WEBVTT 00:00:05.975 --> 00:00:06.975 (Die Ethik des Hinsehens) 00:00:06.975 --> 00:00:12.849 (Die Ethik des Hinsehens) Es wird oft gesagt, dass das Kino von Natur aus voyeuristisch sei. 00:00:13.072 --> 00:00:16.502 Denn der Film bietet dem Publikum einen Einblick 00:00:16.512 --> 00:00:19.245 in das verborgene Leben der anderen. 00:00:20.817 --> 00:00:24.367 Die Geschichten der Menschen auf der großen und kleinen Leinwand zu sehen, 00:00:24.367 --> 00:00:28.377 kann in der Tat faszinierend und aufregend sein. 00:00:29.919 --> 00:00:33.791 Aber der Akt des Zuschauens kann sich auch unangenehm, 00:00:33.791 --> 00:00:38.449 übergriffig und sogar verletzend anfühlen. 00:00:39.259 --> 00:00:42.269 Hinter diesen unangenehmen Momenten 00:00:42.658 --> 00:00:47.258 verbergen sich einige alarmierende Botschaften über die Rolle des Zustimmens. 00:00:48.879 --> 00:00:51.725 Um das zu erklären, fangen wir hier an 00:00:51.725 --> 00:00:54.732 im normalen Schlafzimmer, eines normalen Jungen, 00:00:54.952 --> 00:00:58.148 der normale Jungensachen macht. 00:00:59.188 --> 00:01:03.038 Normale Sachen, wie das Mädchen von nebenan auszuspionieren. 00:01:04.237 --> 00:01:08.088 Die Popkultur ist voll mit Szenen wie dieser. 00:01:09.635 --> 00:01:15.982 Szenen, in denen eine Figur, in der Regel ein Mann, einer anderen Figur, in der Regel eine Frau, nachspioniert 00:01:15.982 --> 00:01:19.390 ohne das Wissen oder die Zustimmung dieser Person. 00:01:21.155 --> 00:01:24.834 Um das klarzustellen, wir reden hier über die geheime Beobachtung einer Person 00:01:24.954 --> 00:01:26.514 während diese allein ist, 00:01:26.514 --> 00:01:31.894 sich in verschiedenen Stadien der Entkleidung oder bei sexuellen Aktivitäten befindet. 00:01:32.581 --> 00:01:36.504 Dies ist eine übergriffige Beobachtung, die die berechtigte Erwartung einer Person 00:01:36.504 --> 00:01:39.258 an ihre eigene Privatsphäre verletzt. 00:01:39.511 --> 00:01:42.587 In einer überwältigenden Anzahl von Filmen und Serien 00:01:42.587 --> 00:01:45.906 wird diese Art des Beobachtens nicht vom Bösewicht durchgeführt. 00:01:47.175 --> 00:01:50.166 Sie wird stattdessen von "netten Typen" verübt. 00:01:50.236 --> 00:01:51.919 "Mach mal langsam, Baby" 00:01:52.269 --> 00:01:56.552 Das sind heterosexuelle Männer, die sonst als anständig dargestellt werden. 00:01:57.139 --> 00:01:59.784 Oder, zumindest weitgehend, harmlos. 00:02:00.204 --> 00:02:01.619 "Hey! Hey!" 00:02:03.902 --> 00:02:08.449 Dieses Medienmuster ist so allgegenwärtig, dass ich dachte, es brauche einen Namen. 00:02:08.700 --> 00:02:10.022 "Er ist ein Spanner!" 00:02:10.713 --> 00:02:12.939 Also nenne ich es "Der harmlose Spanner". 00:02:13.433 --> 00:02:16.267 "Weißt du, mir ist aufgefallen, dass man von meiner Einfahrt aus 00:02:16.267 --> 00:02:18.016 direkt in Donnas Haus sehen kann." 00:02:18.016 --> 00:02:19.026 "Was du nicht sagst." 00:02:19.026 --> 00:02:20.011 (Gelächter) 00:02:20.156 --> 00:02:23.250 Alle Jungs in "Die wilden Siebziger" zum Beispiel 00:02:23.250 --> 00:02:25.947 beteiligen sich beiläufig an Spanner-Verhalten. 00:02:25.947 --> 00:02:28.366 "Nein, Anette! Nicht den Bademantel!" 00:02:28.366 --> 00:02:29.218 (Gelächter) 00:02:29.518 --> 00:02:32.093 "Schnell, jemand soll 'Kissenschlacht' in einer Mädchenstimme schreien." 00:02:32.436 --> 00:02:36.730 Aber die Figur des Fez ist das Paradebeispiel eines harmlosen Spanners. 00:02:36.973 --> 00:02:37.677 (Gelächter) 00:02:37.677 --> 00:02:39.012 "Oh mein Gott, Fez!" 00:02:40.077 --> 00:02:41.552 "Nette Hupen!" 00:02:41.552 --> 00:02:42.390 (Gelächter) 00:02:42.390 --> 00:02:44.079 "Verzieh dich!" 00:02:44.623 --> 00:02:45.327 "Fez?" 00:02:45.502 --> 00:02:49.004 Es gibt über jahre hinweg einen Running Gag darüber, dass er stets Frauen bespitzelt, 00:02:49.004 --> 00:02:52.199 oftmals, in dem er sich in ihren Schlafzimmerschränken versteckt. 00:02:52.199 --> 00:02:54.573 "Oh mein Gott, hast du was gesehen?" 00:02:54.573 --> 00:02:56.470 "Nicht viel, du solltest wirklich über ein ein Nachtlicht nachdenken." 00:02:56.752 --> 00:03:02.905 Und doch wird dieses aufdringliche Verhaltensmuster in der Sendung nur als geringfügiges Ärgernis betrachtet. 00:03:02.905 --> 00:03:03.614 "Autsch" 00:03:03.614 --> 00:03:04.755 "Bist du okay?" (Kamera klickt) 00:03:04.755 --> 00:03:06.174 "Fez!" (Gelächter) 00:03:07.614 --> 00:03:10.923 "Mit der kann man durch die Kleidung einer Dame sehen." 00:03:10.923 --> 00:03:11.731 (Gelächter) 00:03:12.921 --> 00:03:15.687 "Okay, Jackie, mach dich bereit, angestarrt zu werden." (Gelächter) 00:03:16.575 --> 00:03:21.459 Fez geht am Ende sogar eine romantische Beziehung mit einer der Frauen ein, 00:03:21.459 --> 00:03:24.789 die er über 8 Staffeln Fernsehen zur Hauptsendezeit ausspioniert hat. 00:03:26.239 --> 00:03:30.796 Szenen, in denen Jungen heimlich Mädchen ausspionieren waren ein fester Bestandteil von 00:03:30.796 --> 00:03:34.978 so genannten "Teenager-Sex-Komödien" In den späten 1970er und frühen 80er Jahren. 