34C3 preroll music
Herald: Yaay, wir können anfangen mit dem
nächsten Talk, es geht um "Die kleinen
Dinge im Leben". Neben mir steht schon
André Lampe, ein Laser-Physiker, wird er
wahrscheinlich auch ein bisschen erzählen,
was man da so macht. Aber vor allen Dingen
beschäftigt er sich mit Mikroskopen, hat
letztes Jahr beim Congress schon einen
Vortrag über Hochleistungsmikroskope
gehalten, die man sich ja selten in sein
Wohnzimmer stellt. Und deswegen ist es
besonders toll, heute nochmal die Dinge,
ja, so ein bisschen näher vorzustellen,
die man auch tatsächlich selber machen
kann, ohne in ein großes Labor zu fahren.
Deswegen - dankeschön, dass du da bist,
und: das ist deine Bühne!
André Lampe: Ja, einen schönen guten
Abend! "Es sind die kleinen Dinge im Leben
II". Es ist ein Prequel und keine Jarjar
Binkse, versprochen. Mein Name ist André
Lampe und ich liebe Mikroskope wirklich
sehr. Ist ein tolles Bild, was Frau
@Kirschvogel von mir gezeichnet hat.
Herzlichen Dank dafür, folgt ihr doch mal
auf Twitter. Letztes Jahr bei dem Vortrag
habe ich über Hochauflösungsmikroskope
gesprochen. Und da ging es vor allem
darum, dass an der Forschungsgrenze man
eigentlich sich nicht darauf fokussieren
sollte, dass man Bilder macht, sondern
dass es größtenteils um die Daten geht,
die sich da drin verbergen. Und vor allem,
dass Rohdaten geil sind, weil die Software
verbessert sich viel schneller als die
Hardware, die dahinter steckt. Und dann
kann man vielleicht mit besserer Software
in einer Hochauflösung und an der
Forschungsgrenze was Tolles machen. Das
gilt für die professionellen
Wissenschaftler. Ja, also so Menschen, die
halt im Labor Dinge tun. Wenn man aber
einfach nur selber mal ein bisschen
neugierig ist, sich für Natur begeistert
und sich Dinge mal genauer angucken
möchte, dann ist das nicht zwangsläufig
das Richtige. Da macht es durchaus Sinn,
dass man auch mal mit dem Auge durchkuckt,
dass man sich die Sachen ankuckt, da geht
es eventuell auch tatsächlich um Bilder.
Und darum soll es jetzt hier auch gehen.
Also, es geht darum, wie man anfängt mit
der Mikroskopie, wenn man irgendwie eine
Neugier dafür hat. Und ich versuche so ein
bisschen, zu erklären, welche Parameter
wichtig sind, wenn man vorhat, ein paar
Euro in solche Sachen zu investieren und
warne auch vor dem ein oder anderen, was
man online oder in Läden so findet. Weil,
das ist manchmal wirklich abgefahrener
Bullshit. Aber als erstes mal so eine
kleine Bilder-Show von den Dingen, die man
alle so mit dem Mikroskop betrachten kann.
Ungewöhnliche Dinge auch, da wird es
eigentlich erst spannend, wenn die Dinge
ungewöhnlich sind. Links ein
Klettverschluss in zwei verschiedenen
Farben. Rechts Curry-Pulver. Bei einer
mittelmäßigen Vergrößerung, würde ich
jetzt einfach mal sagen, und da sieht man
schon aus dem Staub, der normalerweise
sehr, sehr einfarbig ist, dass man dort in
einer Vergrößerung tatsächlich
unterschiedliche Farbnuancen erkennen
kann. Oder hier ganz links eine
Sicherheitsnadel, die Spitze davon. In der
Mitte eine Injektionsnadel von einer
Insulinspritze, und rechts die Spitze von
einem Kugelschreiber. Ich fand besonders
das mit der Spitze, dass die tatsächlich
so spitz ist in der Mitte, wirklich
faszinierend, und wie stumpf so eine
Sicherheitsnadel dann doch ist. Hier habe
ich mal ein Bild mitgebracht, das ist aus
einem anderen Talk vom 33C3, Chris
Gerlinsky - Chris, thanks! Awesome that I
can use your pics! Er hat einen Talk
gehalten, "How do I crack Satellite and
Cable Pay-TV?" Er hat sehr viel Arbeit da
rein investiert, die Chips freizuätzen und
die Oberflächen freizulegen.Also da steckt
ein bisschen mehr hinter als nur
Mikroskopie, aber am Ende konnte er mit
einem Mikroskop auf die Chips draufgehen.
