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Die Wahrheit über ungewollte sexuelle Erregung

  • 0:00 - 0:04
    [Der Vortrag enthält Erwachseneninhalte.
    Diskretion wird empfohlen]
  • 0:05 - 0:09
    Als Sexualpädagogin biete ich Ihnen
    die wissenschaftliche Seite.
  • 0:10 - 0:14
    Aber neutral zu bleiben,
    ist mein primärer und wichtigster Auftrag,
  • 0:14 - 0:17
    wenn ich über Sexuelles spreche,
  • 0:17 - 0:21
    keine Peinlichkeiten, kein Kitzel,
    keine Beurteilung, keine Scham,
  • 0:21 - 0:22
    egal wo ich bin.
  • 0:22 - 0:26
    Egal welche Frage man mir stellt.
  • 0:26 - 0:29
    Einmal, in der Hotellobby,
    am Ende einer Konferenz,
  • 0:29 - 0:32
    ich bin auf dem Weg nach draußen,
    da rennt mir eine Kollegin hinterher.
  • 0:32 - 0:34
    "Emily, ich habe eine ganz kurze Frage.
  • 0:35 - 0:36
    Eine Freundin von mir --
  • 0:36 - 0:38
    (Lachen)
  • 0:38 - 0:42
    möchte wissen, ob es möglich ist,
    süchtig nach ihrem Vibrator zu werden."
  • 0:42 - 0:45
    Die Antwort ist nein,
    aber es ist möglich, verwöhnt zu werden.
  • 0:46 - 0:50
    Auf einer anderen Konferenz
    in einem Freiluft-Topen-Paradies,
  • 0:50 - 0:53
    stehe ich am Frühstücksbuffet,
    da kommt ein Paar auf mich zu.
  • 0:54 - 0:56
    "Hi, Emily, entschuldige bitte vielmals,
  • 0:56 - 1:00
    wir möchten Dir eine kurze Frage
    über vorzeitige Ejakulation stellen."
  • 1:01 - 1:05
    "Klar, ich erzähle Ihnen etwas
    über die Stop-Start-Methode."
  • 1:05 - 1:06
    Das ist mein Leben.
  • 1:07 - 1:10
    Ich bleibe neutral, wenn
    andere Leute "geniert" sind.
  • 1:11 - 1:13
    Geniert sein ist ein Gefühl,
  • 1:13 - 1:17
    das Überraschung mit Peinlichkeit
    plus Angewidertsein vereint
  • 1:17 - 1:20
    und man weiß nicht,
    was man mit den Händen tun soll.
  • 1:22 - 1:23
    Es ist also ein Produkt.
  • 1:23 - 1:25
    Man fühlt so,
  • 1:25 - 1:28
    weil man die ersten 20 Jahre
    seines Lebens gelernt hat,
  • 1:28 - 1:31
    dass Sex gefährlich, abstoßend
    und eine Quelle ewiger Scham ist
  • 1:32 - 1:35
    und wenn du nicht echt gut darin bist,
    wird dich niemand je lieben.
  • 1:35 - 1:37
    (Lachen)
  • 1:37 - 1:39
    Vielleicht sind Sie geniert,
    wenn ich über Sex spreche,
  • 1:39 - 1:43
    während Sie in einem Raum voll
    Fremder sitzen -- das ist normal.
  • 1:43 - 1:44
    Atmen Sie tief durch.
  • 1:44 - 1:46
    Gefühle sind Tunnel.
  • 1:46 - 1:49
    Wir gehen den Weg durchs Dunkel,
    um am Ende ins Licht zu finden.
  • 1:49 - 1:50
    Ich verspreche, das ist es wert.
  • 1:50 - 1:53
    Heute erzähle ich Ihnen
    von einer wissenschaftlichen Erkenntnis,
  • 1:53 - 1:55
    die mein ganzes Denken verändert hat,
  • 1:55 - 1:59
    vom Verhalten der Neurotransmitter
    in unserem emotionalen Gehirn,
  • 1:59 - 2:03
    bis hin zur Dynamik unserer
    zwischenmenschlichen Beziehungen.
