(Vater)
Guck mal her. Hier in die Kamera.
Finger weg!
Alex, halt dich fest!
Papa, hilf mir!
Die Hauptdarsteller und ihre Farben:
Alexander Kerner
Christiane Kerner
Ariane Kerner
andere
(Musik)
(Sprecher) Langsam, behutsam,
geradezu sanft...
wird der riesige Koloss...
auf den Startplatz gestellt.
Hier nun auf dem Startplatz
erweist sich das Resultat..
Der groß en Gemeinschaftsarbeit.
Um das bekannte Wort zu verdeutlichen,
jeder liefert jedem Qualität...
Da ist er!
Hier ist es in Vollendung zu sehen.
Ich melde: Ich bin zum Flug
mit dem Raumschiff SOJUS 31...
als Mitglied
der internationalen Besatzung bereit.
Am 26. August 1978
waren wir auf Weltniveau.
Sigmund Jähn, Bürger der DDR,
flog als erster Deutscher ins All.
Mit unserer Familie aber ging es
an diesem Tag so richtig den Bach runter.
Das ist der dritte Aufenthalt
Ihres Mannes im kapitalistischen Ausland.
Er vertritt seinen Chef, Prof. Klinger.
Sind Ihnen Westkontakte
Ihres Mannes bekannt?
Nein.
Frau Kerner, wie würden Sie
den Zustand Ihrer Ehe beschreiben?
Hat Ihr Mann mit Ihnen
über eine Republikflucht gesprochen?
Frau Kerner...
Hat er das mit Ihnen abgesprochen?
Gestatten Sie mir, dem Zentralkomitee
der kommunistischen Partei...
Haut ab! Lasst mich in Ruhe!
Während Sigmund Jähn in den Tiefen
des Kosmos tapfer die DDR vertrat,
ließ sich mein Vater im kapitalistischen
Ausland von einer Klassenfeindin...
das Hirn Wegvögeln.
Er kam nie mehr zurück.
Meine Mutter wurde so traurig,
dass sie aufhörte zu reden.
Sie sprach einfach nicht mehr.
Nicht mit uns, nicht mit anderen.
(Musik)
Bitte, Mama, komm zurück.
Es ist so langweilig bei Frau Schäfer.
Mama, ich hab dich lieb.
(Alex weint)
(Musik)
Der Sandmann hat sich den Bedingungen
im Weltraum hervorragend angepasst.
Aber die größte Überraschung war die,
dass er sich mit Mascha
sehr gut bekannt gemacht hat.
Wir haben sogar an Bora'
eine kosmische Hochzeit gefeiert.
In wenigen Minuten fliegt' der Sandmann
gemeinsam mit Mascha zurück zur Erde.
Ich hoffe, es wurde delegiert,
so dass Sie das deutlich gesehen haben.
Nach 8 Wochen kam Mutter nach Hause.
Sie War wie verwandelt.
(beide) Überraschung!
Meine Süßen!
Mein Alex.
Mein kleiner Kosmonaut.
(Musik)
Wir sprachen nie mehr von Vater.
Meine Mutter verheiratete sich von da an
mit unserem sozialistischen Vaterland.
(singen) Uns're Heimat...
das sind nicht nur
die Städte und Dörfer...
Da diese Beziehung keine sexuelle war,
blieb viel Elan und Tatkraft..
Für uns Kinder
und den sozialistischen Alltag übrig.
(singen) ist das Gras auf der Wiese,
das Korn auf dem Feld und die Vögel...
in der Luft und die Tiere der Erde...
Meine Mutter wurde Förderin
des gesellschaftlichen Fortschritts.
Eine leidenschaftliche Aktivistin für
die einfachen Bedürfnisse der Bevölkerung
und gegen die kleinen
Ungerechtigkeiten des Lebens.
Eingabe.
Betrifft: Schreiend bunte...
Um-stands-klei-dung. Punkt.
Nun ein Bericht
über die feierliche Auszeichnung...
Jetzt kommt's!
(Reporterin) Arbeiter und Angestellte,
Wissenschaftler
und Genossenschaftsbauern,
Künstler und Veteranen der Arbeit
kamen heute nach Berlin,
um hier die höchsten Auszeichnungen
unseres Landes entgegenzunehmen.
Da bist du, Mama!
(TV) und Würdigung außerordentlicher
Verdienste beim Aufbau...
und bei der Entwicklung
der sozialistischen Gesellschaftsordnung.
(Reporterin) Traditionell am Vorabend
des Nationalfeiertages...
zeichnet das ZK der SED
verdienstvolle Persönlichkeiten aus.
Nach langem, unermüdlichem Training
war es so weit.
Ich, Alex Kerner,
flog als zweiter Deutscher ins All.
Tiefer und weiter
als je ein Mensch zuvor.
(Junge) Rakete gezündet!
Ich stellte mir vor, wie ich zum Wohle
der Menschheit den Kosmos erforsche,
auf unseren Planeten herunterblicke
und stolz meiner Mutter zuwinke.
Rakete gezündet!
(Applaus)
(Lautsprecher) Test, eins, zwo...
Die DDR wurde 40.
Ich hatte arbeitsfrei bei der
PGH Fernsehreparatur "Adolf Hennecke"...
und fühlte mich auf dem Höhepunkt
meiner männlichen Ausstrahlungskraft.
(Militärmusik)
Links, zwo, drei!
Die Zeit roch nach Veränderung,
während vor unserem Haus...
ein überdimensionierter Schützenverein
seine letzte Vorstellung gab.
(Klopfen)
Alex!
(Klopfen)
Was?
Du, Alex, da ist 'n Mädel draußen.
Soll ich die wieder wegschicken?
Was für 'n Mädel?
Keine Ahnung.
Aber die macht 'n guten Eindruck.
Hast du schon wieder
in Klamotten gepennt?
Wo ist der Besuch?
Der Besuch heißt Paula...
und ist ein Rendezvous, wie verabredet.
Oh, nein!
Doch, Brüderchen.
Kann sich dein Ex nicht kümmern?
Der hat heute Bereitschaftsdienst.
(Paula weint)
Wir waren: Denn eine Frau
von einem bestimmten Alter...
kann und will die Slips,
die angeboten werden, nicht mehr tragen.
Punkt.
Auch in der DDR gibt es nicht nur
junge Eisprinzessinnen...
und exquisit schlanke Genossinnen. Punkt.
Das ist gut.
Ihr seid nicht unten? Läuft schon.
Ist ja nicht zu überhören!
Dann beeilt euch. Könnte das letzte Mal
in der alten Besetzung sein.
Wo ist Paula?
Schläft die schon wieder?
Vielleicht seh ich eure Mutter
im Fernsehen.
Aus'm Palast?
Da kannst du aber mit der Lupe suchen.
Ich weiß gar nicht, ob ich da hingehe.
Alle hohen Tiere von der Partei sind da.
Kenn ja keinen.
Obwohl... Gorbatschow würde ich gerne
mal aus der Nähe sehen.
Da stehen sie rum und feiern sich selbst,
die ganzen alten Säcke.
Musst ja nicht hingucken.
Mama, merkst du nicht, was da passiert?
Und du? Was willst du? Abhauen?
Es wird sich nischt ändern,
wenn alle abhauen. Weiter geht's.
Es kann ja nicht möglich sein,
dass die etwas kräftigeren...
Arbeiter und Bäuerinnen...
durch unsere Modekombinate...
noch im 40. Jahr des Bestehens
unserer Republik bestraft werden!
Mit sozialistischem Gruß...
(Hanna) Hanna Schäfer.
Am Abend des 7. Oktober 1989
fanden sich mehrere hundert Menschen...
zum Abendspaziergang zusammen,
um sich im Vorwärtsschreiten...
für grenzenloses Spazierengehen
einzusetzen.
(Sprechchor)
Pressefreiheit! Pressefreiheit!
Husten! Stark husten!
Geht's wieder?
Geht's?
Danke schön!
(Protestrufe, Pfeifen)
(Fahrer)
Da vorn sind ja noch mehr Grüne.
Ist ja gut.
(Ansage) Kette bilden!
(Sprechchor)
Keine Gewalt! Keine Gewalt!
Wenn Sie die U-Bahn nehmen,
dann schaffen Sie's vielleicht noch.
Wie heißt du?
La...
(Musik, Sprechchöre)
(Frau schreit)
Hören Sie auf damit!
Pass doch auf!
Meine Mutter liegt da vorn!
Bleib stehen!
(dramatische Musik)
Jetzt lass mich raus, du Arschloch!
