Dieses Handy hat seinen Ursprung in einer Mine im östlichen Kongo. Mineralien werden dort von bewaffneten Gangs mithilfe von Kindersklaven abgebaut - der UN Sicherheitsrat nennt so etwas "Blutmineralien" - und anschließend weiterverarbeitet bis sie schließlich in einer Fabrik in Shinjin, China ankommen. In dieser Fabrik haben sich über ein Dutzend Menschen dieses Jahr das Leben genommen. Ein Mann starb nach einer 36-Stunden-Schicht. Wir alle lieben Schokolade. Wir kaufen sie für unsere Kinder. 80 Prozent unseres Kakaos kommt von der Elfenbeinküste und Ghana und wird von Kindern geerntet. An der Elfenbeinküste haben wir Riesenprobleme mit Kindersklaven. Kinder werden aus anderen Konfliktherden verschleppt, um auf den Kaffeeplantagen zu arbeiten. Heparin, Blutverdünner, ein Pharmaprodukt, kommt aus kleinen Manufakturen wie dieser hier in China, weil der Wirkstoff aus Schweinedärmen gewonnen wird. Ihr Diamant ... Sie haben wahrscheinlich alle den Film "Blood Diamond" gesehen... Dies ist eine Mine in Zimbabwe heute. Baumwolle: Usbekistan ist der zweitgrößte Exporteur von Baumwolle auf der Welt. Jedes Jahr zur Erntezeit schließt die Regierung die Schulen und fährt die Kinder mit Bussen zu den Plantagen, wo sie drei Wochen lang Baumwolle ernten. Dies ist institutionalisierte Kinderzwangsarbeit. Am Ende des Zyklus enden diese Produkte wahrscheinlich auf einer Müllkippe wie dieser in Manila. Diese Orte, diese Herkünfte zeigen Lücken im System auf. Das ist die freundlichste Beschreibung, die ich für so etwas habe. Dies sind die Sümpfe, in denen die globalen Lieferketten ihren Anfang haben, die uns unsere Lieblingsmarken bringen. Manche dieser Lücken werden von Schurkenstaaten betrieben. Manche von ihnen sind keine Staaten mehr; ihre Regierung hat versagt. Manche von ihnen sind Länder, die der Meinung sind, dass Deregulierung oder gar keine Regulierung der beste Weg ist, Investitionen anzulocken, Handel zu fördern. Egal wie, sie stellen ein riesiges moralisches und ethisches Dilemma dar. Ich weiß, dass niemand von uns teilhaben will an Menschenrechtsverletzungen in unseren Lieferketten. Im Moment können aber die wenigsten Unternehmen in diesen Ketten stichhaltig versichern, dass niemand seine Zukunft verpfändet hat, niemand seine Rechte opfern musste, um uns unsere beliebtesten Markenprodukte zu bringen. Ich bin nicht hier, um Sie mit dem Zustand der Lieferketten zu deprimieren. Wir müssen der Realität ins Auge sehen. Wir müssen erkennen, wie ernst die Lage für Menschenrechte aussieht. Wir haben hier eine Autonomie, vielleicht sogar eine Anarchie. Definitiv keine Demokratie. Im Moment wird diese autonome Republik der Lieferketten nicht in einer Weise regiert, bei der wir uns darauf verlassen können, dass wir ethisch handeln und konsumieren können. Das ist nichts Neues. Sie alle haben die Dokumentationen gesehen von Ausbeutung in der Bekleidungsindustrie auf der ganzen Welt, selbst in Industrieländern. Wenn Sie einen klassischen Ausbeuterbetrieb sehen möchten kommen Sie mit mir zum Madison Square Garden. Dort zeige ich Ihnen einen chinesischen Ausbeuter. Nehmen Sie dieses Heparin zum Beispiel. Es ist ein pharmazeutisches Produkt. Man sollte annehmen, dass die Lieferkette bis zum Krankenhaus absolut sauber ist. Das Problem ist, dass der Wirkstoff - ich erwähnte es bereits - aus Schweinen gewonnen wird. Der größte amerikanische Hersteller dieses Wirkstoffes entschied sich vor einigen Jahren, die Produktion nach China, dem weltgrößten Lieferanten von Schweinen, auszulagern. Diese Fabrik in China, die selbst ziemlich sauber ist, bekommt ihre Zutaten aus Hinterhof-Schlachtereien, wo Familien die Tiere schlachten und die Zutaten