36c3 Vorspannmusik
Herald: Jetzt brauch ich ein bisschen eure
Hilfe. Wer von euch weiß, wie wo man sich
das Wetter von vor 40 Jahren raussuchen
kann? Eins, zwei, drei, vier. Okay, nicht
mal ein Prozent des Publikums. Wer weiß
was "Warming Stripes" sind? Das sind
genauso viele und auch noch die gleichen
Leute, verdammt! Und wer will wissen, ob
es früher mehr Schnee gab? Fast alle von
euch. Ihr werdet's in diesem Talk nicht
erfahren, aber ihr werdet hier lernen wie
es geht. Und das wird euch Manuel zeigen.
Der macht sonst was mit Schwerkraft zur
Nutzung von öffentlichen Klimadaten. Einen
Riesenapplaus, bitte!
Applaus
Manuel: Hallo zusammen und einen
wunderschönen guten Morgen! Ich mache
normalerweise was mit Schwerkraft. Ich
durfte ja vor zwei Jahren schon mal was
vortragen darüber, wie man mit
Satellitenmethoden das Schwerefeld der
Erde bestimmt, daraus Massenveränderungen
berechnet und dann sagen kann: Ja, in
Grönland schmilzt im Jahrzehnt so und so
viel Eis. Oder wir nutzen so und so viel
zu viel Grundwasser in verschiedenen
Regionen der Welt. Ich arbeite eigentlich
mehr im lokalen Bereich. Ich möchte
wissen: Was ist die Schwerkraft, das
kleine "g"? Also hier, oder sagen wir da
unten. Und da stören mich zeitlich
variable Effekte sehr stark. Also Sonne,
Mond, Sterne. Das kann ich herausrechnen,
das ist ja einfach. Problem ist eher die
Atmosphäre. Also aus messtechnischer Sicht
ist Atmosphäre von Nachteil. Leider können
wir da meistens relativ wenig dran ändern.
Da ist halt Atmosphäre. Darum berechne ich
für mich den Effekt der tatsächlichen,
sich zeitlich ändernden Atmosphäre, im
Vergleich zu einer Referenz-Atmosphäre,
die zeitlich nicht veränderlich ist. Und
der einfachste Ansatz, wenn ich das in
meinen Schweremessungen berücksichtigen
will, ist halt: Ich messe selber. Also ich
hab hier mein kleines Gravimeter. Damit
kann ich relative Schwereänderungen
messen. Wie ändert sich das mit der Zeit?
Daneben liegt ein Datenlogger, der
zeichnet mir den Luftdruck auf. Ja,
wunderschön. Ich habe den tatsächlichen
Luftdruck. Ich ziehe die
Referenzatmosphäre, also den
Referenzluftdruck ab. Dann hab ich da so
eine kleine Korrektur, die ich berechnen
muss. Also diesen Delta Luftdruck mal Pi
mal Daumen, also ungefähr mal 3, also mal
drei Nanometer pro Sekunde Quadrat. Das
ist ein mittlerer weltweiter
Korrekturfaktor. Dann hab ich die
zeitlichen Variationen in der Schwere
durch die Atmosphäre weg. Ja, fast. Die
tatsächliche Atmosphäre wird nicht allein
durch den Luftdruck jetzt hier an meinem
Punkt oder da neben meinem Gerät
beschrieben. Man kann sich ja vorstellen,
ich messe da einen Luftdruck von, sagen
wir, 1000 hPa. Aber über mir in der
Atmosphäre ist eine große Menge
Wasserdampf, also ein hoher
Luftfeuchtigkeitsgehalt in den oberen
Atmosphärenschichten. Jetzt messe ich an
einem anderen Tag. Ich habe wieder 1000
hPa Luftdruck an meinem Gerät. Aber über
mir ist sehr geringe Luftfeuchtigkeit,
also ein geringer Wasserdampfgehalt. Das
ist eine unterschiedliche Masse.
Wasserdampf hat auch Masse, hat somit
einen Effekt auf das Schwerefeld und auf
die Messung, die ich durchführe. Das weiß
man auch schon seit ein paar Jahrzehnten,
dass man diese Korrektur mit diesem
Daumenfaktor auch weiter treiben kann.
Also ist der zweite Schritt: Ich suche mir
eine Möglichkeit herauszufinden, wie sehen
die Atmosphärenschichten über mir aus?
Durch ein 3D-Atmosphärenmodell, durch ein
Klimamodell. Ich hab hier mal als Beispiel
eines meiner Ergebnisse dargestellt. Der
Plot oben zeigt so die Atmosphärenhöhe bis
zu 50 km. Ich habe also aus diesem Modell,
das ist so in Schichten aufgeteilt, 37
Schichten. Ich kann das auch bis in 80
Kilometer machen, und ich berechne mir
anhand verschiedener Klimavariablen, die
ich aus dem Klimamodell bekomme, sowas wie
Luftfeuchtigkeit, Temperatur, Luftdruck in
den Höhen, so die Dichte dieser
Atmosphärenschicht. Und wenn ich die
Dichte habe und die Geometrie der
Atmosphärenschichten, dann kann ich mir so
nach Newton die Attraktion berechnen, also
wie stark zieht die Atmosphäre, die über
mir ist, das Gravitationsfeld, mich, nach
oben? Wir messen g - 9,81 Meter pro
Sekunde Quadrat - wir messen da in der
zehnten an der achten bis neunten
Nachkommastelle. Das ist die Genauigkeit,
die wir erreichen können. Mit den Geräten,
so wie ich das gerade eben gezeigt habe.
