Es ist der Traum von Millionen Menschen:
Komplette Selbstversorgung.
All sein Essen selber anzubauen und
nie mehr zum Supermarkt fahren zu müssen.
Aber für die meisten bleibt es genau das: ein Traum.
Die Bequemlichkeit unseres aktuellen globalen
industriellen Lebensmittelsystems
ist genau das:
Zu einfach, zu bequem,
zu zeitsparend und zu verlockend.
Ich befasse mich seit fast einem Jahrzehnt
mit Lebensmitteln,
und seit jeher stellt sich mir die brennende Frage:
Könnte ich aussteigen aus dem Big Ag System (Agrar-Grossindustrie)?
Könnte ich auf Supermärkte und
Restaurants verzichten?
Nichts, das verpackt oder verarbeitet ist,
nichts, das von weit weg hergeschifft wurde.
Könnte ich 100% meiner Nahrung
selber anbauen und sammeln,
alles, was ich esse - ein ganzes Jahr lang?
Dies ist genau die Reise und die Aufgabe,
zu der ich mich entschieden und aufgemacht habe
und jetzt bin ich hier,
um diese Geschichte mit dir zu teilen.
(Musik)
(Musik stoppt plötzlich)
Aber das Ding war:
Ich hatte sehr wenig Erfahrung
mit dem Anbau meiner eigenen Nahrung.
Als ich in San Diego lebte, hatte ich ein paar
Hochbeete, in welchen ich Grünzeug anbaute,
sowie Tomaten und Kräuter, aber als Reisender
während der letzten +/- 7 Jahre blieb ich nie
lange genug an einem Ort, um dort
meine eigene Nahrung anzubauen.
Ich musste mich also, um das zu tun,
an einem festen Ort niederlassen.
Und der Ort, den ich wählte,
ist Orlando, Florida,
wo ich jetzt gerade sitze.
Ich war nicht nur neu im Anbau
meiner eigenen Nahrung,
sondern auch neu in der Szene hier
in Orlando, in Florida.
Und ich gab mir nur 2 Jahre hier,
bevor ich mich wieder
auf den Weg machen würde.
Also musste ich mit dem Anpflanzen loslegen,
sobald ich hier gelandet war.
Aber ich hatte keinen Garten,
ich besass kein Land,
und ich hatte fast keine Erfahrung
im Sammeln und Plündern im Staat Florida.
Ich wählte Florida, um das ganze Jahr hindurch Essen anbauen zu können.
Und ich wählte Orlando,
weil ich schon ein paar Male
hier durchgekommen war und eine tolle Gemeinschaft kennengelernt hatte
von Permakulturisten und Menschen,
die ihre eigene Nahrung anbauen.
Ich entschied mich gezielt für Audubon Park,
weil hier die "Orlando Permaculture" ihren Sitz hat
genauso wie meine Freunde von "Fleet Farming",
und es gab hier schon eine Bewegung,
die Vorhöfe in Gärten verwandelt.
Ich würde also die Unterstützung haben,
die ich brauchte, um es hier zu schaffen.
Ich legte sogleich los, kontaktierte Leute in meiner
Nachbarschaft und stellte ihnen die Idee vor,
aus ihren Vorhof-Rasen Gärten zu machen.
Es war nicht schwierig, Interessenten zu finden,
denn es war ein super Angebot.
Aus dem langweiligen Rasen wird ein Garten,
ich mache fast die ganze Arbeit alleine
und trage die Kosten,
und sie können alles essen,
was ihnen schmeckt,
direkt aus ihrem Vorhof-Garten.
Tatsächlich war die Liste nutzbarer Rasen
bald länger als ich bewältigen konnte.
Die Umgestaltung ging beeindruckend schnell,
und innerhalb weniger Monate produzierte ich
mehr Essen, als ich selber essen konnte,
und teilte es mit Freunden in der Nachbarschaft.
Ich schuf schlussendlich 6 kleine Parzellen,
die alle mit dem Fahrrad leicht zu erreichen sind.
Ich reimte mir einfach zusammen, was ich tat,
immer wieder.
Ich ging zu lokalen Treffen
wie z.B. von "Orlando Permaculture",
half als Freiwilliger im Garten von "Fleet Farming",
besuchte Bauernhöfe, Gärtnereien und Baumschulen,
belegte Kurse von lokalen Sammlern
wie z.B. Green Deane,
las Bücher von lokalen Gärtnern,
schaute online Videos, und vieles mehr.
Als Bleibe baute ich mir ein einfaches Häuschen,
ein Tiny-House Eigenheim im Hinterhof
von jemandem, den ich kennengelernt hatte.
