[Script Info] Title: [Events] Format: Layer, Start, End, Style, Name, MarginL, MarginR, MarginV, Effect, Text Dialogue: 0,0:00:05.43,0:00:07.34,Default,,0000,0000,0000,,Tatort... Dialogue: 0,0:00:07.34,0:00:11.09,Default,,0000,0000,0000,,... Kunst Dialogue: 0,0:00:11.09,0:00:13.46,Default,,0000,0000,0000,,Der Mond, Dialogue: 0,0:00:13.46,0:00:16.06,Default,,0000,0000,0000,,eine Kirche, Dialogue: 0,0:00:16.06,0:00:20.51,Default,,0000,0000,0000,,eine Zypresse. Dialogue: 0,0:00:20.51,0:00:24.19,Default,,0000,0000,0000,,Ein Gemälde von \NVincent van Gogh. Dialogue: 0,0:00:24.19,0:00:28.84,Default,,0000,0000,0000,,Eine stille ländliche Nacht? Dialogue: 0,0:00:28.84,0:00:29.66,Default,,0000,0000,0000,,Aber Dialogue: 0,0:00:29.66,0:00:38.17,Default,,0000,0000,0000,,dieser entfesselte Himmel mit seinen \Nverzerrten Sternen lässt keine Stille zu. Dialogue: 0,0:00:38.17,0:00:42.16,Default,,0000,0000,0000,,Van Gogh hat diese Nacht gemalt während seiner \NInternierung in einer psychiatrischen Anstalt, Dialogue: 0,0:00:42.16,0:00:45.98,Default,,0000,0000,0000,,ein Jahr vor \Nseinem Selbstmord. Dialogue: 0,0:00:45.98,0:00:50.03,Default,,0000,0000,0000,,Aufschrei eines verfrühten Genies, \Ndas seiner Zeit zu weit voraus war? Dialogue: 0,0:00:50.03,0:00:54.30,Default,,0000,0000,0000,,Während seine Zeitgenossen sich für \Ndie Lichter der Stadt begeistern, Dialogue: 0,0:00:54.30,0:00:59.14,Default,,0000,0000,0000,,flieht Van Gogh aus Paris und gibt uns \Ngestressten Städtern ein ideales Bild: Dialogue: 0,0:00:59.14,0:01:02.20,Default,,0000,0000,0000,,Entfliehen wir auf den Schwingen \Nder künstlerischen Fantasie! (ironisch) Dialogue: 0,0:01:02.20,0:01:06.58,Default,,0000,0000,0000,,Und lasst uns das friedliche Glück des \NLandlebens wiederentdecken! (ironisch) Dialogue: 0,0:01:06.58,0:01:16.01,Default,,0000,0000,0000,,Dient der entfesselte Himmel nur als \NMaske für eine reaktionäre Vision? Dialogue: 0,0:01:20.04,0:01:26.55,Default,,0000,0000,0000,,Van Gogh: Sternennacht – die verklärte Nacht Dialogue: 0,0:01:26.55,0:01:29.80,Default,,0000,0000,0000,,Teil 1: eine kalkulierte Verrücktheit Dialogue: 0,0:01:29.80,0:01:33.06,Default,,0000,0000,0000,,Ist dieses Bild vielleicht eine \Nspontane Äußerung von Demenz? Dialogue: 0,0:01:33.06,0:01:35.70,Default,,0000,0000,0000,,Hüten wir uns lieber vor \Nvoreiligen Schlüssen: Dialogue: 0,0:01:35.70,0:01:43.40,Default,,0000,0000,0000,,Van Gogh malt seine Nacht im Jahre 1889, zu einer \NZeit als die Amateurastronomie durch eine neue \NTechnik beliebt wurde, Dialogue: 0,0:01:43.40,0:01:48.81,Default,,0000,0000,0000,,da es nun erste \NFotoaufnahmen vom Himmel gab. Dialogue: 0,0:01:48.81,0:01:52.41,Default,,0000,0000,0000,,Diese Spirale ist also durch\Nechte Verschleierungen inspiriert: Dialogue: 