  • 2:03 - 2:05
    Bis hin zu unserem Rechtssystem.
  • 2:06 - 2:07
    Es beginnt mit unserem Gehirn.
  • 2:07 - 2:09
    Es gibt eine Region in unserem Gehirn,
  • 2:09 - 2:12
    die Sie vielleicht als
    "Belohnungszentrum" kennen.
  • 2:12 - 2:14
    Die Region Belohnungszentrum
    zu nennen ist so,
  • 2:14 - 2:16
    als würde man das Gesicht Nase nennen.
  • 2:16 - 2:18
    Sie ist ein auffälliges Merkmal,
  • 2:18 - 2:22
    aber vernachlässigt andere Teile
    und verwirrt eher,
  • 2:22 - 2:25
    wenn man Gesichter verstehen möchte.
  • 2:25 - 2:29
    Tatsächlich gibt es drei separate,
    miteinander verknüpfte Systeme.
  • 2:29 - 2:30
    Das erste System ist Mögen.
  • 2:30 - 2:32
    Was wie Belohnung ist,
  • 2:32 - 2:34
    also der Ort für Opioide
    im emotionalen Gehirn.
  • 2:34 - 2:37
    Es bewertet die Wirkung der Lust --
  • 2:37 - 2:38
    "Fühlt sich dieser Reiz gut an?
  • 2:38 - 2:39
    Wie gut?
  • 2:39 - 2:41
    Ist dieser Reiz unangenehm?
  • 2:41 - 2:42
    Wie unangenehm?"
  • 2:42 - 2:45
    Träufelt man Zuckerwasser
    auf die Zunge eines Neugeborenen,
  • 2:45 - 2:48
    geht ein Feuerwerk
    im Opioid-affinen Zentrum los.
  • 2:49 - 2:51
    Und es gibt das System für Verlangen.
  • 2:51 - 2:53
    Im emotionalen Gehirn und darüber hinaus
  • 2:53 - 2:57
    wird das Verlangen von einem riesigen
    dopaminergen Netzwerk gesteuert.
  • 2:57 - 3:01
    Es motiviert uns, auf Reize
    zuzugehen oder uns wegzubewegen.
  • 3:01 - 3:04
    Verlangen ist wie ein Kleinkind,
    das einem hinterherkrabbelt
  • 3:04 - 3:06
    und noch einen Keks möchte.
  • 3:06 - 3:08
    Verlangen und Mögen sind also verwandt.
  • 3:08 - 3:10
    Sie sind nicht das Gleiche.
  • 3:10 - 3:12
    Das dritte System ist Lernen.
  • 3:12 - 3:15
    Lernen ist Pawlows Hund.
    Erinnern Sie sich an Pawlow?
  • 3:15 - 3:17
    Als Reaktion auf eine Glocke
    bringt er Hunde zum speicheln.
  • 3:17 - 3:20
    Füttere einen Hund,
    der Speichel kommt automatisch,
  • 3:20 - 3:21
    dann Glocke klingeln.
  • 3:21 - 3:22
    Futter, Speichel, Glocke.
  • 3:22 - 3:24
    Futter, Glocke, Speichel.
  • 3:24 - 3:25
    Glocke, Speichel.
  • 3:27 - 3:31
    Bedeutet der Speichel, dass der Hund
    die Glocke essen will?
  • 3:33 - 3:36
    Bedeutet es, dass der Hund
    die Glocke lecker findet?
  • 3:36 - 3:37
    Nein.
  • 3:37 - 3:42
    Pawlow hat die Glocke
    mit Futter verknüpft.
  • 3:43 - 3:46
    Wenn wir die Unterschiede von
    Verlangen, Mögen und Lernen verstehen,
  • 3:46 - 3:49
    haben wir einen Erklärungsrahmen,
    um verstehen zu können,
  • 3:49 - 3:53
    was Forscher Diskonkordanz
    bei sexueller Erregung nennen.
