[Dieser Vortrag enthält Beschimpfungen
und Beschreibungen sexueller Gewalt]
"Ashley Judd, du dumme Schlampe."
"Du kannst keinen verklagen,
weil du als Fotze bezeichnet wurdest."
"Verpiss dich, wenn du das Internet
nicht aushältst, du Hure."
"Ich wünschte, Ashley Judd würde
einen schrecklichen Tod sterben.
Sie ist das Allerletzte."
"Ashley Judd, du bist der Grund,
warum Frauen nicht wählen sollten."
"Twisted ist so ein schlechter Film,
dass ich ihn noch nicht mal
vergewaltigen will."
"Was auch immer du tust,
sag's nicht Ashley Judd. Sie stirbt
alleine mit einer vertrockneten Vagina."
"Wenn ich eine ältere Frau ficken müsste,
oh mein Gott,
ich würde Ashley Judd so hart ficken,
die Schlampe ist echt heiß.
Die unverzeihliche Scheiße,
die ich mit ihr tun würde."
Online-Misogynie ist eine globale
Gleichstellungs-Tragödie
und es ist unerlässlich, dass sie aufhört.
(Applaus)
Die Stimmen von Mädchen und Frauen
und ihrer Vertreter werden auf
eine Art und Weise eingeschränkt,
die persönlich, wirtschaftlich,
professionell und politisch schadet.
Schränken wir diese Beschimpfungen ein,
wird unsere Freiheit größer.
Ich bin Fan des Kentucky Basketball Teams
und an einem schönen Märztag tat ich,
was ich -- unter anderem --
am Besten kann:
Ich feuerte meine Wildcats an.
Die Osterglocken blühten,
aber die Schiedsrichter pfiffen nicht,
wie ich es ihnen sagte.
(Lachen)
Die waren zwar vor
dem Sprungball sehr nett,
aber während des Spiels
haben die mich ignoriert.
(Lachen)
Drei unserer Spieler bluteten, also
hab ich getan, was getan werden muss,
einen Tweet geschrieben.
[@ArkRazorbacks Foul kann den Freiwurf
meines Team am Ar... lecken --
@KySportsRadio @marchmadness @espn
hat schon 3 Spieler blutig geschlagen.]
Für mich es ist normal, so behandelt
zu werden, wie gerade beschrieben.
Auf sozialen Medienas wie Twitter
oder Facebook passiert mir das täglich.
Seit ich Twitter 2011 beigetreten bin,
haben Frauenhass und
Frauenhasser zahlreich bewiesen,
dass sie alles, was ich tue, belauern.
Meine Spiritualität, meinen Glauben,
mein "Hillbilly"-Dasein --
ich darf das sagen, Sie nicht --
Alles ist erlaubt.
Ich reagierte darauf
auf ganz unterschiedliche Weise.
Ich habe versucht, auf Leute einzugehen.
Ein Typ hat mir diesen hypersexuellen,
widerlichen Kram geschrieben,
und da war ein Mädchen in seinem Avatar.
Ich habe geantwortet und gesagt:
"Ist das Ihre Tochter?
Dann macht es mir wirklich Angst,
dass Sie so über Frauen denken und reden."
Seine Antwort hat mich überrascht:
"Da haben Sie wohl Recht. Entschuldigung."
Manchmal wollen Menschen
Verantwortung übernehmen.
Ein anderer Typ sinnierte
zu ich weiß nicht wem,
dass ich wohl die Definition
einer Fotze sei.
Ich war 14 Jahre mit
einem Schotten verheiratet
und sagte: "Das Wort bedeutet
in anderen Länderen etwas ganz anderes --
(Lachen)
aber ich bin mir sicher, dass du dem
globalen Standard für Penner genügst."
(Lachen)
(Applaus)
Ich habe versucht, drüber zu stehen
oder dagegen zu halten,
aber meistens scrolle ich
durch diese Social-Media-Plattformen
und mache ein Auge halb zu,
um es nicht zu sehen.
Aber das reicht nicht.
Was man sieht, sieht man.
Es ist traumatisch.
Und insgeheim hoffte ich immer,
dass alles, was diese Leute
über mich sagen,
nicht wahr ist.