Und wenn ich mir jetzt das Bild oben
anschaue, dann ist auf der x-Achse die
Zeit, auf der y-Achse die Höhe. Und man
sieht auch so kleine Strukturen drin, und
das sind so die einzelnen
Atmosphärenschichten. Und der Effekt jeder
einzelnen Atmosphärenschichten ist so
plusminus 15 Nanometer pro Sekunde
Quadrat. Und der untere Plot zeigt die
Summe des oberen Plots. Und das ist so,
ja, man kann so rechnen, das spielt sich
ab so plusminus 100 nm/s2. Also Erfolg.
Ich habe eine bessere Korrektur als
vorher. Das kann man auch an vielen
Vergleichen feststellen. Jetzt fragt ihr
euch: Das ist ja ein sehr spezielles
Problem, das ich hier habe. Ja, stimmt.
Also was machen wir jetzt damit? Ich
möchte im Folgenden über großen
Datenreichtum berichten, den jeder so frei
- positiv besetzten Datenreichtum -, den
jeder selber nutzen kann. Ich zeige euch
verschiedene Dienste, wo es Wetter oder
Klimadaten frei zum Herunterladen gibt, wo
man selber Visualisierungen machen kann
und in seinen eigenen Projekten verwenden
kann. Man könnte anders sagen: Ich rede
über FTP-Server mit ASCII-Dateien, über
APIs zum Datendownload und Online-
Toolboxen zur Visualisierung und Analyse,
und über Eyecandy. Der dritte Punkt -
müssen wir mal schauen, ob wir das in der
Zeit schaffen. Vorher gibts auch schon ein
bisschen Farbe. Ich selber bin Nutzer
dieser Daten. Also ich zeige, was ich so
gefunden habe. Ich gehe nicht darauf ein,
wie ein Klimamodell erstellt wird. Da war
am Tag eins ein Talk mit dem Titel
"Climate Modeling", den ich dafür weiter
empfehlen möchte. Ich kann hier nur kleine
Ausschnitte von diesen Diensten zeigen.
Die sind wesentlich umfangreicher in ihren
Fähigkeiten. Und auch zu den Daten selber
kann ich in dieser kurzen Zeit nicht
komplett alles darstellen. Aber alle diese
Dienste sind sehr umfangreich
dokumentiert. Das kann jeder für sich
selber nachsehen. Alles, worüber ich jetzt
gleich spreche, da gibt es im Fahrplan ein
Dokument, das sämtliche Dienste aufführt,
alle Ressourcen nennt auf GitHub - wenn
Ihr nach "36c3_klima" sucht, dann findet
ihr da die Skripte, die ich genutzt habe,
um die Daten herunterzuladen für diesen
Talk und um die Abbildungen zu erzeugen.
Also fangen wir an mit selber messen.
Funktioniert ja häufig sehr gut. Außer
wenn man bedenkt, das sind Messgeräte, die
über serielle Schnittstelle mit Windows-
PCs sprechen. Da muss man auch schon mal
schauen, ob jemand anders die Daten schon
für einen gemessen hat. Da kommt zuerst
der Deutsche Wetterdienst ins Spiel, der
auch Klimamodelle selber erzeugt. ICON und
COSMO sind da die aktuellen Ausgaben für
Europa und weltweit. Aber hier geht es
jetzt eigentlich erst mal um Wetterdaten,
die ich darstellen möchte. Die werden auf
verschiedenen Kanälen verteilt. Das erste
ist das Climate Data Center Portal. Das
ist ein interaktives Webtool. Da kann ich
mir klicken, welche Parameter möchte ich
wissen? Dann kann ich mir auf einer Karte
eine Station klicken, und dann kriege ich
die Daten. Wenn man ein GIS einsetzt, dann
kann man auch über Schnittstellen des
Deutschen Wetterdienstes Web Feature oder
Mapping Service einbinden und so Daten
erhalten. Da möchte ich nicht weiter
darauf eingehen. Ich habe ja ASCII-Dateien
vom FTP-Server versprochen, mit denen wir
uns jetzt näher beschäftigen würden. Da
gibt es für Stationen Stationszeitreihen
verschiedener Messgrößen: Temperatur,
Luftdruck, Niederschlag und ähnliches. Und
daraus aufbereitete Rasterdaten, die
Gesamtdeutschland erfassen. In jedem
Datenverzeichnis gibt es dann Metadaten zu
eingesetzten Geräten, Fehlerquellen und
die Beschreibung, wie dieses Produkt, wenn
es ein Produkt ist, erstellt wurde. Wir
haben hier eine Stationsübersicht des
Deutschen Wetterdienstes in Deutschland.
Der Dienst selber stellt auch Daten Europa
und global eingeschränkt bereit. Ich
konzentriere mich jetzt hier gleich auf
eine Zeitreihe aus Deutschland.
Fünfhundert Stationen haben in diesem
Monat Messzeitreihen abgeliefert,
beigesteuert. Und ich möchte hier
hauptsächlich über Lufttemperatur zwei
Meter Höhe über dem Boden reden. Wenn man
sich einmal die Länge der Zeitreihen
ansieht, dann sieht man eigentlich: Die
meisten sind so um die 20 Jahre, da gibt
es aber auch welche mit 60 Jahren, 80
Jahren und ganz hinten gibt's eine Station
mit über 120 Jahren, das ist Potsdam am
Telegrafenberg. Da kann man sich jetzt mal
die Stationszeitreihe herunterladen.
Temperatur. Weil die täglichen Messungen
eigentlich nur ein dickes blaues Band hier
in dem Plot wären, habe ich schon mal
Monatsmittelwerte gebildet. Ja gut, da
sieht man jetzt den jährlichen Zyklus,
nicht wahr? Es gibt Mitte des Plots auch
mal viele kältere Jahre, und Ende des
Plots wird das irgendwie wärmer. Wenn man
aus den Monatsmitteln die Jahresmittel
bildet, sieht das Ganze so aus. Und
spätestens in dieser Darstellung erkennt
man, was eigentlich auch hinlänglich
bekannt ist: Dass in den letzten 100
Jahren so die Durchschnittsgeschwindigkeit
- das sind ja Jahresdurchschnittswerte -
leicht angestiegen sind. Eine moderne oder
aktuelle Darstellungsweise für diese Art
der Zeitreihe ist ja so jetzt diese
Warming Stripes oder Wärmestreifen. Wer
mal so Material von den Scientists vor
Future gesehen hat da sind so im
Hintergrund immer so blau-weiß-rote
Streifen, die die Erwärmung zeigen sollen.
