Das ist das Museum für
Naturgeschichte in Rotterdam,
an dem ich als Kurator tätig bin.
Ich sorge mich um das Wohlergehen
und das Wachstum
der Kunstsammlung.
Im Prinzip sammle ich tote Tiere.
1995 bekamen wir
einen neuen Museumsflügel.
Er war aus Glas,
und das Gebäude war
ein Segen für meinen Job.
Es war ein richtiger Vogelmörder.
Vielleicht wissen Sie, dass
Vögel das Konzept "Glas"
nicht verstehen. Sie sehen es nicht,
also fliegen sie gegen
das Fenster und sterben.
Ich musste also nur rausgehen,
sie einsammeln und für
die Sammlung präparieren lassen.
(Lachen)
Damals
entwickelte ich ein Gehör dafür, die Vögel
nur am Geräusch zu erkennen,
als sie gegen die Scheibe klatschten.
Und am 5. Juni 1995
hörte ich einen lauten Knall
an der Scheibe,
der mein Leben veränderte
und das einer Ente beendete.
Ich sah das hier, als ich
aus dem Fenster sah.
Das ist die tote Ende.
Sie flog gegen das Fenster.
Sie liegt tot auf dem Bauch.
Aber daneben steht eine lebendige Ende,
und beachten Sie:
Beide sind Erpel.
Und dann passierte dies.
Der lebende Erpel stieg auf den toten
und begann zu kopulieren.
Ich bin ein Biologe. Ein Ornithologe.
Ich dachte mir: "Hier stimmt doch was nicht."
Einer war tot, einer lebendig.
Das war Nekrophilie.
Ich schaute hin: Beide sind männlich.
Homosexuelle Nekrophilie.
Also – (Lachen)
Also nehme ich meine Kamera,
mein Notizbuch,
zog einen Stuhl heran und
beobachtete das Geschehen.
Nach 75 Minuten – (Lachen) –
hatte ich genug gesehen
und außerdem Hunger.
Ich wollte nach Hause.
Also ging ich raus, sammelte die Ente ein
und bevor ich sie in den Eisschrank steckte,
vergewisserte ich mich
noch einmal des Geschlechts.
Hier ist das seltene Bild eines Entenpenis,
es war also wirklich ein Erpel.
Es ist deswegen so selten,
weil es 10.000 Vogelarten gibt
und nur 300 einen Penis haben.
["Der erste Fall homosexueller
Nekrophilie bei der Stockente"]
Ich wusste, das war etwas Besonderes,
aber es dauerte noch sechs Jahre, bis ich
mich für eine Veröffentlichung entschied.
(Lachen)
Es ist ja eher ein Thema
für eine Geburtstagsfeier
oder die Kaffeepause.
Es war etwas anderes, sich
an die Fachwelt zu wenden.
Ich hatte keinen Referenzrahmen.
Nach 6 Jahren also drängten mich
Freunde und Kollegen dazu,
also veröffentlichte ich
"Der erste Fall homosexueller Nekrophilie
bei der Stockente".
Und hier ist die Situation wieder.
A ist mein Büro,
B die Stelle, wo die Ente in die Scheibe flog,
C ist mein Beobachtungspunkt.
Und hier sind wieder die Enten.
Vielleicht wissen Sie, dass so einen
wissenschaftlichen Artikel normalerweise
nur sechs bis sieben Leute lesen.
(Lachen)
Aber etwas Tolles passierte.
Ich erhielt einen Anruf
von einem Marc Abrahams,
der sagte: "Sie haben einen Preis
mit dem Entenartikel gewonnen:
den Ig-Nobelpreis."
Und der Ig-Nobelpreis –
(Lachen) (Beifall) –
der Ig-Nobelpreis belohnt Forschung,
die Menschen erst zum Lachen,
dann zum Nachdenken bringt,
und dessen Ziel es ist, mehr Leute
für Wissenschaft zu interessieren.
Das ist etwas Gutes,
also nahm ich ihn an.
(Lachen)
Zur Erinnerung: Marc Abrahams rief mich nicht
aus Stockholm an.
Der Anruf kam aus Cambridge, Massachusetts.
Ich reise also nach Boston, nach Cambridge,
und besuchte diese wunderbare
Ig-Nobelpreis-Zeremonie,
die an der Harvard-Uni abgehalten wurde.
Es war ein tolles Erlebnis.
Echte Nobelpreisträger überreichen die Preise.
Das war nicht alles.
Es gab noch neun andere Preisträger.
Hier ist einer der anderen Gewinner.
Das ist Charles Paxton,
er erhielt 2000 den Biologie-Preis
für seine Studie
"Balzverhalten von Straußen
gegenüber Menschen
auf Farmen in Großbritannien."