Denn selbst ich,
eine bekennende Feministin,
die am Altar von Gloria betet --
(Lachen)
habe das Patriachat verinnerlicht.
Das ist entscheidend.
Das Patriarchat sind nicht
Jungen und Männer.
Es ist ein System,
an dem wir alle teilnehmen,
auch ich.
An diesem einen Tag
verursachte dieser Tweet
über das Basketballspiel
aus irgendeinem Grund einen Cybermob.
Ein bitterer, globaler Strom
von abscheulichen Hassreden:
Drohungen von Mord und Vergewaltigung.
Als ich in dieser Nacht
alleine in meinem Nachthemd dasaß,
klingelte mein Telefon:
es war mein geliebter Exmann
und er sprach auf meinen
Anrufbeantworter: "Liebling ...
was dir gerade passiert, ist nicht okay."
Weil er sich in dieser Nacht
für mich eingesetzt hat,
konnte ich mich auch
für mich selbst einsetzen.
Also fing ich an zu schreiben.
Ich begann darüber zu schreiben,
dass ich alle Formen von
sexueller Gewalt überlebt habe,
unter anderem drei Vergewaltigungen.
Daraufhin kamen Hasstiraden --
und hier sind einige Kommentare
aus den Medien.
"Petze" genannt zu werden, ist toll.
[Jay: Sie hat jede Sekunde genossen!!!]
Publikum: Oh, mein Gott!
Danke Jesus, für Gnade und Barmherzigkeit.
Also schrieb ich
einen feministischen Gastbeitrag.
Er heißt: "Vergesst Euer Team:
Eure Online-Gewalt
gegen Mädchen und Frauen
kann mich am Arsch lecken."
(Lachen)
(Applaus)
Das habe ich im Alleingang
geschrieben und veröffentlicht,
weil mein Berater sagte:
"Bitte tu's nicht,
ein unausweichlicher Gegenschlag
aus Mist wird kommen --
und ich habe Angst um dich."
Aber ich vertraue Mädchen und Frauen,
und unseren Verbündeten.
Es wurde veröffentlicht und viral,
und zeigte, dass Online-Frauenhass
alltäglich von uns ertragen wird --
überall auf der Welt.
Wenn er andere mit einbezieht,
ist es noch schlimmer.
Sexuelle Orientierung,
Geschlechtsidentität,
Hautfarbe, Herkunft, Religion --
egal was,
es verstärkt die Gewalt,
die Frauen erfahren.
Für junge Mädchen ist es schlimmer,
eine traumatisiserende Erfahrung.
Unsere Psyche,
unsere emotionale Gesundheit,
wird so stark angegriffen,
weil die Androhung von Gewalt
neurobiologisch als Gewalt erlebt wird.
Der Kortisolspiegel steigt,
das limbische System springt an,
unsere Produktivität in der Arbeit leidet.
Wo wir schon bei Arbeit sind:
Frauenhass schränkt
unsere Möglichkeiten ein.
Bei der Online-Suche von Bewerberinnen
tauchen Nacktbilder auf,
falsche Behauptungen,
sie hätten Geschlechtskrankheiten,
ihre Adressen, und dass sie
bereit wären, Sex zu haben,
und in manchen Fällen
tauchen tatsächlich Leute dort auf,
und fordern Sex.
Wir können nicht mehr
einfach in die Schule gehen.
96 % aller sexuellen Bilder
von jungen Menschen im Internet
zeigen Mädchen.
Unsere Mädchen.
Unsere Jungen teilen
zwei- bis dreimal so häufig
-- ohne Einverständnis --
Bilder.
Und dann ist da noch Rache-Pronographie.
Eine Folge dieses Tweets
war meine Verbindung
mit anderen Aktivisten,
die für ein sicheres
und freies Internet kämpfen.
Wir haben das "Speech Projekt" gestartet,
es soll Missbrauch einschränken
und Freiheit ausweiten.
Die Website bietet ein wichtiges Forum,
weil es keine globalen Gesetze gibt,
um das zu erreichen.
Auf dieser Website geben wir eine Liste
von Standard-Definitionen an,
weil es schwer ist,
ein Verhalten zu bekämpfen,
wenn wir dieses Verhalten
nicht gleich definieren.