Da vorne liegt meine...
(dramatische Musik)
Alexander Kerner?
Ja.
Ihre Mutter.
Was ist mit Mutter?
Was ist los?
Mama hatte 'n Herzinfarkt.
Leider kamen
die Wiederbelebungsmaßnahmen sehr spät.
Ihre Mutter liegt im Koma.
Wann kann man mit ihr sprechen?
Alex, Mama liegt im Koma!
Wir wissen noch gar nicht,
ob Ihre Mutter jemals wieder aufwacht.
(dramatische Musik)
Hörst du mich, Mama?
Du musst aufwachen.
Aber Mutter schlief tief und fest.
In ihrem nicht enden wollenden Schlaf...
kreiste sie wie ein Satellit
um das menschliche Treiben...
auf unserem kleinen Planeten
und in unserer noch kleineren Republik.
(TV) Die .9. Tagung stimmte Honeckers Bitte
zu, ihn aus gesundheitlichen Gründen...
von den Funktionen zu entbinden und
dankte für sein politisches Lebenswerk.
Gratulation!
Ihr Schlaf verdunkelte den Abgang
des werten Genossen Erich Honecker,
Generalsekretär des ZK der SED
und Vorsitzender des Staatsrates der DDR.
(Sprecher) Berlin.
Heute Abend ist die Mauer gefallen.
(Gesang) Einigkeit und Recht
und Freiheit...
Mutter verschlief ein klassisches Konzert
vor dem Rathaus Schöneberg.
Und den Beginn einer gigantischen
und einzigartigen Altstoffsammlung.
(Sprechchor)
Macht das Tor auf!
(Sprechchor)
Stasi raus! Stasi raus!
Mutter schlief Weiter. Tief und fest.
Sie verpasste meinen
ersten Ausflug in den Westen...
und wie einige Genossen pflichtbewusst
uns Arbeiter und Bauern schätzten.
Natürlich entgingen ihr auch meine
ersten kulturellen Entdeckungen...
in einem neuen Land.
'Tschuldigung. 'tschuldigung.
Mutters tiefe Ohnmacht erlaubte ihr nicht,
an den ersten freien Wahlen teilzunehmen.
(Sprechchor)
Helmut! Helmut! Helmut!
Sie verschlummerte, wie Ariane ihr Studium
der Wirtschaftstheorie schmiss...
Guten Appetit und danke für Ihren Besuch!
...und ihre ersten praktischen Erfahrungen
mit der Geldzirkulation machte.
Arianes neuer Lover zog bei uns ein.
Rainer, Klassenfeind und Grilletten-Chef.
Die Möbel aus dem Schlafzimmer
kommen dann runter in die Mieterbox.
Ihr entging die zunehmende Verwestlichung
unserer 79-m2-Plattenbauwohnung...
Der alte Krempel mit dem roten Punkt
drauf kommt runter auf den Sperrmüll, ja?
(orientalische Musik)
und Reinere Begeisterung für die
Sitten und Gebräuche des Morgenlandes.
'Tschuldigung.
In ihre Nacht drang nicht
die große hormonelle Verzückung,
in die ich beim Anblick
einiger schöner Beine geraten war.
(orientalische Musik)
(Plätschern)
Scheiße!
(Lara) Was machen Sie da?
Mir ist die Infusion...
Und in Ihre Träume drang auch nicht
der erste Arbeitstag von Schwester Lara,
Austauschengel aus der Sowjetunion.
Da bist du ja wieder.
Hallo.
Ich hab mir Sorgen um dich gemacht.
Ja, die haben mich eingebuchtet.
Mutter verschlief den Siegeszug
des Kapitalismus.
Ablösung!
Und die Terminkoordination
meiner Besuche im Krankenhaus.
(Musik)
Weißt du, was mir aufgefallen ist?
Wenn sie gute Laune hat,
trägt sie ihre Haare immer offen.
Bei schlechter Laune steckt sie sie hoch.
Und sie kaut an den Fingernägeln,
immer bei der Visite.
Findest du nicht auch,
dass sie ein wunderschönes Lächeln hat?
Ihr Schlaf ignorierte,
wie Helden der Arbeit arbeitslos wurden.
Die PGH Fernsehreparatur "Adolf Hennecke"
wurde abgewickelt.
Ich War der Letzte
und ich machte das Licht aus.
Dann kam der Aufschwung. im Ost-West-Team
praktizierte ich die Wiedervereinigung.
Satellitenschüsseln ließen
unsere Landschaften erblühen.
Denis Domaschke?
Domaschke. Denis Domaschke.
Alexander Kerner?
Hier.
Na, komm ran. Nicht so schüchtern.
Tag.
Und vertragt euch, Mädels.
Tag.
Hallo.
Tag.
Knut Vogel?
Hello, Mama. Dr. Wagner sagte,
wir sollen mit dir sprechen.
Wenn ich nicht persönlich da sein kann,
dann geht's auch so, dachte ich mir.
Es ist jetzt... 5 Uhr.
Da sind die meisten Ärzte schon weg
und du hast endlich deine Ruhe.
Schwester Lara, die dich gewaschen hat,
wird auch Weg sein.
Könntest du sie sehen,
würdest du bestimmt aufwachen.
Ich soll dich auch von Ariane grüßen,
die das mit dem Band Blödsinn findet.
Sie kümmert sich gerade um Paula.
Die kriegt Zähne und schreit viel.
Mutter verschlief meine
unaufhaltsamen Fortschritte bei Lara.
Nach 4 Früh- und 35 Spätschichten folgte
unser erstes romantisches Rendezvous.
(Musik)
Laut hier!
Unsere Russisch-Lehrerin kam aus Minsk
und wog 'ne Tonne.
Und das ist alles,
was du von russischen Frauen weißt?
Der Wind der Veränderung
blies bis in die Ruinen unserer Republik.
Der Sommer kam und Berlin War
der schönste Platz auf Erden.
Wir hatten das Gefühl,
im Mittelpunkt der Welt zu stehen.
Dort, wo sich endlich etwas bewegte.
Und wir bewegten uns mit.
Schade, dass sie von all das
nichts mitbekommt.
Na ja, ist vielleicht auch besser so.
Alles, woran sie glaubte,
löste sich einfach in Luft auf.
Und dein Vater?
Der war Arzt.
Er ist in den Westen abgehauen.
Hat sich nie mehr gemeldet.
(romantische Musik)
(lautlos)
Die Zukunft lag in unseren Händen,
ungewiss und verheißungsvoll.
(Musik)
Guten Tag. Firma X TV, wir wollten nur...
Tagchen. Brauchen Sie eine SAT-Anlage?
(Vietnamesisch)
Kein money?
Guten Tag!
Mögen Sie Fußball? Dann hätten wir was!
Guten Tag. Firma X TV, wir...
Firma X TV!
Haben Sie Interesse an einer SAT-Anlage?
Hier ist Vietnam 1, da Vietnam 2
und hinten der vietnamesische Sportkanal.
Alles klar!
Auf die Fußball-WM!
Auf die Zukunft!
Auf uns!
Genosse!
Im Moment läuft das noch
so 'n bisschen nebenbei.
Und später mal...
da mach ich mal so richtige Spielfilme.
Unterm selben Label, versteht sich.
Pass mal auf, ich zeig dir mal was.
Da bin ich im Moment dran.
Pass mal auf.
Noch nicht gucken!
Noch nicht gucken, warte...
Und... jetzt!
(Kaiserwalzer)
Haste's erkannt?
Hm?
Jetzt!
Das ist der berühmte Schnitt aus 2001,
mit den Knochen.
Die Torte ist quasi das Raumschiff.
Haste's jetzt erkannt? Ja?
Genial.
(Kaiserwalzer)
Genial.
So, nun lacht alle mal ganz schön.
Anfang Juni 1.990 waren die Grenzen
unserer DDR nichts mehr wen“.
Mutter schlief weiter. Ich aber entsann
mich des alten Genossen-Wortes:
"Wir lösen Probleme im Vorwärtsschreiten"
und handelte.
(Kaiserwalzer)
(Klirren)
Mama?
Mama!
Hörst du mich?
Das Erwachen Ihrer Mutter
ist ein Wunder.
Sie könnte sich aber verändert haben.
Was meinen Sie?
Es gibt Fälle, da erkannten Patienten
ihre eigenen Kinder nicht wieder.
Amnesie.
Gedächtnisverlust.
Entschuldigung.
Geistige Verwirrung, Vermischung
von Langzeit- und Kurzzeitgedächtnis...
