Return to Video

Wie man Wahrheit und Fiktion im Internet voneinander trennt

  • 0:01 - 0:04
    Ich bin jetzt Journalist,
    seit ich ungefähr 17 war,
  • 0:04 - 0:07
    und zurzeit ist es spannend,
    in dieser Branche zu arbeiten,
  • 0:07 - 0:08
    denn wie Sie alle wissen,
  • 0:08 - 0:11
    befinden sich die Medien
    zurzeit in einem gewaltigen Umbruch.
  • 0:11 - 0:14
    Viele von Ihnen kennen die Situation
    aus der geschäftlichen Perspektive.
  • 0:14 - 0:16
    Das Geschäftsmodell ist
    ziemlich verkorkst und,
  • 0:16 - 0:18
    wie mein Großvater sagen würde,
  • 0:18 - 0:21
    sämtliche Profite hat sich
    Google einverleibt.
  • 0:21 - 0:23
    Also eine wirklich
    spannende Zeit für Journalisten,
  • 0:23 - 0:26
    doch der Umbruch, der mich interessiert,
    findet nicht beim Produkt,
  • 0:26 - 0:28
    sondern bei der Recherche statt.
  • 0:28 - 0:31
    Es geht darum, wie wir recherchieren
    und Neuigkeiten einholen.
  • 0:31 - 0:34
    Und das hat sich verändert,
  • 0:34 - 0:36
    weil es eine gewaltige Verschiebung
    in der Macht
  • 0:36 - 0:39
    von den Nachrichtenagenturen
    hin zum Publikum gab.
  • 0:39 - 0:41
    Und das Publikum war so
    lange Zeit in einer Position,
  • 0:41 - 0:44
    in der es keinerlei Einfluss
    auf die Nachrichten ausüben
  • 0:44 - 0:46
    oder sie verändern konnte. Es konnte
    sich nicht wirklich austauschen.
  • 0:46 - 0:48
    Das hat sich
    unwiederbringlich verändert.
  • 0:48 - 0:52
    Meine erste Berührung mit
    den Nachrichtenmedien war 1984,
  • 0:52 - 0:55
    als die BBC einen Tag lang streikte.
  • 0:55 - 0:58
    Ich war nicht froh. Ich war wütend.
    Ich konnte nämlich meine Cartoons nicht sehen.
  • 0:58 - 1:00
    Also schrieb ich einen Brief.
  • 1:00 - 1:03
    Und es ist sehr effektiv,
    eine Hassmail so zu unterschreiben:
  • 1:03 - 1:07
    "Alles Liebe, Markham, 4 Jahre."
    Funktioniert immer noch.
  • 1:07 - 1:09
    Ich bin mir nicht sicher, ob ich
    irgendeinen Einfluss auf den Streik hatte,
  • 1:09 - 1:12
    aber ich weiß noch, dass sie
    drei Wochen für ihre Antwort brauchten.
  • 1:12 - 1:14
    Und genau so war es immer.
    Es dauerte für jeden so lang,
  • 1:14 - 1:16
    irgendeinen Einfluss zu haben
    und eine Reaktion zu bekommen.
  • 1:16 - 1:19
    Das hat sich nun geändert,
    weil wir als Journalisten
  • 1:19 - 1:22
    in Echtzeit interagieren.
    Wir sind nicht in einer Position,
  • 1:22 - 1:24
    in der das Publikum
    auf die Nachrichten reagiert.
  • 1:24 - 1:28
    Wir reagieren auf das Publikum
    und verlassen uns sogar darauf.
  • 1:28 - 1:30
    Es hilft uns, die Nachrichten zu finden.
    Es hilft uns herauszufinden,
  • 1:30 - 1:35
    was die beste Sicht der Dinge ist und
    welche Dinge es wirklich hören will.
  • 1:35 - 1:41
    Das geht in Echtzeit. Es ist viel schneller.
    Es passiert am laufenden Band.
  • 1:41 - 1:45
    Der Journalist ist immer dabei, aufzuholen.
  • 1:45 - 1:47
    Hier ist ein Beispiel dafür,
    wie wir uns aufs Publikum verlassen.
  • 1:47 - 1:52
    Am 5. September [2012] gab es
    ein Erdbeben in Costa Rica.
  • 1:52 - 1:54
    Es hatte die Stärke 7,6 --