Das kann man so aus diesen Jahresmitteln
berechnen. Da wird einfach für eine
bestimmte Referenzepoche, sagen wir 1960
bis 90, so der Mittelwert genommen. Das
waren jetzt hier für Potsdam 8,7 Grad, und
abgezogen. Dann habe ich diese obere
Zeitreihe, also Mittelwert plus minus zwei
bis zweieinhalb Grad, ist die Variation da
etwa. Und die untere Farbskala ist ja
limitiert auf plus minus zweieinhalb Grad.
Und so kommen halt zustande für Temperatur
untere Mittel so leicht blaue bis
tiefblaue Balken und für die höheren
Temperaturen halt leicht rot bis leuchtend
rot. Erstellt ist das Ganze nach der Seite
„Show Your Stripes“. Kann man sich
angucken, wenn man auf die Seite geht,
dann hat man hier den ersten Plot, so
global weltweit. Interessant ist hier
eigentlich der Punkt unter „information“.
Da steht, wo die Daten herkommen. Also
jetzt schaue ich doch mal, was die hier
über uns sagen. Europa, Germany. Das Bild
sieht jetzt ungefähr so aus wie das, was
ich eben hatte. Und unter „Information“
steht jetzt "annual average temperatures",
okay, 1881 bis 2018 vom DWD. Wenn man das
für andere Regionen macht, dann bekommt
man auch jeweils die Datenquelle. Und oben
rechts unter FAQ findet man dann auch die
entsprechenden Services dafür. Gut also.
Es gibt offensichtlich beim Deutschen
Wetterdienst Daten deutschlandweit
Temperaturen ab 1881. Da war mein erster
Gedanke vor ein paar Monaten, als ich
diesen Beitrag eingereicht habe: Das
könnte man ja mal machen, dass da jeder
jetzt kommen kann, nach Koordinate, und
dann berechne ich mir: Wie sieht es jetzt
für meinen Wunschort aus? Die Idee hatte
nicht nur ich. Das hatte auch Zeit ONLINE
vor zweieinhalb Wochen. Mit dem Artikel
"Viel zu warm hier" haben Sie so ein Tool
bereitgestellt. Da kann man eingeben in
die Maske seinen Wunschort - Leipzig, und
erhält dann diesen Streifen. Und man
sieht, wenn man an dem rechten Bild unten
die letzte Zeile liest, - mal von rechts
nach links: Inspiriert von Ed Hawkins, das
ist dieses ShowYourStripes.Info, Quelle:
Deutscher Wetterdienst, das ist dann diese
Datenzeitreihe, und unter Methodik ist
letzten Endes das beschrieben, was ich
auch gerade erklärt habe, Plus da wird
noch drauf eingegangen, wie das Geo Coding
geht, das ich jetzt "Leipzig" tippe und
nicht die Koordinate von Leipzig. Also
schauen wir uns einmal ganz kurz diesen
Datensatz an, also Flächendaten des
Deutschen Wetterdienstes. Da gibt es auch
wiederum viele verschiedene Variablen. Ich
zeige jetzt ja wieder drum die
Lufttemperatur. In dieser Animation ist
aber jedes einzelne Pixel 1x1 Kilometer -
die Auflösung des Datensatzes - , und für
jedes Pixel ist halt dieser Mittelwert
berechnet und abgezogen. Die Animation ist
quasi der Warming Streifen für jeden
einzelnen Pixel dargestellt. Die
Koordinaten sind unglücklicherweise Gauß-
Krüger. Das ist ein rechtwinkliges
Koordinatensystem, sehr schön zum
Interpolieren, wenn man denn Gauß-Krüger-
Koordinaten kennt. Für das Skript auf
GitHub habe ich dann das noch in
geografische Koordinaten umgerechnet. Die
Flächendaten des DWDs, also wirklich viele
Produkte, manche beginnen erst in den
1950ern, so etwas wie Niederschlag oder
so. Durchaus interessant, aber das hier
war ja alles nur Oberfläche. Ich habe ja
gerade gesagt, ich brauche die dritte
Dimension. Also brauchen wir Klimamodelle,
und das beständig, zeitlich
kontinuierlich, wo ich mich darauf
verlassen kann, dass ich in fünf Jahren
noch die gleichen Daten bekomme. Da haben
eine Kollegin vor mir und ich uns
entschieden für das European Center for
Medium-Range Weather Forecasts - der Name
sagt schon: Es ist eine EU-Institution,
getragen von den EU-Mitgliedstaaten, und
deren Aufgabe ist Wettervorhersage.
