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Die überraschende Antwort auf Plastikmüll im Meer

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    Wir haben uns alle geirrt.
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    Alle.
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    Wir haben uns total geirrt.
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    Das Allerletzte, was wir tun sollten,
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    ist, den Ozean zu reinigen.
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    Das Allerletzte.
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    Sicher gerät eine Riesenladung Plastikmüll
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    in jeder Minute, in jeder Stunde,
    Tag für Tag in den Ozean.
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    Zahllose Vögel und Tiere sterben,
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    weil sie mit Plastik in Kontakt geraten.
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    Wir erleben eine der schnellsten
    Aussterberaten aller Zeiten.
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    Plastik ist in der Nahrungskette.
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    Trotzdem stehe ich hier und sage Ihnen,
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    dass wir den Ozean
    als allerletztes reinigen sollten.
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    Ganz zuletzt.
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    Stellen Sie sich vor,
    Sie betreten eine Küche.
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    Die Spüle läuft über.
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    Wasser läuft über den Boden
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    und sickert in die Wände.
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    Sie müssen schnell denken
    und Sie sind in Panik:
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    Sie haben einen Eimer,
    einen Mopp oder eine Saugglocke.
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    Was tun Sie zuerst?
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    Wieso stellen wir nicht das Wasser ab?
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    Es ist doch sinnlos, das Wasser
    aufzuwischen oder abzuschöpfen,
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    wenn wir nicht zuerst das Wasser abdrehen.
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    Wieso tun wir dasselbe
    nicht mit dem Ozean?
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    Selbst wenn das "Ocean Cleanup"-Projekt,
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    Recycling-Programme für Strandplastik
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    und sonstige gut gemeinte Projekte,
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    die sich um Ozeanplastik kümmern,
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    zu hundert Prozent erfolgreich wären,
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    wäre das trotzdem nur ein Tropfen
    auf dem heißen Stein.
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    Unsere Plastikproduktion
    tendiert dieses Jahr
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    zu über 300 Millionen Tonnen.
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    Fast acht Millionen Tonnen wetteifern,
    um in den Ozean zu gelangen
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    und sich zu den geschätzten
    150 Millionen Tonnen zu gesellen,
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    die schon da sind.
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    Berichten zufolge kommen
    80 % des Ozeanplastiks
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    aus Ländern mit extremer Armut.
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    Wenn die Armut Ihr Leben im Griff hat
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    und Sie sich ständig Sorgen
    um Ihr Essen machen müssen,
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    um Ihre Unterkunft oder Ihre Sicherheit,
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    dann ist Recycling
    jenseits Ihrer Vorstellungskraft.
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    Genau das ist der Grund,
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    weshalb ich The Plastic Bank
    gegründet habe.
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    Wir sind die größte Ladenkette weltweit
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    für die extrem Armen,
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    wo alles im Laden
    im Tausch gegen Plastikmüll
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    gekauft werden kann.
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    Alles.
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    Schulgeld.
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    Krankenversicherung.
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    Wi-Fi, Handy-Minuten, Strom.
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    Nachhaltige Brennstoffe
    und höchst effiziente Herde.
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    Und wir möchten immer mehr hinzufügen,
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    das die Welt braucht,
    aber sich nicht leisten kann.
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    Unsere Ladenketten in Haiti
    haben etwas von Gemeindezentren,
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    wo eine unserer Sammlerinnen,
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    Lise Nasis, die Möglichkeit hat,
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    sich durch das Materialsammeln
    einen Lebensunterhalt zu verdienen,
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    indem sie von Tür zu Tür geht,
    die Straßen durchkämmt
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    oder bei Firmen anfragt.
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    Am Ende des Tages
    bringt sie uns das Material.
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    Wir wiegen es, überprüfen die Qualität
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    und überweisen
    den Gegenwert auf ihr Konto.
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    Lise hat nun eine regelmäßige,
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    verlässliche Einkommensquelle.
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    Den Gegenwert überweisen wir
    für sie auf ein Online-Konto.
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    Da es ein Sparkonto ist,
    dient es als Kapital,
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    womit sie sich Dinge ausleihen kann.
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    Da es online ist,
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    ist sie vor Diebstahl geschützt.
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    Wichtiger noch ist,
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    dass sie einen neuen Selbstwert hat.
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    Selbst das Plastik hat einen neuen Wert.