Und da wo Dinge fest im Chip gespeichert
waren, die Dinge auslesen, rechts helle
und dunkle Stellen repräsentieren Einsen
und Nullen. Kann man also tatsächlich auch
mit Mikroskopie machen. Guckt euch seinen
Talk an. Ich hatte da großen Spaß bei.
Dann, Biologie geht natürlich auch. Links
das Video von einem Kollegen von mir
Martin Ballaschk, der schreibt für die
scilogs besucht den auch mal auf seinem
Blog. Der hat in seinem Aquarium ein
bisschen rum gefischt und hat tatsächlich
ein Rädertierchen gefunden, was man hier
wild in der Gegend herum rädertierchend
sieht. Und rechts, da habe ich viele
Aufnahmen, das waren 80 oder 90 Stück von
einer Mikroskopie Probe von einem dünnen
Schnitt durch einen Pilz gemacht und da
sieht man schön die Lamellen. Also er
steht auf dem Kopf. Falls ihr euch jetzt
wundert, da sieht man schön die Lamellen
und den Stamm und die innere Zellstruktur.
Eine kurze Geschichte wie ich dazu
gekommen bin, dass ich mich auf
unterschiedliche Arten mit Mikroskopie
beschäftige. Ich habe Physik studiert
Laser Physik um genau zu sein und dann bin
ich in die Biochemie gegangen. Und da war
es dann so: Kommt es ins Labor haste
irgendwie schon angefangen so das
Mikroskop aufzubauen. Kommt der Chef rein
und sagt: "Cool, darf ich mal durch
gucken?" Und da denke ich mir so, als
Physiker: "Sag mal, ich habe hier drei
Wochen damit verbracht, dass nur der Teil
der von der Kamera erfasst wird auch
beleuchtet wird, warum willst du durch
gucken, das macht gar keinen Sinn? Mal
abgesehen davon siehst du dann Farben, wir
haben eine schwarz weiße Kamera Du bist
viel unbeeinflußter guck doch auch auf die
Daten verdammt nochmal!" Also das hab ich
nicht so laut gesagt, ja, also ich war ja
neu.. Aber Jan mein Chef ist eine coole
Sau. Also wenn du das hier siehst: no hard
feelings. Aber ich hab dann so: "Warum
willst du da durch gucken? Verstehe ich
nicht?" Oder dann gehst du irgendwie so,
naja du musst ja auch mal ein bisschen was
mit Biologie machen, geh mal in eine
Zellkultur. Also da hatte ich dann so
meine eigene Zelllinie die ich managen
musste und dann sagte mir eine Kollegin
dann so: "Naja pass auf, du hast dir diese
rosa Flüssigkeit wenn die Zellen ablösen
willst, da nimmst einen Milliliter,
spritzt das da drauf. Wenn die Flüssigkeit
schon ein bisschen älter ist, nimmt ein
bisschen mehr." Da ist mir der Arsch
geplatzt. Was heißt denn ein bisschen
älter ein bisschen mehr? Ich komme aus der
Physik. Die ist deterministisch A. Etwas
passiert. B. In der Biologie hat man A.
Wir können das Leben nicht deterministisch
beschreiben. Das ist kein Fehler der
Biologie. Wir sind einfach noch nicht so
weit, dass wir diesen komplexen Apparat
"Leben" so weit verstanden haben, dass wir
jeden einzelnen Schritt nachvollziehen
können. Das ist , das ist etwas was der
Biologie innewohnt wie das
deterministische der Physik. Und das war
es dann auch so was so das "Klick" gemacht
hat, das hat aber ein bisschen gedauert.
Dieses mit dem "Wenn es ein bisschen älter
ist nimm ein bisschen mehr". Diese Biologie
ist wie Backen. Man braucht die
richtigen.. man braucht die richtigen
Inhaltsstoffe aber dann braucht man auch
ein Gefühl dafür. Ist der Teig zu trocken?
Ist der Teig zu feucht? Muss man
vielleicht noch ein bisschen etwas hinzu
tun. Und man muss um Gottes Willen nicht
von allem Bilder machen. Man muss
vielleicht auch manchmal durch gucken. Und
dasselbe mit dem Auge beurteilen um Gefühl
dafür zu kriegen. Das ist tatsächlich
wichtig. Am Anfang habe ich gesagt: "Ich
geh ins Labor und messe", meine Kollegen
haben gesagt Sie gehen Bilder machen,
mittlerweile messe ich und mache Bilder.