Wunderschön. Es ist gleichzeitig eine
Forschungseinrichtung. Sie erstellen ihre
eigenen Klimamodelle und nach eigener
Beschreibung das weltweit größte
Datenarchiv für Klimadaten. Die Modelle
gehen zurück bis 1979. Für das Aktuelle
ist angestrebt, das bis auf 1950
auszudehnen. Mal schauen. Da bekomme ich
dann nochmal altes Wetter her, wenn ich
nicht „Tagesschau vor 40 Jahren“ gucken
will. Innerhalb des Copernicus Programms -
das ist das EU-Programm zur Erdbeobachtung
- stellt das ECMWF den sogenannten Climate
Change Service. Das ist die Datenquelle,
auf dem sie Ihr aktuellstes Modell
verbreiten. Das Copernicus Programm bietet
auch freien Datenzugang in sechs
Themenschwerpunkten. Davon ist Climate
Change einer. "Freie" hat ein Sternchen,
weil einer der Themenschwerpunkte ist halt
Security, und da ist es dann mit dem
freien Datenzugriff vielleicht etwas
eingeschränkt. Ich habe es nicht genau
nachgeguckt. Schauen wir uns diesen
Climate Change Service einmal an. Geht aus
dem WLAN, ich will eine Demo machen. Da
wird man begrüßt mit „Welcome to the
climate data store“ - Store im Sinne von
Speicher, nicht im Sinne von Shopping -
und hat drei freundliche Buttons auf der
Seite. Auf die ersten zwei werden wir
gleich genau eingehen, der dritte, das ist
ein Hilfe-Forum. Das ist auch tatsächlich
hilfreich. Also das aktuellste Modell von
denen nennt sich ERA5, also ECW, Free
Analysis Nr. 5. Das hat normal eine
Auflösung von so 25 bis 30 Kilometer auf
Land und auf See. Und wenn man sich
speziell für Klimaparameter der Landmassen
interessiert, wie z.B. Bodenfeuchtigkeit
bis in 4 Meter, da gibt es noch eine
hochaufgelöste Version, die nennt sich
ERA5 Land. Aber das ist für meine Arbeit
nicht so entscheidend. Und standardmäßig
wird geliefert: Eine stündliche Auflösung
und Monatsmittelwerte. Und zwar von 1979
bis heute vor fünf Tagen. Den Datenzugriff
schauen uns gleich genauer an. Die Scripte
hierfür und für das Auslesen des NetCDF-
Formats gibt's dann auf GitHub. NetCDF-
Bibliotheken gibt es für Python, Octave,
Matlab, was immer man da machen möchte.
Das schauen wir uns jetzt ganz kurz an.
Ich möchte jetzt nicht selber den ganzen
Krempel installieren, diese Datenmenge
runterladen. Da hilft uns der Climate Data
Store weiter, also Copernicus - da gibts
so eine ONLINE Toolbox. ...du warst schon
geladen. Also man hat links, auf der
linken Seite einmal so das was man schon
beschrieben hatte, mit ein paar
Beispielen, die zeigen, wie das Ganze zu
funktionieren hat. Und es gibt auch hier
die Dokumentation der Funktionen. Das ist
jetzt nicht weiter wichtig. Ich presse
schon mal auf play, weil das kann dauern.
Das Script ist dann auch verfügbar über
den Fahrplan. Das lädt nur deshalb jetzt
so schnell, weil ich das vorhin schon
ausgeführt hab. Normal kann das schon mal
10, 20 Minuten dauern, weil die Daten
werden zusammengestellt und dann
präsentiert. Das Skript selber hat einen
Teil, indem ich definiere, was ich haben
möchte. Also ich habe drei Klimavariablen
2-Meter-Temperatur, Schneetiefe und
totaler Niederschlag. Das sind die Namen
so wie sie im Datenkatalog vorhanden sind,
auf den ich gleich zu sprechen komme. Ja,
ich definiere hier mittig ein paar
Koordinaten, für die ich den Plot
erstellen möchte. Das ist jetzt hier
Leipzig. Und das ist die Datenanfrage, wo
ich ganz einfach sage: Ein Gitter 0,25
Grad, das ist die höchste Auflösung. Ich
kann auch sagen, ich möchte ein Grad
Auflösung, dann ist die Datenmenge
natürlich kleiner. Mein Zeitraum, den ich
haben möchte, also alle Jahre, alle
Monate. Und ich habe unten noch
eingeschränkt das Gebiet, soll jetzt hier
nur Deutschland sein. Wenn ich ein
größeres Gebiet anfordere, dann kann die
Anforderung auch länger dauern. Man kann
durchaus, wenn man Monatskarten anfordert,
schon mal sechs bis zwölf Stunden warten,
dass die runtergeladen werden. Also, der
Dienst setzt so täglich 30 bis 40 Terabyte
an Daten um, die er an Benutzer sendet.
Gut, das Ergebnis haben wir jetzt hier
gleich dargestellt. Man kann hier rein
zoomen, sich Ausschnitte ansehen. Wir
haben ja drei verschiedene Variablen
angefordert. Man kann auch mal die
Schneetiefe anschauen. Schneetiefe ist
hier als Wasseräquivalent: Man nehme an,
der gesamte Schnee ist geschmolzen, und
ich habe eine durchgehende Wasserschicht
in dieser Gitterzelle. Und ich kann hier
meinetwegen noch Koordinaten ändern. Und
dann wird der Plot neu für diese
Koordinaten erzeugt, sofern ich diesen
Datensatz für diese Koordinaten vorher
runtergeladen habe. Also wenn ich jetzt
hier eine Nordamerika-Koordinate eingebe,
funktioniert das nicht - ich habe ja nur
die Daten für Deutschland angefordert. Das
ist die erste Möglichkeit. Ich kann da
schnell Plotten lassen. Ich muss da keine
Gigabyte Datenströmen runterladen. Ich
muss nur diese Skriptsprache so ein
bisschen beherrschen. Aber schauen wir uns
doch mal die eigenen Daten insgesamt an,
den Katalog, denn meine Berechnungen sind
zu komplex, um sie in dieser Toolbox
durchzuführen. Außerdem bekommt man so
einen Überblick darüber: Was gibt das da
überhaupt alles? Ganz grundsätzlich hat
dieser Climate Data Store nicht nur jetzt
diese ERA5 Klimadaten, sondern allerlei
Produkte schon vorrätig. also hier:
"Arktische Seerouten": Wie entwickelt sich
das für die Schifffahrt zum Beispiel. Aber
wir wollen jetzt ERA5. Hier sehen wir alle
Produkte zum Thema ERA5, die es so gibt.
