Im Juni 1998 brach Tori Murden McClure
von Nags Head in North Carolina
nach Frankreich auf.
Das ist ihr Boot "American Pearl".
Es ist 7 m lang
und an seiner breitesten Stelle
gerade mal 1,8 m breit.
Das Deck ist nicht größer als
die Ladefläche eines Kleintransporters.
Tori und ihre Freunde
hatten es selbst gebaut,
es wog ca. 820 kg.
Darin wollte sie alleine
über den Atlantik rudern --
ohne Motor, ohne Segel --
keine Frau und kein Amerikaner
hatte das bisher geschafft.
Sie wollte diese Route nehmen,
5800 km offenes Wasser des Nordatlantik.
Beruflich war Tori Projektverwalterin
in ihrer Heimatstadt Louisville, Kentucky.
Doch ihre Leidenschaft galt dem Abenteuer.
Es war nicht ihre erste Expedition.
Jahre zuvor ist sie als erste Frau
auf Skiern zum Südpol gelaufen.
Während des Studiums
war sie eine gute Ruderin
und bewarb sich 1992 sogar
für das Olympia-Team der USA.
Doch dieses Abenteuer war anders.
(Video) (Musik) Tori Murden McClure:
Hallo. Es ist Sonntag der 5. Juli.
9 Uhr Ortszeit.
Kentucky-Zeit.
Dawn Landes:
Tori drehte Videos beim Rudern.
Dies ist ihr 21. Tag auf See.
Sie hatte mehr als 1600 km geschafft,
war aber seit 2 Wochen ohne Funkkontakt,
nachdem ein Sturm, nach nur 5 Tagen,
ihr Langstreckenfunksystem zerstörte.
Die meisten Tage sahen so aus.
Zu diesem Zeitpunkt hatte sie
mehr als 200 000 Ruderschläge gemacht,
und gegen Strömung und Wind gekämpft.
An manchen Tagen kam sie
gerade mal 5 Meter voran.
Ja!
So frustrierend diese Tage auch waren,
andere Tage sahen so aus.
(Video) TMM:
Das sind meine kleinen Freunde.
DL: Sie sah Fische, Delfine,
Wale, Haie
und sogar einige Schildkröten.
Nach zwei Wochen
ohne menschlichen Kontakt
konnte Tori per UKW-Funk
Kontakt mit einem Frachtschiff aufnehmen.
(Video) TMM:
Kennen Sie den Wetterbericht, over?
Mann: Vor Ihnen liegt ein Tiefdruckgebiet.
Sie fahren offensichtlich nach Nordost.
Hinter uns ist ein Hochdruckgebiet,
das sich ebenfalls nach Nordost bewegt.
TMM: Gut.
DL: Sie war sehr erleichtert,
mit anderen Menschen sprechen zu können.
(Video) TMM: Laut dem Wetterbericht
besteht die nächsten Tage keine Gefahr.
DL: Der Wetterbericht informierte
sie nicht über Orkan Danielle,
auf den sie direkt zu ruderte,
in der schlimmsten Orkansaison
der Geschichte des Nordatlantik.
(Video) TMM: Ich habe mir gerade
den Knöchel verstaucht.
Es ist sehr starker Ostwind.
Es stürmt.
Sturm!
Nach 12 Sturmtagen
konnte ich heute 4 Stunden rudern,
doch der Wind lässt nicht nach.
Ich bin alles andere als glücklich.
So glücklich ich heute Morgen war,
jetzt bin ich unglücklich.
DL: Nach fast 3 Monaten auf See
hatte sie 4800 km zurückgelegt.
Das waren zwei Drittel des Weges.
Doch die Wellen waren nun
so hoch wie ein 7-stöckiges Hochhaus.
Immer wieder kenterte ihr Boot.
Manchmal rollte das Boot
sogar über die Vorderspitze.
Rudern war nicht möglich.
(Video) TMM: Es ist 6:30 Uhr.
Ich bin in einem riesigen,
furchtbaren Sturm.
Ich bin zweimal gekentert.
Dabei bin ich gegen die Decke gekracht
und habe diese Leiste ausgeschlagen.
Jetzt bin ich schon 6-mal gekentert.
Das letzte Mal über die Vorderspitze.
Ich habe den Argus-Notrufsender bei mir.
