WEBVTT

00:00:05.339 --> 00:00:07.500
Hallo, mein Name ist Toni und
das ist "Every Frame a Painting".

00:00:08.000 --> 00:00:10.389
Eine fundamentale Frage:

00:00:11.389 --> 00:00:13.879
Wenn man eine Szenerie beurteilt,
wonach guckt man als erstes?

00:00:14.879 --> 00:00:16.000
Ist es Balance?

00:00:16.100 --> 00:00:17.500
Deckpeilung?

00:00:17.500 --> 00:00:19.200
Goldener Schnitt?

00:00:19.500 --> 00:00:21.500
Farbe? Licht? Formen?

00:00:21.500 --> 00:00:24.660
Ich denke all diese Dinge sind essenziell,
und sie sind alle Teil von guten Bildern

00:00:25.000 --> 00:00:27.300
Aber es gibt eine Sache,
die mir immer als erstes auffällt.

00:00:30.100 --> 00:00:31.900
Bewegung

00:00:32.299 --> 00:00:35.440
"Für mich ist Kurozawa
der Beethoven der Filmregisseure

00:00:35.500 --> 00:00:40.000
"Es ist dieser wiedererkennbare volle Klang,
den Beethoven hatte"

00:00:40.000 --> 00:00:43.940
welcher so unverwechelbar ist."

00:00:44.070 --> 00:00:46.500
Ein Kurosawa Film enthält Bewegung 
wie kein anderer.

00:00:46.500 --> 00:00:49.500
Jeder Film ist ein Meisterstück 
bezüglich der verschiedenen Arten von Bewegung

00:00:49.800 --> 00:00:51.500
und neuen Wegen, sie zu verbinden.

00:00:54.500 --> 00:00:57.940
In einer Karriere über ein halbes Jahrhundert
produzierte er 30 Filme

00:00:57.940 --> 00:01:00.510
Und in jedem Film war Bewegung
überraschend und kinematisch.

00:01:09.680 --> 00:01:13.680
Wow. Wenn du die Namen der Filme sehen möchtest,
drücke den CC Button unten.

00:01:16.270 --> 00:01:19.200
Also, welche Arten von Bewegung mochte Kurosawa?

00:01:19.200 --> 00:01:21.500
Erstens, die Bewegung der Natur.

00:01:21.500 --> 00:01:23.300
In jedem seiner Filme
bestand der Hintergrund jeder Szene

00:01:23.300 --> 00:01:24.500
aus einer Art Wetter.

00:01:24.500 --> 00:01:25.500
Wind.

00:01:26.000 --> 00:01:27.000
Wasser.

00:01:27.200 --> 00:01:28.200
Feuer.


00:01:28.500 --> 00:01:29.500
Rauch.


00:01:29.800 --> 00:01:30.800
Schnee.

00:01:31.520 --> 00:01:34.500
Ein Vorteil dieser Herangehensweise ist,
dass die Szenen visuell sehr interessant sind

00:01:34.500 --> 00:01:38.509
Selbst, wenn die Personen still bleiben,
ist da dieser Regen im Hintergrund,
der visuell stimulierend wirkt.

00:01:40.800 --> 00:01:45.270
"Regen ist ein echter emotionaler Auslöser,
der in jedem Film funktioniert."

00:01:45.270 --> 00:01:48.489
"weil Regen eine neue Ebene birgt,
die das Publikum"

00:01:48.489 --> 00:01:52.770
"auf eine sensuelle Art versteht"

00:01:53.300 --> 00:01:55.279
Zweitens: Bewegung von Gruppen.

00:01:55.279 --> 00:01:59.090
Kurosawa Filme beinhalten für gewöhnlich
große Gruppen, die sich zusammenschließen


00:01:59.090 --> 00:02:00.399
Oder sich trennen.

00:02:01.899 --> 00:02:05.520
Ansammlungen wie diese sind sehr kinematisch.
Wenn man so viele Leute in eine Szene steckt,

00:02:05.520 --> 00:02:07.340
wirkt jede Emotion groß.