Geschmacks- und Geruchsirritation,
verzögerte Wahrnehmung.
Wir wissen nicht, wie stark
das Gehirn geschädigt wurde.
Die Palette ist ebenso lang wie ungewiss.
Es tut mir leid, das sagen zu müssen.
Ihre Mutter ist immer noch
sehr gefährdet.
Ich kann Ihnen kaum Hoffnungen machen,
dass sie die nächsten Wochen überlebt.
(Musik)
Naja...
Können wir sie denn...
mit nach Hause nehmen?
Ausgeschlossen.
Sie ist hier viel besser aufgehoben.
Es ist auch einfacher für Sie.
Einen zweiten lnfarkt
übersteht sie nicht.
Sie müssen jegliche Aufregung
von Ihrer Mutter fernhalten.
Und wenn ich das sage,
dann meine ich jedwede Aufregung!
Jedwede Aufregung.
Es ist lebensbedrohlich.
Und das hier?
Ist das kein Grund zur Aufregung?
Meine Mutter weiß von der Wende nichts.
Hier erfährt sie alles sofort.
Deine Enkeltochter.
(Paula) Mama.
Was ist passiert?
Du bist umgekippt.
Vor 8 Monaten.
Vor... 8 Monaten?
Kann mich gar nicht... erinnern.
Das ist normal so.
Das kommt schon wieder.
Du musst nur Geduld haben.
Und was... was war da?
Ja, das war...
Das war im Oktober.
Ich glaub, du wolltest einkaufen gehen.
Und... da war so 'ne Riesenschlange
vor der Kaufhalle.
Und dann war's so heiß,
da bist du einfach umgekippt.
Im Oktober?
Es war ein ganz besonders
heißer Oktober. Damals.
Ja.
Und dann?
Du warst im Koma, Mama.
Ich will nach Hause.
Ich verspreche dir das.
Wir wollen doch deinen Geburtstag feiern.
Wie jedes Jahr.
Das ist Wahnsinn!
Wir lassen sie nicht im Stich!
Mama ist todkrank!
Hier ist sie viel besser aufgehoben!
Sei doch einmal realistisch!
Sei du doch mal realistisch.
Was, wenn sie kein Einzelzimmer mehr hat?
Oder wenn sich jemand verplappert?
Hier hört sie sofort, was draußen
los ist. Das verkraftet sie nicht.
So, der ganze Krempel muss hier raus.
Sind Mamas Gardinen noch im Keller?
Das ist jetzt nicht dein Ernst.
Sind ja reingedübelt.
Na, bravo!
Dann muss das wohl
neu verputzt werden.
Was hat der vor?
Kannst du dir das nicht denken?
Was soll er sich denken können?
Dass ihr das Zimmer räumen müsst.
Oder soll Mama im Keller wohnen?
Ich zahl die Miete für diese Wohnung!
47 Mark 80! Das reicht im Westen
nicht mal für 'ne Telefonrechnung!
Im Osten wartest du 10 Jahre
auf 'nen Telefonanschluss!
Aber...
Mama muss das Zimmer so vorfinden,
wie sie es verlassen hat.
Der Arzt sagte,
sie soll im Bett liegen, ja?
Gut. Es geht also nur
um dieses eine Zimmer.
Bis es ihr wieder besser geht.
Der Arzt sagte, Mama wird wohl...
Das sagtest du schon vor 3 Monaten,
als du die Apparate abschalten wolltest.
Das war 'ne andere Situation!
Was willst du ihr denn sagen?
Dass du dein Studium geschmissen hast,
weil du jetzt Hamburger verkaufst?
"Guten Appetit und danke, dass Sie sich
für Burger King entschieden haben."
8. Stock?
Jepp.
Fahrstuhl?
Kaputt.
Scheiße.
Real existierende.
(Musik)
Mein Leben veränderte sich gewaltig.
Und der Tag, an dem Mutter
nach Hause kam,
rollte mit der Unerbittlichkeit eines
tonnenschweren russischen Panzers heran.
Was schnüffelst du in meinem Schrank?
Das ist aus der Altkleidersammlung.
Wie läufst du überhaupt rum?
Wär schön, wenn du mal mitdenken würdest.
Guck mal. So 'n Schrott hatten wir an.
Hier unterschreiben.
Die Krankengymnastin kommt
3-mal die Woche. Haben Sie noch Fragen?
Ihre Mutter geht auf eigene Verantwortung.
Sie wissen ja, was ich davon halte.
Wo ist eigentlich der letzte Arzt?
Dr. Wagner ging nach Düsseldorf.
Verstehe. Und Sie?
Wann hauen Sie ab?
Sie erzählen mir was von Verantwortung!
Legen Sie sich bitte mal kurz hin.
Wieso?
Bitte. Legen Sie sich kurz hin.
Bei einem weiteren Herzstillstand:
kurze kräftige Schläge auf die Brust.
Vorsichtig! Sie darf nicht aufwachen!
Alles klar, Chef!
Ariane und ich machen einen Zeitplan.
Die Krankengymnastin ist auch noch da.
Einer ist immer bei ihr. Das klappt.
(Radio) Die meisten DDR-Bürger tauschten
ihre Ersparnisse bereits bargeldlos um.
Die Frist läuft noch knapp 2 Wochen.
Beeilen Sie sich. Wie Gorbatschow sagte:
Wer zu spät kommt...
Entschuldigung?
Den bestraft das Leben.
Entschuldigung!
Können Sie das Radio bitte leiser stellen?
Meine Mutter braucht Ruhe.
Alles klar, Chef.
(Fußballreportage im Radio)
Willst du uns nicht vorstellen?
Ah ja, natürlich! Das ist Lara.
Hallo, Lara.
Lassen Sie mich mal vorbei?
Hallo, Christiane!
Alex! Was ist denn los?
Hallo? Alex!
Hat sich ja gar nichts verändert hier.
Was soll sich auch verändert haben?
Ach ja, wenn dir langweilig ist,
dann kannst du jetzt Kassetten hören.
Das Radioteil ist leider kaputt.
Aber das repariere ich noch.
Alex?
Schön, wenn man weiß,
dass man nicht alleine ist.
Als euer Vater damals...
Als er plötzlich weg war...
Ich hab nicht geglaubt,
dass ich das schaffen würde.
Ich hab euch das nie erzählt.
In meinem Kopf war der Gedanke,
mir was anzutun.
Aber ihr habt mich jeden Tag besucht.
Und du hast von der Schule erzählt
und von Sigmund Jähn.
Das hast du mitbekommen?
Es tut mir leid,
dass ich euch so viel Arbeit mache.
Kann nicht mal allein aufs Klo.
Mama...
Das macht doch nichts.
Das Wichtigste ist,
dass du jetzt erst mal gesund wirst.
Ich geb mir Mühe.
Du musst dich jetzt ausruhen.
Ich geh noch kurz was einkaufen,
aber Ariane ist noch da.
Ach, Alex...
ich hab Heißhunger auf Spreewaldgurken.
Bringst du welche mit?
Kein Problem, Mama.
Das dachte ich jedenfalls.
Ende Juni 1990
leerten sich die Kaufhallen
unseres sozialistischen Vaterlandes.
Und aus dem Land hinter der Mauer
kam echtes Geld.
Während sich die Bürger vor den Sparkassen
der Republik mit gewohnter Geduld...
in langen Schlangen einreihten,
suchten wir fieberhaft Mutters Sparbuch.
(Musik)
Von allen ersehnt, überflutete die D-Mark
unsere kleine Menschengemeinschaft.
(Gesang)
Halleluja, Halleluja...
Halleluja, D-Mark!
(Gesang)
So ein Tag, so wunderschön...
Getauscht wurde 2:1.
Deutschland gewann 1:0!
(Sprecher) Unhaltbar!
Deutschland führt 1:0 durch Matthäus!
(Musik)
Mocca Fix?
Ham wa nich mehr.
Filinchen Knäcke?
Nicht mehr im Angebot.
Spreewaldgurken?
Junge, wo lebst du?
Wir haben jetzt die D-Mark. Und da kommst
du mir mit Mocca Fix und Filinchen?
Über Nacht wurde unsere graue Kaufhalle
zu einem bunten Waren-Paradies.
Und ich wurde als Kunde zum König.
Die sind aus Holland.
Tag, Herr Ganske.
So weit haben die uns schon...
dass wir im Müll rumfischen müssen.
Herr Ganske,
haben Sie noch Spreewaldgurken?
Was?
Spreewaldgurken!
