rC3 wikipaka Vorspannmusik
Willkommen zu meinem Talk "FragDenStaat
für HackerInnen". Zuerst einmal: Was ist
denn überhaupt FragDenStaat? FragtDenStaat
ist ein vierteiliges Projekt. Zum einen
ist eine Online-Plattform unter
fragdenstaat.de. Dort kann man Anfragen
nach dem Informationsfreiheitsgesetz
stellen. Dieses
Informationsfreiheitsgesetz oder kurz IFG
erlaubt es jedem Menschen, amtliche
Dokumente anzufragen. Das können z.B.
Baupläne, interne Protokolle oder Verträge
sein. Über FragDenStaat kann man solche
Anfragen stellen und auch schon gestellte
Anfragen finden, da die allermeisten
Anfragen auf FragDenStaat öffentlich
verfügbar sind. Zudem machen wir viele
Kampagnen, um das
Informationsfreiheitsgesetz zu promoten,
damit mehr Menschen ihr Recht auf
Informationen nutzen und bieten mit den
Kampagnen auch einen einfachen Einstieg,
wenn man noch keine Anfrage vorher
gestellt hat. Und zudem erhöhen wir durch
die hohe Anzahl der Anfragen durch die
Kampagnen auch den Druck auf Behörden, von
sich aus Informationen zu veröffentlichen
und nicht nur auf Anfrage. Außerdem
verklagen wir regelmäßig Behörden, wenn
diese die Auskunft verweigern und machen
einige Recherchen auf Basis von IFG
Anfragen. FragDenStaat ist für HackerInnen
besonders interessant, da es einen großen
Zugang zu vielen politisch relevanten
offenen Daten liefert. Zum einen gibt es
da die Daten von FragDenStaat selbst, das
sind hauptsächlich die Behördendaten. Wir
haben mittlerweile über 40.000 Behörden in
der Datenbank, die per API abgefragt
werden können. Hier sieht man jetzt
beispielsweise den Behörden-Endpoint.
Darüber erhält man Informationen wie z.B.
Name, Website, E-Mail, Adresse, die Anzahl
der Anfragen an die Behörde. Und hier
unten sind jetzt noch drei weitere
Endpoints, z.B. die Jurisdiktion, also das
Rechtsgebiet, das insofern relevant, da
das IFG Ländersache ist. Das heißt z.B.
das Bundesverkehrsministerium unterliegt
dem Bundes-IFG, während die Berliner
Polizei den Berliner IFG unterliegt. Über
den Jurisdiktion-Endpoint erhält man dann
z.B. Bund oder Baden-Württemberg und kann
mit den ID's dann die Behörden danach
filtern. Also es ist eine relativ
standardmäßige REST-API. Das Fraunhofer
Institut nutzt z.B. die API, um eine
Analyse-Dashboard zur Verfügung zu
stellen. Und mit der API oder auch mit dem
Dashboard lassen sich dann ganz
interessante Meta-Analyse machen. Hier
habe ich jetzt z.B. mal den Anteil an
erfolgreichen Anfragen über die Jahre nach
aufgezeichnet. Ja, und wie man jetzt von
2020 auch nichts anderes erwartet: Es
natürlich eine große Enttäuschung. Genau
solche Analysen lassen sich dann mit der
API oder mit dem Dashboard relativ einfach
machen. Viel interessanter ist es
eigentlich aber, die Anfragen zu
verwenden. Es gibt mittlerweile schon über
170 000 Anfragen auf FragDenStaat, die
allermeisten davon sind öffentlich. Und
dabei sind ganz viele interessante
Dokumente, die allerdings noch kaum
benutzt wurden. Also es lohnt sich
wirklich mal ein bisschen durch zu
stöbern, was alles für Daten noch
rumliegen. Ich habe z.B. eine interessante
Anfrage gefunden zur Warn-App NINA. Wer
die nicht kennt: Darüber ist es
möglich, wenn z.B. ein Großbrand entsteht,
die Menschen in der Umgebung, die die App
installiert haben, über die
Rauchentwicklung zu informieren. Bei der
Anfrage kann man jetzt z.B. schon mal was
wichtiges mitnehmen. Man sollte nämlich
immer nach maschinenlesbaren Daten
fragen. Oft wird dem nachgegangen.
Allerdings gibt es keine rechtliche
Verpflichtung, die Daten maschinenlesbar
oder überhaupt digital bereitzustellen.
Oftmals bekommt man die Daten per Post und
muss sie dann irgendwie einscannen und per
OCR irgendwie maschinenlesbar machen an.
Hier hatten wir allerdings Glück. Die
Daten wurden als Excel-Tabelle
zurückgeschickt. So sieht es ungefähr aus.
