23,0:03:32.04,Default,,0000,0000,0000,,Für Theologen existieren die "Ideen"\Nim Bewusstsein eines Schöpfers. Dialogue: 0,0:03:32.04,0:03:36.01,Default,,0000,0000,0000,,Sprachphilosophen betrachten die "Ideen"\Nals sprachliche Konzepte Dialogue: 0,0:03:36.01,0:03:39.16,Default,,0000,0000,0000,,und Platons Theorie veranschaulicht\Nfür sie das Problem, Dialogue: 0,0:03:39.16,0:03:42.08,Default,,0000,0000,0000,,konkrete Dinge mit \Nabstrakten Begriffen zu benennen. Dialogue: 0,0:03:42.08,0:03:44.63,Default,,0000,0000,0000,,Wieder andere fragen sich:\NKönnen wir wirklich wissen, Dialogue: 0,0:03:44.63,0:03:48.77,Default,,0000,0000,0000,,dass die Dinge außerhalb der Höhle\Nrealer sind als die Schatten? Dialogue: 0,0:03:48.77,0:03:50.73,Default,,0000,0000,0000,,Können wir uns in unserem Leben dessen, Dialogue: 0,0:03:50.73,0:03:53.35,Default,,0000,0000,0000,,was wir zu wissen glauben,\Nwirklich sicher sein? Dialogue: 0,0:03:53.35,0:03:54.79,Default,,0000,0000,0000,,Vielleicht werden eines Tages Dialogue: 0,0:03:54.79,0:03:58.96,Default,,0000,0000,0000,,unsere grundlegendsten Annahmen\Nvon einem Lichtschimmer durchbrochen. Dialogue: 0,0:03:58.96,0:04:01.57,Default,,0000,0000,0000,,Wirst du dich dann losreißen\Nund dem Licht zustreben, Dialogue: 0,0:04:01.57,0:04:04.20,Default,,0000,0000,0000,,selbst wenn du dadurch\NFreunde und Familie verlierst? Dialogue: 0,0:04:04.20,0:04:07.57,Default,,0000,0000,0000,,Oder wirst du an bequemen\Nund vertrauten Trugbildern festhalten? Dialogue: 0,0:04:07.57,0:04:11.01,Default,,0000,0000,0000,,Wahrheit oder Gewohnheit?\NLicht oder Schatten? Dialogue: 0,0:04:11.01,0:04:14.72,Default,,0000,0000,0000,,Schwere Entscheidungen.\NDoch nur zum Trost: Du bist nicht allein. Dialogue: 0,0:04:14.72,0:04:17.26,Default,,0000,0000,0000,,Wir sind eine ganze Schar hier unten.