Mein Name ist Jonathan Zittrain
und während meiner letzten Arbeiten war ich immer ein bisschen pessimistisch.
Also dachte ich mir, heute morgen bin ich mal ein Optimist
und gebe Grund zur Hoffnung
für die Zukunft des Internets,
indem ich mich auf dessen gegenwärtige Situation stütze.
Vielleicht scheint es ja, als gebe es heute weniger Hoffnung als zuvor.
Die Menschen sind nicht mehr so nett. Es gibt nicht mehr so viel Vertrauen.
Ich weiß nicht... Wir können ja als einfaches Beispiel
einen kleinen Test vornehmen.
Wie viele Leute von Ihnen sind schon einmal per Anhalter gefahren?
Ich weiß. Wie viele Leute sind in den letzten 10 Jahren
per Anhalter gefahren?
Genau. Was hat sich also geändert?
Es ist nicht der verbesserte öffentliche Verkehr.
Das gibt also Grund zur Annahme, dass wir
zur Ablehnung neigen, uns in die falsche Richtung bewegen.
Aber ich möchte Ihnen gerne drei Beispiele geben,
um Ihnen zu zeigen, dass sich der Trend
tatsächlich in die andere Richtung bewegt.
Und es ist das Internet, das ihm auf die Sprünge hilft.
Also, Beispiel Nummer 1: Das Internet selbst.
Diese Herren hier sind drei der Gründer des Internets.
Sie waren sogar zusammen in der Schule,
in derselben Schule in einem Vorort von Los Angeles in den Sechzigern.
Vielleicht gab's da einen Französischklub oder einen Debattierklub.
Sie hatten einen "Bauen wir ein globales Netzwerk"-Klub,
und der hat sehr gut funktioniert.
Hier sieht man sie auf der Newsweek-Ausgabe
anlässlich ihres 25. Jahrestages des Internets.
Und wie Sie sehen können,
sind sie ziemliche Spinner.
Sie hatten eine große Einschränkung
und eine große Freiheit,
als sie sich ihr globales Netzwerk erdachten.
Die Einschränkung war Geldmangel,
Kein Kapital zum Investieren,
das man bei einem physischen Netzwerk
für Lastwagen und Leute brauchte,
und einen Umschlagplatz, um über Nacht Pakete zu sortieren.
Das hatten sie alles nicht.
Aber sie hatten eine unglaubliche Freiheit:
Sie mussten nämlich kein Geld damit verdienen.
Das Internet hat keinen Businessplan, und hatte es nie.
Keinen Geschäftsführer,
keine verantwortliche einzelne Firma, die es erschaffen sollte.
Stattdessen gibt es Leute, die sich treffen,
um etwas aus Spaß zu machen
und nicht, weil man es ihnen gesagt hat,
oder weil sie ein Vermögen dabei verdienen wollten.
Dieser Ethos führte zu einer Netzwerkarchitektur,
dessen Struktur keinem digitalen Netzwerk entsprach,
das es damals oder seitdem gegeben hat.
Sie war sogar so ungewöhnlich,
dass man das Internet zunächst nicht für möglich hielt.
Noch 1992 sagte IBM bekanntermaßen,
dass man ein Firmennetzwerk unmöglich
über ein Internetprotokoll errichten könnte.
Und selbst einige Internetfachleute heute sagen,
das ganze Ding ist ein Pilotprojekt und es ist immer noch nichts entschieden.
(Lachen)
Deshalb passt als Maskottchen der Internettechnologie,
wenn es denn eines hätte, die Hummel.
Das Verhältnis von Haaren zu Flügelspanne bei einer Hummel
ist nämlich viel zu hoch, als dass sie fliegen könne.
Und trotzdem, seltsamerweise, schafft sie es irgendwie.
Ich bin stolz Ihnen mitteilen zu dürfen, dass man dank massivster
Regierungsgelder vor circa drei Jahren endlich herausfand,
wie Hummeln fliegen.