00:03:35.811 --> 00:03:41.984 Aber das Medienmuster begann und endete nicht mit "Ich glaub', mich tritt ein Pferd", "Porky's" 00:03:41.984 --> 00:03:43.949 oder "Die Rache der Eierköpfe". 00:03:44.149 --> 00:03:45.519 "Oh! Yeah!" 00:03:46.545 --> 00:03:50.020 Alfred Hitchcock war berühmt für seine Besessenheit von Voyeurismus. 00:03:50.020 --> 00:03:54.275 Und er baute Voyeurszenen in einigen seiner bemerkenswertesten Filme ein. 00:03:56.799 --> 00:04:01.937 Seitdem sind harmlose Spanner in praktisch jedem Genre aufgetaucht. 00:04:03.107 --> 00:04:05.807 Von Actionfilmen, bis zu Horrorfilmen. 00:04:07.047 --> 00:04:11.407 Von romantischen Dramen, bis hin zu Science-Fiction-Abenteuern. 00:04:13.727 --> 00:04:20.766 Und es ist nicht ungewöhnlich, dass Videospiele Spieler:Innen interaktive Gelegenheiten zum Spannen präsentieren. 00:04:20.766 --> 00:04:22.542 "Sieh dir das an, komm her" 00:04:22.542 --> 00:04:24.452 "Da ist eine nackte Frau auf der anderen Straßenseite" 00:04:25.112 --> 00:04:25.702 "Wo?" 00:04:26.320 --> 00:04:28.640 "Zweiter Stock von oben. Siehst du das Fenster auf der linken Seite?" 00:04:28.640 --> 00:04:29.830 "Wow" 00:04:29.922 --> 00:04:33.682 Dieser Trope ist auch ein Eckpfeiler in Sitcoms. 00:04:33.682 --> 00:04:36.456 "Oh mein Gott, da ist Rachel- nackt!" 00:04:36.796 --> 00:04:40.454 Normalerweise als einmaliger Gag in einer Handvoll von Episoden. 00:04:40.454 --> 00:04:42.434 "Hättest du die Tür geöffnet wenn du gewusst hättest, dass ich es bin?" 00:04:42.434 --> 00:04:46.646 "Nicht seit ich herausgefunden habe, dass der Teddybär, den du mir geschenkt hast eine Webcam eingebaut hatte!" (Gelächter) 00:04:46.662 --> 00:04:51.543 Während wir uns unter einem Spanner normalerweise einen Fremden vorstellen, der sich im Gebüsch versteckt, 00:04:51.963 --> 00:04:55.424 kann das Spionieren viele verschiedene Formen annehmen. 00:04:55.743 --> 00:04:57.173 "Habe ich etwas verpasst?" 00:04:57.173 --> 00:04:58.184 "Oh mein Gott!" 00:04:58.184 --> 00:04:59.297 "Oh!" 00:04:59.324 --> 00:05:02.044 "Oh, danke, Gott, für diesen wunderbaren, wunderbaren Tag." 00:05:02.374 --> 00:05:06.454 Gelegentlich wird das Spionieren als Teil der Arbeit des Mannes dargestellt. 00:05:06.894 --> 00:05:08.824 Wie ein Polizist bei einer Observierung. 00:05:09.144 --> 00:05:10.337 "Oh, wow, oh ja..." 00:05:10.654 --> 00:05:15.016 Aber in vielen dieser Szenarien gilt immer noch der Harmlose-Spanner-Trope. 00:05:15.016 --> 00:05:17.173 "Zu schützen und zu dienen." 00:05:17.173 --> 00:05:21.454 "Oh, oh, oh, ohh, ich liebe meinen Job so sehr, oh." 00:05:21.854 --> 00:05:27.066 In Medien, die sich mit Spionage befassen, kann der Typ Zugang zu Hightech-Spionagegeräten haben. 00:05:27.066 --> 00:05:30.967 "Neun verschiedene verbesserte Sichtmodi - der Traum eines jeden kleinen Jungen: 00:05:30.967 --> 00:05:33.238 der Röntgenmodus!" 00:05:34.068 --> 00:05:36.018 "Und sieh dir das an!" 00:05:36.018 --> 00:05:40.908 In Superheldengeschichten oder übernatürlichen Handlungen können die Kräfte des Mannes dazu genutzt werden, 00:05:40.908 --> 00:05:44.039 sich Zugang zum Körper einer Frau zu verschaffen. 00:05:44.390 --> 00:05:45.415 (Frau schreit) 00:05:45.415 --> 00:05:47.834 "Und er sah, dass es gut war." 00:05:48.254 --> 00:05:54.224 Superman zum Beispiel wird oft als Ausbund an guter, anständiger Männlichkeit hochgehalten, 00:05:54.494 --> 00:05:57.888 und doch erhascht auch er von Zeit zu Zeit einen kurzen Blick. 00:06:00.698 --> 00:06:03.647 Harmlose Spanner sind nicht immer die Helden. 00:06:03.874 --> 00:06:06.564 Aber sie sind auch nicht der Bösewicht. 00:06:06.614 --> 00:06:10.284 "Am Ende sehe ich viel mehr von Ava, als ich erwartet habe." 00:06:10.594 --> 00:06:14.737 Selbst wenn der Protagonist eine, sagen wir mal, fragwürdige Moral hat 00:06:14.737 --> 00:06:21.754 oder in andere kriminelle Aktivitäten verwickelt ist, wird das Spannen selbst nicht als schlechter Charakterzug gewertet. 00:06:23.054 --> 00:06:28.624 Und kritisch betrachtet soll der Zuschauer sich dennoch mit IHM identifizieren, wenn er spioniert. 00:06:29.268 --> 00:06:30.538 "Was?" 00:06:31.286 --> 00:06:36.486 Es ist nicht ungewöhnlich dass Eingriffe in die Privatsphäre als liebenswert dargestellt werden. 00:06:37.137 --> 00:06:38.666 "Entschuldigung..." "Oh!" 00:06:39.286 --> 00:06:41.596 "Ich glaube, Sie sind in meinem Bad..." "Mach die Augen zu!" 00:06:41.846 --> 00:06:45.422 Oder einfach als das unverfängliche Verhalten eines verknallten Mannes. 