Wenn ich Sie fragen würde,
was die Verbindung zwischen
Tide-Waschmittel und Schweiß ist,
denken Sie wahrscheinlich,
dass das die einfachste Frage ist,
die Ihnen diese Woche
in Edinburgh gestellt wird.
Wenn ich aber sage,
dass beide ein Beispiel
für eine alternative oder
neue Währungsform sind,
in einer hypervernetzten,
Daten-getriebenen, weltweiten Wirtschaft,
denken Sie wahrscheinlich,
dass ich spinne.
Aber Sie können mir glauben.
Ich arbeite in der Werbebranche.
(Lachen)
Ich verrate Ihnen die Antwort,
aber natürlich erst nach
diesem kurzen Einschub.
Eine anspruchsvollere Frage wurde mir
vor ein paar Wochen
von unseren Autoren gestellt
und ich wusste die Antwort nicht:
Was ist die stärkste Währung
auf der Welt?
Es ist Bitcoin.
Für alle, die nicht wissen, was das ist:
Bitcoin ist eine Crypto-Währung,
eine virtuelle und synthetische Währung.
Bitcoin wurde 2008 begründet
von einem anonymen Programmierer,
unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto.
Niemand weiß, wer oder was er ist.
Er ist fast wie der Banksy des Internets.
Ich werde dem Konzept
hier wahrscheinlich nicht gerecht,
aber es funktioniert etwa so:
Bitcoins werden durch
einen Abbau-Prozess erzeugt.
Es gibt also ein Netzwerk an Computern,
die ein sehr komplexes
mathematisches Problem lösen sollen.
Die Person, die das Problem zuerst löst,
erhält die Bitcoins.
Die Bitcoins werden freigesetzt,
in ein öffentliches Konto
namens Blockchain übertragen,
kommen in Umlauf und
werden so zur Währung.
Alles völlig dezentralisiert, was die Sache
beängstigend macht und auch so populär.
Es wird also nicht von Behörden
oder dem Staat betrieben.
Es wird vom Netzwerk selbst organisiert.
Und der Grund
für den Erfolg von Bitcoin ist:
es ist privat, es ist anonym,
es ist schnell und billig.
Bitcoin unterliegt schon
starken Kursschwankungen.
Zuerst stieg der Wert von
ungefähr 13 auf 266 Dollar
in einem Zeitraum von vier Monaten,
büßte dann die Hälfte an Wert ein
innerhalb von sechs Stunden.
Momentan bewegt sich der Wert
etwa um die 110 Dollar.
Aber das zeigt, dass es an Boden gewinnt,
es wird respektabler.
Online-Dienste wie Reddit oder Wordpress
akzeptieren Bitcoin inzwischen
sogar als Zahlungsmittel.
Und das zeigt, dass Leute tatsächlich
Vertrauen in Technologie stecken,
und es werden traditionelle Institutionen
und die Art und Weise,
wie wir über Währung und Geld denken,
überholt, aufgerüttelt und in Frage gestellt.
Das überrascht auch nicht, wenn Sie an
den hoffnungslosen Fall der EU denken.
Vor kurzem wurde
eine Gallup-Umfrage veröffentlicht,
die zeigte, dass in Amerika das Vertrauen
in Banken an einem Rekordtief
angekommen ist, um die 21 Prozent.
Hier sind ein paar Fotos aus London,
wo Barclays
das City-Bike-Projekt unterstützt.
Einige Aktivisten betrieben ganz schönes
Guerilla-Marketing und
haben die Slogans bearbeitet.
"Zweitklassig Radfahren"
"Barclays fährt mit Ihnen Schlitten"
Das sind die harmloseren,
die ich Ihnen heute zeigen kann.
Aber die Tendenz ist klar,
die Leute verlieren wirklich
langsam das Vertrauen in Institutionen.
Es gibt eine PR-Firma names Edelman,
die jedes Jahr eine sehr
interessante Umfrage macht,
speziell über Vertrauen
und was die Menschen denken.
Das sind globale Umfragen,
diese Zahlen sind also auch global.
Das Interessante hier ist,
dass die Hierarchie wankt.
Es geht jetzt um Heterarchie,
was bedeutet, dass Menschen
eher anderen Menschen vertrauen
als Konzernen und Regierungen.
Wenn Sie die Zahlen für
weiter entwickelte Märkte betrachten,
wie die Großbritannien, Deutschland etc.,
sind diese Zahlen noch niedriger.
Das finde ich irgendwie beängstigend.
