WEBVTT 00:00:03.742 --> 00:00:09.123 Viele Menschen fragen nach ACU und seiner Initiative für mobile Geräte. 00:00:09.123 --> 00:00:15.961 Ich möchte nun einige Gründe dafür nennen, warum wir hier bei ACU das tun, was wir tun. 00:00:15.961 --> 00:00:21.425 Ich hoffe, dass dies nicht nur erklärt, was hier bei uns passiert, 00:00:21.425 --> 00:00:27.127 sondern was generell passiert in unserer Kultur, in diesem neuen Informationszeitalter. 00:00:27.127 --> 00:00:34.299 Ich möchte zunächst diese wundervolle Postkarte des französischen Künstlers Villemard zeigen. 00:00:34.299 --> 00:00:41.073 1910 entstand eine ganze Reihe solcher Postkarten, die Vorstellungen des Jahres 2000 zeigen. 00:00:41.073 --> 00:00:45.332 Ich liebe an diesen Postkarten, dass Villemard die Technologie fast immer richtig trifft. 00:00:45.332 --> 00:00:47.880 In diesem Fall handelt es sich um Video-Chatten. 00:00:47.880 --> 00:00:52.898 Ein vornehmer Herr sitzt am Tisch und chattet mit einer Dame. 00:00:52.898 --> 00:00:55.998 Die Technologien waren fast immer richtig dargestellt. 00:00:55.998 --> 00:01:01.217 Es gibt eine Leinwand, der Herr hat eine Audio- und Videoverbindung - all diese wundervollen Dinge. 00:01:01.217 --> 00:01:07.591 Aber Villemard zeigt niemals den Schritt, wie eine Veränderung in der Technologie 00:01:07.591 --> 00:01:10.382 zu einer Veränderung in der Kultur führt. 00:01:10.382 --> 00:01:14.790 In diesem Fall gibt es diesen armen beschäftigten Mann, der Hände und Füße benutzt, 00:01:14.790 --> 00:01:17.893 um mit all diesen Technologien Schritt zu halten. 00:01:17.893 --> 00:01:22.988 Es muss eine Unterklasse geben in Villemards höchst hierarchischer Welt. 00:01:22.988 --> 00:01:25.796 Es gibt immer noch Reiche und Arme. 00:01:25.796 --> 00:01:31.420 Villemard versteht nicht, dass die Veränderung in der Technologie die gesamte Kultur verändert. 00:01:31.420 --> 00:01:35.623 Ich beginne mit diesem Bild, weil ich es wichtig finde, für uns zu verstehen, 00:01:35.623 --> 00:01:40.418 dass es um mehr als Technologie geht, wenn wir uns über die stattfindenden Veränderungen unterhalten. 00:01:40.418 --> 00:01:44.549 Es handelt sich um eine Veränderung in der Art und Weise, wie wir die Welt verstehen. 00:01:44.549 --> 00:01:49.345 Technologische Veränderungen durchlaufen vier grundlegende Phasen. 00:01:49.345 --> 00:01:58.617 Eine Technologie wird erfolgreich und etabliert sich, indem sie ein Problem löst. 00:01:58.617 --> 00:02:03.311 Und im Zuge des Lösens eines Problems formiert sich eine neue Kultur rund um die Technologie. 00:02:03.311 --> 00:02:05.550 Alle möglichen Dinge kommen zusammen. 00:02:05.550 --> 00:02:11.712 Während diese Technologie und die Kultur sich verfestigen, werden Probleme sichtbar. 00:02:11.712 --> 00:02:14.919 Diese Probleme verursachen eine Instabilität im System. 00:02:14.919 --> 00:02:21.041 So gibt es plötzlich eine Reihe von neuen Möglichkeiten und Technologien, die die bestehende Kultur bedrohen. 00:02:21.041 --> 00:02:28.966 Eine davon löst das neue Problem und wird nun ihrerseits zum Fundament für eine neue Kultur. 00:02:28.966 --> 00:02:35.012 Die Entwicklung bewegt sich von Innovation über Aufbau und Verfestigung zu Destabilisierung und zurück. 00:02:35.012 --> 00:02:39.483 Es gibt Spannungen zwischen den Polen; Spannungen zwischen Innovation und Festigung 00:02:39.483 --> 00:02:43.905 und Spannungen zwischen Aufbau und Destabilisierung. 00:02:43.905 --> 00:02:47.960 Momentan befinden wir uns auf dieser Seite der Gleichung. 00:02:47.960 --> 00:02:53.545 Wir sind gerade in der Mitte zwischen Destabilisierung und Innovation. 00:02:53.545 --> 00:02:58.217 Die meisten von uns an der Universität, die ProfessorInnen und AdministratorInnen, 00:02:58.217 --> 00:03:01.747 befinden sich gerade in der Phase der Destabilisierung. 00:03:01.747 --> 00:03:04.915 Aber die meisten unserer Studierenden haben sich bereits in die Phase der Innovation begeben. 00:03:04.915 --> 00:03:10.018 Sie leben bereits die Antwort zu den Problemen, die diese neuen Technologien lösen. 00:03:10.018 --> 00:03:15.794 Das ist ein großartiger Aspekt, um anzufangen. Ich möchte aber auch noch woanders anfangen. 00:03:15.794 --> 00:03:21.549 Ich bin Mittelalterforscher und verbringe eine Menge Zeit, darüber nachzudenken, 00:03:21.549 --> 00:03:24.547 wie sich Technologien im Laufe der Zeit verändert haben. 00:03:24.547 --> 00:03:29.942 Gehen Sie mit mir gemeinsam ein Stück in die Vergangenheit und sehen Sie sich an, 00:03:29.942 --> 00:03:34.156 wie sich Dinge verändert haben - nicht vor kurzem, sondern vor langer Zeit. 00:03:34.156 --> 00:03:36.997 Ich weiß nicht, wie viele Menschen sich an diese grundlegende Veränderung erinnern: 00:03:36.997 --> 00:03:41.968 Den Wechsel von der Schriftrolle zum Kodex. Er vollzog sich um 300 nach Christi. 