rC3 Vorspannmusik
Herald: Ich freue mich auf den nächsten
Vortrag. Hier ist Volker Quaschning.
Volker: Super. Vielen, vielen Dank für die
Einladung und danke auch für die netten
Worte. Ich habe noch ein kleines Echo.
Vielleicht lässt sich das noch beseitigen,
ansonsten leg ich mal los. Genau. Das
heißt, nach der Corona Krise ist mitten in
der Klimakrise. Wenn irgendwas mit den
Slides nicht funktioniert, bitte kurz
Rückmeldung, weil ich hier auch kein
visuelles Feedback habe. Ja, es geht los.
Die Frage: Illusion der Unverwundbarkeit.
Wir haben ja die letzten Jahre immer
gelebt und Illusion der Unverwundbarkeit.
Ich habe einfach nochmal den
Jahresrückblick letzten Jahres mir
angeschaut und das war spannend. Anfang
des Jahres - diesen Jahres, wir sind ja
noch 2020, war also hier das Wuhan
Krankenhaus, wo man gesagt hat: "Boah
krass, in China baut man in 3 Tagen ein
Krankenhaus auf" und man hatte gar nicht
den Eindruck, bei uns passiert da ja
nichts. Nicht? Wir sind unverwundbar, wir
können machen, was wir wollen. Es geht
alles so weiter und dann kommt der Virus auch
zu uns. Nachdem am Anfang das RKI gesagt
hat, die Gefahr wird als gering
eingeschätzt, also da sieht man auch, dass
man ja auch selbst die Experten manchmal
danebenliegen können. Das Problem bei
Corona ist gar nicht unbedingt die
Sterblichkeit, also wenn man sich andere
Sachen anguckt. Wir haben zwar jetzt schon
30.000 Tote in Deutschland, das ist
richtig dramatisch, aber natürlich mit
anderen Sachen Alkohol, Rauchen oder sowas
sterben etwa ähnlich viele. Problem ist
eigentlich die Überlastung des
Gesundheitssystems. Das heißt, Corona
führt dazu, dass wir Kipppunkte erreichen.
Das heißt Kipppunkte. Und genau hier
nochmal ganz kurz: "flatten the curve".
Das kennt jeder. Also wir haben es in
Bergamo gesehen, Anfang des Jahres.
Irgendwann ist das Gesundheitssystem
überlastet. Man kann die Leute nicht mehr
versorgen. Triage, das möchte man auf alle
Fälle vermeiden. Und deswegen muss man
einfach hier die, ja die Kurve abflachen.
Und das geht halt einfach nur mit
Shutdown. Das heißt also, um hier wirklich
das Kippen unseres gesamten Gesundheits-
und Gesellschaftssystems zu verhindern.
Und für viele ist das auch gar nicht so zu
verstehen, dass also Corona so ein Problem
ist. Wir sehen es ja nicht und man hört ja
immer: "Naja, ich sehe auch nicht, wie man
sich ansteckt und ich kenne ja gar keine
Corona Toten". Also das heißt immer das,
was der Mensch nicht sehen kann oder was
er nicht wahrnimmt, das ist ein Problem.
Und hier sind's kleinste Partikel, die etwas
auslösen. Und wenn wir das übertragen,
haben wir hier noch viel kleinere
Partikel, die ebenfalls was auslösen
können. Das heißt, auch das sehen wir
nicht. Viele haben gesagt "Naja, wenn das
Kohlendioxid rosa wäre und wir dann sehen,
wie die Atmosphäre sich irgendwie farblich
dann verändert, dann würden wir ja schon
lange reagieren." Aber wir sehen
eigentlich im Prinzip nicht viel oder wir
sehen gar nichts. Kohlendioxid ist hier
unsichtbar. Was wir hier sehen, ist
Wasserdampf und es ist nicht sichtbar.
Aber wir können sehen, dass das
Kohlendioxid durchaus Veränderungen vor
sich nimmt. Wir haben also hier Beispiele,
die zeigen, dass das Kohlendioxid wirklich
ganze Planetensysteme kippen lassen kann.
Wir haben ja 2 Nachbarplaneten, das
eine ist der Mars. Da möchte ja Elon Musk
gerne hinfliegen und ihn besiedeln. Das
andere ist die Venus, die etwa genauso
weit entfernt ist, müsste eigentlich auch
noch einigermaßen lebensfreundliche
Temperaturen haben. Die Venus hat
allerdings eine Kohlendioxid Atmosphäre
mit über 90% CO2 und die
Oberflächentemperatur ist dann über 400
Grad. Das heißt, wir haben dort einen
Pizzaofen, ist da eine angenehme Umgebung
und das zeigt, dass wir hier wirklich mit
Kohlendioxid Systeme zum Kippen bringen
können. Es gibt ja immer Leute, die
bezweifeln, dass einfach mal zur Venus
fliegen und dann hat man glaube ich
verstanden, was Kohlendioxid anrichten
kann. Zum Glück ist es bei uns auf der
Erde nicht so viel. Das heißt, wir reden
hier nicht über 90%. Wir reden über viel,
viel weniger. Das ist auch gut so. Also
wie gesagt, wenn wir in den Bereich von
mehreren Prozent kämen, dann wären die
Temperaturen so, dass hier kein Leben mehr
auf der Erde möglich wäre. Wir sind hier
noch im Bereich von PPM, das sind parts
per million und was wir hier sehen anhand
von Eisbohrkernen die Rekonstruktion der
CO2-Konzentration in der Atmosphäre. Und
wir wissen immer, wenn wir wenig CO2 in
der Atmosphäre hatten, gab es eine Eiszeit
und bei viel CO2 in der Atmosphäre eine
Warmzeit. Das heißt also, da hatten wir
entsprechend hohe Werte. Ja. Was jetzt
passiert ist seit 1750 bis heute. Hier
sehen wir den Anstieg der
CO2-Konzentration. Das heißt also, wir
haben es geschafft, den Wert der
CO2-Konzentration in der Atmosphäre auf
einen Wert zu treiben, den wir hier schon
drei Millionen Jahre nicht mehr gesehen
haben. Auf der Erde 411 ppm ist im
Vergleich zur Venus immer noch niedrig,
aber wir brauchen ja auch keine 400 Grad.
Das heißt, für die Menschheit wird schon
schwierig, wenn wir 1, 2, 3 Grad
Veränderung haben. Und dafür reichen diese
kleinen Konzentrationsschwankungen halt
leider aus. Und wir können das hier auch
ganz gut am Temperaturbereich sehen. Das
sind jetzt nochmal die letzten 20.000
Jahre auf der Erde. Hier links sehen wir
nochmal die letzte Eiszeit hier auf der
rechten Seite die heutige Warmzeit. Wir
sehen die Eiszeit ungefähr so vor 10.000
Jahren zu Ende gegangen. Und das spannende
ist eigentlich der Temperaturhub. Das
heißt, wenn wir von der Eiszeit bis zur
Warmzeichen gucken, also von minus 20.000
bis minus 5.000, so etwa, da haben wir etwa
knapp 4 Grad ungefähr als Plus gesehen.
Und was nun dazugekommen ist, ist hier
durch die CO2-Konzentrationsanstieg. Hier
dieser schnelle Anstieg seit etwa 100
Jahren. Das heißt, wir haben 1 Grad oben
draufgelegt. Wenn wir das übersetzen
würden, haben wir eine Viertel Eiszeit on
the top obendrauf. Also das ist natürlich
schon eine relativ starke Veränderung. Das
kann man ganz klar sagen. Und wenn wir
sehen, wie schnell das geht. Das heißt
also, wenn wir hier sehen, der Übergang
von der Eiszeit bis zur Warmzeit, der hat
ja über 10.000 Jahre gedauert. Wir machen
das in 100 Jahren. Dann sehen wir, dass
das wirklich eine katastrophale
Veränderung vom Klima ist, die in der Art
und Weise in der jüngsten Geschichte, also
da muss man hunderte von Millionen Jahren
zurückblicken, bis man Ähnliches gesehen
hat. Und das hat natürlich auch
Konsequenzen auf diesen Planeten. Das
eine Grad Plus können wir ganz gut sehen.
Also das Eis taut momentan sehr sehr
schnell ab, wir haben also hier, das ist
der Nordpolarbereich. Wir haben hier
Grönland. Wir haben hier unten dann
Kanada. Hier oben Russland. Das war die
Eisbedeckung 1979. Das ist die gleiche
Aufnahme von der NASA 2012. Also wir
sehen, wie radikal hier die Eisbedeckung
abnimmt. Und wir gehen davon aus, dass wir
Mitte des Jahrhunderts im Sommer einen
eisfreien Nordpol sehen werden. Das sind
also erst einmal die ersten sichtbaren
Veränderungen. Für die Menschheit ist das
nicht so dramatisch. Größere Gedanken
machen wir uns, wenn das Festlandeis
abtaut. Also wenn wir Grönland komplett
abtauen, reden wir über einen
Meeresspiegelanstieg von 7 Metern.
Dann wird es für Hamburg eng, ja also
das heißt, da kommen noch ganz große
Veränderungen, die hier auf uns zukommen.
