Als persische Soldaten 479 v. Chr.
die griechische Stadt Potidaia belagerten,
wich das Meer viel weiter als sonst zurück
und machte den Weg für eine Invasion frei.
Doch dies war kein Glücksfall.
Denn auf halber Strecke
kam das Wasser in Form der größten
jemals gesehenen Welle wieder
und ertränkte die Angreifer.
Die Potidaianer glaubten,
Poseidons Zorn habe sie gerettet.
Doch es war wohl das gleiche Phänomen,
das schon unzählige Opfer gefordert hat:
ein Tsunami.
Tsunamis sind zwar
als Gezeitenwellen bekannt,
haben aber nichts mit den Gezeiten zu tun,
die die Schwerkraft
von Sonne und Mond bewirken.
In vieler Hinsicht sind Tsunamis
nur größere Versionen normaler Wellen:
Sie haben Wellental und Kamm
und sind nicht fließendes Wasser,
sondern der Fluss
von Energie durch Wasser.
Der Unterschied ist,
woher diese Energie kommt.
Bei normalen Wellen stammt sie von Wind.
Da er nur die Wasseroberfläche bewegt,
begrenzt das Größe und Tempo von Wellen.
Doch Tsunamis werden
von Kräften unter Wasser ausgelöst --
einem Vulkanausbruch,
einem unterseeischen Erdrutsch
oder meistens einem
Erdbeben am Meeresgrund,
wenn die tektonischen Platten
der Erdoberfläche verrutschen
und massenweise Energie
ins Wasser freigeben.
Diese wandert an die Oberfläche,
verdrängt das Wasser und drückt es
über den normalen Meeresspiegel.
Doch die Schwerkraft zieht es zurück
und so breitet sich
die Energie horizontal aus.
So entsteht ein Tsunami,
der sich mit über 800 km/h fortbewegt.
Fern von der Küste
ist ein Tsunami schwer zu erkennen,
da er sich durch die
gesamte Wassertiefe bewegt.
Doch beim Erreichen von Flachwasser
tritt der Shoaling-Effekt auf.
Wegen der geringeren Menge Wasser
wird diese immer noch
massive Energie komprimiert.
Das Tempo der Welle nimmt ab,
doch ihre Höhe wächst bis auf 30 Meter.
Das Wort "Tsunami",
japanisch für "Hafenwelle",
stammt daher, dass er scheinbar
nur in Küstennähe auftritt.
Erreicht sein Wellental die Küste zuerst,
zieht sich das Wasser
vor dem Aufschlag der Welle
weiter als normal zurück,
was tückisch sein kann.
Tsunamis töten nicht nur
Menschen in Küstennähe,
sie walzen vor allem
in tiefer gelegenen Gebieten
Häuser und Bäume bis 1,5 km
landeinwärts nieder.
Obendrein zieht das Wasser beim Rückzug
diesen neuen Schutt
und alles andere mit sich,
was ihm unglücklicherweise
in die Quere kommt.
Der Tsunami 2004 im Indischen Ozean
war eine der tödlichsten
Naturkatastrophen der Geschichte,
bei dem in Südasien
über 200.000 Menschen starben.
Wie können wir uns also vor dieser
zerstörerischen Naturkraft schützen?
In einigen Gegenden versucht man,
die Tsunamifluten mit Dämmen,
Schleusentoren und Kanälen abzuleiten.
Das ist nicht immer effektiv.
2011 überwand ein Tsunami den Schutzdamm
des Kraftwerks Fukushima in Japan,
löste eine Atomkatastrophe aus
und forderte über 18.000 Menschenleben.
Viele Forscher und Politiker setzen
jedoch auf Früherkennung,
beobachten Unterwasserdruck
und seismische Aktivitäten
und bauen ein globales Kommunikationsnetz
mit Schnellwarnsystem auf.
Wenn Naturgewalten zu mächtig werden,
sollte man ihnen lieber aus dem Weg gehen.