extrahieren. Vor einigen Jahren hatten wir einen Zwischenfall, der 80 Menschenleben auf der Welt gekostet hat, und zwar wegen Verunreinigungen in der Lieferkette für Heparin. Schlimmer noch, einige Lieferanten bemerkten, dass sie einen Ersatzstoff verwenden konnten, der in Tests Ähnlichkeiten mit Heparin aufwies. Dieser Ersatzstoff kostet $9 pro Pfund, während echtes Heparin $900 pro Pfund kostet. Eine klare Kiste. Das Problem war, dass es mehr Menschen tötete. Sie fragen sich zurecht: "Warum hat die US-Behörde für Nahrungsmittel und Medikamente nichts dagegen unternommen? Warum hat die chinesische Behörde nichts dagegen unternommen?" Die Antwort ist einfach: Die Chinesen definieren diese Fabriken als chemische Betriebe, nicht als pharmazeutische, und prüfen sie nicht. Die US-Behörde hat ein Zuständigkeitsproblem. Es geht ums Ausland. Sie führen gelegentlich Prüfungen im Ausland durch, vielleicht ein Dutzend jährlich, 20 in einem guten Jahr. In China alleine gibt es über 500 Betriebe, die diesen Wirkstoff produzieren. Über 80 Prozent des Wirkstoffes in der Medizin kommt aus dem Ausland, vor allem China und Indien. Hier gibt es keine Aufsicht, keine Regelungen, die sicherstellen, dass die Produktion sicher ist. Wir haben kein System um sicherzustellen, dass Menschenrechte und Würde nicht angetastet werden. Auf nationaler Ebene - und wir arbeiten in ungefähr 60 Ländern - auf nationaler Ebene also haben wir ernsthafte Schwierigkeiten mit der Fähigkeit von Regierungen, die Produktion im eigenen Land zu regulieren. Das wirkliche Problem mit der Lieferkette ist, dass sie länderübergreifend ist. Regierungen, die hier versagen, die ihren Pflichten auf nationaler Ebene nicht nachkommen, haben auf internationaler Ebene noch weniger Chancen, das Problem zu lösen. Schauen Sie sich nur die Schlagzeilen an. Nehmen Sie Kopenhagen letztes Jahr, ein komplettes Regierungsversagen; ein Versagen das Richtige zu tun angesichts eines internationalen Problems. Nehmen Sie den G20-Gipfel vor einigen Wochen, der von einer nur Monate vorher getroffenen Zusage zurücktrat. Sehen Sie sich jedes der globalen Probleme, die wir diese Woche besprochen haben, an und fragen Sie sich, wo hier die Führung durch Regierungen ist, wo diese Lösungen anbieten, Antworten auf diese internationalen Probleme. Die Antwort ist einfach: das können sie nicht, weil sie national sind. Ihre Wähler sind lokal. Sie haben lokale Interessen. Interessen, die sie nicht dem globalen Gemeinwohl unterordnen können. Wenn wir also die Lieferung der wichtigsten Gemeingüter auf internationaler Ebene - wie hier in einer globalen Lieferkette - sicherstellen wollen, müssen wir einen anderen Mechanismus einführen. Wir brauchen einen anderen Antrieb. Glücklicherweise gibt es für so etwas Beispiele. In den 90er Jahren gab es eine Reihe von Skandalen rund um die Herstellung von Markenprodukten in den USA - Kinder- und Zwangsarbeit, ernsthafte Gesundheits- und Sicherheitsbedenken, bis Präsident Clinton 1996 ein Treffen im Weißen Haus anberaumte und Industrie, Menschenrechtsorganisationen, Handelsverbände und das Arbeitsministerium an einen Tisch brachte und sagte: "Hören Sie, die Globalisierung soll kein Wettlauf nach unten sein. Ich weiß nicht, was wir unternehmen können, aber ich kann zumindest mein Amt nutzen, um Sie alle zusammenzubringen, um eine Lösung zu entwickeln." Also entstand eine Arbeitsgruppe im Weißen Haus, die die nächsten 3 Jahre diskutierte, wer wie viel Verantwortung in der globalen Lieferkette übernehmen sollte. Die Unternehmen sahen sich nicht in der Verantwortung. Diese Fabriken gehörten ihnen nicht. Diese Arbeiter waren nicht bei ihnen angestellt. Sie waren nicht gesetzlich