Aber das, was momentan schon passiert, wir
können es sehen. Wir sehen auch eine Zunahme
der Brände. Letztes Jahr Australien,
dieses Jahr entsprechend denn hier Sibirien,
also Sachen, wo man gar nicht auf dem
Schirm hat, dass es da gigantische Brände
gibt oder auch in Kalifornien. Das heißt
also, durch die Veränderung der Niederschläge
infolge der Klimaveränderungen
der Klimakatastrophe haben
wir hier auch schon Ereignisse, die
uns hier auch dramatisch heimsuchen. In
Deutschland selber trifft es wohl den
Wald. Also wir haben hier eine starke
Veränderung der Niederschlagsereignisse in
Deutschland. Jetzt zum 3. Jahr in
Folge eine Dürre und wir haben hier das
größte Waldsterben hier auch in der
jüngeren Geschichte Deutschlands. Und auch
da sagen also viele Experten: "Das ist die
Frage, ob wir das überhaupt noch stoppen
können". Und das ist nur 1 Grad
Erwärmung. Das wir also sehen, was dieses
eine Grad ausübt. Auch die Dürren hier in
Deutschland katastrophal trifft
mittlerweile auch die deutsche Wirtschaft.
BASF kriegt seine Rohstoffe nicht mehr den
Rhein hoch geschippert, wenn Niedrigwasser
ist. Und das sorgt auch schon für ja zig
Millionen an Schäden. Das heißt also, der
Klimawandel ist nicht nur ärgerlich,
sondern er trifft die Menschen und die
Wirtschaft. Das ist allerdings wie gesagt
nur das eine Grad plus, von dem wir erst
einmal wissen, dass es schon da ist. Und
die Klimamodelle, die wir in der
Klimaforschung machen, die sagen, dass wir
bei Business as usual gegen Ende des
Jahrhunderts eine Erwärmung von 4, 5
Grad plus zu erwarten haben. Also das
heißt, in den nächsten 80 Jahren könnte
die Temperatur so stark hier nach oben
schnellen wie hier, dass wir innerhalb von
100 Jahren einen größeren Temperaturhub
hinbekommen, wie von der letzten Eiszeit
bis heute. Und dass das nicht spurlos
irgendwie an diesem Planeten vorbeigehen
kann, das muss man sich, übersehen nicht,
bei der letzten Eiszeit. Die Meeresspiegel
waren 120 Meter niedriger, Norddeutschland
war mit 200 Metern Eis bedeckt. Also kein
Mensch käme auf die Idee oder wäre damals
auf die Idee gekommen, in Berlin eine
Stadt zu gründen. Das heißt, wo ich heute
sitze. Das heißt also, der Planet hat sich
durch den Klimawandel von der Eiszeit
radikal verändert und wir werden in 100
Jahren nochmal ähnliche oder noch größere
Veränderungen oben drauf bringen. Und das
sind Veränderungen, die so schnell sind,
wo wir Sorge haben, dass hier wirklich die
Menschheit und auch die Natur überhaupt
eine Chance hat, sich anzupassen. Früher
oder später werden die Meeresspiegel
ansteigen. Also im Worst Case werden wir
2 Meter plus sehen. Das reicht, um
schon mal die ersten Küstenstädte zu
versenken. Also Miami hat heute schon
Probleme und dann fallen Gebiete weg pro
Meter Meeresspiegelanstieg, etwa der
Lebensraum von 100 Millionen Menschen.
Also das heißt, hier kommt ein massiver
Druck, Migrationsdruck von den Küsten dann
Ende des Jahrhunderts Richtung Binnenland.
Die Leute werden wegziehen müssen und das
werden am Anfang noch nicht so viele sein.
Aber das geht dann irgendwann wesentlich
schneller. Etwa ein Drittel der Menschheit
wohnt küstennah. Dass man also hier auch
schon mal überlegt, was das insgesamt
bedeutet. Wir sehen jetzt schon, dass die
Niederschlagsereignisse sich verändern. Es
regnet nicht weniger auf der Erde, aber
woanders. Und dort, wo es halt nicht mehr
regnet, fehlt das Wasser. Aber das sorgt
natürlich auch dort dafür, dass die
Menschen dort hingehen müssen, wo Wasser
ist. Gerade von Afrika aus, da gibt es
viele Regionen, die trocken fallen werden
und da gibt es einen massiven
Migrationsdruck, der auftritt. Fällt da
Niederschlag aus, wird es auch schwierig
mit der Ernährung. Das heißt, die Ernten
fallen aus. Wir haben das hier in
Deutschland schon gesehen und das erste
Mal, dass mir so das Thema Ernährung und
Klimawandel bewusst war, war vor 2
Jahren. Also ich selber wohne in Ost
Berlin, also bin ich jetzt sozusagen
Wahlossi und habe sehr viele nette
Nachbarn, die in der DDR aufgewachsen sind
und einer sagte vor 2 Jahren, "Du
Volker, du machst doch was mit
Klimaschutz. Zu DDR-Zeiten hätten wir
jetzt ein Problem." Wieso ein Problem? Ja,
ich meine DDR war Umweltschutz ja noch
schlimmer als bei uns? "Ne ne. Ich hab
gerade gestern in den Nachrichten gehört, ein
30% Ernterückgang aufgrund der Dürre. Das
hätten wir in der DDR im real
existierenden Sozialismus nicht
ausgleichen können. Wir hätten nächstes
Jahr keine Brötchen mehr." Und da hat es
bei mir Klick gemacht. Er sagt eigentlich,
wir denken der Klimawandel kommt. Er ist
einfach schon krass da. Das heißt, wenn
wir im Mittelalter gewesen wären, hätten
wir jetzt 2019/2020 richtig Hungersnot
gehabt, weil wir 2018 zu wenig geerntet
hätten. Also das wäre in allen
Geschichtsbüchern als eine der größten
Hungersnöte hier in Europa reingegangen.
So Globalisierung. Wir kaufen halt jetzt
einfach irgendjemand das Getreide weg und
gut ist. Aber das geht natürlich nicht
mehr unendlich. Und das ist ja auch eine
Horror Studie, die Kollegen vor 3
Jahren publiziert haben. Hier hat man mal
ausgerechnet, wenn wir wirklich den Worst
Case Fall kriegen, also 4 bis 5 Grad
Temperaturanstieg weltweit. Was passiert
mit dem Lebensraum der Menschen? Und die
rot gekennzeichneten Flächen, die werden
dann so heiß werden, dass man dort
tagsüber nicht längere Zeit mehr im Freien
sich aufhalten sollten, weil dann eine
Überhitzung des Körpers droht. Und wir
reden dann von tötlichen Hitzetagen. Und
wenn wir sehen, welche Gebiete dort
wegfallen, dann ist das schon dramatisch.
Also hier halb Brasilien. Also wir haben
hier dann Zentralafrika und auch Indien
z.B. betroffen auch Indonesien. Die ganzen
Bereiche, das heißt der Lebensraum von
1.5 bis 2 Milliarden Menschen
wäre dann betroffen. Also wenn wir hier
wirklich business as usual machen, der
dann so heiß wird, dass man den Tag besser
im Keller verbringt. Und auch das wird
natürlich den Migrationsdruck auf die
anderen Flächen erhöhen. Also es wird
nicht so sein wie auf der Venus, dass der
Planet zu heiß wird zum leben, in Flammen
aufgeht. Wir sehen, es gibt ganz, ganz
viele weiße Gebiete noch. Aber was hilft
es jetzt dem Afrikaner, wenn irgendwie
Gebiete in Sibirien auftauen und
lebenswert werden? Das heißt also, hier
werden wir einfach ein massives Problem
haben, dass wir also eine der größten
Völkerwanderungen, wirklich eine der
größten, die mit Abstand größte
Völkerwanderung der Menschheit auslösen
werden. Und wenn wir schon sehen, wie
schlecht Europa mit 20 000 Flüchtlingen in
Griechenland zurechtkommt, dann möchte ich
mir nicht vorstellen, was passiert, wenn
wir 3 oder 4 Nullen dranhängen. Das
heißt also, wir gehen mittlerweile davon
aus, wenn das wirklich so katastrophal
kommt, wie wir es hier in den
Klimaprognosen sehen, dass sich die
Zivilisation durch die Konflikte, die
durch den Migrationsdruck ausgelöst
werden, dann am Ende selbst zerstören
wird. Und deswegen sollten wir tunlichst
alles unternehmen, also hier das Ganze in
den Griff zu bekommen. Im Vergleich zu
Corona also, oder, ist die Klimakrise eine
ganz andere Dimension? Also Corona ist der
Kindergarten dagegen, wenn die Klimakrise
in voller Wucht zuschlägt. Und deswegen
sollten wir wirklich handeln. Wir reden
halt immer vom Ende des Jahrhunderts und
das ist immer so ein bisschen schwierig,
wenn meine Generation anfängt
nachzurechnen. Da sagt man Naja, okay,
2100, das klappt halt nicht mehr. Aber die
junge Generation hat natürlich ein
Problem. Das heißt, wer heute geboren wird
2110, 2120, vielleicht sogar. Das heißt
also, da hat man eine entsprechende
Lebenserwartung und die junge Generation
wird voll in das Schlamassel reingeraten,
das wir heute auslösen. Und deswegen haben
wir auch im letzten Jahr die fridays for
future Bewegung gesehen, die zurecht
gesagt hat: also was soll das Ganze? Wir
lernen in der Schule, es gibt ein
Klimaproblem. Und wenn wir fragen Wo sind
die Lösungen, dann erklärt man nächstes
Thema. Das kann das nicht sein. Natürlich
nur, weil ihr Alten, die jetzt an der
Regierung seid, nicht mehr so massiv von
der Klimakrise betroffen sein wird, kann
man doch nicht dagegen nichts unternehmen.
