Stellen Sie sich bitte die Welt neu vor.
Ich möchte Ihnen ein paar Karten zeigen,
die Ben Henning so gezeichnet hat,
wie die meisten von Ihnen
den Planeten noch nie
dargestellt gesehen haben.
Hier ein Bild, das Sie gut kennen.
Offenbar waren "moona, moona"
bei meinen ersten Wörter,
doch das war wohl
eine Vorstellung meiner Mutter dessen,
was ihr Kleiner
auf dem flackernden, schwarzweißen
Fernsehbildschirm sehen konnte.
Es ist nur wenige Jahrhunderte her
seit wir -- die meisten --
unseren Planeten als Kugel begriffen.
Als wir diese Bilder in den 1960ern
zum ersten Mal sahen,
veränderte sich die Welt
mit unglaublicher Geschwindigkeit.
In meinem kleinen Wissenszweig,
der Humangeographie,
zeichnete der Kartograf Waldo Tobler
neue Weltkarten des Planeten,
die jetzt verbreitet sind,
und ich werde Ihnen nun eine davon zeigen.
Dies ist eine Weltkarte,
doch es ist eine Karte,
die für Sie etwas seltsam aussieht.
Auf der Karte haben wir Stellen gedehnt,
sodass Gegenden mit viele Menschen
größer gezeichnet sind
und Gegenden mit wenig Menschen,
wie die Sahara oder der Himalaya, kleiner.
Jedem Mensch auf dem Planeten
ist die gleiche Fläche zugeteilt.
Die Städte werden hell leuchtend gezeigt.
Die Linien zeigen Unterwasserkabel
und Handelsrouten.
Eine besondere Linie führt
vom chinesischen Hafen Dallian
durch Singapur,
den Suez Kanal
und das Mittelmeer nach Rotterdam.
Dies zeigt die Route des Schiffes,
das vor nur einem Jahr
das größte der Welt war.
Es fasste so viele Container mit Gütern,
dass diese nach dem Entladen
eine Lastwagenkolonne von
über 100 Kilometer Länge ergeben hätten.
So ist unsere Welt jetzt verbunden.
Dies ist die Menge Sachen,
die wir jetzt um die Welt bewegen,
mit nur einem Schiff, auf einer Fahrt,
in fünf Wochen.
Wir leben schon sehr lange in Städten,
doch die meisten von uns
lebten nicht in Städten.
Das ist Çatalhöyük,
eine der ersten Städte der Welt.
Zu ihrer Blütezeit vor 9000 Jahren
mussten die Leute
über die Häuserdächer gehen,
um zu ihrem Haus zu gelangen.
Wenn Sie die Karte
dieser Stadt genau betrachten,
sehen Sie, dass da keine Straßen sind,
denn Straßen haben wir erfunden.
Die Welt verändert sich
durch Versuch und Irrtum.
Schrittweise finden wir langsam heraus,
wie es sich besser lebt.
In jüngster Zeit verändert sich
die Welt unglaublich schnell.
Erst in den letzten sechs, sieben
oder acht Generationen
haben wir wirklich erkannt,
dass wir eine Art sind.
Erst in den letzten Jahrzehnten
war es möglich so eine Karte zu zeichnen.
Im Hintergrund wieder die Karte
der Weltbevölkerung.
Die Pfeile darauf zeigen, wie wir uns
aus Afrika heraus ausgebreitet haben
und die Daten zeigen,
wo wir glauben zu bestimmten Zeiten
angekommen zu sein.
Ich muss diese Karte
alle paar Monate neu zeichnen,
weil jemand entdeckt,
dass ein bestimmtes Datum falsch ist.
Wir lernen in unglaublichem Tempo
immer mehr über uns selbst.
Und wir verändern uns.
Viel Veränderung erfolgt schrittweise,
ist Zuwachs.
Wir bemerken die Veränderung nicht,
weil unsere Leben nur kurz sind --
70, 80 oder mit Glück 90 Jahre.
Diese Grafik zeigt die jährliche
Wachstumsrate der Weltbevölkerung.
Bis etwa 1850 war sie ziemlich gering,
danach begann sie anzusteigen,
sodass etwa zur Zeit meiner Geburt,
als wir zum ersten Mal Bilder
unseres Planeten vom Mond aus sahen,
die Weltbevölkerung jährlich um 2 % wuchs.
Wenn sie mit 2 % pro Jahr
für nur einige Jahrhunderte
weiter gewachsen wäre,
wäre der gesamte Planet
bedeckt von einem Gewimmel
menschlicher Körper,
die sich alle berühren.