00:02:09.520 --> 00:02:11.840
Wenn du eine gute Reaktions-Szene möchtest,
versuchs mit vier Leuten

00:02:12.580 --> 00:02:14.380
Oder 25

00:02:19.180 --> 00:02:21.000
Und wenn du etwas wirklich Großes möchtest...

00:02:26.829 --> 00:02:29.229
Was uns zu Drittens bringt:
Bewegung von Individuen.

00:02:29.480 --> 00:02:31.310
Einer meiner Lieblingsaspekte 
von Kurosawa, ist

00:02:31.380 --> 00:02:33.610
dass seine Regieanweisungen 
unrealistisch und übertrieben sind.

00:02:37.000 --> 00:02:39.500
Ist jemand nervös,
so tigert er hin und her.

00:02:40.400 --> 00:02:42.300
Ist jemand wütend,
so steht er direkt auf.

00:02:44.800 --> 00:02:45.900
Und wenn sich jemand schämt...

00:02:49.230 --> 00:02:52.750
Er wies seinen Schauspielern an, eine Geste
für ihre Figur auszusuchen

00:02:52.750 --> 00:02:54.450
und sie den gesamten Film durch
zu wiederholen.

00:02:54.450 --> 00:02:58.540
Auf diese Weise kann das Publikum schnell 
erkennen, um welche Figur es sich handelt 
und wie sie sich fühlt.

00:03:01.300 --> 00:03:03.400
Viertens: Bewegung der Kamera.


00:03:03.400 --> 00:03:06.680
Ein Markenzeichen von Kurosawas Stil 
sind seine flüssigen Kamerabewegungen,

00:03:09.680 --> 00:03:14.680
die von einer Nahansicht zu einer Vollansicht 
zu einem OTS in einem nahtlosen Take übergehen.

00:03:18.849 --> 00:03:21.459
Ich habe einen anderen Essay über diese Szenen gemacht,
genannt "the Spielberg Oner",

00:03:21.459 --> 00:03:24.600
aber was hier wichtig ist, ist dass
jede Kamerabewegung einen klaren Anfang


00:03:26.000 --> 00:03:27.000
einen Mittelteil

00:03:27.500 --> 00:03:28.500
und ein Ende haben.

00:03:28.900 --> 00:03:31.300
Allein durch sich selbst erzählt
diese Kamerabewegung eine Geschichte.

00:03:35.010 --> 00:03:37.480
Zuletzt, Bewegung des Schnitts.


00:03:37.480 --> 00:03:40.099
Kurosawa ist eine der wenigen Regisseure,
der als sein eigener Cutter gearbeitet hat.

00:03:40.099 --> 00:03:44.920
Ein Grund, warum seine Filme einfach "fließen",
ist dass er dazu tendiert, in der Bewegung zu cutten.

00:03:45.500 --> 00:03:48.300
Oft schenkt man jemandem Aufmerksamkeit,
der sich bewegt,

00:03:49.300 --> 00:03:51.299
sodass man den Cut nicht sieht.

00:03:51.299 --> 00:03:53.300
Wenn er eine Szene beendet,
ändert er den Rhythmus.


00:03:53.300 --> 00:03:55.299
Normalerweise indem er 
mit etwas Statischem endet

00:03:59.999 --> 00:04:02.180
und dann in eine Bewegung cuttet.

00:04:02.180 --> 00:04:04.400
Indem er den Rhythmus ändert,
hält er einen auf Trap,

00:04:04.400 --> 00:04:06.300
weil man den nächsten Cut nicht erraten kann.

00:04:10.969 --> 00:04:14.359
Dies alles beachtend, lasst uns eine 
Szene aufgliedern und die Bewegung darin untersuchen.

00:04:14.800 --> 00:04:17.600
Diese Szene von "Seven Samurai".
Ich verrate nicht, worum es darin geht.