(Lachen)
Es ist eine ziemlich komplizierte Sache, aber es scheint,
dass sie ihre Flügel sehr schnell bewegen.
(Lachen)
Was ist das also für eine bizarre Architektur,
die das Netzwerk zum Singen bringt und so ungewöhnlich macht?
Nunja, um Daten von einem Ort
an einen anderen zu bewegen -- wie gesagt, es ist ja kein Paketbote.
Es ist eher so eine Art Moshpit.
(Lachen)
Stellen Sie sich vor, Sie sind Teil eines Netzwerks,
in dem Sie vielleicht einem Sportereignis beiwohnen.
Und Sie sitzen in Reihen wie diesen,
und jemand fragt nach einem Bier,
und es wird den Gang runtergereicht.
Und Ihre Aufgabe als guter Nachbar ist es,
das Bier weiterzureichen,
und dabei die eigenen Hosen zu riskieren,
um es zu seinem Ziel zu transportieren.
Niemand bezahlt Sie für diese Tat.
Es ist einfach ein Teil Ihrer Aufgabe als Nachbar.
Und so ein bisschen ist das auch wie sich Pakete im Internet bewegen,
manchmal in 25 oder 30 Sprüngen,
und die beteiligten Instanzen,
die die Daten hin- und hertransportieren,
haben keine vertragliche oder gesetzliche Pflicht
dem originalen Sender
oder dem Empfänger gegenüber.
Natürlich kann man in einem Moshpit nur schwer das Ziel angeben.
Es bedarf einer Menge Vertrauens,
aber es läuft nicht wie "Ich möchte mal eben nach Pensacola bitte."
Also benötigt das Internet Adressierung und Anweisungen.
Es gibt jedoch tatsächlich keine universelle Karte des Internets.
Stattdessen ist es, als säßen wir alle zusammen in einem Theater,
doch wir können in dem ganzen Nebel
nur die Leute unmittelbar in unserer Nähe sehen.
Also was machen wir, um herauszufinden, wer sich wo befindet?
Wir lehnen uns zur Person zu unserer Rechten
und wir sagen ihr, was wir zu unserer Linken sehen.
Und andersrum.
Und das können Sie dann wiederholen. Und bevor man sich versieht,
weiß man so ungefähr, wo alles ist.
So funktioniert das Adressieren und Leiten im Internet tatsächlich.
Es ist ein auf Güte und Vertrauen basierendes System,
und das macht es auch sehr empfindlich und verletzlich.
In seltenen, aber herausragenden Fällen
kann eine Lüge, die von nur einer Instanz
in dieser Wabenstruktur erzählt wird,
zu ziemlich viel Ärger führen.
Zum Beispiel geschah es im letzten Jahr,
dass die Regierung von Pakistan
die dortigen Internetanbieter anhielt,
pakistanische Bürger davon abzuhalten, auf YouTube zuzugreifen.
Es gab darin ein Video, das der Regierung nicht zusagte
und sie wollten sicherstellen, dass es blockiert war.
Das kommt öfter vor. Regierungen überall
versuchen oft, Inhalt im Internet
zu filtern und zu zensieren.
Dieser eine ISP in Pakistan also
entschied sich, die Blockade für seine Kunden
auf eine eher unübliche Weise umzusetzen.
Er verkündete -
so wie man Sie, wären Sie Teil des Internets, vielleicht darum bitten würde,
von den Dingen in Ihrer Nähe zu berichten - er verkündete,
dass in seiner Nähe, nein, dass er plötzlich festgestellt hatte,
dass er selbst YouTube war.
"Ja," sagte der Internetanbieter, "Ich bin YouTube."
Was hieß, dass die Datenpakete
von den Kunden, die zu YouTube gingen,
beim Internetanbieter aufliefen, da sie annahmen, sie wären schon dort.
Und der ISP warf sie ungeöffnet fort,
denn YouTube sollte ja blockiert werden.
Aber das war noch nicht alles.
