Für meinen Mann war es Liebe auf den ersten Blick. (Lachen) Es war so: Rudy, der für mich damals wirklich nur ein Kumpel war, besuchte mich vor Jahren und lernte meinen Vater kennen, einen Pharmazeuten, der kurz vor seiner Pensionierung ein Medikament entwickelt hatte. Mein Vater sagte: "Ach, du wirst das nicht kennen, es ist gegen IPF -- idiopathische Lungenfibrose." Rudy war lange still, dann sagte er: "Daran ist mein Vater vor 15 Jahren gestorben." In diesem Moment verliebte sich Rudy. (Lachen) In meinen Vater. (Lachen) Mein Vater konnte seinen nicht mehr retten, aber für Rudy schloss sich damit ein Kreis. Meine Familie liebt die Erfindungen meines Vaters. Wir verehren besonders seine Patente. Sie hängen alle gerahmt in unserem Haus. Laut meiner Familie erreichte ich alles -- College, Jurastudium, meine Arbeit im Gesundheitsrecht -- nur deshalb, weil Amerika es meinem Vater ermöglichte, sein Potenzial als Erfinder auszuschöpfen. (Applaus) Letztes Jahr traf ich den Direktor des US-Patentamtes und schickte meiner Familie ein Selfie aus seinem Büro in Virginia. (Lachen) Ich bekam so viele Emojis zurück, als hätte ich Beyoncé getroffen. (Lachen) Aber eigentlich war ich wegen folgendem Problem dort: wie unser veraltetes Patentsystem Medikamente verteuert und Leben kostet. Über 2 Milliarden Menschen haben heute keinen Zugang zu Medikamenten. Zusätzlich zu dieser globalen Krise sind die Arzneimittelpreise horrend, auch in reichen Ländern. 34 Millionen Amerikaner haben in den letzten 5 Jahren einen geliebten Menschen verloren. Nicht, weil es keine Therapie gibt, sondern weil sie sie sich nicht leisten konnten. Steigende Arzneikosten machen Familien obdachlos und treiben Senioren in den Bankrott. Eltern sind für die Behandlung ihrer schwerkranken Kinder auf Crowdfunding angewiesen. Es gibt viele Gründe dafür, aber einer ist unser veraltetes Patentsystem, das Amerika in die Welt exportieren will. Ursprünglich sollte dieses System zu Erfindungen motivieren, durch zeitlich begrenzte Schutzrechte. Aber von diesem Geist ist heute nichts mehr übrig. Unternehmen haben Teams aus Anwälten und Lobbyisten, deren einzige Aufgabe die Durchsetzung möglichst langer Schutzrechte ist, und die das Patentamt in Trab halten. Die ersten 5 Millionen Patente vergab das US-Patentamt in 155 Jahren; die nächsten 5 Millionen in nur 27 Jahren. Wir sind nicht erfindungsreicher geworden. Unternehmen wurden nur besser darin, das System auszunutzen. Arzneistoffpatente sind explodiert, haben sich von 2006 bis 2016 verdoppelt. Aber bedenken Sie: Die meisten neuen Patente sind nicht für neue Arzneistoffe. Fast 8 von 10 sind für bestehende Medikamente wie Insulin oder Aspirin. Meine Organisation, ein Team aus Anwälten und Forschern, fand kürzlich heraus, dass für jedes der 12 meistverkauften Medikamente in den USA im Schnitt jeweils 125 Patente vorliegen. Oft für schon lange bekannte Dinge wie die Kombination von zwei Tabletten. Je mehr Patente eine Firma hat, desto länger hält sie das Monopol. Sie ist konkurrenzlos und kann die Preise frei festsetzen. Weil es aber Medikamente sind und keine Designeruhren, haben wir keine andere Wahl, als zu zahlen. Mit dieser Strategie wird die Konkurrenz nicht für maximal 14 Jahre ausgeschaltet, wie ursprünglich vorgesehen, oder die inzwischen erlaubten 20 Jahre, sondern 40 Jahre und länger. Mittlerweile sind die Arzneipreise gestiegen: um 68 % seit 2012. Das ist die 7-fache Inflationsrate. Menschen leiden oder sterben gar, weil sie das nicht bezahlen können. Eines möchte ich klarstellen: Ich will hier nicht die Pharmaindustrie angreifen. Mir geht es um die Frage, ob unser System den Fortschritt so fördert, wie es eigentlich vorgesehen war. Ja, die Pharmafirmen nutzen das System aus, aber nur, weil sie es können. Weil wir das System nicht an die heutige Realität angepasst haben. Die Regierung bietet der Industrie die großartige Chance, ein neues Produkt zu entwickeln, das vor Konkurrenz geschützt ist, und verlangt dafür immer weniger. Stellen Sie sich 100 Pulitzer-Preise für einen Autor für das gleiche Buch vor. (Raunen) Das muss nicht sein. Wir können das Patentsystem modernisieren und an die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts anpassen. Dafür müssen wir das Patentsystem wieder in den Dienst der Öffentlichkeit stellen, nicht nur in den der Unternehmen. Wie