Wer hat heute schon seine E-Mails gelesen? Na los – melden, bitte. Und wer schaut gerade jetzt nach? (Lachen) Und die Finanzen? Heute schon gecheckt? Kreditkarte, Investmentkonto? Und diese Woche? Jetzt mal: Ihr Energieverbrauch im Haushalt? Heute schon überprüft? Diese Woche? Letzte Woche? Ein paar versprengte Energiestreber im Saal. Schön, Sie zu sehen. Aber mal zum Rest – dieser Saal ist voller Leute, denen dieser Planet ein großes Anliegen ist, aber selbst wir scheren uns wenig um Energieverbrauch und das Klima. Harriet hier neben mir lernte ich in unserem ersten Familienurlaub kennen. Sie kümmert sich um ihren Energieverbrauch, obwohl sie keine Energiestreberin ist. Hier kommt die Geschichte, warum Harriet sich kümmert: Das ist Kohle, die gängigste Quelle der Elektrizität auf der Erde. Diese Kohle enthält genügend Energie, um diese Birne über ein Jahr leuchten zu lassen. Leider geht nur auf dem Weg von hier nach hier die meiste Energie in Form von Wärme verloren. Tatsächlich werden nur zehn Prozent zu Licht. Diese Kohle hält also etwas länger als einen Monat. Wollte man die Birne ein Jahr brennen lassen, brauchte man so viel Kohle. Das ist schlecht: Pro genutzter Energieeinheit werden neun verschwendet. Aber das Gute daran ist: Für jede Energieeinheit, die wir nicht nutzen, verschwenden wir die anderen neun auch nicht. Die Frage ist also: Wie bekommen wir die Menschen hier im Saal und überall auf der Welt dazu, sich um den Energieverbrauch zu kümmern, und wie bekommen wir sie dazu, weniger zu verschwenden? Die Antwort liefert uns ein Experiment der Verhaltenswissenschaft, das in dem heißen Sommer vor zehn Jahren nur 150 Kilometer von hier, in San Marcos, Kalifornien, stattfand. An jede Tür eines Viertels hängten Studenten Zettel, die Leute sollten doch die Klimaanlage ab- und den Ventilator anstellen. Ein Viertel trugen den Hinweis: »Mit dieser Maßnahme können Sie jeden Monat 54 $ sparen.« Ein Viertel bekam einen Umwelthinweis. Die dritte Gruppe sollte als gute Bürger Stromausfälle verhindern. Die meisten glaubten, der Spar-Hinweis würde am Besten ziehen. Aber keiner der Hinweise hat gewirkt. Sie hatten nicht den geringsten Effekt. Es war grad so, als ob die Studenten nie da gewesen wären. Aber dann gab es da noch einen vierten Hinweis, nämlich: »Bei einer Umfrage unter Ihren Nachbarn haben 77% gesagt, dass sie die Klimaanlage ab- und den Ventilator anstellen. Machen Sie es genauso!« Man mag es kaum glauben – sie machten mit. Diese Haushalte verbrauchten substanziell weniger Energie, nur weil ihnen gesagt wurde, was die Nachbarn taten. Was lernen wir daraus? Selbst wenn wir an etwas glauben – wenn es unbequem ist, beeinflussen uns Maßhalteappelle oder finanzielle Anreize nicht besonders. Aber Konformitätsdruck – da steckt was drin. Richtig angewandt kann das Dinge zum Guten wenden. Und das tut es auch schon. Vor diesem Hintergrund haben Dan Yates und ich die Firma »Opower« gegründet. Unsere Software soll Kunden der Energieversorger beim Energiesparen helfen. Wir liefern pro Haushalt einen Energieverbrauchsbericht, und vergleichen mit Nachbarwohnungen vergleichbarer Größe. Wie in dem Experiment vergleichen wir das Verhalten der Leute mit dem ihrer Nachbarn und geben ihnen dann gezielt Spar-Tipps. Das ging von Ausdrucken über eine App und das Netz bis zum regulierbaren Thermostat. Wir haben so in diesen fünf Jahren das größte