Hallo, ich bin Granny Angèle.
Ich möchte Ihnen von
der Granny Cloud erzählen
und wie sie Kinder
in der ganzen Welt verbindet.
Die Granny Cloud
ist eine Gruppe von Menschen,
die sich über Skype mit Kindern
aus meist abgelegenen Regionen verbinden.
Die Idee begann mit einem Experiment
in den Slums von Hyderabad in Indien
und nahm im Jahr 2009 in Shirgaon,
einem Dorf in Maharashtra, Fahrt auf,
in einem Labor, das
als Teil des Hauptprojektes
in Hyderabad errichtet wurde.
Die ersten Grannies waren
hauptsächlich Frauen im Rentenalter.
Sie hatten in einer britischen Zeitung
einen Artikel über Sugata Mitras
Experiment gelesen
und boten ihre freie Zeit an,
um mit Kindern in Indien
über Skype zu kommunizieren.
Zuerst gab es nur eine Handvoll Grannies.
Hauptsächlich Frauen
aus Großbritannien und Europa,
die mit den Kindern Lieder sangen,
Spiele spielten und Geschichten erzählten.
Zehn Jahre später hatten wir
insgesamt über 300 Grannies.
Manche widmeten dem Projekt
einige Monate ihrer Zeit,
andere blieben länger dabei.
Es gibt zu jeder Zeit
etwa 70 aktive Grannies --
nicht nur in England
und nicht nur Frauen.
Wir erreichten auch Kinder
in anderen Ländern,
einschließlich Kolumbien,
Kambodscha und Mexiko,
doch die meisten sind in Indien.
Zur Zeit haben wir unabhängige,
selbstfinanzierte Granny Cloud Zentren
in Indien sowie in Jamaika und Grönland.
"Granny".
Warum "Granny"?
(Gelächter)
Nun, "Granny" ist ein geschlechts-
und altersneutraler Begriff.
(Gelächter)
Grannies sind Frauen und Männer
im Alter von 24 bis 78 Jahren.
(Gelächter)
Die Initiative, die 2009 begann,
hatte ursprünglich den Namen:
Self-organized Mediation Environments.
Ein Zungenbrecher, oder?
Der Großmutter-Ansatz,
wie er genannt wurde,
sollte die warmherzige, motivierende Art
der Interaktion hervorheben.
Die Medien nahmen den Begriff
"Grandmother" auf
und da die Verbindung
über das Internet stattfindet,
entwickelte sich der Name
"Granny Cloud" und blieb haften.
Alle Grannies sind Ehrenamtliche,
sie kommen aus vielen
verschiedenen Ländern der Welt
und English ist nicht zwingend
ihre Muttersprache.
Manche Leute denken wir seien
alle alt und gelangweilt
und hätten nichts Besseres zu tun,
als herumzuspielen und zu versuchen
die Internetnutzung zu verstehen.
(Gelächter)
So sind wir nicht.
(Gelächter)
Was glauben Sie macht eine 70-jährige
um 6 Uhr an einem Montagmorgen?
Weiß es jemand?
Ich jedenfalls schlafe da noch,
aber ich kenne eine 70-jährige,
die aufsteht, sich schnell anzieht,
etwas Mascara aufträgt,
sich einen Kaffee krallt
und um 6:30 das Kinderlied
"Kopf, Schulter, Knie und Fuß"
mit einer Gruppe Dreijähriger
in einem Kindergarten in Indien singt.
Besser sie als ich.
Ich habe es versucht, doch 6 Uhr
ist keine optimale Zeit für mich.
Außerdem würde ich mir
wahrscheinlich die Augen
mit der Mascara-Bürste ausstechen,
selbst zur besten Zeit.
Obwohl es zu Anfang so war,
ist Englisch lernen nicht unbedingt
das Hauptziel der Granny Cloud.
Die Kinder sehen, welche Möglichkeiten
es außerhalb ihrer Gemeinschaft
und ihrer Kultur gibt.
Sie verbinden sich nicht nur mit Grannies,
sondern auch mit Kindern
aus anderen Kulturen:
Meiner Enkelin zum Beispiel.
Ich habe eine reizende Enkelin.