schaffen wir das? Mit fünf Reformen: Als Erstes müssen wir weniger Patente vergeben. In der Kennedy-Ära schlug ein Abgeordneter aus Tennessee Folgendes vor, um die Arzneikosten zu senken: "Wenn für ein optimiertes Medikament ein neues Patent beantragt werden soll, muss es signifikant besser wirken." Intensive Lobbyarbeit verhinderte, dass dies durchgesetzt wurde. Doch ein neu konzipiertes Patentsystem würde die einfache und doch elegante Idee neu beleben und vorantreiben: Um ein Patent zu bekommen, muss etwas sehr viel Besseres als das Bisherige geschaffen werden. Darüber sollte nicht gestritten werden. Unsere Gesellschaft reserviert große Anerkennung für große Ideen. Sterne gibt es nicht für leicht abgeänderte Rezepte, sondern für Köche, die unsere Vorstellung von Essen verändern. Und doch vergeben wir Milliarden-Dollar-Patente für geringe Veränderungen. Die Messlatte muss höher gelegt werden. Zweitens müssen wir für das Patentamt neue finanzielle Anreize schaffen. Im Moment hängen seine Einnahmen von den ausgegeben Patenten ab. Könnten private Gefängnisse ihren Gewinn mit der Anzahl der Insassen steigern, würde dies zu mehr Gefangenen führen, nicht weniger. Das gilt auch für Patente. Drittens müssen wir die Öffentlichkeit beteiligen. Gerade ist das Patentsystem wie eine Blackbox. Es betrifft nur Behörden und Industrie. Wir anderen sind nicht zur Party eingeladen. Aber was wäre, wenn das Patentamt ein Zentrum des Lernens und der Kreativität wäre, und nicht nur Experten und Bürokraten beschäftigte, sondern großartige Vermittler für das Gesundheitssystem mit einer Leidenschaft für Wissenschaft? Wir Bürger könnten uns dort über komplexe Technologien informieren, wie künstliche Intelligenz oder Gene Editing, und uns dann an Debatten beteiligen, die unsere Gesundheit und unser Leben beeinflussen. Viertens sollten wir dagegen klagen dürfen. Wenn in den USA heute ein Patent vergeben wird, kann die Allgemeinheit nicht dagegen vorgehen. Dieses Recht haben nur diejenigen mit wirtschaftlichen Interessen, meist andere Arzneimittelhersteller. Dabei habe ich selbst erlebt, wie durch solche Gerichtsverhandlungen Leben gerettet werden. 2006 arbeiteten wir in Indien mit Patientenvertretern zusammen, um gerichtlich gegen unfaire Patente für HIV-Medikamente vorzugehen. Damals starben so viele Menschen, weil die Medikamente zu teuer waren. Wir erreichten eine Preissenkung um bis zu 87 Prozent. (Applaus) Über nur 3 Medikamente sparte das Gesundheitswesen so eine halbe Milliarde Dollar ein. So können Millionen Leben gerettet und Milliarden Dollar gespart werden. Stellen Sie sich vor, Amerikaner wären auch berechtigt, vor Gericht zu gehen. Schließlich brauchen wir strengere Kontrollen. Wir brauchen eine unabhängige Einheit aus Vertretern der Öffentlichkeit, die das Patentamt regelmäßig überprüfen und dem Kongress berichten. Mithilfe einer solchen Einheit wäre etwa die Firma Theranos im Silicon Valley aufgeflogen, bevor sie die vielen Patente für Bluttests erhielten und auf 9 Milliarden Dollar geschätzt wurden, obwohl es in Wirklichkeit gar kein Produkt gab. Diese Rechenschaftspflicht wird immer dringender. In Zeiten von 23andMe stellen sich wichtige Fragen darüber, ob Unternehmen unsere genetischen und Patientendaten patentieren, anmelden und verkaufen dürfen. Wir müssen Teil dieser Diskussion werden, bevor es zu spät ist. Unsere Daten werden zur Entwicklung neuer Therapien benutzt. Wenn ich und meine Familie oder Sie und Ihre Familie eines Tages mit einer Diagnose konfrontiert werden, müssen wir dann um Spenden bitten, um das Leben unserer Lieben zu retten? In so einer Welt möchte ich nicht leben. So eine Welt möchte ich nicht für meinen 2-jährigen Sohn. Mein Vater wird älter. Er ist noch genauso brillant und ethisch geleitet wie eh und je. Manchmal fragen die Leute, ob wir uns streiten -- der Patentinhaber und Forscher und seine Tochter und Anwältin, die eine Patentreform fordert. Das zeugt von einem großen Missverständnis. Es ist kein Wettstreit zwischen Forschern und Aktivisten oder Innovation und Schutz. Es geht um Menschen, Erfindergeist und unser Recht zu leben. Mein Vater und ich wissen, unser Einfallsreichtum und unsere Würde gehen Hand in Hand. Wir stehen auf derselben Seite. Es ist Zeit für ein neues Patentsystem, das dieses Wissen widerspiegelt. Vielen Dank. (Applaus)