WEBVTT 00:00:09.128 --> 00:00:12.274 Das ist der Microraptor, 00:00:12.274 --> 00:00:15.170 ein fleischfressender Dinosaurier mit vier Flügeln, 00:00:15.170 --> 00:00:17.201 der fast 60 cm lang war, 00:00:17.201 --> 00:00:21.209 Fisch fraß und vor etwa 120 Millionen Jahre lebte. 00:00:21.209 --> 00:00:26.276 Fast unser gesamtes Wissen über ihn stammt von solchen Fossilien. 00:00:26.276 --> 00:00:29.970 Ist die Farbe hier nur die Vermutung eines Künstlers? 00:00:29.970 --> 00:00:32.196 Die Antwort lautet nein. 00:00:32.196 --> 00:00:35.344 Das schimmernde Schwarz stimmt, 00:00:35.344 --> 00:00:40.518 denn Paläontologen haben Hinweise aus den Fossilien analysiert. 00:00:40.518 --> 00:00:44.708 Aber damit die Hinweise Sinn ergeben, müssen die Fossilien genau untersucht 00:00:44.708 --> 00:00:49.511 und die Physik hinter Licht und Farbe genau verstanden werden. 00:00:49.991 --> 00:00:53.692 Hier erst einmal, was man tatsächlich von einem Fossil sieht: 00:00:53.692 --> 00:00:58.386 Abdrücke von Knochen und Federn, die Mineralablagerungen hinterließen. 00:00:58.386 --> 00:01:00.550 Aus diesen Abdrücken ist erkennbar, 00:01:00.550 --> 00:01:02.436 dass die Federn des Microraptors 00:01:02.436 --> 00:01:07.572 den Federn moderner Dinosaurier, nämlich Vögeln, ähnelten. 00:01:07.572 --> 00:01:11.237 Aber woher kommen die bunten Federfärbungen der Vögel? 00:01:11.237 --> 00:01:15.827 Die meisten Federn beinhalten nur ein oder zwei Farbpigmente. 00:01:15.827 --> 00:01:18.403 Das Rot des Kardinals kommt vom Carotinoid, 00:01:18.403 --> 00:01:21.149 dasselbe Pigment, das Karotten orange färbt. 00:01:21.149 --> 00:01:23.875 Das Schwarz am Kopf stammt von Melanin, 00:01:23.875 --> 00:01:26.758 das Pigment, das unsere Haare und Haut färbt. 00:01:26.988 --> 00:01:30.462 In Vogelfedern ist Melanin jedoch nicht nur ein Farbpigment. 00:01:30.462 --> 00:01:34.154 Es bildet hohle Nanostrukturen, sogenannte Melanosomen, 00:01:34.154 --> 00:01:37.267 die in allen Farben des Regenbogens schimmern können. 00:01:37.267 --> 00:01:39.188 Das wird verständlicher, 00:01:39.188 --> 00:01:41.666 wenn man sich ein wenig mit Licht auskennt. 00:01:41.666 --> 00:01:45.065 Licht ist im Grunde eine winzige elektromagnetische Welle, 00:01:45.065 --> 00:01:46.825 die sich durch den Raum bewegt. 00:01:46.825 --> 00:01:49.323 Die Spitze wird Wellenberg genannt. 00:01:49.323 --> 00:01:53.485 Der Abstand zwischen zwei Wellenbergen heißt Wellenlänge. 00:01:53.485 --> 00:01:58.235 Die Wellenberge von rotem Licht liegen etwa 700 Milliardstel Meter auseinander. 00:01:58.235 --> 00:02:01.481 Die Wellenlänge von violettem Licht ist sogar noch kürzer, 00:02:01.481 --> 00:02:06.160 etwa 400 Milliardstel Meter oder 400 Nanometer. 00:02:06.160 --> 00:02:10.221 Wenn Licht auf die dünne Oberfläche des hohlen Melanosoms eines Vogels trifft, 00:02:10.221 --> 00:02:13.747 dann wird ein Teil davon reflektiert und ein Teil geht hindurch. 