  • 3:53 - 3:55
    Einfach gesagt, Diskonkordanz ist,
  • 3:55 - 3:58
    wenn es zwischen Ihrer physischen
    Reaktion, wie Speichelfluss,
  • 3:58 - 4:00
    und Ihrem subjektiven Erleben
    von Genuss und Lust
  • 4:00 - 4:03
    nicht genug voraussagbare
    Zusammenhänge gibt.
  • 4:04 - 4:09
    Das passiert in allen unseren emotionalen
    und motivatiorischen Systemen,
  • 4:09 - 4:10
    wie auch Sex.
  • 4:10 - 4:12
    Forschungen aus 30 Jahren zeigen,
  • 4:12 - 4:15
    dass der Blutfluss in Genitalien
  • 4:15 - 4:17
    bei sexueller Stimulation zunimmt,
  • 4:17 - 4:20
    sogar wenn diese sexuellen Stimulationen
  • 4:20 - 4:24
    nichts mit dem subjektiven Erleben
    von Verlangen und Mögen zu tun haben.
  • 4:24 - 4:26
    Der voraussagbare Zusammenhang
  • 4:26 - 4:28
    von genitaler Reaktion
    und subjektivem Erleben,
  • 4:28 - 4:32
    liegt zwischen 10 und 50 Prozent.
  • 4:32 - 4:35
    Was eine enorme Spanne ist.
  • 4:35 - 4:38
    Man kann nicht voraussagen,
  • 4:38 - 4:41
    wie eine Person eine bestimmte
    sexuelle Stimulation empfindet,
  • 4:41 - 4:44
    wenn man nur den
    genitalen Blutfluss betrachtet.
  • 4:44 - 4:47
    Als ich das meinem Mann erklärte,
    gab er mir das bestmögliche Beispiel.
  • 4:47 - 4:49
    Er sagte,
  • 4:49 - 4:52
    "Das könnte dieses eine Mal
    in der Highschool erklären, ich...
  • 4:52 - 4:56
    ich bekam eine Erektion als Reaktion
    auf den Ausdruck "Doughnut-Loch"
  • 4:56 - 4:57
    (Lachen)
  • 4:57 - 4:59
    Wollte er Sex mit dem Doughnut haben?
  • 5:00 - 5:01
    Nein.
  • 5:01 - 5:04
    Er war ein Teenager voll Testosteron,
  • 5:04 - 5:07
    was alles ein bisschen sexualisiert.
  • 5:07 - 5:09
    Es kann in beide Richtungen gehen.
  • 5:09 - 5:12
    Jemand mit Penis kann am Abend
    ein Erektionsproblem haben
  • 5:12 - 5:15
    und am nächsten Morgen
    mit einer Erektion aufwachen,
  • 5:15 - 5:17
    wenn es einfach lästig ist.
  • 5:17 - 5:20
    Ich bekam einen Anruf
    von einer Freundin um die 30,
  • 5:20 - 5:23
    sie sagte, "Mein Partner und ich
    waren gerade dabei
  • 5:23 - 5:25
    und ich meinte, "Ich will Dich jetzt."
  • 5:25 - 5:29
    Aber er sagte, "Nein du bist noch trocken,
    du willst bloß nett sein."
  • 5:30 - 5:32
    Und ich war sowas von bereit.
  • 5:32 - 5:35
    Was habe ich, ist es hormonell,
    soll ich zum Arzt gehen, was ist los?"
  • 5:35 - 5:36
    Antwort?
  • 5:36 - 5:38
    Es ist Diskonkordanz
    bei sexueller Erregung.
  • 5:38 - 5:41
    Wenn Sie ungewollte Schmerzen haben,
    fragen Sie einen Arzt.
  • 5:42 - 5:45
    Andernfalls -- Diskonkordanz bei Erregung.