    also ein ziemlich großes.
  • 1:54 - 1:57
    Und es brauchte 60 Sekunden,
  • 1:57 - 2:00
    um die 250 km entfernte
    Stadt Managua zu erreichen.
  • 2:00 - 2:04
    Also zitterte die Erde dort 60 Sekunden,
    nachdem es im Epizentrum bebte.
  • 2:04 - 2:06
    30 Sekunden später gab es
    die erste Meldung auf Twitter.
  • 2:06 - 2:09
    Jemand schrieb dort "temblor",
    was Erdbeben bedeutet.
  • 2:09 - 2:12
    Die Schockwelle benötigte also
  • 2:12 - 2:14
    eine Reisezeit von 60 Sekunden.
  • 2:14 - 2:16
    30 Sekunden später war
    die Nachricht über das Erdbeben
  • 2:16 - 2:19
    um die ganze Welt gegangen --
    augenblicklich.
  • 2:19 - 2:22
    Hypothetisch konnte jeder
    auf der Welt erfahren,
  • 2:22 - 2:25
    dass in Managua die Erde bebte.
  • 2:25 - 2:27
    Und das war möglich,
    weil diese eine Person
  • 2:27 - 2:31
    ihrem dokumentarischen Instinkt folgte
    und eine Nachricht postete --
  • 2:31 - 2:34
    was wir mittlerweile alle tun.
  • 2:34 - 2:36
    Wenn etwas passiert,
    posten wir eine Nachricht,
  • 2:36 - 2:39
    ein Foto oder ein Video und all das
    geht kontinuerlich in die Cloud.
  • 2:39 - 2:42
    Das bedeutet, dass ständig große
  • 2:42 - 2:45
    Datenvolumen hochgeladen werden.
  • 2:45 - 2:47
    Es ist atemberaubend, wenn
    man sich die Zahlen anschaut:
  • 2:47 - 2:49
    Jede Minute werden
    72 Stunden an Videomaterial
  • 2:49 - 2:51
    auf YouTube hochgeladen.
  • 2:51 - 2:55
    Jede Sekunde wird also mehr als
    eine Stunde an Videomaterial hochgeladen.
  • 2:55 - 2:59
    Und was Fotos betrifft: Jede Sekunde
    werden 58 Fotos auf Instagram hochgeladen.
  • 2:59 - 3:03
    Mehr als 3500 Fotos werden
    bei Facebook gepostet.
  • 3:03 - 3:06
    Wenn ich also mit reden fertig bin,
    wird es weitere 864 Stunden
  • 3:06 - 3:10
    an Videos auf YouTube geben
    als zu Beginn meiner Rede
  • 3:10 - 3:13
    und 2 500 000 zusätzliche Fotos
    bei Facebook und Instagram.
  • 3:13 - 3:18
    Es ist also interessant,
    Journalist zu sein,
  • 3:18 - 3:20
    weil wir Zugang zu allem haben sollten.
  • 3:20 - 3:23
    Ich sollte über jedes Ereignis,
    das irgendwo in der Welt passiert,
  • 3:23 - 3:27
    unmittelbar nach dem Eintreten
    Bescheid wissen, und das kostenlos.
  • 3:27 - 3:30
    Und das gilt für jede einzelne
    Person in diesem Saal.
  • 3:30 - 3:33
    Das einzige Problem ist, wenn man
    so viele Informationen zur Verfügung hat,
  • 3:33 - 3:35
    muss man die guten Sachen
    erst einmal finden.
  • 3:35 - 3:37
    Das kann bei diesen Mengen
    unglaublich schwierig sein.
  • 3:37 - 3:41
    Nirgendwo wurde das deutlicher
    als während des Hurrikans Sandy.
  • 3:41 - 3:43
    Damals traf ein riesiger Orkan
    in einer Größenordnung,
  • 3:43 - 3:46
    die wir lange nicht mehr gesehen hatten,
  • 3:46 - 3:49
    auf die iPhone-Hauptstadt
    des Universums.
  • 3:49 - 3:53
    Das ergab eine Menge an Material,
    das wir noch nie zuvor gesehen hatten.
  • 3:53 - 3:56
    Und das bedeutete, dass Journalisten
    sich mit Fälschungen befassen mussten.
  • 3:56 - 3:59
    Wir mussten uns mit alten Fotos,
    die erneut gepostet wurden, beschäftigen.