Und damit lassen sich schon relativ
einfache Auswertungen machen. Ich habe
jetzt hier z.B. mal die Warnmeldungen 2020
nach Bundesländern und Warnstufe in ein
Diagramm gemacht. Relativ simpel, einfach
mit LibreOffice. Und da kann man ja z.B.
sehen, dass die Nutzung zwischen den
Ländern ziemlich ungleich ist. Also NRW
benutzt die App am allermeisten und die
anderen Ländern quasi kaum. Und ich fand,
das ist eine interessante Erkenntnis
aus Daten, die eigentlich die ganze Zeit
im Aktenschrank von einer Behörde liegen
und erst jetzt wirklich eine nützliche
Informationen rausgezogen wurde. Ein
weiteres interessantes Projekt von uns ist
"Die Demo-Hauptstadt Berlin". Hintergrund
ist, dass in Berlin etwa 14
Demonstrationen am Tag stattfinden. Und
wir haben deshalb die Daten der
Veranstaltungsdatenbank der Polizei
Berlin angefragt und wollten die Daten
aufgeschlüsselt nach Thema, nach Zeit und
nach Besucherzahl. Und wir haben das jetzt
visuell dargestellt auf einer Zeitleiste.
Je größer hier einen Punkt ist, desto mehr
Personen haben an der Demonstration
teilgenommen und je gesättigter ein Punkt
ist, desto höher ist das Verhältnis von
den angemeldeten und den tatsächlich
anwesenden BesucherInnen. Und was man
jetzt daraus z.B. rauslesen kann ist, dass
rechte Demos oft deutlich weniger
BesucherInnen als angemeldet haben im
Vergleich zu den meisten anderen
Kategorien, z.B. der Kategorie Umwelt. Das
ist ein interaktives Datenprojekt auf
unserer Website mit einer ziemlich
mächtigen Visualisierung. Und das zeigt
auch schon so ein bisschen das Potenzial
von IFG-Anfragen und welche Informationen
man aus den Anfragen rausziehen kann.
Gleichzeitig zeigt das aber auch die
Kosten und den Aufwand, die mit so einem
Projekt verbunden sein können. IFG-
Anfragen sind nämlich teilweise
gebührenpflichtig, wenn durch die Anfrage
ein erhöhter Behörden-Aufwand entsteht. In
diesem Fall haben wir fünf Anfragen
gestellt, die insgesamt 260 Euro gekostet
haben, und mussten zudem auch noch
ziemlich hartnäckig sein, um die Daten
überhaupt zu bekommen. Die Berliner
Polizei meinte nämlich zunächst, dass ein
Datenexport gar nicht möglich ist. Nachdem wir
allerdings die Struktur der Datenbank
angefragt haben, konnten wir beweisen,
dass es doch geht. Man muss sich also Zeit
nehmen. Und dann das andere Problem mit dem
Kosten. Natürlich kann nicht jeder oder
jede so ein Budget für ein kleines
Nebenprojekt aufwenden. Deswegen gibt es
einige Unterstützungsmöglichkeiten. Z.B.
gibt es von Wikimedia die Möglichkeit,
gebührenpflichtige IFG-Anfragen zu
fördern. Wenn ihr die Ergebnisse auf
Wikipedia dokumentiert oder auf Commons
bereitstellt, dann übernimmt Wikimedia die
Kosten für eure Anfragen und auf
FragDenStaat haben wir auch - relativ neu
dieses Jahr - eine Crowdfunding Möglichkeit
angelegt. Damit könnt ihr auch
gebührenpflichtige Anfragen finanzieren
oder sogar klagen.
Herald: Hi Max. Cool, dass du
da bist. Es gibt bisher irgendwie
noch keine wirklichen Fragen aus dem Chat.
Ich gebe den Leuten mal noch ne Minute,
aber ich hab gehört, ihr macht auch
direkt im Anschluss ein Meetup.
Max: Ja, das ist auch zusammen
mit Arne. Da werden wir
wahrscheinlich so ein bisschen einen
kleinen Jahresrückblick machen. Und da
gibt's natürlich auch die Möglichkeit,
noch ein paar Fragen zu stellen oder auch
gerne von eigenen kleinen Projekten
erzählen.
Herald: Das klingt super. Dann würde ich
sagen, dass mal einer meiner Kollegen
vielleicht den Link nochmal verteilt auf
den diversen Kanälen. Und dann hoffe ich,
dass da vielleicht noch ein paar spannende
Fragen reinkommen. Das Ganze findet auch
bei BigBlueButton statt und ich würde
sagen, es sieht nicht so aus. Doch da, es
gibt eine Frage. Ich les sie mal direkt
vor: "How to deal with threats by
agencies like 'You are responsible for the
consequences of publishing what we
sent you via snail-mail?'".
Max: Hm, soll ich die
Frage auch auf Englisch beantworten?
Ich glaube, du kannst sie vielleicht auch
auf Deutsch beantworten.
Max: Also wenn du die Antwort
auf FragDenStaat veröffentlichst,
dann sind glaube ich wir dafür
verantwortlich, da es ja unserer Seite
ist. Das heißt. Insofern liegt hier
erstmal die Konsequenz bei uns. Wenn du
das natürlich dann z.B. auf einer eigenen
Website weiterverarbeitest, dann ist das
natürlich anders. Allerdings, in den
allermeisten Fällen dürfen die Ergebnisse
von den IFG-Anfragen veröffentlicht
werden. Also da gibt es selten Probleme.
Herald: Das klingt so, als wäre es auf jeden Fall
sinnvoll, das irgendwie in Absprache mit
euch zu machen - Sicher, gerne - Ja Cool,
dann würde ich sagen, schicke ich dich mal
rüber in den Meetup-Raum und alle anderen,
die folgen möchten, dürfen das gerne tun.
Und noch viel Spaß heute.
Abspannmusik
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