Ein Bild ist mehr wert als tausend Worte, daher beginne ich meinen Vortrag damit, mit dem Sprechen aufzuhören und Ihnen einige Bilder zu zeigen, die ich kürzlich aufgenommen habe. Mittlerweile ist mein Vortrag schon 6.000 Worte lang, und mein Gefühl sagt mir, ich sollte hier aufhören. (Lachen) Aber ich schulde Ihnen gleichzeitig auch eine Erklärung über die Bilder, die Sie eben gesehen haben. Was ich als Fotograf und Künstler versuche zu tun, ist die Welt der Kunst und der Wissenschaft zusammenzubringen. Ob es ein Bild einer Seifenblase ist, die in dem Moment, in dem sie zerplatzte, aufgenommen wurde, wie Sie es in diesem Bild sehen, oder es ein Universium ist, das aus winzig kleinen Perlen aus Ölfarbe besteht, oder Flüssigkeiten, die sich sehr eigenartig verhalten, oder Farbe, die durch Fliehkräfte geformt wurde, ich versuche immer diese zwei Felder miteinander zu verbinden. An diesen beiden Feldern finde ich so faszinierend, dass sie beide auf die selben Dinge schauen: Sie sind eine Antwort auf ihre Umwelt. Und dennoch tun sie es auf sehr verschiedene Weise. Wissenschaft auf der einen Seite hat eine sehr rationale Herangehensweise an ihre Umgebung, während Kunst auf der anderen Seite normalerweise eine emotionale Herangehensweise an seine Umgebung hat. Was ich zu tun versuche, ist, diese beiden Ansichten in Einem zusammenzubringen, sodass meine Bilder sowohl das Herz, als auch das Gehirn des Betrachters ansprechen. Lassen Sie mich dies anhand von drei Projekten demonstrieren. Das erste handelt davon, Geräusche sichtbar zu machen. Wie Sie vielleicht wissen, verbreiten sich Klänge in Form von Wellen. Wenn man einen Lautsprecher hat, tut dieser eigentlich nichts anderes als ein Audiosignal zu nehmen und es in eine Vibration umzuwandeln, die dann durch die Luft transportiert, von unserem Ohr aufgefangen und wieder in ein Audiosignal umgewandelt wird. Nun dachte ich, wie kann ich diese Schallwellen sichtbar machen? Also ließ ich mir folgende Aufstellung einfallen. Ich nahm einen Lautsprecher, legte eine dünne Plastikfolie auf den Lautsprecher und legte dann winzig kleine Kristalle auf den Lautsprecher drauf. Wenn ich nun ein Geräusch durch den Lautsprecher spielen würde, würde es die Kristalle in eine Auf- und Abwägung versetzen. Nun passiert das sehr schnell, in einem Wimpernschlag. Also nahmen wir diese Bewegung, zusammen mit LG, mit einer Kamera auf, die mehr als 3.000 Einzelbilder pro Sekunde aufnehmen kann. Lassen Sie mich zeigen, wie das aussieht. (Musik: "Teardrop" von Massive Attack) (Applaus) Vielen Dank. Ich stimme Ihnen zu, es sieht ziemlich toll aus. Aber ich muss Ihnen dazu eine witzige Geschichte erzählen. Ich holte mir drinnen einen Sonnenbrand während wir dies in Los Angeles drehten. In Los Angeles kann an man jedem der Strände einen ordentlichen Sonnenbrand kriegen, aber ich habe meinen drinnen gekriegt. Und wenn man 3.000 Einzelaufnahmen pro Sekunde aufnimmt, braucht man eine unglaubliche Menge an Licht, sehr viel Licht. Wir hatten also den Lautsprecher aufgestellt und die Kamera war auf ihn gerichtet und sehr viel Licht schien auf den Lautsprecher. Ich stellte den Lautsprecher auf, legte winzig kleine Kristalle auf den Lautsprecher und wir taten das immer wieder, und erst am Mittag bemerkte ich, dass ich ein komplett rotes Gesicht hatte, wegen des Lichts, das auf den Lautsprecher schien. Das Lustige daran war, dass das Licht nur von der rechten Seite kam, also war die rechte Seite meines Gesichtes komplett rot und den Rest der Woche sah ich aus wie das Phantom der Oper. Lassen Sie mich nun über ein anderes Projekt sprechen, das etwas weniger schädliche Substanzen erfordert. Hat einer von Ihnen schon einmal von Ferrofluid gehört? Ah, einige von Ihnen schon. Exzellent. Soll ich diesen Part überspringen? (Lachen) Ferrofluid hat ein sehr seltsames Verhalten. Es ist eine Flüssigkeit, die komplett schwarz ist. Es hat eine ölige Konsistenz. Und es beinhaltet winzig kleine Metallpartikel, die es magnetisch machen. Wenn ich also diese Flüssigkeit in ein magnetisches Feld