Heute aus Niedersachsen. Plastikmüll am Strand - Freiwillige sammeln auf Borkum. Bis hin zum Kühlschrank, Fernseher, usw. ist hier alles zu finden. Dorftreffen ohne Dorf - ein Wiedersehen der besonderen Art. Wir haben zwar unser Heimatdorf verloren, aber wir haben uns nicht verloren. Erst hat Alversdorf von der Braunkohle gelebt, dann ist es daran zugrunde gegangen, wurde weggerissen. Das Zuhause, einfach weg. Tausende Menschen in Niedersachsen haben das erlebt, im Braunkohlerevier im Kreis Helmstedt, denn die Kohle wird ja dort im Tagebau abgebaut und das heißt, ganze Dörfer müssen einfach weichen. Auch Alversdorf trifft dieses Schicksal. Das ist gut 40 Jahre her. Doch die Bewohner, die zieht's immer noch wieder zurück an diesen Ort, so wie an diesem Wochenende, auch wenn kaum noch was übrig ist. Sabine Hausherr war mit. Man muss schon genau wissen, wo man lang fährt. Denn auf der Landkarte ist Alversdorf schon seit 1971 nicht mehr zu finden. Dort, wo früher das Elternhaus von Diemtar Schulz stand, ist heute nichts mehr. Das, was von Alversdorf übrig geblieben ist, sieht aus wie eine stillgelegte Deponie. Nur noch selten kommt der 69-Jährige hierher. Es macht schon traurig. Diese Wege, die man immer immer gegangen ist, als Jugendlicher, als Kind, dass die eben nicht mehr da sind. Das ist schon ein Moment, wo man sich wirklich... ...wo auch die Emotionen hoch kommen. Und natürlich auch schöne Erinnerungen. Darf man ja nicht vergessen! Ne?! Die Erinnerung bleibt ja. Alversdorf in den 60er Jahren. Als hier die unterirdischen Braunkohlevorräte entdeckt wurden, bedeutete das das jähe Ende des Dorfes. Nach und nach mussten 1600 Menschen ihre Häuser verlassen und sich eine neue Heimat suchen. Die Dorfgemeinschaft wurde auseinander gerissen, ihre Häuser einfach weggebaggert. Proteste gab es damals nicht, denn die Menschen in der Region leben vom Braunkohleabbau. Damals arbeiteten 6000 Menschen im Tagebau. Zwar bekamen die Alversdorfer eine Entschädigung für ihre Häuser und zinslose Darlehen, doch viele verloren noch mehr. Die Eigentümer, für die war das schon hart. Waren ja auch Bauern, Tischlerei und alles... Das Eigentum wurde ja alles weggenommen. Die mussten ihr Eigentum aufgeben. Dietmar Schulz hat nach dem Abriss seines Elternhauses eine Wohnung in Schöningen gefunden, nur wenige Kilometer entfernt von Alversdorf. Dort lebt er bis heute. Seine früheren Nachbarn und ehemaligen Kollegen aus dem Bergbau sieht er nur noch selten. Nur dann, wenn sich die Alversdorfer zum Wiedersehen verabreden. Menschenskinder! Dich hab ich so lange nicht gesehen! - Hallo! - Hallo! - Hallo Dietmar! - Schön, dass ihr da seid! - Na klar, immer wieder! - Das ist ja prima, Mensch. - Fredi! Alter Junge, grüße dich! - Dietmar, wie geht's dir denn? Nach Alversdorf können sie zwar nicht zurück, aber die Erinnerungen kommen auch so wieder. Das ist ganz einfach herrlich. Also, man freut sich immer wieder, wenn man wirklich einige trifft. Wir sind zwar alle älter geworden, aber die meisten erkennt man noch. Die Braunkohle in Alversdorf bedeutete das ganze Leben. Das hat der ganze Ort von gelebt. Und nicht nur der Ort, sondern die ganze Region. Die Braunkohlebagger, die sind schon lange aus Alversdorf abezogen. Weitergezogen, hier nach Schöningen. Hier stand zum Glück kein Dorf oben drüber. Noch immer ist die Braunkohle wichtig für die Region. Noch. Denn ab 2017 werden auch in Schöningen alle Kohlevorräte ausgebaggert sein. Ein bisschen traurig findet das Dietmar Schulz. Denn dann endet in der Region eine über 200 Jahrhunderte bestehende Bergbautradition.