00:06:47.760 --> 00:06:53.955 Selbst wenn Spannen als erbärmlich, lästig oder ein wenig unheimlich benannt wird, 00:06:53.955 --> 00:06:55.229 "Es war ein Versehen." 00:06:55.229 --> 00:06:56.418 "Du bist ein Arschloch!" 00:06:56.418 --> 00:07:00.768 werden seine Handlungen in den meisten Fällen schnell verziehen und vergessen. 00:07:03.208 --> 00:07:09.058 Eine gute Möglichkeit, das tieferliegende Problem zu verdeutlichen, ist das "Nicht gucken"-Handlungsklischee. 00:07:09.127 --> 00:07:11.534 "Wie konntest du es sehen? Du hast gesagt, du würdest nicht hinschauen!" 00:07:11.884 --> 00:07:15.912 "Tut mir leid. Wie ich dir schon sagte, erhascht der Held immer einen Blick." 00:07:15.912 --> 00:07:17.686 Die Ausgangssituation ist bekannt: 00:07:17.686 --> 00:07:22.686 eine Frau muss sich aus irgendeinem Grund umziehen. Aber ihr Freund steht direkt daneben. 00:07:22.701 --> 00:07:24.251 "Du störst mich nicht." 00:07:24.481 --> 00:07:29.292 Also bittet sie ihn natürlich, sich umzudrehen oder seine Augen zu schließen, während sie sich auszieht. 00:07:29.292 --> 00:07:30.651 "Würden Sie sich bitte umdrehen?" 00:07:30.651 --> 00:07:31.391 "Warum?" 00:07:31.971 --> 00:07:33.611 "Drehen Sie sich einfach um." 00:07:34.881 --> 00:07:36.848 "Schau einfach- schau mal kurz da rüber." 00:07:36.998 --> 00:07:37.527 "Ja." 00:07:37.527 --> 00:07:40.651 "Drehen Sie sich einfach um und schauen Sie sich die Wasserfälle an, Skippy, bitte?" "Gut." 00:07:40.791 --> 00:07:42.531 "Steh' Wache, nicht gucken!" 00:07:42.531 --> 00:07:45.188 Hält sich unser Protagonist an ihre Wünsche? 00:07:45.578 --> 00:07:46.668 Natürlich nicht. 00:07:47.388 --> 00:07:48.319 "Nicht gucken!" 00:07:48.319 --> 00:07:50.204 "Ich sagte, schau darüber!" "Ja, nein- ..." 00:07:50.489 --> 00:07:53.059 In den meisten Fällen guckt er trotzdem. 00:07:53.568 --> 00:07:54.927 "Drehen Sie sich um! 00:07:56.104 --> 00:07:57.004 Jetzt!" 00:07:58.044 --> 00:07:59.044 "Dreh dich um!" 00:07:59.234 --> 00:08:04.669 Und es gibt selten irgendwelche Konsequenzen dafür, ihr Vertrauen zu missbrauchen. 00:08:05.634 --> 00:08:10.036 Tatsächlich wird seine Grenzüberschreitung vermutlich belohnt werden. 00:08:12.445 --> 00:08:17.278 Manchmal bittet die weibliche Figur ausdrücklich darum, nicht angeschaut zu werden, 00:08:18.358 --> 00:08:23.237 während in anderen Beispielen nur angedeutet wird, dass der Mann sie nicht anstarren sollte. 00:08:23.583 --> 00:08:29.653 Es ist unglaublich selten, dass man einen Mann sieht, der, wenn er die Gelegenheit hat, nicht späht. 00:08:32.837 --> 00:08:33.977 "Nicht gucken." 00:08:34.797 --> 00:08:35.847 "Okay." 00:08:35.847 --> 00:08:37.778 Wenn es sich um eine romantische Geschichte handelt, 00:08:37.778 --> 00:08:41.908 wird die Grenzüberschreitung oft als ein Zeichen dafür dargestellt, dass er sich zu ihr hingezogen fühlt. 00:08:41.908 --> 00:08:43.091 "Heilige Scheiße!" 00:08:43.504 --> 00:08:49.924 In Wirklichkeit ist es jedoch so: wenn ein Mann absichtlich die Zustimmung oder die Grenzen einer Frau missachtet, 00:08:50.281 --> 00:08:53.035 sollte das ein deutliches Warnsignal sein. 00:08:55.471 --> 00:08:57.571 "Fall tot um, Drecksack!" 00:08:59.425 --> 00:09:06.137 Auch wenn übergriffliches Spionieren von den Strafverfolgungsbehörden oft nur als lästiges Verbrechen angesehen wird, 00:09:06.137 --> 00:09:10.671 ist ausspioniert werden keine kleine Unannehmlichkeit für die Opfer. 00:09:11.047 --> 00:09:12.067 "Hallo!?" 00:09:12.067 --> 00:09:15.380 Es kann echten, dauerhaften, emotionalen Schaden verursachen. 00:09:15.580 --> 00:09:16.816 "Ist da jemand?" 00:09:17.289 --> 00:09:19.786 "Das ist es, ich kann es fast sehen." 00:09:19.786 --> 00:09:23.766 Manchmal werden Spannszenen auf familienfreundliche Weise gefilmt, 00:09:23.766 --> 00:09:24.884 "Da ist sie." 00:09:25.003 --> 00:09:28.793 während sie in anderen Medien viel deutlicher sein können. 00:09:30.151 --> 00:09:36.210 Tatsächlich musste ich in diesem Videoessay eine Menge kreativer Schnitttechniken und strategischer Unschärfe anwenden, 00:09:36.210 --> 00:09:38.510 nur damit sich das Material für YouTube eignet. 00:09:38.650 --> 00:09:41.890 “Oh, du Schelm. Du hast ja Nacktheit da drin!” 00:09:44.041 --> 00:09:47.930 Im Gegensatz zu dem, was einige konservative Gruppen Ihnen glauben machen wollen, 00:09:47.930 --> 00:09:52.523 liegt das Problem hier nicht in der Darstellung von Sex oder Nacktheit auf dem Bildschirm. 00:09:53.793 --> 00:10:00.143 Je nachdem, wie man es inszeniert, können Sex und Nacktheit auf alle möglichen Arten und Weisen dargestellt werden. 00:10:00.256 --> 00:10:01.526 “Das sollte klappen!” 00:10:02.661 --> 00:10:09.925 Das eigentliche Problem des harmlosen-Spanner-Tropes liegt in der fehlenden Zustimmung der Figuren der Geschichte untereinander. 