verhaltenswissenschaftliche Experiment durchgeführt. Und es funktioniert. Normale Hausbesitzer und Mieter haben über 250 Millionen Dollar an Energiekosten gespart, und das ist erst der Anfang. Allein in diesem Jahr werden wir zusammen mit 80 Versorgern in sechs Ländern noch einmal zwei Terawattstunden Elektrizität einsparen. Energiefanatiker wissen, was das heißt, aber für den Rest von uns: Mit zwei Terawattstunden könnte man jeden Haushalt in St. Louis und Salt Lake City für über ein Jahr mit Energie versorgen. Das ist etwa halb so viel, wie im letzten Jahr in den USA an Solarenergie produziert wurde. In Kohle ausgedrückt: Wir müssten ein ganzes Jahr lang jede Minute 34 solcher Schubkarren verbrennen, um zwei Terawattstunden Elektrizität zu produzieren. Und wir verbrennen überhaupt nichts. Wir regen die Menschen nur an, acht zu geben und ihr Verhalten zu ändern. Dabei sind wir nur eine Firma und kratzen grade mal an der Oberfläche. 20% der Elektrizität in Haushalten wird vergeudet. und damit meine ich nicht uneffiziente Glühbirnen. Vielleicht gibt's die noch. Ich meine: Licht in leeren Räumen anlassen, und die Klimaanlage, obwohl niemand daheim ist. Damit vergeuden wir pro Jahr für 40 Milliarden Dollar Elektrizität, die nicht zu unserem Wohlbefinden, wohl aber zum Klimawandel beiträgt. 40 Milliarden! – Mill-iar-den! Allein in den USA jedes Jahr. Das ist die Hälfte unseres Kohleverbrauchs. Zum Glück versuchen einige der weltbesten Materialwissenschaftler Kohle durch erneuerbare Materialien wie diese zu ersetzen, und das ist zugleich toll und wichtig. Aber die wichtigste Quelle für eine nachhaltige Energiezukunft steht gar nicht da oben. Die sitzt nämlich hier im Saal. Das sind Sie, und das bin ich. Diese Ressource können wir ohne viel Materialwissenschaft einsetzen – indem wir einfach Verhaltenslehren anwenden. Wir können sofort anfangen, es funktioniert, und wir sparen vom ersten Moment an Geld. Worauf warten wir? Naja – die Versorgerrichtlinien haben sich seit den Tagen von Thomas Edison nicht viel geändert. Die Versorger werden belohnt, wenn ihre Kunden Energie verschwenden. Sie sollten belohnt werden, wenn ihre Kunden sie einsparen. Aber der Energieverbrauch der Haushalte ist nicht alles. Schauen wir uns mal den Prius an. Toyota hat in das Material investiert, aber auch in Verhaltenswissenschaft. Die Armaturen, die die laufende Energieersparnis anzeigen, lassen Geschwindigkeitsjunkies jetzt fahren wie vorsichtige Großmütter. Womit wir wieder – bei Harriet wären. In unserem ersten Familienurlaub kam sie wegen unserer kleinen Tochter rüber, und freute sich so darüber, dass die auch Harriet heißt. Sie fragte, wovon ich lebe, und ich erzählte ihr von meiner Firma. Da leuchteten ihre Äuglein auf. Sie sah mich an und sagte: »Genau Sie brauche ich! Vor zwei Wochen haben wir einen Brief von unserem Energieversorger bekommen. Wir verbrauchen doppelt so viel wie unsere Nachbarn.« (Lachen) »Seit zwei Wochen denken und sprechen, ja – streiten wir sogar über nichts anderes, als das, was wir zum Energiesparen tun sollen. Wir haben alles gemacht, was in dem Brief stand – aber es muss noch mehr geben. Jetzt hab ich den richtigen Experten – was soll ich tun, um Energie zu sparen?« Es gibt viele Experten, die Harriets Fragen beantworten können. Mein Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass wir alle diese Fragen stellen. Vielen Dank. (Beifall)