00:04:18.300 --> 00:04:20.940
Mal sehen, wie lange du brauchst,
um es herauszufinden. Bereit?

00:04:21.940 --> 00:04:25.000
Die erste Aufnahme zeigt das ganze Dorf,
dann nur die wichtigen Figuren,


00:04:25.000 --> 00:04:26.300
dann nur den Samurai.


00:04:26.690 --> 00:04:27.500
Etwa hier...

00:04:31.000 --> 00:04:32.150
wissen die meisten,
worum es geht.

00:04:32.700 --> 00:04:36.400
Während Kikuchiyo sich hinsetzt, tritt seine 
Stimmung nach außen, und beeinflusst das ganze Dorf.

00:04:37.699 --> 00:04:41.110
Beachte, wie viel der Wind der Szene beiträgt.
Selbst wenn die Personen still sind

00:04:41.110 --> 00:04:43.300
gibt es dieses bisschen Wind,
um der Szene Würze zu verleihen.

00:04:45.990 --> 00:04:47.650
Das ist ziemlich einleuchtend.

00:04:47.650 --> 00:04:51.370
Jetzt springen wir 60 Jahre in die Zukunft.
Das ist "The Avengers".

00:04:51.370 --> 00:04:54.770
Hier beginnt die Szene mit einer Kamerabewegung
und geht über zu einem "Establishing Shot". Bloß dieses Mal...

00:04:55.770 --> 00:04:57.770
(Dialog)

00:04:59.550 --> 00:05:01.630
Bekommen wir direkt einen Dialog.

00:05:01.630 --> 00:05:05.090
Die einzigen Elemente, die sich in dieser Szene 
bewegen, sind die Kamera und Nick Fury.

00:05:05.090 --> 00:05:07.500
Obwohl es draußen Wetter gibt und
Schauspieler im Hintergrund stehen


00:05:07.500 --> 00:05:08.800
wird nichts und niemand genutzt.

00:05:09.500 --> 00:05:11.800
Achte darauf, dass die Kamerabewegung 
keinen Anfang und kein Ende hat.

00:05:12.620 --> 00:05:17.280
Und es gibt keine Abwechslung. Jede Aufnahme
geht in dieselbe Richtung.

00:05:17.280 --> 00:05:18.500
(Dialog)

00:05:19.280 --> 00:05:21.250
Aber in "Seven Samurai"...

00:05:21.250 --> 00:05:24.500
haben die Kamerabewegungen einen
klaren Anfang, einen Mittelteil und ein Ende

00:05:25.000 --> 00:05:28.000
Und jede Aufnahme ändert die 
Richtung gegenüber der vorherigen.

00:05:28.000 --> 00:05:30.500
Während er hoch klettert, nutzt Kurosawa
die Bewegung der Flagge,

00:05:31.500 --> 00:05:34.129
um geschmeidig zu diesem Winkel zu schneiden:

00:05:34.129 --> 00:05:36.800
Alle sieben Samurai und ihr
Banner zusammen.

00:05:43.819 --> 00:05:45.599
Diese Szene hat alle Arten von Bewegung

00:05:45.599 --> 00:05:47.200
sorgfältig zusammengelegt
und durch und durch ausgebreitet.

00:05:47.599 --> 00:05:48.300
Das Wetter.

00:05:48.500 --> 00:05:49.300
Die Gruppe.

00:05:49.500 --> 00:05:50.300
Das Individuum.

00:05:50.500 --> 00:05:51.300
Die Kamera.

00:05:51.500 --> 00:05:52.300
Den Schnitt.

00:05:54.009 --> 00:05:56.440
Diese Szene hingegen erzählt ihre Story
vor allem durch Dialoge.

00:05:57.500 --> 00:05:59.440
(Dialog)

00:05:59.440 --> 00:06:03.520
Sicher, die Kamera wird bewegt.
Aber die Bewegung ist gegenstandslos.

00:06:03.520 --> 00:06:06.300
Für all das Geld, das hineingesteckt worden ist,
fühlt sich diese Szene flach an.