belangbar. Alle anderen an diesem Tisch meinten:" Leute, das reicht nicht, Ihr habt eine Pflicht dafür zu sorgen, dass das Produkt von wo auch immer auf eine Weise in die Läden gelangt, die uns erlaubt, es ohne Sicherheitsbedenken und ohne unser Gewissen zu belasten zu konsumieren." Sie einigten sich: "Okay, wir einigen uns auf gemeinsame Standards, einen Verhaltenskodex. Wir wenden ihn auf die gesamte globale Lieferkette an, egal wer was besitzt oder kontrolliert. Wir machen es zum Vertragsgegenstand." Dies war ein Geniestreich, denn was sie taten war, die Macht eines Vertrages zu nutzen, geschäftliche Macht, um Gemeingüter zu liefern. Wenn wir ehrlich sind, ist ein Vertrag mit einem großen Unternehmen für einen Lieferanten in Indien oder China wesentlich überzeugender als lokale Arbeitsgesetze, lokale Umweltschutzvorgaben, oder Menschenrechtsvorschriften. Diese Fabriken werden wahrscheinlich nie von einem Inspekteur besucht werden. Selbst wenn er käme, wäre es erstaunlich, wenn er Schmiergeld ablehnen könnte. Selbst wenn sie ihre Arbeit täten, und Bußgelder von diesen Einrichtungen forderten, wären diese wohl kaum nennenswert. Aber einen Vertrag mit einer großen Marke zu verlieren, das ist der Unterschied zwischen im Geschäft bleiben und bankrott gehen. Das macht Eindruck. Effektiv nutzen wir also die Macht und den Einfluss der einzigen, wirklich globalen Institution in der globalen Lieferkette, nämlich die eines multinationalen Unternehmens, damit das Richtige getan wird, damit sie ihre Macht für das Gute einsetzen, um die wichtigsten Gemeingüter zu bekommen. So etwas liegt natürlich nicht in der Natur der multinationalen Konzerne. Das ist nicht ihre Aufgabe; die ist Geld zu verdienen. Aber sie sind hocheffiziente Organisationen. Sie haben Ressourcen, und wenn wir ihnen den Willen dazu geben, können sie Gutes tun. Dahin zu kommen ist freilich nicht leicht. Diese Lieferketten, die ich vorhin gezeigt habe, gibt es nicht. Sie brauchen ein sicheres Umfeld. Ein Umfeld wo Menschen zusammenkommen können, um sich ohne Angst vor Verfolgung oder Anschuldigungen mit diesem Problem auseinander zu setzen und gemeinsam Lösungen auszuarbeiten. Wir können das tun, die technischen Gegebenheiten existieren. Das Problem ist mehr ein Mangel an Vertrauen, an Partnerschaft, zwischen gemeinnützigen Organisationen, Interessengruppen und multinationalen Konzernen. Wenn wir die zusammen an einen sicheren Ort bringen und zur Zusammenarbeit bewegen können, können wir diese Gemeingüter sofort liefern, oder zumindest bald. Dies ist ein radikaler Vorstoß, denn es scheint unwirklich, wenn ein 15-jähriges Mädchen aus Bangladesh das aus einem Dorf in eine Fabrik in Dhaka arbeiten geht - für 22, 23, 24 Dollar pro Monat - die besten Chancen auf Arbeitsrechte hat, wenn diese Fabrik für einen Markenkonzern arbeitet, der einen Verhaltenskodex besitzt und diesen in den Vertrag eingeflochten hat. Unwirklich, wenn Konzerne Menschenrechte schützen. Das wird Unglauben hervorrufen. Sie fragen: "Wie können wir ihnen vertrauen?" Das tun wir nicht. Es ist wie bei Waffenkontrollen: "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser." Also prüfen wir. Wir gehen in die Lieferketten, in die einzelnen Fabriken, machen Stichproben, senden ohne Vorwarnung Inspekteure in diese Einrichtungen und veröffentlichen die Ergebnisse. Transparenz ist absolut notwendig. Sie können sich verantwortlich nennen, aber Verantwortlichkeit ohne Rechenschaft funktioniert meist nicht. Also verpflichten wir diese Konzerne nicht nur, wir geben ihnen die Werkzeuge, dieses Gemeingut - Respekt für Menschenrechte - zu erbringen, und wir prüfen es. Sie brauchen mir nicht zu glauben, sie