Und deswegen müssen wir wirklich versuchen
zu handeln. Genauso wie bei der
Coronakrise, wo es sozusagen Kipppunkte
gibt. Bis zu einem gewissen Bereich merkt
man eigentlich die Corona Krise nicht so
dolle. Ist dann nicht schlimmer als eine
Grippe und irgendwann kippt das System und
das werden wir bei der Klimakrise auch
sehen und wir gehen davon aus, dass diese
Kippgrenze so etwa bei anderthalb irgendwo
zwischen 1,5 und 2 Grad ist, wo dieses
System in einen unkontrollierbaren Zustand
kippt. Aber anders wie bei Corona bei
Corona wir haben es gesehen in Bergamo.
Also irgendwann beruhigt sich das System
wieder. Wenn wir das Klimasystem einmal
zum Kippen gebracht haben, dann bleibt es
stabil im Chaoszustand. Und das ist das,
was uns halt noch mehr Sorge bereitet.
Mittlerweile ist es zum Glück auch in der
Politik angekommen. Wir haben 2015 den
Pariser Klimagipfel gehabt und dort auch
ganz klare Ziele vereinbart. Das heißt,
die globale Erwärmung soll deutlich unter
2 Grad, möglichst auf 1,5 Grad Celsius
begrenzt werden und alle Länder der Welt
haben dem zugestimmt. Auch die USA Donald
Trump ist kurzzeitig ausgetreten. Joe
Biden hat schon gesagt, er wird wieder
eintreten. Das heißt also, alle Länder
sind dabei. Aber es gibt keine Sanktionen
oder so etwas. Alle Länder müssen selber
aktiv werden. Und das ist natürlich so ein
bisschen das Problem. Und wenn wir uns
anschauen, wie schnell wir aktiv werden
müssen, dann ist es auch ein Problem. Das
heißt, wenn wir wirklich die Kippgrenze
von 1,5 Grad Celsius nicht überschreiten
wollen, dann haben wir etwa eine Menge von
2700 Gigatonnen an CO2, die wir in die
Atmosphäre pusten können. Das Problem ist,
dass wir 2300 Gigatonnen schon emittiert
haben und das Restbudget, was wir noch
haben, damit wir also hier, was wir noch
in die Atmosphäre pusten dürfen. Das sind
nicht mehr viel. Und wenn wir jetzt sofort
Klimaschutz machen und die CO2 Emissionen
jedes Jahr linear runtergehen spätestens
2040 müssten wir global bei Null sein.
Wenn wir diese Kippgrenze nicht
überschreiten wollen. Und da sehen wir.
Das sieht nicht gut aus. Und jetzt sind
wir hier in Deutschland, in Deutschland
sieht es auch nicht gut aus. Also wir
sehen hier anders wie in einigen Ländern
der Welt gehen die CO2-Emissionen zwar
runter, sehen also hier einen Rückgang der
Kohlendioxid-Emissionen. Das sind eine
Gigatonne ungefähr die Deutschland
verursacht. Also in 400 Jahren würde
Deutschland alleine dafür sorgen, dass wir
sie Kippgrenze von 1,5 Grad Celsius
überschreiten, da brauchen wir die anderen
gar nicht dazu. Aber es geht halt
wesentlich schneller. Und hier sehen wir
den Rückgang der CO2-Emissionen momentan
relativ stark nach unten. Das ist aber
hier die Corona Krise durch Corona weniger
Energie, weniger Transport weniger
Industrie. Dadurch gehen die CO2
Emissionen runter. Wir gehen davon aus,
dass es nach Corona weiter nach oben geht
und wir einfach in dem gleichen Tempo
business as usual nach unten gehen.
Derzeit gibt es keine Ambition der
Politik, hier schneller Klimaschutz zu
machen. Und wir können noch dazu sagen die
ersten Rückgänge hier die ersten 10 Jahre
dieser Grafik sind eigentlich eher auf die
Wiedervereinigung zurückzuführen, weil in
der DDR die Industrie zusammengebrochen
ist. Und deswegen haben wir hier
eigentlich nur ab dem Jahr 2000 hier einen
Rückgang und der beträgt vielleicht so um
die 20%. Das sind die Ziele der
Bundesregierung, immer bezogen auf 1990.
Wir können uns also hier die
Wiedervereinigungsgewinne erst einmal
zugute rechnen. Da sind erst einmal die
Emissionen um 15, 20% runtergegangen, was
erst einmal geholfen hat. Dann haben wir
noch ein bisschen Klimaschutz gemacht und
wir sehen, das sind die Ziele der
Bundesregierung, also 40% bis 2020. Durch
Corona werden wir dieses Ziel temporär
dummerweise erreichen. Aber das hilft
natürlich. Das nimmt Druck raus, aber
hilft uns beim Klimaschutz nicht, wenn es
danach wieder nach oben geht. Und die
Ziele der Bundesregierung sind eigentlich
viel zu knapp. Wir wissen, wenn wir da
wirklich das Pariser Klimaschutzabkommen
einhalten wollen, müssen wir irgendwo in
den 30er Jahren auf Null runter, d.h. mit
den Zielen der Bundesregierung, die sie ja
momentan gar nicht wirklich einhält,
würden wir auch auf eine Erwärmung von
über 2 Grad hinsteuern. Das heißt also,
hier sehen wir also drei Punkte. A: Die
Bundesregierung hat sich Ziele gesetzt mit
dem Rückgang der CO2-Emissionen, mit denen
das Pariser Klimaschutzabkommen nicht
einzuhalten ist. Und B: der Rückgang der
CO2-Emissionen in Deutschland ist so
gering, dass wir auch nicht die schwachen
Ziele der Bundesregierung derzeit
einhalten können. So, das ist natürlich
dramatisch. Und deswegen ist die Frage was
müssen wir tun? Und deswegen müssen wir
ganz klar sagen Wir brauchen eine echte
Energiewende. Das heißt also wie, was
müssen wir tun und das möchte ich hier in
den nächsten 10, 15 Minuten nochmal
aufzeigen. Das heißt, hier sehen wir den
Stromverbrauch in Deutschland. Wir haben
einiges an erneuerbaren Energien, wir
haben Biomasse, wir haben Wasserkraft, wir
haben Windenergie, wir haben Windkraft
offshore, Photovoltaik im letzten Jahr 43%
Erneuerbare. In diesem Jahr werden es
sogar 50 sein, weil durch Corona der
Stromverbrauch zurückgegangen ist. Und
dann könnte man sagen: Naja, sieht doch
gar nicht so schlecht aus. Man könnte sich
doch durchaus vorstellen, dass wir bis
2040 auf 100% kommen. Und diese Zahlen
verkauft natürlich die Regierung auch
immer als Erfolg. Jetzt muss man es
anschauen. Strom ist halt nur ein Teil.
Das ist die gleiche Grafik. Aber in
y-Achse gestaucht heißt also wir sehen der
Stromverbrauch hier, die ganzen
Erneuerbaren und das heißt also knapp die
Hälfte beim Strom. Weil wir haben
natürlich noch andere Bereiche. Das heißt
hinzu kommt einmal die Wärme, es kommt
hinzu dann auch noch der Verkehr. Und dort
verbrauchen wir auch fossile Energieträger
Benzin, Diesel, Heizöl, Erdgas. Natürlich,
wenn wir klimaneutral werden wollen,
müssen wir die auch ersetzen. Wir haben
ein paar erneuerbare Energien in den
Bereichen, im Wesentlichen Biomasse, also
Brennholz oder bisschen Biodiesel
Biosprit. Aber das ist auch nicht so viel.
Die hab ich hier nochmal aufgetragen. Und
wenn wir alle klimaneutralen Energieformen
zusammenpacken und uns die ganzen Bereiche
Verkehr, Wärme und Strom anschauen, dann
decken die erneuerbaren Energien in
Deutschland erstmal nur 20%. Das heißt,
die Herausforderung für das Pariser
Klimaschutzabkommen ist jetzt von 20%
Erneuerbaren in weniger als 20 Jahren auf
100% zu kommen. Das ist natürlich eine
Herausforderung. Und wir sind halt auch
hier im Bereich der
Ingenieurwissenschaften tätig. Wenn uns
jemand sagt "Okay, das müssen wir machen,
das Geld haben wir", dann sagen wir okay.
So sieht das System aus. Und das werde ich
jetzt mal skizzieren, was wir machen
müssten. Viele, sagen immer, oh da müssen
wir auf die Kernenergie setzen. Ich habe
den Anteil der Kernenergie nochmal
dargestellt. Alle denken irgendwo, der ist
irgendwo bei 50% . In Deutschland liegt er
bei drei bis vier Prozent. Ob wir nun
Kernkraftwerke laufen lassen oder nicht,
hilft uns nicht wirklich, sorgt für ganz
andere Probleme. Wir müssen diesen grauen
Bereich hier ersetzen und wir werden viel
über Kernenergie noch diskutieren. Eine
Lösung ist sie nicht. Das heißt, wir
brauchen eine andere Dimension. Und die
erste Sache, die wir sagen müssen Wir
müssen runterkommen mit dem Verbrauch.
Vollkommen klar, dass wir es nicht mehr
schaffen, in 15 bis 20 Jahren von 20 auf
100 bei dem heutigen Verbrauch zu kommen.
