Ich wanderte vor etwa drei Monaten
mit meiner Familie aus Venezuela aus.
Und an meinem ersten Tag in Wiregrass
stellte uns mein Geschichtslehrer
eine sehr einfache Frage:
"Wie viele von euch haben schon mal
eurem örtlichen Abgeordneten
einen Brief oder eine E-Mail geschickt
oder ihn sogar angerufen?"
Eine Sekunde lang waren alle still.
Dann stand jemand auf und sagte:
"Ich habe es noch nie gemacht,
weil es keinen Unterschied macht;
sie werden uns nicht zuhören."
Ich konnte es nicht fassen,
als ich diese Antwort hörte,
aber jeder schien dem zuzustimmen,
als wäre es eine völlig
vernünftige Erklärung.
Ich wollte nicht glauben,
dass es eine verbreitete Meinung
unter amerikanischen Jugendlichen ist.
Aber Fakt ist, dass die meisten
amerikanischen Teenager
nicht verstehen, wie viel Macht
ihre Stimmen und Meinungen haben können.
Bei den Zwischenwahlen 2014
wählten nur 22 % der 18- bis 29-Jährigen.
Nur 22 %. 21,5 %, um genau zu sein.
In meinem Land werden wir
nie eine Wahl verlieren.
Die Wahlbeteiligung liegt bei 80 %, 90 %.
Die Leute stehen auf, gehen wählen
und dann nach Hause.
Ich denke, das ist vernünftig.
Betrachtet man ferner das politische
Interesse der Generation Y,
sprich Menschen, die im Jahr 2016
etwa 18 bis 29 Jahre alt sind,
sehen nur 26 % Politik und Regierung
als eine ihrer drei Hauptinteressen an.
Was sagt mir das?
Die meisten amerikanischen Teenager
machen sich keine Gedanken über ihr Land.
Infolgedessen erkennen
die meisten Amerikaner nicht die Macht,
die ihre Taten und
ihre Meinungen haben können.
Sie mögen sagen: "Für wen hältst du dich,
mich zu kritisieren?
Wieso erzählst du mir das?"
Lassen Sie mich zunächst sagen,
dass man in vielen Ländern der Welt
sein Leben riskiert, wenn man
für seine Überzeugung einsteht.
Man hat nicht die Macht zu sagen:
"Ich bin nicht damit einverstanden"
oder "Das gefällt mir nicht".
Dies ist mir eine Herzensangelegenheit,
weil ich 2014 an einer
Demonstration teilnahm,
die in Venezuela stattfand.
Wir gingen raus und protestierten
gegen die diktatorische Regierung,
die zum höchsten Zuwachs an
Mangel, Kriminalität und Inflation
in der Geschichte unseres Landes führte.
Wir kämpften mit Spruchbändern wie diesem.
Wir wollten uns nur Gehör verschaffen
und wirklich sagen, woran wir glauben.
Wir stellten uns der Polizei
und dem Militär entgegen,
nur um für unsere
Überzeugungen einzustehen.
Und dies war die Antwort der Regierung:
mehr als 42 Tote;
davon waren 20 unter 18 Jahren.
Mehr als 5.000 Verletzte,
3.000 wurden verhaftet,
über drei Millionen auf die schwarze Liste
gesetzt, darunter meine Familie und ich.
Deswegen verließ ich mein Land.
Ich ließ alles zurück.
Wir verließen unsere Familie,
unsere Freunde und kamen hierher.
Wir leben unter diesen Bedingungen.
Wir erklärten uns bereit, dies zu tun,
und wir akzeptieren das,
weil wir hier etwas haben,
das wir noch nie im Leben hatten.
Wir haben Freiheit.
Die Freiheit, für unsere
Überzeugungen einzustehen
und sogar unsere Rechte zu fordern.
Unsere Familie hat uns den Rücken gekehrt,
wir haben Probleme,
die Rechnungen zu bezahlen,
aber wir kämpfen dafür, hier zu bleiben,
weil wir frei sein wollen.
Daher glaube ich, dass ich
die Verantwortung habe, Ihnen zu sagen,
dass Sie etwas in Ihrem Land,
in Ihrer Gemeinde, bewirken können.
Während der Bürgerrechtsbewegung
der 1960er Jahre
prägten die Worte eines Mannes
die Identität einer Nation mit.
"Ich habe einen Traum" wurde zum Motto
für alle Menschen auf der ganzen Welt,
die seine Realität zum Besseren
verändern wollten.
Kleine Taten, etwa als eine Frau sich
weigerte, ihren Sitz im Bus zu räumen,
halfen eine Bewegung mitzugestalteten,
die die gesamte Identität,
die gesamte Gesellschaft
in Amerika zum Besseren veränderte.
Sagen Sie also nicht, dass ihre Taten
zu wenig sind und zu spät kommen.
Alles, was Sie tun können,
um die Gesellschaft zu verändern,
um die Welt zu verändern,
wird von Bedeutung sein.
Geben Sie nie, niemals auf!
Und denken Sie immer positiv!
Sie können so weit kommen,
wie Ihre Träume Sie tragen.
Und vergessen Sie nicht,
dass jede Revolution weltweit
mit einer einzigen Person anfängt.
Und ich glaube, dass jeder in diesem Saal
die Macht hat, diese Person zu sein.
Vielen Dank.