  • 3:59 - 4:01
    Wir mussten uns mit
    Fotomontagen auseinandersetzen,
  • 4:01 - 4:04
    die aus privaten Fotos
    von vorherigen Stürmen bestanden.
  • 4:04 - 4:09
    Wir mussten mit Bildern aus Filmen umgehen,
    etwa "The Day After Tomorrow" (Gelächter)
  • 4:09 - 4:12
    Und wir mussten uns mit Bildern
    auseinandersetzen, die so realistisch waren,
  • 4:12 - 4:16
    dass es fast unmöglich war zu sagen,
    ob sie echt waren oder nicht.
  • 4:16 - 4:19
    (Gelächter)
  • 4:19 - 4:22
    Aber Spaß beiseite, es gab Bilder
    wie dieses hier auf Instagram,
  • 4:22 - 4:25
    das von Journalisten
    stark in Frage gestellt wurde.
  • 4:25 - 4:28
    Man war sich nicht ganz sicher.
    Es war in Instagram gefiltert worden.
  • 4:28 - 4:30
    Das Licht wurde in Frage gestellt.
    Alles wurde in Frage gestellt.
  • 4:30 - 4:32
    Und wie sich herausstellte, war es echt.
    Es war ein Bild der Avenue C
  • 4:32 - 4:34
    im überschwemmten
    Downtown Manhattan.
  • 4:34 - 4:37
    Man fand heraus, dass es echt ist,
  • 4:37 - 4:38
    weil man die Quelle des Bildes erreichte.
  • 4:38 - 4:40
    In diesem Falle waren die Leute
    New Yorker Food-Blogger.
  • 4:40 - 4:43
    Sie waren renommiert.
    Sie waren bekannt.
  • 4:43 - 4:45
    Dieses Bild wurde also nicht als
    Fälschung entlarvt, es war nachweislich echt.
  • 4:45 - 4:48
    Und das war der Job der Journalisten,
    all dieses Material herauszufiltern.
  • 4:48 - 4:51
    Anstelle die Informationen
    selbst zu finden,
  • 4:51 - 4:53
    um sie dann den
    Lesern zu bringen,
  • 4:53 - 4:55
    hält man das potentiell
    schädliche Material zurück.
  • 4:55 - 5:00
    Die Quellen zu finden, wird immer
    wichtiger -- und zwar die guten.
  • 5:00 - 5:02
    Die meisten Journalisten
    benutzen hierfür jetzt Twitter.
  • 5:02 - 5:05
    Es ist tatsächlich wie eine
    Echtzeit-Nachrichtenagentur.
  • 5:05 - 5:09
    Wenn man es einzusetzen weiß,
    denn es gibt dort so viel Material.
  • 5:09 - 5:12
    Ein gutes Beispiel dafür,
    wie hilfreich es sein kann,
  • 5:12 - 5:15
    aber auch wie schwierig,
    war die ägyptische Revolution 2011.
  • 5:15 - 5:17
    Für jemanden, der
    kein arabisch spricht
  • 5:17 - 5:19
    und aus den Vororten von
    Dublin nach Material sucht,
  • 5:19 - 5:21
    listet Twitter viele gute Quellen auf.
  • 5:21 - 5:25
    Und als glaubwürdig bestätigte Kontakte
    waren ungeheuer wichtig.
  • 5:25 - 5:27
    Und wie baut man so
    eine Liste aus dem Nichts?
  • 5:27 - 5:30
    Es kann sehr schwierig sein, aber
    man muss wissen, wonach man sucht.
  • 5:30 - 5:33
    Diese Visualisierung wurde von
    einem italienischen Akademiker erstellt.
  • 5:33 - 5:36
    Er heißt André Pannison und
    er hat im Grunde genommen
  • 5:36 - 5:38
    die Twittergespräche auf dem Tahrir-Platz
  • 5:38 - 5:42
    an dem Tag, an dem Husni Mubarak
    schließlich zurücktrat, visualisiert.
  • 5:42 - 5:44
    Die Punkte, die man hier sieht,
    sind Retweets.
  • 5:44 - 5:46
    Das heißt, wenn jemand
    eine Nachricht retweetet,
  • 5:46 - 5:48
    entsteht eine Verbindung
    zwischen zwei Punkten.
  • 5:48 - 5:50