Und ich würde gerne in einer Welt leben wo
eine Physikerin, ein Biologe, eine
Soziologin und ein Pädagoge zusammen in
die Kneipe gehen und sich gegenseitig
respektieren und sich nicht fertig machen
aufgrund ihrer Profession.
Applaus
Aber das dauert wahrscheinlich noch eine
Weile.
Applaus
Was ich eigentlich sagen wollte.
Mikroskope. Da will ich jetzt eine kleine
Einführung geben warum warum es wichtig
ist durch zu gucken. Aber wir wollen auch
ein bisschen Fokus darauf legen wie man
auch Bilder daraus bekommt. Es gibt
verschiedene Mikroskoptypen ganz links
Stereo Mikroskop. Da ist die Probe relativ
weit weg und die kann man in eine Schale
legen. Das kennt man vielleicht, da sind
auf jeden Fall meistens zwei Tuben drauf
durch die man gucken kann. Zwei Okulare,
hängt damit zusammen Stereomikroskop ist
wirklich ernst gemeint. Da ist ein kleiner
Winkel zwischen den beiden Okularen, das
heißt man bekommt tatsächlich einen
dreidimensionalen Eindruck aber keine
hohen Vergrößerungen. Aber man kann große
Sachen drunter legen wie mal einen Käfer ,
den man gefunden hat oder ein Blatt oder
ein Stück Erde worauf man halt so Bock
hat. Dann Durchlichtmikroskope oder. Ich
nenne es immer gerne ein normales
Mikroskop, aber das ist halt das Ding von
dem ich weiß nicht jetzt sieben Jahre
meines Lebens irgendwie ständig
vorgesessen habe. Wahrscheinlich ist das
für mich deswegen normales Mikroskop aber
Durchlicht oder Auflichtmikroskop. Darüber
geht's zum größten Teil.Dann gibt es noch
ein paar andere Typen, die werde ich am
Rande erwähnen. Das ein oder andere
empfehlen.. Und vielleicht ein paar davon
ein wenig verdammen und euch davor warnen
und das Fluoreszenz-
Hochauflösungsmikroskop um das es heute
nicht geht. Aber ich wollte einfach nur
mal zeigen, dass man sieht das der
apparative Aufwand da durchaus ein klein
wenig größer ist. So das sind Mikroskope
Typen. Aber bevor wir uns jetzt mit dem..
mit der wichtigen Frage der Vergrösserung
beschäftigen wollte ich mal so ein
bisschen einen Maßstab liefern, weil ich
hab nämlich nirgendwo einen vernünftigen
Maßstab gefunden mit dem man die kleine
Welt in irgendeiner Form abschätzen kann.
Deswegen habe ich mich hingesetzt und
geguckt ob ich genug Public Domain Bilder
zusammengeschustert kriege, dass man hier
mal was nehmen kann. Und ich glaube ich
war relativ erfolgreich fangen wir also
bei etwas an was wir alle kennen,
irgendwie aus der.. aus unserer
Erfahrungswelt erst mal ein Meter: Hund,
Singvogel, Computerchip, ein Floh, ein
menschliches Haar und mit hundert
Mikrometer ist der Durchmesser gemeint,
dann Pollen, dann Bakterien, hier sehen
wir Salmonellen, dann, ein Virus, das ist
ein Influenzavirus, zehn Nanometer sind
Nanostrukturen auf Computerchips
Elektronenmikroskopaufnahmen und rechts
daneben hat sich schon rein geschlichen
eine DNA unterm Elektronenmikroskop und
zum Abschluss 0,1 Nanometer. Das sind
einzelne Gold Atome auf einer Gold
Oberfläche aufgenommen mit einem
Rasterkraftmikroskop. Und wenn wir jetzt
mal so die Mikroskop Typen die ich eben so
grob eingeführt habe mal darunter legen
Stereo Mikroskop. Ja, okay zehn
Zentimeter, das muss schon ein bisschen
Größeres sein aber zehn aber zehn
Zentimeter muss man nicht doll vergrößern.