Die Leute hatten Angst,
Angst vor Bevölkerungszuwachs
und was man 1968
"Die Bevölkerungsbombe" nannte.
Doch dann, am Ende der Grafik,
liess dass Wachstum nach.
Im Jahrzehnt --
70er, 80er, 90er,
dem ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts,
und noch deutlicher in diesem Jahrzehnt --
verlangsamt sich das Bevölkerungswachstum.
Unser Planet stabilisiert sich.
Wir bewegen uns in Richtung
9, 10 oder 11 Milliarden Menschen
am Ende des Jahrhunderts.
Innerhalb der Veränderung
kann man Aufruhr sehen.
Man kann den Zweiten Weltkrieg sehen,
die Influenza-Pandemie von 1918,
die Große Chinesische Hungersnot.
Wir neigen dazu, uns auf
solche Ereignisse zu konzentrieren,
auf die furchtbaren Ereignisse
in den Nachrichten.
Wir neigen nicht dazu,
uns auf allmähliche Veränderung
und gute Nachrichten zu konzentrieren.
Wir machen uns um Menschen Sorgen.
Darüber, wie viele Menschen es gibt.
Darüber, wie man von anderen
wegkommen kann.
Diese Weltkarte ist so verändert,
dass die Gebiete umso größer sind,
je weiter Menschen von
ihnen entfernt sind.
Wenn Sie wissen möchten, wohin Sie
gehen sollten, um von allen wegzukommen,
sind dies die besten Orte.
Jedes Jahr werden diese Gebiete größer,
weil wir global jedes Jahr
weltweit vom Land fortziehen.
Wir ziehen in die Städte.
Wir drängen uns dichter zusammen.
In Europa gibt es wieder Wölfe,
und die Wölfe bewegen sich
über den Kontinent nach Westen.
Unsere Welt verändert sich.
Sie machen sich Sorgen.
Dies ist eine Karte, die zeigt,
wo auf unserem Planeten Wasser fällt.
Das wissen wir jetzt.
Und Sie können dorthin sehen,
wo Çatalhöyük war,
wo die drei Kontinente Afrika, Asien
und Europa zusammentreffen,
und dort sehen Sie,
dass eine große Anzahl Leute
in Gebieten mit sehr wenig Wasser lebt.
Sie können auch auch Gebiete mit
einem hohen Maß an Niederschlag sehen.
Wir können das etwas verfeinern.
Anstatt die Karte nach Menschen zu formen,
können wir die Karte nach Wasser formen
und sie dann jeden Monat verändern,
um zu zeigen wie viel Wasser
auf jeden kleinen Teil der Erde fällt.
Sie sehen, wie die Monsune
sich um den Planeten bewegen,
und der Planet scheint fast
einen Herzschlag zu haben.
Dies alles wurde erst
zu meinen Lebzeiten möglich,
zu sehen, dass es hier ist, wo wir leben.
Wir haben genug Wasser.
Diese Karte zeigt, wo wir auf der Welt
unsere Nahrung anbauen.
Dies sind die Gebiete,
auf die wir am meisten
für Reis, Mais und Getreide
angewiesen sein werden.
Leute befürchten, dass es
nicht genug Nahrung geben wird,
doch wir wissen, dass es für alle
genug Nahrung gibt,
wenn wir weniger Fleisch essen,
weniger Pflanzen verfüttern,
und solange wir uns
nur als eine Gruppe verstehen.
Wir wissen auch,
was wir heutzutage
so schrecklich schlecht machen.
Diese Weltkarte werden Sie
schon gesehen haben.
Diese Karte wurde mit
Satellitenbildern gemacht --
falls Sie sich an die Satelliten
um den Planeten
auf meiner ersten Folie erinnern --
dies stellt dar, wie die Erde
bei Nacht aussieht.
Normalerweise glauben die Leute,
die das auf einer normalen Karte,
von der Art, die Ihnen bekannt sind,
auf der Karte zu sehen, wo Menschen leben.
Da wo die Lichter leuchten,
da wohnen Menschen.
Doch bei dieser Darstellung der Welt
haben wir die Karte wieder gestreckt.
Überall auf dieser Karte ist
die Anzahl der Menschen gleich.
Wenn es in einem Gebiet
keine Menschen gibt,
haben wir es verkleinert,
um es verschwindet zu lassen.
Wir zeigen also jede Person gleichwertig.
Jetzt zeigen die Lichter nicht mehr,
wo Menschen sind,
denn Menschen sind überall.