0,0:01:52.41,0:01:56.82,Default,,0000,0000,0000,,Die Venus vollendete gerade ihren Zyklus \Nund schien besonders hell in jenem Jahr Dialogue: 0,0:01:56.82,0:02:00.32,Default,,0000,0000,0000,,und der Mond entspricht genau dem, den der \NMaler von seiner Zelle aus beobachten konnte, Dialogue: 0,0:02:00.32,0:02:05.04,Default,,0000,0000,0000,,im Morgengrauen des 25. Mai 1889. Dialogue: 0,0:02:05.04,0:02:09.16,Default,,0000,0000,0000,,Wobei Van Gogh von seinem Fenster aus aber \Nlediglich ein eingezäuntes Grundstück sah. Dialogue: 0,0:02:09.16,0:02:11.88,Default,,0000,0000,0000,,Also komponiert er \Neine Fantasielandschaft, Dialogue: 0,0:02:11.88,0:02:15.15,Default,,0000,0000,0000,,in der er eine Zypresse und \Nden Turm der Dorfkirche hinzufügt, Dialogue: 0,0:02:15.15,0:02:17.89,Default,,0000,0000,0000,,um Räumlichkeit herzustellen Dialogue: 0,0:02:17.89,0:02:21.68,Default,,0000,0000,0000,,und dem Bildaufbau \NStruktur zu verleihen. Dialogue: 0,0:02:21.68,0:02:27.34,Default,,0000,0000,0000,,Und sogar die turbulente Spirale trägt dazu \Nbei, den Fluchtpunkt im Lot zu lokalisieren. Dialogue: 0,0:02:27.34,0:02:29.68,Default,,0000,0000,0000,,Wenn die Verrücktheit nicht \Nin der Komposition liegt, Dialogue: 0,0:02:29.68,0:02:36.14,Default,,0000,0000,0000,,liegt sie dann etwa im \Nso brutalen, so wirren Strich? Dialogue: 0,0:02:36.14,0:02:42.34,Default,,0000,0000,0000,,In seiner Eile nimmt sich Van Gogh nicht einmal \Ndie Zeit, die ganze Leinwand zu bemalen. Dialogue: 0,0:02:42.34,0:02:47.26,Default,,0000,0000,0000,,Eigentlich verstärkt der Strich die Gegensätzlichkeit \Nzwischen den beiden Teilen des Gemäldes. Dialogue: 0,0:02:47.26,0:02:54.14,Default,,0000,0000,0000,,Unten wird jedes Haus von einem schwarzen \NStrich umringt, wie ein Kirchenfenster, Dialogue: 0,0:02:54.14,0:02:59.44,Default,,0000,0000,0000,,und die Bäume werden wie \Ndicke Wollknäuel behandelt. Dialogue: 0,0:02:59.44,0:03:03.03,Default,,0000,0000,0000,,Die Erde ist so fest wie \Ndas Produkt eines Handwerkers. Dialogue: 0,0:03:03.03,0:03:08.66,Default,,0000,0000,0000,,Der Himmel hingegen ist so \Nflüssig wie ein Fischschwarm. Dialogue: 0,0:03:08.66,0:03:14.54,Default,,0000,0000,0000,,Das Licht der Sterne verbreitet \Nsich wellenförmig, konzentrisch. Dialogue: 0,0:03:14.54,0:03:20.04,Default,,0000,0000,0000,,Die Unruhe des Bildes ist eher kalkuliert als spontan, \Nmit der Gegenüberstellung der beiden Kräfte: Dialogue: 0,0:03:20.04,0:03:22.89,Default,,0000,0000,0000,,die Kraft der festen \Nund greifbaren Erde Dialogue: 0,0:03:22.89,0:03:26.81,Default,,0000,0000,0000,,und die Kraft des dynamischen \Nund wiegenden Himmels. Dialogue: 0,0:03:26.81,0:03:34.42,Default,,0000,0000,0000,,Diese Zypresse, hart wie Asphalt und flink wie eine \NFlamme, stellt eine Brücke zwischen den beiden dar. Dialogue: 