00:03:41.968 --> 00:03:45.843 Es gibt dafür zwei sehr interessante Gründe. 00:03:45.843 --> 00:03:53.007 Erstens ist die Schriftrolle nicht sehr transportabel. Sie besitzt keine stabile Struktur. 00:03:53.007 --> 00:03:57.724 Eine Schriftrolle benötigt einen Tisch; sie benötigt zur Nutzung einen bestimmten Ort. 00:03:57.724 --> 00:04:06.041 Der Kodex, das Buch, hat einen stabilen Umschlag, durch den man es bequem mit sich führen kann. 00:04:06.041 --> 00:04:10.957 Wir schließen daraus, dass vor fast 2000 Jahren die Menschen Interesse an Mobilität hatten. 00:04:10.957 --> 00:04:13.992 Sie wollten Informationen mit sich mitführen. 00:04:13.992 --> 00:04:18.908 Es gibt noch einen zweiten Grund. Die Schriftrolle weist einen linearen Zugang auf. 00:04:18.908 --> 00:04:22.073 Um zum Ende zu kommen, muss man die ganze Schriftrolle bis zum Ende aufrollen. 00:04:22.073 --> 00:04:25.507 Das Buch hingegen erlaubt den Zugang zu einer beliebigen Stelle. 00:04:25.507 --> 00:04:27.678 Man kann seine Finger an zwei oder drei verschiedenen Stellen haben, 00:04:27.678 --> 00:04:29.774 zwischen diesen nach hinten oder nach vorne blättern 00:04:29.774 --> 00:04:33.175 und die gewünschten Informationen dann finden, wenn sie gebraucht werden. 00:04:33.175 --> 00:04:35.180 Das ist nichts Neues. 00:04:35.180 --> 00:04:38.293 Die Menschen haben Sehnsucht nach etwas Neuem, wenn sie sich neuen Technologien zuwenden. 00:04:38.293 --> 00:04:40.896 Dies ist etwas, das Menschen fast 2000 Jahre lang wollten: 00:04:40.896 --> 00:04:47.689 Die Fähigkeit, Inhalte mit sich zu führen und sie dann zu verwenden, wann und wo sie wollten. 00:04:47.689 --> 00:04:51.625 Das ist eine interessante Perspektive, die wir beachten müssen, 00:04:51.625 --> 00:04:55.798 wenn wir über die Herausforderungen der neuen Technologien nachdenken. 00:04:55.798 --> 00:05:03.298 Im Mittelalter hatten wir wundervolle Dinge wie Hypertext - in diesen aufwändigen Lehrbüchern. 00:05:03.298 --> 00:05:08.668 Wir hatten Multimedia; ich stelle mir dies als sehr frühe Version von YouTube vor. 00:05:08.668 --> 00:05:13.796 Wir verfügten über Bilder, die uns halfen, zu verstehen, wie Dinge funktionieren. 00:05:13.796 --> 00:05:16.874 Wir hatten sogar eine Frühform von virtueller Realität. 00:05:16.874 --> 00:05:21.267 Dieses Bild zeigt den Bruder des französischen Königs. 00:05:21.267 --> 00:05:28.399 Er empfängt gerade das Buch, in dem dieses Bild auftaucht. Eine wirklich merkwürdige Sache. 00:05:28.399 --> 00:05:33.810 In diesem Zeitalter, im ersten Zeitalter der Information, im Zeitalter der Handarbeit, 00:05:33.810 --> 00:05:37.738 war die einzige Möglichkeit, Wissen zu übertragen durch Handarbeit. 00:05:37.738 --> 00:05:39.875 Dies war die einzige Technologie, über die wir verfügten, 00:05:39.875 --> 00:05:42.455 um Informationen anderen Menschen zugänglich zu machen. 00:05:42.455 --> 00:05:45.047 Für MittelalterforscherInnen ist das sehr praktisch. 00:05:45.047 --> 00:05:47.660 Denn eine Art und Weise, wie wir Unterschiede zwischen Manuskripten feststellen, 00:05:47.660 --> 00:05:52.377 ist, auf die Unterschiede in der Handschrift der Schreiber zu achten, die diese Texte festhielten. 00:05:52.377 --> 00:05:56.458 Dies lässt uns Rückschlüsse ziehen auf die Personalisierung dieser Texte. 00:05:56.458 --> 00:06:01.012 Weil Wissen in diesem Zeitalter schwer verfügbar war, 00:06:01.012 --> 00:06:05.044 entwickelten wir eine spezielle Art und Weise des Unterrichtens: die Vorlesung. 00:06:05.044 --> 00:06:10.984 In einer Vorlesung liest der Lehrer das Buch seinen Studierenden vor, sodass diese sich 00:06:10.984 --> 00:06:13.984 ihre eigenen Abschriften anfertigen und das Buch mitnehmen können. 00:06:13.984 --> 00:06:17.824 Es gab keinen anderen Zugang für sie, an die Informationen zu kommen. 00:06:17.824 --> 00:06:24.049 Ein wichtiger Aspekt in diesem Informationsmodell ist der "locus" (Ort): 00:06:24.049 --> 00:06:28.878 der Punkt, der mir Zugang zu dem Wissen gab, das sich direkt in meiner Umgebung befand. 00:06:28.878 --> 00:06:34.596 Dies verursachte Komplikationen: Es war schwierig, an Informationen an anderen Orten zu gelangen. 00:06:34.596 --> 00:06:39.217 Wenn ich im Mittelalter in London gelebt hätte und an Wissen gelangen wollte, das sich in 00:06:39.217 --> 00:06:44.709 Konstantinopel befunden hätte, hätte ich dorthin reisen müssen - oder nach Rom, Mailand oder Paris. 00:06:44.709 --> 00:06:48.881 Dies bedeutete, dass nicht jeder Zugang hatte. 