Vorspannmusik
Engel: Wir hören heut einen
persönlichen Erfahrungsbericht
aus der Initiative Freifunk.
Ein Projekt des Chaos Darmstadt e.V.
Es wird ein Rückblick
über das Jahr 2015.
Wo sind unsere Freifunker
auf Widerstand getroffen?
Und wo haben sie
Unterstützung gefunden?
Verwaltung, Politik - alles Bereiche,
wo viele Hindernisse
auf uns warten.
Ein Aspekt wird aber auch sein,
was brauchen eigentlich Flüchtlinge?
Warum und wie
benutzen sie das Internet?
Was ist wichtig für sie?
Und zu allerletzt natürlich,
was wurde dabei gelernt,
damit das einfach beim nächsten Mal,
noch besser funktionieren kann.
Ich möchte unseren Speaker
Peter Löwenstein
herzlich willkommen bitten,
äh, willkommen bitten, sehr schön,
und bitte um einen herzlichen Applaus
von euch für ihn.
Applaus
Peter: Dankeschön. Danke dir.
Ja, hallo, aus der Freifunk-Initiative
Darmstadt komme ich.
Chaos Darmstadt e.V. wurde gesagt.
Wir legen Wert darauf,
dass es eine Initiative ist,
weil ein Projekt hat ja bekanntlich
einen Anfang und ein Ende
und wir glauben bei dieser Initiative,
das wird sich noch über
viele Jahre hinstrecken.
"Initiative Freifunk" deshalb.
Meine persönliche Erfahrung,
auch deswegen,
weil ja sicherlich vielleicht von mir
ein paar Positionen deutlich werden,
die nicht unbedingt von Allen
mitgeteilt oder geteilt werden.
Und das muss man deswegen auch
nochmal deutlich machen.
Die Übersicht der letzten 12 Monate
bedeutet nicht,
dass wir in den
letzten 12 Monaten
tatsächlich auch schon
für Freifunk was gemacht haben,
"Freifunk für Flüchtlinge"
in dem Fall, Freifunk ja.
sondern tatsächlich hat Freifunk für
Flüchtlinge bei uns in Darmstadt
erst so im Sommer angefangen.
Bei mr war die Situation allerdings
ein bisschen anders, weil ich war
zufällig auch noch dort unten
ein Kandidat für den Landrat,
der Freifunk für sich auf's
Programm geschrieben hatte
und gesagt hatte, ich kann
mir vorstellen, dass Freifunk
auf allen öffentlichen Einrichtungen,
den Gebäuden, den Wasserwerken,
den Sparkassen, installiert wird
und von daher war das schon
im März/April letzten Jahres
von mir in die Medien rein gekommen
und dann kam die Flüchtlingswelle
und wir standen dann im Sommer
eben vor dem Thema:
Wie kriegen wir das hin,
die Unterkünfte zu versorgen.
Das ist nicht so, dass das ganz einfach ist,
weil im Prinzip,
wir uns in der Diskussion
in dem eigenen Plenum,
wir treffen uns montags immer,
darüber unterhalten haben, und
dann erste Kontakte aufgebaut hatten
und von uns aus ziemlich aktiv
geschaut haben:
Was können wir da
an Lösungen bereitstellen?
Die Freifunk-Lösungen, die wir
dabei aus dem anderen Bundesgebiet
mitgekriegt haben, waren da auch
immer wieder auch ein Anreiz
bzw. ein Ansporn und auch etwas,
woraus man lernen konnte.
Worauf ich heute eingehe, das sind
weniger die technischen Merkmale.
Die technischen Merkmale will ich
kurz und knapp so zusammenfassen:
Als wir angefangen haben,
da waren wir in ner Situation,
in der wir mit den Freifunk-Routern,
wie wir es auch zuhause im Office
in ner kleinen Firma machen,
uns das vorgestellt haben
und damit angefangen haben.
Was am Schluss rausgekommen sind,
das waren Lösungen,
wo ich am Anfang niemals vermutet hätte,
das funktioniert.
Also wir haben richtig fett
in die Technik reingegriffen
und wir haben auch gemerkt,
dass das mit der Technik,
wie sie heute verfügbar ist,
möglich ist, auch sehr komplexe
und komplizierte Geschichten zu machen,
ohne dass es viel Aufwand bedeutet.
Muss nicht viel konfiguriert werden.
Das einzigste, was wirklich
ein Problem darstellt,
ist dann schließlich die Last,
die wir hinten auf den Servern haben
und da haben wir einige Sachen
zu lösen gehabt.
