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Eine andere Kultur des Landbesitzes erleben: Lehren eines Technologen | Malumbo Chipofya | TEDxMünster

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    Die Meisten von Ihnen wohnen zur Miete
    oder leben in einer eigenen Immobilie
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    und haben darum sicherlich Nachbarn.
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    Die Meisten von Ihnen wissen,
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    dass Sie bei unerlaubtem Betreten
    des Grundstücks Ihrer Nachbarn
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    tatsächlich wegen Hausfriedensbruchs
    verhaftet werden könnten.
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    Aber das ist hier
    in Deutschland einklagbar,
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    weil alle Immobilien
    staatlich registriert sind
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    und deshalb rechtlich geschützt sind.
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    In vielen Ländern auf der Welt
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    sind dagegen bis zu 70 %
    des Landes nicht registriert.
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    Aber selbst für Menschen
    derjenigen Länder,
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    wo es registrierte Landtitel gibt,
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    können solche Landtitel
    nicht maßgeblich sein, wie sie leben.
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    Betrachten Sie etwa eine Massai-Familie.
  • 1:00 - 1:05
    Sie hat 800 Rinder, 500 Ziegen,
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    Esel und andere Tiere.
  • 1:07 - 1:10
    Wegen ihrer Grundbedürfnisse
    sind sie von dem Land abhängig:
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    Wasser, Lebensmittel, Futter für die Tiere
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    und sogar im Hinblick auf Medikamente.
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    Einen individuellen Landtitel
    zu erhalten, kann tatsächlich dazu führen,
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    dass sie den Zugang
    zu wichtigen Ressourcen verlieren.
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    Ein individueller Landtitel kann sie
    schlechter dran sein lassen.
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    Wie Cari bereits sagte,
    arbeite ich für ein Projekt.
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    Es heißt "its4land".
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    In diesem Projekt erstellen wir
    neuartige Hilfsmittel
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    für die Registrierung von Landbesitz.
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    Unser Ziel ist, den hohen Prozentsatz
    nicht registrierten Landes
  • 1:50 - 1:53
    durch den Einsatz neuer Hilfsmittel
    auf Null zu drücken,
  • 1:53 - 1:57
    und es zu ermöglichen, Landbesitz
    schnell zu kartografieren.
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    Das Projekt umfasst 8 Partner,
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    die auf sechs Länder verteilt sind.
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    Ich arbeite für das Institut
    für Geoinformatik der Uni Münster.
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    Als wir eingeladen wurden, uns an
    dem Projekt zu beteiligen, es zu starten,
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    war ich sehr aufgeregt,
  • 2:11 - 2:15
    weil die Zielländer Kenia, Ruanda
    und Äthiopien sind,
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    die alle in Ostafrika liegen,
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    und nicht so weit von meinem Heimatland
    Malawi entfernt sind.
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    Wir ließen uns auf diese Reise ein,
    ich selbst, als Teil dieses Teams,
  • 2:27 - 2:30
    um ein kleines Programm zu erstellen,
  • 2:30 - 2:33
    das Gemeinden auf lokaler Ebene erlaubt,
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    ihr Land unter Einsatz von Hand
    gezeichneten Karten zu dokumentieren.
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    Beispielsweise diese hier.
  • 2:39 - 2:44
    Unsere Software sollte
    die handgezeichneten Skizzen lesen,
  • 2:44 - 2:48
    verarbeiten und verstehen können,
    was durch sie abgebildet wird,
  • 2:48 - 2:49
    und sie danach ordnen,
  • 2:49 - 2:52
    damit sie mit anderen Daten
    zu Landbesitz verwendet werden können.
  • 2:52 - 2:54
    Das war unser Ziel
  • 2:54 - 2:57
    und damit machten wir uns an die Arbeit.
  • 2:57 - 3:01
    Wir erstellten einige vorläufige Entwürfe
    und schufen eine Beta-Version.
  • 3:01 - 3:07
    Wir testeten unseren Arbeitsablauf sogar
    auf einem Grundstück in Deutschland.
  • 3:08 - 3:11
    Aber gehen wir ein paar Monate weiter:
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    Wir kamen im muslimischen Massai-Bezirk
    Kajiado in Süd-Kenia an.
  • 3:18 - 3:20
    Fast gleich nach unserer Ankunft
  • 3:20 - 3:25
    gingen unsere ganzen Pläne,
    die wir genau geplant hatten,
  • 3:25 - 3:26
    in die Binsen.
  • 3:26 - 3:29
    Unsere ganzen Annahmen
    waren grundsätzlich falsch.
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    Als wir ankamen, herrschte eine Dürre.
  • 3:36 - 3:38
    Die Leute benötigten mehr Zeit,
  • 3:38 - 3:43
    um Wasser und Futter
    für die Tiere zu finden.
