WEBVTT 00:00:00.000 --> 00:00:03.409 ♪ (Dynamische Musik) ♪ 00:00:03.409 --> 00:00:05.014 Ein "Grundpfeiler" 00:00:05.014 --> 00:00:08.490 ist eine keilförmige Platte an der Spitze eines Steinbogens. 00:00:08.510 --> 00:00:11.250 Wenn der Grundpfeiler entfernt wird, riskiert man, 00:00:11.250 --> 00:00:12.250 dass das gesamte Gebilde einstürzt. 00:00:12.250 --> 00:00:17.081 Manche Ökosysteme funktionieren auf die selbe Weise: 00:00:17.080 --> 00:00:18.906 Sie sind abhängig von einer Schlüsselart. 00:00:18.906 --> 00:00:22.127 In der Biologie haben Schlüsselarten durch ihre Größe und Anzahl 00:00:22.127 --> 00:00:23.700 einen überdimensionalen Einfluss auf ihren Lebensraum. 00:00:23.700 --> 00:00:26.840 Ihre Aktivitäten beeinflussen alle Arten von Lebewesen, 00:00:26.840 --> 00:00:28.430 sei es direkt oder indirekt. 00:00:28.430 --> 00:00:32.155 Eine Veränderung ihrer Anzahl kann eine trophische Kaskade auslösen, 00:00:32.155 --> 00:00:34.407 wodurch sich die Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem ausweiten, 00:00:34.407 --> 00:00:35.790 oft auf überraschende Weise. 00:00:35.790 --> 00:00:38.650 Nehmen wir die grauen Wölfe im Yellowstone Nationalpark in Wyoming. 00:00:38.650 --> 00:00:41.605 Ihre Zahl sank in den frühen 1930er Jahren auf Null - 00:00:41.605 --> 00:00:42.860 hauptsächlich wegen der Jagd. 00:00:42.860 --> 00:00:46.580 Doch 1995 wurden die Wölfe im Park wieder angesiedelt 00:00:46.580 --> 00:00:49.138 und ihre Auswirkung auf die Umgebung wird seitdem beobachtet. 00:00:49.138 --> 00:00:52.140 Wie sich herausstellte, ist der Einfluss enorm. 00:00:52.140 --> 00:00:54.510 Die An- und Abwesenheit der Wölfe 00:00:54.510 --> 00:00:58.130 hat den Yellowstone-Park auf erstaunliche Weise verändert, 00:00:58.130 --> 00:01:00.160 bis hin zur Fließrichtung der Flüsse. 00:01:00.160 --> 00:01:03.309 Zum einen jagen die Wölfe Elche, und die Elche wissen das. 00:01:03.309 --> 00:01:06.220 Ihr Verhalten ändert sich also, wenn Wölfe in der Gegend sind. 00:01:06.220 --> 00:01:09.880 Elche sind eigentlich Nomaden und bleiben in Bewegung, während sie Pflanzen kauen. 00:01:09.880 --> 00:01:13.825 Doch wenn es keine Wölfe gibt, werden die Elche unvorsichtiger, 00:01:13.825 --> 00:01:16.860 sie lassen sich nieder und essen auf einmal viel mehr an einem Ort. 00:01:16.860 --> 00:01:19.270 Die Elche aßen sogar den ganzen Weg bis zum Flussufer, 00:01:19.270 --> 00:01:22.280 wo sie sich nie länger aufhalten würden, wenn Wölfe da wären. 00:01:22.280 --> 00:01:25.290 Anstatt immer nur ein Bißchen von verschiedenen Pflanzen zu essen, 00:01:25.290 --> 00:01:29.085 aßen sie so viel an einer Stelle, dass Espen und Pappeln zurückgingen, 00:01:29.085 --> 00:01:32.837 genau wie die Weiden am Flussufer, auf die Biber und einige Singvögel angewiesen sind. 00:01:32.837 --> 00:01:34.993 Und Biber zählen aufgrund ihrer Baukünste 00:01:34.993 --> 00:01:37.310 ebenfalls zu den Schlüsselarten. 00:01:37.310 --> 00:01:40.300 Ihre Dämme verlangsamen die Strömung der Flüsse, verhindern Überschwemmungen 00:01:40.300 --> 00:01:43.840 und bieten Wohnraum für alle Arten von Lebewesen. 