Vorspannmusik
33C3 Opening Musik
Applaus
Anna: Hallo zusammen und willkommen zum
33. Chaos Communication Congress
Es ist toll, dass ihr es alle zu diesem
riesigen Event geschafft habt.
Elisa: Und natürlich wollen wir auch all
jene grüßen, die heute im Stream
zugeschaltet sind, sei es zuhause mit
Freunden in lokalen ERFAs oder in einem
Hackspace eurer Wahl. Ich habe eine Frage
an die Menschen vor Ort:
Gelächter + Applaus
So wie er natürlich. Also die Frage an
alle in diesem Raum und die Menschen
in dieser wunderbaren Polizeikiste:
Für wen ist der 33C3 der 1. CCC-Kongress?
Wow, das sind viele! Wow! Einen
großen Applaus dafür! Das sind also
die Chaos-Schützlinge. Wow. Herzlich
Willkommen, schön, dass ihr da seid.
Anna: Bei meinem ersten Kongress hatte ich
gemischte Gefühle. Nervosität war eines
der ersten Gefühle, die ich erlebte.
„Was soll ich hier nur tun?!“ Und es gab
so viele Fragen, ob ich auf Menschen
zugehen oder mich eher in einer Ecke
verstecken sollte, weil mich all die coolen
Projekte der Leute etwas einschüchtern.
Wird man auf mich herabblicken, weil ich
nicht der 1337-Haxx0r bin oder fließend
Perl spreche? Aber egal – in Folgejahren
war es in Ordnung, nur heute kam die
Nervosität zurück, das könnte etwas mit
dieser Bühne hier zu tun haben.
Aber naja, es wird
schon besser werden.
E: Bevor ich den für mich ersten Kongress
besucht habe, ging es mir recht ähnlich.
Aber mit meinem Eintreffen waren all
meine Sorgen wie weggefegt. Ich war so
fasziniert von all den Blinkelichtern,
den großartigen Projekten und der
Offenheit, mit der Leute miteinander
reden und zusammenarbeiten.
Ich war überwältigt davon, wie viel Anteil
die Besucher des Kongress an dessen
Gestaltung haben. Einem Kongress, der von
uns allen für uns alle gemacht ist.
Applaus
Allem voran die Engel. Alle Freiwilligen,
die den Kongress erst möglich machen
und denen gar nicht genug gedankt
werden kann. Alle arbeiten sehr viel.
Applaus
Die Engel tun so einiges. Von manchem
bekommt ihr etwas mit, von anderem nicht.
Sie sammeln zum Beispiel Flaschen auf und
ihr würdet ihnen sehr helfen, wenn ihr
beim Verlassen der Säle die Flaschen an
die dafür vorgesehenen Sammelpunkte stellt
E: Dieser Saal hat 16 Notausgänge, die mit
einem grünen EXIT-Schild markiert sind.
Es gibt 10 Haupttüren – 4 zur Rechten,
4 zur Linken, sowie 2 in der Mitte.
6 Türen im Hinteren des Saals, 3 links,
3 rechts. Bitte beachten Sie, dass der
nächstgelegene Notausgang direkt
hinter Ihnen sein könnte.
Applaus
A: Engel haben aber auch allerhand andere
Aufgaben. So z. B. die Überwachung der
Saaltüren, damit die Säle
nicht überfüllt werden.
E: Sie sagen Redner an.
A: Sie übersetzen und untertiteln.
Dieses Jahr manchmal auch auf Französisch.
E: Sie helfen euch, solltet
ihr euch verlaufen haben.
A: Und sie sorgen dafür, dass es an
den Bars immer genug Limetten und
Eiswürfel gibt, sodass ihr immer einen
Tschunk für unterwegs erhalten könnt.
Applaus
All die Aufgaben der Engel aufzulisten
würde viel Zeit kosten. Daher wollen wir
hiermit allen Engeln mit einem donnernden
Applaus danken, auch denen, die wir
an dieser Stelle nicht explizit erwähnten.
Applaus
E:Selbst Engel zu werden ist sehr einfach:
Ihr müsst euch bloß im Engelsystem
registrieren, das sich im Internet
befindet, in den Himmel gehen, der sich
in diesem Gebäude befindet, und einen Job
finden, der zu euch passt. Selbst, wenn
dies euer erster Kongress ist, könnt ihr
ein Teil davon sein – mit dem positiven
Nebeneffekt, dass ihr auch gleich neue
Leute kennenlernt. Und falls ihr etwas
schüchtern seid, könnt ihr euch auch für
die Nachtschichten zur Türbewachung
eintragen, denn dann müsst ihr mit eurem
Mit-Engel sprechen, um nicht einzuschlafen
A: Bei meinem ersten Kongress war ich
überwältigt von all den Leuten, die für
einige Tage in diesem Gebäude
zu leben schienen, um dieses
Riesenevent zu ermöglichen. Uns all die
Infrastruktur aufzubauen. Sie haben uns
zum Beispiel auch
das Internet gebracht.