  • 3:43 - 3:45
    Tatsächlich trafen wir
    am Tag unserer Ankunft
  • 3:45 - 3:48
    die Leute am dortigen Wasserloch.
  • 3:50 - 3:53
    Das war der einzige Ort, wo man Leute
    während des Tages treffen konnte.
  • 3:54 - 3:59
    Wir fingen sofort mit der Arbeit an:
    Wir standen unter einem Baum,
  • 4:01 - 4:05
    die Forscher und die Leute
    aus der Gemeinde.
  • 4:05 - 4:09
    Meine Kollegin Serene,
    von der Universität Leuven,
  • 4:09 - 4:11
    fing mit ihrem Teil der Befragung an.
  • 4:11 - 4:14
    Sie hatte eine nicht
    strukturierte Befragung vorbereitet.
  • 4:14 - 4:16
    Sie begann, Fragen zu stellen,
  • 4:16 - 4:22
    aber als sie von der ersten Frage
    zur zweiten und zur dritten überging,
  • 4:22 - 4:24
    wurde ich unruhig.
  • 4:24 - 4:26
    Denn ich stand neben ihr,
  • 4:26 - 4:29
    aber der Punkt ist, ich hatte einen
    zehnseitigen Fragebogen in meiner Hand
  • 4:29 - 4:32
    und alles genauestens vorbereitet.
  • 4:32 - 4:37
    Ich dachte, wie werde ich
    eine sehr strukturierte Befragung
  • 4:37 - 4:39
    im sehr lebhaften Szenario durchführen.
  • 4:41 - 4:45
    Bevor ich den Gedanken abschloss,
    war ich bereits mit dem Fragen dran.
  • 4:45 - 4:47
    Sie ging: "Du bist dran!"
    Ich denke: "Oh, mein Gott."
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    Irgendwie nahm ich meinen Fragebogen.
    Hier ist meine erste Frage.
  • 4:52 - 4:54
    Ich las die erste Frage.
  • 4:55 - 5:00
    Der Dolmetscher stand neben mir
    und übersetzte sie in die Massai-Sprache.
  • 5:01 - 5:04
    Danach war es einige Sekunden still.
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    Nach der Stille brach jeder in Lachen aus.
  • 5:09 - 5:13
    Okay, was habe ich Lustiges gesagt?
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    Ich war einen Augenblick verunsichert,
    weil die Frage einfach war.
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    Ungefähr 15 bis 20 Männer
    standen um mich herum.
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    Fünf andere waren gerade 30 Kilometer
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    mit ihren Tieren von Tansania
    über die Grenze gelaufen,
  • 5:29 - 5:32
    nur um ihre Tiere in diesem Gebiet
    weiden zu lassen.
  • 5:32 - 5:33
    Was sollte ich tun?
  • 5:33 - 5:36
    Ich schaute nur auf meinen Fragebogen
  • 5:36 - 5:39
    und ich las die zweite Frage,
    sagte sie sollten die erste vergessen.
  • 5:40 - 5:42
    Aber als ich meinen Kopf erneut hob,
  • 5:42 - 5:45
    erkannte ich, dass nicht immer
    die gleichen Gesichter zu sehen waren.
  • 5:45 - 5:49
    Leute standen da und gingen
    zu jemand anderen, um mit ihm zu reden,
  • 5:49 - 5:50
    kamen dann zurück
  • 5:50 - 5:53
    und schauten vielleicht
    ein wenig nach den Tieren.
  • 5:53 - 5:56
    Ich dachte, das kann so manches bedeuten,
  • 5:56 - 6:00
    aber entweder ist diese Aufgabe
    für die Jungs vollkommen langweilig
  • 6:01 - 6:04
    oder sie sind extrem beschäftigt.
  • 6:04 - 6:08
    Ich stimmte natürlich dem zweiten zu,
    denn sie hatten drängendere Probleme.
  • 6:08 - 6:10
    Wir suchten Sie an ihrem Arbeitsplatz auf,
  • 6:10 - 6:12
    der es nun mal war.
  • 6:12 - 6:15
    Also entschied ich: Lass es.
  • 6:15 - 6:18
    Ich steckte meinen Fragebogen
    in meine Tasche zurück
  • 6:18 - 6:20
    und fing einfach Gespräche mit ihnen an.
  • 6:21 - 6:23
    Wir standen nur da
    und hatten kleine Plaudereien.
  • 6:24 - 6:26
    Dadurch erfuhren wir ziemlich viel.
  • 6:26 - 6:30
    Wir erfuhren etwa, dass die Massai
    traditionell niemals Land besaßen,
  • 6:30 - 6:32
    -- wovon wir eine Ahnung hatten --,
  • 6:32 - 6:34
    aber nicht im modernen
    Verständnis von Landbesitz.
  • 6:34 - 6:37
    Das war immer etwas,
    was ihnen übergestülpt wurde
  • 6:37 - 6:40
    und auf die Kolonialzeit zurückgeht.