0,0:03:34.42,0:03:38.42,Default,,0000,0000,0000,,Warum bringt Van Gogh eine \Nstille Nacht völlig durcheinander? Dialogue: 0,0:03:43.87,0:03:44.66,Default,,0000,0000,0000,,Teil 2 : Gefährliche Nacht oder religiöse Nacht ? Dialogue: 0,0:03:44.66,0:03:45.46,Default,,0000,0000,0000,,Bevor er die Nacht als Dialogue: 0,0:03:45.46,0:03:46.67,Default,,0000,0000,0000,,einen Sternenhimmel betrachtet, Dialogue: 0,0:03:46.67,0:03:52.37,Default,,0000,0000,0000,,interessiert sich Van Gogh für sie als diesen Moment \Nder Ruhe, in dem die Menschen von der Arbeit befreit sind. Dialogue: 0,0:03:52.37,0:04:00.88,Default,,0000,0000,0000,,Welch ein Kontrast zu den Avant-Garde-Malern, die die Bewegung und Lichter der städtischen Freizeit verherrlichen! Dialogue: 0,0:04:00.88,0:04:03.79,Default,,0000,0000,0000,,Bei Van Gogh kehren \Nsich die Verhältnisse um: Dialogue: 0,0:04:03.79,0:04:07.22,Default,,0000,0000,0000,,Das düstere Essen der Bauern \Nwird würdevoll dargestellt, Dialogue: 0,0:04:07.22,0:04:11.32,Default,,0000,0000,0000,,während die funkelnde Stadt \NBenommenheit verursacht. Dialogue: 0,0:04:11.32,0:04:13.77,Default,,0000,0000,0000,,Diese Mahlzeit, die auf den ersten \NBlick traurig und brutal erscheint, Dialogue: 0,0:04:13.77,0:04:18.31,Default,,0000,0000,0000,,bei der sich angeschaut \Nund kommuniziert wird, Dialogue: 0,0:04:18.31,0:04:23.27,Default,,0000,0000,0000,,unter einem einzigen tröstenden Licht, verherrlicht \Ndie nach der Anstrengung verdiente Ruhe. Dialogue: 0,0:04:23.27,0:04:29.51,Default,,0000,0000,0000,,Die Familie ist zusammen geschweißt, wie diese Häuschen um einen einzigen Kirchturm, Sinnbild des christlichen Glaubens, versammelt sind. Dialogue: 0,0:04:29.51,0:04:34.25,Default,,0000,0000,0000,,Diese Verehrung der bäuerlichen \NWürde erfindet Van Gogh nicht: Dialogue: 0,0:04:34.25,0:04:37.59,Default,,0000,0000,0000,,Er übernimmt sie von Jean-François \NMillet, den er bewundert. Dialogue: 0,0:04:37.59,0:04:43.55,Default,,0000,0000,0000,,Im „Angelusgebet“ war der Abend schon ein Moment \Ndes Eifers und der Kommunion mit der Erde. Dialogue: 0,0:04:43.55,0:04:48.29,Default,,0000,0000,0000,,Im Gegensatz dazu erfindet Van Gogh eine \NDarstellung der Stadt, die fast teuflisch wirkt. Dialogue: 0,0:04:48.29,0:04:57.27,Default,,0000,0000,0000,,Im Ballsaal in Arles hat eine Vielzahl von trüben \NLichtern das gemeinsame Licht ersetzt. Dialogue: 0,0:04:57.27,0:05:04.87,Default,,0000,0000,0000,,Jeder Tänzer scheint verwirrt, mitten in \Neiner chaotischen und hysterischen Menge. Dialogue: 0,0:05:04.87,0:05:09.81,Default,,0000,0000,0000,,In diesem die ganze Nacht offenen \NKaffeehaus herrscht eine Katerstimmung. Dialogue: 0,0:05:09.81,0:05:15.62,Default,,0000,0000,0000,,Die Komplementärfarben rot und grün \Nschaffen eine säuerliche