Tut mir leid, junger Mann.
Ich bin selbst arbeitslos.
'n leeres Glas tut's auch!
(Musik)
Ich wollte Rainer heut Mama vorstellen.
Später.
Wir wollen sie mal nicht überfordern.
Hm.
Vielleicht hast du ja recht.
Ja.
Spreewaldgurken hatten
Lieferschwierigkeiten. Leider.
Macht nichts. Die sind ja auch gut.
Kinder, ihr müsst euch nicht
die ganze Zeit um mich kümmern.
Das ist mir unangenehm.
Mama.
Nein, wirklich. Vielleicht...
stellt ihr mir den Fernseher ans Bett.
Dann komm ich schon prima allein klar.
Fernsehen gucken ist noch
zu anstrengend für dich.
Wieso denn?
Wir werden den Arzt fragen.
Mama, wir müssen was mit dir besprechen.
Das ist nämlich so...
Wir wollten dich fragen, ob...
Wir brauchen 'ne Vollmacht
für dein Bankkonto.
Was ist los?
Braucht ihr Geld?
Nein. Nein.
Es ist nur so, du kannst ja nicht mehr
selber zur Bank gehen.
Und da wär's einfach besser, wenn...
wenn du das hier unterschreibst.
Ja, und...
vielleicht am besten gleich.
Aber hat das nicht Zeit?
Ihr verheimlicht mir doch irgendwas.
Ist was passiert? Habt ihr Schulden?
Vertrau uns bitte, es ist wichtig!
Bevor ich euch
mein ganzes Geld überlasse,
darf ich doch wohl erfahren wofür, oder?
Na gut.
Es sollte eigentlich
'ne Überraschung werden, aber...
Wir haben 'ne
Benachrichtigung bekommen.
Aus Zwickau.
Wir können unseren Trabant abholen.
Schon nach 3 Jahren?
Und dafür brauchen wir das Geld,
das du zurückgelegt hast.
Ihr denkt doch nicht...
dass ich mein Geld auf der Bank hab.
Ich hab's versteckt.
Und wo?
Wo?
Ich hab's vergessen.
Total vergessen, ist alles weg.
Mama, denk mal nach.
Vater kommt heute aber spät nach Hause,
findet ihr nicht?
(melancholische Musik)
Mama...
Das ist doch nicht so schlimm.
Bald geht's dir wieder besser.
Wir feiern doch bald deinen Geburtstag.
Wie jedes Jahr.
Mit der Hausgemeinschaft.
Wir haben ihn doch immer gefeiert.
(TV) Hier ist das Erste Deutsche
Fernsehen mit der Tagesschau.
Genosse Ganske guckt Westen?
Genosse Ganske hat sich verliebt.
Beim Ungarn-Urlaub.
In 'ne Rentnerin aus... München.
Seitdem litt seine Partei-Liebe etwas.
Ach.
Tja.
Bist du fertig?
Tut mir leid, bin wieder zu spät.
Da oben ist sie. Sogar mit Balkon.
Da einige Mitbürger erst gar nicht
aus ihrem Ungarn-Urlaub zurückkamen,
entspannte sich die Wohnungslage
in der Hauptstadt merklich.
Überall gab es verlassene Wohnungen,
in die wir nur einziehen mussten.
Der Typ ist seit letztem Jahr im Westen.
Ein Kollege gab mir den Tipp.
(Poltern)
(Musik)
(Musik)
Wahnsinn!
Wahnsinn!
Das funktioniert!
Tempobohnen!
Globus grüne Erbsen!
Das gibt's ja gar nicht.
Mocca Fix Gold!
Da suche ich schon die ganze Zeit nach!
Krieg ich die?
(Musik)
(Tauben gurren)
Ich muss los.
Weiterschlafen...
(schnarcht)
Morgen, Mama.
Morgen, Alex.
Hast du's eilig?
Ich muss zur Arbeit.
Alex, denkst du bitte an den Fernseher?
Lass uns später drüber reden.
Ach, und wegen meinem Geburtstag...
Ladet Klapprath ein. Und 'n paar Schüler.
Als wären die Scheiß-Gurken nicht genug.
Jetzt will sie auch noch fernsehen.
Was soll ich denn machen?
Ja, Houston, wir haben ein Problem.
(Deutsche Nationalhymne erklingt)
Ja, und jetzt?
Hast du keine Idee?
Ich mein das Bild.
Ach so.
(Denis) Jetzt?
Nee.
(Frau) Lange hielt. Ist das Halbfinale!
das Ding ja nicht. Ich geh zu Pollnicks.
Na, dann geh doch.
Entschuldigung.
Sind das Gurken aus'm Spreewald?
Nee, aus Holland!
Zeig ihr doch was Altes.
Wie jetzt?
So altes Ost-Fernsehzeug auf Video.
Nachrichten vom letzten Jahr?
Merkt sie doch.
Ach, war doch immer derselbe Quatsch!
Woher soll ich die Videos kriegen?
Ich hab nicht mal 'n Rekorder.
Schlimm genug.
Wie steht's?
(Sprecher) Beckenbauer, Rudi Völler...
Sie Wollen 's nicht sehen...
Deutschland ist im Endspiel!
Während die Weltzeituhr am Alexanderplatz
auf Mutters Geburtstag zuraste,
Vereinte ein kleiner runder Ball
die gesellschaftliche Entwicklung...
der geteilten Nation und ließ
zusammen Wachsen, was zusammen gehörte.
Ich mühte mich
wie ein Held der Arbeit ab,
um bis zu diesem Tag in Mutters Zimmer
eine allseitig entfaltete DDR
wieder auferstehen zu lassen.
Sind die Kreuzworträtsel
schon ausgefüllt?
Unberührt wie Jungfrau.
Super. Nehm ich alle.
Ach, und die auch noch.
Meine Tochter haben sie auch entlassen.
Ganz plötzlich. Danke, Wiedersehen.
(Ganske) Und dafür haben wir 40 Jahre...
Das Fernsehballett setzen sie auch ab.
Hängst du nur noch vor der Glotze?
Um noch mal auf meine Mutter zu kommen,
das Problem ist:
Sie hat von der Wende
nichts mitgekriegt.
Beneidenswert.
Sie feiert ja nächste Woche Geburtstag.
Und sie würde sich über Besuch freuen.
Habt ihr das jetzt wirklich verstanden?
Ich will kein falsches Wort hören.
Und unsere 20 Mark?
Erst die Arbeit.
Die ersten Gäste Waren eingeladen. Andere
mussten erst noch überzeugt werden.
Viele aus der Polytechnischen Oberschule
"Werner Seelenbinder"...
zogen sich plötzlich ins Private zurück.
So auch Dr. Klapprath.
Einst Schulleiter
und verdienter Lehrer des Volkes.
Wir waren alle wertvolle Menschen.
Nicht wahr, Alex?
Ich hab deine Mutter bewundert.
Sie war eine hervorragende Pädagogin.
Und ein hervorragender Mensch.
Deshalb wurde sie auch kalt gestellt.
Einigen Genossen im Kollektiv
war sie zu...
idealistisch.
Seit dein Vater...
Ihr Idealismus in Ehren, aber...
im Schulalltag, da...
kann das manchmal problematisch werden.
Da habt ihr sie einfach abserviert.
Sie sind ihr trotzdem was schuldig.
Ja.
Du bist Dispatcher.
Kannst du dir das merken?
Im Osten?
Ja, klar im Osten.
Du organisierst den Einkauf
für ein Mitropa-Restaurant.
Schreib mal auf:
Schulausbildung EOS Juri Gagarin.
Und bei den Pionieren warst du
Gruppenratsvorsitzender. Was?
Gruppenratsvorsitzender.
Mir reicht's!
Ich steck meine Tochter nicht mehr
in Windeln aus Plastik. Das geht zu weit!
Haste?
Ja, Gruppenratsvorsitzender.
(Denis) Hier, 30-mal "Aktuelle Kamera",
10-mal "Schwarzer Kanal"...
6-mal "Kessel Buntes" und 4-mal
"Ein Tag im Westen". Alles überspielt.
Gesponsert von der Landesbildstelle
und einem äußerst charmanten Denis.
Ob das klappt?
Was kriechst du da am Boden rum?
Das ist das Kabel für die TV-Antenne.
Wir haben die Fußball-WM. Ein Geschenk!
Es gibt keine bessere Zeit,
den Osten mit SAT-Anlagen zu versorgen.
Ok? Kapiert?
Kommen wir zur Phase 3...