00:06:48.881 --> 00:06:55.229 Es gab eine Menge Menschen, aber nur wenige davon konnten Informationen produzieren 00:06:55.229 --> 00:07:04.699 und konsumieren. Das zentrale Problem dieses ersten Zeitalters war der Zugang zu Informationen. 00:07:04.699 --> 00:07:11.968 Zugang zu Wissen war das Hauptproblem des ersten Zeitalters, dem Zeitalter der Handarbeit. 00:07:11.968 --> 00:07:18.217 Wenn wir an das Modell des Lernens und Lehrens in dieser Zeit denken und an die Wichtigkeit von 00:07:18.217 --> 00:07:26.344 Zugang, können wir großartige Lehrkontexte beobachten: zum Beispiel das Lehrlingsmodell. 00:07:26.344 --> 00:07:32.858 Studierende lebten und arbeiteten bei der Person, die sie unterrichtete. 00:07:32.858 --> 00:07:37.795 Dieser Bäcker lernt auf eine ganz bestimmte Art und Weise, 00:07:37.795 --> 00:07:43.967 die Lernen und Lehren vom Mittelalter zurück bis zur Urzeit bestimmte. 00:07:43.967 --> 00:07:49.802 Dieses Zeitalter des Lernens und Lehrens zeigt einige typische Eigenschaften. 00:07:49.802 --> 00:07:55.802 Zunächst lebten und arbeiteten Lehrende in einer Beziehung mit ihren Studierenden - 00:07:55.802 --> 00:08:04.298 sie wohnten zusammen. Lehrende waren Mentoren, die das Lernen durch Üben förderten. 00:08:04.298 --> 00:08:08.633 Studierende machten Dinge wieder und wieder, bis sie sie erlernt hatten. 00:08:08.633 --> 00:08:13.625 Es gab keine bestimmte Aufteilung zwischen Unterrichtszeit, Zeit zu Hause und Arbeitszeit; 00:08:13.625 --> 00:08:18.069 alles ging ineinander über. Im Zentrum stand kontextuelles Lernen. 00:08:18.069 --> 00:08:23.793 Es stellt sich heraus, dass wir unterschiedlich lernen, wenn sich der Kontext ändert. 00:08:23.793 --> 00:08:29.210 Dieser Bäcker beispielsweise würde feststellen, dass der Teig an kalten, nassen und 00:08:29.210 --> 00:08:33.302 an warmen, trockenen Tagen unterschiedlich aufgeht. 00:08:33.302 --> 00:08:36.710 Er musste an die unterschiedlichen Einflüsse denken, die zusammen einwirkten und 00:08:36.710 --> 00:08:40.717 sich ansehen, wie all diese verschiedenen Aspekte zusammenhingen. 00:08:40.717 --> 00:08:46.876 Dies fehlt so oft im heutigen Lehren und Lernen. 00:08:46.876 --> 00:08:52.765 Es gab keine Tests im heutigen Sinne. Die Menschen wiederholten Routinen so oft, bis sie sie konnten. 00:08:52.765 --> 00:08:58.975 Wenn das Brot eines Tages nicht aufging, fiel man nicht durch in der Herstellung von Weizenbrot. 00:08:58.975 --> 00:09:03.715 Man machte es einfach erneut und erneut, bis man es konnte. 00:09:03.715 --> 00:09:08.415 Wiederholung und Einschätzung der Situation führten zu selbstständiger Anwendung, sodass man 00:09:08.415 --> 00:09:14.381 schließlich zu einem Kollegen des Bäckers wurde. Das war das Ziel des Lernprozesses. 00:09:14.381 --> 00:09:20.011 Lernen drehte sich um Menschen, die zusammen arbeiteten. 00:09:20.011 --> 00:09:25.875 Walter Ong, ein hervorragender Wissenschafter und Autor des Buches "Oralität und Literalität", 00:09:25.875 --> 00:09:30.513 bezeichnet diese Art des Lernens als nahe zur menschlichen Lebenswelt. Es ist subjektiv 00:09:30.513 --> 00:09:36.467 und sehr individualisiert. Es ist dialektisch; Diskussionen spielen sich ab. 00:09:36.467 --> 00:09:41.401 Und es ist sehr vernetzt. Jeder Aspekt ist mit den anderen verbunden. 00:09:41.401 --> 00:09:46.410 Aber es gab noch immer ein Problem; das Problem des Zugangs. 00:09:46.410 --> 00:09:55.121 Wie sollte dieses Problem gelöst werden? Gutenberg löste das Problem, indem er den Buchdruck erfand. 00:09:55.121 --> 00:10:01.219 Diese wunderbare Erfindung löste das Zugangsproblem erstmals in der Geschichte. 00:10:01.219 --> 00:10:07.641 Eine Druckerpresse wurde aufgestellt und ein Buch nach dem anderen wurde produziert. 00:10:07.641 --> 00:10:11.716 Alle sahen gleich aus und konnten in großen Mengen produziert werden. 00:10:11.716 --> 00:10:15.372 Erstmals in der Geschichte hatten große Mengen an Menschen Zugang zu Informationen. 00:10:15.372 --> 00:10:21.187 Es gab riesige Bibliotheken. Die größten Bibliotheken des Mittelalters verfügten über 200 bis 300 Bücher. 00:10:21.187 --> 00:10:27.545 Nun gab es Bibliotheken mit tausenden, zehntausenden, Millionen von Büchern. 00:10:27.545 --> 00:10:37.201 Das nächste Problem kündigte sich an: Wie finde ich in dieser Welt etwas? Das war unglaublich schwierig. 00:10:37.201 --> 00:10:42.669 Informationen zu finden wurde zum grundlegenden Problem des zweiten Zeitalters, 00:10:42.669 --> 00:10:48.460 dem Zeitalter des Buches. Wie findet man etwas in dieser riesigen Masse an Informationen? 00:10:48.460 --> 00:10:52.124 Technologien wurden erfunden, um uns zu helfen. 