00:10:11.961 --> 00:10:12.593 "Shit!" 00:10:12.593 --> 00:10:16.776 Und in der Art und Weise, wie diese Verstöße als “keine große Sache” dargestellt werden. 00:10:16.776 --> 00:10:20.176 “Hast du gesehen, wie ich mich am Whirlpool umgezogen habe?” 00:10:21.246 --> 00:10:23.036 “Ich dachte, du wärst katatonisch.” 00:10:24.696 --> 00:10:30.526 Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Voyeurismus per Definition bedeutet: ohne Erlaubnis zu schauen. 00:10:30.988 --> 00:10:33.000 Aber das ist nicht wahr. 00:10:34.027 --> 00:10:39.197 Voyeurismus kann, und ich würde behaupten, sollte, ein einvernehmlicher Akt sein. 00:10:44.164 --> 00:10:54.344 Es ist natürlich möglich, Szenen zu filmen, sogar voyeuristische, in denen sich die Figuren gegenseitig einvernehmlich betrachten. 00:10:55.878 --> 00:10:57.048 “Steve...?” 00:10:59.227 --> 00:11:04.446 Aber filmische Darstellungen von einvernehmlichen Blicken gibt es nicht annähernd so häufig, 00:11:04.446 --> 00:11:08.365 wie Szenen, in denen die Erlaubnis nicht erteilt wurde. 00:11:10.157 --> 00:11:14.735 Bis zu diesem Zeitpunkt haben wir die Perspektive der Figuren auf dem Bildschirm erörtert. 00:11:15.191 --> 00:11:19.161 Aber es gibt noch eine weitere kritische Perspektive, die wir noch nicht berücksichtigt haben. 00:11:19.958 --> 00:11:23.201 Und das ist die Perspektive der Kamera. 00:11:24.143 --> 00:11:28.700 Kehren wir für einen Moment zu dem “normalen” Jungenzimmer von vorhin zurück . 00:11:28.700 --> 00:11:31.893 Obwohl, es ist gar kein “normales” Schlafzimmer, nicht wahr? 00:11:31.893 --> 00:11:32.893 "Schnitt!" 00:11:32.893 --> 00:11:35.083 Es ist in Wirklichkeit eine Filmkulisse. 00:11:35.095 --> 00:11:37.704 Und das ist auch nicht wirklich ein “normaler” Junge, 00:11:37.749 --> 00:11:40.744 das ist ein Schauspieler, der nach einem Drehbuch arbeitet. 00:11:41.055 --> 00:11:46.114 In der Tat ist alles, was wir hier sehen, eine bewusste Entscheidung der Filmemacher. 00:11:46.704 --> 00:11:52.059 Die Frau wird vom Regisseur zur Schau gestellt, der darauf achtet, ihren Körper so zu positionieren, 00:11:52.059 --> 00:11:54.653 dass der Protagonist einen guten Blick darauf hat. 00:11:54.653 --> 00:12:00.203 Aber die Aufnahmen sind auch so gestaltet, dass das Publikum mit ihm mitspannen kann. 00:12:00.724 --> 00:12:03.354 “Mr. Bishop, darf ich einen Blick darauf werfen?” “Carl...” 00:12:03.354 --> 00:12:06.038 Dadurch wird der Zuschauer zum Komplizen. 00:12:06.408 --> 00:12:12.221 Wir werden dazu gebracht, stellvertretend an dem Akt des nicht-einvernehmlichen-Hinsehens teilzunehmen. 00:12:12.221 --> 00:12:13.807 “Wirklich, 007?” 00:12:14.539 --> 00:12:20.899 Das ist übrigens sogar dann wahr, wenn die Figur, die spannt, eindeutig ein Ekel sein soll. 00:12:22.376 --> 00:12:26.841 Es gibt noch ein weiteres wichtiges Thema, das wir besprechen sollten, über das, 00:12:26.841 --> 00:12:29.985 was die Filmtheoretikerin Laura Mulvey als “den männlichen Blick” bezeichnet. 00:12:29.985 --> 00:12:33.102 Insbesondere in Bezug auf die Art und Weise, wie sich die Kamera bewegt 00:12:33.102 --> 00:12:35.672 und die Körper von Frauen in einer sexualisierten Weise einrahmt, 00:12:35.672 --> 00:12:38.784 unabhängig von der Sichtweise des Protagonisten. 00:12:39.485 --> 00:12:45.647 Aber für unsere Zwecke hier, konzentrieren wir uns hauptsächlich auf die Perpektive der Figuren in der Geschichte. 00:12:45.909 --> 00:12:50.127 Das Filmpublikum besteht natürlich, aus Menschen aller Geschlechter, 00:12:50.713 --> 00:12:54.954 aber die Perspektive der männlichen Figur ist diejenige, die wir teilen. 00:12:54.954 --> 00:12:59.486 Und deshalb ist es seine reißerische Erregung, mit der wir uns identifizieren sollen. 00:13:01.149 --> 00:13:02.757 Um es noch einmal zu betonen: 00:13:02.757 --> 00:13:06.257 erzählerisch gesprochen, wissen diese Frauen nicht, dass sie beobachtet werden 00:13:06.607 --> 00:13:09.337 und haben daher nicht eingewilligt. 00:13:09.887 --> 00:13:10.837 "Oh Gott!" 00:13:13.392 --> 00:13:19.033 Um es nicht zu sehr auf den Punkt zu bringen, aber der Grund, warum diese Szenen für den Betrachter erregend sein sollen 00:13:19.033 --> 00:13:23.723 liegt darin, dass das Schauen ohne Erlaubnis geschieht. 00:13:25.123 --> 00:13:28.501 “Es ist, als würden wir etwas sehen, das wir nicht sehen sollen. 00:13:28.501 --> 00:13:31.511 Und genau das macht es so verdammt heiß.” 00:13:32.111 --> 00:13:39.857 Alle an diesen Produktionen beteiligten Schauspieler haben, vermutlich, zugestimmt, so dargestellt zu werden, wie wir es auf dem Bildschirm sehen, 00:13:40.577 --> 00:13:45.748 aber fiktionale Darstellungen können trotzdem dazu beitragen nicht-einvernehmliches Verhalten zu normalisieren. 