Hallo, ich bin Tony
und das ist Every Frame a Painting.
Da gibt es ein tolles Zitat von
Alexander Mackendrick. Er sagt:
"Was ein Regisseur wirklich leitet,
ist die Aufmerksamkeit der Zuschauer ...
... Regie führen ist eine Frage der Hervorhebung...
... Man hebt hervor was wichtig ist ...
... indem man anderes weniger hervorhebt."
Heute betonen die meisten Regisseure
durch Schnitt von Nahaufnahme...
... zu Nahaufnahme ...
... zu Nahaufnahme.
Aber zu viel Nähe ist anstrengend,
vor allem für die Schauspieler.
- Sag, also nun bist du ein Mechaniker,
also perfektionierst du nah, nah, näher,
rüber. rüber. rüber ...
Da bleibe ich stur und sage:
"Pass auf, ich mache das nicht länger,
denn du hast bereits alles was du brauchst
um dem Publikum zu erzählen,
was sie darüber wissen müssen,
was hier passiert.
Heute betrachten wir das mal anders.
Anstelle der normalen Einstellung ...
packen wir alle Schauspieler
in das selbe Bild
und lassen sie zusammen spielen.
Anders ausgedrückt, reden wir über
"Gruppen-Inszenierung".
Dabei geht darum, etwas hervorzuheben
ohne zu schneiden.
Zuerst sollte man daran denken, dass wir
denjenigen ansehen, der spricht ...
und denjenigen der angesprochen wird.
Dies wird oft mit einer zweiten
Technik kombiniert:
Wenn jemand wichtiger ist,
platziere ihn näher am Licht ...
oder näher zur Kamera.
Wenn jemand kaum wahrnehmbar sein soll,
stelle ihn weiter weg,
vielleicht aus dem Schärfebereich.
Natürlich ist Aufmerksamkeit relativ.
Manchmal bringt man die Zuschauer dazu
auf etwas zu achten,
selbst wenn es unscharf ist.
Indem es sich bewegt.
Wir achten besonders auf Handwegungen
und Bewegung der Augen.
Man kann den Blick auch dadurch lenken,
indem man etwas in die Bildmitte rückt.
Tatsächlich ist das einer der Running Gags
des Films.
Charaktere in der Mitte der Einstellung,
die stets die Verdächtigen angreifen.
Was uns zu Nr. 5 bringt:
Die Platzierung der Schauspieler.
Wie werden die Charaktere in Beziehung
zur Kamera gebracht?
Sehen wir ihr Ganzes Gesicht oder nur 3/4?
Im Profil oder ein anderer Winkel,
bei dem wir das Gesicht gar nicht sehen.
Wenn man mehrere Schauspieler in einer
Einstellung hat, braucht man Abwechslung.
Der Zuschauer muss einen Charakter
jetzt nicht anschauen: Dreh ihn herum.
Beachte, wie man dadurch Kontrast erzeugt.
Die drei Polizisten rechts sehen sich an,
während Detective Seo wegschaut.
Tatsächlich ist er in der ersten
Filmhälfte immer im Hintergrund platziert.
Er sieht sich Dokumente an,
die alle anderen ignorieren.
Das bringt uns zu Nr. 7:
Die Kamera subtil zu bewegen.
Man beachte wie sich hier der Fokus von
vier Personen...
... auf zwei Personen verengt.
Wobei hier unsere Aufmerksamkeit
von einer Seite der Diskussion zur anderen
wechselt und den Gewinner vorausgreift.
Zuletzt dürfen wir nicht vergessen,
dass Menschen soziale Wesen sind:
Wir sehen dahin, wo andere hinsehen.
Zusammenfassend überlegen wir mal warum
Bong Joon-ho etwas so inszenieren würde.
Das ist meine Lieblingseinstellung
im ganzen Film.
Zuerst sieht es wie eine Story aus:
Ein Streit zwischen zwei Polizisten.
Und Bong scheint nur wenig zu tun,
er lenkt unseren Blick
von Detective Park zu Detective Seo.
Aber in der Bildmitte erregt etwas
unsere Aufmerksamkeit
und wir bemerken einen weiteren Charakter,
Detective Cho macht
hinten mit einer Hostess herum.
Nun haben wir also zwei Geschichten,
Vordergrund und Hintergrund.
Und Bong lässt sie gegeneinander spielen.
Das Ernste im Kontrast zu
dem Albernen. Während sich die Szene
entwickelt, nähert er die Kamera langsam,
was beide Frauen verdeckt und die
Aufmerksamkeit auf das Hauptpaar lenkt.
Und er lässt die Schauspieler die Handlung
mit den Händen erzählen,
vor allem als der Streit seinen
Höhepunkt erreicht.
Doch plötzlich erscheint der
Chief in der Szene.
In diesem Moment zahlt sich die
"Gruppen-Inszenierung" aus.
Wir haben eine unerwartete dritte Handlung
und sie unterbricht die beiden anderen.
Mit einem Gag.
Ab jetzt ist der Rest der Szene
die dritte Geschichte,
wie der Chief seinen Plan den
Serienkiller zu fassen darstellt.
Aber warum in einer Einstellung?
Ich denke es unterstreicht das Motiv.
Die erste Handlung ist ein belangloser
Streit. Die Zweite pure Lust.
Keiner dieser Polizisten ist am Arbeiten,
sie sind nur egoistisch.
Erst bei der dritten Handlung denken sie
über die Opfer und den Fall nach.
Der Chief stellt buchstäblich die
moralische Mitte des Bildes dar.
Und wenn Bong diese Szene "normal"
gedreht hätte,
dann könnten wir die Verbindung
zwischen der ersten
und der zweiten Handlung nicht sehen.
Sowie von beiden
zur dritten.
Das ist die Art von Regiearbeit, die heute
unglaublich selten geworden ist.
Und sie zeigt die Wirkung einer
Gruppenszene,
gegenüber dem Schnitt von einem
Gesicht zum anderen.
- Weil manchmal, da möchte ich einfach an
diesem Ort bleiben, mit den Darstellern,
lass die Schauspieler machen und
versuche nicht mir zu helfen die Geschichte
zu erzählen indem du näher an mein
Gesicht gehst. Lass mich das machen.