Wenn wir uns einen Film oder ein Theaterstück ansehen, wissen wir, dass die Schauspieler wahrscheinlich ihre Zeilen von einem Skript gelernt haben, in dem steht, was sie wann sagen müssen. Notierte Musik funktioniert genauso. Im Grunde genommen weiß der Küsntler so, was er wann spielen muss. In ästhetischer Hinsicht gibt es einen großen Unterschied zwischen, sagen wir, Beethoven und Justin Bieber, aber beide Künstler haben die gleichen Bausteine benutzt, um ihre Musik zu entwerfen: Noten. Das Endergebnis kann zwar ziemlich kompliziert klingen, aber die Logik hinter den Noten ist eigentlich recht einfach. Schauen wir uns die Grundbausteine der Notenschrift an und wie sie interagieren, um ein Kunstwerk zu schaffen. Musik wird in fünf parallele Linien geschrieben, die über die ganze Seite gehen. Diese fünf Linien heißen „Notenlinien“ und sie haben zwei Achsen: von oben nach unten und von links nach rechts. Die senkrechte Achse zeigt dem Künstler die Tonhöhe an, also welche Note er spielen muss, und die waagerechte Achse gibt ihm den Rhythmus der Note an, also wann er sie spielen muss. Lasst uns mit der Tonhöhe beginnen. Wir nehmen uns ein Klavier zur Hilfe, aber dieses System funktioniert auch auf jedem anderem Instrument. In der westlichen Musiktradition werden die Tonhöhen nach den ersten sieben Buchstaben im Alphabet bezeichnet: A, H (englisch B), C, D, E, F und G. Danach wiederholt sich diese Reihe immer wieder: A, H (englisch B), C, D, E, F, G, A, H (englisch B), C, D, E, F, G usw. Aber wie sind diese Tonhöhen zu ihren Namen gekommen? Wenn ihr zum Beispiel ein F und dann noch ein F spielt, höher oder tiefer auf dem Klavier, werdet ihr feststellen, dass sie recht ähnlich klingen im Vergleich zu, sagen wir, einem H (englisch B). Zurück zu den Notenlinien. Jede Linie und jeder Zwischenraum stellt eine eigene Tonhöhe dar. Schreiben wir eine Note auf eine dieser Linien oder in einen dieser Zwischenräume, dann sagen wir einem Künstler, dass er diese Tonhöhe spielen soll. Je höher eine Note auf den Notenlinien sitzt, desto höher der Ton. Aber es gibt natürlich viel mehr Töne als die neun, die in diese Linien und Zwischenräume hineinpassen. Auf einem Flügel, zum Beispiel, kann man 88 verschiedene Töne spielen. Aber wie gehen 88 Noten in ein einziges Notensystem? Dazu wird ein „Notenschlüssel“ benutzt. Dieses komische Symbol steht am Anfang der Notenlinien und ist ein Bezugspunkt, der euch sagt, dass eine bestimmte Linie oder ein bestimmter Zwischenraum einem bestimmten Ton auf eurem Instrument entspricht. Wenn wir Töne spielen wollen, die nicht auf den Notenlinien sind, dann mogeln wir und zeichnen kleine Extra-Linien, sogenannte „Hilfslinien“, und schreiben die Noten darauf. Wenn wir viele Hilfslinien zeichnen müssen, wird es verwirrend; dann müssen wir einen anderen Notenschlüssel benutzen. Wann ein Künstler die Noten spielt, hängt von zwei wichtigen Dingen ab: vom Takt und vom Rhythmus. Der Takt eines Musikstücks ist an sich recht langweilig. Er hört sich etwa so an. Seht ihr, er ändert sich nicht, er geht einfach weiter. Er kann langsam sein oder schnell oder so, wie es euch gefällt. Der Punkt ist, dass er, wie der kleine Zeiger an einer Uhr eine Minute in 60 Sekunden unterteilt, wobei die eine Sekunde genauso lang ist wie jede andere. Der Takt unterteilt ein Musikstück in kleine Zeiteinheiten, die alle die gleiche Länge haben: Schläge. Mit einem gleichbleibenden Rhythmus als Grundlage können wir einen Rhythmus zu unseren Noten hinzufügen und dann fängt die Musik erst richtig an. Das ist eine Viertelnote. Sie ist die einfachste Einheit des Rhythmus und einen Schlag lang. Das ist eine halbe Note. Sie dauert zwei Schläge. Diese ganze Note dauert vier Schläge. Diese kleinen Noten sind Achtelnoten und dauern nur einen halben Schlag. „Toll“, sagt ihr, „Aber was bedeutet das?“ Ihr habt bestimmt bemerkt, dass es auf den Notenlinien kleine Linien gibt, die die Notenlinien in kleine Abschnitte einteilen. Das sind „Taktstriche“. Jeder dieser Abschnitte ist ein Takt. Am Anfang eines Musikstücks, gleich nach dem Notenschlüssel, steht die sogenannte „Taktangabe“, die einem Künstler sagt, wie viele Schläge in einem Takt sind. Das bedeutet, dass zwei Schläge in einem Takt sind, hier sind es drei, hier vier usw. Die untere Zahl sagt uns, welche Note als Grundeinheit für den Takt benutzt werden soll. Eins entspricht einer ganzen Note, zwei einer halben, vier einer Viertelnote, acht einer Achtelnote usw. Diese Taktangabe sagt uns, dass es vier Viertelnoten in jedem Takt gibt: eins, zwei, drei, vier; eins, zwei, drei, vier usw. Aber wie gesagt, wenn wir nur beim Takt bleiben, wird es langweilig. Also ersetzen wir einige Viertelnoten mit anderen Rhythmen. Beachtet, dass sich zwar die Anzahl der Noten in jedem Takt verändert hat, aber die Gesamtanzahl der Schläge nicht. Wie hört sich also die Musik an, die wir geschaffen haben? Hört sich schon gut an, aber noch ein bisschen dünn, stimmt's? Fügen wir noch ein anderes Instrument mit seinem eigenen Klang und Rhythmus hinzu. Jetzt hört es sich wie Musik an. Natürlich bedarf es einiger Übung, um die Noten schnell zu lesen und auf unserem Instrument spielen zu können, aber mit ein bisschen Zeit und Geduld könntet ihr der nächste Beethoven werden oder der nächste Justin Bieber.