So gibt es hier zum Beispiel die Lösung so
stündliche Atmosphärenparameter seit 1979,
bis heute vor 5 Tagen. Da gibt es jetzt
drei Möglichkeiten, das runter zu
bekommen. Ich habe schon angesprochen, es
gibt eine Python API, die man sich
installiert. Dann kann man das ganze
gescripted runterladen. Da möge man bitte
bei größeren Mengen auch die Download
Policy beachten. Die empfehlen
Monatsstücke einzeln runterzuladen, wenn
man zum Beispiel eine Zeitreihe von 2 oder
3 Jahren haben möchte. Sonst kann man
durchaus mehrere Tage in der Download-
Schlange hängen. Man hat hier erst mal
eine Beschreibung des Produkts. Okay, und
kann man rechts den Scrollstreifen sehen?
Das ist die Liste der ganzen Parameter,
die es gibt. Da ist sicher was für jeden
dabei. Aber wir wissen ja, was wir haben
wollen. Hier ist schon mal ausgewählt,
weil ich das vorhin geklickt habe:
"Populäre Datensätze", also Kunden, die
2m-Temperatur klickten, klickten auch
totalen Niederschlag und meinetwegen
Luftdruck. Für andere Variablen ist das
hier so thematisch geordnet, so Wind,
Schneefall und so weiter. Man kann sich
den Zeitraum klicken, Zeitpunkte, das
Format. Und wenn ich jetzt mein eigenes
Python-Skript starten möchte, kann ich
über "Show API Request" mir dann direkt
darstellen lassen: Mit dieser Anfrage, in
Python ausgeführt auf meinem Rechner,
bekomme ich den vorhin angeklickten
Datensatz. Wenn ich jetzt das für die
Toolbox machen möchte, die ich gerade
gezeigt habe, dann kann man auf "Toolbox
Request" klicken, kann sich diesen
Abschnitt hier in sein Skript kopieren, wo
dann noch die Visualisierung darunter ist.
Muss man also auch nicht von Hand machen.
Oder wenn man den Download-Link möchte,
dann klickt man halt auf "submit form".
Und dann wird das gezeigt, was man schon
mal herunterladen wollte. Und er hat
erkannt: Das habe ich schon mal haben
wollen. Also hier wäre der Downloadlink,
normalerweise. Wie gesagt, je nach
Datenmenge kann das mehrere Stunden oder
vielleicht auch mal einen Tag dauern. Dass
die Daten zusammengesucht wurden und zum
Download bereit stehen. Wenn man das
höchst aufgelöste Klimamodell möchte, das
ist auf Magnetbänder gespeichert, das
dauert dann halt ein bisschen. Gut, wenn
das jetzt alles nichts für einen war, dann
gibt es immer noch vorbereitete
Themenbereiche, wo es für bestimmte Themen
wie zum Beispiel "Auswuchs des Ausmaßes
arktischen Meereises über die letzten 40
Jahre" bereits vorbereitete Applikationen
gibt, die live die Daten laden und dann
visualisieren. Also man sieht, ich lade
eigentlich immer wieder die gleiche Seite,
es sind nur unterschiedliche Reiter, die
ich hier habe, also Applications. Da haben
wir vorhin schon gesehen, es gibt eine
Navigation. Wann ist die Nordwestpassage
eisfrei? Wann ist da Schifffahrt möglich?
Da wird man sehen, dass das von Jahr zu
Jahr ein längerer Zeitraum ist. Es gibt,
was gibt's denn hier, Überlebensfähigkeit
einer bestimmten Mückenart in Europa.
Zukünftig. Der Einmarsch von
Tropenkrankheiten zum Beispiel über diese
Mücke, wie wird sich das entwickeln? Aber
ich bin ja beim Klima, also schauen wir
uns mal den ERA5 Explorer an! Der
präsentiert uns zuerst eine Karte bzw. ich
klicke das, was ich schon geladen habe.
Man erhält also so eine Karte. Das ist die
Weltkarte, man kann darin zoomen, sich
einen Ort suchen, für den man jetzt die
gesamten Klimadaten der vergangenen 40
Jahre anzeigen möchte. Dann bekommt man
hier rechts so das Ergebnis gezeigt. Der
erste Plot zeigt dann quasi für die 40
Jahre, für jeden Monat, die
Durchschnittstemperatur, die maximalen
minimalen Tageswerte. Wenn man also
irgendwo in den Urlaub fährt, zur Arbeit
fährt, nicht weiß, wie ist dort das Wetter
im März, kann man sich das hier einmal
quasi direkt visualisieren lassen. Gut,
Warming Stripes, da haben wir drüber
gesprochen. Aber wie ist das denn, die
langfristige Entwicklung an so einem Ort?