00:13:45.749 --> 00:13:46.849 “Guten Tag!” 00:13:48.095 --> 00:13:52.035 Es lohnt sich kurz den bestimmten Typ der Schauspielerin zu erwähnen, 00:13:52.035 --> 00:13:56.075 den die Filmemacher gerne als Objekt der voyeuristischen Aufmerksamkeit der Männer besetzen. 00:13:56.075 --> 00:13:57.767 "Oh mamacita!" 00:13:57.767 --> 00:14:03.036 Normalerweise ist sie jung, dünn, weiß, und konventionell attraktiv. 00:14:04.091 --> 00:14:11.198 Das ist ein so etabliertes Muster in Hollywood, dass jedes Mal, wenn das Opfer von dieser spezifischen Erwartung abweicht, 00:14:11.647 --> 00:14:12.829 “Hab ich dich!” 00:14:13.374 --> 00:14:15.727 die Szene als ekelerregende Pointe benutzt wird. 00:14:15.727 --> 00:14:17.694 “EIN MAAAAAANN!” 00:14:19.544 --> 00:14:21.384 Oder als transphober Witz. 00:14:22.095 --> 00:14:24.294 “Der Kerl sieht aus wie 'ne Frau.” 00:14:25.004 --> 00:14:27.584 “Hey, wow! Schau mal in das Fenster!” 00:14:27.964 --> 00:14:31.765 Szenen, in denen Jungen heimlich Mädchen oder Frauen ausspionieren, 00:14:31.765 --> 00:14:35.045 sind besonders häufig in Coming-of-Age-Geschichten zu finden. 00:14:36.635 --> 00:14:41.305 In dieser Art von Erzählungen wird das Spionieren oft als ein Übergangsritual dargestellt. 00:14:41.333 --> 00:14:44.205 “Heiliger Strohsack!” 00:14:44.205 --> 00:14:48.725 Als ein unvermeidlicher Teil des sexuellen Erwachens junger Männer. 00:14:50.683 --> 00:14:51.683 "Heilige!" 00:14:53.642 --> 00:15:00.113 Der Junge wird anfangs vielleicht als schüchtern, unbeholfen oder feige dargestellt, wenn es um Frauen geht. 00:15:01.032 --> 00:15:06.412 Und durch sein Spannerverhalten kann er Selbstvertrauen gewinnen. 00:15:08.632 --> 00:15:15.432 Gemäß der visuellen Sprache des Kinos, ist das Ausspionieren von Mädchen eine prägende Erfahrung für Jungen. 00:15:15.914 --> 00:15:20.348 So sehr, dass es eine fast spirituelle Bedeutung hat. 00:15:21.337 --> 00:15:28.642 Auf diese Weise wird der Übergang von der Jugend zur Männlichkeit auf der Verletzung des weiblichen Körpers aufgebaut. 00:15:29.923 --> 00:15:34.871 “Sie war tief in Gedanken versunken, denn sie hielt sich ein paar Mal unbedeckt. 00:15:35.570 --> 00:15:41.713 Und ich konnte bis zur Hälfte ihrer Oberschenkel raufsehen, die zum goldenen Palast des Himalaya führten.” 00:15:42.170 --> 00:15:46.055 Manchmal werden die Jungen als melancholische Einzelgänger präsentiert. 00:15:46.055 --> 00:15:51.215 aber in anderen Szenarien wird das Spannen als eine soziale Aktivität dargestellt. 00:15:52.306 --> 00:15:55.714 “ Ihre Hände bewegen sich nach unten.” “Das muss ich sehen!” 00:15:55.916 --> 00:15:58.160 Der Akt der Objektivierung von Frauen, 00:15:58.160 --> 00:15:59.297 "Heilige Scheiße!" 00:15:59.297 --> 00:16:02.336 wird dann zu einer verbindenden Erfahrung für junge Männer. 00:16:03.096 --> 00:16:07.746 Eine Erfahrung, die auch ihr gemeinsames Gefühl der männlichen Dominanz verstärkt. 00:16:07.746 --> 00:16:09.955 “Packt sie ein und versohlt sie, Jungs.” 00:16:11.364 --> 00:16:12.724 “Scheiße, runter mit euch!” 00:16:14.024 --> 00:16:14.882 "Alter!" 00:16:15.861 --> 00:16:19.972 Verstehen Sie mich jetzt nicht falsch, sexuelle Neugierde ist völlig normal. 00:16:20.687 --> 00:16:26.437 Allerdings sollte nicht-einvernehmliches Verhalten niemals mit gesunder sexueller Erkundung verwechselt werden. 00:16:28.443 --> 00:16:32.233 Der Standard sollte immer der Schutz der Privatsphäre sein. 00:16:32.835 --> 00:16:35.295 “Kumpel, ich ziehe mich um.” “Ah, Entschuldigung!” 00:16:36.304 --> 00:16:44.831 In John Bergers Fernsehserie “Ways of Seeing” von 1972 stellt er fest, dass der Akt des Hinsehens nicht passiv ist. 00:16:44.831 --> 00:16:46.690 Er ist aktiv. 00:16:47.720 --> 00:16:52.659 "Männer träumen von Frauen. Frauen träumen davon, dass man von ihnen träumt. 00:16:53.491 --> 00:16:58.181 Männer schauen Frauen an. Frauen beobachten, wie sie angeschaut werden. 00:16:58.863 --> 00:17:03.604 Ich will nicht die entscheidende Rolle leugnen, die das Hinsehen in der Sexualität spielt, 00:17:03.604 --> 00:17:06.044 aber es gibt einen großen Unterschied, zwischen 00:17:06.044 --> 00:17:11.814 sich selbst nackt zu sehen oder jemand anderen, und der Zurschaustellung eines Körpers." 00:17:11.814 --> 00:17:16.953 Berger hat über die Gesellschaft gesprochen, wie sie sich in europäischen Ölgemälden widerspiegelt. 00:17:16.953 --> 00:17:21.275 Aber seine Beobachtung könnte genauso gut auf das Kino übertragen werden. 00:17:22.368 --> 00:17:25.578 Die männlichen Figuren sind aktiv und vollständig bekleidet, 00:17:25.578 --> 00:17:29.880 während die Frauen passiv und entblößt sind, unvorbereitet darauf, gesehen zu werden 00:17:29.880 --> 00:17:32.933 und daher als verletzlich dargestellt sind. 00:17:34.485 --> 00:17:39.804 Dadurch entsteht automatisch eine Machtdynamik, in der der Mann die Oberhand hat. 00:17:42.324 --> 00:17:45.613 Die Botschaft, die diese Szenarien an Frauen und Mädchen senden, 00:17:45.613 --> 00:17:49.206 ist, dass ausspioniert werden als Kompliment angesehen werden sollte. 