Aber das geht so runter bis 100 Mikrometer
vielleicht ein bisschen mehr aber da
braucht man dann.. da wird man dann auch
schon ein bisschen Geld los um in die
Vergrösserung zu kommen. Das durch
Lichtmikroskop geht so, fängt ein bisschen
kleiner an, kann aber ein bisschen weiter
runter als ein Mikrometer vielleicht ein
bisschen tiefer. Aber da hab ich schon
einen Bereich ein bisschen orange
eingefärbt. Da kommen wir gleich zu. Dann
das Fluoreszenz-Hochleistungsmikroskop
geht noch weiter runter; bis zu einem
Nanometer können wir da mit Licht machen.
Und wenn wir noch ne höhere Vergrößerung
haben wollen dann müssen wir, wohl oder
übel, auf ein Elektronenmikroskop
zurückgreifen. Diese eingefärbten Bereiche
hier, das macht echt Arbeit. Damit meine
ich jetzt nicht, dass man da sehr viel
Zeit investieren muss, aber beim
Durchlichtmikroskop sind die Proben dann
so dünn, also muss man die so dünn machen,
dass man eigentlich kaum Kontrast hat. Das
heißt man muss Anfärbetechniken
beherrschen. Man muss dafür Chemikalien
besorgen, muss das lernen, dass es
eventuell ein bisschen giftig oder man
braucht vielleicht sogar ein Abzug oder so
ne Scherze, ja, also da das meine ich mit
"Macht echt Arbeit" und in der
Hochauflösungsmikroskopie, warum das viel
Arbeit macht, das habe ich letztes Jahr
schon erzählt. Okay, jetzt kommen wir mal
wirklich zur Vergrößerung, oder was mit
diesem 1x bis 124x oder -fach gemeint ist.
Also man rechnet das relativ einfach aus.
Okular mal Objektiv, das was da
Vergrösserung draufsteht, ist die
Vergrößerung eines Mikroskops, so wie es
da vorne auch steht. Ah, ist ja sogar
dasselbe. Und in diesem Fall, das Okular
hat meistens zehnfache Vergrößerung. Und
jetzt, habe ich da jetzt gerade mal
hervorgehoben das Achtfach-Objektiv. Zehn
mal acht sind 80 fache Vergrößerung.
80-fach zu was? Habt ihr euch das schon
mal gefragt, wenn das irgendwo steht?
80-fach größer als 25 Zentimeter entfernt
vom Auge. Guckt man erst mal in ne Röhre,
wenn man das liest. Und das ist auch der
richtige Impuls, weil die Pappröhre im
Inneren einer Küchenrolle hat ungefähr 25
Zentimeter oder 26. Das heißt das könnt
ihr mal ausprobieren, dann habt ihr
ungefähr einen Maßstab dafür, was diese
Vergrösserung denn tatsächlich bedeutet.
Also 25 Zentimeter ist der Größ-, ist der
Punkt wo das Auge am schärfsten sieht.
Wenn man einen Meter, einen halben Meter
weggeht, also 50 Zentimeter, dann hat man
theoretisch schon etwas gebastelt was
0,5-fache Vergrößerung hat. Sowas macht
tatsächlich nur Sinn beim Auge, wenn man
durchguckt und nicht bei Bildern oder bei
Kameras. Überall, wo in der Zeitung ein
Mikroskopiebild steht "Das hier in
400-facher Vergrößerung" könnte ich mich
aufregen. Sollen sie doch so einen schönen
Balken reinmachen, dass man die Dimension
versteht, aber nein. Gut anderes Thema.
Aber es macht keinen Sinn bei Kameras,
damit das einmal klar ist. Diese
Vergrösserung bezieht sich nur auf wenn
man mit dem Auge durchguckt. Ein weiterer
Parameter, wenn man Vergrößerungen
verstanden hat super, ein weiterer
Parameter, den man im Kopf haben muss wenn
man sich mit Mikroskopen beschäftigen
will, ist der Arbeitsabstand. Wenn man ne
geringe Vergrößerung hat, z.B. ein
Objektiv mit vierfacher Vergrößerung, ganz
links, dann kann das relativ weit von der
Probe entfernt sein. Wenn man ne höhere
Vergrößerung will, dann muss das Objektiv
immer näher an die Probe herangeführt
werden. Das soll euch helfen einzuschätzen
wie groß ist meine Probe und wie muss ich
das Präparieren. Bei so 40-fach oder
vielleicht sogar noch höheren
Vergrößerungen von Objektiven muss man
sehr sehr nah ran und dann müssen die
unter Umständen tatsächlich unter Glas,
oder ich muss sie kaputt schneiden, oder
klein machen, dann habe ich vielleicht
einen unzugänglichen Ort; Da muss ich den
Arbeitsabstand beachten. Und so sieht das
dann aus, wenn ich mir das mit nem
Digitalbild, nochmal das ist hier nicht
die Vergrößerung, da steht nur bei welches
Objektiv ich benutzt habe. Wenn ich ein
guter Wissenschaftler gewesen wäre, hätte
ich hier auch einen Fehlerbalken
reingemacht, aber hier soll es jetzt nur
mal um den Arbeitsabstand gehen.