Menschen vertrauen Geschäftsleuten mehr
als ihrem Staatsoberhaupt oder Regierungen.
Wenn wir über Geld nachdenken,
wenn wir Geld auf seine Essenz reduzieren,
ist es nur der Ausdruck
eines vereinbarten Wertes.
Jetzt, im digitalen Zeitalter,
können wir Werte auf verschiedene Arten
und viel leichter bestimmen.
Je nachdem, wie wir diese Werte bestimmen,
können wir viel leichter
neue und valide Währungsformen gestalten.
In diesem Kontext
ergeben Netzwerke wie Bitcoin
langsam mehr Sinn.
Die Bedeutung von Geld,
unsere Beziehung dazu
und was genau Geld definiert,
zu hinterfragen
bedeutet schlussendlich auch zu fragen,
ob es noch einen Grund dafür gibt,
dass Regierungen Geld kontrollieren?
Ich schaue mir das aus
einer Marketing-Perspektive an,
also auch aus einer Marken-Perspektive,
und Marken stehen oder
fallen mit ihrem Image.
Ein Ruf oder Image ist auch
zu einer Währung geworden.
Ein Image, ein Ruf,
wird auf Vertrauen aufgebaut,
auf Beständigkeit und Transparenz.
Wenn Sie sich entschieden haben,
einer Marke zu vertrauen,
einen persönlichen Bezug dazu haben,
sich auf eine Marke einlassen,
dann nehmen Sie schon
an neuen Formen von Währungen teil.
Denken Sie an Loyalität.
Loyalität ist im Grunde eine Mikro-Ökonomie.
Denken Sie z.B. an Bonusprogramme,
an Flugmeilen.
In dem Magazin "The Economist"
stand vor ein paar Jahren,
dass es mehr unbenutzte Flugmeilen
auf der Welt gibt
als Dollarnoten im Umlauf.
Wann immer Sie bei Starbucks
in der Schlange stehen,
werden 30 % der Transaktionen
an einem Tag
mit Starbucks
Treue-Punkten getätigt.
Das ist also eine Art Starbucks-Währung,
die im eigenen Ökosystem funktioniert.
Und ich finde es interessant,
dass Amazon vor kurzem
Amazon-Punkte eingeführt hat.
Zugegeben, momentan gilt
die Währung nur für den Kindle.
Sie können also Apps kaufen und
innerhalb dieser Apps einkaufen.
Aber wenn Sie an Amazon denken,
denken Sie auch an das Vertrauensbarometer,
das ich Ihnen gezeigt habe,
laut dem Menschen anfangen,
Unternehmen mehr zu trauen,
insbesondere Unternehmen,
an die sie glauben,
als sie Regierungen trauen.
Man fängt an zu überlegen,
Amazon könnte das ausweiten.
Es könnte ganz natürlich werden,
dass man Dinge einkauft,
nicht nur für den Kindle,
sondern auch Bücher, Musik,
Alltagsprodukte, Haushaltsgeräte usw.
Und plötzlich wird Amazon zur Marke
und konkurriert mit der Notenbank,
definiert, wie Sie Ihr Geld ausgeben wollen,
was Geld ist und was es ausmacht.
Wie versprochen komme ich jetzt zurück
zu Tide, dem Waschmittel.
Ein fantastischer Artikel
im "New York Magazine" beschrieb,
wie Drogenabhängige in Amerika
tatsächlich Drogen mit
Tide-Waschmittel kaufen.
Sie gehen also in Supermärkte
und klauen Tide, denn eine 20$-Flasche Tide
ist gleich viel Wert wie Crack,
Kokain oder Marihuana im Wert von 10$.
Einige Kriminologen untersuchen das,
und stellen fest, dass Tide sich
über dem Nennwert verkauft.
Und zwar 50% über Durchschnitt
der Produktkategorie.
Tide enthält einen komplexen Cocktail
an Chemikalien,
es riecht also luxuriös und unverkennbar.
Und da es eine Marke
von Procter & Gamble ist,
steht eine große Werbemaschinerie dahinter.
Sie stellen fest, dass Drogenabhängige
auch Konsumenten sind
und sich das auch neuronal zeigt.
Wenn sie Tide sehen,
assoziieren sie etwas damit.
Sie nennen das Vertrauen,
Vertrauen in Qualität.
Tide wird zu einer Währung.
Das "New York Magazine"
beschreibt das als eine
merkwürdige, markenloyale Verbrechensserie.
Verbrecher nennen Tide
tatsächlich "flüssiges Gold".