Aber wenn wir erst einmal von oben
runterkommen, dann wird es natürlich
wesentlich leichter. So was können wir
dort tun. Das heißt also, wir brauchen
eine echte Wärmewende. Wir gehen total
ineffizient mit der Wärme um. Das heißt,
wir verfeuern Erdöl und Erdgas. Und wir
wissen, dass wenn wir die Klimakrise in
den Griff bekommen wollen, dass wir keine
fossilen Energieträger mehr verfeuern
dürfen. Das heißt, wir brauchen ein
sofortiges Einbauverbot für neue Öl- und
Gasheizungen. Das ist ganz wichtig. Und
stattdessen auf müssen wir auf die
elektrische Wärmepumpe setzen. Die
Wärmepumpe wandelt Strom in Wärme um, aber
sehr effizient. Das heißt, sie nutzt die
Umgebungswärme noch als Hilfsenergie. Und
da kann ich dir aus einer Kilowattstunde
Strom drei Kilowattstunden Wärme machen.
Das heißt, wenn ich die Gasheizung
rausschmeiße und durch eine Wärmepumpe
ersetze, spare ich zwei Drittel an Energie
ein. Und das ist der Bereich, wo ich sage:
"Ja, da kommen wir runter". Das heißt also
ein wesentlicher Punkt, um hier mit den
Emissionen runterzukommen oder mit dem
Energiebedarf runter zu kommen, ist die
Heizungssysteme auszutauschen. Und das
müsste eigentlich hier flächendeckend
passieren. Andere Länder sind da
wesentlich besser unterwegs. Dänemark, die
Schweiz oder so, aber Deutschland. Wir
haben nicht einmal Öl und Gas und die
deutsche Regierung traut sich nicht
einmal, diese Schritte zu beschließen.
Dann brauchen wir eine echte
Verkehrswende. Da ist es ein bisschen
schwieriger Deutschland als Autoland.
Erster Punkt ist Wir brauchen ein anderes
Mobilitätsverhalten. Deutschland hat 47
Millionen Autos auf 83 Millionen
Einwohner. Wenn wir das auf den Rest der
Welt übertragen, müssten wir drei
Milliarden zusätzliche Autos bauen. Da
brauchen wir nicht drüber diskutieren, ob
Wasserstoff oder sonst irgendetwas. Also
wenn wir so viele Autos auf diesem
Planeten bewegen würden, dann ist Ende.
Also das heißt, wir müssen, damit es auf
den Rest der Welt übertragen können, hier
in Deutschland die Anzahl der Autos
halbieren. Das müsste auch ganz klares
Konzept sein. Und wir dürfen keine Benzin
und Dieselautos mehr auf die Straße
bringen. Benzin und Dieselautos gleiches
Problem. Noch schwierigeres Problem als
bei der Heizung. Das heißt, wir haben
Benzin und Diesel, fossile Energieträger
und wir verbrennen sie in Maschinen mit
einem Wirkungsgrad von 20 bis 30% im
Durchschnitt. Das heißt also hier enorm
ineffiziente Vernichtung an Energie. Und
das können wir uns auf Dauer nicht
leisten. Und wir können jetzt auch nicht
einfach sagen, wir ersetzen diese Drei,
die Treibstoffe durch irgendwelche
anderen, also weil wir einfach diese
ineffizienten Verbrennungsmotoren haben.
Das heißt, wir brauchen Elektromobilität
besser, erst einmal auf diese Art und
Weise elektromobil unterwegs zu sein. Und
wenn man unbedingt dann in die Wahl
Verkehr haben will oder haben muss, weil
man vielleicht nicht anders von A nach B
kommt, dann muss es elektrisch sein. Weil
das Elektroauto hat einen Wirkungsgrad um
den Faktor 3 höher. Und damit sparen wir
alleine dadurch, dass wir ein Verbrenner
durch ein Elektroauto einsetzen,
zweidrittel an Energie ein. Das heißt, wir
müssen von oben runterkommen. Hier können
wir es auch nochmal ganz kurz sehen. Ein
typischer Verbrenner. Der braucht irgendwo
5-6 Liter Sprit. Das sind dann 55
Kilowattstunden. Mit einer Kilowattstunde
komme ich dann 1,8 km weit. Dann gibt's
die Leute, die sagen: Oh, wir warten auf
den Wasserstoff. Ist insofern keine gute
Alternative, weil Wasserstoff ist sehr
ineffizient in der Herstellung. Das hat
zwar beim Wasserstoff Auto den effizienten
Elektromotor, muss aber vorher den
Wasserstoff aus Strom herstellen. Das ist
sehr ineffizient und deswegen spare ich,
wenn ich das Wasserstoff Auto mit dem
Benzin Auto vergleiche kaum Energie ein.
Das heißt, ich komme mit der gleichen
Energiemenge nicht weiter, nur dass ich
klimaneutral genau so weit komme. Das
heißt, wenn ich im Verkehr wirklich
einsparen möchte, dann muss ich auf direkt
elektrische Systeme gehen. Wenn ich also
hier ein Batterie elektrisches System
habe, dann habe ich nicht die Verluste bei
der Wasserstoff Herstellung und ich komme
mit der gleichen Menge Strom
zweieinhalbmal so weit wie beim
Wasserstoff Auto. Und das ist der
Schlüssel, um wirklich mit dem Bedarf
runterzukommen. Also ich habe gesagt, wir
müssen noch runterkommen. Das kriegen wir
hin, indem wir die Benzin und Dieselautos
verbieten, indem wir hier die Öl- und
Gasheizung verbieten und indem wir im
Wesentlichen auch nicht auf das
Wasserstoff Auto setzen, weil das zu
ineffizient ist, um mit dem Bedarf
runterzukommen. Und wenn wir diese wenigen
Punkte ambitioniert umsetzen, dann könnten
wir im Jahr 2040, wenn wir jetzt hier
sofort starten würden, wie einige Länder
es machen, Norwegen oder so hier auch
entsprechend runterkommen mit dem Bedarf.
So, dann müssten wir den Rest klimaneutral
decken. Die aktuellen Ausbaupläne der
Bundesregierung sind so gewesen. Man
diskutiert jetzt noch im nächsten Jahr
möchte man hier die Ausbaumengen für die
erneuerbaren Energien etwas erhöhen. Und
im Gespräch ist das die Bundesregierung
sagt: Wir erhöhen jetzt den Ausbau an Solar
und Windenergie. Und das ist der
Vorschlag, der hier so auf dem Tisch
liegt. Auch das reicht nicht ansatzweise
aus. Das heißt, es gibt derzeit keine
Idee, keinen Plan, keine Vision von der
Regierung, einen ausreichenden Ausbau
Energiewende Tempo zu machen, damit wir in
Deutschland rechtzeitig klimaneutral
werden können. Das muss man ganz klar
sagen. Und hier ist ein ganz großes
Fragezeichen. Es gibt auch keinen Plan,
wie wir mit dem Energiebedarf runterkommen
können. Das heißt also, wir sehen momentan
eine Zielverfehlung, etwa um den Faktor
vier. Das heißt, wir brauchen. Wir haben
ein Viertel des Tempos für die
Energiewende, das wir brauchen, um aus-
rechtzeitig klimaneutral werden zu können,
ohne dass die Regierung sich derzeit Mühe
gibt, hier Tempo zu machen. Ja, was kann
man machen. Man kann natürlich versuchen,
auf Solarwärme zu setzen. Das geht
bedingt. Biomasse wird knapp, also da
werden wir nicht viel mit erledigen
können. Und Wasserkraft? Ja, das ist
Norwegen. Die haben Berge. Wir in
Deutschland, ein bisschen in
Süddeutschland. Aber da ist die
Wasserkraft schon genutzt. Auch die fällt
aus. Das heißt, die wichtigsten
Energieformen, die wir in Deutschland
ausbauen können, sind Wind und Sonne. Und
wir haben mal ausgerechnet in Studien, was
wir bräuchten. Wollen wir wirklich hier
die erneuerbaren Energien zu 100% den
Bedarf decken lassen, dann brauchen wir
ein Zubau von etwa sieben Gigawatt
Windenergie an Land drei für Offshore. Und
das sind die Zubauzahlen letztes Jahr. Das
heißt, wir sehen, dass wir hier um
Größenordnungen daneben liegen und wir
eigentlich den winzigen Zubau mal
mindestens verdrei- verfünffachen müssen.
Ja, Windenergie. Also erst einmal
Natürlich müssen wir gucken, dass wir
versuchen, Offshore einiges zu machen, ich
sag da immer na dann: wenn es an Land
nicht klappt, dann bauen wir doch mehr in
der Ostsee. Das wird nicht klappen. Die
ist zu klein. Die Ostsee und die Nordsee.
Das heißt, wir werden. Wir haben in
unseren Szenarien eh schon angenommen,
dass wir die Nordsee alle Standorte nutzen
und wir von derzeit 1400 Windräder auf
8700 in der Nord- und Ostsee kommen
müssen. Dann ist da zu. Deswegen brauchen
wir auch noch die Windenergie an Land.
Ohne die werden wir nicht klimaneutral
werden können. Und nach unseren
Berechnungen brauchen wir etwa 2% der
Landesfläche. Und das heißt, wir müssen
aus derzeit etwa 29500 Windrädern etwa 67
000 machen und könnten dann also hier mit
der Windenergie, der Summe Offshore und an
Land gut die Hälfte des Energiebedarfs
decken. Das wäre ganz gut. Wir sehen hier
nochmal die Entwicklung des Windenergie
Zubaus rot sind Neuinstallation gelb, da
hat man alte Anlagen durch neue ersetzt.
