Hallo, ich bin Andri Snær Magnason und spreche hier aus Island. (rauschendes Wasser) 2019 hatten wir unseren ersten Gletscher an den Klimawandel verloren: den Okjökull, den Ok-Gletscher, der nicht mehr OK ist. Und in den nächsten 200 Jahren erwarten wir, dass alle unsere Gletscher denselben Weg einschlagen. Dieser Gletscher hier ist einer von ihnen: Sólheimajökull an der Südküste Islands. (rauschendes Wasser und klingelndes Geräusch) Ich schrieb ein Gedicht für eine Tafel, die auf dem Berg angebracht ist, auf dem einst Okjökull stand. Es war ein Brief an die Zukunft und er lautet: "Dieses Denkmal soll anerkennen, dass wir wissen, was passiert und was getan werden muss. Nur ihr wisst, ob wir es getan haben." Meine Großeltern waren Gletscherforscher in einer Zeit, in der die Gletscher ewig zu sein schienen. Sie machten im Jahr 1956 Flitterwochen in den Gletschern. Drei Wochen lang kartierten und bereisten sie Vatnajökull, Europas größten Gletscher, und schliefen bei extremen Temperaturen in Zelten. Ich fragte sie einmal: "War euch nicht kalt?" Und sie sagten: "Kalt? Wir waren frisch verheiratet." Meine Oma ist gerade 96 geworden, und wir wissen nun, dass viele Gletscher verschwunden sein werden, wenn jemand, der heute geboren wird, so alt ist wie meine Großmutter heute. Wir müssen uns mit der Zukunft verbinden, und zwar eng und schnell. Meine Großmutter wurde 1924 geboren. Und sollte ich Enkel haben, werden die meistgeliebten Menschen in meinem Leben 2150 noch am Leben sein. Denn unsere Zeit gehört den Menschen, die wir kennen und lieben, die Zeit, die uns geschaffen hat, und unsere Zeit gehört auch den Menschen, die wir kennen und lieben werden, die Zeit, die wir erschaffen. Wir können leicht 230 Jahre überspannen -- der Händedruck von Generationen. Wenn ein Wissenschaftler "2100" sagt, ist es uns egal. Wir fühlen wir uns nicht verbunden. Aber ich fragte meine Oma: "Sind 100 Jahre lang oder kurz?" Zu meiner Überraschung sagte sie: "Es ist eine kurze Zeit." "Ich habe das Gefühl, dass ich gestern auf den Gletschern unterwegs war." (rauschendes Wasser) 2100 ist also keine ferne Zukunft. Im Grunde genommen ist es morgen, denn für jene Menschen wird 2020 gestern sein. Und ich bin ziemlich sicher, dass wir wollen, dass sie unsere Zeit mit Stolz und Dankbarkeit betrachten, weil wir wussten, was geschah und wir wissen, was getan werden muss, und wir haben tatsächlich am Ende das Richtige getan. Danke.