Das hier ist jetzt geklickt ungefähr
Leipzig. Diese Darstellung zeigt jetzt die
gesamte Zeitreihe und glättet das mit
Fünf-Jahres-Mittelwerten, und dargestellt
werden Sommertage. Das sind Tage mit einer
maximalen Temperatur über 25 Grad,
Frosttage, das sind Tage mit einer
Minimaltemperatur unter null Grad, und
tropische Nächte, das sind Nächte, in
denen es mindestens 20 Grad als
Minimaltemperatur hat. Und da jetzt die
Entwicklung der vergangenen 40 Jahre,
sieht man halt jetzt für diesen geklickten
Ort. Anstieg der Sommertage also
Durchschnittstemperatur über 25 Grad,
Niedergang der Frostnächte. Aber
interessant, auch wenn es nur ein kleiner
Prozentsatz ist, ist eigentlich auch: die
tropischen Nächte, in denen es nicht
kälter wird als 20 Grad, ist halt auch in
der Zunahme. Also das waren von diesem
Climate Data Store von dem ERA5-Modell so
verschiedene Anwendungsfälle. Für das, was
man selber programmieren kann, habe ich
wie gesagt Beispielscripte oder wenn man
sich nur ein bisschen umschauen möchte,
gibt es halt diese vorbereiteten
Applikationen. Für den Fall, dass die Demo
nicht funktioniert.. Das letzte ist ein
Dienst der NASA, der in erster Linie die
verschiedenen Satellitenmissionen der NASA
und zum Teil auch der ESA darstellt. Das
nennt sich Nasa EOSDIS Earth Observing
System Data Information System. Wer früher
schon mal mit NASA Daten gearbeitet hat,
dem wird das vor vier Monaten aufgefallen
sein, dass die Daten nicht mehr einfach
zum Klicken und Runterladen sind. Man
braucht jetzt diesen EarthData UserID, um
zu seinen früheren Datenarchiven zu
kommen. Das Visualisierungstool ist
Worldview. Das kann in GIS-Systeme
exportieren, die man hat. Man kann den
SourceCode runterladen und eine Instanz
bei sich selbst laufen lassen, die die
Daten von den NASA Datendiensten heraus
abgreift. Wenn wir uns das mal anschauen,
wird man auch wieder mit bereits
aufbereiteten thematischen Präsentationen
begrüßt, die einem eigentlich
hauptsächlich die Fähigkeiten dieses
Visualisierungsdienstes zeigen. Man sieht
im Hintergrund das aktuelle
Satellitenbild. Man kann in der linken
Spalte verschiedene Layer auswählen, was
man dargestellt haben möchte, das sind so
ungefähr 900, geben die an. Aus
Zeitgründen schauen wir uns nur mal an,
sowas wie: Feuer in Kalifornien und Teilen
Kanadas. Das ist einfach nur das
Satellitenbild, so gut, man kann es auch
rechts in der Beschreibung lesen. Man
sieht schon so in dem Bild, das da
irgendwie so Rauch rüberzieht. Jetzt wird
das mit verschiedenen Satellitenmissionen
kombiniert. Jeder rote Punkt ist durch die
Satellitenmission, durch das Moderate
Resolution Imaging Spectroradiometer
(MODIS) identifizierte Feuer schon
deutlicher zu erkennen. Den Rest kann man
sich auch selber anschauen. Und eigentlich
entscheidend ist: Man kann sich hier auch
durch die Zeit dieser
Satellitenbeobachtungen quasi zeitlich
zurück bewegen, inklusive das Erstellen
von Animationen, also einen Satelliten-
Film einer bestimmten Größe, für die man
sich interessiert, sei es
Meerestemperatur, das jetzt Wildfeuer,
verschiedene Gaskonzentrationen in der
Atmosphäre, Aerosole, Rauch, Schadstoffe.
Da kann man gerne wahrscheinlich ein paar
Tage mit verbringen. Die Daten hier im
Hintergrund sind alle frei
herunterzuladen. Man muss sich allerdings
auch hier für den Account registrieren,
was aber zumindest in meinem Test keine
Probleme gegeben hat. Abschließend kann
man sagen, es gibt einen reichen
Datenschatz, den man zu diesem Thema
Wetter und Klimadaten nutzen kann, der
auch explizit für den öffentlichen
Nutzer/Nutzerinnen verfügbar ist. Die
Einstiegshürden sind relativ gering. Wie
gesagt, wir beginnen mit FTP-Server und
ASCII-Dateien. Die Einstiegshürde ist ja
die Darstellung und dann, wenn man
bestimmte Analysen machen möchte, wie das
funktioniert. Aber auch wenn man nicht
programmieren möchte, habe ich zumindest
eine Handvoll Tools gezeigt, wo teilweise
thematisch bereits aufbereitete Themen
sind, die durchaus von Interesse sein
können. Oder die einem zeigen, was letzten
Endes alles möglich ist. Die Antwort auf
die Frage war jetzt früher mehr Schnee?
Die kann sich hoffentlich jetzt jeder
selber suchen. Die Ressourcen dafür sind
im Fahrplan. Auf GitHub gibts die passenden
Beispiel-Skripte dazu bei der Suche nach
36c3_Klima, oder man kann mich hier
ansprechen, sei es per DECT oder über die
Mailadresse im Fahrplan. Da möchte ich
mich für die Aufmerksamkeit und das
Interesse bedanken und nutzt mehr
öffentliche Daten. Dankeschön.
Applaus
Herald: So kommen wir zum Fragenteil Wer
von euch hat Fragen? Hände hoch und ran an
die Mikrofone. Keine Fragen aus dem
Internet? Das Mikrofon Nummer neun, bitte.
M9: Bei Folie zwölf haste ja so
Deutschland mit ner Kilometer mal
Kilometer Auflösung gehabt. Da war ganz am
Anfang bei 1800 irgendwas rum so ein roter
Punkt so in Höhe NRW. Weißt du, was das
war?
Manuel: Nee, kann ich jetzt so nicht genau
sagen. Also diese Daten sind interpoliert
aus den Stationsbeobachtungen oder wie der
deutsche Wetterdienst zu der Zeit geheißen
hat plus weiterer Dienste, die die
gleichen Qualitäten bieten. In der
Beschreibung des Produktes auf dem Server
findet man weitere Informationen zu den
relevanten Literatur Quellen.
Herald: Mikrofon Nummer drei, bitte!
M3: Vielen Dank für den Talk und vielen Dank
für die ganzen coolen Quellen. Ich habe
tatsächlich eine Frage zu eher deinem
Gebiet, und zwar relativ anfangs. In den
Folien hattest du mal argumentiert oder
gesagt, dass es auch Effekte der
Atmosphäre gibt, die die Erdbeschleunigung
verringern, nein Schmarrn, verstärken. Die
Skala ging in beide Richtungen, sowohl ins
Positive als auch Negative. Woher kommt
das?