Dann reden wir von Repowering und das
Blaue hier ist Offshore Wind. Bis 2017 sah
es ganz gut aus. Das hier sind die Mengen,
die wir hier mal ausgerechnet haben, die
wir bräuchten, um wirklich rechtzeitig
klimaneutral werden zu können. Und was
jetzt passiert Die Bundesregierung hat
2017 die Regeln für die Windenergie
geändert. Daraufhin ist die Windenergie
regelrecht eingebrochen und wir haben
derzeit einen komplett kollabierten
Windenergie Markt. Das ist eine
Katastrophe hinsichtlich des
Klimaschutzes. Man hat ja ein paar Mini-
Maßnahmen jetzt beschlossen, um etwas zu
verändern, aber damit werden wir den
Ausbau nicht mehr in diesen großen Mengen
nach oben kriegen. Da müsste eigentlich
viel viel mehr passieren. Ja und dann
sehen wir aber selbst wenn wir Windenergie
also die Nordsee und Ostsee zustellen an
Land etwa 2% der Landesfläche mit
Windenergie belegen, fehlt immer noch was
hier um das decken zu können. Dafür
brauchen wir die Solarenergie. Bei der
Solarenergie sieht es auch so aus Wir
brauchen ungefähr 18 Gigawatt. Gebaut
letzten Jahres 4. Also das heißt, auch
hier liegen wir um Größenordnungen daneben
und an der Menge sieht das jetzt gar nicht
so schlimm aus. Wir müssen etwa knapp 4%
der Landesfläche belegen. Die Hälfte davon
geht auf Gebäuden, die andere Hälfte auf
Freiflächen. Und wenn wir uns das
anschauen, dann können wir z.B. Städte wie
Berlin uns angucken. Berlin nutzt nicht
mal ein Prozent des Dachflächen
Potenzials. Also da geht richtig was. Und
da müsste man nur die Regeln so verändern,
dass der Zubau auch wirklich durchstartet,
was hier leider auch nicht der Fall ist.
Und wir müssen auch einiges auf die
Ackerflächen setzen. Etwa ein Prozent der
Ackerflächen bräuchten wir ein knappes
Prozent. Und da sehen wir, dass wir hier
auch Arten der Photovoltaik hier z.B.
installieren können, die wir dann
gleichzeitig mit der Landwirtschaft nutzen
können. Und insofern ist das ganz gut. Das
heißt, wir brauchen ungefähr 1 000
Quadratkilometer und 182.000
Quadratkilometer landwirtschaftliche
Flächen haben wir. Das heißt, Flächen
haben wir genug. Aber man wird auch die
Photovoltaik sehen. Und es wird auch die
Menschen geben, die danach sagen: Oh, das
Rapsfeld war aber schöner. Aber diesen Tod
müssen wir sterben, wenn wir Energie
brauchen. Natürlich habe ich gesagt, wir
haben im wesentlichen Solar- und
Windenergie. Das heißt auch dann brauchen
wir Speicher. Wir brauchen viel mehr
Speicher wie heute, weil jeder weiß,
Nachts scheint keine Sonne. Und wenn der
Wind nicht da ist, dann müssen wir das
überbrücken. Und auch hierfür kennen wir
die Lösungen. Wir werden erst einmal den
Strom möglichst dezentral vor Ort
verbrauchen. Dann werden wir hier
Batteriespeicher, auch Elektroautos haben
große Batterien, die man für
Speicherzwecke einsetzen kann, verwenden.
Damit kommen wir über die Nacht und wenn
wir dann längere Zeiträume haben, dann
werden wir Überschüsse z.B. im Sommer aus
der Solarenergie verwenden und dann über
Power-To-Gas, also Elektrolyse in
Wasserstoff und Methan umwandeln. Das
können wir in bestehenden Gasspeicher
zwischenspeichern und wir können dann das
bestehende Erdgasnetz verwenden und dann
hier in Kraftwerken, die heute schon da
sind, die Lücke schließen. Und somit haben
wir auch die Möglichkeit, hier wirklich
längere Flauten mit wenig Sonne zu
überbrücken. Das Ganze ist technisch
durchgerechnet, auch ökonomisch. Es
funktioniert. Man muss es nur umsetzen.
Und wie einfach das Ganze ist, sehen wir
auch hier nochmal als Beispiel. Das ist
der größte deutsche Energiespeicher.
Relativ unspektakulär. Das ist der
Gasspeicher Rehden in Niedersachsen. Hier
ist die technische Anlage dazu. Das Gas
wird unter Tage gespeichert. Wir können
hier 4,4 Milliarden Kubikmeter Erdgas
speichern und theoretisch zwei Wochen am
Stück alleine mit diesem einzelnen
Speicher die deutsche Stromversorgung
sicherstellen. Und wir haben Dutzende
davon. Also das Problem der Speicherung
ist gelöst, wenn man es entsprechend
nutzen möchte. Und die Energiewende wäre
auch bezahlbar. Mittlerweile sind die
erneuerbaren Energien so preiswert
geworden, dass der Zubau nicht mehr
richtig dramatisch teuer ist. Das heißt
also, wenn wir das, was wir für Corona
ausgegeben hätten, für die Energiewende
ausgeben, dann werden wir klimaneutral.
Das verstehe ich irgendwo nicht. Bei
Corona geht das über Nacht, dass man
Hunderte von Milliarden raushaut. Und die
viel größere Krise, die Klimakrise, die
kann man in Deutschland, wo sie bezahlbar
ist, entsprechend nicht bekämpfen. Das
heißt, wir brauchen eine vollkommen andere
Klimaschutzpolitik. Das Problem ist aber
auch, dass wir uns selber ändern müssen,
d.h. also man muss sich selber verändern,
weiter zusehen oder handeln. Und das
Problem ist, dass es in den Köpfen auch
noch nicht angekommen ist, wie dramatisch
die Klimakrise ist und was man tun kann.
Es gab 2019 von A.T. Kearney eine Umfrage:
Welche persönliche Aktion hat den größten
Einfluss auf die Reduktion des
persönlichen CO2-Fußabdrucks? Also was
können Sie selber tun? Am besten um CO2
einzusparen? Und die Antwort Nummer eins
war: Keine Plastiktüte mehr benutzen. Das
ist wichtig, weil wir hier natürlich
dieses Müllproblem haben. Aber für den
Klimaschutz bringt das reichlich wenig.
Die Herstellung der Plastiktüten ist nicht
sonderlich CO2 intensiv. Wir sparen,drei
Kilogramm CO2 mit ein. Drei Kilogramm von
10 000 Kilogramm, die wir pro Person pro
Jahr verursachen. Das heißt, wir müssen an
die großen Dinger ran und die großen
Dinger sind etwas unangenehmer, wie nur
die Plastiktüte zu ersetzen. Zwei
Rindersteaks pro Woche machen 300
Kilogramm CO2. Da kann man 100 Jahre lang
Plastiktüte für einsparen, wenn man
genauso viel Klimawandel hat. Siebenmal
soviel wie ein Einwohner der
Demokratischen Republik Kongo. Das heißt
also, wir müssen an den Fleischkonsum ran.
Alleine der Fleischkonsum verursacht 10%
des Treibhauseffekts. Das heißt also, hier
kann man sehr, sehr schnell was ändern und
das muss passieren. Ein Flug nach Florida
4 Tonnen, 4 000 Kilogramm. Dann müssen wir
1500 Jahre lang Plastiktüten sammeln, um
das hier irgendwie einen Flug zu
kompensieren. Das heißt also, das sind die
dicken Dinger. Und da, wir sehen ja jetzt
in Corona, also dass man mit der
Digitalisierung auch einiges ohne Flüge
machen kann. Das müssen wir weiter
fortsetzen. 10.000 Kilometer Autofahren,
1,5 Tonnen CO2, dreimal so viel wie ein
Einwohner von Bangladesch pro Jahr
verursacht. Und die werden zuerst
absaufen. Also hier müssen wir gucken,
dass wir die Lösung finden. Das hatte ich
vorhin skizziert, was man machen kann und
ein unsaniertes Einfamilienhaus sieben
Tonnen CO2, viermal so viel wie ein Inder
pro Jahr verursacht. Gut, dass man in
Indien nicht so viel heizen muss. Ja, wir
haben auch Lösungen. Elektro-Auto zum
Beispiel eine Tonne CO2 Einsparung pro
Jahr. Da kann man relativ viel machen. Man
kann eine eigene Photovoltaikanlage bauen.
Sechs Tonnen CO2 Einsparung, d.h. im
persönlichen Umfeld lässt sich relativ
viel machen. Wir können die Dächer voll
machen und ja, jeder kann einen Beitrag
leisten. Also hier sehen wir Studenten, die
einfach ihren Balkon genutzt haben und
damit auch immerhin eine halbe Tonne CO2
im Jahr einsparen. Also das heißt, es
geht, wenn man will. Und wichtig ist aber
auch, dass die Politik die
Rahmenbedingungen macht. Wenn jetzt
Einzelne handeln, hilft das nicht viel.
Wir müssen in Deutschland ja komplett
klimaneutral werden, d.h. wir müssen also
auch alle zur Handlung auch im
Zweifelsfall dann zwingen. Und das kann
nur die Politik. Und deswegen brauchen wir
enormen Druck auf die Politik. Im Jahr
2021 ist Bundestagswahl und deswegen ganz,
ganz wichtig. Wir müssen den Politikern
klarmachen, dass es wahlentscheidend ist,
dass wir hier echten Klimaschutz machen.
