2020 wird als "Jahr der Corona-Pandemie"
in die Geschichte eingehen.
Doch die WHO warnt vor einer
weiteren Bedrohung.
Während wir noch mit der Corona-Pandemie
zu kämpfen haben,
steht schon die nächste Katastrophe bevor:
eine Hungersnot.
Etwa 700 Millionen Menschen
hatten 2019 nicht genug zu essen
und die UN hat davor gewarnt,
dass zu dieser Zahl im Jahr 2020 noch
ca. 152 Millionen dazu kommen könnten.
COVID-19 hat das Problem
noch verschlimmert.
Doch auch schon vor der Pandemie
nahmen Hungersnöte zu
aufgrund von Armut,
einer wachsenden Bevölkerungszahl,
Krankheiten,
Konflikten
und dem Klimawandel.
Die Klimakrise könnte dazu führen,
dass im Jahr 2050
183 Millionen mehr Menschen Hunger leiden,
da die Erderwärmung beeinflusst,
wie Lebensmittel angebaut
und verteilt werden.
Aber wie beeinflusst der Klimawandel
die weltweite Lebensmittelproduktion?
Und welchen Einfluss hat er darauf,
wer gut essen kann und wer nicht?
Und wenn wir über eine
"grünere" Zukunft sprechen -
welche Veränderungen
können dafür sorgen,
dass uns nach der Corona-Pandemie
nicht eine weltweite Hungersnot droht?
Wenn wir über Klimawandel sprechen,
geht es oft darum,
welchen Einfluss das Klima in der Zukunft
haben wird
auf unsere Gesellschaft und die Umwelt.
Doch der Klimawandel beeinflusst uns
bereits jetzt.
Die Zahl der durch den Klimawandel
verursachten Katastrophen wie
wie Hitzewellen, Dürren
und Überschwemmungen
hat sich seit den 1990er Jahren
verdoppelt.
Ernten gingen zurück
oder wurden von Schädlingen zerstört,
wie den Riesenheuschrecken
in Ostafrika.
Außerdem gibt es Pflanzenkrankheiten,
die immer schwieriger hervorzusagen sind,
da sie durch das veränderte Klima
an Orten auftreten,
wo sie zuvor nie gesehen wurden.
Der Klimawandel macht unser Essen
auch weniger nahrhaft.
Wenn Weizen, Mais, Reis und Soja
den für 2050 vorhergesagten CO2-Levels
ausgesetzt werden,
verlieren sie 10 % ihres Zink-,
5 % ihres Eisen-
und 8 % ihres Proteingehalts.
Auch die Ozeane werden betroffen sein.
Wird das Wasser wärmer,
ziehen Fische,
die eine bestimmte Temperatur bevorzugen,
in andere Gegenden.
Damit benötigen diejenigen,
die auf Fisch als Nahrungsgrundlage bauen,
in Zukunft andere Nahrungsquellen.
Steigende Temperaturen bedeuten auch,
dass Regionen,
die einst für den Anbau
bestimmter Getreidesorten geeignet waren,
dies schlicht nicht mehr sind.
Wenn Arbeit knapp wird
oder die Landwirtschaft
keine Lebensgrundlage mehr darstellt,
verlassen Menschen ihre Heimat
und ziehen in Städte,
um andere Einnahmequellen zu finden,
richtig?
Und da es schwieriger wird,
eine gute Ernte
aus bestehender Landwirtschaft
zu erzielen
gleichzeitig aber die Bevölkerungszahl
und der Nahrungsbedarf steigen,
ist der Ackerbau
bis in die Wälder vorgedrungen.
Nehmen wir den Amazonas
in Brasilien:
Durch die Rodung des Waldes
für die Landwirtschaft,
wurde das Klima trockener und wärmer,
was zu immer schlimmeren Dürren führte.
Und dann der Wasserverbrauch.
Die Landwirtschaft verbraucht
70 % der weltweit immer knapper werdenden
Frischwasservorkommen.
In den meisten Teilen der Welt
weiß man viel zu wenig
über Grundwasservorkommen
und wie man diese nachhaltig
zur Bewässerung von Getreide
und Pflanzen einsetzt.
In Afrika südlich der Sahara ist nur
1 % des bewirtschafteten Landes
für Grundwasserbewässerung ausgerüstet,
im Vergleich zu 14 % in Asien.
Doch in anderen Ländern
kann auch zu viel Wasser
zum Problem werden.
Wie zum Beispiel in meinem Land
- Bangladesh -
wo wir im Mai einen großen Zyklon hatten,
der zu verheerenden Überschwemmungen
führte und die Reisernte vernichtete.
Dies führte zu einer erheblichen
Nahrungsmittelknappheit
und zu einem starken Defizit
in der landwirtschaftlichen Produktion.