    Je öfter diese Nachricht von
    anderen Leuten retweetet wird,
  • 5:50 - 5:53
    desto deutlicher werden Knoten
    und enstandene Verbindungen.
  • 5:53 - 5:55
    Und das ist eine tolle Art,
    die Unterhaltung zu visualisieren.
  • 5:55 - 5:58
    Man erhält so Hinweise darauf,
    wer interessanter ist
  • 5:58 - 6:00
    und näher untersucht werden sollte.
  • 6:00 - 6:03
    Und als die Unterhaltungen
    immer größer wurden,
  • 6:03 - 6:05
    wurde es immer lebhafter
    und letztendlich fand man
  • 6:05 - 6:10
    diese riesengroßen rhythmischen
    Anzeiger dieser Unterhaltung.
  • 6:10 - 6:12
    Man konnte diese Knoten
    finden und dann sagen:
  • 6:12 - 6:15
    "Diese Menschen muss ich
    weiter untersuchen.
  • 6:15 - 6:17
    Sie sind diejenigen, die
    offensichtlich Sinn machen.
  • 6:17 - 6:19
    Schauen wir, wer sie sind."
  • 6:19 - 6:21
    Im Rahmen dieser Informationsflut wird
  • 6:21 - 6:23
    das Echtzeit-Netz richtig interessant
    für einen Journalisten wie mich,
  • 6:23 - 6:26
    weil wir mehr Werkzeuge haben als je zuvor,
  • 6:26 - 6:29
    um diese Art von Recherche durchzuführen.
  • 6:29 - 6:32
    Und wenn man anfängt,
    sich durch diese Quellen zu wühlen,
  • 6:32 - 6:35
    kann man weiter gehen als je zuvor.
  • 6:35 - 6:37
    Manchmal findet man
    ein ungeheuer fesselndes Artefakt,
  • 6:37 - 6:41
    man möchte es nehmen,
    man möchte es unbedingt benutzen,
  • 6:41 - 6:43
    aber man ist sich immer noch
    nicht 100-prozentig sicher,
  • 6:43 - 6:45
    ob man es kann, weil man nicht
    weiß, ob die Quelle verlässlich ist.
  • 6:45 - 6:47
    Ist es eine Fälschung?
    Wurde es schon einmal hochgeladen?
  • 6:47 - 6:49
    Man muss also recherchieren.
  • 6:49 - 6:51
    Und das Video,
    das ich jetzt zeigen werde,
  • 6:51 - 6:54
    haben wir vor einigen Wochen entdeckt.
  • 6:54 - 6:58
    Video: Es wird jetzt gleich richtig windig.
  • 6:58 - 7:00
    (Regen und Windgeräusche)
  • 7:00 - 7:03
    (Explosion) Oh, Mist!
  • 7:03 - 7:08
    Markham Nolan: Okay, wenn man also ein Nachrichtenproduzent ist, dann ist das etwas,
  • 7:08 - 7:10
    was man schrecklich gerne senden möchte,
    weil das offensichtlich Gold wert ist.
  • 7:10 - 7:12
    Das ist eine fantastische Reaktion
    von jemandem;
  • 7:12 - 7:15
    ein sehr authentisches Video,
    aufgenommen im Garten.
  • 7:15 - 7:18
    Aber wie findet heraus,
    ob es echt ist, ob es gefälscht ist,
  • 7:18 - 7:21
    oder ob es etwas Altes ist,
    das erneut gepostet wurde?
  • 7:21 - 7:24
    Wir machten uns also daran,
    dieses Video zu untersuchen,
  • 7:24 - 7:26
    und hatten nur den Nutzernamen
    des YouTube-Kontos.
  • 7:26 - 7:28
    Das Konto beinhaltete nur ein Video,
  • 7:28 - 7:30
    und der Nutzername war Rita Krill.
  • 7:30 - 7:33
    Wir wussten nicht, ob Rita existierte
    oder ob es ein Fantasiename war.
  • 7:33 - 7:35
    Für die Suche nach ihr benutzten wir
    kostenlose Internet-Werkzeuge.
  • 7:35 - 7:39
    Das erste nannte sich Spokeo, das
    uns erlaubte, nach Rita Krills zu suchen.
  • 7:39 - 7:41
    Wir suchten also überall in der USA.
  • 7:41 - 7:44
    Wir fanden sie in Pennsylvania,