00:17:49.206 --> 00:17:50.883 “Du hast mich also beobachtet. 00:17:51.503 --> 00:17:52.583 Aber für wie lange? 00:17:52.583 --> 00:17:54.133 Nur heute Nacht? 00:17:54.133 --> 00:17:57.763 Eine Woche? Zwei Wochen, seit ich eingezogen bin?” 00:17:57.763 --> 00:18:02.153 Denn die sexuelle Aufmerksamkeit von Männern soll immer schmeichelhaft sein, 00:18:02.153 --> 00:18:05.793 unabhängig davon, ob diese Gefühle erwidert werden. 00:18:05.793 --> 00:18:07.612 “Das ist entweder das Gruseligste 00:18:09.901 --> 00:18:13.762 oder das Süßeste, das ich je gehört habe.” 00:18:18.292 --> 00:18:22.326 In ihrem Essay “Intrusionen” erklärt die Autorin Melissa Febos: 00:18:22.326 --> 00:18:29.177 “Genauso wie diese Produktionen Männer ermutigen zu glauben, dass Stalking und Spannen akzeptable Formen des Werbens sind, 00:18:29.177 --> 00:18:31.152 die wahrscheinlich in einer Liebesbeziehung enden werden, 00:18:31.152 --> 00:18:36.822 so schreiben sie den Frauen den Wunsch vor, das Objekt eines solchen Verhaltens zu sein.” 00:18:36.822 --> 00:18:40.899 “Vielleicht sollte ich den Vorhang zuziehen. Es scheint, als ob Sie jemand von der anderen Seite des Hofes anstarrt.” 00:18:40.899 --> 00:18:46.439 “Oh, nein. Tun Sie das nicht. Meine Freundin und ich, wir ziehen nie den Vorhang zu. Wir haben einfach Spaß mit ihm.” 00:18:46.439 --> 00:18:51.877 In den Filmen und Fernsehsendungen über die wir gesprochen haben, ist es nicht unüblich, dass die Frau die beobachtet wird, 00:18:51.877 --> 00:18:57.168 dem Publikum zu verstehen gibt, dass sie diese Übergriffe insgeheim genießt. 00:18:58.683 --> 00:19:02.142 Die zugrundeliegende Implikation ist klar: 00:19:02.142 --> 00:19:07.112 von Männern begehrt zu werden ist das, was Frauen Wert verleiht. 00:19:07.112 --> 00:19:09.108 “Nun, ich denke, Sie sollten die Polizei rufen!” 00:19:09.108 --> 00:19:15.005 “Oh, nein! Das würde alles verderben. Immerhin war er so geduldig, da ist es nur fair." 00:19:15.712 --> 00:19:21.412 Diese gefährliche Botschaft wird durch eine andere Idee verstärkt, die in diese Szenen eingeflossen ist: 00:19:22.570 --> 00:19:28.770 dass Männer und Jungen, wenn es um sexuelles Verlangen geht, “sich einfach nicht beherrschen können”. 00:19:29.670 --> 00:19:31.761 "Achten Sie auf die Straße!" "Ja, mach ich." 00:19:31.761 --> 00:19:38.441 Als ob Männer von einer unsichtbaren Naturgewalt gezwungen wären, sich an den Körpern von Frauen zu vergreifen. 00:19:38.441 --> 00:19:41.593 Dieser Mythos ist natürlich nicht wahr. 00:19:41.593 --> 00:19:45.372 Männer und Jungen können ihre Triebe in der Tat kontrollieren. 00:19:45.442 --> 00:19:46.483 “Warte mal!” 00:19:47.541 --> 00:19:53.776 Dennoch verstärken die Medien den Mythos, dass “Männer nicht für ihr eigenes Handeln verantwortlich sind”, 00:19:53.776 --> 00:20:01.391 indem sie gelegentlich den Spanner in ein unglückliches Opfer der verführerischen Falle der Frau verwandeln. 00:20:02.473 --> 00:20:05.480 Hier noch einmal Melissa Febos, aus ihrem Essay “Intrusions”: 00:20:06.100 --> 00:20:08.848 “Es ist auch eine Erzählung, die Männer entlastet. 00:20:08.848 --> 00:20:12.690 Je plausibler es erscheint, dass Frauen immer Aufmerksamkeit wollen, 00:20:12.690 --> 00:20:15.720 desto weniger ist das Zuschauen anklagbar.” 00:20:15.720 --> 00:20:18.444 “Als nächstes fängt sie an, sich bewusst auszuziehen. 00:20:18.444 --> 00:20:22.892 Vor dem Fenster, mit dem Licht an! Als ob sie wüsste, dass ich sie beobachte.” 00:20:23.644 --> 00:20:30.294 Es sollte an sich schon lächerlich sein, Frauen für das illegale Spionieren von Männern verantwortlich zu machen. 00:20:31.114 --> 00:20:34.262 Aber Filme hinterlassen immer wieder den Eindruck, 00:20:34.262 --> 00:20:38.712 dass es die Schuld der Frau ist, weil sie es zulässt, dass sie gesehen wird. 00:20:38.730 --> 00:20:42.001 Selbst wenn sie sich in den eigenen vier Wänden befindet. 00:20:43.119 --> 00:20:45.169 “Oh, Gott. Du hast mich gesehen?” 00:20:45.806 --> 00:20:48.967 “Du hast nicht versucht, mich mit deiner Nacktheit zu verführen?” 00:20:48.967 --> 00:20:50.269 (Gelächter) 00:20:50.269 --> 00:20:55.249 “Nein, nein! Und du dachtest wirklich, ich wollte Sex mit dir haben? Oh mein-” 00:20:55.249 --> 00:20:57.776 (Gelächter) 00:20:58.397 --> 00:21:01.415 Alles, was wir in diesem Video besprochen haben, 00:21:01.415 --> 00:21:05.503 ist Teil einer größeren Kultur des männlichen Anspruchsdenkens. 00:21:06.789 --> 00:21:13.850 Zu viele Männer in unserer Gesellschaft wurden gelehrt, dass der Körper einer Frau immer für sie verfügbar sein sollten. 