Verstehen Sie, diese Ankündigung
ging einen Klick weiter,
wurde weitergetragen, einen Klick weiter.
Und wenn man sich diese Situation
im Nachhinein besieht,
dann haben Sie eine Sekunde,
in der YouTube perfekt funktioniert,
und dann in der nächsten
geht die gefälschte Ankündigung raus.
Und innerhalb von zwei Minuten
hallt es aus allen Ecken zurück
und YouTube wird überall auf der Welt blockiert.
Wenn Sie also in Oxford, England, versuchten, auf YouTube zuzugreifen,
dann gingen Ihre Pakete nach Pakistan,
und sie kamen nicht wieder zurück.
Jetzt denken Sie da mal drüber nach.
Eine der beliebtesten Webseiten der Welt,
die von der mächtigsten Firma der Welt betrieben wird,
und es gab nichts, was YouTube oder Google
dagegen hätten machen können.
Und trotzdem geschah es, dass das Problem
innerhalb von ungefähr zwei Stunden gelöst war.
Wie war das passiert?
Also wenden wir uns zunächst einmal an NANOG,
die Gruppe nordamerikanischer Netzwerkadministratoren.
Eine Gruppe von Leuten, die
an einem wunderschönen Tag draußen,
einen fensterlosen Raum betreten,
an ihren Terminals
E-Mails und Messages
mit proportionalen Schriftarten, wie die hier, lesen,
und sie unterhalten sich über Netzwerke.
Und einige von ihnen sind mittlere Angestellte bei Internetanbietern
überall auf der Welt.
Und hier ist die Nachricht, in der einer von ihnen sagt:
"Das hier sieht nach was aus. YouTube wird gekidnappt!
Das ist keine Übung. Es ist nicht nur die Ahnungslosigkeit
der YouTube-Techniker. Ich sag's euch.
Da drüben in Pakistan geht was vor sich."
Und sie fanden sich zusammen, um das Problem aufzuspüren und es zu lösen.
Das ist so ein bisschen als wenn das Haus Feuer fängt.
Die schlechten Neuigkeiten sind die, es gibt keine Feuerwehr.
Aber das Gute ist, es tauchen aus dem Nichts irgendwelche Leute auf,
löschen das Feuer und verschwinden, ohne Bezahlung oder Lob zu verlangen.
(Applaus)
Ich hatte mir überlegt, welches Bild am besten
diese Form von willkürlichen altruistischen Gesten
von fremden Computerfreaks, beschreiben könnte.
(Lachen)
Es ist einfach so, jemand ruft um Hilfe,
und die Leute stehen zur Hilfe bereit.
Und wenn man sich nach diesem Modell umschaut, findet man es überall.
Beispiel Nummer zwei: Wikipedia.
Wenn ein Typ namens Jimbo im Jahr 2001 zu Ihnen gekommen wäre
und gesagt hätte "Ich hab 'ne tolle Idee! Wir beginnen mit sieben Artikeln,
die jeder nach Belieben zu jeder Zeit bearbeiten kann,
da bekommen wir doch ne tolle Enzyklopädie raus, oder?"
Genau. Die blödeste Idee aller Zeiten.
(Lachen)
Die Wikipedia-Idee ist sogar so dermaßen blödsinnig,
dass selbst Jimbo sie nie hatte.
Jimbo wollte Newpedia gründen.
Es sollte total traditionell aufgezogen werden. Leute bekämen Geld,
weil er sich für einen netten Kerl hielt,
und das Geld würde an Leute gehen,
die die Artikel schreiben.
Das Wiki wurde eingeführt,
damit andere Bearbeitungsvorschläge liefern könnten -
in Form eines Nachgedanken, eines Hinterzimmers.
Und dann stellte sich heraus, dass das Hinterzimmer wuchs
und das gesamte Projekt umfasste.
Und heute ist Wikipedia so omnipräsent,
dass man sie sogar auf den Karten von Restaurants in China finden kann.
(Lachen)
Das habe ich mir nicht ausgedacht.