    Nevada und Florida.
  • 7:44 - 7:48
    Mit einem zweiten kostenlosen
    Werkzeug namens Wolfram Alpha
  • 7:48 - 7:50
    überprüften wir die Wetterberichte
    für den Tag,
  • 7:50 - 7:52
    an dem dieses Video
    hochgeladen wurde.
  • 7:52 - 7:54
    Als wir all diese Dinge durchgingen,
  • 7:54 - 7:57
    fanden wir heraus, dass es in Florida
    Gewitter- und Regenstürme gab.
  • 7:57 - 8:00
    Dann haben wir im
    Telefonbuch nachgeschaut
  • 8:00 - 8:03
    und suchten nach allen
    Einträgen für Rita Krill.
  • 8:03 - 8:05
    Und dann gingen wir durch ein
    paar verschiedene Adressen
  • 8:05 - 8:08
    und das brachte uns zu Google
    Maps, wo wir ein Haus fanden.
  • 8:08 - 8:10
    Und wir fanden ein Haus mit
    einem Swimmingpool,
  • 8:10 - 8:12
    das Ritas Haus auffallend ähnelte.
  • 8:12 - 8:14
    Wir gingen also zurück zum Video
    und suchten nach Hinweisen,
  • 8:14 - 8:17
    die wir als Querverweis verwenden konnten.
  • 8:17 - 8:19
    Wenn man sich das Video anguckt,
    sieht man den großem Schirm,
  • 8:19 - 8:21
    da ist eine weiße Luftmatratze im Pool,
  • 8:21 - 8:23
    da sind einige ungewöhnlich
    runde Kanten im Swimmingpool,
  • 8:23 - 8:25
    und da sind zwei Bäume im Hintergrund.
  • 8:25 - 8:27
    Wir gingen zurück zu Google Maps
    und schauten etwas genauer.
  • 8:27 - 8:31
    Und tatsächlich,
    da war die weiße Luftmatratze,
  • 8:31 - 8:33
    da waren die beiden Bäume,
    da war der Schirm.
  • 8:33 - 8:36
    Auf diesem Foto
    ist er zusammengeklappt.
  • 8:36 - 8:37
    Erhöhte Schwierigkeitsstufe.
  • 8:37 - 8:40
    Da sind die runden Kanten
    vom Swimmingpool.
  • 8:40 - 8:42
    Wir konnten Rita also anrufen,
    das Video abklären,
  • 8:42 - 8:44
    sichergehen,
    dass es gefilmt wurde,
  • 8:44 - 8:46
    und unsere Klienten waren begeistert,
  • 8:46 - 8:48
    weil sie es ohne Sorgen
    ausstrahlen konnten.
  • 8:48 - 8:50
    Manchmal ist die Suche
    nach der Wahrheit aber
  • 8:50 - 8:54
    etwas weniger oberflächlich und
    hat viel größere Konsequenzen.
  • 8:54 - 8:57
    Syrien war sehr interessant
    für uns, weil man dort
  • 8:57 - 9:00
    natürlich oft Material aufdeckt,
    das potentielles Beweismaterial
  • 9:00 - 9:02
    für Kriegsverbrechen sein kann.
  • 9:02 - 9:04
    An dieser Stelle wird YouTube zum
  • 9:04 - 9:09
    wichtigsten Informationsarchiv
    für das Weltgeschehen.
  • 9:09 - 9:12
    Dieses Video werde ich Ihnen
    nicht vollständig zeigen,
  • 9:12 - 9:16
    weil es ziemlich grausam ist,
    aber Sie werden Tonausschnitte hören.
  • 9:16 - 9:19
    Dies ist aus Hama.
  • 9:19 - 9:21
    Video: (Schreie)
  • 9:21 - 9:24
    Wenn man es ganz anschaut,
    zeigt dieses Video,
  • 9:24 - 9:27
    wie blutige Körper aus
    einem Transporter geladen
  • 9:27 - 9:29
    und von einer Brücke geworfen werden.
  • 9:29 - 9:33
    Es wurde behauptet,
    dass dies die Muslimbrüder waren,
  • 9:33 - 9:36
    die die Körper syrischer Armee-Offiziere
    von der Brücke warfen,
  • 9:36 - 9:39
    während sie sie beschimpften
    und blasphemische Sprache verwendeten.
  • 9:39 - 9:42
    Es gab viele Behauptungen dazu,