00:10:52.124 --> 00:10:58.545 Dies prägte meine ersten Lernerfahrungen: der Schlagwortkatalog auf Karteikarten. 00:10:58.545 --> 00:11:03.820 Denken Sie an die Komplexität hier: Ich muss etwas finden - wo beginne ich? 00:11:03.820 --> 00:11:08.622 Zunächst musste ich herausfinden, wie die Bibliothekare das nannten, was ich suchte. 00:11:08.622 --> 00:11:14.485 In meiner Bibliothek gab es vier riesige rote Ausgaben der "Library of Congress" Schlagwörter. 00:11:14.485 --> 00:11:19.715 Darin suchte man das Wort, das man nachschlagen wollte und sah, wie die Bibliothekare es nannten. 00:11:19.715 --> 00:11:23.466 Nun war man bereit, um zu den Laden mit Karteikarten zu gehen. 00:11:23.466 --> 00:11:27.343 Man machte eine Lade auf und begann, die Karten durchzusehen, bis man das Gesuchte fand. 00:11:27.343 --> 00:11:30.050 Aber man wollte immer noch die Information. 00:11:30.050 --> 00:11:35.299 Also schrieb man Indexnummern und Angaben auf, suchte nach anderen Einträgen und schrieb eine Liste. 00:11:35.299 --> 00:11:39.230 Nun ging man durch die Bibliothek, um die gesuchten Bücher zu finden. 00:11:39.230 --> 00:11:43.800 Zunächst stieß man auf die Abteilung der Bibliothek, in der sich die Information befand. 00:11:43.800 --> 00:11:49.300 Aber noch immer fehlte die Information. Als nächstes fand man das passende Regal; das passende Buch. 00:11:49.300 --> 00:11:53.203 Aber immer noch war man auf der Suche nach der Information. 00:11:53.203 --> 00:11:55.716 Also durchstöberte man den Index, das Inhaltsverzeichnis - 00:11:55.716 --> 00:12:02.421 und endlich konnte man die Seite aufschlagen um festzustellen: "Danach habe ich aber nicht gesucht." 00:12:02.421 --> 00:12:07.950 Selbst für kleine Forschungsprojekte oder wissenschaftliche Arbeiten dauerte es Stunden, 00:12:07.950 --> 00:12:14.212 mit dieser Methode, in diesem Zeitalter, Recherchen zu betreiben. 00:12:14.212 --> 00:12:18.461 Und wenn man an etwas Größerem arbeitete, etwa einer Dissertation oder einer Diplomarbeit, 00:12:18.461 --> 00:12:23.847 verbrachte man Wochen und Monate in der Bibliothek auf der Suche nach Informationen. 00:12:23.847 --> 00:12:29.042 In dieser Welt war die Aufgabe von Lehrenden, als eine Art Wegweiser Studierenden zu helfen, 00:12:29.042 --> 00:12:31.408 die Informationen zu finden, nach denen sie suchten. 00:12:31.408 --> 00:12:34.610 Weil die Technologien sich veränderten, änderte sich auch unsere Kultur. 00:12:34.610 --> 00:12:37.680 Wir veränderten die Art und Weise, wie Lehren und Lernen ablief. 00:12:37.680 --> 00:12:40.628 In diesem Zeitalter waren wir mit einem sehr unterschiedlichen Modell konfrontiert: 00:12:40.628 --> 00:12:44.042 Ein Modell, das nicht wie das Modell des Lehrens und Lernens des ersten Zeitalters, 00:12:44.042 --> 00:12:49.376 des Zeitalters der Handarbeit, aussah. In diesem Modell fungierten Lehrende 00:12:49.376 --> 00:12:54.294 als die wichtigsten Verbindungen zu Wissen. Sie stellten die Verbindung her, 00:12:54.294 --> 00:12:57.291 indem sie dabei halfen, ein Problem der Lernenden zu lösen. 00:12:57.291 --> 00:13:00.052 Wenn das Finden von Informationen schwer ist, hilft es Studierenden, 00:13:00.052 --> 00:13:03.962 wenn Lehrende ihnen Wissen und Informationen vermitteln. 00:13:03.962 --> 00:13:07.880 Wir konzentrierten uns auf Klassifizieren und Katalogisieren, denn das Wichtigste war, 00:13:07.880 --> 00:13:12.019 zu verstehen, wie das System funktionierte. So würde man in der Zukunft Informationen finden. 00:13:12.019 --> 00:13:17.075 Und es vermittelte auch, wie man an die Produktion von Wissen herangehen würde. 00:13:17.075 --> 00:13:19.962 Wir konzentrierten uns auf das Auswendiglernen von Fakten und Daten. 00:13:19.962 --> 00:13:22.881 Der Grund dafür war: Je mehr Informationen ich in meinem Kopf herumtragen konnte, 00:13:22.881 --> 00:13:28.505 desto weniger Zeit musste ich aufwenden, Informationen zu suchen und sie zu finden. 00:13:28.505 --> 00:13:32.463 Wenn ich wusste, wann und wo ein Autor geboren wurde 00:13:32.463 --> 00:13:35.097 und mit welchen literarischen Strömungen dieser Autor in Verbindung gebracht wurde 00:13:35.097 --> 00:13:39.296 - all diese Informationen rund um die Person - dann verfügte ich über eine Reihe an Ansatzpunkten 00:13:39.296 --> 00:13:41.807 um neue Informationen zu finden. 00:13:41.807 --> 00:13:46.125 Weil das Auswendiglernen wichtig war, konzentrierten wir uns auf die Wiederholung. 00:13:46.125 --> 00:13:55.130 Studierende wiederholten mit großer Genauigkeit, was ihre Lehrenden ihnen vermittelt hatten. 