(Lachen)
Ich hab eine Theorie, die ich später noch ausführen kann.
Im Moment sage ich erstmal, dass ich meine Wikipedia
in der Pfanne gebraten mit Chilis am liebsten mag.
(Lachen)
Aber es ist so, dass Wikipedia nicht einfach spontan funktioniert.
Wie funktioniert es wirklich? Und wieder hat man
so eine Art Hinterzimmer, das irgendwie keine Fenster hat,
metaphorisch gesehen.
Und da gibt es eine Gruppe Leute, die einen sonnigen Tag
lieber drinnen verbringen
und das Nachrichtenbrett für die Administratoren im Blick behalten,
das auch eine Wikipedia-Seite ist, die jeder editieren kann.
Und man bringt seine Probleme einfach auf dieser Seite an.
Es erinnert an die Beschreibung der Geschichte
als "eine verdammte Sache nach der anderen", nicht wahr?
Nummer eins: "Tendenziöses Editieren durch User Andyvphil".
Andyvphil, falls Sie heute hier sind, ich bitte um Entschuldigung.
Ich ergreife nicht Partei.
"Anon greift mich an, weil ich Änderungen rückgängig gemacht habe."
Hier ist mein Liebling: "Eine lange Geschichte".
(Lachen)
Und es stellt sich heraus, dass es mehr Leute gibt, die auf dieser Seite
Probleme nachschlagen und sie lösen möchten,
als es auf dieser Seite Probleme gibt.
Und das hält Wikipedia über Wasser.
Zu jedem Zeitpunkt ist Wikipedia ungefähr
45 Minuten von der totalen Zerstörung entfernt. Oder?
Es wird von Spambots durchpflügt, die jeden Artikel
in eine Anzeige für eine Rolex-Uhr umändern wollen.
(Lachen)
Es ist dieser dünne, geekige Trennstrich,
der sie am Leben erhält.
Nicht weil es ein Job ist,
oder eine Karriere,
sondern weil es eine Berufung ist.
Es ist etwas, wozu die Leute sich berufen fühlen,
weil ihnen das Produkt am Herzen liegt.
Die treffen sich sogar in solchen Gruppen
wie die Anti-Vandalismus-Einheit -
"Ziviler Umgang, Reife, Verantwortung" -
einfach um die Seiten aufzuräumen.
Da fragt man sich schon, wenn es zum Beispiel an einem Wochenende,
sagen wir, eine ungeheuer gutbesuchte Star-Trek-Convention gäbe,
wer hält dann das Geschäft am Laufen?
(Lachen)
Also was wir hier sehen,
(Lachen)
was wir hier in diesem Phänomen sehen,
ist etwas, das der ziemlich besessene, verstorbene Verkehrsingenieur
Hans Monderman in den Niederlanden
und hier in South Kensington entdeckte - manchmal, wenn man
einige der äußeren Regelungen und Schilder und alles so was entfernt,
dann hat man am Ende
eine sicherere Umgebung, in der Leute funktionieren können,
und eine, in der sie menschlicher miteinander umgehen.
Sie erkennen, dass sie für das, was sie tun,
Verantwortung ergreifen müssen.
Und das hat Wikipedia verstanden.
Vielleicht erinnern sich einige von Ihnen an das Star Wars Kid,
der arme Teenager, der sich selbst mit einer Golfballangel filmte
und so tat, als sei sie ein Lichtschwert.
Der Film schaffte es ohne seine Erlaubnis, zunächst sogar
ohne sein Wissen, ins Internet.
Das Video verbreitete sich wie ein Virus. Sehr beliebt.
Für ihn ungeheuer demütigend.
Und nun, da es enzyklopädisch und alles ist,
musste Wikipedia einen Artikel über Star Wars Kid schreiben.
Jeder Artikel auf Wikipedia hat eine dazugehörige Diskussionsseite.
Und auf der Diskussionsseite gab es
unter den Wikipedianern ausufernde Diskussionen darüber,
ob sein echter Name
im Artikel erwähnt werden sollte.