Das waren aber nicht meine Aufgaben,
da haben andere
bei der FF-Initiative in Darmstadt
eine super Arbeit geleistet.
Es geht heut eigentlich mehr darum,
die Entscheider, mit Verwaltung,
zu identifizieren und nen Weg
zu erklären oder auch nen Weg
zur Diskussion zu stellen,
wie man Freifunk für Geflüchtete
schneller oder auch effektiver für die
FF-Initiative selbst zum Leben bringt.
Und darauf möchte ich eingehen.
Was ihr jetzt seht, das ist
im Prinzip unser Einsatzgebiet
In der Mitte ist Darmstadt, das Weiße.
Darmstadt ist ziemlich merkwürdig
umgeben von einem grauen Gebiet
und das ist der Landkreis
Darmstadt Dieburg
und nur an der Ecke oben ist der
Landkreis Offenbach zu erkennen.
Links: Landkreis Groß-Gerau,
rechts unten:
Odenwaldkreis, Kreis Bergstraße
und das Ganze ist
eigentlich schon Südhessen.
Weil da oben kommt dann Frankfurt,
rechts: Bayern
und links haben wir dann
bald schon
die benachbarten Bundesländer
mit Reinland-Pfalz.
Was ihr hier vor allem erkennen könnt,
ist Darmstadt, als ein relativ
geschlossenes Gebiet
und rechts 23 Gemeinden,
die unterschiedlich gut vernetzt sind.
Wir reden hier von Anbindung, was
Breitband betrifft, ja, 16 KByte
und in Darmstadt in den
besten Gebieten 50 Megabit
und bei den Firmen, bei den
Hochschulen, noch wesentlich mehr.
Darmstadt selbst ist ganz anders
aufgestellt wie der Landkreis.
Das ist für die folgenden
Geschichten wichtig.
In Darmstadt haben wir einen
Oberbürgermeister Partsch,
der mit einer sehr kräftigen
Mehrheit unterwegs ist
und der unterstützt wird
von der CDU,
die damit die
Magistratsmehrheit stellen.
In Darmstadt Dieburg
haben wir einen SPD Landrat,
der mit den Grünen zusammen
die Mehrheit stellt.
Der weitere Punkt ist, dass im
Landkreis Darmstadt Dieburg
ungefähr 130, 140 Unterkünfte
vorhanden sind.
Das sind Hallen,
die zum Teil 1500 Flüchtlinge
in dem ehemaligen Kasernengelände
in Babenhausen aufnehmen.
Und das sind teilweise
kleine Unterkünfte mit 3 Zimmern,
wo ein paar, ja,
Leute unterwegs sind.
In Darmstadt selbst dagegen
sind wir mit mehreren Hallen unterwegs.
Von der Unterbringung
von 350 bis, ja ich glaub, knapp über 500,
und vielen kleineren Unterkünften
aber insgesamt wie
in der dargestellten Zahl.
Ich hatte mich
vor dieser Geschichte hier
bei den einzelnen Parteien
und auch bei den Fraktionen
darüber erkundigt:
Wie seht ihr das eigentlich?
Was meint ihr,
was zu den üblichen Themen
an weiteren Themen dazukommt?
Und "Flüchtlinge" war
immer wieder gesagt worden.
Es wird das 5. Thema werden
und da wir in Hessen
im März die Kommunalwahl haben,
ist das auch ein ganz wichtiger Punkt.
Wir versuchen, von der Freifunk-Initiative
in Darmstadt, unpolitisch zu bleiben.
Wir sind nicht Grün, nicht Schwarz,
nicht Rot, nicht Braun.
Wir sagen auch ganz klar, wir legen
sehr viel Wert auf Bündnisarbeit
über jede Partei hinweg.
Und jetzt in der Zusammenarbeit
ist es auch sehr wichtig,
unpateiisch zu agieren
und das kann ich nur jeder
FF-Initiative ans Herz legen.
Trotzdem, das heißt nicht,
dass die Arbeit unpolitisch ist.
Wie kommen wir dazu,
eine Lösung bereitzustellen?
Wir brauchen vor allem Bandbreite
und wenn wir im ländlichen Raum
unterwegs sind, ist eigentlich,
die einzigste verbleibende Lösung ist,
dass man mit den großen Firmen dort redet
und im eigenen Netzwerk,
in den eigenen Initiativen,
bei den eigenen Bekannten nachfragt:
Kennt ihr nicht, oder seid ihr nicht
bei einer Firma, die gut angebunden ist?