Rache-Pornographie wird oft
bedrohlich falsch gebraucht.
Gemeint ist das Teilen eines Bildes,
ohne Zustimmung,
um ein Mädchen oder eine Frau
bloßzustellen und zu beschämen,
indem man versucht,
uns zu pornographieren.
Unsere natürliche Sexualität --
Ihre sicher auch --
ist doch großartig und wundervoll.
Sie auszudrücken
ist noch lange keine Pornographie.
(Applaus)
Ich habe diese Möglichkeiten,
die viele andere Menschen nicht haben.
Ich konnte das "Speech Project"
mit Kollegen starten,
ich werde von sozialen
Medien und Unternehmen beachtet,
ich werde bald
die Facebook-Zentrale besuchen.
Aber das ändert nichts daran,
wie über mich berichtet wird ...
Ich bezahle tatäschlich jemanden dafür,
meine sozialen Medien zu "säubern",
um meinem Gehirn das täglichen Trauma
von Hassreden zu ersparen.
Und wissen Sie was?
Auch dafür nur Hass.
"Du lebst in einem kleinen,
zensierten Echoraum."
Wissen Sie was?
Wenn jemand mein Gesicht
mit geöffnetem Mund postet,
und sagt, er könne es kaum erwarten,
"auf meinem Gesicht zu kommen",
habe ich das Recht, Grenzen zu setzen.
(Applaus)
Der Unterschied zwischen
virtuell und real ist trügerisch,
denn genau das
ist mir tatäschlich passiert,
als ich ein Kind war.
Dieser Tweet brachte dieses Trauma zurück
und ich musste damit fertig werden.
Was tun wir jetzt?
Jetzt sammeln wir all die Hassreden,
nehmen sie auseinander
und kategorisieren sie.
Mit diesen Daten können wir
die Inhalte verstehen.
Wann ist es Pornographie?
Wann geht es um politische Meinung?
Wann geht es um Alter,
oder um alles zusammen.
Wir werden diesen Kampf gewinnen.
Es gibt so viele Lösungen,
zum Glück,
und ich werde nur ein paar vorstellen.
Natürlich ist das ein Aufruf an Sie,
Ihre eigenen zu finden.
Erstens müssen wir das Verständnis
für digitale Medien fördern,
und Geschlechterunterschiede ansprechen.
Kinder, Schulen, Betreuer, Eltern:
das ist unentbehrlich.
Zweitens ...
sollten wir über unsere Freunde
in der Technikbranche sprechen?
Voller Respekt und Würde sage ich:
der Sexismus in eurem
Arbeitsfeld muss aufhören.
(Applaus)
(Beifall)
EDGE,
der globale Standard
für Gleichberechtigung,
ist das geforderte Minimum.
Mal ehrlich, Silicon Valley,
wenn L'Oréal in Indien,
auf den Philippienen, in Brasilien
und Russland sich daran halten kann,
dann könnt ihr das auch.
Keine Ausreden mehr.
Erst, wenn genug Frauen in allen
Abteilungen eurer Unternehmen,
und auch in der Gründungsphase
von Plattformen, vertreten sind,
werden sich unsere Unterhaltungen
über Prioritäten und Lösungen ändern.
Mit noch mehr Liebe
für die Technikbranche:
In Videospielen von Frauenhass
zu profitieren, muss aufhören.
Ich kann nicht mehr hören,
wenn ihr auf Parties mit mir redet
und wie kürzlich in Aspen sagt,
wie schändlich #Gamergate war,
obwohl ihr Milliarden an Spielen verdient,
in denen die Verletzung von Frauen
zum Sport gemacht wird.
Basta! -- wie das Italiener sagen würden,
es reicht!
(Applaus)
Unsere Freunde in der Strafverfolgung
haben noch viel zu tun,
weil wir wissen,
dass Online-Gewalt eine Erweiterung
von direkter Gewalt ist.
In unserem Land
wurden mehr Frauen und Mädchen,
von ihren Partnern ermordet,
als Frauen am 11. September,
und seitdem in Afghanistan
und im Irak gestorben sind.
Es ist nicht cool, das zu sagen,
aber es ist wahr.
