Mein Bruder Chuks
und mein bester Freund Ike
sind Teil des Organisationsteams
und als sie mich eingeladen haben,
konnte ich nicht Nein sagen.
Ich bin so froh, hier zu sein.
Was für ein tolles Team von Leuten,
das sich um Afrika kümmert.
Ich empfinde so viel Glück
und Demut, hier zu sein.
Mir wurde auch gesagt, dass das schönste,
verblüffendste kleine Mädchen der Welt
im Publikum sitzt.
Ihr Name ist Kamzia Adichie
und ich möchte, dass sie aufsteht --
sie ist meine Nichte!
(Applaus)
Ich würde gerne von einem
meiner besten Freunde erzählen.
Okuloma wohnte in meiner Straße
und passte wie
ein großer Bruder auf mich auf.
Wenn ich einen Jungen mochte,
fragte ich nach Okulomas Meinung.
Okuloma starb beim tragischen
Flugzeugabsturz von Sosolino
in Nigeria im Dezember 2005 --
vor fast genau sieben Jahren.
Okuloma war jemand, mit dem ich streiten,
lachen und ehrlich reden konnte.
Er war auch der erste, der mich
als Feministin bezeichnete.
Ich war etwa 14, als wir bei ihm
zuhause am Streiten waren.
Beide mit haarsträubendem Halbwissen
aus Büchern, die wir gelesen hatten.
Ich erinnere mich nicht daran,
um was es bei diesem Streit ging,
aber ich erinnere mich,
während ich immer weiter argumentierte,
dass Okuloma mich ansah und sagte:
"Weißt du, du bist eine Feministin."
Das war kein Kompliment.
Ich konnte es an seinem Ton ausmachen,
derselbe Ton, mit dem man etwas wie:
"Du unterstützt Terrorismus" sagen würde.
(Gelächter)
Ich wusste nicht genau,
was das Wort "Feministin" bedeutete.
Ich wollte Okuloma nicht wissen lassen,
dass ich es nicht wusste,
also schob ich es beiseite
und fuhr fort zu streiten.
Als ich nach Hause kam,
wollte ich zuallererst
das Wort "Feministin"
im Wörterbuch nachschlagen.
Einige Jahre später
schrieb ich einen Roman
über einen Mann, der seine Frau schlägt
und dessen Geschichte
nicht sehr gut endet.
Während ich in Nigeria für den Roman warb,
sagte mir ein gutgesinnter Journalist,
er wolle mir einen Rat geben.
Für alle Nigerianer hier --
ich bin sicher, wir sind damit vertraut,
wie schnell unsere Leute
unaufgefordert Ratschläge geben.
Er sagte mir, dass Leute behaupteten,
der Roman sei feministisch
und sein Rat an mich war,
-- und er schüttelte dabei
traurig seinen Kopf --
mich niemals als Feministin zu bezeichnen,
weil Feministinnen unglücklich seien,
weil sie keine Ehemänner fänden.
(Gelächter)
Also beschloss ich, mich
"glückliche Feministin" zu nennen.
Dann sagte mir eine
nigerianische Akademikerin,
dass Feminismus nicht zu unserer Kultur
oder zu Afrika gehörte,
und dass ich mich
als Feministin bezeichnete,
weil ich mich von "westlichen Büchern"
verderben hätte lassen.
Das hat mich amüsiert,
denn eine Menge meiner frühen Lektüren
waren ausgesprochen unfeministisch.
Ich glaube, ich las jeden
einzelnen Mills-&-Boon-Roman,
der veröffentlicht wurde,
bevor ich 16 war.
Jedes Mal, wenn ich versuchte,
die sog. "feministischen Klassiker"
zu lesen, wurde mir langweilig
und mir fiel es schwer, sie zu beenden.
Da Feminismus unafrikanisch
war, beschloss ich,
mich "glückliche afrikanische
Feministin" zu nennen.
Irgendwann war ich eine
glückliche afrikanische Feministin,
die Männer nicht hasst, Lipgloss mag
und hohe Absätze für sich selbst
statt für Männer trägt.
Natürlich war viel davon ironisch gemeint,
aber das waren Feministinnen,
die schweren Ballast trugen.
Man hasst Männer, man hasst BHs,
man hasst die afrikanische Kultur,
all diese Sachen.
