1
00:00:13,697 --> 00:00:17,094
Wusstest du, dass jedes Mal, wenn 
ein Musiker sein Instrument aufnimmt,

2
00:00:17,094 --> 00:00:20,293
ein Feuerwerk in seinem Gehirn
gezündet wird?

3
00:00:20,293 --> 00:00:22,875
Von außen mag er ruhig
und konzentriert aussehen,

4
00:00:22,880 --> 00:00:26,867
wie er die Musik liest und
die genau eingeübten Bewegungen macht,

5
00:00:26,867 --> 00:00:30,201
aber in seinem Gehirn steigt eine Party!

6
00:00:30,201 --> 00:00:31,619
Woher wissen wir das?

7
00:00:31,619 --> 00:00:33,475
In den letzten paar Jahrzehnten

8
00:00:33,475 --> 00:00:36,050
sind Hirnforschern enorme
Durchbrüche gelungen,

9
00:00:36,050 --> 00:00:40,353
im Verständnis, wie unser Gehirn arbeitet,
durch Echtzeit-Beobachtungen

10
00:00:40,353 --> 00:00:43,465
mit Apparaten wie fMRT und PET-Scannern.

11
00:00:43,465 --> 00:00:45,718
Wenn man jemanden
an diese Maschinen anschließt,

12
00:00:45,718 --> 00:00:48,624
können bei Aufgaben wie Lesen 
oder Matheprobleme lösen

13
00:00:48,624 --> 00:00:53,192
Aktivitäten in jeweils bestimmten
Hirnregionen beobachtet werden.

14
00:00:53,192 --> 00:00:56,316
Aber als die Forscher
den Teilnehmern Musik vorspielten,

15
00:00:56,316 --> 00:00:58,300
haben sie Feuerwerke gesehen.

16
00:00:58,300 --> 00:01:01,305
Mehrere Gehirnregionen
leuchteten gleichzeitig auf,

17
00:01:01,305 --> 00:01:02,844
als sie die Musik verarbeiteten,

18
00:01:02,844 --> 00:01:06,005
sie zerlegten, um Elemente, wie Melodie
und Rhythmus zu verstehen

19
00:01:06,005 --> 00:01:10,375
und dann alles wieder zu einer
homogenen Musikerfahrung zusammensetzten.

20
00:01:10,375 --> 00:01:13,343
Das Gehirn macht das alles
im Bruchteil einer Sekunde,

21
00:01:13,343 --> 00:01:17,587
vom ersten Ton an, bis wir anfangen,
mit dem Fuß mitzuklopfen.

22
00:01:17,587 --> 00:01:19,563
Aber wenn die Forscher sich

23
00:01:19,563 --> 00:01:23,005
statt den Gehirnen der Zuhörer
die Gehirne der Musiker ansehen,

24
00:01:23,005 --> 00:01:26,303
wird das Feuerwerk 
zu einem riesigen Spektakel.

25
00:01:26,303 --> 00:01:29,038
Es scheint, dass Musik hören das Gehirn

26
00:01:29,038 --> 00:01:31,193
zwar ziemlich gut beschäftigt,

27
00:01:31,193 --> 00:01:35,518
aber Musik machen wie 
ein Ganzkörper-Workout für das Gehirn ist.

28
00:01:35,518 --> 00:01:38,706
Die Hirnforscher beobachteten, 
wie mehrere Gehirnareale

29
00:01:38,706 --> 00:01:41,638
gleichzeitig unterschiedliche 
Informationen in komplexen

30
00:01:41,638 --> 00:01:46,233
zusammenhängenden und erstaunlich
schnellen Sequenzen verarbeiten.

31
00:01:46,233 --> 00:01:49,884
Aber warum erleuchtet gerade
Musik machen das Gehirn?

32
00:01:49,884 --> 00:01:54,599
Die Forschung ist noch neu, aber
Hirnforscher haben eine gute Vorstellung.

33
00:01:54,599 --> 00:01:59,317
Beim Spielen eines Instruments ist beinahe
das ganze Gehirn gleichzeitig aktiv,

34
00:01:59,317 --> 00:02:03,339
insbesondere der visuelle, auditive
und motorische Kortex.

35
00:02:03,339 --> 00:02:07,781
Wie bei jeder Art von Workout stärkt
diszipliniertes und strukturiertes Üben

36
00:02:07,781 --> 00:02:11,714
diese Gehirnfunktionen und
dies erlaubt uns, diese Stärke

37
00:02:11,714 --> 00:02:13,619
bei anderen Aktivitäten anzuwenden.

38
00:02:13,619 --> 00:02:17,144
Der offensichtlichste Unterschied zwischen
Musik hören und machen ist,

39
00:02:17,144 --> 00:02:19,728
dass das Musik machen die
Feinmotorik erfordert,

40
00:02:19,728 --> 00:02:22,996
die von beiden Gehirnhälften
kontrolliert wird.