Und dann versucht, sich vielleicht
mit dem Geschäftsführer zu treffen
mit jemandem vom Vorstand
oder auch mit dem IT-Verantwortlichen
und ihn davon zu überzeugen,
dass es Sinn macht,
wenn er auf dem Dach,
wenn er in seiner Umgebung bereitstellt,
was an Bandbreite verfügbar
gemacht werden kann.
Der 2. Absatz, der ist glaub ich
vielen bekannt:
Eine FF-Initiative
ist kein ISP-Provider.
Wir sind kein Dienstleister, der einfach
Bandbreite zur Verfügung stellt
und dann sagt:
Wir installieren euch den Router,
wir kommen auch zu euch,
wenn ihr das nicht hinkriegt
oder wenn mal das Steckerchen
rausrutscht und alles durcheinander ist.
Das müsst ihr schon
mehr oder weniger selbst machen.
Ihr kauft auch die Router.
Und die freiwillige Unterstützung,
die wir bei Problemen anbieten,
die holt man sich am besten ab,
wenn man bei uns auf die
FF-Treffen montags kommt
oder auch über die üblichen
Kommunikationswege
mit uns kurz Kontakt aufnimmt um
nachzufragen: Wie kann man das lösen?
Das unterscheidet sich natürlich
an vielen Stellen von dem,
was Firmen erwarten
oder auch öffentliche Verwaltungen.
Hier seht ihr jetzt einmal
eine kurze Darstellung,
wie man sie auch bei uns
bei darmstadt.freifunk.net
in der Map wiederfindet.
Und zwar haben wir hier
die Unterkunft Donnersbergring,
die wir im September angefangen haben,
zu vernetzen,
mit ner kleinen ...
ja, wie soll ich das nennen?
Ein paar Anwohner haben
Bandbreite zur Verfügung gestellt,
die wir dann schließlich reingebeamt
haben in die Unterkunft selbst
und jeder einzelne von den roten Punkten,
wer die Legende nicht lesen kann,
ist einer der Geflüchteten, der hier
an den Knoten sich angebunden hat.
Das war so ne
anfangs kleine Lösung,
und es hat sich in dem Lager
Starkenburg auch wiederholt.
Wir haben also erst einmal
darauf gesetzt,
dass wir mit den Anwohnern
eine Lösung finden.
Naja gut, wenn wir 300, 400 Leute
plötzlich dran haben,
und die innerhalb von
wenigen Minuten erkennen,
dass dort eine Bandbreite
zur Verfügung steht,
dann hat man diese 300-400,
dann merkt man, dass 16 KBit,
und auch, wenn's von 3 Nachbarn ist,
da nicht viel weiterhilft.
Man braucht wesentlich mehr.
Wir haben also versucht, uns zu
überlegen, wie wir ausbauen können
und wir haben dabei
Erfolge gehabt.
Ihr seht hier aus dem
Stadtgebiet Darmstadt
im unteren Teil den
beginnenden Beam
von einem lokalen Provider,
der uns unterstützt,
das geht dann hoch bis zu dem Gelände
der Kaserne Starkenburg,
das sind knapp 2,2 km,
und das hatten wir so aufgebaut.
Was ihr dann am linken Rand
von der grünen Fläche noch seht,
das sind die ursprünglichen
Knotenpunkte, von denen wir
aus Privathaushalten erst einmal
in das Gelände reingebeamt hatten.
Und die heutige Situation ist,
dass uns vor ein paar Wochen
die Stadt Darmstadt
angefragt hatte:
Ihr habt bis jetzt mit uns
so ne tolle Arbeit geleistet
- die Kooperation mit dem Oberbürgermeister
läuft sehr gut in Darmstadt -
könnt ihr noch eine weitere Unterkunft,
die wir gerade eben
am oberen linken Bildrand
angemietet haben, mitversorgen?
Das haben wir gemacht
und daraus ergibt sich jetzt
diese Struktur,
dieses Netzwerk.
Wir sind hier mit ziemlichen
Bandbreiten unterwegs.
Und das bedeutet unter dem Strich,
was ihr dann hier seht.
Links unten: die verschiedenen Unterkünfte
Diese Wellenkurve ist die Anzahl
der Flüchtlinge, die sich eingeloggt haben
und rechts unten seht ihr,
dass wir in der Spitzenzeit
1189 Flüchtlinge in der FF-Initiative
Darmstadt gleichzeitig online haben.
Und die Schwankungen ...
Applaus
Dankeschön!
Danke!
Ist nicht mein Verdienst!