Hier ist eine Geschichte
aus meiner Kindheit.
Als ich in der Grundschule war,
sagte meine Lehrerin zu Jahresbeginn,
dass sie unsere Klasse testen würde.
Derjenige mit dem besten Ergebnis
würde Klassenwächter werden.
Klassenwächter zu sein,
war schon eine große Sache.
Wenn man Klassenwächter war,
musste man die Namen
der Krachmacher aufschreiben,
was an sich schon genug Macht war.
Aber meine Lehrerin würde einem auch
einen Stock in die Hand geben,
während man herumgeht und die Klasse
auf Krachmacher überprüft.
Natürlich durfte man den Stock
dann nicht einsetzen.
Aber das war eine spannende Aussicht
für mein neunjähriges Ich.
Ich wollte unbedingt
die Klassenwächterin werden.
Und ich schnitt im Test am besten ab.
Zu meiner Überraschung
sagte meine Lehrerin dann aber,
der Wächter müsse ein Junge sein.
Sie hatte vergessen,
das vorher klarzustellen,
weil sie annahm,
das wäre ... selbstverständlich.
(Gelächter)
Ein Junge hatte das zweitbeste
Ergebnis im Test
und er wurde Klassenwächter.
Noch interessanter war,
dass es ein sehr sanfter Junge war,
der kein Interesse daran hatte,
die Klasse mit dem Stock zu überwachen,
ich aber den großen Ehrgeiz
verspürte, genau das zu tun.
Aber ich war weiblich, und er männlich,
und deshalb wurde er Klassenwächter.
Diesen Vorfall habe ich nie vergessen.
Ich mache oft den Fehler und denke:
Weil etwas klar für mich ist,
ist es auch klar für andere.
Nehmen wir als Beispiel
meinen Freund Louis.
Louis ist ein brillanter,
fortschrittlicher Mann
und in unseren Gesprächen sagte er mir:
"Ich weiß nicht, welche Dinge du meinst,
die schwieriger für Frauen sein sollen.
Vielleicht damals, aber jetzt nicht mehr."
Ich konnte nicht verstehen,
wie Louis etwas so Augenscheinliches
nicht sehen konnte.
Eines Abends, in Lagos,
gingen Louis und ich mit Freunden aus.
Für diejenigen, die Lagos nicht kennen:
Lagos hat eine wunderbare Eigenheit,
und zwar einige schwungvolle Männer,
die vor Gebäuden warten
und einem sehr dramatisch
dabei "helfen", das Auto zu parken.
Ich war beeindruckt
von dem Theater des Mannes,
der für uns an diesem Abend
eine Parklücke fand,
und als wir ausstiegen,
wollte ich ihm etwas Trinkgeld geben.
Ich öffnete meine Tasche,
griff hinein, nahm das Geld heraus,
das ich durch meine Arbeit verdient hatte,
und gab es dem Mann.
Und er, ein sehr dankbarer,
glücklicher Mann, nahm das Geld,
schaute rüber zu Louis und sagte:
"Danke, Sir!"
(Gelächter)
Louis schaute mich
überrascht an und fragte:
"Warum dankt er mir?
Ich habe ihm das Geld nicht gegeben."
Dann sah ich Louis an,
dass ihm etwas bewusst wurde.
Der Mann glaubte, dass alles Geld,
das ich hatte, letztlich von Louis kam.
Weil Louis ein Mann ist.
Männer und Frauen sind verschieden.
Wir haben andere Hormone,
andere Geschlechtsorgane
und andere biologische Fähigkeiten.
Frauen können Kinder
gebären, Männer nicht.
Zumindest noch nicht.
Männer besitzen Testosteron
und generell mehr Körperkraft als Frauen.
Es gibt etwas mehr Frauen
als Männer auf der Welt,
etwa 52 % der Weltbevölkerung
sind weiblich.
Aber die meisten Positionen
mit Macht und Prestige
werden von Männern besetzt.
Die verstorbene kenianische
Friedensnobelpreisträgerin
Wangari Maathai hat es
einfach und gut ausgedrückt:
"Je höher man aufsteigt,
desto weniger Frauen gibt es."
In den letzten US-Wahlen hörten wir
andauernd vom Lilly-Ledbetter-Gesetz.