Vergrösserung von dem vierfach-Objektiv,
sieht das Bild, was man bekommt, ganz
links so aus. Dann geht es ein bisschen
größer, da muss man schon näher ran, und
wenn man wirklich die einzelnen Details
von den einzelnen Zellen sehen will, bzw.
diese kleinen Bläschen, dann braucht man
das 40-fach und hier sieht man auch schon
ein bisschen, dass es am Rand leicht
verschwommen ist. Das liegt nicht daran,
dass das am Rand ist, sondern diese
besondere Probe ist da ein klein wenig
gewellt und näher am Objektiv dran, müssen
auch über Tiefenschärfe reden.
Arbeitsabstand: Je höher die Vergrößerung
desto näher muss man ran. Tiefenschärfe
ist auch so ein kleines Problemchen.
Tiefenschärfe bedeutet wenn ich jetzt bei
dem vierfach, da hab ich jetzt einfach mal
einen kleinen Faden oder ein Stück Staub
oder bzw. ich hab ne schöne Stelle
gefunden wo Staub drauf liegt auf der
Probe, genommen und ein Bild gemacht mit
dem vierfach-Objektiv, dann mit dem
zehnfach- und da sieht man schon, dass der
Staubfaden unscharf wird und beim 40-fach
ist nur noch ein dunkler Schatten. Das
heißt, je höher meine Vergrößerung ist
desto näher muss ich ran, desto geringer
ist meine Tiefenschärfe. Gut. Und
Vergrösserung, Arbeitsabstand und
Tiefenschärfe ist eigentlich alles, was
man wissen muss für den Anfang. Es gibt
noch ein paar andere Parameter, die bei
den Objektiven ne Rolle spielen, z.B.
numerische Apertur, Tubuslänge, optimale
Glasdicke; höhere Vergrößerung bei den
Objektiven bedeuten, dass sie auf eine
bestimmte Glasdicke im Deckgläschen
optimiert sind, da muss man dann
irgendwann drauf achten und
Immersionsobjektive, da macht man Tropfen
Wasser oder sogar Öl dazwischen um noch
mehr Licht einzusammeln, aber das spielt
für den Anfang erstmal nicht so richtig ne
Rolle, nur damit ihr das mal gehört habt.
Aber, etwas was selten irgendwo auf einem
Karton mit draufsteht, ist das Field of
View oder das Sichtfeld von nem Mikroskop.
Das kann man schlecht messen oder in ner
Zahl ausdrücken, das muss man sehen. Hier
habe ich das mal gezeigt. Da habe ich drei
Mikroskope genommen, ganz links KOSMOS
Experimentierkasten, weiß ich nicht, 70
Euro glaube ich, in der Mitte Bresser,
auch so ein Schüler Mikroskop, sind, weiß
ich nicht, 120 oder 130 Euro, bin ich mir
nicht ganz sicher und rechts ein
Forschungsmikroskop, da muss man
wahrscheinlich einen vierstelligen Betrag
auf den Tisch legen um das zu bekommen.