Was war das? Keine Ahnung.
lnterferenzen. Kommt vor.
Guten Abend, meine Damen und Herren,
zur "Aktuellen Kamera"...
Schwere Provokation gegen die Grenze.
Protest im Bundeskanzleramt der BRD.
Chip-Macht DDR.
Auslandspresse würdigt Leistungen...
Draußen geht's voran
und ich fühl mich hier so nutzlos.
Kannst du nicht 'n Zettel
unten ranhängen,
ans Brett der Hausgemeinschaft?
Wer Probleme hat, kann zu mir kommen.
Eingaben kann ich auch im Bett schreiben.
Ich weiß nicht.
Du darfst dich nicht so anstrengen.
(lallt) Morgen, Alex. ls' schon so weit?
Auch 'n Schluck?
Ach du Scheiße.
Scheiße. Scheiße, ne? Scheiße!
Mensch, verdammte Scheiße!
Mir ist schlecht.
Während sich viele schon lautstark
für die Meister von morgen hielten,
drangen aus Mutters Schlafzimmer
Klänge von gestern.
(Gesang) Uns're Heimat,
das sind nicht nur die Städte...
und Dörfer...
Uns're Heimat sind auch
all die Bäume im Wald...
Uns're Heimat...
ist das Gras auf der Wiese,
das Korn auf dem Feld...
und die Vögel...
in der Luft und die Tiere der Erde...
und die Fische im Fluss
sind die Heimat...
Und wir lieben die...
Das war wunderschön.
Danke. Danke, Kinder.
Das habt ihr noch bei mir gelernt, hm?
Ja.
Liebe Christiane!
Wir sind hier... heute... hier,
weil du Geburtstag hast.
Und... ich möchte dir...
im Namen der Parteileitung...
alles Gute wünschen.
Und...
der Korb.
Für dich.
Das ist lieb von euch.
Danke schön.
Klapprath.
Rosenthaler Kadarka...
Mocca Fix Gold...
Globus grüne Erbsen.
Die Kollegen und... die Genossen...
von der POS "Werner Seelenbinder"...
die sprechen ihren besonderen Dank aus
für all die Jahre,
Christiane, die du...
für sie...
als... gute Kollegin...
und... liebe Genossin...
warst... ähm...
Und ich wünsch dir jedenfalls alles Gute
zum Geburtstag und bleib wie du bist...
Christiane.
Liebe Genossin Kerner...
Alles erdenkliche Gute...
und... Gesundheit...
und dass alles wieder so wird,
wie's mal war.
Lara, komm mal her.
Das hier ist Lara.
Eine Schwesternschülerin aus der SU.
Ihr Papa ist Lehrer für Taubstumme.
Heirate ihn bloß nicht zu früh.
Mama.
Auch wenn das dann
mit der Wohnung eher klappt.
Mein Alex kann ein
ganz schöner Sturkopf sein.
Und Rainer...
das ist der neue Freund
von meiner Ariane.
Er... er arbeitet als...
Dispatcher.
Genau, ich bin Dispatcher.
Ich war ja selber mal bei den...
Herzliches Glückauf... Pioniere!
Ich war selber mal bei
den Freien Deutschen Pionieren...
Danke, Rainer.
Als Gruppen... äh...
Gau...
Gruppenvorstand... früher...
Danke!
Seid bereit, seid bereit!
Danke, Rainer!
Ja, Mama. Wieder ist ein Jahr rum.
Was hat sich verändert?
Eigentlich nicht viel.
Paula bekam ihre Zähne
und 'n neuen Papa.
Und ich... ja.
Wir können heute leider nicht rübergehen
ins Café Moskau, um auf dich anzustoßen,
aber wir sind ja alle zusammen.
Und das ist das Wichtigste.
Wir machten es dir nicht immer leicht,
aber du warst immer für uns da.
Und jedenfalls, mir fällt keine
bessere Familie ein als unsere.
Und dafür wollte ich dir danken.
Mama, du bist die beste Mutter der Welt.
Alex?
Und wir lieben dich alle.
Alex?
Was ist denn?
Was ist denn das?
Das ist...
(Mehlert) Ja, was soll das?
Ich weiß ja auch nicht,
was die Genossen da wieder, also...
-(Ganske) Das ist ja...
-(Hanna) Das ist aus dem Westen.
'Ne Luftspiegelung.
Das wird schon seine Richtigkeit haben.
Beruhig dich, Mama, bitte!
Es gibt für alles 'ne Erklärung. So...
Jungs, jetzt singt doch noch was.
Lara! Warte kurz, ich... Lara?
"Bau auf, bau auf".
Was ist denn los auf einmal?
(Singen) Bau auf.
Für eine bessere Zukunft...
bauen wir die Heimat auf...
Mir tut deine Mutter leid.
Es ist mir zu gruselig,
was du da machst.
Und was für ein Blödsinn, dass
mein Vater Lehrer für Taubstumme ist.
Er war einfacher Koch,
das weißt du genau.
Sie freute sich aber darüber.
Was hätte ich ihr denn sagen sollen?
Dass er tot ist? In ihrer Lage?
Du meinst, wenn man sowieso lügt,
ist es auch egal.
(Gäste) Hoch soll sie leben,
hoch soll sie leben...
Lara!
Hoch soll sie leben,
hoch soll sie leben,
dreimal hoch!
Hoch, hoch, hoch!
(Summt)
Noch 'n Stück nach hinten.
Noch 'n Stück.
- Passen Sie doch auf! Wir drehen hier!
- Kann ich mal Ihre Genehmigung sehen?
- Hat man Sie nicht informiert?
- Mich? Wer denn?
Wie hieß der noch mal?
Irgendwas mit "M".
Ich frage mal nach.
Solange wird hier gar nichts gedreht!
Logo im Bild?
Ja.
Schärfe auf mich?
Ja.
Wir warten noch auf Abendsonne.
Übertreibe nicht,
der Typ kommt gleich.
Wart's mal ab.
Abendsonne kommt richtig geil.
Als ich an dem Tag in die Wolken starrte,
wurde mir klar,
dass die Wahrheit nur
eine zweifelhafte Angelegenheit War,
die ich Mutters gewohnter Wahrnehmung
leicht angleichen konnte.
Ich musste nur die Sprache
der "Aktuellen Kamera" studieren...
und Denis ' Ehrgeiz
als Filmregisseur anstacheln.
Heute besuchte Günther Mittag,
Sekretär für Wirtschaft im ZK der SED,
den Coca Cola-Konzern in West-Berlin.
Grund des Besuchs des Genossen...
sind Einzelheiten des abgeschlossenen
Handelsabkommens zwischen Coca Cola...
und dem VEB Getränkekombinat Leipzig.
West-Berliner Sicherheitsbeamte behindern
die Arbeit des Fernsehens der DDR.
Zu peinlich ist Wohl den kapitalistischen
Pressezensoren die Niederlage
des mächtigen Coca Cola-Konzerns
im Patentverfahren...
mit dem VEB Getränkekombinat Leipzig.
Bitte lassen Sie das Fernsehen der DDR
störungsfrei arbeiten!
Ich rufe jetzt die Polizei!
Ein Gutachten internationaler
Wissenschaftler bestätigte nun endlich
dem Kombinat, wonach der
originäre Geschmack von Coca Cola
bereits in den 50er Jahren in den
Laboratorien der DDR entwickelt wurde.
Coca Cola ist 'n sozialistisches Getränk?
Ich dachte, Cola gab's schon vorm Krieg.
Verstehst du nicht, Mama?
Der Westen hat uns jahrelang beschissen!
(TV) Bis Ende August Wurden
5.93 Rauschgiftopfer registriert
60 % mehr als im Vorjahr.
Jetzt weiß ich's wieder!
Was?
Wo ich das Geld versteckt hab.
Im Wohnzimmer.
In der kleinen Kommode.
In der linken Schublade
unterm Wachspapier.
Der Krempel mit rotem Punkt
kommt auf den Sperrmüll.
Wie ich das nur vergessen konnte.
(Musik)
Hey, hier bin ich!
Ach, hallo!
Und?
Hat sie's geschluckt?
Ja, klar.
Echt? Sie hat's wirklich geschluckt?
Wenn ich's doch sage.
So weit haben die uns schon!
Schönen Abend, Herr Ganske.
Die haben uns verraten und verkauft!
Die Unschärfe hat sie nicht irritiert?
Nein.
- Und dafür haben wir 40 Jahre...
- Man könnte ein Studio nachbauen.
Mit so 'ner Bluebox
hat man ganz andere Möglichkeiten.