Hinter diesem schönen
stabreimenden Namen
ging es um einen Mann und eine Frau,
die denselben Beruf mit der
gleichen Qualifizierung ausführten,
aber der Mann wurde besser bezahlt,
weil er ein Mann war.
Männer regieren also
buchstäblich die Welt.
Das war vor Tausenden von Jahren sinnvoll,
weil Menschen in einer Welt lebten,
in der Körperkraft das Wichtigste
für das Überleben war.
Die Stärkere stand eher an der Spitze
und Männer sind körperlich
generell stärker.
Natürlich gibt es viele Ausnahmen.
Aber heute leben wir
in einer ganz anderen Welt.
Diejenigen, die heute führen,
sind nicht die körperlich Stärkeren,
sondern die Kreativeren,
die Intelligenteren
die Innovativeren,
und für diese Eigenschaften
gibt es keine Hormone.
Männer sind ebenso häufig intelligent,
kreativ oder innovativ wie Frauen.
Wir haben uns entwickelt,
aber es scheint mir,
als ob unsere Vorstellungen
der Geschlechterrollen
das nicht getan haben.
Vor einigen Wochen ging ich in die Lobby
eines der besten nigerianischen Hotels.
Ich wollte den Namen verraten,
aber das wäre wohl eine schlechte Idee.
Ein Wachmann am Eingang hielt mich auf
und stellte mir nervige Fragen,
weil er automatisch annahm,
dass eine nigerianische Frau,
die allein in ein Hotel geht,
eine Prostituierte ist.
Und mal am Rande, warum
konzentrieren sich diese Hotels
auf das angebliche Angebot
an Sexarbeitern, statt auf die Nachfrage?
In Lagos kann ich nicht alleine in viele
"anständige" Bars und Clubs gehen.
Die lassen dich einfach nicht rein,
wenn man als Frau alleine ist,
man muss von einem Mann begleitet werden.
Jedes Mal, wenn ich mit einem Mann
in ein nigerianisches Restaurant gehe,
grüßt der Kellner den Mann
und ignoriert mich.
Die Kellner sind Produkte ...
an dieser Stelle dachten einige Frauen:
"Ja! Hab ich mir gedacht!"
Die Kellner sind Produkte
einer Gesellschaft,
die ihnen beigebracht hat,
dass Männer wichtiger als Frauen sind.
Ich weiß, dass Kellner
es nicht böse meinen.
Aber es ist die eine Sache,
es intellektuell zu wissen
und die andere, es emotional zu fühlen.
Jedes Mal, wenn ich ignoriert werde,
fühle ich mich wie unsichtbar.
Ich bin verärgert.
Ich will ihnen sagen, dass ich genauso
ein Mensch bin wie der Mann,
dass ich es genauso wert bin,
anerkannt zu werden.
Das sind kleine Dinge,
aber manchmal sind es die kleinen Dinge,
die am meisten wehtun.
Vor Kurzem schrieb ich einen Artikel
darüber, was es bedeutet,
in Lagos jung und weiblich zu sein.
Die Drucker sagten mir:
"Das hörte sich so wütend an."
Natürlich hörte es sich wütend an!
(Gelächter)
Ich bin wütend.
Die Verteilung der Geschlechterrollen
ist eine große Ungerechtigkeit.
Wir sollten alle wütend sein.
Wut hat in der Geschichte oft
positiven Wandel bewirkt,
aber zusätzlich zu meiner Wut
habe ich auch Hoffnung.
Denn ich glaube an
die menschliche Fähigkeit,
sich zum Besseren zu verändern.
Geschlechterrollen sind
überall in der Welt von Bedeutung,
aber ich will mich auf Nigeria
und Afrika konzentrieren,
denn davon weiß ich viel,
und dort liegt mein Herz.
Heute fordere ich Sie auf anzufangen,
von einer anderen, gerechteren Welt
zu träumen und sie vorzubereiten.
Eine Welt der glücklicheren Männer
und glücklicheren Frauen,
die sich selbst treuer sind.
So fangen wir an:
Wir müssen unsere Töchter anders erziehen.
Auch unsere Söhne
müssen wir anders erziehen.
Wir schädigen Jungs mit unserer Erziehung,
wir unterdrücken ihre Menschlichkeit.
Wir definieren Männlichkeit
in sehr engem Rahmen,
Männlicheit wird zu einem
harten, engen Käfig,
in den wir Jungs einsperren.