Wir kümmern uns viel mehr darum,
was Männer da drüben
Frauen dort drüben antun.
2015 riefen 72.828 Frauen den Notruf
für häusliche Gewalt in den USA an.
Nicht inbegriffen sind Mädchen, Frauen
und Jungen, die ihn gebraucht hätten.
Die Strafverfolgung muss
mit neuer Technologie gefördert werden,
mit den Mitteln und dem Verständnis
für diese Plattformen
und wie sie funktionieren.
Die Polizei wollte helfen,
als Amanda Hess anrief
und von der Morddrohung gegen sie
auf Twitter berichtete.
Aber das konnten sie nicht,
weil sie fragen mussten:
"Was ist Twitter?"
Unsere Gesetzgeber
müssen Gesetze schaffen,
die die heutige Technologie,
unsere Ansichten zu freier Rede
und Hassreden reflektieren.
In New York konnte ein Täter kürzlich
nicht zur Rechenschaft gezogen werden,
weil die Verbrechen,
selbst unter Anonymität,
über das Telefon, die Post
oder Fax begangen werden müssen.
(Lachen)
Gesetze müssen technologieneutral
formuliert sein.
Angeblich bin ich ziemlich direkt.
Deshalb, liebe Freunde,
ihr weißen Männer:
"Sie haben eine Rolle zu spielen
und eine Entscheidung zu treffen.
Sie können etwas tun,
oder nichts tun."
Hier im Raum sind alle einverstanden,
aber da draußen werden alle sagen:
"Oh Gott, das ist umgekehrter Rassismus."
Dieses Zitat stammt von
einem weißen Mann, Robert Moritz,
einem Vorsitzenden von
PricewaterhouseCoopers,
der mich gebeten hat, es hier vorzutragen.
Wir müssen Unterstützung
und Hilfegruppen aufbauen,
damit Opfer sich gegenseitig
unterstützen können,
wenn ihre Leben und Finanzen
auf diese Weise entgleisen.
Jeder von uns muss bei Gewalt
gegen Frauen einschreiten.
92 % der jungen Leute
unter 30 erleben sie.
72 % von uns haben sie erlebt.
Wir müssen den Mut und Drang haben,
sie aufzuhalten, während sie entsteht.
Und zuletzt:
Glauben Sie ihr!
Glauben Sie ihr.
(Applaus)
Dies ist ein Problem
menschlicher Kommunikation.
Ich glaube, dass Kommunikation
die Basis für Besserung ist.
Deshalb wird ein Trauma,
das nie verändert wird, weitergegeben.
Edith Wharton sagte:
"Das Ende ist im Anfang verborgen",
deshalb werden wir am Ende dieser Rede,
Hassreden mit Liebesbotschaften ersetzen.
Weil diese Sache mich einsam macht,
aber ich weiß, dass wir Verbündete sind.
Kürzlich habe ich gelernt,
wie Dankbarkeit und Bestätigung
negativen Erfahrungen entgegenwirken.
Man braucht fünf positive Interaktionen,
um eine negative wettzumachen.
Vor allem Dankbarkeit,
die kostenlos und immer
und überall verfügbar ist,
für jeden in jedem Dialekt,
regt den anterior cingulären Cortex an,
eine weichenstellende Region im Gehirn,
die es mit großartigen
Hormonen überschwemmt.
Deshalb werde ich grandiose Dinge
über mich sagen,
und Sie sollen diese an mich zurückgeben.
Das könnte so klingen:
(Lachen)
Ich bin eine starke Frau und
dann würden Sie sagen: "Ja, das bist du."
Publikum: Ja, das bist du.
Ashley Judd: Meine Mama liebt mich.
P: Ja, das tut sie.
AJ: Ich habe einen
tollen Vortrag gehalten.
P: Ja, das hast du.
AJ: Ich habe das Recht, hier zu sein.
P: Ja, das bist du.
AJ: Ich bin echt süß.
(Lachen)
P: Ja, das bist du.
AJ: Gott tut Gutes.
P: Ja, das tut er.
AJ: Und ich liebe euch!
Vielen Dank, dass ich hier sein durfte.
Gottes Segen.
(Applaus)