Ich höre immer viele, die immer sagen: Oh,
das geht doch alles gar nicht. Ich finde
mal ein ganz gutes Beispiel in der
Geschichte, dass wir große Dinge durchaus
bewegen können. 1962 hat sich John F.
Kennedy in einer Rede vor die Nation
gestellt und gesagt: Die amerikanische
Regierung hat heute beschlossen, dass wir
auf den Mond fliegen werden. Das war 1962
Computer mit Lochkartenstreifen. Mein
Handy hat mehr Rechenleistung als die
NASA. Den Mond muss man erst einmal
treffen. Das war wirklich damals eine
große Leistung. Alle haben den Kopf
geschüttelt und dann hat man gesagt, das
kostet Geld. Das ist ein schwieriger Punkt
und wir werden das ausgeben, was bezahlt
werden muss. Also ganz einfach nicht die
Frage: Das kostet so viel, sondern wir
werden das dafür bezahlen, dass bezahlt
werden muss. Die Amerikaner haben die
Steuern erhöht, 300 Milliarden Dollar
ausgegeben, um als Erster auf dem Mond zu
sein, ein Wettrennen gegen Russland zu
gewinnen. Und wenn wir mit dem gleichen
Elan das Wettrennen um die
Zukunftsperspektiven der künftigen
Generationen starten, dann glaube ich,
können wir es auch schaffen. Die
Amerikaner haben sieben Jahre gebraucht,
auf den Mond zu kommen. Wir haben noch
[Unverständlich] zu stoppen. Machen wir
Klimaschutz zu unserem Man to the Moon
Projekt. Und wenn wir das schaffen, glaube
ich, haben wir noch eine realistische
Chance, unseren Planeten zu retten. Aber
die Zeit wird knapp. Wir können nicht mehr
warten. Wir müssen jetzt handeln. Und
damit bin ich am Ende. Dankeschön für die
Aufmerksamkeit. Hier vielleicht nochmal
ein paar Links, d.h. es immer sehr, sehr
viel komprimierte Information. Ich habe
einen YouTube-Kanal, wo einige der
Beiträge auch sehr schön nochmal in
Kurzfassung da sind. In schriftlicher Form
auf der Webseite, ganz old fashioned auch
noch im Buch. Und seit drei Monaten gibt's
auch ein Podcast, der regelmäßig
rauskommt, der Informationen zur
Klimakrise hier bespricht. Ja, ich bedanke
mich für die Aufmerksamkeit und hoffe,
dass wir jetzt nochmal ein bisschen Zeit
haben in die Diskussion und in die Fragen
einzusteigen.
Herald: Herzlichen Dank, Volker! Das war
in der Tat eine geballte Ladung
Information. Stellt sich die Frage: Wenn
das alles so offensichtlich vernünftig
ist, warum wird es nicht gemacht?
Volker: Naja, wir haben erst einmal sehr
sehr große Veränderungen. Es gibt erst
einmal zwei Punkte. Wir sehen das Erste
wie bei Corona. Da hatten wir ja auch die
Corona-Leugner. Genauso gibt's halt auch
die Klimaleugner. Es gibt eine Partei, die
die Klimaleugner vertritt. Das ist die
AfD. Und natürlich, Klimaschutz sorgt für
Veränderungen. Das heißt, ich habe jetzt
eine Windkraftanlage auf dem schönen
Acker, die ich vorher nicht habe. Muss man
nicht schön finden, aber das ist natürlich
irgendwie erst einmal unangenehm. Und wenn
es dann natürlich eine Partei gibt, die
verspricht irgendwie, es gibt ja gar
keinen Klimawandel, die Windkraftanlage
brauchen wir nicht. Kann man damit
natürlich auch Wählerstimmen einfangen.
Und da gerade die konservativen Parteien
CDU/CSU Angst haben, dass sie noch mehr
Wähler an die AfD verlieren, also
versuchen sie auch die AfD Themen zu
besetzen. Und das hat man z.B. in Sachsen
gesehen beim Wahlkampf. Da waren bezüglich
Windenergie oder auch Nordrhein-Westfalen,
die CDU hat Plakate fast deckungsgleich
mit den AfD Plakaten, wenn es um die
Windenergie geht. Und das ist Punkt Nummer
eins. Punkt Nummer 2 ist natürlich wir
haben auch starke Veränderungen, die auch
die Industrie betreffen. Also was kann
Deutschland gut? Verbrennungsmotoren
bauen. Im Klimaschutz Szenario gibt es
aber keine Verbrennungsmotoren mehr. Und
das ist natürlich erst einmal sehr
schwierig. Gerade die deutschen
Automobilkonzerne haben sehr, sehr lange
gebremst. Jetzt mittlerweile, sagen wir
mal so, der Dieselskandal war
wahrscheinlich ein Segen für VW. Also die
haben sich jetzt mal durchgeschüttelt und
neu sortiert. Also VW versucht jetzt
zumindestens mal den Weg der
Elektromobilität zu gehen. Immer noch
nicht schnell genug. Aber sie machen es
wenigstens und bremsen nicht mehr und das
ist eigentlich sehr, sehr interessant.
Aber das sind auch die Kräfte, die lange
auf der Bremse standen. Genauso die
Energiekonzerne. Also wenn ich jetzt
Kohlekraftwerke habe, wenn ich jetzt ein
Kohlekraftwerksliefervertrag abgeschlossen
habe bis zum Jahr 2040. Das gibt's
durchaus. Das gibt's also Energiekonzerne,
die haben jetzt Verträge gemacht, dass sie
bis zum Jahr 2040 Kohle geliefert
bekommen. So, wenn sie den Vertrag
brechen, dann kostet die 100 Millionen
Euro und die haben gar kein Interesse an
der schnellen Energiewende. Die sagen
Okay, lass uns mal im Jahr 2040 wieder
drüber reden. Bis dahin haben wir ein
Kohlekraftwerk gebaut und das sind alles
so alte Sachen. Und natürlich muss man
sich an sich selber anfangen. Also es ist
natürlich immer schön, in den Urlaub zu
fliegen. 3% der Weltbevölkerung ist
letztes Jahr oder vorletztes Jahr, letztes
Jahr oder letztes Jahr 2019, wir sind
2020, also 3% der Weltbevölkerung ist in
einen Flieger eingestiegen, die anderen 97
% nicht. Aber wenn wir in Deutschland
sagen würden, der Urlaubsflug steht auf
der Disposition, ist das sicherlich kein
Punkt der wahlentscheidend ist oder der,
der sehr helfen würde, die nächste Wahl zu
gewinnen. Und deswegen haben auch Parteien
Angst davor, solche unangenehmen Fragen zu
diskutieren.
H: Verstehe. Das ist natürlich, die
Politisierung ist natürlich ein großes
Thema. Dann ist die Frage. Sie haben kurz
angeschnitten, Kernenergie. Da habe ich
auch oft gehört, ist total sauber, warum
benutzen wir das nicht, wäre viel
pragmatischer.
V: Naja, also gut, sauber ist es, wenn wir
kein Problem haben. Also wir haben jetzt
öfter schon gesehen, dass es Probleme
gibt. Einmal Tschernobyl, das ist derzeit,
wo ich aufgewachsen bin. Also muss man
nicht nochmal haben. Oder Fukushima. Das
heißt also, sauber ist es bis zu einem
gewissen Punkt. Also wir haben kein CO2,
aber natürlich Radioaktivitätsproblem. Das
heißt, wir ersetzen die Pest durch die
Cholera, würde ich immer sagen. Wenn man
das Risiko betrachtet. Jetzt blenden wir
mal das Risiko aus und sagen: Okay, wir
kriegen das mit der Radioaktivität im
Störfall und dem Atommüll in Griff. Dann
spricht trotzdem alles gegen die
Kernenergie, weil: die Kernenergie setzt,
deckt derzeit etwa 3-4 % des gesamten
Energiebedarfs. Das heißt also, wenn wir
wirklich mit der Kernenergie signifikant,
also 3 %, das ist lächerlich. Also in
Deutschland ist der Anteil der Kernenergie
kleiner als der von Brennholz. Also
Brennholz hat mehr in Deutschland mehr
Klimaschutzwirkung als Kernenergie. Das
heißt also, dass ist wie gesagt momentan
lächerlich. Wir reden dann über Dutzende,
über Hunderte von neuen Kernkraftwerken
hier in Europa, die man dann innerhalb von
fünf Jahren bauen müsste. Wie soll
funktionieren? Also. Und dann gibt's den
nächsten Punkt. Kernenergie ist teuer. Das
heißt also, wir bauen derzeit neue
Kernkraftwerke oder aber viele nicht. Es
sind zwei im Bau. Also eins in Frankreich,
eins in Großbritannien, eins in Finnland
soll noch fertig gebaut werden. Das in
Großbritannien hat man jetzt neu
angefangen. Das ist etwa dreimal so teuer
wie Wind- und Solarstrom. Das heißt also,
ich setze auf eine riskante Technologie,
die sehr, sehr aufwendig, teuer zu bauen
ist, die derzeit einen ganz geringen
Anteil hat. Und dann kommt das dritte
Problem, der Brennstoff Uran ist nur
begrenzt verfügbar. Das heißt also, wenn
wir jetzt ad hoc sagen würden: Okay, wir
bauen jetzt nächstes Jahr 5000 neue
Kernkraftwerke für die ganze Welt und
decken alles mit Kernenergie, dann ist
leider das Uran in drei Jahren alle. Und
dann muss man wieder anfangen, mit anderen
Technologien zu arbeiten oder auf die
Fusion zu hoffen, wo wir gar nicht wissen,
ob die überhaupt jemals funktioniert. Also
insofern ist die Kernenergie, wenn man
sich ganz genau reinschaut, keine Lösung.