  • 4:34 - 4:35
    Hm.
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    Dem von uns gesammelten Plastik
    geben wir einen Mehrwert.
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    Wir sortieren es, entfernen Etiketten,
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    wir entfernen Deckel.
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    Entweder schreddern wir es
    oder verpacken es zu Ballen
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    und bereiten es zum Export vor.
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    Es ist nicht anders,
    als über Diamantwiesen zu laufen.
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    Wenn Lise über Diamantwiesen liefe,
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    aber es keinen Laden, keine Bank gäbe,
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    keine Art, die Diamanten zu verwenden
    oder einzutauschen,
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    dann wären sie auch wertlos.
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    Lise ist seit dem Erdbeben
    2010 auf Haiti verwitwet.
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    Sie hatte weder Obdach noch Einkommen.
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    Mit Hilfe dieses Programms
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    kann Lise das Schulgeld
    für ihre zwei Töchter bezahlen
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    sowie Schuluniformen.
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    Das Plastik verkaufen wir.
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    Wir verkaufen es
    an die Zulieferer großer Marken,
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    wie Marks and Spencer,
    die in ihren Produkten
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    die Verwendung von sozialem Plastik
    in Auftrag gegeben haben.
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    Oder Henkel,
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    die deutsche Firma für Verbrauchergüter,
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    die soziales Plastik direkt
    im Herstellungsprozess verwenden.
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    Wir haben in der Kreislaufwirtschaft
  • 6:04 - 6:06
    den Kreis geschlossen.
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    Wenn Sie jetzt Shampoo
    oder Waschmittel kaufen,
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    das eine Verpackung
    aus sozialem Plastik hat,
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    dann tragen Sie indirekt
    zur Entfernung von Plastik
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    auf dem Weg zum Ozean bei.
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    Gleichzeitig lindern Sie Armut.
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    Dieses Modell ist absolut reproduzierbar.
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    In São Paulo ermutigt eine Kirche
    ihre Gemeinde dazu,
  • 6:36 - 6:39
    am Sonntag nicht nur Geld
    für die Kollekte mitzubringen,
  • 6:39 - 6:41
    sondern auch ihre Recyclingware.
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    Wir bringen die Kirche dann
    mit den Armen zusammen.
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    Um es noch stärker auszudrücken:
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    Wir könnten eine Moschee in London
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    mit einer verarmten Kirche
    in Kairo zusammenbringen.
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    Oder wie in Vancouver
    mit unserem Pfandflaschenprogramm:
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    Jeder Einzelne oder jede Gruppe
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    kann Wertstoffe mit Pfand
    nun zurückbringen.
  • 7:03 - 7:06
    Statt den Pfand zurückzunehmen,
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    können sie diesen Wert auf das Konto
    armer Leute weltweit einzahlen.
  • 7:13 - 7:15
    Wir können unser Recycling verwenden,
  • 7:15 - 7:18
    um Recycler zu unterstützen
    und zu erschaffen.
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    Eine Flasche, die zu Hause
    zurückgegeben wird,
  • 7:21 - 7:24
    könnte hundert weitere
    auf der Welt zu Tage bringen.
  • 7:25 - 7:29
    Oder wie Shell, die Energie-Firma,
  • 7:30 - 7:33
    die in unser plastikneutrales
    Programm investiert hat.
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    Plastik-Neutralität
    ist wie Kohlenstoff-Neutralität.
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    Aber Plastik-Neutralität
    investiert in Recycling-Infrastrukturen,
  • 7:41 - 7:43
    wo noch keine sind.
  • 7:43 - 7:46
    Und sie geben den Armen einen Anreiz,
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    indem sie eine Preiserhöhung bieten.
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    Oder ...
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    wie in den Slums von Manila,
  • 7:53 - 7:55
    wo der kleinste Markt
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    mit einer Waage und einem Telefon
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    nun soziales Plastik
  • 8:02 - 8:05
    als neue Form der Bezahlung
    nach Gewicht akzeptieren kann.
  • 8:05 - 8:08
    So können sie mehr Kunden anziehen
  • 8:09 - 8:12
    und ihren eigenen
    sozialen Einfluss vergrößern.
  • 8:13 - 8:15
    All dem ist gemeinsam,
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    dass soziales Plastik Geld ist.
  • 8:22 - 8:24
    Soziales Plastik ist Geld.