Was... machst du da?
(Musik)
Und? Was sollen wir damit machen?
Ja, umtauschen.
Tut mir leid, die Umtauschfrist
ist seit 2 Tagen abgelaufen.
Es ist aber ein Ausnahmefall.
Wir haben das Geld erst heute gefunden.
Für uns ist es auch ok,
wenn Sie 1:4 umtauschen, oder 1:5...
Es gibt keine Fristverlängerung.
Und Bargeld tauschen wir
sowieso nicht um.
Das geht nicht!
Es muss möglich sein!
Sie haben es gehört. Die Zeit ist um!
Deine Zeit ist gleich um, Idiot!
Das sind 30.000 Mark!
Das war unser Geld,
verdammte 40 Jahre lang!
Jetzt willst du Westarsch mir sagen,
das ist nichts mehr wert?
Bitte verlassen Sie sofort
unser Institut.
Finger weg!
Und was glotzt ihr so?
Das war doch auch euer Geld!
Finger weg! Ihr Arschlöcher!
Spinnst du, oder was?
Ich fühlte mich wie der Kommandant
eines U-Bootes der Nordmeer-Flotte,
dessen kampferprobte Stahlhaut
leckgeschlagen war.
Kaum hatte ich ein Leck geschlossen,
brach ein neues auf
Ariane versagte mir Waffenbrüderschaft,
der Klassenfeind hisste die Cola-Flagge
und ein frischer Westwind
blies mir Mutters Ostgeld um die Ohren.
Was soll denn das?
Schrei mal.
Wozu?
Du musst Luft rauslassen.
Ventile aufmachen.
Schrei einfach mal!
(Affen-Laute)
lm Sommer 1990 überzeugte
die deutsche Nationalmannschaft...
mit Planübererfüllung
und wurde Fußballweltmeister.
Und Mutter ging es immer besser.
Der mit der Größe 48 bezeichnete Pullover
hat die Breite einer Größe 54
und die Länge einer Größe 38. Punkt.
Ich weiß nicht, wie die Mitarbeiter
von Milena zu diesen Abmessungen kommen.
In der Hauptstadt leben keine so kleinen
und viereckigen Menschen. Punkt.
Christiane, das ist gut.
Wenn wir schuld daran sind...
Wenn... wir schuld daran sind...
mit unseren Körpergrößen der
Planerfüllung nicht nachkommen zu können,
Komma...
bitten wir dies zu entschuldigen.
Punkt.
In diesem Fall...
werden wir uns bemühen, Komma...
in Zukunft kleiner
und viereckiger zu werden. Punkt.
Mit sozialistischem Gruß.
Hanna Schäfer.
Tag, Frau Schäfer.
Es ist schön, mit deiner Mutter zu reden.
Man hat das Gefühl, es ist so wie früher.
Hier ein paar kleine Änderungen
und der geht heut noch zum OTTO-Versand.
(Gesang)
Uns're Heimat sind auch
all die Bäume im Wald...
Uns're Heimat...
Ich hab netten Besuch bekommen.
Frank und Christian...
aus meiner ehemaligen Klasse.
Hallo.
Hallo.
So, Frau Kerner
muss sich jetzt ausruhen.
Tschüss.
Alex, warum denn?
Jetzt verschwindet!
Und die 20 Mark? Was für 20 Mark?
Sascha sagte,
wir bekommen dafür 20 Mark! Pst!
Tag, Herr Mehlert.
Tag, Alex. Probleme mit dem Toaster?
Meine Mutter wird sich freuen,
gehen Sie durch. So, und jetzt raus hier!
Und sagt euren Kumpels,
ich will hier nie wieder
'n Pionier sehen.
Bist du eigentlich bescheuert?
Du kannst doch nicht einfach
die Jungs hier reinlassen!
Wieso denn?
Sie hat sich doch gefreut.
Euch Ossis kann man nichts recht machen!
Hauptsache, ihr habt was zu meckern.
Du bist genau wie deine Mutter
mit ihren bescheuerten DDR-Eingaben.
Meine Mutter meckert nicht!
Sie versucht, durch konstruktive Kritik
die Verhältnisse der Gesellschaft
schrittweise zu verändern. Aha.
Aber das interessierte euch ja nie!
Nö.
Hast du's noch nicht gemerkt? Wir sind
im sozialistischen Veteranenclub.
Guten Abend.
Wie wär's, wenn du Eintritt nimmst?
Ja, Eintritt!
Na, du sei bloß still.
Der hat sich 'n Trabbi gekauft. Echt?
'N Kombi.
Paula kriegt noch 'n Schaden,
wenn das hier so weitergeht.
Ach komm! 20 Jahre DDR
haben uns auch nicht geschadet.
Was ich an dir stark bezweifele.
Scheiße. Scheiße!
Sehr gut. 'n Lappen.
Was ist los?
Schon wieder Nasenbluten.
Ich weiß,
es ist im Moment etwas stressig.
Mir wäre es ja auch lieber,
wenn wir nicht die ganze Zeit...
Ich hab Papa gesehen. Vorhin.
Wo?
Auf Arbeit.
Ich hab sofort seine Stimme erkannt.
Was hat er gesagt?
3-mal Cheeseburger
und 2-mal Pommes mit Majo, bitte.
Äh... 3 Cheeseburger,
2-mal Pommes und Majo!
Ja, und... wie sieht er aus?
Fährt so einen Volvo Kombi
und trägt 'ne Brille mit Goldrand.
Was hast du zu ihm gesagt?
Guten Appetit und danke,
dass Sie sich für Burger King
entschieden haben.
Guten Appetit und danke, dass Sie sich
für Burger King entschieden haben.
(melancholische Musik)
Irgendwo in dieser Stadt
lebte mein Vater.
Ich sah sein Bild vor mir.
Ein fetter Kerl, der ständig Cheeseburger
mit Pommes in sich hineinstopfte.
Er lebte in seiner Welt
und ich in meiner.
Er hatte nichts mit mir zu tun
und ich nichts mit ihm.
(Lara) Stillhalten! Sonst geht's nicht.
Sag mal, dauert das noch lange?
Ich muss nämlich in 2 Stunden
spätestens zu Hause sein.
Du musst immer in 2 Stunden
irgendwo sein.
Das wird langsam langweilig.
Na, prima. Ich hab 'ne kranke Mutter,
'n anstrengenden Job...
und 'ne beleidigte Freundin.
Ich hab in 2 Tagen Prüfung.
Das machst du doch mit links.
Das bisschen Eingipsen.
Dann kann ich ja aufhören mit lernen.
War doch nur gut gemeint.
Ich glaube eben an dich.
Lara, jetzt hör auf mit dem Scheiß!
Du musst es deiner Mutter sagen!
Was?
Du musst es deiner Mutter sagen!
Nicht wegen mir, wegen ihr!
Lara!
Was?
Scheiße! Lara!
Das Leben in unserem kleinen Land
wurde immer schneller.
Irgendwie Waren wir alle wie kleine Atome
in einem riesigen Teilchenbeschleuniger.
Doch fern von der Hektik der neuen Zeit
lag ein Ort der Stille,
der Ruhe und der Beschaulichkeit,
in dem ich endlich mal
ausschlafen konnte.
Tja, Paula.
Früher war unser Alex nicht so müde,
wenn er von der Arbeit kam.
Unsere Paula lernt laufen, Alex!
Da! Da!
(Musik)
Da!
Siehst du?
Bei mir geht's auch.
Paula! Siehst du?
Meine kleine Paula.
Komm mal her zu Oma.
Na, komm her, komm.
Jetzt zeigen wir dem Alex mal,
was wir können, hm?
So...
Jetzt wollen wir mal sehen,
wie weit die Oma kommt.
(Musik)
(beide) Hi.
Tag.
(Musik)
Junger Mann,
kann ich mich mal 'n Moment setzen?
Aber sicher.
Sie sind nicht von hier, oder?
Nee, aus Wuppertal.
Aus'm Westen?
(Musik)
(Musik)
Mama?
(Musik)
(Musik)
Mama, was machst du denn?
Mama!
Was ist mit dir passiert, Mensch?
Du kannst doch nicht einfach aufstehen!
Was ist hier eigentlich los?
Zentralkomitee
der Sozialistischen... Einheitspartei...
Deutschlands.
Ton ist in Ordnung.
Ok.
Ja. Von mir aus können wir.
Kamera läuft.
3, 2, 1...
Berlin.
Läuft noch.
Berlin.