Kurzfristig klingt das ganz gut. Für mich
ist die Kernenergie immer so ein bisschen
ne Ausrede, nichts verändern zu müssen.
Nicht so nach dem Motto: Wir lassen doch
alles so, wie es ist. Da kommt dann
einfach, wir lassen einfach die
Kernkraftwerke weiter so laufen und dann
kann ich weiter in Urlaub fliegen und
weiter Fleisch essen. Und sonst irgendwie.
Nein, ist halt nicht so.
H: Genau. Die Bequemlichkeit und die
Trägheit der Gesellschaft ist natürlich
ein Thema. Dazu kommt auch die Frage: Wie
kann man dieses Thema mehr an die Mitte
der Gesellschaft bekommen, dass die
Menschen tatsächlich ein Bewusstsein
entwickeln und nicht einfach: Ach naja,
ich kauf eine Plastiktüte weniger, ich
habe meinen Jutebeutel. Alles gut.
V: Also ich denke, im letzten Jahr hat
wahnsinnig viel dazu beigetragen. Ich bin
ja sehr, sehr lange schon dabei. Und im
Jahr 2018, wir sind ja im Bereich
erneuerbare Energienforschung und
Klimaschutz tätig, mit meinen
Mitarbeitern. Also vor zwei, drei Jahren
waren wir ziemlich frustriert. Weil, es
ist ja jetzt nicht so, dass wir das erst
seit letztem Jahr, seit der Fridays for
Future Bewegung publizieren. Das heißt
also, dass sind also diese ganzen Zahlen
und Zusammenhänge, die veröffentlichen wir
schon seit 10, 20 Jahren. Also das heißt,
das ist alles nicht neu. Und vor zwei,
drei Jahren haben wir gesagt: Irgendwie
wir erzählen geht nach links und die
Bundesregierung geht nach rechts. Also das
heißt, die Bevölkerung sagt: Es ist mir
doch scheiß egal, wohin wir laufen. Und
das war so ein bisschen der Eindruck, den
wir hatten. Und wir hatten zwei
Ereignisse, die jetzt durchaus als
Gamechanger vielleicht auch anzusehen
sind. Das war erstmal der dürre Sommer
2018. Also ich glaube, der hat bei vielen
was verändert. Ich hatte 2019 letztes Jahr
ein Interview mit Frontal 21, da hatte mir
der Redakteur gesagt: Also ich war 2018
Segeln in Finnland, in Schweden und da sah
es aus wie in Südspanien und seitdem weiß
ich, also wir müssen uns hier im Fernsehen
mehr um die Klimakrise kümmern. Also das
heißt, man muss es sehen. Also wir sehen,
in anderen Ländern haben wir die eigenen
Sachen, also Australien mit diesem enormen
Buschfeuer, also Australien eines der
schlimmsten Klimasünderländer. Also Kohle-
Exporteur. Auch da findet ein Umdenken
statt, weil sie sehen, dass ihr eigenes
Land damit zerstören. Das heißt, die
Klimakrise, die Ereignisse, die wir haben,
verändern etwas. Und diese Ereignisse
haben natürlich auch dann das Land
gebreitet, dass man es gesehen hat und
dass wir jetzt diese Fridays for Future
Bewegung haben. Dann kommt halt noch ein
Mädchen und setzt sich vor den
schwedischen Reichstag. Das hat man vor
drei Jahren auch nicht gedacht. Und löst
eine Klimaschutz Bewegung aus. Und das
finde ich eigentlich sehr, sehr schön,
weil wir in meiner Generation wir sind ja
eigentlich alle eher Täter als Opfer,
nicht. Also das heißt, wir, also auch wir,
die in der Klimabewegung sind, nicht.
Natürlich fährt man Auto und man ist auch
schon geflogen oder sonst irgendwie. Also
da muss man sich an die eigene Nase
fassen. Und da ist es natürlich immer sehr
schwierig.
H: Darf ich hier kurz einhacken. Wir haben
noch viele Fragen...
V: Ok, dann mach ich nicht so lange.
H: Ein kleines bischen können wir, weil
das ein sehr interessantes Thema ist und
viele Rückfragen kommen, können wir
vielleicht ein bisschen überziehen. Aber
nicht viel.
V: Ok.
H: Eine sehr interessante Frage. Ich würde
dich bitten, vielleicht eher so auf ein
paar Sätze...
V: Ich mach ein bisschen kürzer dann.
H: Prägnante Frage: Glaubst du, es wird
tatsächlich, dass wir als Menschheit die
Kurve kriegen werden?
V: Also es ist noch möglich. Also ich sage
mal, als Ingenieur kann man sagen, wenn
mich jemand fragt können wir es? Können
wir die Kurve kriegen? Ist die Technik
dafür da? Sag ich ja, Punkt. Also das
heißt, wir wissen, wie wir klimaneutral
werden können. So, die zweite Frage ist:
Können wir es bezahlen? Wenn ich mir
angucke, was wir für Corona rausgehauen
haben ja, teurer wird die Energiewende
nicht. So, das heißt, wir können zweimal
Ja machen. Sind wir da bereit dazu? Da
muss ich sagen momentan noch nein. Aber es
ist ein reines psychologisches Problem. Es
ist ein psychologisches, politisches
Problem. Ob wir das gelöst kriegen, weiß
ich nicht. Aber als Ingenieur sag ich halt
immer: Also liebe Leute, wenn die Technik
schon mal da ist, also wenn jetzt
irgendwie ein Meteroit auf die Erde zurast
und wer sagt, die Erde geht unter, dann
haben wir eine technische Lösung, um den
Meteoriten abzulenken. Und ich muss sagen:
Nein. Dann, es geht halt die Erde unter.
Aber wir haben eine Lösung und wir können
sie uns auch leisten. Das heißt also...
H: Zum Thema Technisches. Ich hack hier
mal ein, ansonsten wird das tatsächlich zu
weit. Zum Thema technische Fragen Wie
sieht es aus mit der Nachhaltigkeit von
Windturbinen und Solaranlagen? Wie lange
halten die? Was braucht man an seltenen
Erden, an Material und so weiter. Also ich
hab z.B. auch gehört, dass die das
Recycling von Windturbinenblättern wird
von einigen Menschen als Gegenargument
benutzt. Spielt das eine
Rolle, was weiß man da?
V: Genau. Also jede Technologie hat einen
Fußabdruck. Das heißt also, erneuerbare
Energien haben auch einen ökologischen
Fußabdruck. Nur der ist halt etwa um den
Faktor 10 kleiner. Er ist nicht bei Null.
Das muss man ganz fairerweise sagen. Aber
vergleiche ich das mit Kohlekraftwerken,
bin ich um den Faktor 10 besser. Und
diesen Rest Fußabdruck muss man natürlich
versuchen in Griff zu kriegen. Bei
Solarenergie will ich sagen, ist nicht so
schlimm. Die Rohstoffe sind Silizium,
Aluminium, im wesentlichen Glas. Also da
geht das ganz gut. Bei Windenergie ist
dann viel Stahl für den Turm. Dann ein
bisschen Kupfer für die Wicklung. Ja, und
die Rotorblätter sind aus GFK
Glasfaserverstärkte Kunststoffe gemacht.
Die kann man nicht so gut recyceln. Ja,
die werden ... den Stahl vom Turm schon.
Aber ja, im Auto hat man auch Kunststoffe
drin, die man nicht recyceln kann. Also
das heißt, dass ist das gleiche Problem
wie bei anderen Produkten. Man muss daran
arbeiten, sehe ich jetzt aber nicht als
KO-Kriterium. Also das heißt, es sind
jetzt keine problematischen Rohstoffe. Es
sind halt einfach Glasfaser und
Kunststoff. Das ist ähnlich wie ein
Surfbrett oder sowas. Es kann ja auch
nicht recyclen. Deswegen kann man den...
H: Ja. Ansonsten weiteres Argument zum
Thema oder weitere Frage zum Thema
Material auch. Hauptargument gegen
Elektromobilität ist die Herstellung,
Lebensdauer, Gewicht der Batterien.
V: Ja.
H: Sind da Fortschritte zu erwarten?
V: Ja, definitiv. Also wir sind bei der
Batterie bei der Steinzeit Technik noch.
Viele arbeiten an der sogenannten
Feststoffbatterie. Die hat etwa einen
Faktor 10 in der Energiedichte. Das heißt,
wir würden mit einem Zehntel des Materials
auskommen wie heute. Und in 20 Jahren
werden wir über die Batterietechnologie
lachen. Und deswegen gehen wir eigentlich
davon aus, dass die Rohstoffe, die wir
heute kennen, bei den Batterietechnologien
reichen müssten. Und auch die Preise
werden niedriger. Also, das heißt derzeit
fallen die Kosten bei Batterien um ein
Prozent pro Monat. Also deswegen werden
wir hier eine ganz dynamische Entwicklung
sehen, auch andere Technologien und auch
die ganzen problematischen Rohstoffe. Es
ist gut, dass wir dieses Disskussion haben
im Vergleich zum Verbrennungsmotor oder
anderen Sachen. Da muss man auch immer,
dass kann man relativieren. Aber dadurch,
dass jetzt alle genau hingucken, gucken
auch die Autohersteller das z.B.
kobaltfreie Batterien entwickelt werden
oder sowas. Also da werden wir in drei
Jahren ganz andere Batterietechnologie
sehen, da bin ich fest überzeugt.