sollten mir nicht glauben. Besuchen Sie die Website, schauen Sie sich die Prüfergebnisse an. Fragen Sie sich selbst, ob dieses Unternehmen sich sozial verantwortlich verhält. Ob Sie dieses Produkt kaufen können, ohne Ihre ethischen Grundsätze zu verletzen. Auf diese Weise funktioniert das System. Ich hasse es daran zu denken, dass Regierungen auf der ganzen Welt Menschenrechte nicht schützen. Ich hasse es daran zu denken, dass Regierungen ihre Aufgaben vernachlässigt haben. Ich will nicht daran denken, dass wir sie nicht dazu bekommen können, ihre Aufgaben zu erfüllen. Ich beschäftige mich seit 30 Jahren damit, und in dieser Zeit habe ich einen Rückgang beobachtet im Willen der Regierungen, etwas daran zu ändern, und ich sehe im Moment auch keine Umkehr. Am Anfang haben wir unsere Arbeit als Notlösung verstanden: jetzt allerdings haben wir den Eindruck, dass es sich um den Anfang einer neuen Art und Weise der Regulation internationaler Aufgaben handelt. Nennen Sie es meinetwegen Netzwerk-Governance, aber die unabhängigen Organisationen, und die Unternehmen müssen zusammen finden, um diesen Problemen zu begegnen. Zum Beispiel bei Pandemien, Schweine- und Vogelgrippe. Schauen Sie sich die Gesundheitssysteme viele Länder an. Haben sie die Ressourcen, einer ernsten Pandemie zu begegnen? Nein. Könnten Wirtschaft und unabhängige Organsationen gemeinsam eine Lösung finden? Absolut. Was sie benötigen ist der sichere Ort, an dem sie zueinander finden und aktiv werden können. Das versuchen wir zu bieten. Mir ist bewusst, dass diese Aufgabe oft als überwältigende Verantwortung für Menschen betrachtet wird. "Sie wollen, dass ich Menschenrechte über meine Lieferkette verteile? Wir reden hier von tausenden von Lieferanten." Es scheint aussichtslos, zu gefährlich für ein einzelnes Unternehmen. Doch es gibt sie. 4000 Unternehmen sind Mitglied bei uns. Einige davon sehr, sehr groß. Besonders die Sportartikelbranche hat das Wagnis auf sich genommen und es geschafft. Das Beispiel, das Vorbild ist da. Jedes Mal wenn wir eines der Probleme diskutieren, mit denen wir uns beschäftigen - Kinderarbeit auf Baumwollfarmen zum Beispiel, von denen wir nächstes Jahr in Indien 50.000 überwachen... Jedes Mal scheint es überwältigend. Bei diesen Zahlen verlieren Sie schlicht den Überblick. Wir aber brechen es herunter auf grundlegende Fakten. Menschenrechte werden zu einer sehr einfachen Frage: Kann ich diesem Menschen seine Würde zurück geben? Menschen in Armut, Menschen, deren Menschenrechte verletzt wurden - der springende Punkt ist der Verlust der Würde, ein Mangel an Würde. Es beginnt einfach damit, Menschen ihre Würde zurück zu geben. Ich war in einem Slum außerhalb von Gurgaon, in der Nähe von Delhi, eine der auffälligsten, hellsten, neuen Städte, die in Indien aus dem Boden schiessen, und sprach mit den Arbeitern eines nahe gelegenen Textilausbeuterbetriebs. Ich fragte sie, welche Nachricht sie für die Markenhersteller hätten. Sie wollten kein Geld; sie sagten: "Die Leute, die uns beschäftigen, behandeln uns als wären wir keine Menschen, als würden wir nicht existieren. Bitte, fordert sie auf, uns wie Menschen behandeln." Das ist mein einfaches Verständnis von Menschenrechten. Dies ist meine Bitte an Sie, meine Bitte an jeden Entscheider in diesem Raum und da draußen. Wir können die Entscheidung treffen zusammen zu kommen und die Versäumnisse der Regierungen wieder gut zu machen. Tun wir es nicht, ist jede Hoffnung verloren, wir geben unsere essentielle Menschlichkeit auf, und das wollen wir nicht und das müssen wir nicht. Also bitte ich Sie, arbeiten Sie mit, kommen Sie an den sicheren Ort, und lassen Sie uns etwas bewegen. Vielen Dank. (Applaus)