Das ist die FF-Initiative Darmstadt
und Chaos Darmstadt, ich hab nur
ein bisschen für die Öffentlichkeitsarbeit
und für das Vernetzen gesorgt.
Und die Schwankungen, die ihr seht,
das sind die Tagesschwankungen
wenn es zu Mittag geht,
und es wird regelmäßig Mittag gemacht,
weil einfach da die festen Zeiten
vorgegeben sind,
da kommt's zu Einbrüchen.
Nachtschwankungen seht ihr auch.
Was ihr aber auch gut
erkennen könnt, das sind,
wo wir selber mal
technische Probleme hatten
oder wo's nicht so ganz geklappt hatte
mit dem Internet.
Ansonsten, rechts oben,
seit dem 1. Oktober,
bis rechts, vorgestern,
dem 26. Dezember,
das ist das, was wir
bereitgestellt haben.
Die Suche nach Bündnispartnern:
Wir brauchen für ein gutes Bündnis
zum einen eine FF-Community,
Nachbarn und hilfsbereite Menschen,
mit denen wir erst einmal am Anfang
überhaupt ein bisschen was
in den Flüchtlingsunterkünften
bereitstellen können,
ja, und nen Oberbürgermeister.
Oder einen Landrat,
oder am besten noch
auch den oder die
Regierungspräsidenten.
Wenn ihr nicht einen Entscheider
bei euch in der FF-Initiative findet,
der Oberbürgermeister ist,
oder Landrat und sagt:
"Ich treff mich mit euch,
ihr habt mir gutes Material geschickt,
ihr macht auch
ne gute Pressearbeit,
die Namen, die bei euch
nach Außen auftauchen,
sind auch nicht so ganz
die verkehrten, so wie's aussieht."
Wenn man einen Oberbürgermeister
findet, dann ist vieles gewonnen.
Dann hilft einem die Feuerwehr,
dann helfen einem
die eigenen kommunalen
IT-Dienstleister, die's oft gibt.
Dann kann man einfach wesentlich
einfacher zu einem Ergebnis kommen
und man hat vor allem
eine Unterstützung,
die von oben nach unten
in der Verwaltung bekannt ist.
Was passiert, wenn einen
der Landrat ignoriert?
Das erleben wir in
Darmstadt Dieburg.
Wir haben zeitgleich zu Darmstadt
in Darmstadt Dieburg auch
den Landrat angefangen,
zu informieren,
wir durften uns sogar
2 Unterkunftshallen ankucken,
ja... im September hieß es,
wir prüfen eure Lösung.
Das hieß es im Oktober.
Da fingen wir an, in Darmstadt
schon 3 Hallen vernetzt zu haben.
Der November kam, da sagte mir
dann die Sozialdezernentin:
"Ich bin gar nicht mehr zuständig
für das Thema,
ich kann Ihnen da gar nichts sagen,
das ist jetzt in das Büro
vom Landrat zurückgegangen,
da müssen Sie nachfragen."
Beim Landrat hieß es dann:
"Oh, das ist uns aber neu,
da müssen wir uns selber
erst schlaumachen."
Und das Ende vom Lied war,
dass wir bis heute
keine von den über 130 Unterkünften
im Landkreis Darmstadt Dieburg
mit der Unterstützung von der
Kreisverwaltung versorgen können.
Man könnte natürlich jetzt sagen:
"Gut, FF-Initiative, stellt doch vor der
Geländegrenze eure FF-Router auf!"
Nur, im ländlichen Raum
ist das etwas schwierig.
Und wir haben Unterkünfte, da sind
einfach schon Infrastrukturen vorhanden
da hat man Telefonanschluss, da müsste
eigentlich nur das, was vorhanden ist,
mit dem Hausrecht,
den der Landrat hat,
für uns bereitgestellt werden,
er müsste also sagen:
"Ich hab nichts dagegen,
wenn ihr reingeht,
und eure gespendeten Router
dort aufstellt."
Das ist leider im Landkreis
Darmstadt nicht erfolgt
und das hat uns an einigen Stellen
sehr wütend gemacht.
Es kam in einer Unterkunft
für minderjährige Jugendliche
zu Selbstverletzungen,
weil die Jugendlichen
so unzufrieden mit ihrer
Unterbringung waren.
Dann hatte mich der Bürgermeister
von dem Ort angerufen und hat gemeint:
"Sag mal, könnt ihr nicht,
so wie ihr es in Darmstadt macht,
es auch bei uns machen?"
Hab ich gemeint:
"Gerne! Nur, der Landrat hat Hausrecht,
wir kommen da sonst nicht so richtig rein.