00:02:13.747 --> 00:02:18.020 Ein Teil des durchgelassenen Lichts wird an der inneren Oberfläche reflektiert. 00:02:18.020 --> 00:02:20.523 Die beiden reflektierten Wellen beeinflussen sich. 00:02:20.523 --> 00:02:22.447 Meistens heben sie sich gegenseitig auf, 00:02:22.447 --> 00:02:24.777 aber wenn die Wellenlänge des reflektierten Lichts 00:02:24.777 --> 00:02:27.839 mit der Wellenlänge der anderen Reflexion übereinstimmt, 00:02:27.839 --> 00:02:29.652 dann verstärken sie einander. 00:02:29.652 --> 00:02:33.044 Grünes Licht hat eine Wellenlänge von etwa 500 Nanometern, 00:02:33.044 --> 00:02:36.328 deshalb geben Melanosomen mit einem Durchmesser von 500 Nanometern 00:02:36.328 --> 00:02:38.283 grünes Licht ab. 00:02:38.283 --> 00:02:40.758 Kleinere Melanosomen geben violettes, 00:02:40.758 --> 00:02:43.551 größere Melanosomen rotes Licht ab. 00:02:43.551 --> 00:02:45.987 Natürlich ist das viel komplizierter. 00:02:45.987 --> 00:02:49.711 Die Melanosomen liegen gehäuft in Zellen, und andere Faktoren, 00:02:49.711 --> 00:02:52.671 zum Beispiel die Anordnung der Melanosomen in der Feder 00:02:52.671 --> 00:02:54.101 spielen ebenfalls eine Rolle. 00:02:54.101 --> 00:02:56.824 Aber jetzt zurück zu unserem Microraptor-Fossil. 00:02:56.824 --> 00:03:01.033 Als Forscher die Federabdrücke unter einem starken Mikroskop betrachteten, 00:03:01.033 --> 00:03:04.307 fanden sie Nanostrukturen, die wie Melanosomen aussahen. 00:03:04.307 --> 00:03:09.156 Röntgenanalysen der Melanosomen unterstützten diese Theorie weiter. 00:03:09.156 --> 00:03:13.384 Sie enthielten Mineralien, die von zerfallenem Melanin stammten. 00:03:13.384 --> 00:03:16.784 Die Forscher untersuchten dann 20 Federn eines Fossils 00:03:16.784 --> 00:03:20.961 und fanden heraus, dass die Melanosomen in allen 20 gleich aussahen. 00:03:20.961 --> 00:03:25.041 Daher waren sie sich ziemlich sicher, dass der Dinosaurier nur eine Farbe hatte. 00:03:25.041 --> 00:03:29.369 Sie verglichen die Melanosomen des Microraptors mit denen moderner Vögel 00:03:29.369 --> 00:03:33.288 und fanden große Ähnlichkeiten, aber keine genaue Übereinstimmung, 00:03:33.288 --> 00:03:37.115 zu den blaugrün schillernden Federn an Entenflügeln. 00:03:37.115 --> 00:03:40.998 Durch Analyse der genauen Größe und Anordnung der Melanosomen 00:03:40.998 --> 00:03:45.780 konnten sie feststellen, dass die Federn schwarz schillerten. 00:03:45.780 --> 00:03:48.897 Da jetzt die Farbe von fossilen Federn festgestellen werden kann, 00:03:48.897 --> 00:03:54.060 suchen Paläontologen nach mehr Fossilien mit gut erhaltenen Melanosomen. 00:03:54.060 --> 00:03:57.853 Sie fanden heraus, dass viele Dinosaurier, wie auch der Velociraptor, 00:03:57.853 --> 00:03:59.522 wahrscheinlich Federn hatten. 00:03:59.522 --> 00:04:04.857 Das heißt dann auch, dass einige Filme es biologisch nicht so genau nehmen. 00:04:04.857 --> 00:04:06.557 Schlaue Kerlchen.