(Lachen)
Und es gibt noch einen oder zwei
Ig-Nobelpreisträger in diesem Raum.
Dan, wo bist du? Dan Ariely?
Applaus für Dan.
(Beifall)
Dan gewann seinen Medizinpreis
für den Beweis, dass teure falsche Medizin
besser funktioniert als kostengünstige falsche.
(Lachen)
Hier ist also meine Ruhmminute,
meine Dankesrede,
und hier die Ente.
Das ist ihre Premiere an der
amerikanischen Westküste.
Ich reiche sie mal herum.
(Lachen)
Ja?
Sie können sie herumgeben.
Es ist zwar ein Museumsexemplar,
aber die Vogelgrippe bekommen Sie davon nicht.
Nach dem Preis veränderte sich mein Leben.
Zuerst fingen die Leute an, mir alle möglichen
Dinge über Enten zu schicken,
und ich bekam eine schöne Sammlung.
(Lachen)
Aber insbesondere schickten
mir Leute schickten Beobachtungen
über außergewöhnliches
Tierverhalten, und glauben Sie mir,
wenn sich auf dem Planeten
ein Tier daneben verhält,
hab ich davon gehört.
(Lachen)
Das ist ein Elch.
Der versucht gerade,
mit der Bronzestatue
eines Büffels zu kopulieren.
Das ist 2008 in Montana.
Hier ist ein Frosch, der es
mit einem Goldfisch treiben will.
Das ist 2011 in den Niederlanden.
Das sind Aga-Kröten und überfahrene Tiere
in Australien.
Das ist übrigens Nekrophilie.
Diese Position: bemerkenswert.
Die Missionarsstellung ist
im Tierreich sehr selten.
Hier sind Tauben in Rotterdam.
Rauchschwalben 2004 in Hong Kong.
Hier ist ein Truthahn in Wisconsin
auf dem Gelände der
Ethan-Allen-Jugendstrafanstalt.
Das dauerte den ganzen Tag,
die Gefangenen hatten einen Heidenspaß.
Was bedeutet das alles?
Also die Frage ist:
Wieso passiert das in der Natur?
Meine Schlussfolgerung
nach all diesen Fällen:
Es ist wichtig zu bemerken,
dass es nur passiert,
wenn der Tod unmittelbar
und abrupt ist
und die Position für Kopulation geeignet ist.
Zumindest dachte ich das,
bis mir jemand das schickte.
Hier sehen Sie eine tote Ente.
Sie lag da seit drei Tagen
auf ihrem Rücken.
So viel zu meiner Theorie über Nekrophilie.
Ein weiteres Beispiel des Einflusses
von Glasgebäuden auf das Leben von Vögeln.
Das ist Mad Max, eine Amsel in Rotterdam.
Diese Amsel flog ständig gegen das Fenster,
von 2004 bis 2008, jeden Tag.
Hier sehen wir sie in einem kurzen Video.
(Musik) (Klonk)
(Klonk)
(Klonk)
(Klonk)
Der Vogel bekämpft
sein Ebenbild.
Er bekämpft einen Eindringling
in seinem Revier,
der ihm ständig zu nahe kommt,
und er hört einfach nicht auf.
Erst dachte ich – ich beobachtete
den Vogel ein paar Jahre –
na ja, hat er nicht langsam
einen Gehirnschaden?
Nein. Hier sind ein paar Bilder,
ein paar Einstellungen aus dem Video,
und kurz bevor er ins Glas rennt,
stellt er seine Füße nach vorn
und dann knallt er ins Glas.
Ich schließe ab mit einer Einladung
zum Tag der Toten Ente.
Jedes Jahr am 5. Juni.
Fünf Minuten vor sechs am Nachmittag
treffen wir uns am Museum für
Naturgeschichte in Rotterdam,
die Ente kommt aus dem Museum
und wir besprechen neue Möglichkeiten,
Vögel von Kollisionen mit Fenstern abzuhalten.
Und vielleicht wissen Sie, oder auch nicht,
dass das weltweit eine
der häufigsten Todesursachen
für Vögel ist.
Allein in den USA stirbt eine Milliarde Vögel
durch Kollisionen mit Glasgebäuden.
Und am Ende gehen wir zum Chinesen
und bestellen sechs Gänge mit Ente.
Ich hoffe also, Sie nächstes Jahr
in Rotterdam in den Niederlanden zu sehen,
zum Tag der Toten Ente.
Danke.
(Beifall)
Oh, sorry.
Darf ich meine Ente wiederhaben?
(Lachen) (Beifall)
Danke