Im Alter von fünf oder sechs Jahren
nahm sie an einer Granny-Sitzung teil.
Sie sprach mit Kindern,
die in den Sunderbans leben,
am Golf von Bengalen.
Alesia kam gerade vom Schwimmen.
Die bengalischen Kinder wollten wissen,
wo sie schwimmen gewesen war.
"Und, wo gehst du schwimmen?"
"Natürlich in einem Schwimmbad."
Doch die Kinder in Bengalen
schwimmen in Fischteichen
zusammen mit den Fischen.
Alesia konnte das nicht glauben.
Diese Kinder spielen neben dem Teich.
Sie sind noch nicht im Wasser,
aber sie fallen vielleicht bald hinein.
Grannies verbinden sich
auch mit anderen Grannies.
Wir kennen uns alle durch Skype
und wir haben Skype Meetings,
die wir "Granny Tea Parties" nennen.
(Gelächter)
Wir verbinden uns
und sprechen über neue Ideen
und versuchen, Probleme zu lösen,
die manchmal vorkommen.
Natürlich sprechen die Kinder mit uns
und erzählen uns, wo und wie sie leben.
Oft sieht man indische Kinder
in warme Kleidung eingepackt,
bei Temperaturen, wo Europäer
ein Sonnenbad nehmen würden.
Eine Granny sprach
mit Kindern in Grönland,
die ihr sagten: "Oh, heute ist es
nicht besonders kalt.
Es ist ziemlich mild.
Nur minus fünf Grad Celsius."
Die Kinder werden auch mutiger.
Als ich begann mich mit ihnen
auf Skype zu unterhalten,
hörte ich oft: "Ja, Ma'am", "Nein Ma'am".
Sie waren schüchtern und wussten
nicht, was sie sagen sollten.
Sie konnten auch wenig Englisch.
Aber jetzt, wo sie mich kennen,
sagen sie mir oft, dass ich
eine sehr grausame Granny bin,
weil ich das ganze Eis alleine esse.
(Gelächter)
Es ist schwierig, das Eis
per E-Mail zu versenden.
Der persönliche Verbindung
ist also sehr wichtig.
Als die ersten Zentren entstanden,
sahen die Kinder die Grannies
auf großen Bildschirmen, wie im Kino.
Das funktionierte nicht sehr gut.
Später wurden kleinere
Bildschirme eingeführt,
die die Grannies eher
in Lebensgröße zeigten
und den Eindruck vermittelten, sie seien
mit den Kindern im selben Raum.
Es gibt Geschichten von Kindern,
die die Hand ausstreckten,
um Grannys Gesicht zu berühren.
Ihre Haut erscheint so zart und
sie wollen wissen, wie sie sich anfühlt.
Sie gehen so nah wie möglich
an den Bildschirm heran,
damit sie Granny nah sein können.
Es ist wirklich schön.
Was machen wir also?
Alles Mögliche:
Lieder singen, Spiele spielen ...
Was noch?
Zum Beispiel stellen wir
den Kindern eine Frage
und sie können im Internet
nach einer Antwort suchen.
Wir machen alles Mögliche.
Und hier ...
Das ist Liz, die Wackelpudding-Granny.
(Gelächter)
Ich glaube Liz mag es nicht,
die Wackelpudding-Granny
genannt zu werden,
aber ich fürchte, der Name bleibt.
Sie brachte den Kindern
ein Lied über Wackelpudding bei.
Kennen Sie das Lied
vom Wackelpudding auf dem Teller?
Tja, der Wackelpudding wackelte fast
vom Teller auf ihren Computer.
(Gelächter)
Das wäre das Ende des Treffens
und auch ihres Computers gewesen.
Aber sie konnte ihn retten.
Dieses Standbild ist übrigens
aus einem Dokumentarfilm.
Er ist ziemlich gut.
Wer Interesse hat,
kann ihn auf Vimeo ansehen.
Manchmal leiten die Kinder die Meetings.
Manchmal erzählen sie von Dingen,
die in der Schule passieren,
von einem Projekt
oder sie erzählen von einem Fest.
Das ist sehr schön.
Klingt wunderbar, nicht wahr?
Das ist es auch, aber
es funktioniert nicht immer alles.