Wir lehren Jungs,
Angst vor der Angst zu haben.
Wir lehren Jungs, sich vor Schwäche
und Verletzlichkeit zu fürchten.
Wir lehren sie,
ihr wahres Ich zu verbergen,
weil sie, wie im Nigerianischen,
ein "harter Mann!" sein müssen.
In der Mittelstufe gehen ein Junge
und ein Mädchen, beide Jugendliche,
beide mit gleichem Taschengeld,
miteinander aus,
aber vom Jungen wird erwartet,
dass er zahlt, um seine
Männlichkeit zu beweisen.
Trotzdem fragen wir uns,
warum Jungs öfter Geld
von ihren Eltern stehlen.
Was wäre, wenn Jungs und Mädchen
beide dazu erzogen würden,
Männlichkeit nicht mit Geld zu verknüpfen?
Was wäre, wenn die Einstellung
nicht "der Junge muss bezahlen",
sondern, "wer mehr Geld hat,
muss bezahlen" wäre?
Natürlich haben Männer
wegen des historischen Vorteils
heute meistens mehr Geld,
aber wenn wir anfangen,
Kinder anders zu erziehen,
dann werden Jungs in 50 Jahren,
in 100 Jahren,
nicht mehr den Druck verspüren,
diese Männlichkeit zu beweisen.
Wir tun Jungs mit Abstand
das Schlimmste an,
wenn wir ihnen das Gefühl geben,
hart sein zu müssen,
und ihnen damit ein
zerbrechliches Ego mitgeben.
Je härter der Mann
sich gezwungen sieht zu sein,
desto schwächer ist sein Ego.
Daneben schaden wir Mädchen noch mehr,
denn wir erziehen sie dazu,
die schwachen Egos der Männer zu bewirten.
Wir lehren Mädchen zu schrumpfen,
sich selbst kleiner zu machen,
wir sagen ihnen:
"Du kannst Ehrgeiz haben,
aber nicht zu viel davon."
"Du solltest nach Erfolg streben,
aber nicht zu sehr,
denn ansonsten bedrohst du den Mann."
Wenn die Frau in der Beziehung
mit einem Mann das Geld heimbringt,
muss sie vortäuschen, es nicht zu tun,
besonders in der Öffentlichkeit,
ansonsten entmannt sie ihn.
Aber was passiert, wenn wir
die Voraussetzung selbst hinterfragen,
warum der Erfolg einer Frau
eine Gefahr für einen Mann sein sollte?
Was, wenn wir beschließen,
dieses Wort einfach zu beseitigen?
Ich glaube nicht, dass es ein Wort gibt,
das ich weniger mag als "Entmannung".
Ein nigerianischer Bekannter
hat mich einmal gefragt,
ob ich besorgt sei, Männer könnten
von mir eingeschüchtert sein.
Ich war überhaupt nicht besorgt.
Es wäre mir gar nicht
eingefallen, besorgt zu sein,
denn ein Mann, der sich
von mir einschüchtern ließe,
wäre genau der Mann, für den ich mich
nicht interessieren würde.
(Gelächter)
(Applaus)
Trotzdem war ich davon wirklich getroffen.
Weil ich weiblich bin, wird von mir
erwartet, die Ehe anzustreben.
Es wird erwartet, dass ich
bei meinen Entscheidungen
immer im Kopf behalte,
dass die Ehe das Wichtigste ist.
Eine Ehe kann etwas Gutes sein.
Sie kann eine Quelle der Freude, Liebe
und gegenseitiger Unterstützung sein.
Aber warum lehren wir Mädchen,
die Ehe anzustreben,
und Jungs nicht, dasselbe zu tun?
Ich kenne eine Frau,
die ihr Haus verkauft hat,
weil sie ihren potenziellen Bräutigam
nicht einschüchtern wollte.
Ich kenne eine
unverheiratete Frau in Nigeria,
die auf Konferenzen einen Ehering trägt,
weil sie will, dass die anderen Teilnehmer
ihr "Respekt entgegenbringen".
Ich kenne junge Frauen, die unter
so viel Druck von Familie, Freunden,
sogar von Kollegen stehen, zu heiraten,
sodass sie deswegen furchtbare
Entscheidungen treffen.