  • 8:25 - 8:29
    Eine global erkennbare
    und tauschbare Währung,
  • 8:29 - 8:33
    deren Einsatz Armut lindert
    und zugleich die Umwelt reinigt.
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    Es ist nicht einfach Plastik.
  • 8:38 - 8:41
    Es ist kein recyceltes Plastik,
    es ist soziales Plastik.
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    Ein Material, dessen Wert durch die Leben
    der Menschen übertragen wird,
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    die darauf treffen, ob reich oder arm.
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    Die Menschen haben über acht Billionen
    Kilogramm Plastik produziert.
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    Das meiste davon ist immer noch
    als Müll vorhanden.
  • 9:00 - 9:02
    Acht Billionen Kilogramm.
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    Bei einem Wert von circa 50 Cent pro Kilo
  • 9:05 - 9:10
    ist das potentiell ein Wert
    von vier Billionen Dollar.
  • 9:12 - 9:16
    Ich sehe soziales Plastik
    als eine Art Bitcoin für die Erde.
  • 9:17 - 9:18
    (Lachen)
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    Es ist für alle verfügbar.
  • 9:27 - 9:29
    Das gesamte Ökosystem wird nun
  • 9:29 - 9:32
    durch eine Online-Banking-Plattform
    verwaltet und unterstützt,
  • 9:32 - 9:37
    die global einen sicheren,
    authentischen Transfer ermöglicht.
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    Sie können Ihre Pfandsachen
    nun in Vancouver oder Berlin einzahlen
  • 9:41 - 9:45
    und eine Familie könnte dafür
    in den Slums von Manila
  • 9:45 - 9:47
    Ziegelsteine oder Handy-Minuten kaufen.
  • 9:47 - 9:53
    Lise könnte Wertstoffe in der Stadtmitte
    von Port-au-Prince einzahlen
  • 9:53 - 9:56
    und ihre Mutter könnte
    Brennstoff oder Geld
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    überall in der Stadt abheben.
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    Die App enthält Belohnungen,
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    Ansporne,
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    Gruppenpreise
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    und Benutzerbewertung.
  • 10:08 - 10:11
    Wir haben aus Recycling ein Spiel gemacht.
  • 10:11 - 10:15
    Wir fügen einer informellen Industrie
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    Spaß und Formalität hinzu.
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    Wir sind in Haiti
    und auf den Philippinen aktiv.
  • 10:23 - 10:27
    Wir haben Angestellte
    und Partner für Brasilien ausgewählt.
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    Dieses Jahr gehen wir
    Indien und Äthiopien an.
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    Wir sammeln hunderte
    und aberhunderte Tonnen Material.
  • 10:37 - 10:41
    Wir fügen weiter Partner und Kunden hinzu
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    und vergrößern täglich
    unsere Sammelmengen.
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    Unser Programm mit Henkel
    hat dazu geführt,
  • 10:50 - 10:54
    dass sie sich zur Verwendung
    von über 100 Millionen Kilo
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    pro Jahr verpflichtet haben.
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    Das allein bringt
    hunderte Millionen Dollar
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    in die Hände der Armen
    in den Entwicklungsländern.
  • 11:11 - 11:15
    Jetzt können wir also alle
    Teil der Lösung sein
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    und nicht Teil der Verschmutzung.
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    Das Säubern des Ozeans
    mag vergeblich sein.
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    Das ist es vielleicht.
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    Aber vielleicht ist
    das Verhindern von Ozeanplastik
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    die größte Chance für die Menschheit.
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    Danke.
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    (Beifall)
Title:
Die überraschende Antwort auf Plastikmüll im Meer
Speaker:
David Katz
Description:

Können wir das Problem von Plastikmüll in den Ozeanen und extreme Armut gleichzeitig lösen? The Plastic Bank hat sich ein hohes Ziel gesteckt: eine weltweite Ladenkette, wo alles, von Schulgeld bis hin zu Brennstoff und mehr, im Tausch gegen Plastikmüll verfügbar ist. Dieser wird dann sortiert, geschreddert und an die Marken verkauft, die "soziales Plastik" in ihren Produkten verwenden. David Katz erzählt uns mehr über das Schließen des Kreises in der Kreislaufwirtschaft. "Das Verhindern von Plastikmüll könnte die größte Chance der Menschheit sein", sagt er.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
11:53

German subtitles

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