Man konnte auf beiden Seiten Argumente nachlesen.
Hier ist ein Eindruck von ihnen.
Am Ende entschieden sie,
und auf keinen Fall einstimmig,
seinen realen Namen nicht zu erwähnen,
trotz der Tatsache, dass fast alle Meldungen ihn enthielten.
Sie hielten es einfach nicht für die richtige Vorgehensweise.
Es war eine kulante Geste.
Und bis zu diesem Tag hat die Seite für das Star Wars Kid
ganz oben eine Warnung stehen,
die besagt, dass sein echter Name nicht auf die Seite darf.
Wenn man es doch tut, wird er sofort entfernt werden,
von den Leuten entfernt, die ursprünglich vielleicht nicht dieser Meinung waren,
aber das Resultat respektieren,
und sich dafür einsetzen, dass es so bleibt,
da sie an etwas glauben, das größer ist als ihre eigene Meinung.
Als Rechtsanwalt muss ich sagen, diese Typen erfinden das Gesetz
und Präzedenzfälle und solche Dinge am laufenden Band.
Das beschränkt sich aber nicht nur auf Wikipedia.
Wir sehen es überall in den Blogs.
Das hier zum Beispiel ist eine Titelseite der Business Week von 2005.
Wow. Blogs werden Ihr Business verändern.
Ich weiß, dass sie albern aussehen. Und wie albern.
Es gibt sie über eine Menge dämlicher Projekte.
Das hier ist mein Liebling unter den dämlichen Blogs:
Catsthatlooklikehitler.com
(Lachen)
Sie können ein Bild von Ihrer Katze einsenden,
wenn sie wie Hitler aussieht.
(Lachen)
Ja, ich weiß. Nummer vier, also, können Sie sich vorstellen,
jeden Tag nach Hause zu gehen und diese Katze zu sehen?
(Lachen)
Aber Sie können dieselben Launen
auch auf Menschen angewandt finden.
Das hier ist ein Blog, der sich bedauerlichen Portraitfotos widmet.
Hier steht: "Ländliche Wiese mit Lattenzaun.
Liegt da ein Tierkadaver hinter ihr?"
(Lachen)
Und man denkt: "Irgendwie... Ich glaube das ist ein Tierkadaver
da hinter ihr."
Und so geht es weiter.
Und dann kommen Sie zu dem hier. Bild wurde auf Bitte des Eigentümers entfernt.
Das war's. Bild wurde auf Bitte des Eigentümers entfernt.
Und es stellt sich heraus, dass einer der hier Verspotteten
dem schnippischen Typen, der die Seite betreibt,
keine gerichtliche Drohung schickte, und auch kein Angebot zu zahlen,
aber er sagte einfach: "Hey, könntest du vielleicht...?"
Und der Typ sagte: "Geht klar."
Ich glaube, wir können Online-Architekturen errichten,
die Bitten wie solche
viel leichter ermöglichen,
um uns alle erkennen zu lassen,
dass die Daten, die wir online auffinden,
die Daten, die wir anklicken und kopieren und einfügen und weiterleiten,
menschliche Emotionen darstellen,
und Anstrengungen und Wirkungen,
und dass wir einen ethischen Moment erleben können,
in dem wir entscheiden, wie wir sie behandeln wollen.
Ich denke sogar, dass das in die reale Welt übergehen kann.
Wir könnten, während immer mehr Sittenrichter in die Welt kommen,
wo jeder da draußen einen filmt und es vielleicht online stellt,
vielleicht einen kleinen Clip tragen,
auf dem steht: "Wissen Sie, ich möchte lieber nicht."
Und dann hat man die Technologie,
die den Fotografierenden später wissen lässt,
dass diese Person gern kontaktiert werden wollte,
bevor das Bild irgendwo veröffentlicht wird,
wenn es möglich ist.
Und diese Person, die das Foto gemacht hat, kann sich entscheiden,
ob und wie sie dies respektieren möchte.