    wer sie waren und ob sie es waren,
  • 9:42 - 9:43
    was das Video zeigte, oder nicht.
  • 9:43 - 9:45
    Wir sprachen also
    mit einigen Quellen in Hama,
  • 9:45 - 9:49
    mit denen wir über Twitter in Kontakt
    standen, und fragten nach.
  • 9:49 - 9:53
    Die Brücke war uns besonders wichtig,
    denn sie konnten wir identifizieren.
  • 9:53 - 9:55
    Drei verschiedene Quellen sagten
    Unterschiedliches über die Brücke aus.
  • 9:55 - 9:58
    Eine sagte, dass die Brücke nicht existiert.
  • 9:58 - 10:01
    Die zweite sagte, die Brücke existiert,
    aber nicht in Hama, sondern woanders.
  • 10:01 - 10:04
    Die dritte sagte:
    "Ich glaube, dass die Brücke existiert,
  • 10:04 - 10:07
    aber der Damm oberhalb der
    Brücke ist geschlossen,
  • 10:07 - 10:10
    also hätte der Fluss trocken sein
    müssen, es macht also keinen Sinn."
  • 10:10 - 10:13
    Das war die einzige Quelle,
    die uns einen Hinweis gab.
  • 10:13 - 10:15
    Wir suchten in dem Video
    nach weiteres Hinweisen.
  • 10:15 - 10:17
    Sie hatte ein recht
    charakteristisches Geländer
  • 10:17 - 10:19
    und die Bordsteine
    warfen südliche Schatten.
  • 10:19 - 10:22
    So konnten wir bestimmen,
  • 10:22 - 10:24
    dass die Brücke von Osten nach Westen
    über den Fluss verläuft.
  • 10:24 - 10:26
    Sie hatte schwarz-weiße Bordsteine.
  • 10:26 - 10:27
    Als wir uns den Fluss selbst
    genauer anschauten,
  • 10:27 - 10:29
    konnte man einen Betonblock
    an der Westseite erkennen.
  • 10:29 - 10:30
    Dort sieht man eine Wolke aus Blut.
  • 10:30 - 10:31
    Das Blut im Fluss sagt mir also,
  • 10:31 - 10:33
    dass der Fluss
    von Süden nach Norden fließt.
  • 10:33 - 10:37
    Hinter der Brücke sieht man
    links eine Grünfläche
  • 10:37 - 10:40
    und der Fluss wird schmaler.
  • 10:40 - 10:42
    Also auf zu Google Maps,
  • 10:42 - 10:45
    wo wir buchstäblich
    jede einzelne Brücke untersuchten.
  • 10:45 - 10:47
    Wir gingen von
    dem besagten Damm aus,
  • 10:47 - 10:52
    untersuchten jede Stelle,
    an der die Straße den Fluss kreuzte
  • 10:52 - 10:54
    und schlossen die Brücken aus,
    die nicht passten.
  • 10:54 - 10:56
    Unsere Brücke verlief
    von Osten nach Westen.
  • 10:56 - 10:58
    Und wir kamen nach Hama.
    Wir suchten den ganzen Weg
  • 10:58 - 11:00
    vom Damm bis nach Hama ab
    und da war keine Brücke.
  • 11:00 - 11:01
    Also gingen wir ein bisschen weiter,
    wir gehen auf die Satellitenansicht,
  • 11:01 - 11:05
    wo wir eine andere Brücke finden,
    und alles ergibt langsam einen Sinn.
  • 11:05 - 11:08
    Die Brücke sieht aus, als ob sie
    den Fluss von Osten nach Westen kreuzt.
  • 11:08 - 11:11
    Das könnte also unsere Brücke sein.
    Und wir vergrößern das Bild.
  • 11:11 - 11:14
    Wir sehen einen Mittelstreifen,
    es ist also eine zweispurige Brücke.
  • 11:14 - 11:18
    Außerdem sieht der Bordstein
    genau so aus wie im Video.
  • 11:18 - 11:20
    Und wenn man darauf klickt,
    erkennt man, dass jemand Bilder
  • 11:20 - 11:23
    zusammen mit der Karte hochgeladen hat,
    was sehr praktisch ist.
  • 11:23 - 11:25
    Wir klicken also auf die Fotos und