Stimmung, Dialogue: 0,0:05:15.62,0:05:18.85,Default,,0000,0000,0000,,ein Billardtisch hat den \Ntugendhaften Familientisch ersetzt. Dialogue: 0,0:05:18.85,0:05:23.26,Default,,0000,0000,0000,,Die brennende Spielleidenschaft hat die Kräfte \Nund die menschlischen Bindungen zerstört. Dialogue: 0,0:05:23.26,0:05:29.70,Default,,0000,0000,0000,,In die vier Ecken des Billardtisches verstoßen, landen die Alkoholiker hier, wie Nachtfalter gefangen Dialogue: 0,0:05:29.70,0:05:34.31,Default,,0000,0000,0000,,von drei falschen brennenden \Nund explosiven Sonnen. Dialogue: 0,0:05:34.31,0:05:40.74,Default,,0000,0000,0000,,In seinen Bildern scheint Van Gogh die Technik der japanischen Grafik einzusetzen, um die Verlogenheit \Ndes modernen Lebens zu zeigen: Dialogue: 0,0:05:40.74,0:05:45.06,Default,,0000,0000,0000,,Emotionale Gewalt \Nder schwarzen Ringe, Dialogue: 0,0:05:45.06,0:05:48.59,Default,,0000,0000,0000,,brutale Zusammenstellungen \Nverschiedener Ebenen, Dialogue: 0,0:05:48.59,0:05:54.37,Default,,0000,0000,0000,,lodernder Kontrast \Nder Komplementärfarben Dialogue: 0,0:05:54.37,0:06:04.73,Default,,0000,0000,0000,,zum hellen Schein und zur verlogenen Helligkeit der Stadt. Es ist Zeit für Van Gogh, sich der Ordnung \Nund der Ewigkeit des Sternenhimmels \Nentgegenzustellen. Dialogue: 0,0:06:04.73,0:06:07.92,Default,,0000,0000,0000,,Das Spiel ist aber \Nbei weitem nicht gewonnen. Dialogue: 0,0:06:07.92,0:06:10.36,Default,,0000,0000,0000,,Trotz eines stark \Ngemalten Himmels Dialogue: 0,0:06:10.36,0:06:13.03,Default,,0000,0000,0000,,sind die Sterne schließlich \Nrecht blass und farblos Dialogue: 0,0:06:13.03,0:06:17.89,Default,,0000,0000,0000,,im Gegensatz zum säuerlichen Glanz \Nder im Wasser spiegelnden Straßenlaterne. Dialogue: 0,0:06:17.89,0:06:21.85,Default,,0000,0000,0000,,Van Gogh entdeckt das Phänomen \Nder „Lichtverschmutzung“: Dialogue: 0,0:06:21.85,0:06:25.17,Default,,0000,0000,0000,,Die künstlichen Lichter hindern \Nuns daran, die Sterne zu sehen, Dialogue: 0,0:06:25.17,0:06:33.31,Default,,0000,0000,0000,,und strömen sogar in die Umgebung der Städte, so \Nwie die Straßenlaterne, die ankündigt, dass ein Stück \NLand noch geschluckt wird, Dialogue: 0,0:06:33.31,0:06:41.98,Default,,0000,0000,0000,,so wie die Installierung dieses Satelliten der NASA, \Nwas über ein Jahrhundert später geschieht, \Nsetzt die Erde eine Sternenhimmelmiene auf. Dialogue: 0,0:06:41.98,0:06:46.56,Default,,0000,0000,0000,,Für seinen zweiten Versuch verlässt Van Gogh \NArles, um sich in ein Dorf zu flüchten, Dialogue: 0,0:06:46.56,0:06:50.67,Default,,0000,0000,0000,,und ändert völlig \Nseine Strichtechnik. Dialogue: 0,0:06:50.67,0:06:54.62,Default,,0000,0000,0000,,Die Erde nimmt die solide \Nunveränderbare Art des Himmels an, Dialogue: 