Wie also beeinflusst der Klimawandel
wer Zugang zu Nahrung hat und wer nicht?
Es wird vor allem schwieriger,
eine gesunde Ernährung zu gewährleisten.
Kosten für gewisse Lebensmittel
werden steigen -
vor allem, wenn es um verderbliche
Nahrungsmittel geht.
Verderbliche Lebensmittel sind meist
die gesünderen.
Und genau diese werden im Preis steigen,
da es aufgrund des Klimawandels
schwieriger wird,
sie über Ozeane oder Landwege
zu transportieren.
Darunter wird vor allem
die ärmere Stadtbevölkerung leiden,
die sich die steigenden Preise
nicht leisten können.
Der Klimawandel hat bereits jetzt
die größten Auswirkungen
auf die Bevölkerungsgruppen,
die am wenigsten in der Lage sind,
darauf zu reagieren.
Die Auswirkungen werden sich in Zukunft
voraussichtlich noch verstärken
und genau die Menschen treffen,
die am wenigsten darauf reagieren können
aufgrund fehlender Ressourcen,
mangelnder Versorgung und Armut.
Es könnte auch die Selbstversorger
treffen,
die Lebensmittel nur für sich selbst
und ihre Familien anbauen.
Extremwetter oder Schädlinge
könnten ganze Ernten vernichten.
Und auf globaler Ebene könnten Staaten,
die stark auf Nahrungsmittelimporte
wie Fleisch oder Reis angewiesen sind,
ebenfalls darunter leiden,
wenn die globale Nahrungsmittelversorgung
nicht ausreicht
und exportierende Staaten Lebensmittel
für ihre Bevölkerung zurück halten.
Was kann also verändert werden?
Wollen wir nach der Corona-Pandemie
eine umweltfreundlichere Welt schaffen,
sollten wir unsere Ernährungsweise durch
mehr pflanzliche Nahrungsmittel verändern.
Die Lebensmittel, die wir momentan
anbauen und verzehren,
sind besonders vom Klimawandel betroffen.
Und gleichzeitig tragen die Systeme,
welche eben diese Nahrungsmittel erzeugen,
zu Klimawandel und Umweltzerstörung bei.
Die globale Nahrungsmittelproduktion
verursacht etwa ein Viertel
der weltweiten Treibhausgasemissionen.
Wir haben herausgefunden,
dass die Lebensmittelproduktion allein
uns davon abhält, das 1,5°C Klimaziel
in den nächsten 30-45 Jahren zu erreichen.
Die Fleisch- und Milchproduktion hat
den größten CO2-Fußabdruck,
aufgrund ihres hohen Bedarfs an Getreide,
Wasser und Land.
Wenn wir den Verzehr von Fleisch
und Milchprodukten einschränken,
könnte sicherstellen,
dass genug Essen für alle da ist,
und zudem beitragen,
die Erderwärmung zu verringern.
Um den drohenden Ernteverlusten
entgegenzuwirken,
könnte man auf mehr Diversität setzen.
Neue Getreidesorten, die Dürren
und Überschwemmungen standhalten,
werden entwickelt und vermehrt angebaut.
Allerdings hängt auch deren Erfolg von
guten saisonalen Wetterbedingungen ab.
Länder, die besonders von Hungersnöten
und den Folgen des Klimawandels
betroffen sind,
verfügen oft über wenig Ressourcen,
um sich daran anzupassen.
Finanzielle Unterstützung ist also
ebenfalls wichtig.
Arme Menschen, vor allem
arme Bauern aus Ländern wie meinem -
Bangladesch - sind die Verlierer.
Sie sind es, die unter den Auswirkungen
zu leiden haben.
Gleichzeitig können die Interventionen,
die nötig sind,
um Emissionen zu verringern oder
sich an die Auswirkungen des Klimawandels
anzupassen,
oft zu neuen Ungleichheiten führen,
wenn die Interessen und Bedürfnisse
schutzbedürftiger Gemeinschaften
nicht berücksichtig werden.
Der Einfluss des Klimawandels
auf die Ernährungssicherheit
verschärft die Ungleichheiten
auf unserem Planeten.
Was ist also die Herausforderung?
Die Corona-Krise ist
ein Vorbote der Klimakrise,
auf einer längeren Zeitschiene.
Nach vorne blickend
müssen wir überlegen,
wie wir Redundanz, Widerstandsfähigkeit
und Vielfalt erreichen können,
um uns nicht weiterhin in diesen
ausweglosen Umständen wiederzufinden,
wo die Dinge gut laufen,
solange nichts Außergewöhnliches passiert,
aber alles kollabiert,
sobald größere Probleme auftreten.