1 00:00:09,078 --> 00:00:11,835 Woher wissen wir eigentlich, dass es uns gibt 2 00:00:11,835 --> 00:00:13,658 und wir wirklich existieren? 3 00:00:14,398 --> 00:00:16,921 Klar, wir können uns im Spiegel ansehen, kneifen 4 00:00:16,921 --> 00:00:18,814 oder den Kopf gegen die Wand schlagen. 5 00:00:18,814 --> 00:00:20,584 Aber auch das könnte Einbildung sein. 6 00:00:21,247 --> 00:00:23,724 Doch wie sollten wir uns etwas einbilden können, 7 00:00:23,724 --> 00:00:25,905 wenn es uns nicht gibt? 8 00:00:26,366 --> 00:00:28,256 Und da kommen wir gleich zum Kern der Sache: 9 00:00:28,783 --> 00:00:31,563 Bei der Frage nach der Wirklichkeit, ob das was wir nun sehen 10 00:00:31,563 --> 00:00:34,779 echt ist oder nicht, gibt es immer uns. 11 00:00:34,926 --> 00:00:36,461 Das steht nicht zur Diskussion. 12 00:00:36,553 --> 00:00:40,031 Aber wie können wir uns unserer Existenz so sicher sein? 13 00:00:40,143 --> 00:00:41,140 Ganz genau: 14 00:00:41,140 --> 00:00:44,295 Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage! 15 00:00:44,802 --> 00:00:48,208 Der Begriff des Seins hat den weitest möglichen Bedeutungsumfang überhaupt, 16 00:00:48,208 --> 00:00:51,189 weil er sich auf alles beziehen kann was denkbar ist. 17 00:00:51,381 --> 00:00:53,831 Auf unser Haus, unser Boot, unseren Anlageberater 18 00:00:53,831 --> 00:00:55,920 und natürlich auch auf uns! 19 00:00:56,571 --> 00:00:59,343 „Alles, was denkbar ist,“ meint dabei auch: 20 00:00:59,343 --> 00:01:02,096 alles, was nicht „nicht ist“. 21 00:01:02,521 --> 00:01:05,125 Und das zusammen ist wirklich unendlich viel! 22 00:01:05,163 --> 00:01:07,556 Mutig gesprochen gibt es außerhalb des Seins nichts, 23 00:01:07,556 --> 00:01:10,557 da alles was es gibt Teil des Seins ist. 24 00:01:10,848 --> 00:01:12,403 Aber das ist nur die halbe Miete! 25 00:01:12,522 --> 00:01:15,625 Denn Sein ist nicht gleich Existenz. 26 00:01:15,993 --> 00:01:18,507 Im Mittelalter wurde noch unterschieden in die „Existenz“, 27 00:01:18,507 --> 00:01:20,564 die als „notwendige Existenz“ 28 00:01:20,564 --> 00:01:23,314 auch mal notwendig war für den, die oder eben das, 29 00:01:23,314 --> 00:01:26,695 der die Grundlage für alles Existierende ist, 30 00:01:26,816 --> 00:01:28,970 umgangssprachlich auch Gott genannt. 31 00:01:29,042 --> 00:01:32,253 Da wo notwendiges ist, scheint das Unnötige nicht weit. 32 00:01:32,253 --> 00:01:37,238 So wurde die 2. Art der Existenz als „nicht notwendig“...definiert; 33 00:01:37,602 --> 00:01:39,523 eben einfach Sachen die keiner braucht! 34 00:01:39,995 --> 00:01:44,397 USB-Aschenbecher, aufblasbare Handyhalter, Frühstückseiköpfer, Nudeln im Kochbeutel, 35 00:01:44,397 --> 00:01:46,920 Hausschuhe für die Mikrowelle... okay. 36 00:01:46,920 --> 00:01:49,362 Neben dem was keiner braucht existiert aber auch dass 37 00:01:49,362 --> 00:01:51,541 was schier unmachbar sein kann: 38 00:01:51,541 --> 00:01:53,657 Die „unmögliche Existenz“. 39 00:01:53,696 --> 00:01:56,855 Soll heissen dass Gott doch keinen Fels machen konnte 40 00:01:56,855 --> 00:01:59,620 den er selbst nicht heben kann!!! 41 00:01:59,740 --> 00:02:02,508 Denn wie kann schon was existieren was mächtiger ist 42 00:02:02,508 --> 00:02:04,376 als die notwendige Existenz? 43 00:02:04,561 --> 00:02:07,242 Kant kam dann mit Sinnlichkeit und Erfahrung... 44 00:02:07,338 --> 00:02:09,341 seinen Quellen der Erkenntnis! 45 00:02:09,441 --> 00:02:11,192 Soll meinen dass aus der Erfahrung, 46 00:02:11,192 --> 00:02:15,043 den Dingen als Erscheinung eine Existenz zugeschrieben wird. 47 00:02:15,183 --> 00:02:16,832 Kollege Hegel sah dass so: 48 00:02:16,928 --> 00:02:20,816 Die Einheit von Wesen und Erscheinung, von Essenz und Existenz 49 00:02:20,816 --> 00:02:22,090 sei die Wirklichkeit. 50 00:02:22,090 --> 00:02:25,714 Also das Wesen muss erscheinen, das Sein ist Wesen 51 00:02:25,714 --> 00:02:29,023 und das Wesen ist sein... äh... Moment. 52 00:02:29,165 --> 00:02:30,643 Also zusammengefasst: 53 00:02:30,643 --> 00:02:34,074 das Sein zu dem das Wesen sich macht, ist das wesentliche Sein 54 00:02:34,074 --> 00:02:36,958 also schlicht und einfach die Existenz. 55 00:02:37,108 --> 00:02:39,459 Kierkegaard sah es wieder anders und wurde so 56 00:02:39,459 --> 00:02:42,168 zum Begründer der Existenzphilosophie: 57 00:02:42,447 --> 00:02:46,203 „ Das Sein selbst, zu dem das Dasein sich so oder so verhalten kann 58 00:02:46,203 --> 00:02:49,559 und immer irgendwie verhält, nennen wir Existenz“. 59 00:02:49,841 --> 00:02:52,724 Damit meint er, diese Existenz reicht vollkommen aus. 60 00:02:52,928 --> 00:02:56,821 Sie verhält sich nur zu sich selbst und nicht zu einem großen Absoluten. 61 00:02:56,979 --> 00:03:00,239 Ich bin ich und muss sehen wo und wie ich mit mir zurechtkomme. 62 00:03:00,239 --> 00:03:02,760 Was sonst ist...., mh -wurscht! 63 00:03:03,171 --> 00:03:04,958 So viel eben zur Existenz. 64 00:03:05,113 --> 00:03:07,733 Und zum gar nicht existieren? 65 00:03:07,733 --> 00:03:09,404 Martin Walser sagte einmal: 66 00:03:09,404 --> 00:03:12,844 „Nichts ist ohne sein Gegenteil wahr“ Oha! 67 00:03:13,118 --> 00:03:14,616 So einfach also.