Gelächter + Applaus
Sie bringen uns aber auch Couches, eine
DECT-Infrastruktur, sowie eine riesige
Schneekugel, in der getanzt werden kann.
E: All das ist nur möglich, weil diese
Leute ein Leitprinzip verinnerlicht haben,
das ihr alle kennt, nämlich:
Seid exzellent zueinander.
Mit Sicherheit …
Applaus
Natürlich ist der Kongress auch keine
Wunschinsel. Konflikte existieren hier
genauso wie überall sonst auch. Aber ihr,
wir, und so viele Andere haben in den
letzten Jahren, gar Jahrzehnten, versucht,
es funktionieren zu lassen. Es Schritt für
Schritt besser zu machen. Und ich finde,
wir sind dabei sehr weit gekommen.
Nach nur wenigen Tagen bei meinem ersten
Kongress war ich mir sicher, für mich
funktioniert der Kongress. Dies
würde nicht mein letzter Kongress sein.
A: Aber so sicher wie jedes Jahr würde der
Kongress irgendwann enden. Ich verließ das
Gebäude, das nicht mehr leuchtete, lief
zum Bahnhof und wurde sentimental.
Die Menschen waren nicht mehr exzellent
zueinander. Sie eilten nurmehr in die
überfüllten Züge. Keine gegenseitige
Rücksichtnahme mehr und ich fiel in
eine Art Nach-Kongress-Depression, die
wohl einige kennen. Und ich fragte mich:
Wo sind wohl all die Leute?
Die Inspirierten, die Enthusiastischen?
Und wo ist der Respekt zueinander, der
nicht von Aussehen oder Merkmalen abhängt?
E: Jeder Tag, an dem weder Kongress noch
Camp oder irgendein anderes Chaos-Event
stattfinden, lässt Raum für Begehren. Die
meisten sehen das vermutlich genauso.
Aber die letzten 12 Monate gaben uns noch
mal mehr Gründe, kleinlaut zu werden und
sich eine bessere Welt herbeizusehnen.
Für einige wenige Tage werden wir genau
das haben. Wir können ein anderes Leben in
einer anderen Welt leben. Wir können tun
was wir lieben und es mit Gleichgesinnten
teilen, was großartig ist. Aber wenn ich
das diesjährige Motto, „Works for me“,
betrachte, könnte es keine größere Schere
zu meinen Gefühlen der Welt da draußen
gegenüber geben. Da draußen scheint gar
nichts zu funktionieren. Und ich habe so
einiges zu bemängeln.
A: Aber nicht all diese Bugreports sind
technischer Natur. Und nicht für alle
sind wir verantwortlich. Aber sie alle
sorgen dafür, dass diese Außenwelt für
mich nicht funktioniert. Ihr denkt, es sei
ja nicht so schlimm? Schauen wir mal:
Unsere Freiheit wird mehr und mehr
beschnitten. In den 90ern wurde in den
Crypto Wars dafür gekämpft, dass starke
Verschlüsselung für jeden zugänglich wird.
Heute fordern Staatsoberhäupter Gesetze,
um Hintertüren in Produkte einzubauen.
Letztlich wird damit einem Jeden
ein Stück Sicherheit genommen.
E: Geheimdienste auf der ganzen Welt
infiltrieren Standards und Software, um
Kommunikation eines Jeden belauschen
zu können. Haben wir etwa aus den
erschütternden Enthüllungen Snowdens
gar nichts gelernt? Und jetzt verlassen
wir uns auf wenige große Firmen, um diesen
Entwicklungen entgegenzutreten. Doch sie
tun das ausschließlich, um ihr
Alleinstellungsmerkmal zu behalten.
Das funktioniert für mich so gar nicht.
A: Auch, wenn sie für viele im Fokus
stehen mag: Es geht nicht nur um die
digitale Welt. Menschenrechtsverletzungen
stehen an der Tagesordnung. Menschen auf
der ganzen Welt erfahren Unterdrückung,
wenn sie gegen totalitäre Systeme und
Ungerichtigkeit anzukämpfen versuchen.