Manuel: Also das ist der... Also da wir die
Atmosphäre nicht entfernen können oder
sollten, machen wir unsere Berechnungen
bezogen auf eine zeitlich nicht variable
Atmosphäre, also Normalatmosphäre. Das ist
so Normaldruck auf Meeresspiegelniveau,
1013 hPa, und da kann man sich mit Formeln
herrechnen, in welcher Höhe meiner Station
welcher Luftdruck herrschen sollte. Der
normale Vorgang ist eigentlich, ich messe
meinen lokalen Luftdruck, mal angenommen
am Meeresspiegel, ich messe 1020. Dann hab
ich also sieben hPa Differenz zu dem
Referenzdruck, sieben Hektopascal mal drei
Nanometer pro Sekunde-Quadat, sind 21
nm/s2. Das ist die Attraktionswirkung, die
die Luftmasse selber hat.
Luft wiegt ja auch was. Und der Effekt
die Masse der Luft drückt auf die
Erdoberfläche, und die Erdoberfläche
deformiert sich je nach Masse. Also ich
habe ein Hochdruckgebiet, dann deformiert
sich die Erdmasse stärker. Ich habe ein
Tiefdruckgebiet, dann wird sie sich wieder
leicht ausdellen. Und das ist der Effekt
der Messungen, der dann meine
Schweremessung um in diesem Fall 21
Nanometer pro Sekunde Quadrat beeinflusst.
Das ist natürlich, wie gesagt, so ein
Daumenwert. Mit den Methoden jetzt über
die Atmosphäre hat man dann eine etwas
bessere Korrektur. Das heißt, wenn ich
weiß, dass irgendwo ein Signal durch einen
nahegelegenen, sagen wir ein Meer, durch
einen See oder ein Meeresteil, durch
Küste, dann habe ich eine bessere
Korrelation. Wenn ich jetzt meine Methode
benutze mit den Pegeldaten, weil
Meerwasser ist auch mehr Schwere oder
weniger Wasser weniger Schwere, als wenn
ich jetzt diesen Daumenwert benutze.
Herald: Kannst du diese Geschwindigkeits
Angabe nochmal irgendwie für uns fassbares
Mass schicken? So eine Viertelsekunde pro
Jahr oder sowas?
Manuel: Welche Geschwindigkeit?
Herald: Wie sehr die Erde verlangsamt
wird?
Manuel: Also das hat jetzt nichts direkt
mit Erdrotation zu tun. Das geht jetzt bei
mir wirklich nur darum, das kleine g, die
9,81m/s2, wie ändert sich das durch die
Masse der Atmosphäre, durch den
Wassergehalt und Ähnliches. Tatsächlich
hat natürlich die je nachdem, wie die
Atmosphäre auf die Erde verteilt hat das
auch einen Effekt auf die Erdrotation, so
Sommer, Winter. Also wo ist wieviel
Atmosphärenmasse gerade, Nord-,
Südhalbkugel, da reden wir aber um
Millisekunden also die tägliche
Erdrotation variiert im Millisekunden-
Bereich je nach Massenverteilung der Erde.
Herald: Mikro Nummer 2, bitte.
M2: Von mir auch herzlichen Dank für
den Zugang. Du hast gesagt, dass das
Downloaden der Daten zum Teil sehr lange
dauert. Liegt es jetzt an der Menge, oder
dass die auf Ihren Servern lokal die Daten
erst zusammenstellen müssen?
Manuel: Ja, letzteres also, je nachdem,
wie groß die Datenmenge ist, die man haben
möchte. Die Daten werden dann für einen
von den Datenservern zusammengesucht, und
dann lädt man das runter. Also man
verbringt erst eine gewisse Zeit, quasi in
der Warteschlange. Das können dann so 4-5
Stunden sein, und dann dauert das ne
knappe Stunde, bis die Daten gesammelt
sind und dann je nach Internetverbindung
halt. Wenn man jetzt so ein 10 Gigabyte
Datensatz angefordert hat, das ist so ein
Monat Europa, drei verschiedene
Klimavariablen, die gesamte Höhe der
Atmosphäre. Das ist das, was ich so
brauche. Das sind so 10 Gigabyte. Aber man
muss den Rechner nicht zwischendurch
laufen lassen. Wenn man das Skript einfach
am nächsten Morgen nochmal startet, dann
sieht das der Server. Aha, der hat da
schon nach gefragt. Die Daten stehen
bereit, und sie werden runtergeladen. Aber
wie gesagt, der Dienst setzt pro Tag 30,
40 Terrabyte um. Man stellt sich halt
hinten an.
Herald: Mikrofon Nummer 1 bitte. M1:Noch eine
Frage zum Schwerenetz. Wofür braucht man
denn die Daten, die jetzt in der 8. oder
9. Nachkommastelle gemessen werden?
Manuel: Meine Arbeit beschäftigt sich mit
der Entwicklung neuartiger Sensoren, also
präziser Gravimeter. Wenn mir jetzt einer
sagen möchte, ich habe das präzisere
Gerät, und dann schaue ich in die
Datenbank. Und da ist jetzt noch irgendwie
ein komischer Bogen. Dann sage ich dem "Da
ist ein Bogen in deinen Daten. Du bist
doch genauer." Also muss ich ein möglichst
genaues Modell der tatsächlichen, zeitlich
variabel Schwereänderung haben. Insgesamt
ist das interessant für alles, was man
sonst direkt nicht messen kann, aber Masse
ist. Grundwasser ist ein weit verbreitetes
Anwendungsgebiet. Man kann nicht
überall..., gut in Deutschland ist ein
weit verbreitetes Netz an
Grundwasserbohrungen und
Grundwasserpegeln, wo die zuständigen
Landesämter diese Daten erfassen. Wenn man
das Glück nicht hat, dann ist Gravimetrie
eine Möglichkeit zu überprüfen, wie
verhält sich das Grundwasser? Wir hatten
ein großes Regenereignis. Bleibt das
Grundwasser vor Ort oder fließt das ab?