  • 5:45 - 5:47
    Ihr Genitalverhalten
    entspricht nicht unbedingt
  • 5:47 - 5:51
    ihrem subjektiven Erleben
    von Mögen und Verlangen.
  • 5:51 - 5:52
    Eine Freundin aus Uni-Tagen
  • 5:52 - 5:56
    erzählte von ihrer Erfahrung mit
    Machtspielen in einer Sexbeziehung.
  • 5:56 - 5:58
    Sie erzählte, dass
    ihr Partner sie festband,
  • 5:58 - 5:59
    mit den Armen überm Kopf, etwa so;
  • 5:59 - 6:02
    er positioniert sie so,
    dass sie gespreizt dasteht,
  • 6:02 - 6:05
    einen Stab gegen Ihre
    Klitoris gepresst, etwa so.
  • 6:05 - 6:07
    Da steht sie nun und der Typ geht.
  • 6:07 - 6:08
    Es ist ein Machtspiel.
  • 6:08 - 6:10
    Er lässt sie allein.
  • 6:10 - 6:12
    Da steht meine Freundin und meint,
  • 6:12 - 6:13
    "Mir ist langweilig."
  • 6:13 - 6:15
    (Lachen)
  • 6:15 - 6:18
    Als der Typ zurückkommt, sagt sie,
    "Mir ist langweilig."
  • 6:19 - 6:21
    Er schaut sie an und den Stab und fragt,
  • 6:21 - 6:23
    "Warum bist Du dann feucht?"
  • 6:24 - 6:26
    Warum war sie feucht?
  • 6:27 - 6:30
    Ähnelt es Sex, Druck direkt
    auf die Klitoris auszuüben?
  • 6:30 - 6:31
    Ja.
  • 6:32 - 6:35
    Sagt ihm das, ob sie möchte
    oder mag, was da passiert?
  • 6:36 - 6:37
    Nein.
  • 6:37 - 6:41
    Was sagt ihm dann,
    ob sie will oder mag was passiert?
  • 6:42 - 6:43
    Sie tut das!
  • 6:43 - 6:47
    Sie hat erkannt und artikuliert,
    was sie will und mag.
  • 6:47 - 6:50
    Er hätte ihr nur zuhören müssen.
  • 6:50 - 6:54
    Meine Freundin am Telefon --
    was ist die Lösung?
  • 6:54 - 6:57
    Sag deinem Partner, "Hör, was ich sage."
  • 6:58 - 6:59
    Und kauf Gleitmittel.
  • 7:00 - 7:02
    (Lachen)
  • 7:02 - 7:03
    (Applaus)
  • 7:03 - 7:05
    Applaus für Gleitmittel, absolut.
  • 7:05 - 7:06
    (Applaus)
  • 7:06 - 7:08
    Jedermann, überall.
  • 7:09 - 7:12
    Ich erzähle Ihnen eine dunklere
    Hör-was-sie-sagt Geschichte.
  • 7:12 - 7:15
    Nach meiner Vorlesung
    über Diskonkordanz bei sexueller Erregung,
  • 7:15 - 7:17
    teilte mir eine Studentin
    ihre Geschichte mit.
  • 7:17 - 7:20
    Sie genoss es, Dinge
    mit ihrem neuen Partner zu tun,
  • 7:20 - 7:24
    sie kamen an den Punkt, über den sie
    nicht hinausgehen wollte,
  • 7:24 - 7:25
    und so sagte sie nein.
  • 7:25 - 7:29
    Der Partner sagte: "Du bist feucht,
    du bist sowas von bereit,
  • 7:29 - 7:30
    sei nicht schüchtern."
  • 7:30 - 7:32
    Schüchtern?
  • 7:32 - 7:35
    Als ob es nicht allen Mut
    und all ihr Vertrauen gekostet hat,
  • 7:35 - 7:38
    nein zu jemandem zu sagen,
    den sie gern hatte.