Und als Dank dafür, dass ich
den Raum nutzen durfte,
verwandelte ich die Gras-Monokultur des Hinterhofs in einen wahren Heim-Supermarkt.
Ich fing bei Null an und brauchte 10 Monate,
bis ich bereit war, mein Jahr zu starten.
Der 11. November 2018 würde
mein erster Tag sein.
Jetzt war die Zeit gekommen,
mein Essen zu 100% aus meinem
Garten zu beziehen
oder in der Umgebung zu sammeln.
Also wenn ich 100% sage,
dann meine ich das auch wirklich so.
Keine Supermärkte oder Restaurants.
Keine Drinks in einer Bar.
Nichts, das verpackt oder verarbeitet ist.
Nichts, das von weit hergeschifft wurde.
Keine Bauernmärkte.
Nicht mal die Vorratskammer von Freunden
und auch nicht ihre Gärten oder
ihre Lebensmittelwälder .
Wieso nicht das Essen von
Gärten von Freunden teilen?
Weil ich mich wirklich
in mein Essen vertiefen wollte.
Ich wollte, dass ich
herausfinden muss, wie ich
alle Lebensmittel oder
sonstige benötigte Zutaten
selber anbauen oder
in der Natur finden konnte.
Viele Leute kennen mich von meinem Mülltauchen,
um auf Lebensmittelverschwendung
aufmerksam zu machen.
Und viele, die mir online folgen,
nahmen an, dass ich immer noch
aus Müllcontainern essen würde.
Aber nix da! Keinerlei Essen
vom Mülleimertauchen!
Ich hatte mir selbst bereits
bewiesen, dass ich
vom Abfall unsers globalisierten Lebensmittelsystems leben konnte.
Jetzt war es an der Zeit,
zu sehen, ob ich mich
vollständig davon loslösen konnte.
Dies beinhaltete alles,
was ich meinem Körper zuführte.
Sogar Ergänzungsmittel,
Vitamine und Medikamente.
Nun, man könnte meinen, dass ich vielleicht
schon viele 100% selbst angebaute oder gesammelte Mahlzeiten gegessen hatte,
aber um ehrlich zu sein,
war die erste Mahlzeit am Tag 1
meine erste 100% selbst angebaute und gesammelte Mahlzeit meines Lebens!
Tag 1 war für mich ein Sprung ins kalte Wasser.
Aber ich hatte die benötigte
Grundlage geschaffen.
Meine Gärten, verteilt in der ganzen Nachbarschaft,
waren voller Lebensmittel
und ich hatte herausgefunden, wo man
in der Stadt und der ländlichen Umgebung
Essen sammeln konnte.
Mein Supermarkt lag an fast jeder Strasse,
die ich zu Fuss erreichen konnte,
und die Regale waren gefüllt.
In den letzten 365 Tagen pflanzte und erntete ich
über 100 verschiedene Lebensmittel
in meinen Gärten
und sammelte über 200 verschiedene Lebensmittel in der Natur.
Das ist eine neue Spezies an
fast jedem einzelnen Tag im Jahr!
Ich baute ein Dutzend unterschiedliches
Grünzeug an,
randvoll mit Nährstoffen,
Moringa, Katuk,
Chaya, Portulak,
Kohl, Grünkohl,
und ganzjährigen Spinat,
nur um ein paar zu nennen.
Ich baute Süsskartoffeln an
sowie Maniok und Yamswurzel
für meinen primären Kalorienbedarf.
Straucherbsen und Ziegenerbsen als Eiweissquelle.
Köstliche Früchte wie Papayas und Bananen.
Butternusskürbisse, Karotten, Auberginen,
nur, um ein paar Gemüsesorten zu nennen.
Und Knoblauch, Zwiebeln, Chili
und viele Kräuter,
für Geschmack und Nährstoffe in all meinen Mahlzeiten.
Zudem zog ich Bienen auf,
um mal was Süsses zu naschen.
Und glaubt mir, ich bin eine ziemliche Naschkatze!
Alle Bienen, die ich hielt, waren gerettet worden
gemeinsam mit meinem Freund
Dennis, dem "Bienen Typ"
von Orten, wo die Menschen keine Bienen wollten,
wie z.B. in den Wänden ihrer Häuser.
Ich sammelte riesige wilde Yamswurzeln
in den Wäldern,
pflückte Kokosnüsse, um Kokosmilch,
Butter und Currygerichte zu machen.
Ich plünderte Früchte von wilden Bäumen,
die in öffentlichen Parks und in der Stadt wachsen
und deren Früchte in Hülle und Fülle
auf die Bürgersteige fallen.
Und natürlich auch wilde Bananen.