Was ich komisch fand, war die Reaktion
des Sprechers von Procter & Gamble.
Natürlich versuchen sie,
sich von Drogen zu distanzieren,
sagten aber: "Daran wird eine Sache deutlich,
und zwar, dass der Wert der Marke
beständig geblieben ist." (Lachen)
Was mein Argument unterstützt,
und er ist dabei nicht mal
ins Schwitzen gekommen.
Das bringt mich zum Schweiß zurück.
In Mexiko hat Nike kürzlich eine Kampagne gestartet,
die "Bid Your Sweat"
(Biete deinen Schweiß) heißt.
Nike-Schuhe mit Sensoren,
oder das Nike-FuelBand
zeichnen ihre Bewegungen,
ihren Energieverbrauch
und ihren Kalorienverbrauch auf.
Damit haben Sie sich entschieden,
der Nike-Gemeinschaft beizutreten.
Sie haben sich eingekauft.
Es gibt keine lauten
Werbebotschaften mehr,
stattdessen beginnt die Werbung,
sich zu verändern,
in Dienstleistungen,
Tools und Anwendungen.
Nike verhält sich
wie ein Gesundheitspartner,
wie ein Fitnesspartner und Dienstleister.
Und so funktioniert es:
"Du hast eine Anzeige
mit deinen Daten: Wie weit du gelaufen bist,
wie weit du dich bewegt hast,
deine Kalorienaufnahmen etc.
Je mehr du läufst,
desto mehr Punkte kriegst du.
Auf einer Nike-Auktion
kann man dann einkaufen,
aber nur diejenigen, die aufweisen,
dass Nike-Produkte benutzt wurden.
Man kann nicht einfach einsteigen.
Die Auktion ist nur für die Gemeinschaft,
die in Nike-Produkten schwitzt.
Man kann nichts mit Pesos kaufen.
Es ist ein geschlossenes System.
In Afrika sind Handy-Freiminuten
eine eigene Währung geworden.
Da Mobiltelefone den Markt beherrschen,
sind die Menschen daran gewöhnt,
Geld via Mobiltelefon zu überweisen.
Mein liebstes Beispiel zu Marken
ist Vodafone in Ägypten,
wo viel auf Märkten
und in kleinen Läden
eingekauft wird.
Kleingeld ist immer knapp.
Wenn Sie also jede Menge kaufen,
und kriegen noch
10 oder 20 Cent zurück,
geben Ihnen die Ladenbesitzer
eine Zwiebel, ein Aspirin oder Kaugummi,
weil sie kein Kleingeld haben.
Vodafone hat dieses Problem erkannt,
diesen Nachteil für den Konsumenten,
und erfanden Kleingeld namens Fakka,
das die Ladenbesitzer
den Leuten geben
und was als Freiminuten
direkt aufs Handy geladen werden kann.
Es ist also sehr interessant,
wie diese Freiminuten
zu einer Währung werden.
Wir haben eine Umfrage gemacht,
die bestätigt, dass 45 % der Menschen
in einer wichtigen
demographischen Gruppe in den USA,
kein Problem damit hätten,
eine unabhängige Währung
oder Markenwährung zu benutzen.
Hier ist also eine wirklich
interessante Dynamik am Werk.
Und deshalb sollten Konzerne
über ihre Werte neu nachdenken
und mit ihnen handeln.
Vielleicht scheint das ein zu großer Sprung?
Es klingt weit hergeholt,
aber wenn Sie an Amerika
um 1860 denken,
gab es 1.600 Unternehmen,
die Banknoten herausgaben.
Es gab 8.000 Sorten
Banknoten in Amerika
und die Regierung
kontrollierte etwa 4 % davon.
Was dem ein Ende setzte,
war einzig der Bürgerkrieg.
Die Regierung wollte plötzlich
die Kontrolle über das Geld.
Staat, Geld, Krieg:
An dieser Front also nichts Neues.
Ich möchte die folgende Frage stellen:
Wiederholt sich die Geschichte?
Wird Papiergeld überholt
durch Technologie?
Trennen wir Geld
wieder von Regierung?
Wenn Sie darüber nachdenken,
füllen Marken oder Konzerne
schon die Lücken, die Regierungen
sich nicht leisten können.
Ich frage mich also,
werden wir nächstes Jahr
auf der Bühne stehen und Kaffee –
bio, fair-trade Kaffee –
mit TED-Florinen oder
TED-Schillingen kaufen?
Vielen Dank.
(Applaus)
Danke. (Applaus)