Einer unverheirateten Frau
wird ab einem gewissen Alter beigebracht,
ihre Ehelosigkeit als zutiefst
persönliches Versagen anzusehen.
Von einem Mann, der in einem
gewissen Alter unverheiratet ist,
denken wir nur, er sei nur noch nicht
dazu gekommen, eine Frau auszuwählen.
Es ist leicht, für uns zu sagen:
"Frauen können doch einfach
'Nein' zu all dem sagen",
aber die Realität ist schwieriger
und komplexer.
Wir sind alle soziale Wesen.
Wir verinnerlichen Vorstellungen
unserer Sozialisierung.
Sogar die Sprache, die wir benutzen,
wenn wir von Ehe und Beziehungen
sprechen, illustriert das.
Die Sprache der Ehe ist eher
eine Sprache des Eigentums
statt die Sprache der Partnerschaft.
Wir verwenden das Wort "Respekt",
um etwas zu beschreiben,
das die Frau dem Mann zeigt,
aber oftmals nicht das,
was der Mann der Frau zeigt.
Sowohl Frauen als auch Männer
in Nigeria sagen
-- ein Ausdruck, der mich sehr amüsiert:
"Ich tat es für den Frieden
in meiner Ehe."
Wenn Männer das sagen,
geht es normalerweise um etwas,
das sie ohnehin nicht tun sollten.
(Gelächter)
Manchmal sagen sie es zu Freunden,
in gutgemeint verzweifeltem Ton.
Es ist etwas, das letztendlich beweist,
wie männlich sie sind,
wie gebraucht, wie geliebt:
"Meine Frau hat gesagt,
ich kann nicht jede Nacht in Clubs gehen,
also gehe ich für den Frieden
in meiner Ehe nur am Wochenende."
Wenn eine Frau sagt: "Ich tat es
für den Frieden in meiner Ehe",
meint sie damit gewöhnlich,
dass sie ihren Job aufgeben musste,
einen Traum
oder ihre Karriere.
Wir lehren Frauen, dass es in Beziehungen
zwingend für Frauen ist,
Kompromisse einzugehen.
Wir erziehen Mädchen so,
dass sie sich als Konkurrentinnen sehen,
nicht um Jobs oder Leistungen,
was sogar gut sein könnte,
sondern um die Aufmerksamkeit von Männern.
Wir lehren Mädchen,
dass sie nicht so sexuell
wie Jungs sein können.
Haben wir Söhne, macht es uns nichts aus,
von den Freundinnen zu wissen.
Aber die Freunde unserer Töchter?
Gott behüte!
(Gelächter)
Aber wenn die Zeit reif ist,
erwarten wir natürlich von Mädchen,
den perfekten Ehemann heimzubringen.
Wir überwachen Mädchen,
wir loben Mädchen
für ihre Jungfräulichkeit,
aber wir loben Jungs nicht
für Jungfräulichkeit.
Ich habe mich immer gefragt,
wie genau das funktionieren soll,
denn ... (Gelächter)
(Applaus)
Ich meine, die Entjungferung
umfasst normalerweise ...
Vor Kurzem wurde eine junge Frau
in der Universiät von Nigeria
gruppenvergewaltigt.
Ich glaube, einige von uns
haben davon gehört.
Die Reaktion vieler junger Nigerianer,
männlich wie weiblich,
war ungefähr so:
"Ja, Vergewaltigen ist falsch.
Aber was macht ein Mädchen
in einem Raum mit vier Jungs?"
Wenn wir die schreckliche Unmenschlichkeit
dieser Reaktion vergessen können;
diese Nigerianer wurden erzogen, Frauen
als grundsätzlich schuldig anzusehen,
und so wenig von Männern zu erwarten,
dass die Vorstellung von Männern
als grausame Wesen ohne Beherrschung
irgendwie akzeptabel ist.
Wir lehren Mädchen, sich zu schämen.
"Schließ die Beine", "Bedecke dich".
Wir behandeln sie so, als ob sie sich
wegen ihres angeborenen Geschlechts
bereits an etwas schuldig sind.
So werden Mädchen zu Frauen,
die ihre Verlangen nicht sehen können.
Sie werden zu Frauen,
die sich selbst zum Schweigen bringen.