Und das sollte schon sein."
Tja.
Es führte zu keinem Ergebnis.
Das macht's ... Das sind Sachen,
die machen uns wütend,
aber wir können's auch nicht
an allen Stellen erzwingen.
Sozialverbände wie Deutsches Rotes
Kreuz und Arbeiter Samariterbund,
das sind diejenigen,
die letztendlich von der Kreisverwaltung
oder auch vom Bürgermeister
dann gebeten werden,
doch im Auftrag die Betreibung
von der Unterkunft vorzunehmen.
Und das wird von denen gerne gemacht,
auch an vielen Stellen gut gemacht,
nur, Freifunk, Internet für Flüchtlinge,
das ist keine Pflichtaufgabe.
Pflichtaufgabe ist Essen,
was zum Schlafen,
Dach überm Kopf,
die Klamotten.
Warum soll jetzt unbedingt auch noch
Internet bereitgestellt werden?
Und das ist die Stelle,
wo man dann mit guten Argumenten,
wie "Die Integration wird besser",
"Die Leute langeweilen sich nicht so",
"Es führt dazu,
dass sie auch erkennen können,
was bei uns an Kultur vorhanden ist, weil
sie's sich im Internet anschauen können",
und vor allem:
"Die Intelligenz von den Leuten",
und es sind richtig schlaue Leute dabei,
"wird weiterhin am Leben erhalten."
Manche der Verfahren, die dauern
so lange, dass 1 Jahr vorbei ist,
in der ganzen Zeit sind sie
in den Unterkünften untergebracht.
Und dann immer nur an gewissen Momenten
an gewissen Stellen Internet zu haben,
wenn man im Prinzip mal
nachhause telefonieren möchte,
zur Familie, zu den Verwandten,
oder sich erkundigen möchte,
wie soll's eigentlich weitergehen?
Wie sieht ein Asylverfahren aus?
Das ist nicht so einfach.
Feuerwehreinsatzleitung,
das sind bei uns oft diejenigen,
die an dem Thema der Unterstützung für uns
die direkte Abrechnung gemacht haben.
Oder die mit uns die Router und die Kabel
in 6m Höhe in den Hallen gelegt haben.
Am Schluss haben wir die Kooperation
mit all diesen verschiedenen Gruppen
so gut hingekriegt,
dass wir von Anfang an
bei neuen Unterkünften eingeladen wurden,
schon am 1. Tag der Besichtigung,
der Vertrag war eben
gerade erst unterschrieben,
"Kommt mit!", und wir haben
uns das angeschaut
und haben sofort mit denen
eine Architektur entworfen,
wie man die Hallen ausleuchtet,
wie man für 500 Flüchtlinge
innerhalb von 3-4 Tagen eine Infrastruktur
bereitstellt, dass es funktioniert.
Und wenn dann die ersten Flüchtlinge kamen,
dann war das schon gestellt.
Was natürlich viel besser ist,
als wenn man damit erst anfängt,
wenn da schon viele Leute
unterwegs sind.
Gut. Was kann ein Einzelner erreichen?
Alles.
Das ist mein Appell an euch.
Wenn ihr in eurer Gemeinde unterwegs seid,
oder wenn ihr Kontakt habt
zu einem Pro-Asyl-Arbeitskreis,
wenn ihr irgendeine Möglichkeit habt,
und ein bisschen Lust und Zeit übrig habt,
um euch auf die Flüchtlinge
und ihre Unterkünfte zu stürzen,
oder wenn ihr Kontakt habt zu nem
evangelischen... zu ner Begegnungsstätte,
dann versucht doch,
wenn ihr dazu Lust habt,
dort einfach mal
einen Router aufzustellen.
Das wird oft sehr gut angenommen.
Ich kann das eigentlich
nur so demonstrieren:
Was wir hier sehen,
das ist ein Bild
aus der Begegnungsstätte
für Flüchtlinge in Groß-Umstadt,
und das Ganze hat auf die Beine gestellt
ein einzelner Freifunker,
der dort tätig ist,
und der verdammt gut vernetzt war.
Und der hat überall nachgefragt,
und man kannte ihn,
und er ist ein seriöser Mann,
sag ich jetzt mal,
und er hat es erreicht,
dass dann dort in der Begegnungsstätte
alles bereitgestellt wurde,
mit Billardtisch,
mit diesen Arbeitsplätzen, die er
mit gespendeten Rechnern aufgebaut hat,
der hat dort einen einfachen,
handelsüblichen Router neu konfiguriert
und mitaufgestellt,
später bin ich dann dazugekommen,
und wir könnten dort,
außer diesen 3 Arbeitsplätzen,
noch 10 Arbeitsplätze aufstellen.
