Es ist so toll, hier zu sein!
Ich freue mich, euch alle zu sehen.
Als eines der einschneidendsten Ereignisse
in der Geschichte unseres Planeten
kann man wohl den Aufstieg
des Tierreichs betrachten.
Ganz bestimmt.
Da kocht die Erde fast 4 Milliarden Jahre
ihr einzelliges Süppchen
und plötzlich kommt eine Gruppe
rebellischer Zellen daher
und beschließt, zu vielzelligen
Metazoen zu werden ... tja ...
Seitdem ist die Erde
einfach nicht mehr die alte. Stimmt's?
Ist die Vielfalt der Tiere,
mit denen wir den Planeten teilen,
nicht bemerkenswert?
Millionen von Spezies schwimmen,
flitzen, rutschen umher,
scheinbar endlose Formen,
die meisten sind schön.
Wie kann man das
überhaupt erfassen?
Vielleicht hilft ja das Wissen,
dass man 99 % allen tierischen Lebens
in nur acht Stämme einteilen kann.
Acht Baupläne.
Wissenschaftler nennen sie "Stämme".
Die Kenntnis dieser acht Pläne verleiht
einem ein unglaubliches Verständnis
der Einschränkungen
und Freiheiten in der Tierwelt.
Und an diesen acht Stämmen
ist etwas ganz Besonderes.
Spezies sterben jeden Tag aus,
doch diese Stämme haben sich gehalten,
seit mehr als 550 Millionen Jahren.
Jedes Massenaussterben
auf diesem Planeten
haben sie irgendwie überlebt.
Wer sind also diese
verblüffenden Methusalems?
Schauen wir uns Plan 1 ein:
die Schwämme.
Die ersten wahren Tiere auf der Erde.
Sie schufen die essentielle Struktur,
in der einzelne Zellen mit anderen
für einen gemeinsamen Zweck
kollaborieren, in diesem Fall Pumpen.
Ehre sei Mutter Schwamm!
Sie saugt, sie pumpt,
sie ist unser aller Mutter.
Und einige von uns haben Probleme,
von Affen abzustammen ...
Plan Nummer 2: Cnidaria, die Nesseltiere.
Anemonen, Quallen und Korallen.
Sie waren die ersten, die Muskeln
und Nerven in einem Körper vereinten.
Dies führte zu tierischem Verhalten.
Sie haben einen runden,
radialsymmetrischen Körper
und stechende Nesselzellen,
auch "Cniden" genannt.
Wer hier schon einmal
mit einer Qualle kollidiert ist,
weiß, was ich meine.
Die sind hart im Nehmen.
Das waren also die ersten
mit tierischem Verhalten.
Weiter zum nächsten Bauplan –
schaut nur die Anemonen hier –
Plathelminthes oder Plattwürmer.
Ein umstrittener Stamm,
den viele Biologen nicht
als wahren Stamm empfinden,
sondern als Mantel
für viele andere Stämme.
Die Stammesgeschichte der Tiere
wird quasi gerade auf den Kopf gestellt.
Aber bei diesem repräsentativen Bauplan
sollte man sich merken,
dass er die ersten Zeichen
einer Achsensymmetrie aufweist.
Eine beidseitige Symmetrie
weisen alle komplexen Tiere auf.
Und die Sinnesorgane
konzentrierten sich in einem Körperteil.
Die Andeutung eines Kopfs,
und mit einem Kopf ist gezieltes
tierisches Verhalten möglich,
und die Jagd.
Hier vermuten wir also
einen Grenzbereich
genetischer Komplexität
und Segmentierungsgene
namens Hox-Gene.
Und das, zusammen mit
den richtigen Umweltbedingungen
und einem glücklichen Zufall
bei der Fossilisierung,
führte zu einer ungeheuren
animalischen Vielfalt,
bekannt als kambrische Artenexplosion.
In dieser Gruppe taucht wohl
auch der erste Penis auf.