00:13:55.130 --> 00:13:59.469 Wir nennen dies Testen. Als Lehrer gab ich meinen Studierenden Informationen 00:13:59.469 --> 00:14:02.780 und ließ mir diese so präzise wie möglich zurückspielen. 00:14:02.780 --> 00:14:06.190 Dann wusste ich, ob dieses Wissen erlernt wurde. 00:14:06.190 --> 00:14:11.458 Alles, was mit Interpretation und Analyse zu tun hatte, wurde später in den Bildungsprozess verlagert. 00:14:11.458 --> 00:14:18.784 Zu einem Zeitpunkt, an dem Studierende in den späteren Phasen ihres Universitätsstudiums waren. 00:14:18.784 --> 00:14:22.846 Lernen wurde hierarchisch. 00:14:22.846 --> 00:14:29.268 Das erste Mal in der Geschichte lernten wir von Objekten und nicht nur von Menschen; 00:14:29.268 --> 00:14:35.459 wir lernten aus Büchern. Manchmal erzählte ich meinen Studierenden wundervolle Geschichten 00:14:35.459 --> 00:14:40.067 von Chaucer und meine Studierenden sagten: "Das steht nicht im Buch." 00:14:40.067 --> 00:14:44.581 Das Buch erlangte eine Vorrangstellung. Lernen wurde zum ersten Mal standardisiert, 00:14:44.581 --> 00:14:47.709 weil die Bücher standardisiert waren. 00:14:47.709 --> 00:14:51.469 Im Zuge dieser Standardisierung realisierten wir, dass nicht nur 00:14:51.469 --> 00:14:57.413 unsere Materialien standardisiert waren - wir brauchten auch standardisierte Studierende. 00:14:57.413 --> 00:15:00.176 Dies wurde sehr engmaschig festgelegt. 00:15:00.176 --> 00:15:03.422 Weil wir uns auf Klassifizierung und Katalogisierung konzentrierten, 00:15:03.422 --> 00:15:06.049 begannen wir, dies mit allen möglichen Aspekten unseres Lebens zu tun. 00:15:06.049 --> 00:15:09.776 "Nehmen wir doch all die Stücke und Aspekte und ordnen sie in die jeweiligen Schachteln ein. 00:15:09.776 --> 00:15:14.855 Das ist Schulzeit, das ist Zeit zu Hause und das ist Arbeitszeit." Dies führte zu großen Veränderungen. 00:15:14.855 --> 00:15:18.149 Wir hatten keinen "locus"; wir hatten den "nexus", einen zentralen Punkt, 00:15:18.149 --> 00:15:21.235 an dem sich Informationen von unterschiedlichen Seiten bündelten. 00:15:21.235 --> 00:15:25.071 Das war großartig, weil es eine Reihe von kreativen Welten öffnete. 00:15:25.071 --> 00:15:28.244 Anstatt dass ich reisen musste, um an Informationen zu gelangen, 00:15:28.244 --> 00:15:31.337 kam das Wissen nun zu mir. 00:15:31.337 --> 00:15:37.097 Dies bedeutete, dass viel mehr Menschen Wissen nutzen und daran teilhaben konnten. 00:15:37.097 --> 00:15:41.351 Es gab noch immer nicht so viele Menschen, die Wissen produzierten, aber Massen von Menschen, 00:15:41.351 --> 00:15:45.042 die zu diesem System zum ersten Mal Zugang erlangten. 00:15:45.042 --> 00:15:51.959 Das Buch ist die Basis von allgemeiner Bildung und das ist eine wundervolle Sache. 00:15:51.959 --> 00:15:55.351 Aber ich denke nicht, dass dies das Zeitalter ist, in dem wir heutzutage leben. 00:15:55.351 --> 00:16:02.680 Unser Zeitalter hat das Zeitalter des Buches, das Zeitalter von Auswendiglernen und Standardisierung, überwunden. 00:16:02.680 --> 00:16:10.961 Das Problem, Informationen zu finden, wurde im dritten Zeitalter gelöst: dem Zeitalter der Daten. 00:16:10.961 --> 00:16:19.514 Die Druckerpresse war die erste Maschine, die die Vorstellungskraft des Westens festhalten konnte. 00:16:19.514 --> 00:16:24.103 Diese Metapher der Maschine mit seinen standardisierten Bauteilen 00:16:24.103 --> 00:16:27.548 wurde zu einer Metapher, die wir nicht nur mit dem Buchdruck in Verbindung brachten, 00:16:27.548 --> 00:16:30.349 sondern auf das gesamte Universum umlegten: 00:16:30.349 --> 00:16:35.152 Dies ist die Welt der Physik Newtons, in der jeder Bauteil an seinem Platz arbeitet 00:16:35.152 --> 00:16:41.089 und alle sich perfekt ergänzen. Als diese Metapher sich weiterentwickelte und 00:16:41.089 --> 00:16:45.863 wir uns mehr und mehr auf Kategorisierung und Eingrenzung konzentrierten, 00:16:45.863 --> 00:16:48.635 brach diese Metapher zusammen. 00:16:48.635 --> 00:16:55.841 Wir hatten keine gut geölte und perfekt funktionierende Maschine, sondern kompletten Stillstand. 00:16:55.841 --> 00:17:00.880 Seit Beginn an sorgten wir uns, was wäre, wenn nicht die Maschinen uns zu Diensten wären, 00:17:00.880 --> 00:17:04.518 sondern wir den Maschinen dienten? 00:17:04.518 --> 00:17:09.625 Wir errichteten Klassenzimmer, die aussahen, wie die mechanisierte Welt, wie wir sie verstanden. 00:17:09.625 --> 00:17:13.218 Unsere Klassenzimmer wurden zu Plätzen, an denen wir Studierende 00:17:13.218 --> 00:17:16.684 möglichst effizient durchschleusen konnten. 00:17:16.684 --> 00:17:21.271 Wir versuchten, unsere Studierenden so gleichförmig wie nur möglich zu machen. 