Freie Meinungsäußerung wird zensiert und
bestraft. Wenn versucht wird, gegen das
System zu rebellieren, stehen jahrelange
Freiheitsstrafen, Folter und
Schlimmeres in Aussicht.
E: Überall auf der Welt gewinnen rechte
Populisten Aufwind, werden öffentlich,
und in manchen Fällen schaffen sie es
gar, die Macht zu ergreifen.
Applaus
Von der einstigen Idee einer verbundenen
Welt nähern wir uns immer mehr einem
Provinzialismus, einem Isolationismus
an und davon ausgehend zudem
einer nationalen Übermacht. In einem
solchen Klima können Aggressionen und
Hass gefühlten Minderheiten gegenüber
gedeihen. Häuser brennen, Menschen werden
über Straßen gejagt, einige sterben.
A: Dies waren nur einige wenige Beispiele.
Viele Menschen weltweit fürchten jeden Tag
um ihre Existenz. Bislang können wir
das weder sehen noch fühlen. Noch.
Dürren durch Überbeanspruchung sorgen für
Kriege und fordern Tote. Dass etwas nicht
in unserem Hinterhof geschieht, macht es
ebensowenig weniger schlimm wie es
bedeutet, dass es uns nicht tangiert.
Aber wie lang können wir – und da schließe
ich mich selbst ein – all das weiter
ignorieren? Funktioniert das für uns?!
Ich kenne meine Antwort darauf und ich
glaube zu wissen, dass viele von euch auch
den Willen teilen, alles Schritt
für Schritt besser zu machen.
E: All die Probleme – und es gibt viele –,
groß und klein geben uns schnell das Gefühl
von Hilflosigkeit. Wie kann ein einzelner
Mensch überhaupt irgendwas ändern?
Es gibt eine gute Nachricht: Ihr seid
nicht allein. Schaut euch nur mal einen
Moment lang um. Seht eure Sitznachbarn.
Allein in diesem Saal sind 3000 Menschen.
Und auf dem gesamten Kongress wird es
12.000 Leute geben. 12.000 Leute, die ihr
kennenlernen könnt, die gute Freunde
werden könnten oder die ihr wiedersehen
wollt. Jeder von euch hat
einzigartige Fähigkeiten, große Ideen.
Ein jeder von euch ist
in der Lage, Großes zu leisten.
A: Es liegt an uns, nicht nur diesen
Kongress zu etwas zu machen, das für uns
funktioniert, sondern den Kongress zu
nutzen, um zusammenzuarbeiten, Ideen
auszutauschen, Fähigkeiten und Wissen, um
an Projekten zu arbeiten, Neue zu beginnen
und mit Leuten in Kontakt zu treten.
Es liegt an uns, nicht in unseren Gated
Communites zu verweilen und nach außen zu
vermitteln, was sich auf diesem Kongress
entwickelt hat. Wir können nicht weiter in
unserer Flauschdecke verweilen und warten,
bis sich die Welt auf magische Weise
zu einem besseren Ort verändert hat.
Es ist mehr denn je an der Zeit,
etwas zu tun. Dies ist kein Spiel –
es gibt kein Spiel.
E: Ihr könnt gleich jetzt beginnen. Häuft
euch zusammen und übt fürs kommende Jahr.
Nachdem ihr eure Bänder abgeholt habt,
könnt ihr – moment, wo ist’s? – eine
dieser Karten erhalten. Wer hat bereits
eine? Das sind ein paar, da geht noch was.
Die die schon eine haben, sich einen Namen
und eine Fertigkeit ausgesucht haben …
Falls ihr noch keine Karte habt, keine
Sorge – es gibt noch genügend. Wenn ihr
mit »No Game But Action« beginnen wollt,
bildet eine Gruppe von 9 Leuten mit
unterschiedlichen Fähigkeiten, die ihr
kombinieren könnt, um Aufgaben zu lösen.
Ihr könnt euch zusammen bewegen und
zusammenarbeiten. Niemand reist allein.
A: Es gibt kein Spiel. Nur Handlung. Und
nun lasst uns den Kongress beginnen.
Arbeitet, habt Spaß, lernt euch kennen
und versucht, das nächste Jahr ein wenig
besser als dieses zu machen. Ach ja:
Vergesst nicht, euch die Hände zu waschen.
Gelächter + Applaus
Wascht eure Hände, duscht ab und an und
vergesst nicht, zu schlafen und zu essen.
Danke!
Applause
Abspannmusik
Untertitel erstellt von c3subtitles.de
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