Aber das zeigt mal, selbes Objektiv
benutzt, wie das Sichtfeld aussieht. Und
das hab ich gemacht mit einem Handy direkt
vor dem Okular. Und davon habe ich auch
mal ein Video gemacht, mit einer anderen
Probe, damit man mal einen Eindruck davon
bekommt, wie das aussieht, wenn man da
anfängt mit einem Auge direkt durch zu
gucken. Bei KOSMOS ist es tatsächlich eine
kleine Röhre, bei Bresse ist schon ein
bisschen weiter, aber bei Olympus hat man
dann wirklich ein breites Sichtfeld. Das
soll nicht heißen, dass das KOSMOS-
Mikroskop schlecht ist. Das macht auch
schon wirklich gute Bilder, da kann man
definitiv was mit anfangen. Aber wir
wollen über das Sichtfeld sprechen und da
habe ich einfach mal mehrere Mikroskope
verglichen und oft ist es so: großes
Sichtfeld, da ist das dann der Bereich wo
es dann wirklich teurer wird, je größer
das werden soll. Ein paar Parameter-
Bullshit, was ich so gesehen habe, ich
habe schon viele verschiedene Mikroskope
mir mal beim Online-Händler meines
Vertrauens bestellt und einfach
ausprobiert. So von sechs, sieben Stück
hab ich mal die Highlights aufgeschrieben:
Vergrößerung 40-fach bis 2000-fache
Vergrößerung. Blöd, dass die
Beugungsgrenze des Lichts irgendwann
zuschlägt und eine Vergrößerung über 1250
keinen Sinn mehr macht. Tja, das haben sie
halt, ja, Marketing und so. Kamera, wenn
da irgendwie eine Kamera mit verbaut ist:
zwei Megapixel, fünf Megapixel, High
Resolution, bla bla bla. Jedes der
Produkte, die ich gekauft habe, die diese
Bezeichnung hatten, hatten einen
640x480-Pixel-Sensor drin. Ich sag das nur
- das stand vielleicht ab und zu im
Kleingedruckten aber manch mal auch gar
nicht. Kamera: 30 FPS, 60 FPS, Highspeed.
Beim Test. Software easy to install, many
features. Bei fünf von sieben Sachen, die
ich bestellt hatte, war keine Software
beiliegend. Aber im Prinzip hatten sie
recht. Also easy to install, many
features. Und Linsen: High-Quality optical
glass - vermutlich Plastik-Linse. Aber das
ist überhaupt nicht schlimm, weil die
Bilder, die ich euch am Anfang gezeigt hab
- von den Nadeln, vom Curry - alles mit
einer Plastik-Linse gemacht. Wenn das
vernünftiges Plastik ist und die
Oberfläche glatt poliert, braucht man
nicht High-Quality optical glass. Das
merkt man nicht. Das merkt man manchmal
sogar im Labor gar nicht dass da
vielleicht Plastik und nicht wirklich Glas
benutzt wurde. Das ist gar nicht so
wirklich schlimm. Wovor ich aber warnen
möchte, sind diese Dinger. Da sieht man
ein Handy, an das ein Mikroskop
drangeclipt wurde, was irgendwie mit der
Handy-Kamera funktioniert und tolle Bilder
macht. Das hat meine Kollegin eben bei uns
an der Assembly ausprobiert und hat dann
festgestellt, dass sie keine fünf Arme
hat. Man muss das Handy halten, man muss
die Probe halten. Man muss an den zwei
Rädchen, die man da im Dunkeln drunter
sieht, die Schärfe richtig einstellen. Und
jetzt haben wir eben auch über
Tiefenschärfe gesprochen. Die
Tiefenschärfe von dem Ding, würde ich mal
schätzen, 100, 200 Mikrometer. Wenn ihr
das hinkriegt, Handy zu halten, an Knöpfen
zu drehen und eine Probe zu halten, und
dabei immer in zehn Mikrometer drin zu
bleiben, meine Fresse, habt ihr dann euer
Kafee-Level so richtig gut austariert.
Also es geht nur eine Weile gut. Ich warne
vor diesen Ansteck-Mikroskopen. Habe schon
ein paar ausprobiert, sind alle voll für
den Fuß. Und das ist eigentlich total
schade, weil man mit Mikroskopie echt viel
machen kann, kauft man sich so ein Ding,
"Äh, ist ja Scheiße!" und dann hört man
auf mit Mikroskopie. Wenn ihr das gemacht
hab und Mikroskopie doof findet, Hört
nicht damit auf, nur kauft euch diese
Dinger nicht mehr. So, das andere:
eingebaute Teile, wo eine Kamera drin
sitzt und ein LCD-Display. Ja super. Also
wenn die Kamera kaputt geht oder ihr
feststellt "Mist, ist nur 640x480 und das
LCD ist auch irgendwie doof.", habt da
jede Menge Geld ausgegeben, die sind dann
teilweise schon richtig teuer. Hier wurde
es beworben mit zweitausendfachen Digital-
Zoom. Ja super ne? Macht die Kamera das
mit Binning und dann sieht man nur
verschmierten Pixel-Brei und kann nichts
wirklich darüber festlegen. Was ich euch
empfehlen würde, die habe ich alle selber
getestet und ich würde nichts empfehlen,
was ich nicht selber getestet habe und was
nicht mit offener Software läuft, das ist
mir ganz wichtig. Wenn ich andere
Erfahrungen habt, sagt es. Hier Schüler
Mikroskop aus dem KOSMOS-
Experimentierkasten. Ich habe kein Geld
von KOSMOSgekriegt. Ich habe das nur
irgendwann mal, lag da und deswegen habe
ich das. Es gibt bestimmt andere
Hersteller, die tolle Schülermikroskope
machen. Einfach das Handy davor halten und
Bilder machen. Die beste Kamera tragt ihr
eh immer mit bei euch und alle zwei Jahre
gibt es ein Neues oder vielleicht sogar in
einer noch höheren Frequenz. Damit kann
man tolle Bilder machen und sich die
nachher angucken, rumzeigen, wundervoll!