0,0:06:54.62,0:06:58.74,Default,,0000,0000,0000,,während der Sternenhimmel Dialogue: 0,0:06:58.74,0:07:04.61,Default,,0000,0000,0000,,die sauere Explosivität und wellenartige Dynamik \Nder modernen künstlichen Lichter übernimmt. Dialogue: 0,0:07:04.61,0:07:10.89,Default,,0000,0000,0000,,Das Resultat ist spektakulär, aber sehr übertrieben: \NWir tauchen wieder in die ausufernde Verrücktheit \Nein! Dialogue: 0,0:07:10.89,0:07:15.12,Default,,0000,0000,0000,,Wieso hat Van Gogh den Himmel \Nso exaltiert dargestellt? Dialogue: 0,0:07:15.12,0:07:19.12,Default,,0000,0000,0000,,Und ist es sehr schlimm, \Ndie Sterne zu vergessen? Dialogue: 0,0:07:22.93,0:07:25.78,Default,,0000,0000,0000,,Teil 3: Die Nacht schlägt zurück Dialogue: 0,0:07:25.78,0:07:28.63,Default,,0000,0000,0000,,Abgesehen von Van Gogh ist der Sternenhimmel \Nschon in zweierlei Hinsicht faszinierend: Dialogue: 0,0:07:28.63,0:07:31.14,Default,,0000,0000,0000,,Schönheit und Größe. Dialogue: 0,0:07:31.14,0:07:39.50,Default,,0000,0000,0000,,Das allgemeine Erleben des Himmels entspricht dem \Neiner großen Kuppel, schön, weil sie mit Ordnung \Nund Perfektion gleichbedeutend ist. Dialogue: 0,0:07:39.50,0:07:42.28,Default,,0000,0000,0000,,Aus der Distanz scheinen die \Nleuchtenden, ewigen Sterne fern Dialogue: 0,0:07:42.28,0:07:47.42,Default,,0000,0000,0000,,von unserer hektischen Erde zu sein, \Nwo sich alles ändert und wandelt! Dialogue: 0,0:07:47.42,0:07:54.84,Default,,0000,0000,0000,,Auch wenn dieser weltfremde Eindruck keiner \Nphysikalischen Erkenntnis mehr entspricht, als \Ndichterisches Streben nach Perfektion \Nbleibt er dennoch bestehen. Dialogue: 0,0:07:54.84,0:08:01.69,Default,,0000,0000,0000,,Van Gogh sieht im Sternenhimmel eine \Ngeographische Karte und im Tod ein Raumschiff. Dialogue: 0,0:08:01.69,0:08:09.08,Default,,0000,0000,0000,,Die Sterne lassen mich genauso träumen wie die schwarzen Punkte auf der Karte, die Städte und Dörfer symbolisieren. Dialogue: 0,0:08:09.08,0:08:14.67,Default,,0000,0000,0000,,Mir scheint es nicht unmöglich, dass Cholera und \NKrebs Formen eines himmlischen Gefährts sind, Dialogue: 0,0:08:14.67,0:08:21.91,Default,,0000,0000,0000,,wie die Dampfschiffe, Busse und \NEisenbahnen jene Gefährte der Erde sind. Dialogue: 0,0:08:21.91,0:08:25.42,Default,,0000,0000,0000,,Seine beiden Nächte \Nentspringen dieser Vision: Dialogue: 0,0:08:25.42,0:08:35.59,Default,,0000,0000,0000,,Die erste, wo der Himmel einem stabilen götllichen \NMauerwerk ähnlich ist, und die Sterne ihrer antiken Schematisierung. Dialogue: 0,0:08:35.59,0:08:44.76,Default,,0000,0000,0000,,Und die zweite, wo die Zypresse, der Friedhofsbaum, \Ndiesen Tod heraufbeschwört, der uns erlaubt, von \Nder Erde bis zum himmlischen Licht zu reisen. Dialogue: 0,0:08:44.76,0:08:51.51,Default,,0000,0000,0000,,Aber sie