Sie werden zu Frauen, die nicht
sehen können, was sie wirklich denken,
und sie werden --
und das ist das Schlimmste,
das wir Mädchen antaten --
sie werden zu Frauen, die das Vortäuschen
zur Kunst gemacht haben.
(Applaus)
Ich kenne eine Frau,
die Hausarbeiten verabscheut,
sie hasst es einfach,
aber sie täuscht vor, es zu mögen,
weil ihr beigebracht wurde,
dass man als geeignete Ehefrau,
wie Nigerianer sagen,
sehr "häuslich" sein muss.
Dann heiratete sie
und nach einer Weile beschwerte sich
die Familie des Ehemanns,
sie habe sich verändert.
Eigentlich hatte sie sich
gar nicht verändert,
sie hatte es nur satt,
etwas vorzutäuschen.
Das Problem mit Geschlechterrollen ist,
dass sie vorgeben, wie wir sein sollten,
statt zu erkennen, wie wir sind.
Stellen Sie sich vor,
wie viel glücklicher wir wären,
wie viel freier wir wären,
unser wahres, individuelles Ich zu sein,
wenn wir das Gewicht der Erwartungen
an die Geschlechterrollen
nicht tragen würden.
Jungs und Mädchen sind biologisch
zweifellos verschieden,
aber die Sozialisierung
erhöht diese Unterschiede
und dann erfüllt sich
dieser Vorgang von selbst.
Nehmen wir als Beispiel das Kochen.
Heute machen Frauen
mit höherer Wahrscheinlichkeit
die Hausarbeiten,
Kochen und Saubermachen.
Aber warum?
Weil Frauen mit einem Gen
zum Kochen geboren sind?
Oder weil sie über Jahre gelernt haben,
Kochen als ihre Aufgabe anzusehen?
Eigentlich wollte ich sagen, Frauen sind
vielleicht mit einem Koch-Gen geboren,
bis mir einfiel, dass die meisten
berühmten Köche der Welt,
denen wir den schicken Titel
"Chefkoch" verleihen,
Männer sind.
Ich verehrte früher meine Großmutter,
eine brillante Frau,
und fragte mich, wie es ihr ergangen wäre,
hätte sie die gleichen Chancen
wie die Männer gehabt, als sie aufwuchs.
Heute gibt es viel mehr
Möglichkeiten für Frauen
als zu Zeiten meiner Großmutter,
wegen Regel- und Gesetzesänderungen,
die alle sehr wichtig sind.
Aber noch mehr geht es
um unsere Einstellungen und Denkweisen,
was wir glauben und was wir
an den Geschlechterrollen schätzen.
Was wäre, wenn wir uns
bei der Erziehung von Kindern
auf Fähigkeiten statt auf
Geschlechterrollen konzentrieren?
Was wäre, wenn wir uns auf Interessen,
statt auf Geschlechterrollen stützen?
Ich kenne eine Familie
mit Sohn und Tochter,
beide sind sehr gut in der Schule
und wunderbare, liebenswerte Kinder.
Wenn der Junge Hunger hat,
sagen die Eltern zum Mädchen:
"Geh Indomie-Nudeln
für deinen Bruder kochen."
Die Tochter kocht nicht gerne
Indomie-Nudeln,
aber sie ist ein Mädchen und muss.
Was wäre, wenn die Eltern, von Anfang an,
ihnen beiden beigebracht hätten,
Indomie-Nudeln zu kochen?
Kochen zu können ist übrigens
eine sehr nützliche Fähigkeit für Jungs.
Ich dachte schon immer,
es ergibt keinen Sinn,
etwas so Wesentliches wie die Fähigkeit,
sich selbst zu ernähren,
in die Hände anderer legen sollte.
(Applaus)
Ich kenne eine Frau,
die den gleichen Abschluss und Beruf
wie ihr Ehemann hat.
Wenn sie von der Arbeit kommen,
macht sie die meisten Hausarbeiten,
wie in vielen Ehen, glaube ich.
Was mir aber aufgefallen ist:
Immer wenn der Mann
die Windeln gewechselt hat,
bedankte sie sich bei ihm.
Was, wenn sie es als völlig normal
ansehen würde,
dass er sich um sein Kind kümmern sollte?
Ich versuche, viele der Lektionen
über Geschlechterrollen zu verlernen,
die ich verinnerlicht habe,
als ich aufwuchs.