Ich fing Fische im Meer, in Seen und in Flüssen,
und sammelte sogar Rehe, die von Autos angefahren
worden waren, während meines Besuchs in Wisconsin.
Ich sammelte über 20 Pillzsorten in den Wäldern,
sammelte nährstoffreiche Pflanzen,
die viele Leute Unkraut nennen,
an denen sie unwissend vorbeigehen,
oder die sie sogar ständig in ihren
Rasen und Gärten bekämpfen.
Mein Koffein kam von einer einheimischen Stechpalmenart (Yaupon holly, Ilex vomitoria)
aus welcher ich einen Tee braute.
Ich produzierte sogar mein eigenes Meersalz,
indem ich Meereswasser holte und dieses
in einer Pfanne so lange kochte, bis mir
nur noch das Salz für meine Mahlzeiten blieb.
Ich pflanzte und sammelte
all meine Medikamente selber
sowie auch meine Vitamine.
Ich zog frischen Kurkuma und Ingwer
in meinen Gärten,
und sammelte Holunderbeeren in der freien Natur.
Ich erntete Glänzenden Lackporling und Kräutertees.
Und ich baute Moringa an, auch bekannt als
"Vitamin-/Wunderbaum", um für unterwegs ein
praktisches Multivitaminpulver zu haben.
Aber das Wichtigste ist: Meine Nahrung war meine Medizin.
Diese Denkweise erscheint vielen fremd,
aber selbst "Unkraut"-Pflanzen, die entlang
des Weges wachsen, haben die höchste Dichte an
Nährstoffen und medizinischen Inhaltsstoffen
der Welt.
Während des letzten Jahres war die Natur
mein Garten, meine Vorratskammer und meine Apotheke.
Mit den Jahreszeiten veränderte sich mein Essen stark.
Ich habe Dutzende verschiedene
gesunde Mahlzeiten gekocht,
fermentiertes Essen, wie Sauerkraut aus
Kohl und Kräutern aus meinem Eigenanbau,
und leckere fermentierte Getränke,
wie Honigwein und Ingwerbier,
und ich kreierte köstliche Desserts
und ich ass das gesündeste Essen
meines ganzen Lebens.
Es war Nahrung, die ich mit wahrlich
gutem Gefühl essen konnte.
Es war völlig lokal, natürlich und biologisch.
Ich schaffte es durch das ganze Jahr
ohne ein einziges Pestizid zu nutzen.
Ja klar, ich hatte Probleme mit Schädlingen,
z.B. als die Gurkenwürmer beschlossen,
meine Butternusskürbisse zu attackieren.
Aber da ich über 100 verschiedene Lebensmittel
anbaute, und 4 oder 5 davon angegriffen wurden,
blieben mir immer noch
95 essbare Pflanzen.
Genauso wichtig war es jedoch,
Anbau-Pflanzen auszuwählen,
die in diesem Umfeld gut gedeihen.
Als ich anfing, ging ich nicht durch die
Supermarktgänge und fragte mich,
welche Lebensmittel ich am liebsten hatte.
Stattdessen sprach ich mit lokalen Bauern und
Gärtnern und meine Permakulturisten-Freunde
und fragte sie, welche essbaren Pflanzen hier
so unglaublich gut und so unglaublich reichlich
wuchsen, dass ich es kaum vermasseln könne.
Und auf genau diese Pflanzen
konzentrierte ich mich
und das ist einer der Hauptgründe,
wie ich dieses Jahr durchstehen konnte.
Dies war zweifellos eines vom
Herausforderndsten, das ich je getan habe.
Ein Jahr ist eine wirklich lange Zeit und
ich hatte meine Höhen und Tiefen.
Es gab Zeiten, da fühlte ich mich besser denn je,
und es gab Zeiten, da wusste ich nicht einmal,
ob ich weitermachen konnte.
Prinzipiell hatte ich genug zu essen.
Mein Gewicht blieb die ganze Zeit über recht stabil,
also hatte ich genügend Kalorien.
Aber es gab Zeiten, da fühlte ich mich
wirklich unterversorgt,
insbesondere mit Fett und Eiweiss.
In diesen Zeiten fand ich es richtig schwierig,
weiterhin dranbleiben zu wollen.
Und dann gab es den sozialen Aspekt.
Ich war viel alleine, konnte nicht
mit anderen zusammen essen,
und war irgendwie isoliert, nicht imstande,
auswärts oder mit Freunden und Familie
essen zu gehen.
Alles in allem, mit allen Höhen und Tiefen,
lief das Jahr so gut wie ich es mir erhofft hatte.
Ich hielt mein Gewicht stabil das ganze Jahr
hinüber und ich wurde kein einziges Mal krank!