00:17:21.271 --> 00:17:28.493 Ich liebe dieses Bild. Es gibt da eine Person auf der linken Seite am oberen Rand. 00:17:28.493 --> 00:17:33.254 Er hat seinen blauen Blazer und seine Krawatte vergessen. 00:17:33.254 --> 00:17:35.672 Er ist meine Lieblingsperson auf diesem Bild. 00:17:35.672 --> 00:17:39.808 Sehen wir uns seine Körpersprache an. Alle anderen Personen auf dem Bild sitzen aufrecht, 00:17:39.808 --> 00:17:42.857 haben eine gute Haltung und scheinen bereit für die Arbeit zu sein. 00:17:42.857 --> 00:17:45.359 Dieser Mann in der Ecke sitzt vornübergebeugt und gibt vor, sehr viel zu tun zu haben: 00:17:45.359 --> 00:17:49.314 "Ich habe zu viel zu tun, um mir Sorgen zu machen über meinen blauen Blazer." 00:17:49.314 --> 00:17:53.711 Interessanterweise behandeln wir genau so Menschen, 00:17:53.711 --> 00:17:56.899 die sich in unserem Bildungssystem von den anderen abheben. 00:17:56.899 --> 00:18:00.816 Es ist offensichtlich, dass diese Person sich schämt und versucht, die Situation auszugleichen. 00:18:00.816 --> 00:18:03.997 Aber er fühlt sich nicht zugehörig. 00:18:03.997 --> 00:18:08.309 Was machen wir im standardisierten Modell mit Menschen, die sich unterscheiden? 00:18:08.309 --> 00:18:11.717 Typischerweise blenden wir die Menschen am oberen Rand und die Menschen am unteren Rand aus 00:18:11.717 --> 00:18:17.796 und geben vor, alle in der Mitte sind gleich. Ich bin mir nicht sicher, ob das funktioniert. 00:18:17.796 --> 00:18:24.625 Ich denke, wir müssen dies überdenken. Und ich bin gespannt, ob das Informationsmodell, 00:18:24.625 --> 00:18:32.632 das Studierenden standardisierte Informationen liefert, noch immer wichtig ist in unserem Zeitalter. 00:18:32.632 --> 00:18:35.218 Denken wir beispielsweise an Google. 00:18:35.218 --> 00:18:40.999 Wenn wir einen Begriff wie "Bildungstechnologie" nachschlagen, 00:18:40.999 --> 00:18:48.739 erhalten wir eine unglaubliche Menge an Informationen - 00:18:48.739 --> 00:18:55.082 mehr Informationen, als wir früher in einer ganzen Karriere gesammelt hätten. 00:18:55.082 --> 00:18:59.245 Wenn wir jeden dieser Suchtreffer für zehn Sekunden betrachten würden 00:18:59.245 --> 00:19:01.829 für 40 Stunden pro Woche, 52 Wochen pro Jahr - dann hätte man 00:19:01.829 --> 00:19:05.716 die Resultate dieser Suche, die 0,2 Sekunden gedauert hat, 00:19:05.716 --> 00:19:12.876 in 86 Jahren, 6 Monaten und 28 Tagen abgearbeitet. 00:19:12.876 --> 00:19:18.049 Eine unglaubliche Anzahl an Informationen. Das ist nicht der "locus", das ist nicht der "nexus". 00:19:18.049 --> 00:19:22.983 Das ist die "matrix", auf die Informationen von überall her eintreffen. 00:19:22.983 --> 00:19:30.533 Ich weiß nicht mehr, woher genau das Wissen kommt. 00:19:30.533 --> 00:19:35.414 Es gibt viel mehr Menschen, die Zugang zu Informationen haben 00:19:35.414 --> 00:19:38.835 und eine Menge mehr Menschen, die auch Wissen produzieren. 00:19:38.835 --> 00:19:42.880 Am Ende erhalten wir eine riesige Menge an Inhalten. 00:19:42.880 --> 00:19:47.124 Wenn Sie vor einigen Sekunden beim Wort "Matrix" an dieses Bild gedacht haben - 00:19:47.124 --> 00:19:55.397 das ist völlig richtig. Das Problem des derzeitigen Zeitalters ist das Problem des Kinofilms "Die Matrix": 00:19:55.397 --> 00:19:59.130 Ich weiß nicht, was wahr ist und wem ich trauen kann. 00:19:59.130 --> 00:20:03.433 Das Problem des derzeitigen Zeitalters ist das Beurteilen, das Bewerten. 00:20:03.433 --> 00:20:06.458 Dieses Problem wird immer größer. 00:20:06.458 --> 00:20:11.490 Der US-Bibliotheksverbund schätzt, dass 2020 sich die im Internet verfügbare Information 00:20:11.490 --> 00:20:20.631 alle 15 Minuten verdoppelt haben wird. Alle 15 Minuten - das ist eine geometrische Folge. 00:20:20.631 --> 00:20:23.974 Wenn ich eine Gruppe von StudienanfängerInnen nach einer Stunde Unterricht verlasse, 00:20:23.974 --> 00:20:29.594 gibt es sechzehn Mal so viel Inhalte im Internet. 00:20:29.594 --> 00:20:32.541 Unterrichte ich ein dreistündiges Seminar für Fortgeschrittene, 00:20:32.541 --> 00:20:37.156 gibt es danach 4.096 Mal so viele Informationen. 00:20:37.156 --> 00:20:40.467 Wenn mein Modell darauf beruht, Informationen an Menschen weiterzugeben, dann 00:20:40.467 --> 00:20:44.770 ist es in dieser Welt möglich, dass Informationen, die ich kurz vor Beginn des Unterrichts erhalten habe, 00:20:44.770 --> 00:20:48.295 schon wieder veraltet sind, bevor ich den Vorlesungssaal verlasse. 00:20:48.295 --> 00:20:52.073 Dies führt zu einigen wichtigen Fragen. 