Und vor allem deutlich mehr Pixel als
640x480. Oder, was es auch noch gibt,
diese lustigen Dinger. Saugnäpfe, kann man
das Handy drauf batschen, hat genau den
richtigen Abstand dass man ein Bild machen
kann und da hat man sich quasi sein sein
sein Mikroskop mit Display und Kamera
selber gebaut und man kann die Kamera und
das Display jederzeit austauschen. Das
würde ich auf jeden Fall empfehlen. So ein
günstiges Schülermikroskop, kann man schon
jede Menge tolle Sachen mit machen und
auch digitale Bilder. Vielleicht hat man
auch ein anderes Mikroskop, irgendwie so
ein Altes. Das Ding da ist so geschätzt 70
Jahre alt und da habe ich mir einfach mal
eine Okular-Kamera für gekauft, die steckt
da oben drin da. Das Tolle ist, Mikroskop-
Technik ist genormt. Die meisten Tuben
haben einen Innendurchmesser von 23,2
Millimeter. Diese Okular-Kamera passt da
genau rein, ich schließe sie an, hat einen
CMOS-Sensor, Full-HD, also 1920x1080, wird
erkannt von offener Software, also ist
eine ganz normale ganz normale USB-Kamera,
kann man mit allem betreiben, macht total
schöne Bilder. Das Ding kostet 60 Euro,
wenn mich nicht alles täuscht. Aber kann
man auch mit einem Schüler-Mikroskop.
Also: tauscht das rum wie ihr wollt. Dann
diese Billigen. Und ich betone billig:
unter 20 Euro USB-Mikroskope kann man
nicht durchgucken, das ist doof. Aber
unter 20 Euro kann man sich mal leisten.
Mit so einem Ding habe ich das Curry
Pulver und die Nadelspitze aufgenommen. Ja
- hier - Da unten sieht man es nochmal.
Das ist gar nicht schlecht für ein
Bisschen herumspielen, aber um Gottes
Willen sorgt dafür dass ihr irgendwo ein
Stativ habt, weil das in der Hand zu
halten wieder Arbeits Abstand bzw.
Tiefenschärfe in einer hohen Vergrößerung
die man an dem Ding einstellen kann wird
man damit nicht glücklich, weil so ruhig
kann Niemand eine Hand halten um Gottes
Willen. Und was ich auf jeden Fall
empfehle habe ich letztes Jahr schon
gemacht „Micro - The Manager Open Source
Microscopy Software" lässt alle Kameras
die ich mir bisher besorgt habe - kann ich
damit ohne Probleme betreiben. Hat
vollständigem Arduino Support das heißt
tolles Projekt Schüler-Mikroskop gekauft,
Arduino liegt eh rum baut man sich selber
ein Motor getriebenen Mikroskopiestage
oder sowas. Kann man ein tolles Projekt
draus machen. Ich sage es nur
dementsprechend: Baut wat. Danke an
München für die großartigen Aufkleber die
hab ich da aus eurer Kiste. Ich habe gar
nicht richtig Danke gesagt. Auf jeden Fall
finde ich großartig diesen Aufkleber, der
prangt jetzt auf meinem Olympus Mikroskop.
So: Konkrete Anwendung. Wir haben - also
wir das ist die Hanna Wüllner die hier
vorhin einen Vortrag über DNA gehalten
hat, die hat ein paar Agarplatten auf
denen man Bakterien aufwachsen lassen kann
mitgebracht und das was ihr hier sieht ist
das Ergebnis von einem Fingerabdruck - an
Tag eins - der gewachsen ist bis heute
Nachmittag. Das da was er da sieht sind
Bakterienkulturen also ernsthaft:
Händewaschen! Die Schilder sind ernst
gemeint. Und davon hab ich auch mal eine
Mikroskopie-Aufnahme gemacht bzw. 140 und
die zusammengeclustert da oben hab ich
jetzt endlich mal einen kleinen Scale-Bar
eingeführt damit er das mal sehen könnt.