  • 7:38 - 7:40
    Dessen Gefühle sie nicht verletzen wollte.
  • 7:41 - 7:43
    Aber sie sagte es wieder.
  • 7:43 - 7:45
    Sie sagte nein.
  • 7:46 - 7:48
    Hat er auf sie gehört?
  • 7:50 - 7:54
    In Zeiten von Me Too
    und Time's Up werde ich gefragt,
  • 7:54 - 7:56
    "Wie soll ich wissen,
    was mein Partner will und mag?
  • 7:56 - 7:59
    Muss nun jede Zustimmung verbal
    und vertragsgemäß sein?"
  • 7:59 - 8:01
    Manchmal ist Zustimmung missverständlich
  • 8:01 - 8:05
    und wir brauchen eine
    umfassende kulturelle Diskussion.
  • 8:05 - 8:09
    Aber können wir sicher erkennen,
    wie eindeutig Zustimmung ist,
  • 8:09 - 8:11
    wenn wir diesen Mythos eliminieren?
  • 8:11 - 8:13
    In jedem meiner bisherigen Beispiele
  • 8:13 - 8:17
    hat einer der Partner erkannt
    und artikuliert, was er wollte und mochte:
  • 8:17 - 8:19
    "Ich will dich jetzt."
  • 8:19 - 8:20
    "Nein."
  • 8:21 - 8:23
    Und ihr Partner meinte,
    sie hätten unrecht.
  • 8:24 - 8:25
    Das ist Gaslighting.
  • 8:25 - 8:27
    Tiefgreifend und entwürdigend.
  • 8:27 - 8:29
    Man sagt, man fühle sich so,
  • 8:29 - 8:32
    aber der Körper beweist,
    dass man anders fühlt.
  • 8:32 - 8:34
    Aber wir machen das nur
    in Bezug auf Sexualität,
  • 8:34 - 8:36
    weil Diskonkordanz bei Erregung
  • 8:36 - 8:39
    in jedem emotionalen und
    motivatorischen System vorkommt.
  • 8:39 - 8:43
    Wenn mein Mund wässrig wird,
    wenn ich in einen wurmigen Apfel beiße,
  • 8:43 - 8:45
    würde dann jemand sagen:
  • 8:45 - 8:47
    "Du sagst nein, aber dein Körper sagt ja?"
  • 8:47 - 8:48
    (Gelächter)
  • 8:49 - 8:52
    Nicht nur unsere Partner
    verstehen uns falsch.
  • 8:52 - 8:56
    Das National Judicial Education Program
    verlegt eine Schrift mit dem Titel:
  • 8:56 - 8:59
    "Judges Tell: What I Wish
    I Had Known Before I Presided
  • 8:59 - 9:02
    in a Case of an Adult Victim
    of Sexual Assault."
  • 9:02 - 9:04
    Nummer 13:
  • 9:04 - 9:08
    "Gelegentlich zeigt das Opfer, männlich
    oder weiblich, eine körperliche Reaktion,
  • 9:08 - 9:12
    aber das ist keine sexuelle Reaktion
    im Sinne von Lust oder Einvernehmen."
  • 9:12 - 9:14
    Das führt mich näher ans Dunkle;
  • 9:14 - 9:17
    ich verspreche, danach finden wir
    wieder den Weg ans Licht.
  • 9:17 - 9:19
    Ich denke an ein Gerichtsverfahren,
  • 9:19 - 9:22
    bei dem es um mehrere Vorfälle
    von "nicht einvernehmlichem Sex" ging.
  • 9:22 - 9:24
    Stellen sie sich vor, Sie sind in der Jury
  • 9:24 - 9:27
    und Sie erfahren,
    dass das Opfer Orgasmen hatte.
  • 9:27 - 9:30
    Ändert das Ihre Reaktion auf den Fall?
  • 9:31 - 9:33
    Ich erinnere Sie, dass
    ein Orgasmus physiologisch ist;
  • 9:33 - 9:36
    er ist spontanes, unfreiwilliges
    Lösen der Anspannung,
  • 9:36 - 9:39
    die sich als Reaktion
    auf sexuelle Stimuli aufbaut.