entspringt auch einer moderneren Kenntnis \Ndes Himmels, diesmal an das Gefühl des Unendlichen \Nund der Maßlosigkeit gebunden. Dialogue: 0,0:08:51.51,0:08:59.08,Default,,0000,0000,0000,,In der Musik knüpft diese Kulisse für die „Zauberflöte“ von Mozart immer an das \NHimmelszelt an. Dialogue: 0,0:08:59.08,0:09:04.62,Default,,0000,0000,0000,,Aber das Crescendo der Nachtkönigin erzeugt das \NZittern des Erhabenen, das nicht mehr von der \NOrdnung ausgeht, sondern Dialogue: 0,0:09:04.62,0:09:12.20,Default,,0000,0000,0000,,vom Gefühl unserer Kleinheit \Ngegenüber maßlosen Phänomenen. Dialogue: 0,0:09:12.20,0:09:25.05,Default,,0000,0000,0000,,Und in der Architektur konzipiert Etienne-Louis Boullée ein gigantisches, durchlöchertes Grabmal, Dialogue: 0,0:09:25.05,0:09:27.96,Default,,0000,0000,0000,,um das Licht der Sterne nachzuahmen und die \NMenschen auf die Größe von Ameisen zu \Nschrumpfen. Dialogue: 0,0:09:27.96,0:09:30.86,Default,,0000,0000,0000,,Mit der zweiten Nacht sucht auch \NVan Gogh nach dem Weg der Maßlosigkeit. Dialogue: 0,0:09:30.86,0:09:35.18,Default,,0000,0000,0000,,Er führt in seinem Himmel etwas ein, \Nwas die Maler gut begreifen können: Dialogue: 0,0:09:35.18,0:09:38.21,Default,,0000,0000,0000,,Die Kraft der Eruptionen, Dialogue: 0,0:09:38.21,0:09:40.81,Default,,0000,0000,0000,,der Lawinen, Dialogue: 0,0:09:40.81,0:09:43.76,Default,,0000,0000,0000,,und der Fluten. Dialogue: 0,0:09:43.76,0:09:50.21,Default,,0000,0000,0000,,Aber diesmal geht es nicht darum, die Wissenschaft gegenüber der Vorstellungskraft zu preisen, sondern \Ndie Fähigkeiten unseres Willens. Dialogue: 0,0:09:50.21,0:09:55.59,Default,,0000,0000,0000,,Denn unser Wille kann auch standhaft dem \Ngegenüber bleiben, was ihn zerstören kann. Dialogue: 0,0:09:55.59,0:10:04.61,Default,,0000,0000,0000,,Das ist das Prinzip des „dynamischen Erhabenseins“: \NUm zu funktionieren, braucht man kleine eigensinnige Persönlichkeiten, die sich der Kraft der Elemente entgegenstellen. Dialogue: 0,0:10:04.61,0:10:12.78,Default,,0000,0000,0000,,Im 17. Jahrhundert spielt die stabile Kathedrale von \NToledo unter einem gewittrigen Himmel diese Orientierungsrolle. Dialogue: 0,0:10:12.78,0:10:21.13,Default,,0000,0000,0000,,Van Gogh transponiert diese Kräfte direkt in den \NHimmel über dem stolzen Kirchturm von Saint-Rémy. Dialogue: 0,0:10:21.13,0:10:28.86,Default,,0000,0000,0000,,Die angebliche Verrückteit der Sternennacht ist also \Ngenau kalkuliert! Das banale Dorf in der Provence \Nwird zum Mythos: Dialogue: 0,0:10:28.86,0:10:32.86,Default,,0000,0000,0000,,der eines erhabenen Orientierungspunktes \Ngegenüber den Erschütterungen der Modernität. Dialogue: 0,9:59:59.99,9:59:59.99,Default,,0000,0000,0000,,Danksagung: Deutsche Untertitel \NMartin Peter, Electra und Nadine Hennig