Und die würden sofort belegt werden,
wenn der Platz vorhanden wär.
Die Dankbarkeit von den geflüchteten
Menschen dafür, dass sie Internet haben
und von uns das bereitgestellt bekommen,
die ist unglaublich.
Und der Nutzen,
den diese ganze Geschichte hat,
für die spätere Integration
und v.a. für das Erhalten der Intelligenz,
das Erhalten von den Fähigkeiten,
ist enorm.
Wenn ihr also solche Geschichten macht,
dann sprecht die Redaktionen an,
sobald ihr erste Lösungen habt.
Redet mit eurem Netzwerk,
ob die nicht vielleicht von früheren Arbeiten
Kontakte zu Journalisten haben.
Und bereitet euch vor,
mit guten Informationen untereinander,
informiert die Journalisten,
und wenn ihr das gut hinkriegt,
dann ist die ... dann sind die Medien bereit,
das auch zu übernehmen.
Wir haben hier vom Darmstädter Echo
wenige Tage nach unserem ersten Termin
etwas gehabt, das ist nur der obere Teaser,
ich darf ja nicht alles zitieren, leider,
von dem Artikel, wie wir erste Kasernen
in Darmstadt angebunden haben.
Und was sich danach dann ergab
bei der ganzen Geschichte
ist, dass wir dann von dem OBü...
O.B. kontaktiert wurden,
von anderen kontaktiert wurden,
und so nach und nach eine Welle von
"Hoppla, Darmstadt Frankfurt,
Darmstadt Freifunk macht ja was",
und diese Welle führte dazu,
dass wir Anfragen hatten
aus 5 Landkreisen
und aus der Stadt Darmstadt.
Also alle drumrum haben
im Prinzip nachgefragt.
Wir mussten aus Michelstadt eine Halle
von 1500 Flüchtlingen weitergeben
an Freifunk an der Bergstraße,
weil wir das selber
überhaupt nicht mehr hingekriegt haben.
Einige Leute bei uns
die waren richtig fertig.
Weil alles musste ausgebaut werden.
Ist ja klar, von 300-400 auf 1200,
plus dem Üblichen,
da müssen die Server richtig
mal ausgebaut werden,
und das alles als Ehrenamtliche
in der Freizeit, ist nicht so einfach.
Wir hatten zeitgleich auch Beschlüsse.
Und Beschlüsse heißt,
dass bestimmte Landesparteitage oder
auch Kreistage darüber entschieden haben,
"Ja, Freifunk ist ne tolle Idee,
wir wollen Freifunk haben,
und Freifunk auch dann
für Flüchtlinge einsetzen."
Ihr könnt da drauf nicht viel geben.
Ist meine ganz persönliche Meinung.
Diese Beschlüsse, die sind
in vielen Fällen Beschlüsse,
die in den Zeitungen super wirken,
die im Programm super wirken,
aber unterm Strich ist es so,
dass ein Landrat, der gewählt wurde,
jederzeit die Möglichkeit hat,
sich da drüber hinwegzusetzen,
wenn er der Meinung ist,
er will's anders machen,
und dann ist es egal,
ob das im SPD-Programm steht,
oder ob das die Grünen auf ihrem
Landesparteitag beschlossen haben,
Er macht es einfach so,
wie er will.
Und in vielen Stellen
ist er auch noch stolz darauf.
Was ich zusammenfassend
sagen kann, ist:
Mit den Grünen
kann man auf der Ebene
von einem Kreisverband oder höher
gut zusammenarbeiten,
auf der kommunalen Ebene
hängt es von einzelnen Köpfen ab.
Es gibt da auch welche,
die den Aluhut tragen.
Die CDU ist hochinteressant für mich.
Ich hatte wirklich Vorbehalte.
Aber die CDU hat einige Köpfe,
da muss ich ehrlich sagen,
ich bin froh, dass ich mit denen
zusammenarbeiten darf,
und dass wir auch von Bürgermeistern
aus den Landkreisen
direkte Anfragen haben,
die schlau genug sind, um zu wissen,
dass Freifunk für sie
eine super Möglichkeit ist,
um die geflüchteten Menschen
in der Gemeinde besser zu integrieren.
Bei den Piraten:
Nur in den großen Städten
noch nennenswerte Aktivitäten,
die uns helfen können.