  • 9:39 - 9:44
    Der Anwalt des Täters stellte sicher,
    dass die Jury vom Orgasmus erfuhr,
  • 9:44 - 9:47
    weil er meinte, Orgasmen können
    als Einvernehmen ausgelegt werden.
  • 9:49 - 9:53
    Es war ein Kind, dass in der Familie
    von einem Erwachsenen missbraucht wurde.
  • 9:53 - 9:54
    Bitte atmen sie durch.
  • 9:55 - 9:58
    Diese Art von Fällen kann
    alle möglichen Gefühle auslösen,
  • 9:58 - 10:01
    von Wut über Scham
    bis zu verstörender Erregung,
  • 10:01 - 10:03
    weil es sexuell ist,
  • 10:03 - 10:05
    obwohl es entsetzlich ist.
  • 10:07 - 10:09
    Obwohl ich weiß, dass es schwierig ist,
  • 10:09 - 10:13
    mit diesen Gefühlen in einem Raum
    voller Fremder zu sein, glaube ich,
  • 10:13 - 10:16
    wenn wir den Weg durch unsere
    verworrenen Gefühle finden können,
  • 10:16 - 10:20
    können wir den Weg
    ans Licht des Mitgefühls
  • 10:20 - 10:22
    für dieses Kind finden,
  • 10:22 - 10:26
    dessen Beziehung zu seinem Körper
    von einem Erwachsenen verletzt wurde,
  • 10:26 - 10:28
    dessen Aufgabe es war, es zu beschützen.
  • 10:29 - 10:30
    Wir haben Hoffnung,
  • 10:30 - 10:33
    dass es einen vertrauenswürdigen
    Erwachsenen gab, der sagen konnte,
  • 10:33 - 10:36
    "Genitale Reaktion zeigt nur,
    dass es sexuelle Stimuli gab,
  • 10:36 - 10:39
    es bedeutet nicht, dass das Kind
    dies wollte oder mochte,
  • 10:39 - 10:42
    ganz sicher bedeutete es
    kein Einvernehmen."
  • 10:42 - 10:44
    (Applaus)
  • 10:46 - 10:51
    Dieses Mitgefühl und diese Hoffnung
    sind der Grund dafür, dass ich viel reise
  • 10:51 - 10:53
    und mit Zuhörern darüber spreche.
  • 10:53 - 10:57
    Ich sehe, dass es Menschen hilft,
    wenn ich die Worte ausspreche.
  • 10:59 - 11:02
    Ich lade Sie dazu ein,
    die Worte auszusprechen.
  • 11:04 - 11:06
    Sie brauchen nicht "Klitoris"
    vor 1000 Fremden zu sagen.
  • 11:07 - 11:10
    Aber seien Sie mutig in Gesprächen.
  • 11:10 - 11:13
    Erzählen Sie Bekannten davon,
    die sexuelle Gewalt erlebt haben --
  • 11:13 - 11:15
    Sie kennen definitiv jemanden.
  • 11:15 - 11:17
    In den Vereinigten Staaten
    ist es eine von drei Frauen.
  • 11:17 - 11:19
    Einer von sechs Männern.
  • 11:19 - 11:22
    Fast die Hälfte der Transgender.
  • 11:22 - 11:25
    Sagen Sie "Genitale Reaktion
    ist ein Zeichen für sexuellen Stimulus.
  • 11:25 - 11:28
    Es heißt nicht, dass es
    gewollt war oder gefallen hat."
  • 11:28 - 11:30
    Sagen Sie es einem Richter
    oder Anwalt weiter,
  • 11:30 - 11:34
    einem Polizisten oder einem Jurymitglied
    in einem Fall von sexueller Gewalt.