00:21:14.656 --> 00:21:20.061 Verfügbar, um bewertet, beurteilt und verglichen zu werden 00:21:20.061 --> 00:21:24.920 und um als Treibstoff für ihre persönlichen Fantasien zu dienen. 00:21:26.084 --> 00:21:28.871 “Ich glaube, ich werde an sie denken, bevor ich heute Abend schlafen gehe. 00:21:29.311 --> 00:21:31.968 “Wenn jemand an sie denkt, dann bin ich es.” 00:21:32.451 --> 00:21:37.231 Nach dieser verdrehten Logik nimmt jede Frau, die sich nicht zur Schau stellen will, 00:21:37.231 --> 00:21:40.940 den Männern das “Recht zu schauen” weg. 00:21:41.919 --> 00:21:45.124 “Ach, komm schon. Geh nicht ins andere Zimmer! Oh, Mann.” 00:21:45.124 --> 00:21:50.252 Letztendlich ist der “harmlose” Spanner-Trope alles andere als harmlos. 00:21:50.591 --> 00:21:56.767 Denn er verstärkt dieses Anspruchsdenken, indem er uns immer und immer wieder sagt, 00:21:56.767 --> 00:22:00.847 dass nette Typen Zugang zu den Körpern von Frauen verdienen. 00:22:01.117 --> 00:22:04.136 “Hast du einen Blick auf meine Waren geworfen?” 00:22:05.280 --> 00:22:08.720 “Ich wäre kein großer Held, wenn ich das getan hätte.” 00:22:08.720 --> 00:22:11.884 “Ja, aber es wäre in Ordnung, wenn du ein bisschen gelinst hättest. 00:22:11.884 --> 00:22:14.959 Du verdienst einen Blick, für all die guten Dinge, die du tust.” 00:22:15.264 --> 00:22:19.134 Und dass deshalb eine Erlaubnis nicht unbedingt notwendig ist. 00:22:19.564 --> 00:22:21.373 “Bessere Aussicht auf mein Zimmer, als ich dachte.” 00:22:21.373 --> 00:22:22.913 “Ich habe dich noch nie nackt gesehen!” 00:22:24.163 --> 00:22:25.173 “Das ist schade. 00:22:25.853 --> 00:22:27.475 Ich habe einen tollen Körper.” 00:22:28.073 --> 00:22:30.436 “Dreh dich um. Dreh dich um!” 00:22:31.409 --> 00:22:33.788 “Du bist nur ein Mann. Wie alle anderen.” 00:22:34.409 --> 00:22:39.894 In den letzten Jahren haben wir einen Anstieg an Variationen dieses Tropes mit vertauschten Geschlechterrollen erlebt. 00:22:41.169 --> 00:22:46.509 Diese Spannermomente kehren zwar die erwartete Subjekt/Objekt-Dynamik um, 00:22:47.211 --> 00:22:51.921 aber einfach die Geschlechter zu vertauschen, wenn es um nicht-einvernehmliches Verhalten geht, 00:22:51.921 --> 00:22:55.107 löst das Problem nicht auf magische Weise. 00:22:56.473 --> 00:22:59.642 Denn damit wird immer noch eine Weltanschauung gestärkt, 00:23:00.002 --> 00:23:05.115 in der es nicht wichtig ist, die Wünsche einer Person in Bezug auf ihren eigenen Körper zu respektieren. 00:23:05.709 --> 00:23:08.134 Wie ein altes Sprichwort besagt: 00:23:08.134 --> 00:23:11.406 Gleiches mit Gleichem zu vergelten, ist nicht der goldene Weg. 00:23:13.034 --> 00:23:18.192 Zu lernen, dass Einverständnis auch für das Anschauen und nicht nur für das Anfassen gilt, ist essentiell. 00:23:18.192 --> 00:23:19.408 “Oh, mein Gott.” 00:23:19.838 --> 00:23:20.658 “Was?” 00:23:20.658 --> 00:23:23.226 Vor allem in Anbetracht der Realität der sozialen Medien 00:23:23.226 --> 00:23:27.193 und des zunehmenden Problems, dass intime Bilder ohne Erlaubnis geteilt werden. 00:23:27.493 --> 00:23:28.527 “Kann ich das haben?” 00:23:28.903 --> 00:23:29.523 “Ja. 00:23:30.033 --> 00:23:35.673 Es ist für Sie. Weil Sie der einzige Mann sind, von dem ich möchte, dass er meinen Körper anschaut.” 00:23:35.953 --> 00:23:40.222 In der heutigen digitalen Welt können die privaten Fotos oder Videos von Frauen 00:23:40.222 --> 00:23:43.305 eine soziale Währung unter Jungen und Männern sein. 00:23:43.305 --> 00:23:45.917 “Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.” "Ohhhh!" 00:23:45.917 --> 00:23:49.651 Eine Währung, die einem Mann Status unter Gleichaltrigen verleihen kann, 00:23:49.651 --> 00:23:50.469 “Das ist heiß!” 00:23:50.749 --> 00:23:55.012 indem er den Beweis erbringt, dass eine Frau seinem sexuellen Verlangen unterworfen ist. 00:23:55.012 --> 00:23:56.601 “Das sieht nicht gut aus, Tom.” 00:23:56.601 --> 00:24:00.631 “Ich habe es nur einem anderen Kerl geschickt, weil er mir nicht geglaubt hat, dass ich Sex mit Ruby hatte.” 00:24:00.631 --> 00:24:04.702 Auch hier sehen wir, wie der Akt des Zurschaustellens des weiblichen Körpers, ohne Erlaubnis, 00:24:04.702 --> 00:24:10.457 zu einer Möglichkeit für Männer wird, sich über ihr gemeinsames Verständnis von männlichem Anspruch miteinander zu verbinden. 00:24:10.457 --> 00:24:13.102 "Und der Oscar geht an-"" 00:24:14.584 --> 00:24:16.234 "Ohhhh, shi-" 00:24:16.234 --> 00:24:21.406 Fernsehsendungen wie Euphoria, Sex Education und Stargirl 00:24:21.406 --> 00:24:25.826 haben alle versucht, das Problem der unerlaubten Weitergabe von Bildern zu thematisieren. 