In der realen Welt sehen wir so eine Art Filterung
in Pakistan.
Und jetzt können wir Wege erschaffen, wie dieses System,
mit dem Leute das Filtern in dem Moment melden können, in dem sie es feststellen.
Und plötzlich bewegt es sich von einem "Keine Ahnung. Ich konnte es nicht erreichen.
Da mache ich halt was anderes." zu einem kollektiven Bewusstsein
darüber, was online wo blockiert
und zensiert ist.
Und wo wir über Technologie sprechen, die Leben imitiert,
das Technologie imitiert, oder andersrum:
Ein Forscher der New York University hier nahm kleine Papproboter
mit lächelnden Gesichtern drauf
und einem Motor, der sie geradeaus bewegte,
und hinten dran ein Fähnchen,
auf dem das gewünschte Ziel stand.
Darauf stand: "Helfen Sie mir, dorthin zu gelangen?"
Er setzte sie in den Straßen Manhattans ab.
(Lachen)
Heutzutage bekommt man alles finanziert.
Hier sieht man ein Diagramm von mehr als 43 Leuten,
die dem Roboter, der nicht steuern konnte,
halfen, auf dem Weg zu bleiben,
damit er die gegenüberliegende Seite
des Washington Square Parks erreichen konnte.
Das führt uns zu Beispiel Nummer drei: per Anhalter fahren.
Ich glaube nicht, dass per Anhalter fahren tot ist.
Wieso? Es gibt eine Mitfahrersuche bei Craigslist.com.
Wenn man das "Craiglist per-Anhalter-Suche" nennen würde,
dann würde wahrscheinlich nur der Wind durchfegen.
Aber es ist die Mitfahrersuche und ist im Prinzip dasselbe.
Wieso benutzen es Leute also?
Ich weiß nicht. Vielleicht denken sie sich, hmm... Mörder planen nicht voraus?
(Lachen)
Nein. Ich glaube, die Antwort ist die:
Sobald es umetikettiert ist,
sobald man die schal gewordenen Erwartungen eines
schiefgelaufenen Projekts aus vergangener Zeit abgelegt hat,
das jetzt irgendwie antiquiert erscheint,
dann kann man die Art menschlicher Güte und Lust zum Teilen wieder
entfachen zu etwas wie dieser Funktion auf Craigslist.
Und dann kann man es potenzieren
in etwas wie,
ja, Couchsurfing.org.
CouchSurfing: die Idee eines Menschen,
endlich Leute, die irgendwohin ganz weit weg fahren und gern
auf der Couch eines Fremden übernachten würden - umsonst -
mit weit entfernten Leuten zusammenzubringen, die jemanden,
den sie nicht kennen, auf ihrer Couch übernachten lassen wollen - umsonst.
Es ist eine geniale Idee.
Es ist eine Hummel, die, ja, sie fliegt.
Es ist faszinierend, wie viele erfolgreiche Erlebnisse es bei Couchsurfing gibt.
Und wenn Sie sich jetzt fragen sollten, nein, es gibt keine bekannten Todesfälle,
die im Zusammenhang mit Couchsurfing stehen.
Obwohl man da, um sicherzugehen, das Referenzsystem im Moment
so aufgebaut hat, dass man sie erst nach dem Couchsurfing-Erlebnis schreibt.
Vielleicht gibt's hier also irgendwelche Vorbehalte.
(Lachen)
Mein Anliegen, mein Gedanke ist es also,
dass das Internet nicht einfach nur ein Haufen Informationen ist.
Es ist kein Substantiv. Es ist ein Verb.
Und wenn man hineingeht,
wenn man gut und aufmerksam zuhört und zusieht,
dann entdeckt man,
dass diese Informationen
etwas mitzuteilen haben.
Was sie sagen ist das, was wir schon einmal gehört haben,
als Demosthenes es uns sagte,
und zwar: "Brechen wir auf." Ich danke Ihnen sehr.
(Applaus)