Von wegen "alles wird gut". Heute wird es Böse. Wer oder was ist das eigentlich? Der Teufel? Die Illuminaten? Die Schwiegermutter? In der Regel wird das Böse als Inbegriff des moralisch Falschen verstanden, eine das Weltgeschehen beeinflussende Grundkraft, die dem Guten gegenüber steht. Sprich: Wo Licht ist, ist auch Schatten. Klar! Gott gegen den Teufel, der Westen gegen Terroristen, Aspirin gegen Kopfschmerzen ... aber zurück zum einzelnen Menschen. Wer bestimmt eigentlich die Definition des "moralisch Falschen"? Je nach ethischer Position gibt es da nämlich erhebliche Unterschiede in der Definition. Für den Bibelkritiker Benedict de Spinoza war das Böse all das, was "die Selbstbehauptung des Einzelnen hemmt." Eine Kraft von außen also, die uns Menschen an der freien Entfaltung hindert. Für Kant ist das Böse ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Natur, da der Mensch nicht nur mit Vernunft ausgestattet sei, sondern auch mit "empirischen", ganz weltlichen Bedürfnissen. Der Hang zur "Dunklen Seite" - er steckte also schon immer in uns? Sein aufklärerischer Mitstreiter Rousseau sieht das anders. Für ihn ist der Mensch von Geburt an gut. Erst das Leben in der Gemeinschaft vergifte ihn, mache ihn böse. Sind wir nun böse geboren, oder macht die Gesellschaft uns böse? Nietzsche warf all das über den Haufen, erklärte das "Gute" zum "Schlechten" und das "Böse" schlichtweg zu einem Konstrukt christlicher "Sklavenmoral". Leibniz befasste sich besonders eingehend mit dem Bösen. Gleich drei Kategorien machte Leibniz aus. Da ist das malem physicum: Schmerzen, Verlust, Einsamkeit und Armut ... alles, was man nicht einmal seinem schlimmsten Feind wünscht. Dann beschrieb Leibniz noch das malum metaphysicum: kleine Imperfektionen, von göttlicher Hand eingebaute Sollbruchstellen. Der Mensch selber kann laut Leibniz nur auf eine Art böse sein - durch das malum morale, das moralische Übel. Die Sünde, die man begeht, wenn man sich von Gott abwendet. Der Existenzphilosoph Karl Jaspers teilte im 20. Jahrhundert das Böse im Menschen ebenfalls in drei Stufen auf. Erstens: Triebhaftigkeit jeder Art. Zweitens: Der Mangel an Willen zum Guten. Und drittens: Der Wille zum Bösen. Das ist doch interessant! Fanden wir nicht schon immer Darth Vader aufregender als den in olle Öko-Leinen gehüllten Luke Skywalker?! Egal von welchem religiösen oder ideologischem Standpunkt man ausgeht – das "rein" Böse: Töten, Stehlen, Lügen - ist das, was schlecht ist für das Individuum und die Gesellschaft. Dennoch scheint es so, als bräuchten wir das Böse. Gut und Böse stehen in einem dualistischen Verhältnis. Das eine kann nicht ohne das andere. Sonst wäre Ozzy Osborne nur mehr ein tattriger Familienvater; und jeder Hollywoodfilm würde mit dem Happy End beginnen und ohne Gegenspieler dahinplänkeln. Wir brauchen das Böse als Gegenpol. Um uns in der ethischen Welt zu Recht zu finden.