  • 11:34 - 11:37
    Sagen Sie: "Manche glauben,
    dass der Körper nicht reagiert,
  • 11:37 - 11:40
    wenn man nicht möchte
    oder mag, was passiert,
  • 11:40 - 11:41
    wenn das nur wahr wäre.
  • 11:41 - 11:44
    Stattdessen, Diskonkordanz
    bei sexueller Erregung."
  • 11:44 - 11:47
    Erzählen Sie es den
    verwirrten Teenagern in Ihrem Leben,
  • 11:47 - 11:51
    die versuchen herauszufinden
    was, oder was?
  • 11:51 - 11:57
    Sagen Sie, wenn du in einen fauligen Apfel
    beißt und dein Mund wässrig wird,
  • 11:57 - 11:58
    würde niemand sagen,
  • 11:58 - 12:02
    "Du willst einfach nicht zugeben,
    wie sehr er Dir schmeckt."
  • 12:02 - 12:05
    Das Gleiche gilt für da unten,
    Diskonkordanz bei Erregung.
  • 12:05 - 12:07
    Sagen Sie es Ihrem Partner.
  • 12:07 - 12:11
    Meine Genitalien sagen dir nicht,
    was ich will oder mag.
  • 12:11 - 12:12
    Ich tue es.
  • 12:13 - 12:16
    (Applaus)
  • 12:18 - 12:20
    Die Wurzeln dieses Mythos reichen tief
  • 12:20 - 12:23
    und sie sind verschlungen
    mit dunklen Kräften in unserer Kultur.
  • 12:23 - 12:27
    Aber mit jedem mutigen Gespräch
  • 12:27 - 12:29
    machen wir die Welt
    für die verwirrten Teenager
  • 12:29 - 12:31
    ein wenig besser, ein wenig einfacher.
  • 12:31 - 12:34
    Ein wenig einfacher
    für die Freundin am Telefon,
  • 12:34 - 12:36
    die dachte, sie wäre defekt.
  • 12:36 - 12:39
    Ein wenig einfacher und sicherer
  • 12:39 - 12:42
    für die Überlebenden;
    eine von drei Frauen.
  • 12:42 - 12:44
    Einer von sechs Männern.
  • 12:44 - 12:46
    Die Hälfte der Transgender.
  • 12:47 - 12:48
    Me too.
  • 12:49 - 12:50
    Also für jedes mutige Gespräch,
  • 12:51 - 12:52
    das Sie führen,
  • 12:53 - 12:54
    Dankeschön.
  • 12:54 - 12:57
    (Applaus)
  • 13:01 - 13:02
    Dankeschön.
  • 13:03 - 13:05
    Danke.
  • 13:05 - 13:07
    (Applaus)
  • 13:08 - 13:10
    Helen Walters: Emily, komm hierüber.
  • 13:10 - 13:11
    Danke Dir vielmals.
  • 13:12 - 13:13
    Ich weiß, Du machst das ständig,
  • 13:13 - 13:17
    und trotzdem, bin ich Dir so dankbar
    für Deinen Mut herzukommen
  • 13:17 - 13:19

    und darüber auf dieser Bühne zu reden.
  • 13:19 - 13:21
    Es erfordert viel und
    wir sind Dir sehr verbunden.
  • 13:21 - 13:22
    Also danke Dir.
  • 13:22 - 13:25
    Emily Nagoski: Ich bin
    dankbar, hier zu sein.
  • 13:25 - 13:26
    HW: In Deinem regulären Job,
  • 13:26 - 13:28
    denke ich, stellt man Dir viele Fragen,
  • 13:28 - 13:30
    wie du schon anfangs erwähntest.
  • 13:30 - 13:33
    Aber was ist die eine Frage,
    die Du andauernd gefragt wirst,
  • 13:33 - 13:36
    die Du allen hier beantworte kannst,
  • 13:36 - 13:40
    damit Du das nicht noch 1000 mal
    während der nächsten Woche tun musst?