00:06:07.000 --> 00:06:09.200
(Dialog)

00:06:09.569 --> 00:06:12.229
Aber wie könnte man diese Szene verbessern?
Nun...

00:06:12.229 --> 00:06:15.940
Wenn du weißt, worüber die Szene ist,
versuch es durch die Bewegung auszudrücken.

00:06:16.940 --> 00:06:19.300
Beginne mit der Figur.
Wie fühlt sie sich?

00:06:19.300 --> 00:06:21.680
Gibt es eine Bewegung, mit der der Schauspieler 
dieses Gefühl nach außen tragen kann?

00:06:24.300 --> 00:06:27.289
Okay, vielleicht war das zuviel.
Vielleicht ein wenig subtiler.

00:06:28.000 --> 00:06:30.000
Nimm die Gefühle 
der Figuren

00:06:30.000 --> 00:06:31.539
und bringe sie nach außen
und in den Hintergrund.

00:06:31.539 --> 00:06:34.539
Wenn eine Figur wütend und bedrohlich ist,
kannst du das hier machen.


00:06:38.770 --> 00:06:40.650
Oder wenn sie von Unmut geplagt ist.

00:06:43.650 --> 00:06:46.650
Eine andere Option ist, jemand einzelnen 
einer Gruppe gegenüber zu stellen.

00:06:46.650 --> 00:06:49.539
Wenn jemand also eine öffentliche 
Erniedrigung erlebt, funktioniert das.

00:06:51.539 --> 00:06:53.190
Oder wenn jemand nach der Nadel im
Heuhaufen sucht.

00:06:54.979 --> 00:06:56.509
Man kann Kamerabewegung dazu nutzen,
um Aufregung zu zeigen.

00:06:57.509 --> 00:06:59.689
Man kann zur Bewegung cutten
um Überraschung zu zeigen.

00:07:03.200 --> 00:07:06.200
Und man kann jeden Typ von Bewegung 
kombinieren um ein großes Bild zu erzeugen.


00:07:09.819 --> 00:07:13.000
Übrigens muss man nicht jeden Typ von
Bewegung in jede Aufnahme setzen.

00:07:13.000 --> 00:07:14.000
Das ist einfach ermüdend.

00:07:16.680 --> 00:07:19.419
Aber es gibt die goldene Mitte mit
viel Abwechslung und Feinheiten.

00:07:19.419 --> 00:07:22.259
Und man weiß nicht, was am besten
funktioniert, bis man es versucht.

00:07:25.259 --> 00:07:28.259
Wenn man die richtige Bewegung
mit der richtigen Emotion kombiniert,


00:07:28.600 --> 00:07:30.259
bekommt man etwas Kinematisches.

00:07:31.080 --> 00:07:35.000
"Nur um meinetwillen sehe ich mir seine
Filme zwei oder drei mal im Jahr an."


00:07:36.500 --> 00:07:40.080
"Einfach um zu fühlen, oh wow,
deswegen wollte ich ein Filmemacher werden."

00:07:40.080 --> 00:07:41.800
"Und siehe nur, was ich jetzt tue."

00:07:43.900 --> 00:07:47.300
"Spezialeffekte und ein anderer Film
über Spezialeffekte"

00:07:47.500 --> 00:07:50.500
"und dann ein dritter Film über
Spezialeffekte."

00:07:51.129 --> 00:07:53.500
Und nun sieh dir einen beliebigen Film
von ihm an. Sieh dir eine beliebige Szene an

00:07:54.300 --> 00:07:56.460
Und beobachte wie sich alles zusammen bewegt.

00:07:58.000 --> 00:08:01.500
"Weißt du, es ist der visuelle Reiz,
der das Publikum trifft."

00:08:02.000 --> 00:08:04.020
"Das ist der Grund für Film."

00:08:04.020 --> 00:08:07.000
"Andernfalls sollten wir das Licht 
ausmachen und es Radio nennen.