00:24:25.826 --> 00:24:30.654 Leider können manche Fernsehautoren einfach nicht widerstehen, einen große, unerwartete Wendung in die Handlung einzubauen, 00:24:31.078 --> 00:24:34.059 bei der sich herausstellt, dass der Übeltäter ein fieses Mädchen ist. 00:24:34.059 --> 00:24:37.261 Im Gegensatz zur weitaus häufigeren Situation im wirklichen Leben, 00:24:37.261 --> 00:24:41.184 in der der Schuldige ein aktueller oder ehemaliger Liebespartner ist. 00:24:42.375 --> 00:24:45.049 “Joseph Lyman hat uns das Bild gezeigt, das du ihm gegeben hast.” 00:24:45.659 --> 00:24:46.587 “Was?” 00:24:46.587 --> 00:24:49.976 “Oh, dein Nacktselbstporträt. Er hat es allen gezeigt.” 00:24:49.976 --> 00:24:51.200 “Die ganze Stadt hat es gesehen.” 00:24:51.200 --> 00:24:53.893 “Der verdammte Bürgermeister hat es gesehen.” (Gelächter) 00:24:54.543 --> 00:25:00.488 In der Serie Normal People gibt es eine Szene, in der ein Mann mit einem Nacktfoto seiner Freundin angibt. 00:25:01.142 --> 00:25:05.588 Anstatt beeindruckt zu sein, sagt der Protagonist, dass das nicht in Ordnung ist. 00:25:05.941 --> 00:25:08.683 “Findest du nicht ein Bisschen abgefuckt, Bilder von deiner Freundin so zu zeigen?” 00:25:08.683 --> 00:25:11.707 Der Moment ist kurz, aber er ist aus zwei Gründen bemerkenswert: 00:25:11.707 --> 00:25:17.526 Erstens ist es ein seltenes Beispiel für einen Mann, der einen anderen Mann auf nicht einvernehmliches Verhalten hinweist. 00:25:18.229 --> 00:25:23.619 Und zweitens, weil die Produzenten sich entschieden haben, dem Publikum dieses Bild nicht zu zeigen. 00:25:24.484 --> 00:25:28.821 Selbst in Medien, in denen es darum geht, dass es falsch ist, private Bilder zu teilen, 00:25:28.821 --> 00:25:34.875 sorgen Medienmacher oft dafür, dass das Publikum einen klaren Blick auf die fraglichen Fotos oder Videos hat. 00:25:35.506 --> 00:25:38.606 Die Einbindung dieser Aufnahmen ist unnötig 00:25:38.606 --> 00:25:43.646 und macht die Zuschauer wieder zu Komplizen beim nicht einvernehmlichen Anstarren. 00:25:45.157 --> 00:25:49.927 Genauso wie die Schuld am Spionieren nie bei der Person liegt, die ausspioniert wird, 00:25:49.927 --> 00:25:55.634 liegt sie auch nie bei den Personen, deren intime Bilder ohne ihre Zustimmung verbreitet werden. 00:25:56.410 --> 00:26:02.741 Die Schuld sollte allein bei denjenigen liegen, die die Bilder ohne Zustimmung weitergeben oder ansehen. 00:26:02.741 --> 00:26:04.603 “Du hättest sie ihm nie schicken dürfen.” 00:26:05.433 --> 00:26:07.224 “Er hätte sie nie teilen dürfen.” 00:26:08.033 --> 00:26:13.093 Es ist immer noch sehr selten, dass männliche Figuren in den Medien die Privatsphäre von Frauen respektieren. 00:26:13.612 --> 00:26:20.081 Noch seltener sieht man Männer oder Jungen, die eingreifen, um Gleichaltrige an nicht einvernehmlichen Spähen zu hindern. 00:26:20.081 --> 00:26:20.991 "Was?" 00:26:21.661 --> 00:26:24.896 Aber genau diese Art von Darstellungen brauchen wir. 00:26:25.427 --> 00:26:26.877 “In Ordnung, ich mach' zu.” 00:26:26.877 --> 00:26:31.396 Wenn wir eine Kultur der bejahenden und enthusiastischen Zustimmung aufbauen wollen, 00:26:31.396 --> 00:26:35.529 ist es entscheidend, die Ethik des Sehens zu verstehen. 00:26:38.921 --> 00:26:40.868 Ich hoffe, Ihnen hat dieses Video gefallen. 00:26:40.868 --> 00:26:43.837 Wie Sie sich vielleicht vorstellen können, erfordern diese langen Videoessays 00:26:43.837 --> 00:26:47.030 einen enormen Zeitaufwand für das Schreiben, Bearbeiten und Produzieren. 00:26:47.030 --> 00:26:50.723 Wenn Sie also diese Art der Medienanalyse mögen, ziehen Sie bitte in Erwägung, 00:26:50.723 --> 00:26:54.089 zu Patreon zu gehen und dieses Projekt dort zu unterstützen. 00:26:54.089 --> 00:26:57.699 Ich habe auch einen Link zu Paypal in der Beschreibung unten angegeben. 00:26:57.699 --> 00:27:01.710 Es gibt keine Werbung in diesem Material und auch keine Sponsorengelder. 00:27:01.710 --> 00:27:05.716 Alles wird zu 100% von Zuschauern wie Ihnen finanziert. 00:27:05.716 --> 00:27:08.848 Wir haben auch noch ein paar andere aufregende Neuigkeiten. 00:27:08.848 --> 00:27:13.310 Wir haben kürzlich einen Podcast namens Pop Culture Detective: Audio Files gestartet, 00:27:13.310 --> 00:27:17.501 der den Video-Essays sehr ähnlich ist, 00:27:17.501 --> 00:27:22.028 nur mit mehr Stimmen, die in einem etwas lockereren Format zur Analyse beitragen. 00:27:22.028 --> 00:27:26.218 Sie können ihn sich anhören und abonnieren, wo auch immer Sie Ihre Podcasts beziehen, 00:27:26.218 --> 00:27:30.313 und ich werde sicherstellen, dass ich unten auch einige Links dazu hinterlasse, falls Sie daran interessiert sind. 00:27:30.808 --> 00:27:35.441 Natürlich haben wir noch einige andere Video-Essays in Arbeit. Bleiben Sie für diese also dran . 00:27:35.441 --> 00:27:39.969 Und herzlichen Dank für die Unterstützung dieses Kanals. 00:27:39.969 --> 00:27:45.606 Es bedeutet mir die Welt und nichts davon wäre ohne Ihre Unterstützung möglich.