00:20:52.073 --> 00:20:56.412 Erstens - wenn ich mir vorstelle, dass meine Hauptaufgabe als LehrerIn ist, 00:20:56.412 --> 00:20:58.800 Informationen meinen Studierenden zu vermitteln 00:20:58.800 --> 00:21:01.671 - die Aufgabe, die ich im letzten Informationszeitalter hatte - 00:21:01.671 --> 00:21:07.168 verbessert das oder verschlechtert das deren Problem im Umgang mit Informationen? 00:21:07.168 --> 00:21:11.499 Zweitens - wenn ich mir mich selbst als "nexus" von Informationen vorstelle, 00:21:11.499 --> 00:21:14.365 wie es im zweiten Informationszeitalter üblich war, 00:21:14.365 --> 00:21:19.134 lässt mich das weise und intelligent aussehen oder wahnhaft? 00:21:19.134 --> 00:21:21.596 Die dritte Frage ist die wichtigste. 00:21:21.596 --> 00:21:26.773 Ist die Weisheit und die Erfahrung von Lehrenden in diesem Informationszeitalter 00:21:26.773 --> 00:21:30.978 weniger notwendig oder notwendiger? 00:21:30.978 --> 00:21:35.732 Ich würde sagen, dass sie notwendiger sind - aber nur, wenn wir daran arbeiten, 00:21:35.732 --> 00:21:40.795 die Informationsprobleme des jetzigen Zeitalters zu lösen und nicht die von vergangenen Zeiten. 00:21:40.795 --> 00:21:44.376 Wie sieht Lehren und Lernen in diesem dritten Zeitalter aus? 00:21:44.376 --> 00:21:54.300 Ich denke, zunächst muss Lehren wieder von Beziehungen bestimmt sein. 00:21:54.300 --> 00:21:57.434 Wir sehen das gut im Zusammenhang mit Social Media. 00:21:57.434 --> 00:22:00.664 Lehrende und Studierende können kommunizieren, zusammenarbeiten 00:22:00.664 --> 00:22:03.710 auf Arten und Weisen, die vor ein paar Jahren unmöglich gewesen wären. 00:22:03.710 --> 00:22:07.458 Diese Beziehung gibt uns die Möglichkeit, mit Studierenden zu arbeiten und ihnen zu helfen, 00:22:07.458 --> 00:22:12.208 mit den Schwierigkeiten der Bewertung, der Beurteilung all dieser Inhalte umzugehen. 00:22:12.208 --> 00:22:15.167 Beziehung wird zu einer Möglichkeit, 00:22:15.167 --> 00:22:20.050 diese unglaublichen Mengen an Informationen einzugrenzen und enger zu fassen. 00:22:20.050 --> 00:22:23.628 Lehrende sollten sich darauf konzentrieren, MentorInnen zu sein. 00:22:23.628 --> 00:22:27.580 Wir müssen das Lernen durch Praxis und Lehre fördern - Lernen im realen Leben. 00:22:27.580 --> 00:22:32.126 Informationen anzuwenden wird zu einer weiteren Möglichkeit, die Informationen einzugrenzen, 00:22:32.126 --> 00:22:35.172 sodass ich diese in Situationen des wahren Lebens nutzen kann. 00:22:35.172 --> 00:22:39.299 Das macht die Information wichtiger und wertvoller für Studierende, 00:22:39.299 --> 00:22:43.132 die sie im Zuge des Lernens anwenden können. 00:22:43.132 --> 00:22:46.544 Wir müssen uns auf kontextuelles Lernen konzentrieren. 00:22:46.544 --> 00:22:50.134 Nicht nur große, allgemeine Prinzipien, sondern darüber nachzudenken, 00:22:50.134 --> 00:22:53.027 wie man Modelle in bestimmten Situationen anwenden kann. 00:22:53.027 --> 00:22:56.064 Wenn Informationen sich so schnell ändern, dass wir kaum mithalten können, 00:22:56.064 --> 00:23:00.576 müssen wir nicht Informationen unterrichten, sondern Informationsmodelle und 00:23:00.576 --> 00:23:03.751 wie man diese in bestimmten Kontexten anwendet. 00:23:03.751 --> 00:23:06.377 Wenn das Wissen sich ändert, wissen die Menschen immer noch, 00:23:06.377 --> 00:23:08.628 wie sie das Modell anzuwenden haben. 00:23:08.628 --> 00:23:12.958 Diese Anwendung von Wissen in bestimmten Kontexten muss immer wieder gefestigt werden, 00:23:12.958 --> 00:23:15.545 sodass die Menschen die Unterschiede zwischen den Modellen sehen, 00:23:15.545 --> 00:23:18.552 die sie erstellen und mit denen sie arbeiten. 00:23:18.552 --> 00:23:21.884 Sie verstehen, welche Modelle in welchem Kontext passend und nützlich sind. 00:23:21.884 --> 00:23:26.296 Wiederholung und Bewertung, Beurteilung soll die Menschen dazu befähigen, unabhängig zu arbeiten. 00:23:26.296 --> 00:23:31.482 Schlussendlich müssen wir Lernen als nicht länger standardisiert begreifen, 00:23:31.482 --> 00:23:35.321 als subjektiv und entsprechend den Bedürfnissen von Studierenden in bestimmten Situationen. 00:23:35.321 --> 00:23:39.860 Lernen sollte dialektisch sein, das sich um Diskussionen dreht. 00:23:39.860 --> 00:23:43.654 Denn Diskussionen helfen uns zu verstehen, wie Informationen anzuwenden sind. 00:23:43.654 --> 00:23:46.667 Lernen sollte breit vernetzt sein; nicht zerteilt in kleine Stückchen, 00:23:46.667 --> 00:23:50.633 sondern all diese Stückchen zusammenbringend. 00:23:50.633 --> 00:23:54.454 Wenn diese Aufstellung bekannt klingt, so ist dies der Fall, 00:23:54.454 --> 00:23:57.583 weil es sich um dieselbe Liste handelt, mit der wir begonnen haben. 