stelle, wird sie ihr Erscheinungsbild verändern. Jetzt habe ich eine Live-Demonstration hier drüben, um Ihnen das zu zeigen. Ich habe hier eine Kamera, die auf diese Platte gerichtet ist, und unter dieser Platte ist ein Magnet. Ich werde nun ein wenig von diesem Ferrofluid zu dem Magnet hinzufügen. Lassen Sie es mich ein wenig nach rechts rücken und vielleicht ein bisschen mehr fokussieren. Exzellent. Was Sie hier nun sehen können ist, dass das Ferrofluid Stacheln gebildet hat. Das passiert aufgrund der Anziehung und Abstoßung der einzelnen Partikel in der Flüssigkeit. Das sieht schon ziemlich interessant aus, aber lassen Sie mich noch Wasserfarben hinzufügen. Das sind ganz normale Wasserfarben, mit denen Sie malen würden. Sie würden nicht mit Spritzen malen, aber es funktioniert trotzdem. Was hier passiert als die Wasserfarbe in die Struktur floss, ist, dass die Wasserfarben sich nicht mit dem Ferrofluid vermischten. Und zwar weil das Ferrofluid selbst hydrophob ist. Das bedeutet, dass es sich nicht mit Wasser vermischt. Und gleichzeitig versucht es, seine Position über dem Magneten beizubehalten. Und daher kreiert es diese wunderbar aussehenden Strukturen von Tunneln und winzig kleinen Teichen aus bunten Wasserfarben. Das war also das zweite Projekt. Lassen Sie mich zum letzten Projekt kommen, das das schottische Nationalgetränk beinhaltet. (Lachen) Dieses Bild, und dieses auch, wurden gemacht, indem Whiskey benutzt wurde. Sie fragen sich jetzt vielleicht, wie hat er das gemacht? Hat er eine halbe Flasche Whiskey getrunken und dann die Halluzinationen, die er hatte, weil er betrunken war, auf Papier gebracht? Ich kann Ihnen versichern, dass ich bei vollem Bewusstsein war, als ich diese Bilder aufnahm. Nun beinhaltet Whiskey 40% Alkohol, und Alkohol hat einige sehr interessante Eigenschaften. Vielleicht haben Sie schon mal einige dieser Eigenschaften erlebt, aber ich rede von den physikalischen Eigenschaften und nicht von den anderen. Wenn ich also die Flasche öffne, breiten sich Alkoholmoleküle in der Luft aus, und zwar, weil Alkohol eine sehr flüchtige Substanz ist. Gleichzeitig ist Alkohol hochentzündlich. Und durch diese zwei Eigenschaften war es mir möglich, die Bilder zu erschaffen, die Sie jetzt sehen. Lassen Sie mich das hier drüben demonstrieren. Und ich habe hier ein leeres Glasgefäß. Es ist nichts drin. Und nun werde ich es mit Sauerstoff und Whiskey füllen. Noch ein wenig. Nun warten wir einige Sekunden, damit die Moleküle sich in der Flasche ausbreiten können. Und jetzt, lassen Sie es uns in Brand setzen. (Lachen) Das ist alles, was passiert. Es passiert sehr schnell, und es ist nicht sehr beeindruckend. Ich könnte es noch einmal tun, um es nochmal zu zeigen, aber einige werden dann sagen, dass es eine völlige Verschwendung des Whiskeys wäre und ich es lieber trinken sollte. Aber lassen Sie mich das, was ich Ihnen gerade in der Live-Demonstration gezeigt habe, in Zeitlupe in einem völlig dunklen Raum zeigen. Was hier passiert ist, dass die Flamme durch das Glasgefäß von oben nach unten gewandert ist und dabei die Mischung der Luftmoleküle und des Alkohols verbrannt hat. Die Bilder, die Sie vorher gesehen haben, sind also eigentlich eine Flamme, die eingefangen wurde, während sie durch die Flasche wanderte, und Sie müssen sich vorstellen, dass sie um 180° gedreht wurde. So wurden diese Bilder gemacht. (Applaus) Danke schön. Ich habe Ihnen nun drei Projekte gezeigt, und Sie fragen sich vielleicht, was bringt es? Was ist die Idee, die dahinter steckt? War das nur eine Verschwendung von Whiskey? Sind es nur einige seltsame Materialien? Diese drei Projekte basieren auf sehr simplen wissenschaftlichen Phänomenen wie Magnetismus, Schallwellen, oder hier drüben, die physikalischen Eigenschaften einer Substanz. Und ich versuche, diese Phänomene zu benutzen und sie auf eine poetische und noch ungesehene Weise zu zeigen. Und so den Betrachter dazu einzuladen, für einen Moment innezuhalten und über all die Schönheit nachzudenken, die uns ständig umgibt. Vielen Dank. (Applaus)