    die Fotos zeigen uns weitere Details,
  • 11:25 - 11:28
    mit denen wir das Video
    vergleichen können.
  • 11:28 - 11:31
    Zuerst sehen wir
    den schwarz-weißen Bordstein,
  • 11:31 - 11:35
    was praktisch ist, weil wir das
    schon vorher gesehen hatten.
  • 11:35 - 11:37
    Wir sehen die markante Brüstung,
  • 11:37 - 11:39
    über die die Männer
    die Leichen geworfen hatten.
  • 11:39 - 11:42
    Und wir fahren fort, bis wir sicher sind,
    dass dies unsere Brücke ist.
  • 11:42 - 11:44
    Was sagt mir das also?
  • 11:44 - 11:46
    Jetzt müssen wir uns die Aussagen
    der drei Quellen genau betrachten.
  • 11:46 - 11:48
    Eine hatte gesagt,
    die Brücke existiert nicht.
  • 11:48 - 11:50
    eine hatte gesagt,
    die Brücke liegt nicht in Hama
  • 11:50 - 11:54
    und eine hatte ihre Zweifel wegen
    des Wasserspiegels geäußert.
  • 11:54 - 11:56
    Nummer Drei ist plötzlich die
    wahrheitsgetreue, und wir
  • 11:56 - 12:00
    konnten das durch ein paar kostenlose
    Internetanwendungen herausfinden,
  • 12:00 - 12:03
    während wir in einem
    Büro in Dublin saßen,
  • 12:03 - 12:04
    und das in einem Zeitraum von 20 Minuten.
  • 12:04 - 12:06
    Das hat eine gewisse Faszination.
  • 12:06 - 12:09
    Der reißende Strom des Internets
    enthält so viele Informationen,
  • 12:09 - 12:12
    die extrem schwer zu durchsieben sind,
    und es wird von Tag zu Tag schwieriger.
  • 12:12 - 12:14
    Wenn man die Online-Werkzeuge
    auf eine intelligente Weise nutzt,
  • 12:14 - 12:17
    kann man unglaubliche
    Sachen herausfinden.
  • 12:17 - 12:19
    Mit ein paar Hinweisen könnte ich
    wahrscheinlich viele Dinge
  • 12:19 - 12:23
    über Sie im Publikum herausfinden,
    die Sie lieber nicht publik wüssten.
  • 12:23 - 12:26
    Das bedeutet aber, dass es
    eine Fülle von Informationen gibt,
  • 12:26 - 12:29
    wie es sie nie zuvor gegeben hat.
  • 12:29 - 12:31
    Es ist schwieriger, sie zu filtern,
    aber wir haben auch bessere Werkzeuge.
  • 12:31 - 12:34
    Wir haben kostenlose Online-Anwendungen,
    die es uns erlauben,
  • 12:34 - 12:36
    diese Art von Nachforschungen anzustellen.
  • 12:36 - 12:38
    Wir haben Algorithmen,
    die schlauer sind als je zuvor,
  • 12:38 - 12:40
    und wir haben Computer,
    die schneller sind als je zuvor.
  • 12:40 - 12:44
    Aber hier ist der Punkt:
    Algorithmen sind Regeln. Sie sind binär.
  • 12:44 - 12:46
    Sie sind ja oder nein,
    schwarz oder weiß.
  • 12:46 - 12:48
    Die Wahrheit ist nie schwarz oder weiß.
    Wahrheit ist ein Wert.
  • 12:48 - 12:53
    Wahrheit ist emotional, fließend,
    und vor allem ist sie menschlich.
  • 12:53 - 12:55
    Egal, wie schnell wir mit
    Computern sein werden,
  • 12:55 - 12:58
    egal, wie viele Informationen
    wir haben werden,
  • 12:58 - 13:01
    man wird bei der Wahrheitssuche
    nie Menschen ersetzen können,
  • 13:01 - 13:04
    weil sie am Ende eine einzigartige
    menschliche Eigenschaft haben.
  • 13:04 - 13:06
    Vielen Dank.
  • 13:06 - 13:09
    (Applaus)
Title:
Wie man Wahrheit und Fiktion im Internet voneinander trennt
Speaker:
Markham Nolan
Description:

Nach Ende dieses Vortrages wird es 864 weitere Stunden an Videomaterial auf YouTube und 2,5 Millionen zusätzliche Fotos auf Facebook und Instagram geben. Wie können wir uns in dieser Sintflut zurecht finden? Beim TEDSalon in London präsentierte Markham Nolan investigative Techniken, die er und sein Team benutzen, um Informationen in Echtzeit zu verifizieren, um zu erkennen, ob ein bestimmtes Bild der Freiheitsstatue nachträglich bearbeitet wurde, oder ob ein Video aus Syrien wirklich glaubwürdig ist.

more » « less
Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
13:29
  • Hallo lieber Übersetzer,

    bis ca. 4:00 gab es keine großen Schwierigkeiten. Ab dort ist aber alles zeitlich versetzt.

    Ab und zu tauchen Dreizeiler auf, die man noch zurechtstutzen könnte.

    Ansonsten sehr elegant übertragen :)

  • Im ersten Korrekturdurchgang habe ich die Timings angepasst und generell am Ausdruck gearbeitet. Nun im zweiten Durchgang höre ich zum ersten Mal das englische Original (weil ich mir zur selben Zeit den Talk ansehe). Da sind noch einige Veränderungen nötig, stellenweise nicht den Original-Sinn erfasst etc. Wörter haben nicht ihre richtigen Übersetzungen, z. B. im Syrien-Video geht es um ein Geländer und Bordsteine, und nicht um Kanten, im Swimmingpool-Video heißt es "Zauberei", aber eigentlich meinte er, dass der zusammengeklappte Schirm nur schwer zu sehen war, so setzt sich das fort.

    Auch diese ganzen "Verstehen Sie?"s und "Nun"s und "Also"s habe ich entfernt.

    Generell auch "welches" als Relativpronomen wird im Dt. nicht so oft verwendet, aber in diesen Übersetzungen hier so oft. Ich ersetze es mit "das". Viel natürlicher.

    Patricia, das (und noch viel mehr) sind alles Sachen, die dir schon x-mal bei Reviews gesagt wurden. Auch die Änderungen in der Übersetzung. Wenn du deine letzte Version mit der aktuellen vergleichst, ist so gut wie gar nichts mehr von deinem Text übrig. Ich kann dir dafür keinen Credit geben, da sowohl Dan als auch ich einen riesigen Aufwand bei der Korrektur hatten. Das werden wir auch in Zukunft bei deinen Übersetzungen so halten. Du hattest in der Vergangenheit gesagt, dass du dich auf das "Crowdsourcing" bei den Übersetzungen verlässt, aber da der Credit hier nur an jeweils einen Übersetzer und einen Reviewer geht, heißt das auch, dass diese beiden Leute sich ins Zeug legen müssen und nicht darauf hoffen, dass jemand anders die Übersetzung in Ordnung bringt.

  • Liebe Leute, jetzt keife ich schon in den falschen Untertiteln herum. Ignoriert mich einfach. Es war aber immer noch eine Menge zu machen.

    Na ja. Lassen wir das und ich wende mich anderen Dingen zu.

  • PS: Ich weiß angesichts dieser Historie nicht, wer hier als Übersetzer gelistet werden soll.

German subtitles

Revisions