00:01:43.840 --> 00:01:47.140 Seitdem Wölfe im Yellowstone Nationalpark wieder angesiedelt wurden, 00:01:47.140 --> 00:01:48.846 wachsen Weiden wieder besser, 00:01:48.846 --> 00:01:51.497 haben sich Biber-Kolonien von nur einer auf neun vermehrt 00:01:51.497 --> 00:01:53.490 und gedeihen auch die Singvögel wieder prächtig. 00:01:53.490 --> 00:01:56.930 Die Anzahl der Elche nahm zunächst ab, scheint sich inzwischen aber stabilisiert zu haben. 00:01:56.930 --> 00:01:58.415 Und die Zahl der Bisons ist gestiegen, 00:01:58.415 --> 00:02:01.200 vermutlich aufgrund der geringeren Konkurrenz durch den Elch. 00:02:01.200 --> 00:02:04.670 Die Forschungen dauern an, um die langfristigen Auswirkungen der Wölfe, 00:02:04.670 --> 00:02:07.065 unter Berücksichtigung der vielen subtilen Zusammenhänge 00:02:07.065 --> 00:02:08.799 in diesem komplexen Ökosystem einzuschätzen. 00:02:08.799 --> 00:02:10.464 Doch eines ist sicher: 00:02:10.464 --> 00:02:14.290 die An- und Abwesenheit sowie die Wiederansiedelung des Wolfs als wichtigstes Raubtier 00:02:14.290 --> 00:02:16.331 im Yellowstone Nationalpark, hat Spuren hinterlassen. 00:02:16.331 --> 00:02:19.490 Und die Erforschung anderer Lebensräume von Wölfen wird zeigen, 00:02:19.490 --> 00:02:22.820 was im Yellowstone Nationalpark einzigartig war und was auch anderswo angewendet werden kann. 00:02:22.820 --> 00:02:25.610 Auch Elefanten tun eine Menge für ihre Umgebung, 00:02:25.610 --> 00:02:28.880 durch das, was sie essen und damit auch wieder ausscheiden. 00:02:28.880 --> 00:02:32.290 Sie gelten als die "Mega-Gärtner des Waldes". 00:02:32.290 --> 00:02:35.145 Ohne die afrikanischen Waldelefanten 00:02:35.145 --> 00:02:39.230 würde bspw. eine einzige Art von Akazien in den dortigen Wälder dominieren. 00:02:39.230 --> 00:02:41.870 Diese wächst sehr schnell und verdrängt das Licht für andere Pflanzen. 00:02:41.870 --> 00:02:43.710 Die Elefanten helfen, dem entgegenzuwirken. 00:02:43.710 --> 00:02:46.515 Auf ihrer Suche nach Nahrung treten sie Akazien nieder 00:02:46.515 --> 00:02:49.020 und bilden so Licht-Schneisen 00:02:49.020 --> 00:02:53.080 Andere Pflanzenarten nutzen die Chance und tragen so zur Biodiversität des Waldes bei. 00:02:53.080 --> 00:02:56.665 Die kleinen Äste, die die Elefanten abschlagen, bieten Verstecke für Eidechsen, 00:02:56.665 --> 00:02:59.402 die vielfältiger sind an Orten, wo Elefanten umherstreifen. 00:02:59.402 --> 00:03:03.000 Wenn sie nach Blättern oder Früchten greifen, reißen sie oft ein paar mehr ab, 00:03:03.000 --> 00:03:07.115 und diese werden von kleineren Bodenbewohnern wie Warzenschweinen 00:03:07.115 --> 00:03:09.480 oder Kudus, einer Antilopenart, gegessen. 00:03:09.480 --> 00:03:14.530 Bei all dem Fressen fällt viel Mist an, etwa eine Tonne pro Woche. 00:03:14.530 --> 00:03:18.095 Und all die Ausscheidungen werden zu einem eigenen kleinen Ökosystem, 00:03:18.095 --> 00:03:21.150 da sie reich an Nährstoffen sind, die die Elefanten nicht verarbeiten konnten. 00:03:21.150 --> 00:03:25.090 Pilze leben darin, aber auch Insekten wie Käferlarven, Grillen und Spinnen. 00:03:25.090 --> 00:03:29.700 2009 fand man drei Froscharten, die zufrieden im Dung asiatischer Elefanten leben. 