Und da ich schon darüber spreche,
sollte ich einen modernen Vertreter
erwähnen, die Strudelwürmer.
Die haben nämlich nicht nur einen,
sondern gleich zwei Penisse,
mit denen sie duellieren.
Wer zuerst das Sperma in sein Gegenüber
bekommt, darf der Junge sein,
und der andere das Mädchen.
Dieses bemerkenswerte Verhalten
nennt sich auch Penis-Fechten.
Da soll mal einer schlau draus werden.
(Lachen)
Okay, kommen wir zum vierten:
die Anneliden, oder Ringelwürmer.
Diese Tiere zeichnet eine
Leibeshöhle aus, auch "Zölom" genannt.
Und sie haben kleine Ringe
um ihren ganzen Körper.
Diese Kerlchen brachten
die Fähigkeit in die Tierwelt,
sich in den Boden zu graben, Sauerstoff
dorthin zu bringen und CO2 freizugeben.
Und die Freigabe
von Kohlendioxid half dabei,
den Planeten aufzuwärmen und ihn für
anderes Leben lebenswerter zu gestalten.
Jetzt haben wir zu viel CO2,
aber damals
war diese Funktion der Ringelwürmer
eine sehr wichtige Neuerung.
"Bioturbation". Okay.
In unserem nächsten Plan geht es
um die Mollusken. Ein toller Stamm.
Winzige Schalenwesen
bis zu riesigen Kalmaren.
Allen ist ein einzelner,
schleimiger Fuß gemeinsam.
Die meisten Mollusken haben eine Schale.
Im Stamm der Mollusken können wir
eine Eskalation der Aufrüstung sehen,
Schalen wurden immer komplexer,
um auf komplexere Plünderung
aus anderen Stämmen zu reagieren,
also stehen sie für
eine Eskalation der Aufrüstung,
bei der einige die Schale
komplett abwarfen
und gegen Klugheit
und psychedelische Haut tauschten,
wie bei Kalmar und Oktopus zu sehen ist.
Das sind die,
die Farbe und Beschaffenheit
ihrer Haut in Sekundenbruchteilen
ändern können,
die Rockstars des Molluskenstamms.
Die muss man einfach mögen. (Lachen)
Und sie können sogar aufrecht gehen!
Unser nächster Stamm sind
die Stachelhäuter, die Echinodermata.
Seesterne, Seeigel
und Seewalzen.
Sie alle haben ein inneres
Skelettplattensystem,
das mit sehr wenig
Energieaufwand zusammenhält.
Mit solchen kleinen Röhrenfüßchen
können sie sich fortbewegen
und Nahrung zur zentralen
Mundöffnung befördern.
Eine komplexe Tierart also,
die allerdings die
bilaterale Symmetrie aufgab
und sich fünf Symmetrieachsen zulegte.
Und sie haben kein Gehirn.
Und scheinen da auf dem Meeresgrund
nicht allzu viel zu tun, sie sitzen nur da.
Aber im Zeitraffer sieht man,
dass sie ungeheuer geschäftig sind.
Sie machen den Großteil der Biomasse
in der Tiefseeumgebung aus.
Ein sehr erfolgreicher Bauplan.
Die wahren Herrscher des Planeten
sind die Arthropoden, die Gliederfüßer.
Schauen wir uns alle Tiere an,
machen die Gliederfüßer die Mehrheit aus.
80 % sind Gliederfüßer.
Ihre Biomasse beträgt das 300-fache
der Biomasse aller Menschen.
Und die meisten sind Insekten!
Wusstet ihr, dass vier von fünf Tieren
sechs Beine haben?
Das sind also die ersten,
die aus dem Ozean marschierten
und das Festland erkundeten.
Sie waren die ersten,
die sich in den Himmel erhoben,
100 Millionen Jahre, bevor es den Vögeln
überhaupt in den Sinn kam.