Aber manchmal fühle ich mich
immer noch sehr verwundbar
angesichts der
Geschlechterrollenerwartungen.
Als ich das erste Mal einen Schreibkurs
an der Uni unterrichtete,
war ich besorgt,
nicht wegen dem Material;
ich war gut vorbereitet,
und ich würde das unterrichten,
was mir Spaß macht.
Stattdessen machte ich mir Sorgen
darum, was ich anziehen sollte.
Ich wollte ernstgenommen werden.
Weil ich weiblich bin, wusste ich,
dass ich automatisch
meinen Wert beweisen muss.
Wenn ich zu feminin aussah,
würde ich nicht ernstgenommen werden.
Ich wollte meinen glänzenden Lipgloss
und meinen femininen Rock tragen,
aber ich entschied mich dagegen.
Stattdessen trug ich einen sehr ernsten,
sehr männlichen und sehr hässlichen Anzug.
Denn die traurige Wahrheit ist,
dass wir beim Aussehen
den Mann als Standard betrachten,
als die Norm.
Wenn sich ein Mann
für ein Geschäftstreffen fertig macht,
sorgt er sich nicht darum,
zu männlich auszusehen
und deshalb nicht respektiert zu werden.
Wenn sich eine Frau
für ein Geschäftstreffen fertig macht,
muss sie sich darum sorgen,
nicht zu feminin auszusehen,
und ob sie ernst genommen wird oder nicht.
Ich wünschte, ich hätte an diesem Tag
diesen hässlichen Anzug nicht getragen.
Ich habe ihn übrigens
aus meinem Schrank verbannt.
Hätte ich damals mein
selbstbewusstes Ich von heute gehabt,
hätten meine Schüler noch mehr
von meinem Unterricht profitiert,
weil ich mich wohler gefühlt hätte,
vollständig und wahrhaftig ich selbst.
Ich habe beschlossen, meine Weiblichkeit
nicht länger zu entschuldigen.
(Applaus)
Ich will mit all meiner Weiblichkeit
respektiert werden,
denn das verdiene ich.
Das Gespräch über Geschlechterrollen
ist nicht leicht.
Für Männer und Frauen
bringt die Erwähnung
der Geschlechterrollen
fast sofortigen Widerstand mit sich.
Ich kann mir vorstellen,
dass einige Leute hier denken:
"Frauen, sich selbst treu?"
Einige Männer hier denken vielleicht:
"Okay, ist ja ganz interessant,
aber so denke ich nicht."
Und das ist Teil des Problems.
Dass viele Männer nicht aktiv
über Geschlechterrollen nachdenken
oder sie wahrnehmen,
ist Teil des Geschlechterrollenproblems.
Dass viele Männer
wie mein Freund Louis sagen,
dass jetzt alles gut ist.
Und dass viele Männer
nichts dafür tun, es zu ändern.
Wenn Sie ein Mann sind und mit einer Frau
in ein Restaurant gehen,
und der Kellner nur Sie grüßt,
kommt es Ihnen in den Sinn,
den Kellner zu fragen:
"Warum grüßen Sie sie nicht?"
Weil Geschlechterrollen ...
(Gelächter)
Wir lassen einen Teil
der längeren Version dieser Rede ruhen.
Weil das Gespräch über Geschlechterrollen
sehr unangenehm sein kann,
ist es auf vielerei Weise einfach,
es zu beenden.
Einige Menschen ziehen
evolutionäre Biologie heran,
und Affen,
wie weibliche Affen sich
männlichen Affen unterwerfen
und so weiter.
Es geht aber darum,
dass wir keine Affen sind.
(Gelächter) (Applaus)
Affen leben auch auf Bäumen
und essen Erdwürmer zum Frühstück,
wir aber nicht.
Einige Leute sagen:
"Nun ja, armen Männern
geht es auch schlecht."
Das stimmt.
Aber das ist nicht, worum es ...
(Gelächter)
Darum geht es in dieser Diskussion nicht.
Geschlechterrollen und Klassen sind
verschiedene Formen der Unterdrückung.
Ich habe einiges über Systeme
der Unterdrückung gelernt,
wie sie sich gegenseitig
nicht sehen können,
als ich mit schwarzen Männern
geredet habe.