00:03:29.700 --> 00:03:32.170 Und natürlich sind sie ein hervorragender Dünger. 00:03:32.170 --> 00:03:36.460 Viele Pflanzenarten gedeihen besser in Elefantendung als in den Ausscheidungen anderer Tiere. 00:03:36.460 --> 00:03:38.880 Durch ihr weites Umherschweifen und ihre unterschiedlichen Routen 00:03:38.880 --> 00:03:41.720 tragen sie wunderbar zur Verbreitung von Samen an neuen Orte bei. 00:03:41.720 --> 00:03:44.015 Doch man muss nicht so groß sein, wie ein Elefant, 00:03:44.015 --> 00:03:46.849 um einen Einfluss in Jumbo-Größe auf unser Ökosystem zu haben. 00:03:46.849 --> 00:03:50.370 Papageienfische sind nach ihren harten, fast schnabelartigen Mundwerkzeugen benannt. 00:03:50.370 --> 00:03:53.999 Die verhärteten Lippen sind bestens dafür geeignet, Algen von Korallen abzuzupfen - 00:03:53.999 --> 00:03:56.520 ihre Hauptnahrungsquelle in ihrer warmen Riffumgebung. 00:03:56.520 --> 00:03:57.980 Es scheint nur eine kleiner Beitrag zu sein, 00:03:57.980 --> 00:04:01.010 doch dieser ist entscheidend für die Erhaltung des Riffs. 00:04:01.010 --> 00:04:02.149 Ohne die Papageienfische 00:04:02.149 --> 00:04:05.528 könnten Makroalgen die Korallen bis zum Absterben ersticken. 00:04:05.528 --> 00:04:08.706 Und ohne Korallen kein Riff, was ein großes Problem 00:04:08.706 --> 00:04:10.800 für die Lebewesen wäre, die dort ihr Zuhause haben. 00:04:10.800 --> 00:04:14.420 Forschungen aus vier Jahrzehnten in der Karibik zeigen, 00:04:14.420 --> 00:04:17.487 dass auf die Papageienfische ein besonderes Augenmerk gelegt werden sollte. 00:04:17.487 --> 00:04:21.568 Ein durch Klimawandel und Versauerung und Verschmutzung der Ozeane 00:04:21.568 --> 00:04:25.030 beeinträchtigtes Ökosystem bringt die Korallenriffe zunehmend in Gefahr. 00:04:25.030 --> 00:04:28.263 Die Wartungsarbeiten der Papageienfische halten die Riffe widerstandsfähig, 00:04:28.263 --> 00:04:31.550 sodass sie sich von Hitze oder Stürmen erholen können. 00:04:31.550 --> 00:04:35.310 Riffe in der Karibik, wo viel Papageienfisch gefischt wird, leiden am meisten. 00:04:35.310 --> 00:04:39.340 Daher empfehlen die Forscher, dass mehr Länder Maßnahmen zur Rettung des Papageienfisches ergreifen, 00:04:39.340 --> 00:04:41.530 um mit ihm auch die Riffe zu schützen. 00:04:41.530 --> 00:04:43.546 Denn, wie alle Schlüsselarten, 00:04:43.546 --> 00:04:45.690 helfen sie dabei, ihr Ökosystem zu bewahren. 00:04:45.690 --> 00:04:47.793 Danke fürs Zuschauen bei dieser Folge von SciShow, 00:04:47.793 --> 00:04:50.250 die dank unserer Unterstützer von Patreon produziert wurde. 00:04:50.250 --> 00:04:53.810 Wenn ihr unsere Sendung fördern möchtet, geht auf patreon.com/scishow 00:04:53.810 --> 00:04:56.010 und vergesst nicht, uns auf youtube.com/scishow 00:04:56.010 --> 00:04:57.790 zu abonnieren. 00:04:57.790 --> 00:04:59.660 Und manche Mikroben nutzen Sonnenenergie, 00:04:59.660 --> 00:05:02.220 um ihr eigenes Essen zu produzieren. 00:05:02.220 --> 00:05:04.350 Dan werden sie von kleineren Konsumenten verspeist, 00:05:04.350 --> 00:05:07.050 welche dann wieder von größeren Raubtieren gefressen werden, welche ...