Das wäre eine Möglichkeit, mit Gravimetrie
festzustellen. Und auch hier müssen wir
alles korrigieren bis auf diesen
Grundwassereffekt. Auch da braucht man
dann genaue Atmosphärenmodelle.
M1: Hätte ich noch eine Anschlussfrage?
Gibt es für diese Grundwasserwerte auch
öffentliche Daten?
Manuel: In der Regel ja, die muss man
allerdings... Da gibt es jetzt keinen so
Verteiler, keine Seite, auf den man
klicken kann. Das ist relativ
unterschiedlich von Bundesland zu
Bundesland. In der Regel hat die jetzt...
ich komme aus Hannover. Da gibt es in der
Stadtverwaltung eine Abteilung, wo dann
das Untermenü ist Grundwasser, und da kann
man persönlich anfragen. Da bekommt man
das frei, wenn man so
Wissenschaftsforschung macht, oder ich
weiß nicht, ob man das alles bezahlen
muss, kann ich jetzt leider nicht genau
sagen. Aber es ist Aufgabe der Stadt, der
Kommune, in der Regel.
Herald: Mikrofon Nummer zwei, bitte!
M2: Das sind ja alles Klimamodelldaten
also nicht aktuell gemessen, da fliegt ja
keiner in zwei Kilometer und misst das.
Wann werden die gerechnet? Werden die
aktuell gerechnet? Werden die hinterher
gerechnet? Werden die vorher gerechnet?
Manuel: Also das ERA5, das ist jetzt quasi
immer fünf Tage zurück. Es wird das Modell
gerechnet, mit den Daten, die jetzt gerade
anfallen. Bis vor kurzem gab es eine
Verzögerung von drei Monaten, und man muss
auch jetzt noch damit rechnen, dass quasi
wenn ich jetzt heute Daten nehme, die für
vor zwei Wochen sind, dass sich diese
Daten noch leicht ändern können, weil halt
die jetzt gerade gemessenen Daten noch
einfließen können in das Modell. Aber man
hat so eine Verzögerung im Moment von
fünf Tagen, die, wie das erstellt
wird, so ein Modell ist, wie gesagt, am
Tag eins im Talk Climate Modeling ist das
enthalten gewesen.
Herald: Mikrofon Nummer eins, bitte.
M1: Wenn die Daten berechnet werden,
heißt das, das wird auch nachträglich
wieder langfristig in die Vergangenheit
zurück korrigiert, wenn man bessere
Modelle hat?
Manuel: Die machen regelmäßige, ja
regelmäßig, alle zehn Jahre ungefähr kommt
eine neue Version dieses Modells heraus,
das ERA-Interim der Vorgänger, das war vor
zehn Jahren. Und die halten beide Modelle
vor. Ich kann jetzt hingehen und sagen,
ich nehme einen Zeitpunkt aus den 80er-
Jahren und vergleiche beide Klimamodelle.
Was kommt da raus? Gibt's da Diskrepanzen?
Wie das genau mit der Erstellung geht,
kann ich jetzt so nicht sagen. Aber ich
habe die Möglichkeit, auch wenn ich meine
Arbeit mit der einer Kollegin von vor zehn
Jahren vergleichen will. Ich kann mir
immer noch das Klimamodell von damals
laden und mit meinen eigenen Methoden
vergleichen. Das ist bei diesem ECMWF
eigentlich ein großer Vorteil, dass alle
Modelle relativ zeitlang noch weiter
gepflegt werden und parallel verfügbar
sind für gleiche Zeiträume.
Herald: Als letzte Frage Mikrofon Nummer
Mikrofon 5:
Ja, hallo. Ich wollte fragen, ob
Europa der Vorreiter ist mit der
Bereitstellung der Daten oder weltweit
wirklich die Daten gut, also wirklich
öffentlich gemacht werden und dass jeder
die gleichberechtigt benutzen kann?
Manuel: Das kann ich so nicht beantworten.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass das
andere meteorologische Anstalten gibt, die
wie der Deutsche Wetterdienst auch die
Daten so frei zur Verfügung stellen bzw.
dieses Klimamodell wie das ERA5 auch
vergleichsweise woanders bereitgestellt
wird. Für die amerikanische Version würde
ich auf diesem von mir zuletzt gezeigten
Data Dienst tippen, dass es da enthalten
ist. Ganz genau wie gesagt, kann ich das
so nicht sagen. Das deutsche Wetter. Der
Deutsche Wetterdienst hat eigene
Klimamodelle, wo ich mir auch nicht sicher
bin, ob die frei zugänglich sind. Der
Grund, warum damals dieses ECMWF
aufgenommen wurde, war genau, weil ich das
und auch meine Kollegin vor mir so direkt
nutzen konnte. Also, wenn man sich da
klickt, da steht auch explizit nicht nur
Forschung, Wissenschaft, Commercial da, da
steht explizit auch public interest, also
jeder Bürger, Bürgerin, sich da bedienen
kann und soll. Die Frage ist natürlich,
wenn ich jetzt ein kommerzielles Produkt
daraus mache. Da müsste man persönlich
nochmal nachlesen, wie die Einschränkungen
sind.
Herald: Vielen Dank für diesen sehr
interessanten Talk einen großen Applaus.
Manuel: Ja, vielen Dank für die
Aufmerksamkeit.
Applaus
36c3 Abspannmusik
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