Und das führe ich darauf zurück, dass mein
Essen meine Medizin war. Ich denke, die Natur
kann für unsere Grundbedürfnisse sorgen, und
ich habe der Erde vertraut, der Natur vertraut.
Nun, ich muss aber sagen, dass es
in diesem Projekt nicht wirklich
um meine Gesundheit ging.
Es ging nicht um eine Ernährungsweise.
Und ich glaube nicht, dass dies
die Ernährungsweise
für 7 Milliarden Menschen ist.
Ich glaube nicht mal,
dass es diese eine Ernährungsform
für 7 Milliarden Menschen gibt.
Ich glaube, wir leben in einer vielfältigen Welt,
wo wir vielfältige Kulturen haben und die
Menschen die Dinge unterschiedlich tun müssen.
Deshalb versuche ich nicht, eine Ernährungsform
für jedermann zu vertreten oder sowas in der Art.
Dies war einfach meine persönliche Aufgabe,
um zu sehen, ob ich mich
von Big Ag loslösen konnte,
loslösen von dem, was ich als
kaputtes Lebensmittelsystem betrachte.
und stattdessen 100% meines eigenen Essens
selber anzubauen und zu sammeln,
ein ganzes Jahr lang.
In diesem Projekt ging es jedoch nicht nur um
Anbau und Sammeln von meinem eigenen Essen.
Es ging darum, andere zu ermutigen und stärken,
selber ihr eigenes Essen anzubauen,
sich die Macht von Big Ag zurückzuholen,
und schlussendlich auch
ihre Gesundheit zurückzuholen
sowie ihre Gemeinschaft auf- und auszubauen.
Deshalb habe ich während dieser Zeit ein paar
eigene gemeinschaftliche Initiativen ins Leben gerufen.
Wir haben 15 Gärten fürs Volk angelegt,
haben über 200 Gemeinschafts-Fruchtbäume gepflanzt
und haben über 5'000 kostenlose Samenpakete verschickt
um anderen zu helfen, ihr eigenes biologisches, gesundes Essen anzubauen.
Und ich habe Dutzende kostenlose Anbau-Kurse
gegeben, in meinen Gärten, für die
Leute in meiner Gemeinschaft.
Aber, ich will ehrlich sein,
ich verfolge durchaus ein Ziel:
Ich will, dass du dein Essen hinterfragst.
Wo kommt es her? Wie wurde es produziert?
Wie kam es zu dir? Und welchen Einfluss hat es
auf die Erde, auf andere Lebewesen und
auf die Menschen, die es anbauen?
Und wenn dir die Antworten nicht gefallen,
möchte ich dich ermutigen, sie zu ändern.
Aber gute Neuigkeiten: Du musst gar nicht
alle Lebensmittel selber anbauen und sammeln.
Die Lösungen liegen in der Gemeinschaft.
Du kannst einen kleinen Teil deiner Nahrung selber produzieren.
Vielleicht ein Kräutergarten auf dem Fenstersims,
oder ein paar Töpfe mit Tomaten und Basilikum auf dem Balkon
oder im Hochbeet in deinem Vorgarten.
Und wenn du gar keinen Platz hast, kannst du
dich einem Gemeinschaftsgarten anschliessen.
Du kannst dein Essen lokal beziehen, indem du
bei lokalen Bauern und Gärtnern einkaufst.
Der Bauernmarkt ist ein toller Ort für den Anfang.
Du kannst vollwertige Lebensmittel kaufen
und öfters kochen
anstelle von abgepacktem verarbeiteten Essen,
das viel Abfall hinterlässt.
Und du kannst mit deiner Gemeinschaft
gesundes Essen für Bedürftige kochen.
Pflanze einen Garten an für ältere Nachbarn,
oder baue selber eine Organisation auf,
die öffentliche Bäume aberntet
und die Früchte an andere verteilt.
Und das muss keine einsame Reise sein!
Für die meisten von uns ist
Nahrung ein zentraler Lebensaspekt,
und wir können das zusammen schaffen,
in unseren Gemeinschaften.
Mein Jahr ist vorbei, aber meine Essens-Reise hat eben erst angefangen.
Ein Buch ist in Arbeit, und 100% der Einnahmen
werden gespendet an Organisationen,
die an Essens-Lösungen arbeiten.
Und ich werde hier sein, online, wo ich
Inspiration und Wissen teile, damit auch du
mitmachst auf dem Weg zu Essens-Freiheit!
(Musik)
mein Mund ist jetzt kalt
(dumpf)... meine eigenen (lacht)
Medikamente und Vitamine...
(lacht)
Gut, schreib das auf (lacht)