Worin liegt ihr Erfolgsgeheimnis?
Wieso sind sie in jeder denkbaren
Umgebung so erfolgreich?
Das hat natürlich etwas mit
ihrem äußeren Skelett zu tun,
dem Exoskelett,
und der Vielfalt
der Gliedmaßen an ihrem Körper,
wie ein kleines Schweizer Taschenmesser.
Sie können mehrere Antennen,
mehrere Beine oder Flügel haben,
mehrere Fortpflanzungsorgane,
diese Eigenschaft erlaubt es ihnen,
jedes bewohnbare Habitat
auf dem Planeten zu erobern.
Und der letzte Stamm, die Chordatiere.
Dort haben auch wir vor 550 Millionen
Jahren unseren Ursprung.
Und diese verfügen über Rückenmark,
dort sieht man es in Pink, was bei
Wirbeltieren in einem Gehirn endet.
Darunter die Chorda dorsalis,
der Achsenstab,
der sich bei Wirbeltieren
in eine knochige Wirbelsäule verwandelt.
Das sind natürlich alle,
die wir ständig in Videos sehen.
Die Säugetiere, Amphibien,
Reptilien und natürlich Fische.
Die meisten Chordatiere sind Fische.
Und hier sind alle,
die wir kennen und lieben.
Und die Fische --
das ist einer meiner Lieblingsfische,
der Mondfisch.
Der Stamm umfasst auch uns selbst,
die landliebenden Hominiden.
Das hier sind meine beiden.
Das sind also die acht Gruppen,
und wieso wiederholen wir das
nicht einfach in einem Lied?
Seid ihr bereit?
Okay.
Also, ein Lied.
Die Schwämme fingen alles an,
sie pumpten wie verrückt,
und in dem ganzen Trubel
ward der Rest von uns geboren.
Die Nesseltiere mischten zu
den Muskeln auch noch Nerven,
und durch diese Ergänzung
war Bewegung auf der Welt.
Mit Antrieb und 'nem Kopf wurden
die Flachwürmer zu Jägern,
und fochten ihre Kämpfe
lieber mit dem Penis aus.
Die Formen des Lebens, yeah.
Hier haben wir zwei Exemplare
in flagranti beim Penisfechten.
Die Formen des Lebens, yeah ...
Frau und Mann zugleich,
das fanden sie ganz nett,
so konnten sie mit jedem
auf der ganzen Welt ins Bett.
Dann öffnete sich 'ne Schleuse,
die anderen Pläne tauchten auf.
Das Kambrium explodiert und
die Erde schaltet 'nen Gang rauf.
Die Ringwürmer wühlten sich im Dreck
und lüfteten den Boden.
Mollusken wollten lieber kämpfen
und das Arsenal aufrüsten.
Die Stachelhäuter zogen sich
aus diesem Streit zurück.
"Wir leben lieber langsam
und pfeifen auf den Kopf."
Gliederfüßer krabbelten an Land
und herrschten lange.
Bis knochige Chordata kamen
und die Geschichte umwälzten.
Die Formen des Lebens, yeah ...
Okay, super!
(Beifall)
Wieso diese meist schleimigen,
wirbellosen Viecher studieren,
mit denen wir das Raumschiff Erde steuern?
Wären sie nicht gewesen,
würde heute niemand seine zehn Minuten
auf dieser Bühne bestreiten.
Das tierische Leben und
alles Leben vor unserem,
alle, mit denen wir den Planeten teilen,
ebneten uns nicht nur den Boden,
sondern schufen die Bedingungen,
unter denen alles Leben florieren konnte.
Ich kann es nicht besser
formulieren als E. O. Wilson:
"Die Menschheit ist begeistert, nicht weil
wir so weit über allen Lebewesen stehen,
sondern weil ihre genaue Kenntnis
das Konzept von Leben emportreibt."
Vielen Dank.
(Beifall)