Ich könnte einen Notruf starten,
aber ich glaube nicht, dass sie mein
winziges Boot in diesen Wellen finden.
Es liegt nun so tief im Wasser,
man kann nur noch die Kabine sehen.
Es ist 10 Uhr.
Ich bin so oft gekentert,
ich zähle nicht mehr mit.
Ich scheine alle 15 Minuten zu kentern.
Ich glaube, mein linker Arm ist gebrochen.
Die Wellen reißen das Boot in Stücke.
Ich bete und bete,
ich bin mir nicht sicher,
dass ich das überstehe.
DL: Tori aktivierte ihren Notrufsender
und wurde von einem vorbeifahrenden
Containerschiff gerettet.
Ihr verlassenes Boot wurde 2 Monate später
in der Nähe von Frankreich gesichtet.
Ich habe davon in der Zeitung gelesen.
Im Jahr 1998 war ich an der High School
und lebte in Louisville, Kentucky.
Jetzt lebe ich in New York City.
Ich bin Liedermacherin.
Toris Mut habe ich nie vergessen.
Ich schrieb ein Musical über
ihre Erlebnisse. Es heißt "Rudern".
Zurück zu Hause
fühlte sich Tori entmutigt.
Sie war pleite.
Die Rückkehr in die Zivilisation
fiel ihr schwer.
In dieser Szene sitzt sie zu Hause.
Das Telefon klingelt,
es sind ihre Freunde,
doch sie weiß nicht,
was sie ihnen sagen soll.
Sie singt dieses Lied.
Es heißt "Liebes Herz".
(Gitarre)
♪ In meinen Träumen ♪
♪ Besuchte mein Körper ♪
♪ Wunderbare Orte ♪
♪ Wo ich selbst nie war ♪
♪ Ich sah Gibraltar ♪
♪ Und Kentuckys Sterne ♪
♪ Strahlten im Mondschein ♪
♪ Und schenkten mir ein Lächeln ♪
♪ Als ich hier erwachte ♪
♪ War der Himmel bewölkt ♪
♪ Ich ging zu einer Party ♪
♪ Und meine alten Freunde ♪
♪ Versuchten mich zu verstehen ♪
♪ Sie fragten, was geschah ♪
♪ Doch ich kann ihnen nicht beschreiben ♪
♪ Was ich erlebt habe ♪
♪ Oh, mein liebes Herz ♪
♪ Gib jetzt nicht auf ♪
♪ Beginne ganz von vorn ♪
♪ Oh, mein liebes Herz ♪
♪ Du kannst ein Abenteuer aufgeben ♪
♪ Aber nicht das Leben ♪
♪ Ooh ooh ooh ♪
♪ Ah ah ah ah ah ♪
♪ Ah ah ah ah ah ♪
♪ Ah ah ah ah ah ♪
♪ Draußen auf dem Meer ♪
♪ Hat mich das Wasser getragen ♪
♪ Gewogen und geworfen ♪
♪ So leicht wie ein Kind ♪
♪ Jetzt fühle ich mich so schwer ♪
♪ Nichts kann mich trösten ♪
♪ Meine Gedanken sind wie Treibholz ♪
♪ Launisch wie das Meer ♪
♪ Oh, mein liebes Herz ♪
♪ Gib jetzt nicht auf ♪
♪ Beginne ganz von vorn ♪
♪ Oh, mein liebes Herz ♪
♪ Du kannst ein Abenteuer aufgeben ♪
♪ Aber nicht das Leben ♪
♪ Ooh ♪
Schließlich kommt Tori
wieder auf die Füße.
Sie verbringt Zeit mit ihren Freunden.
Sie trifft einen Mann
und verliebt sich zum ersten Mal.
Sie arbeitet für jemanden,
der ebenfalls aus Louisville stammt,
Muhammad Ali.
Eines Tages erzählt Tori ihrem neuen Chef,
dass zwei andere Frauen
über den Atlantik rudern wollen,
um genau das zu tun, was ihr
beinahe das Leben gekostet hat.
Alis Antwort war typisch:
"Du kannst nicht als Frau weiterleben,
die nur fast über den Atlantik ruderte."
Er hatte recht.
Noch einmal baute Tori
die "American Pearl"
und im Dezember 1999
hat sie es geschafft.
(Applaus)
(Gitarre)
Danke.
(Applaus)