WEBVTT

00:00:07.143 --> 00:00:12.420
Als persische Soldaten 479 v. Chr.
die griechische Stadt Potidaia belagerten,

00:00:12.420 --> 00:00:14.943
wich das Meer viel weiter als sonst zurück

00:00:14.943 --> 00:00:17.433
und machte den Weg für eine Invasion frei.

00:00:17.433 --> 00:00:19.426
Doch dies war kein Glücksfall.

00:00:19.426 --> 00:00:20.991
Denn auf halber Strecke

00:00:20.991 --> 00:00:24.985
kam das Wasser in Form der größten
jemals gesehenen Welle wieder

00:00:24.985 --> 00:00:26.800
und ertränkte die Angreifer.

00:00:26.800 --> 00:00:30.734
Die Potidaianer glaubten,
Poseidons Zorn habe sie gerettet.

00:00:30.749 --> 00:00:35.550
Doch es war wohl das gleiche Phänomen,
das schon unzählige Opfer gefordert hat:

00:00:35.550 --> 00:00:36.605
ein Tsunami.

00:00:36.819 --> 00:00:39.751
Tsunamis sind zwar
als Gezeitenwellen bekannt,

00:00:39.751 --> 00:00:42.316
haben aber nichts mit den Gezeiten zu tun,

00:00:42.316 --> 00:00:45.233
die die Schwerkraft
von Sonne und Mond bewirken.

00:00:45.233 --> 00:00:49.223
In vieler Hinsicht sind Tsunamis
nur größere Versionen normaler Wellen:

00:00:49.223 --> 00:00:53.135
Sie haben Wellental und Kamm
und sind nicht fließendes Wasser,

00:00:53.135 --> 00:00:55.728
sondern der Fluss
von Energie durch Wasser.

00:00:55.728 --> 00:00:58.463
Der Unterschied ist,
woher diese Energie kommt.

00:00:58.463 --> 00:01:01.028
Bei normalen Wellen stammt sie von Wind.

00:01:01.038 --> 00:01:05.848
Da er nur die Wasseroberfläche bewegt,
begrenzt das Größe und Tempo von Wellen.

00:01:05.848 --> 00:01:09.219
Doch Tsunamis werden
von Kräften unter Wasser ausgelöst --

00:01:09.219 --> 00:01:12.427
einem Vulkanausbruch,
einem unterseeischen Erdrutsch

00:01:12.427 --> 00:01:15.370
oder meistens einem
Erdbeben am Meeresgrund,

00:01:15.370 --> 00:01:18.752
wenn die tektonischen Platten
der Erdoberfläche verrutschen

00:01:18.752 --> 00:01:21.717
und massenweise Energie 
ins Wasser freigeben.

00:01:21.717 --> 00:01:23.912
Diese wandert an die Oberfläche,

00:01:23.912 --> 00:01:27.924
verdrängt das Wasser und drückt es
über den normalen Meeresspiegel.

00:01:27.924 --> 00:01:29.973
Doch die Schwerkraft zieht es zurück

00:01:29.973 --> 00:01:32.846
und so breitet sich
die Energie horizontal aus.

00:01:32.846 --> 00:01:34.731
So entsteht ein Tsunami,

00:01:34.731 --> 00:01:37.166
der sich mit über 800 km/h fortbewegt.

00:01:37.166 --> 00:01:40.676
Fern von der Küste
ist ein Tsunami schwer zu erkennen,

00:01:40.676 --> 00:01:43.526
da er sich durch die
gesamte Wassertiefe bewegt.

00:01:43.526 --> 00:01:47.657
Doch beim Erreichen von Flachwasser
tritt der Shoaling-Effekt auf.

00:01:47.657 --> 00:01:50.163
Wegen der geringeren Menge Wasser

00:01:50.163 --> 00:01:52.934
wird diese immer noch
massive Energie komprimiert.

00:01:52.934 --> 00:01:55.018
Das Tempo der Welle nimmt ab,

00:01:55.018 --> 00:01:58.002
doch ihre Höhe wächst bis auf 30 Meter.

00:01:58.002 --> 00:02:01.064
Das Wort "Tsunami",
japanisch für "Hafenwelle",

00:02:01.243 --> 00:02:04.872
stammt daher, dass er scheinbar
nur in Küstennähe auftritt.

00:02:04.872 --> 00:02:07.199
Erreicht sein Wellental die Küste zuerst,

00:02:07.199 --> 00:02:09.876
zieht sich das Wasser
vor dem Aufschlag der Welle

00:02:09.876 --> 00:02:13.282
weiter als normal zurück,
was tückisch sein kann.

00:02:13.282 --> 00:02:16.062
Tsunamis töten nicht nur
Menschen in Küstennähe,

00:02:16.062 --> 00:02:18.909
sie walzen vor allem
in tiefer gelegenen Gebieten

00:02:18.909 --> 00:02:22.089
Häuser und Bäume bis 1,5 km
landeinwärts nieder.

00:02:22.089 --> 00:02:25.136
Obendrein zieht das Wasser beim Rückzug

00:02:25.136 --> 00:02:28.176
diesen neuen Schutt
und alles andere mit sich,

00:02:28.176 --> 00:02:31.193
was ihm unglücklicherweise
in die Quere kommt.

00:02:31.193 --> 00:02:33.553
Der Tsunami 2004 im Indischen Ozean

00:02:33.553 --> 00:02:37.002
war eine der tödlichsten
Naturkatastrophen der Geschichte,

00:02:37.002 --> 00:02:40.220
bei dem in Südasien
über 200.000 Menschen starben.

00:02:40.220 --> 00:02:44.382
Wie können wir uns also vor dieser
zerstörerischen Naturkraft schützen?

00:02:44.772 --> 00:02:46.917
In einigen Gegenden versucht man,

00:02:46.917 --> 00:02:51.027
die Tsunamifluten mit Dämmen,
Schleusentoren und Kanälen abzuleiten.

00:02:51.027 --> 00:02:52.901
Das ist nicht immer effektiv.

00:02:52.901 --> 00:02:58.468
2011 überwand ein Tsunami den Schutzdamm
des Kraftwerks Fukushima in Japan,

00:02:58.468 --> 00:03:00.878
löste eine Atomkatastrophe aus

00:03:00.882 --> 00:03:03.810
und forderte über 18.000 Menschenleben.

00:03:03.810 --> 00:03:08.445
Viele Forscher und Politiker setzen
jedoch auf Früherkennung,

00:03:08.445 --> 00:03:11.720
beobachten Unterwasserdruck
und seismische Aktivitäten

00:03:11.720 --> 00:03:15.851
und bauen ein globales Kommunikationsnetz
mit Schnellwarnsystem auf.

00:03:15.851 --> 00:03:18.595
Wenn Naturgewalten zu mächtig werden,

00:03:18.595 --> 00:03:21.175
sollte man ihnen lieber aus dem Weg gehen.