Und bei der SPD
hatte ich ja schon gesagt:
Losgelöst von Landes- und
Bundesbeschlüssen,
da ist es egal, ob
Thorsten Schäfer-Gümbel
in Hessen sagt:
"Freifunk ist ne tolle Geschichte".
Dann sagt halt der lokale Funktionär
auf der Kreisebene:
"Interessiert mich nicht.
Unser Landrat sieht das anders."
Und dann wird das verschoben,
und immer weiter verschoben.
Linke und DKP sind schwierig.
Lachen im Publikum
Wollt ihr da mehr zu wissen? lacht
Publium: Ja!
Peter: Ok, es geht von
eurer Fragezeit ab!
Wir haben ein Bündnis
von DKP und Linken.
Und zwar in einer...
auf der Kreisebene Darmstadt Dieburg.
Und dort hatte einer
von den Linken gesagt:
"Wir müssen uns mal langsam
die Frage stellen,
ob wir nicht in der Situation sind,
dass die Geflüchteten
bessergestellt sind
wie Hartz-IV-Empfänger."
Ja, kann man machen.
Der Bündnispartner, der DKP,
mit dem die Linken seit 10 Jahren
eine gemeinsame Liste hat,
fand das nicht so toll, und meinte:
"Wenn dieser betreffende Herr
sich nicht von der gemeinsam
gerade eben aufgestellten Liste
für den Kreistag entfernen lässt,
dann würde die DKP das Bündnis aufstellen."
Am Ende ist das Bündnis geplatzt.
Kann passieren!
Vereinzeltes Klatschen
Ja. Trotzdem würde ich auch
mit diesem Hintergrund nicht versuchen,
mit der DKP in ein Bündnis zu gehen,
dahingehend, mit Freifunk umzugehen,
weil ich dort einfach an vielen Stellen
- und das ist meine persönliche Meinung,
das gilt nicht für irgendwelche
anderen Freifunker -
die DKP nicht für unbedingt
fähig dazu halte,
um sich des Themas
auch von der technischen Ebene
oder von dem, was damit
zusammenhängt, anzunehmen.
Kann ein Vorurteil sein,
gesteh' ich gerne ein.
Jo, kommerzielle ISPs.
Das ist so ein anderes Thema.
Sie sind nicht unsere Wettbewerber,
weil sie einfach nicht die Vorteile haben,
die wir für Freifunk bereitstellen können.
Sie sind nicht dazu in der Lage,
die Leute ins Netz zu lassen,
ohne dass sie Daten erheben,
mitschneiden, ein Login verlangen,
die einzeln identifizieren.
Alles Geschichten, die wir
bei Freifunk nicht haben.
Und die Verkaufsabteilungen,
die sind oft auch nicht darauf eingestellt,
bei den ISPs, dass sie dann
als gewerbliches Unternehmen
in eine Halle kommen
und dann dort Freifunk...
ne, wir sollen ja dort
einen WLAN-Hotspot bereitstellen,
aber sowas wie wir hier sehen,
das haben wir ja noch nie gehabt,
und überhaupt...
Und da müssen wir ja erst mal
mit den Dienstleistern reden,
ob die uns das da oben
mit den Kabeln legen können, weil wir
sind jetzt nicht unbedingt diejenigen,
die die Kabel oben auf den Masten
legen können in 6m Höhe.
Also da werden viele Lösungen
nur gemeinsam möglich,
und das macht es
nicht so einfach.
Bei uns war's so gewesen,
dass die Feuerwehr Leiterbühnen
hochgefahren hatte auf 6m Höhe,
so sag ich jetzt mal ganz einfach,
und dann wurden dort oben
die Kabel gelegt.
Und das war innerhalb
von wenigen Tagen erledigt.
Was wir aber vor allem bieten,
das sind Alternativen.
Und zwar die Alternative,
die geflüchteten Menschen
in den Unterkünften
dazu befähigen,
dass sie ihre eigene aufgebaute
FF-Struktur pflegen können.
Wir hatten in einer
der Unterkünfte in Groß-Umstadt
plötzlich die Feststellung gemacht,
dass einer der Geflüchteten richtig gut war
und in arabischer Schrift
sich neue VPN- Verbindungen
unter Linux installiert hatte.
Und dann für die verschiedenen Leute
da in die Kriegsgebiete
geschützte Verbindungen aufgebaut hatte,
wo ich dachte: Respekt! klatscht
Applaus
Wirklich Respekt!
Leider ist der nach wenigen Wochen
weg gewesen, weil er einfach
in seinem kompletten Verfahren
noch nicht genehmigt war,
und deswegen in eine andere Unterkunft
wechseln musste.