00:23:57.583 --> 00:24:02.838 Ich bin überzeugt, dass in hunderten von Jahren 00:24:02.838 --> 00:24:06.211 Menschen auf dieses merkwürdige Zeitalter des Buches zurückblicken werden, 00:24:06.211 --> 00:24:09.109 auf ein Zeitalter, in dem unsere Technologie unsere Kultur bestimmte, 00:24:09.109 --> 00:24:12.466 und werden das als merkwürdiges Phänomen in der Geschichte betrachten. 00:24:12.466 --> 00:24:15.716 Wir kehren zurück zu einer Art und Weise des Lehrens und Lernens, 00:24:15.716 --> 00:24:19.647 die die Menschheit seit Urzeiten bestimmt hat. 00:24:19.647 --> 00:24:23.692 In dieser Art und Weise haben wir immer gelernt und wollten immer lernen. 00:24:23.692 --> 00:24:28.218 Wir sollten keine Fabrik bauen, sondern diese eher in die Luft sprengen. 00:24:28.218 --> 00:24:30.745 Wir sollten ein Laboratorium einrichten. 00:24:30.745 --> 00:24:35.548 Dieses Bild zeigt Thomas Edisons Forschungslaboratorium, das erste moderne Forschungslabor. 00:24:35.548 --> 00:24:41.211 Edison schuf es, um etwa 10.000 Elemente zu untersuchen, um die exakt passende Füllung 00:24:41.211 --> 00:24:45.176 für die Glühlampe zu finden. 00:24:45.176 --> 00:24:48.771 Er realisierte, dass er nicht genau wusste, wann er Dinge brauchen würde, 00:24:48.771 --> 00:24:52.301 bis er sie dann brauchte. Er benötigte Zugang zu allem. 00:24:52.301 --> 00:24:55.551 So fand sich in seinem Labor auch eine Pfeifenorgel, weil er nicht wusste, 00:24:55.551 --> 00:24:59.813 wann er Orgelmusik brauchen würde. Er stellte alles andere auch dort hinein. 00:24:59.813 --> 00:25:02.358 Dies ist die Welt in den Händen unserer Studierenden; 00:25:02.358 --> 00:25:06.412 dies ist die Welt in den Händen einer Generation, die mit mobilen Technologien ausgestattet ist. 00:25:06.412 --> 00:25:10.125 Sie tragen nicht nur 1.000 Lieder in ihren Taschen - 00:25:10.125 --> 00:25:14.664 zusätzlich tragen sie 1.000 Bibliotheken in ihren Taschen. 00:25:14.664 --> 00:25:19.581 Wir brauchen eine Welt, in der Bücher sich verwandeln, 00:25:19.581 --> 00:25:23.458 sie nicht statische, Standardmodelle sind, sondern interaktiv. 00:25:23.458 --> 00:25:27.133 Bücher, die es Menschen erlauben, mit der Information arbeiten. 00:25:27.133 --> 00:25:32.042 Bücher, die sich individuell an Erfahrungen und Bedürfnisse von Studierenden anpassen. 00:25:32.042 --> 00:25:36.399 Bücher, die miteinander vermischbar sind und mit Menschen verbunden, 00:25:36.399 --> 00:25:41.321 sodass sie Schauplatz von Diskussion und Analyse werden. 00:25:41.321 --> 00:25:43.438 Wir wollten immer über Bücher sprechen - 00:25:43.438 --> 00:25:46.714 warum machen wir es nicht möglich, dass dies im Buch selbst geschieht? 00:25:46.714 --> 00:25:49.124 Bücher, die angereichert sind, die wissen, wo ich bin 00:25:49.124 --> 00:25:52.321 und mir die richtige Information anbieten, je nachdem, wo ich mich befinde. 00:25:52.321 --> 00:25:55.086 Und wir brauchen Lehre, die genauso flexibel ist wie diese Bücher. 00:25:55.086 --> 00:25:59.048 Lehre, die es vielen Menschen ermöglicht, Wissen aufzunehmen, 00:25:59.048 --> 00:26:02.042 aber ebenso vielen Menschen erlaubt, Wissen zu produzieren. 00:26:02.042 --> 00:26:06.589 Dies ist die einzige Art und Weise, wie wir die Informationsprobleme dieser Welt lösen. 00:26:06.589 --> 00:26:10.627 Wie lösen wir beispielsweise ein Problem wie den Klimawandel? 00:26:10.627 --> 00:26:14.682 Ist dies ein technologisches Problem? - Ganz sicher. 00:26:14.682 --> 00:26:18.566 Ist es ein soziales Problem? - Ja. 00:26:18.566 --> 00:26:22.105 Ist es ein wirtschaftliches Problem? - Ja. 00:26:22.105 --> 00:26:26.297 Ist es ein kulturelles Problem? Ist es ein geschichtliches Problem? 00:26:26.297 --> 00:26:29.232 Ist es gar ein ästhetisches Problem? 00:26:29.232 --> 00:26:33.085 Wir brauchen nicht Menschen, die enge Definitionen von Wissen geben können 00:26:33.085 --> 00:26:37.077 oder Menschen, die nur in engen Dimensionen verstehen. 00:26:37.077 --> 00:26:40.175 Wir brauchen Menschen, die Dinge miteinander in Verbindung bringen können. 00:26:40.175 --> 00:26:44.462 Die Probleme der heutigen Welt sind so komplex, dass wir Menschen brauchen, 00:26:44.462 --> 00:26:48.298 die zusammenarbeiten können; die in einer Gemeinschaft zusammenkommen können. 00:26:48.298 --> 00:26:51.353 Aus diesen Gründen verfolgen wir die mobile Initiative bei ACU. 00:26:51.353 --> 00:26:56.194 Wir denken, es ist wirklich wichtig zu sehen, wie diese neuen Technologien die Kultur verändern werden 00:26:56.194 --> 00:26:59.548 und wie sie das Lehren und Lernen verändern werden. 00:26:59.548 --> 00:27:02.001 Wir sind unglaublich gespannt darauf, was als nächstes kommt. 00:27:02.001 --> 00:27:04.186 Vielen Dank. 00:27:04.186 --> 00:27:16.260 Transkription und Übersetzung: Stephan Waba 2014