41
00:02:22,996 --> 00:02:26,137
Es kombiniert auch die sprachliche
und mathematische Präzision,

42
00:02:26,137 --> 00:02:28,705
bei der die linke Hälfte
mehr involviert ist,

43
00:02:28,705 --> 00:02:32,111
mit dem kreativen Inhalt,
bei dem die rechte sich auszeichnet.

44
00:02:32,111 --> 00:02:35,088
Daher wurde festgestellt, 
dass Musik machen

45
00:02:35,088 --> 00:02:38,884
die Aktivität im Corpus callosum,

46
00:02:38,884 --> 00:02:41,349
der Brücke zwischen den
beiden Hirnhälften, erhöht.

47
00:02:41,349 --> 00:02:46,214
Dadurch gelangen Meldungen schneller und
auf mehreren Wegen durchs Gehirn.

48
00:02:46,214 --> 00:02:48,411
Daher können Musiker vielleicht Probleme

49
00:02:48,411 --> 00:02:52,340
in akademischen wie sozialen Situationen
wirksamer und kreativer lösen.

50
00:02:52,340 --> 00:02:55,800
Da Musik machen auch
im Fertigen und Verstehen

51
00:02:55,800 --> 00:02:58,884
derer emotionalen Inhalte
und deren Botschaft besteht,

52
00:02:58,884 --> 00:03:02,236
haben Musiker oft erhöhte
exekutive Funktionen,

53
00:03:02,236 --> 00:03:04,261
eine Kategorie von verketteten Aufgaben,

54
00:03:04,261 --> 00:03:08,031
die Planung, Strategie und 
Genauigkeit einschließt

55
00:03:08,031 --> 00:03:13,255
und die simultane Analyse von kognitiven
und emotionalen Aspekten erfordert.

56
00:03:13,255 --> 00:03:17,196
Diese Fähigkeit beeinflusst auch,
wie unser Gedächtnis funktioniert.

57
00:03:17,196 --> 00:03:21,616
Musiker weisen eine erhöhte
Gedächtnisfunktion auf.

58
00:03:21,616 --> 00:03:25,478
Sie speichern und rufen Erinnerungen
effizienter ab.

59
00:03:25,478 --> 00:03:29,232
Studien zeigen, dass ein Musiker 
sein hochvernetztes Gehirn nutzt,

60
00:03:29,232 --> 00:03:31,994
um jeder Erinnerung
mehrere Tags zuzuweisen,

61
00:03:31,994 --> 00:03:37,116
etwa ein Konzept-Tag, ein Gefühls-Tag,
ein Audio-Tag und ein Kontext-Tag,

62
00:03:37,116 --> 00:03:39,706
wie bei einer guten
Internetsuchmaschine.

63
00:03:39,706 --> 00:03:42,590
Woher wissen wir, dass diese Vorteile
nur für Musik gelten

64
00:03:42,590 --> 00:03:45,317
und nicht für, sagen wir mal,
Sport oder Malen?

65
00:03:45,317 --> 00:03:47,569
Oder kann es sein, dass Musiker

66
00:03:47,569 --> 00:03:49,647
von vornherein intelligenter sind?

67
00:03:49,647 --> 00:03:53,337
Hirnforscher haben diese Fragen
erörtert und festgestellt,

68
00:03:53,337 --> 00:03:57,354
dass die kreativen und ästhetischen Aspekte
des Erlernen eines Musikinstruments

69
00:03:57,354 --> 00:04:01,733
sich von allen anderen Aktivitäten 
unterscheiden, auch anderen Kunstformen.

70
00:04:01,733 --> 00:04:04,268
Es gibt mehrere randomisierte Studien
mit Teilnehmern,

71
00:04:04,268 --> 00:04:09,071
die am Anfang gleich hohe kognitive und 
neuronale Funktionen aufgewiesen haben.

72
00:04:09,071 --> 00:04:12,879
Diese zeigten, dass diejenigen, die über
einen Zeitraum Musik gelernt haben,

73
00:04:12,879 --> 00:04:16,733
vergleichsweise eine Verbesserung
in mehreren Gehirnregionen aufwiesen.

74
00:04:16,733 --> 00:04:19,932
Diese neuste Forschung
der geistigen Vorteile des Musikmachens

75
00:04:19,932 --> 00:04:22,589
hat unser Verständnis
geistiger Funktion gefördert,

76
00:04:22,589 --> 00:04:25,815
und die inneren Rhythmen
und komplexen Wechselspiele,

77
00:04:25,815 --> 00:04:29,055
die das erstaunliche Orchester
unseres Gehirns bilden, enthüllt.