Trotzdem, diese Verbindungen
werden weiter genutzt,
was ich damit nur sagen will:
Da sind richtig gute Leute dabei,
und jede Gemeinde,
die diese Leute gelangweilt
in den verschiedenen Unterkünften
vor sich hin hausen lässt,
vergibt ein unglaubliches Potenzial.
Applaus
Der Ausblick für 2016 in den wenigen
Sekunden, die mir noch bleiben,
will ich mal so zusammenfassen:
Freifunk in Darmstadt ist
von dem Oberbürgermeister Partsch
mit Mitteln ausgestattet worden,
die unter dem Strich bedeuten,
dass wir nur wenig von den Spenden,
die wir bekommen haben,
verwenden mussten, um die
einzelnen Unterkünfte auszustatten.
Nur: Machen wir uns damit abhängig
von staatlicher Förderung?
Und ist das dann noch Freifunk,
wenn man von staatlicher Förderung v.a. lebt?
Das ist eine Geschichte,
wo ich denke, dass im Jahr 2016
nochmal ne Diskussion
geführt werden muss.
Und die andere Sache,
die mir v.a. am Herzen liegt:
Macht es vielleicht Sinn,
wenn das Land Hessen
oder andere Bundesländer,
die zum Teil schon damit angefangen haben,
wie man aus dem Osten
der Republik hört,
ein Pilotprojekt zu machen?
Wie können wir mit Freifunk
für die Unterkünfte
Lösungen bereitstellen, die
im ganzen Land genutzt werden können,
weil sie so ein
generisches Momentum haben?
Weil sie skalierbar sind,
und weil man nicht in jeder Gemeinde
neu anfangen muss,
wie man Freifunk einsetzt,
was man einkauft und
mit wem man reden muss,
weil einfach schon so ein Bundle,
so ein Package gegeben ist,
aus Schulungen,
aus Unterrichtsmaterialien,
aus Anleitungen dazu,
wie man Communities aufbaut.
Das wär etwas, wo ich mir
in 2016 für das ganze Bundesgebiet
mehr Initiativen wünschen würde,
und glaube,
dass so etwas
auch kommen könnte.
Und dann schließlich:
Ein Camp.
Ich wünsch mir so sehr ein Camp
zum Erfahrungsaustausch,
gerade über diese Erfahrung
mit Verwaltungen,
mit den Sozialverbänden,
wie man Communities aufbaut,
und nicht nur ein Camp
- oder, das "nur" streicht bitte weg -
ich wünsch mir das als Ergänzung
zu den bestehenden Camps,
in denen viel über Technik
gesprochen wird, und darüber,
wie man die vorhandene Infrastruktur
sinnvoller weiter ausbauen kann.
Gut, ich bin am Ende.
Wir brauchen eine Internetlösung,
weil's eine humanitäre Aufgabe ist
für die Geflüchteten.
Und wir brauchen Freifunk,
weil damit eine Lösung
zur Bereitstellung von Internet
in den Unterkünften der Geflüchteten
möglich ist, vor allem auch
in Selbsthilfe.
Und wir brauchen Freifunk,
weil wir damit
eine wunderbare Möglichkeit haben,
Menschen mit sehr viel Verstand,
mit einer guten Bildung
und einem unglaublich großen Willen,
bei uns zu integrieren, ohne sie
in der Langeweile versauern zu lassen.
Ich danke euch.
Das war's erstmal.
Applaus
Danke.
Engel: Leider haben wir
keine Zeit mehr für Fragen.
P: Aaach..
lacht
Engel: Aber, wir haben das
vorhin schon abgesprochen,
wer noch Peter fragen möchte,
draußen im Foyer wird er noch sein,
kommt da einfach bei ihm vorbei,
da könnt ihr dann ganz in Ruhe
mit ihm diskutieren.
Und ich möchte mich nochmal
ganz herzlich bei ihm bedanken,
der hier unter widrigsten Umständen
heute nämlich seinen Talk halten musste,
mit einem geliehenen Laptop,
weil seiner auch noch abgeraucht ist,
im Wahrsten Sinne des Wortes.
P: Gestern! Mit der Präsentation! lacht
Engel: Und ich möchte mich
auch nochmal bei allen,
die Freifunk für Newcomer
- wie wir ja gelernt haben, wie sie
gerne genannt werden möchten -
anbieten, und bitte euch nochmal für
alle, die in diesen Initiativen tätig sind
und sich engagieren,
um einen ganz großen Applaus.
Applaus
Abspannmusik
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