  • 13:40 - 13:42
    EN: Die häufigste Frage
  • 13:42 - 13:45
    ist tatsächlich die,
    die in allen Fragen mitschwingt,
  • 13:45 - 13:47
    kann ich süchtig nach
    meinem Vibrator werden,
  • 13:47 - 13:50
    bitte hilf mir mit meiner
    erektilen Dysfunktion?
  • 13:50 - 13:53
    In allen diesen Fragen steckt eigentlich
    die Frage, "Bin ich normal?"
  • 13:53 - 13:55
    Die Antwort dazu ist meiner Meinung nach,
  • 13:55 - 13:59
    was ist denn normal und warum
    möchtest du, dass deine Sexualität so ist?
  • 14:00 - 14:03
    Warum wollen wir nur
    bei unserer Sexualität normal sein?
  • 14:03 - 14:05
    Wollen wir nicht, dass sie besonders ist?
  • 14:05 - 14:08
    Willst du denn nur normalen Sex
    oder willst du großartigen Sex haben?
  • 14:08 - 14:10
    Ich denke, es gibt viel Angst ,
  • 14:10 - 14:13
    sexuell deutlich anders zu sein.
  • 14:13 - 14:14
    Wenn ich gefragt werde,
  • 14:14 - 14:16
    "Ist das, was ich erlebe, normal,"
  • 14:16 - 14:20
    lautet die eigentliche Frage:
    "Gehöre ich hierhin?"
  • 14:20 - 14:22
    Gehöre ich in diese Beziehung,
  • 14:22 - 14:24
    gehöre ich zur dieser Gemeinschaft,
  • 14:24 - 14:27
    gehöre ich auf die Erde,
    als sexuelles Wesen?
  • 14:27 - 14:31
    Worauf ich stets mit einem
    schallenden Ja antworte.
  • 14:31 - 14:35
    Die einzige Grenze, die es gibt,
    das einzige Limit, es gibt zwei:
  • 14:35 - 14:38
    erstens, wenn man ungewollte
    sexuelle Schmerzen hat,
  • 14:38 - 14:40
    dann sprich mit einem Arzt.
  • 14:40 - 14:44
    Und zweitens: Solange jeder Teilnehmer
    gerne und aus freien Stücken mitmacht
  • 14:44 - 14:46
    und jederzeit gehen kann,
    wann immer er möchte,
  • 14:46 - 14:49
    ist alles erlaubt, was du tun willst.
  • 14:49 - 14:52
    Es gibt kein Drehbuch, es gibt
    keinen Rahmen, in den du passen musst,
  • 14:52 - 14:55
    solange es im Einvernehmen und ohne
    ungewollte Schmerzen geschieht,
  • 14:55 - 14:58
    bist du absolut frei zu tun,
    was immer du willst.
  • 14:58 - 14:59
    HW: Erstaunlich. Danke dir vielmals.
  • 14:59 - 15:01
    EN: Danke dir.
  • 15:01 - 15:02
    HW: Danke dir, du bist unglaublich.
  • 15:02 - 15:03
    (Applaus)
Title:
Die Wahrheit über ungewollte sexuelle Erregung
Speaker:
Emily Nagoski
Description:

Die Sexualpädagogin Emily Nagoski entlarvt einen der gefährlichsten Mythen über Sex und gibt uns Einblicke in die Wissenschaft von Diskonkordanz bei sexueller Erregung: Wenn es keinen Zusammenhang zwischen physischer Reaktion und dem Erleben von Genuss und Lust gibt. Über so intime, private Momente zu sprechen kann peinlich und schwierig sein, trotzdem drängt uns Nagoski in ihrem offenen Vortrag dazu, diese wichtigen Informationen mit anderen zu teilen -- Richtern, Anwälten, Partnern, Kindern. "Mit jedem mutigen Gespräch, dass wir führen, machen wir die Welt ein bisschen besser," sagt Nagoski. (Dieser Vortrag enthält Erwachseneninhalte)

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
15:16

German subtitles

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