Danke an Anna bzw. _Adora_Belle_ . Folgt
ihr auf Twitter oder besucht ihre
Webseite. Fingerabdruck zwei Tage der
Bakterien-Schale und ich versuche das auch
demnächst auch in voller Größe das ihr
euch das runterladen könnt. Wenn ihr da
Lust drauf habt auf meinen Blog
hochzuladen. Das war's auch schon. Ich
hoffe ich konnte eine Einführung geben.
Kommt und schaut durch Mikroskope. Ich
sitze bei der Science Hack und
Communication Assembly, da an der
leuchtenden Wand, um die Ecke bei den
Chaos-Patinnen. Es gibt Links und Zeuch
was ich gezeigt habe unter Anderem im
Maßstab zur freien Benutzung als Public
Domain auf meinem Blog und da werde ich
auch noch jede Menge anderes Zeug
demnächst hochladen was hier vorkam und
schamlose Eigenwerbung: Ich mach auch
Wissenschaftskommunikation: „Gehen drei
Wissenschaftler in 'ne Kneipe und dann
plötzlich: Wissen". Wenn euch das
interessiert schaut da mal vorbei ich
würde mich freuen. Danke fürs Zuhören.
Applaus
Herald: Herzlichen Dank, Andre. Wir haben
jetzt noch zwei Minuten für Fragen das
heißt eine ganz ganz Kurze wenn ihr
schnell zum Mikro rennt können wir noch
rannehmen - das Mikrofon 2 meldet sich.
Mikrofon 2: Wenn du eine Okular-Kamera
einführst dann hast du in dem Moment ja
nicht mehr die Vergrößerungen vor dem
Okular was du oben reinsteckt. Diese
zehnfache Vergrößerung, kann das die
Kamera kompensieren oder gibt es da
irgendwie andere Tricks wie du dann wieder
auf eine hohe Vergrößerung kommst.
Lampe: lacht wenn du irgendwas in das
optische System der Kamera einführst dann
geht es um die Pixel Größe von deinen
Sensor und wenn du die kennst - ich glaube
bei meiner Okular-Kamera die ich da habe
sind es 12 Mikrometer und dann kannst du
das so ausrechnen dann weißt du die Größe
in deinem Bild aber tatsächlich ist die
sehr sehr gut wenn das Okular fehlt. Du
kannst dir sogar leisten ein
Reduktionsziel vorzumachen weil die Pixel
wahnsinnig klein sind von modernen Chips -
gerade CMOS geht ja runter bis 6
Mikrometer und da kann man dann schon echt
coole Bilder mit machen. Also Danke für
die Frage - als ob ich es geahnt hätte.
Applaus
Herald: Eine Frage können wir dann noch,
auf Mikrofon 2 nochmal.
Mikrofon 2: Also weniger eine Frage
sondern eine allgemeine Anregung die ich
hier noch bringen will...
Lampe: Oh ja.
M2: Und zwar ist es so: Kamaras gehen
sogar runter in Pixelgrößen bis Mikrometer
sogar halber Mikrometer das sind dann so
drei, vier Megapixel Kameras mit so einem
mit einem viertel Zoll Sensor-Chip und die
kann man toll kombinieren mit -
persönlicher Erfahrung aus aus dem Labor -
einfach nur einem Achromaten. Man braucht
nicht einmal eine teure Tubus-Linse, wenn
man nur endlich korrigierte Objektive
nimmt sondern nimmt einfach einen normalen
Achromaten. Wenn ich das monochromatisch
beleuchte mit Grün macht tolle Bilder und
dann kann man auch billige unendlich
korrigierte Olympus-Objektive für einen
Fünfziger nehmen und damit kriegt man echt
gute Auflösungen hin.
Lampe: Okay - Achromat muss ich vielleicht
kurz erklären: Achromat sind Objektive die
korrigiert sind dass sie keine
chromatische Aberration, also eine so
lustige Verschiebung von Wellenlängen das
man irgendwie so ein Regenbogen im Bild
sieht findet, aber da bin ich noch nicht
drauf gekommen. Das ist cool. Kommst du
nachher in der Assembly vorbei und wir
quatschen ein bisschen? Cool, danke.
Herald: Perfekt, dankeschön!
Applaus
postroll music
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