Es gibt so vieles, was schief laufen kann.
Erstens haben wir
keine gemeinsame Sprache.
Die Technik hat sich zwar
über die Jahre verbessert,
ist aber noch nicht perfekt.
Und das Wetter.
Das Wetter kann
viele Probleme verursachen.
Während des Monsuns kann heftiger Regen
zu Problemen mit dem Internet führen
und die Verbindung bricht ab.
Oder die Kinder können
bei strömendem Regen
nicht in die Zentren kommen.
In den Wintermonaten,
wenn es früh dunkel wird,
müssen sie früh aufbrechen,
damit sie vor Einbruch
der Dunkelheit zu Hause sind.
Sie sehen sonst die Gefahren nicht,
die auf dem Heimweg lauern.
Das ist in den Sunderbans
besonders problematisch,
wo es giftige Schlangen gibt.
Man ist also für eine
super Sitzung vorbereitet,
man hat Handpuppen, Bücher und Spiele,
vielleicht reicht die Zeit
für ein oder zwei Lieder.
Es wird wundervoll werden.
Aber das ist es nicht.
Es kommt nicht dazu.
Ein Fehlschlag.
Eine gescheiterte Sitzung
und eine deprimierte Granny.
Aber wir geben nicht auf.
Wir versuchen es wieder
und beim nächsten Mal
klappt alles.
Vielleicht nicht genau wie geplant,
aber dennoch wunderschön.
Wir arbeiten alle unter der Leitung
unserer großartigen
Granny Cloud Direktorin, Suneeta.
Hier ist sie in einem ihrer
entzückenden Saris.
Sie arbeitet sehr hart
und tut es ehrenamtlich, wie wir alle.
Die Zentren, mit denen
wir kommunizieren, sind unterschiedlich.
Sie reichen von einem Computerraum
in einer Schule, die gut ausgestattet ist
und wo Granny-Sitzungen
auf dem Lehrplan stehen,
bis hin zu einem kleinen Raum
in einem innerstädtischen Slum,
der auch einem Unternehmen
für Recyclingpapier dient.
Die Granny-Sitzungen werden
mit Hilfe eines Laptops
von einem Mitglied einer NRO koordiniert.
Das hier ist der Eingang
zum Altpapier-Recycling-Raum.
Die Inhaber, eine vierköpfige Familie,
wohnen in einem anderen Raum darüber.
Überhaupt nicht luxuriös.
So sieht es im Recycling-Raum aus.
Es gibt etwas mehr Platz,
als man hier sieht,
aber nicht viel mehr.
Doch die Kinder haben dort Spaß.
Die Kinder von anfangs sind weitergezogen
und wir haben ein paar Erfolgsgeschichten.
Ein Junge aus dem Hyderabad-Projekt
studierte Medizin und ist jetzt
ein approbierter Arzt.
Ein Mädchen aus dem Shirgaon-Center
hat einen Bachelor-Abschluss in Informatik
und arbeitet als
wissenschaftliche Mitarbeiterin
am Indian Institute of Technology.
(Seufz)
(Gelächter)
Es gibt viele Gruppen auf der Welt,
die gerne Granny-Sitzungen halten würden,
aber, wie gesagt, wir haben
nur etwa 70 aktive Grannies.
Also fehlt uns die Zeit
für alle Kinder,
die wir erreichen möchten.
Aber wir helfen denen,
die eigene Zentren aufbauen wollen.
Es gibt ein spanisches
Granny Cloud Center in Bogota,
bei dessen Aufbau wir halfen.
Und nun helfen wir dabei,
ein Center in Fort Seven zu errichten,
einer First-Nation-Siedlung
in Ontario in Kanada.
Sehr abgelegen, sehr kalt finde ich,
dort oben im Norden,
aber es gibt eine Schule mit Kindern,
die gerne Granny-Sitzungen hätten,
also helfen wir auch ihnen.
Und ich denke, das ist
eine wunderbare Idee.
Es war nicht meine Idee,
aber ich bin sehr froh,
ein Teil davon zu sein,
und ich hoffe, sie verbreitet
sich weiter auf der Welt.
Vielen Dank fürs Zuhören.
(Applaus)