Ich habe einmal mit einem schwarzen Mann
über Geschlechterrollen geredet
und er sagte mir:
"Warum musst du sagen,
'meine Erfahrung als Frau'?
Warum kann es nicht,
'meine Erfahrung als Mensch' sein?"
Das war derselbe Mann,
der oft über seine Erfahrung
als schwarzer Mann redete.
Geschlechterrollen sind von Bedeutung.
Männer und Frauen
erleben die Welt unterschiedlich.
Unsere Geschlechterrolle
färbt unsere Erfahrungen.
Aber das können wir ändern.
Einige Leute sagen:
"Aber Frauen haben die echte Macht,
die Macht von unten."
Für Nicht-Nigerianer:
Die Macht von unten ist ein Ausdruck,
der soviel bedeutet wie eine Frau,
die ihre Sexualität einsetzt,
um dem Mann Gefälligkeiten zu entlocken.
Aber Macht von unten
ist überhaupt keine Macht.
Macht von unten heißt, dass eine Frau
nur eine Wurzel hat, die sie
von Zeit zu Zeit anzapfen kann,
die Macht eines Anderen.
Dann müssen wir uns natürlich fragen,
was passiert, wenn dieser Andere
schlechte Laune hat,
oder krank ist, oder impotent.
(Gelächter)
Einige Leute sagen, dass einem dem Mann
untergeordnete Frau unsere Kultur ist.
Aber Kultur verändert sich ständig.
Ich habe wunderschöne Zwillingsnichten.
Sie sind 15 und leben in Lagos.
Wären sie vor 100 Jahren geboren,
hätte man sie weggebracht und ermordet.
Weil es unsere Kultur war,
Zwillinge zu töten.
Worum geht es also bei Kultur?
Es gibt die dekorative Kultur,
das Tanzen,
aber bei Kultur geht es eigentlich
um die Erhaltung
und Fortbestand eines Volkes.
In meiner Familie bin ich das Kind,
das sich am meisten
für unsere Geschichte interessiert,
für unsere Tradition,
für das Wissen über unser Ahnenland.
Meine Brüder sind nicht
so interessiert wie ich.
Aber ich kann nicht teilnehmen.
Ich kann nicht zu den Treffen gehen.
Ich kann nicht mitreden.
Weil ich weiblich bin.
Kultur macht keine Menschen,
Menschen machen Kultur.
(Applaus)
Wenn es also tatsächlich stimmt,
dass die Menschlichkeit der Frauen
nicht unsere Kultur ist, dann müssen wir
das zu unserer Kultur machen.
Ich denke sehr oft an meinen
teuren Freund Okulama.
Mögen er und all die anderen Opfer
des Sosoliso-Absturzes
weiterhin in Frieden ruhen.
Er wird immer von denen
erinnert werden, die ihn geliebt haben.
An jenem Tag vor vielen Jahren
hatte er Recht,
mich eine Feministin zu nennen.
Ich bin eine Feministin.
Als ich das Wort an jenem Tag
im Wörterbuch nachgeschlagen habe,
las ich das:
"Feminist/in,
eine Person,
die an die soziale, politische
und wirtschaftliche Gleichheit
der Geschlechter glaubt."
Meine Urgroßmutter war
laut der Erzählungen über sie
eine Feministin.
Sie lief aus dem Haus des Mannes fort,
den sie nicht heiraten wollte,
und heiratete schließlich
den Mann ihrer Wahl.
Sie weigerte sich, protestierte,
sagte ihre Meinung,
wann immer sie das Gefühl hatte,
dass sie eines Zugangs beraubt wurde.
Meine Urgroßmutter kannte
das Wort "Feministin" nicht,
aber das bedeutet nicht,
dass sie es nicht war.
Wir sollten dieses Wort zurückholen.
Meine eigene Definition lautet:
Feministen sind Männer
oder Frauen, die sagen ...
(Gelächter) (Applaus)
Feministen sind Männer
oder Frauen, die sagen:
"Ja, es gibt ein Problem
mit den Geschlechterrollen heute,
und wir müssen es beheben.
Wir müssen es besser machen."
Der beste Feminist, den ich kenne,
ist mein Bruder Kenny.
Er ist ein gütiger, gutaussehender,
liebenswerter Mann
und er ist sehr männlich.
Danke.
(Applaus)