Auf einer historischen Sondersitzung
des Zentralkomitees der SED...
hat der Generalsekretär des ZK der SED
und Vorsitzender des Staatsrats der DDR,
Genosse Erich Honecker, in einer
großen humanitären Geste der Einreise...
der seit 2 Monaten in den DDR-Botschaften
Prag und Budapest Zuflucht suchenden...
BRD-Bürgern zugestimmt.
Honecker sieht in dieser Entwicklung
eine Wende der Ost-West-Beziehungen
und versprach jedem Einreisenden...
ein Begrüßungsgeld von 200 Mark.
Arbeitslosigkeit,
mangelnde Zukunftsaussichten...
und die zunehmenden Wahlerfolge
der neonazistischen Republikaner...
haben die verunsicherten BRD-Bürger
in den letzten Monaten dazu be Wogen,
dem Kapitalismus den Rücken zu kehren
und einen Neuanfang...
im Arbeiter- und Bauernstaat
zu versuchen.
Hier parken sie,
die neuen DDR-Bürger aus der BRD.
Die einreise willigen BRD-Bürger
wurden zunächst in den Berlin er Bezirken
Mitte und Friedrichshain untergebracht.
Das ZK der SED rief...
aufgrund der historischen Situation
die Aktion "Solidarität West" ins Leben,
um die Wohnraumlenkung für
die neuen Mitbürger zu gewährleisten.
Irgendwie muss ich zugeben,
dass sich mein Spiel verselbstständigte.
Die DDR, die ich für meine Mutter schuf,
hätte ich mir vielleicht so gewünscht.
Bürger, die bereit sind,
einen Flüchtling aus der BRD aufzunehmen,
melden sich bei
ihrem Abschnittsbevollmächtigten.
Wie viele sind es schon?
Keine Ahnung. Zehn-, zwanzigtausend?
Schaut euch das an.
Die Menschen wollen in unser Land.
Wo sollen die alle wohnen?
Da findet sich schon was.
Hast ja gehört,
die kümmern sich drum.
Nee, Kinder. Hier sind wir gefordert.
Da müssen wir helfen.
Wie stellst du dir das vor?
Ich meine, hier ist kein Platz mehr.
In der Datsche.
In der Datsche?
Wir können sie doch wieder herrichten.
Ich wollte sowieso mal wieder rausfahren.
Na, gratuliere.
Das hast du super gemacht.
Jetzt will sie auch noch zur Datsche.
Du musst ja die ganze Stadt umdekorieren.
Fang am besten gleich damit an.
Aber eins sag ich dir,
ich mach da nicht mehr mit.
Wir suchen uns 'ne größere Wohnung.
In spätestens 4 Wochen
sind wir hier raus.
Wie bitte?
Ich bin schwanger.
Schon wieder?
Sag mal, könnt ihr nicht aufpassen?
Reicht euch Paula nicht?
Und Mama?
Ihr könnt mich nicht allein lassen!
Dann nimm 'n paar Flüchtlinge auf.
Du bist so zynisch.
Dir wär's am liebsten, wenn sie stirbt.
Und so War die Einheit in unserer
kleinen Familie Wieder hergestellt.
Das ist Ihr Kind.
Und das ist das Herz.
Ist ja Wahnsinn.
Ein gesamtdeutsches Baby war unterwegs.
Und gesamtdeutsche Verträge
Wurden unterzeichnet.
In Moskau rechnete man aus,
dass 2 plus 4 eins ergibt
und trank mit Krimsekt
gesamtdeutsche Brüderschaft.
Wir in Berlin unternahmen
unseren ersten gesamtdeutschen Ausflug.
Ich bin doch kein kleines Kind mehr.
Nun nehmt mir das Tuch ab.
Nicht schmulen!
Wohin fahren wir?
Überraschung bleibt Überraschung!
Der Trabbi riecht noch so neu.
Welche Farbe hat er denn?
Du hast 3 Jahre gewartet,
da kommt's auf 'ne halbe Stunde nicht an.
(singt russisch)
(Musik)
Mama?
(Paula lacht)
Ist der schön. Himmelblau.
So, jetzt dreh dich mal um.
Oh mein Gott, der Garten.
Weißt du noch, wie Alex sich
auf dem Klo eingeschlossen hat? Hm.
Wir klopften und klopften. Kein Ton.
Ich kletterte durch ein Loch raus und
sah mir die Aufregung vom Baum aus an.
Und ich machte mir wieder
vor Lachen in die Hosen.
Was passierte eigentlich in den
8 Monaten, die ich verschlafen hab?
Und, schläft sie?
Ihr seid erwachsen geworden,
das ist es wahrscheinlich.
Du wirst deinem Vater immer ähnlicher.
Mama...
Ich hab euch die ganze Zeit belogen.
Es ist alles ganz anders, als ihr denkt.
Mama, was redest du da?
Euer Vater...
Euer Vater blieb nicht
wegen einer anderen Frau im Westen.
Das war gelogen. Und dass
er sich nie mehr gemeldet hat...
das war auch gelogen.
Er schrieb mir Briefe.
Und euch auch.
Die liegen alle... hinterm Küchenschrank.
Die machten ihm die Arbeit so schwer.
Nur weil er nicht in der Partei war.
Das war fürchterlich.
Nach außen ließ er sich nichts anmerken.
Aber ich hab's gewusst.
Ich... ich hab's gewusst
und konnte ihm nicht helfen.
Und dann... dann kam plötzlich
dieser Kongress in West-Berlin.
Wir hatten nur 2 Tage Zeit zum Überlegen.
Euer Vater wollte im Westen bleiben
und ich...
ich sollte dann mit euch nachkommen.
Tja, ich hab es nicht geschafft.
Ich... ich hatte wahnsinnige Angst.
Ihr wisst ja nicht, wie das ist.
Einen Ausreise-Antrag stellen...
mit 2 Kindern.
Man kann nicht sofort raus.
Da muss man warten, ewig!
Manchmal sogar Jahre. Und euch...
Euch hätten sie mir wegnehmen können.
Versteht ihr?
Ja.
Ich bin nicht gegangen.
Das war der größte Fehler meines Lebens.
Das weiß ich jetzt.
Ich hab euch belogen.
Verzeiht mir bitte.
Mein lieber Robert...
Ich hab so oft an dich gedacht.
Ich würd dich so gern
noch mal wiedersehen.
(melancholische Musik)
Am gleichen Abend ging es Mutter
plötzlich schlechter.
(dramatische Musik)
Ihre Mutter
hatte einen weiteren lnfarkt,
genau wie ich befürchtet habe.
Im Moment ist sie einigermaßen stabil.
Aber ich fürchte...
wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen.
Es tut mir leid.
Die Ärzte können sich irren.
Alex, mach dir nichts vor.
Hier, ich hab sie gefunden.
Er wohnt in Wannsee.
Ich weiß, es ist ihr letzter Wunsch.
Aber ich pack das nicht,
zu ihm zu fahren.
Mutter stirbt nicht.
Tschüss.
(melancholische Musik)
Jetzt könnt ihr doch
jemanden aufnehmen.
Aufnehmen? Wen?
Jemanden aus dem Westen.
(melancholische Musik)
Du musst schlafen.
Wenn du willst,
leg dich im Schwesternzimmer hin.
(melancholische Musik)
Da war er.
Das Idol meiner Jugend.
Wie ein beschworener Geist
aus meiner Kindheit. Sigmund Jähn.
Er gab keine Autogramme, redete nicht
zu Pionieren über das Universum,
die Freiheit in der Schwerelosigkeit
oder die Unendlichkeit des Kosmos.
Er fuhr nur ein kleines,
stinkendes Lada- Taxi.
Wohin soll's denn gehen?
Nach Wannsee.
Ich weiß, was Sie denken.
Das denken viele. Aber ich bin's nicht.
So flogen wir durch die Nacht.
Wie durch die Weiten des Kosmos.
Lichtjahre entfernt vom Sonnensystem,
vorbei an fremden Galaxien...
mit unbekannten Lebensformen,
landeten wir in Wannsee.
Können Sie einen Moment warten?
Dauert nicht lang.
Guten Tag.
Hallo. Komm rein.
Ist Herr Kerner da?
Buffet ist draußen.
Hallo.
(unverständliche Gespräche)
Tag.
Hallo!
Hallo!
(TV-Melodie) Sandmann, lieber Sandmann,
es ist noch nicht so Weit...
Wir senden erst den Abendgruß...
ehe jedes Kind ins Bettchen muss.
Du hast gewiss noch Zeit.