Jetzt zeigen die Lichter auf der Karte,
die Lichter von London, Kairo und Tokio,
die Lichter an der Ostküste der USA,
diese Lichter zeigen Ihnen,
wo Menschen leben,
die so verschwenderisch
mit Energie umgehen,
dass sie es sich leisten können
Geld dafür auszugeben
Lichter mit Strom zu versorgen,
die in den Himmel leuchten,
sodass Satelliten solche Bilder
zeichnen können.
Die dunklen Gebiete auf der Karte
sind entweder Gebiete,
in denen Menschen keinen Zugang
zu so viel Energie haben,
oder Gebiete, in denen Menschen das haben,
aber gelernt haben damit aufzuhören
Licht zum Himmel zu leuchten.
Könnte ich Ihnen die Karte
als Animation im Laufe der Zeit zeigen,
würden Sie sehen, dass Tokio
tatsächlich dunkler geworden ist.
Denn seit dem Tsunami in Japan
musste Japan mit 1⁄4 Energie
weniger auskommen,
weil es seine Atomkraftwerke
abgeschaltet hat.
Und das war nicht das Ende der Welt.
Es wurde nur weniger Licht
zum Himmel geleuchtet.
Auf der Welt gibt es eine riesige Anzahl
guter Geschichten in den Nachrichten.
Die Kindersterblichkeit geht zurück
und das mit unglaublicher Geschwindigkeit.
Vor einigen Jahren
ging die Zahl der Babies weltweit,
die in ihrem ersten Lebensjahr sterben,
in nur einem Jahr um 5 % zurück.
Mehr Kinder als je zuvor gehen zur Schule,
lernen Lesen und Schreiben,
verbinden sich mit dem Internet
und gehen weiter zur Universität.
Es sind mehr als je zuvor,
eine unglaublicher Rate.
Dabei sind Frauen, nicht Männer,
die größte Gruppe junger Menschen,
die weltweit Universitäten besuchen,
Ich kann Ihnen eine
gute Nachrichtenmeldung
nach der anderen liefern,
was auf dem Planeten besser wird,
doch wir neigen dazu
uns auf schlechte Nachrichten,
die unmittelbar sind, zu konzentrieren.
Ich denke, Rebecca Solnit
drückte es hervorragend aus
als sie erklärte: "Der Zuwachs von
schrittweisen, unmerklichen Veränderungen,
die Fortschritt darstellen können
und unsere Epoche
dramatisch von der Vergangenheit
unterscheiden können" --
die Vergangenheit
war sehr viel stabiler --
"ein Kontrast, von der undramatischen Art
allmählicher Umwandlung verdeckt,
von gelegentlichem Aufruhr unterstrichen."
Gelegentlich passieren schreckliche Dinge.
Diese schrecklichen Dinge werden Ihnen
an jedem Abend in den Nachrichten gezeigt.
Ihnen sagt man nichts darüber,
dass die Bevölkerung sich verlangsamt.
Ihnen sagt man nichts darüber,
dass die Welt verbundener wird.
Ihnen sagt man nichts über
unglaublich viel besseres Verständnis.
Ihnen sagt man nichts darüber,
wie wir beginnen zu lernen
weniger zu verschwenden
und zu verbrauchen.
Meine letzte Karte.
Auf dieser Karte haben wir
die Meere und Ozeane entfernt.
Jetzt schauen wir nur
auf etwa 7,4 Milliarden Menschen,
wobei die Karte proportional
zu diesen gezeichnet ist.
Sie sehen über eine Milliarde in China
und Sie können die größte Stadt
der Welt in China sehen,
doch Sie kennen ihren Namen nicht.
Sie können sehen, dass Indien
im Zentrum dieser Welt liegt.
Sie können sehen,
dass Europa am Rand liegt.
Und wir in Exeter heute
liegen am äußeren Rand des Planeten.
Wir sind auf einem winzigen
Stückchen Fels vor Europa,
dass weniger als 1 % der Erwachsenen
der Welt beinhaltet
und weniger als ein halbes Prozent
der Kinder der Welt.
Wir leben in einer sich stabilisierenden
Welt, einer verstädternden Welt,
einer alternden Welt,
einer verbundenen Welt.
Es gibt viele viele Dinge
vor denen man Angst haben kann,
doch wir müssen nicht so viel Angst
voreinander haben, wir wir es tun,
und wir müssen erkennen, dass wir
jetzt in einer neuen Welt leben.
Vielen Dank.
(Applaus)