H: Sehr schön. Anderes Thema, was noch
nicht so richtig angeschnitten wurde, war:
Wie sieht es aus mit dem Thema Geothermie?
Was gibt's da an Pro und Contra? Ist das
relevant in unseren Breiten?
V: Genau. Also Geothermie - spannende
Technologie. In Island z.B. die decken
schon relativ viel damit. Türkei hat auch
gute Möglichkeiten. In Deutschland liegt
die Erdwärme relativ tief. Das heißt, wir
müssen sehr tief bohren, um an die
Erdwärme ran zu kommen. Und da reden wir
über Bohrtiefen 3, 4, 5 km und jeder
Kilometer kost halt ne Millionen Euro. Das
heißt also, diese Löcher, die wir an die
Erde machen müssen, sind sehr, sehr teuer.
Und deswegen ist die Geothermie in
Deutschland zwar nutzbar, aber im
Vergleich zur Windenergie erheblich
teurer. Und deswegen wird man die nur in
einzelnen Gebieten einsetzen, z.B. der
Rhein Tiefebene. Da gibt's gute
Bedingungen, da muss man nicht ganz so
tief bohren, oder auch in Bayern gibt es
ein paar Gebiete. Im Rest von Deutschland
aber macht es wenig Sinn, weil es einfach
zu teuer ist.
H: Wie sieht es aus mit den CO2
Emissionen, über die du gesprochen
hattest? Sind die tatsächlich real oder
sinken die, weil die externisiert werden
und zum Beispiel nach China und dortige
Produktion verschoben werden?
V: Ja, also ein Teil davon. Also wenn wir
jetzt z.B. in Deutschland ein Stahlwerk
dichtmachen oder eine Aluhütte und
woanders aufmachen. Und das Stahl und Alu
wieder importieren, um Autos herzustellen,
dann sinkt natürlich die CO2 Emissionen.
Da ist durchaus auch ein kleiner Anteil
dabei. Da gibt's aber keine wirklichen
Zahlen dazu, weil das irgendwie keine
Studien mir bekannt sind, die das mal
ausgerechnet sind. Ich gehe schon aus,
dass der Rückgang schon ein bisschen real
ist, weil wir sehen natürlich auch, dass
hier in Deutschland Kohlekraftwerke
abgeschaltet werden. Jetzt nicht, weil ein
Stahlwerk zugemacht hat, sondern weil wir
wirklich Solar und Windräder gebaut haben.
Also insofern sorgt die Energiewende schon
für einen Rückgang, aber sicherlich sorgt
natürlich auch, das Outsourcen von
energieintensiven Sachen für einen Teil
des Rückgangs. Aber ich würde sagen, den
kleineren Teil.
H: Vorletzte Frage. Wie sieht es aus mit
der Wärmeabsorption der Erde durch
schwarze Straßen oder Solaranlagen? Sollte
man sich nicht vielleicht vollständig
darauf konzentrieren, Energie, die bereits
auf der Erde ist, zu benutzen?
V: Puh, ja, also natürlich. Wenn ich jetzt
anfange, Solarmodule entsprechend irgendwo
aufzustellen, kommt immer drauf an, wo man
sie aufstellt. Also wenn ich jetzt ein
Haus baue, habe ich auch dunkle Dachziegel
und all die Dachziegel absorbieren. Ich
hab auch graue Dachziegel, die kriegen
auch 60 Grad, wenn ich dann ein
Solarmodule drauf mache, verändere ich
nicht viel. Wenn ich natürlich jetzt
irgendwo eine Sandwüste habe, die - sage
ich mal - sehr hell ist und da dann
großflächig Solarmodulen aufbaue, wird's
ein bisschen dunkler. Ein Teil der Energie
wird ja auch in Strom umgewandelt. Also
insofern würde ich sagen, ist der Eingriff
in den Wärmehaushalt zwar da, aber
erheblich kleiner als z.B. durch Straßen
und Häuserbau. Also wir bauen ja.. In
Deutschland sind 13% des Landes Verkehrs-
und Siedlungsfläche. Also soviel
Solaranlagen können wir gar nicht bauen
wie wir Straßen und Häuser gebaut haben
und deswegen.. Also wir haben einen
Effekt. Wir können den aber verringern,
indem wir die Solaranlagen auf Gebäuden
machen und im Vergleich - wie gesagt - zum
Verkehrs - und Siedlungsbau würd ich
sagen, ist es vertretbar.
H: Wäre sowas realistisch wie eine Straße
mit integrierten Solarzellen?
V: Hat man schon mal gebaut. Ich bin..
kann man machen. Also ich bin selber kein
Fan davon. Es wird einfach teuer. Genau.
Die Autos verkratzen die Oberfläche, wenn
irgendwie Schmutz drauf kommt. Also es ist
besser... Also dann lieber irgendwo eine
überdachte Straße machen, wo man einfach
irgendwo... Dann hat man auch den Vorteil,
dass dann die Radfahrer drunter irgendwie
trocken durch den Winter kommen, als
irgendwie das sehr sehr aufwendig... Es
muss ja dann auch LKW-befahrbar sein und
dann werden die Solarmodule einfach auch
sehr,sehr teuer, die ich in die Straße
einlassen muss.
H: Ja, dann... Wie sieht das aus mit dem
Recycling von Solarmodulen? Meine Frage
ist: Gegenargument sei, es würde immer so
viel Sondermüll machen und wäre zu
(heil/ei?)?
V: Also eigentlich nicht. Das heißt,
Solarmodule lassen sich sehr, sehr gut
recyceln. Die (?) mahlt man relativ klein.
Die werden dann geschreddert und in kleine
Partikel gemahlt. Da kann man also die
wesentlichen Rohstoffe Silizium, Silber,
Alu und Glas irgendwie wieder rausholen.
Kunststoffe sind auch drin, die lassen
sich in der Regel nicht recyceln. Also das
heißt... aber das ist generell das
Problem, dass sich Kunststoffe schlecht
recyceln lassen, also die gehen verloren,
aber wenn man die mal abzieht, der Rest
lässt sich eigentlich wirklich gut
recyceln.
H: Gut, und jetzt tatsächlich letzte
Frage. Wie kann man verhindern, dass die
Politiker sich immer mit so fernen
Jahreszahlenzielen, 2040/2050 aus der
Affäre ziehen und im Endeffekt keine
sofortigen Maßnahmen treffen? Was kann man
tatsächlich als eigene Stimme...
V: Na ja, da hat schon glücklich die
Fridays for Future Bewegung sehr viel
gemacht. Die EU hat sich ja als neue
Klimaziele für 2030 gesetzt. Also 2030 ist
ja nicht mehr ganz so weit weg. 10 Jahre.
Und das heißt, da wird man relativ schnell
sehen, ob man auf der Spur ist oder nicht.
Und deswegen.. Da muss Deutschland jetzt
auch nachschärfen. Und ich glaube, das war
bislang immer der Trick, dass wir sagen,
wir werden 2050 klimaneutral - genau
lacht - ist ja noch 30 Jahre hin und
dann fangen wir 2049 an damit, nicht.
Und bis dahin brauchen wir nichts
verändern. Das klappt jetzt aber nicht
mehr. Wir haben jetzt also hier von der EU
sehr viel Druck, auch 2030 schon etwas
vorweisen zu können. Und deswegen glaube
ich, dass bei der nächsten Bundestagswahl
auch die Frage ganz klar im Raum steht
"Was wollt ihr überhaupt machen, um diese
Ziele erreichen zu können?". Und die muss
man nur sehr, sehr oft jetzt stellen. Und
dann glaub ich auch, muss die Politik
Antworten liefern.
H: Also tatsächlich öfter mal zum lokalen
Bundestagsabgeordneten oder
Regionalpolitiker gehen und fragen..
V: Ja, die Wahlkreisabgeordneten, die
wollen ja wiedergewählt werden. Also
einfach in eigene Wahlkreis gehen, sagen
genau, ihr habt jetzt den Wahlkreis
gewonnen. Also wenn ihr nächstes Jahr
meine Stimme wollt, was macht ihr denn für
den Klimaschutz? Wie wollt ihr denn 2030
irgendwie die EU-Ziele einhalten mit dem
jetzigen reichts ja nicht? Und bitte mal
was erzählen. Und vorher ein bisschen
informieren, weil natürlich es kommen dann
immer warme Worte, was man alles Tolles
tut. Also das heißt, die Politik ist
natürlich auch sehr erfolgreich darin, den
unzureichenden Klimaschutz als
Riesenerfolg zu verkaufen.
H: Genau. D.h. wir haben jetzt noch ein
ungefähr Dreivierteljahr bis zur
Bundestagswahl. Bis dahin ist Zeit. Damit
würde ich jetzt den Vortrag schließen.
Herzlichen Dank, Volker. Das war sehr,
sehr spannend, sehr umfangreich, sehr
geballte Ladung an Information, die sehr,
sehr wichtig werden wird für uns. Ja,
herzlichen Dank.
V: Danke auch für die Einladung. Viel Spaß
noch mit der restlichen Konferenz.
H: Dankeschön.
rC3 Abspannmusik
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