Hallo.
(beide) Hallo.
Darf ich mit das Sandmännchen gucken?
Erst wenn du sagst, wie du heißt.
Alexander.
Guck mal,
das Sandmännchen ist heute Astronaut.
Wo ich herkomme,
heißt es Kosmonaut.
Wo kommst du denn her?
Aus 'nem anderen Land.
(Robert) Na, ihr Bärchen.
Hallo, Papa.
Hallo. Wie geht's euch?
(beide) Gut.
Na, sind Sie auch Sandmännchen-Fan?
Ja, schon.
Entschuldigung, kennen wir uns?
Ja, wir kennen uns.
Ja. Ich komm nicht drauf.
Helfen Sie mir doch.
Der heißt Alexander.
(Sandmännchen-Melodie)
Alex?
(Mann über Mikrofon) Robert. Robert!
Wir warten hier alle auf dich.
Robert, komm doch mal!
Wir wissen doch, du versteckst dich bei
diesen Gelegenheiten gern auf dem Klo.
(Gelächter)
- Papa, du musst deine Rede halten.
-(Mann über Mikrofon) Robert, komm raus.
Ich komm gleich wieder.
Ah, ich sehe ihn!
Du hast uns aber
ganz schön warten lassen.
Jetzt aber rauf auf die Bühne!
Ja, ich danke euch,
dass ihr alle gekommen seid.
Vielen Dank und...
viel Vergnügen. Danke.
Es tut mir leid,
dass wir heute dieses Fest hier haben.
Hätte ich gewusst,
dass du kommst, dann...
Komisch, ich hab mir immer vorgestellt,
du hast 'n Swimmingpool.
Wir haben 'n See in der Nähe.
Mein Gott,
ich hab dich nicht mal erkannt.
Jetzt hab ich wohl
2 neue Geschwister, hm?
Ich hab 3 Jahre lang jeden Tag
auf 'ne Nachricht von euch gewartet.
Jeden Tag.
Nichts hab ich mir
sehnlicher gewünscht.
Warum bist du gekommen?
Mama liegt im Sterben.
Sie hatte einen Herzinfarkt.
Sie will dich noch mal sehen.
Wie war es denn da oben?
Da oben?
Ach so... da oben.
Wunderschön war es da oben.
Nur sehr weit weg von zu Hause.
(Musik)
Die Mauer gibt's nicht mehr.
Es gibt keine Grenze mehr!
Es ist nicht schlimm.
Es ist alles ein Land!
Das stimmt alles nicht.
Deshalb musst du mitspielen.
Und warum kam ich zurück
in die DDR?
Ich weiß es nicht.
Lass dir was einfallen!
Das ist absurd.
Ich kann das nicht.
Du musst dich einmal überwinden,
danach ist es ganz einfach.
(Musik)
(Paula) Mama.
Ja.
Autsch.
(Musik)
Ich will aufstehen.
Wie seh ich aus?
Du kannst jetzt.
Und bitte denk dran, kein Wort!
Ja, ja.
Worüber habt ihr eigentlich gesprochen?
Ist das jetzt wichtig?
(Musik)
Wie lange ist er schon bei ihr?
Über eine Stunde.
Hoffentlich verplappert er sich nicht.
Der Sommer War vorbei.
Ich beschloss, dem ganzen Spuk
ein Ende zu machen.
Einmal noch
sollten wir den Geburtstag
unseres sozialistischen
Vater/ends feiern.
Aber im Gegensatz zur Wirklichkeit...
als einen würdigen Abschied.
(lautlos)
(Musik)
Pst!
Ja? Kamera läuft.
Auf 3 geht's los.
Liebe Bürgerinnen und Bürger
der Deutschen Demokratischen Republik.
Wenn man einmal das Wunder erlebt hat,
unseren blauen Planeten aus der Ferne...
des Kosmos zu betrachten...
(spult Band vor und zurück)
Weil Mutter ihn
gar nicht erwarten konnte,
verschoben wir den Jahrestag der DDR
vom 7. auf den 2. Oktober 19.90.
Den Vorabend der Wiedervereinigung.
(Musik)
Und?
Hier. Mein bisher bester Film, Alter.
Jammerschade, dass den außer
deiner Mutter nie jemand sehen wird.
Danke. Ohne dich wär's nie...
Ja, ist gut jetzt. Hier.
Zisch ab, bevor's sentimental wird.
Und erzähl mir, wie's gelaufen ist!
Anlässlich des Jahrestages der DDR
trat Erich Honecker am heutigen Tag...
von all seinen Ämtern zurück.
Was?
Unsere Freunde in aller Welt
seien versichert, dass der Sozialismus...
(Denis) In seiner Rede auf dem Empfang
zur Feier des Jahrestages der DDR...
im Palast der Republik begründete
Erich Honecker seinen Entschluss damit,
dass die in der DDR in den letzten
Monaten erreichten Veränderungen...
sein politisches Lebenswerk abschließen.
Erich Honecker gratulierte dem neuen
Generalsekretär des ZK der SED
und Vorsitzenden des Staatsrats der DDR:
Sigmund Jähn.
Was, der Jähn?
(Denis) Sigmund Jähn war 1978
als erster deutscher Kosmonaut im All.
Das neue Staatsoberhaupt wandte sich
noch am Abend an die Bevölkerung der DDR.
Liebe Bürgerinnen und Bürger
der Deutschen Demokratischen Republik.
Wenn man einmal das Wunder erlebt hat,
unseren blauen Planeten...
aus der Ferne des Kosmos zu betrachten,
sieht man die Dinge anders.
Dort oben in den Weiten des Weltalls
kommt einem das Leben der Menschen...
klein und unbedeutend vor.
Man fragt' sich,
was die Menschheit erreicht hat.
Welche Ziele hat sie sich gestellt
und Welche hat sie verwirklicht?
Unser Land hat heute Geburtstag.
Aus dem Kosmos gesehen,
ist es ein sehr kleines Land.
Und doch kamen im letzten Jahr
Tausende Menschen zu uns.
Menschen, die wir früher als Feinde sahen
und die heute hier mit uns leben wollen.
Wir wissen, unser Land ist nicht perfekt.
Aber das, Woran wir glauben,
begeisterte immer wieder
viele Menschen aus aller Welt.
Vielleicht haben Wir unser Ziel
manchmal aus den Augen verloren.
Doch wir haben uns besonnen.
Sozialismus heiß t nicht,
sich nicht einzumauern.
Sozialismus heißt,
auf den anderen zuzugehen,
mit dem anderen zu leben.
Nicht nur von einer besseren Welt zu
träumen, sondern sie Wahr zu machen.
Ich habe mich daher dazu entschlossen,
die Grenzen der DDR zu öffnen.
(Denis) Schon kurz nach der Maueröffnung
haben Tausende Bürger der BRD...
die Möglichkeit genutzt,
der DDR einen ersten Besuch abzustatten.
(Jubel)
Viele wollen bleiben.
Sie suchen nach einer Alternative...
zum harten Überlebenskampf
im kapitalistischen System.
Das ist wundervoll.
Nicht jeder möchte bei Karrieresucht
und Konsumterror mitmachen.
Nicht jeder ist für die
Ellenbogenmentalität geschaffen.
(Gesang) So ein Tag,
so wunderschön wie heute...
(Denis) Diese Menschen
wollen ein anderes Leben.
Sie merken, dass Fernseher,
Videorekorder und Autos nicht alles sind.
Sie sind bereit, mit nichts anderem
als gutem Willen, Tatkraft und Hoffnung
ein anderes Leben zu verwirklichen.
Wahnsinn.
(Musik)
Meine Mutter überlebte die DDR
genau 3 Tage.
Ich glaube, es war schon richtig,
dass sie die Wahrheit nie erfahren hat.
Sie ist glücklich gestorben.
Sie hat sich gewünscht,
dass wir ihre Asche in alle Winde streuen.
Das ist in Deutschland verboten.
lm Westen Wie im Osten.
Das War uns egal.
Irgendwo da oben schwebt sie jetzt
und schaut vielleicht auf uns hinab.
Und sieht' uns als winzige Punkte
auf unserer kleinen Erde.
Genau wie damals .Sigmund Jähn.
Das Land, das meine Mutter verließ,
war ein Land, an das sie geglaubt hatte.
Und das wir bis zu ihrer letzten Sekunde
überleben ließen.
Ein Land, das es in Wirklichkeit
nie so gegeben hat.
Ein Land, das in meiner Erinnerung immer
mit meiner Mutter verbunden sein wird.