  • 6:40 - 6:43
    Das Meiste, das sie uns erzählten,
  • 6:43 - 6:45
    war in kleinen Geschichten verpackt.
  • 6:45 - 6:48
    Es waren keine schlichten Tatsachen.
    Es kam Geschichte auf Geschichte.
  • 6:48 - 6:53
    Es kam ein junger Mann zu uns
    und erzählte uns eine Geschichte,
  • 6:53 - 6:59
    die eine gewisse lockere Beziehung
    der Massai mit ihrem Land aufzeigt.
  • 6:59 - 7:01
    Er deckte eine Unregelmäßigkeit auf.
  • 7:01 - 7:03
    Er entdeckte eine Unstimmigkeit
  • 7:03 - 7:06
    bei den Grenzen eines großen Grundstückes,
  • 7:06 - 7:08
    das einer Familie gehört.
  • 7:08 - 7:11
    Mit Familie meine ich natürlich nicht
    Ehemann, Ehefrau und Kinder.
  • 7:11 - 7:16
    Ich meine ungefähr 10 oder mehr Haushalte
    von Brüdern, Cousinen und so weiter,
  • 7:16 - 7:20
    die auf einem Stück Land zusammenleben
    und ihre ganzen Ressourcen teilen.
  • 7:20 - 7:21
    Folgendes war geschehen:
  • 7:21 - 7:24
    Sie hatten sozusagen Nachbargrundstücke.
  • 7:24 - 7:27
    Die Leute dieser Familien
    auf den Nachbargrundstücken
  • 7:27 - 7:29
    hatten ihr Land aufgeteilt
  • 7:29 - 7:32
    und dann Teile dieser Grundstücke
    an andere Leute verkauft.
  • 7:32 - 7:36
    Dabei verschoben sich die Grenzen
  • 7:36 - 7:39
    irgendwie zu Gunsten
    der neuen Grundstücke.
  • 7:39 - 7:44
    Ein großer Batzen Land ging der Familie,
    die zusammenlebte, verloren.
  • 7:44 - 7:46
    Das Problem ist selbstverständlich,
  • 7:46 - 7:51
    dass diese gute Entdeckung,
    12 Jahre zu spät kam.
  • 7:52 - 7:55
    Denn in Kenia kann man
    die Ausgabe von Landtiteln
  • 7:55 - 7:59
    nur innerhalb eines Zeitraums
    von 12 Jahren anfechten.
  • 7:59 - 8:05
    Diese Änderungen wurden staatlicherseits
    aber mehr als 20 Jahre zuvor eingetragen.
  • 8:07 - 8:08
    Wie konnte das passieren?
  • 8:08 - 8:10
    Wie konnten sie das nicht feststellen?
  • 8:10 - 8:15
    Es war so, dass sie zusammenlebten
    und über die Grenzen Bescheid wussten,
  • 8:15 - 8:19
    aber sie betrachteten sie nie wirklich
    als Hindernis für ihre Bewegungsfreiheit,
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    als eine Begrenzung wie:
    "Dort kann man nicht hingehen."
  • 8:21 - 8:25
    Wenn sie ihre Tiere weiden lassen,
    oder wenn sie Feuerholz sammeln
  • 8:25 - 8:28
    oder etwas anderes auf dem Land tun,
    durchquerten sie es einfach.
  • 8:28 - 8:31
    Es spielte keine Rolle, wessen Grundstück,
    das in Wirklichkeit war.
  • 8:31 - 8:34
    Als die Änderungen bei den
    angrenzenden Grundstücke stattfanden,
  • 8:34 - 8:38
    kümmerten sie sich leider nicht darum,
    zu überprüfen, was mit den Grenzen
  • 8:38 - 8:42
    und mit den tatsächlichen Informationen,
    die eingetragen wurden, los ist.
  • 8:43 - 8:46
    Jedenfalls fuhren wir
    mit unseren Gesprächen fort.
  • 8:46 - 8:48
    Später baten wir die Leute
    Karten zu zeichnen,
  • 8:48 - 8:51
    um zu veranschaulichen,
    was sie uns erzählten;
  • 8:51 - 8:53
    die Geschichten, die sie uns erzählten.
  • 8:53 - 8:55
    Hier ist ein Beispiel:
  • 8:55 - 8:56
    Das ist ein Massai-Gehöft.
  • 8:56 - 9:00
    Eine Massai-Familie lebt in kreisförmig
    angeordneten Hütten,
  • 9:00 - 9:02
    was "enkang" genannt wird.
  • 9:02 - 9:05
    In der Mitte gibt es üblicherweise
    einen kreisrunden Bereich,
  • 9:05 - 9:08
    ein Gehege oder mehrere Gehege,
  • 9:08 - 9:10
    wo ihre Haustiere
    in der Nacht untergebracht sind.
  • 9:10 - 9:13
    Das dient zum Schutz vor Wildtieren.
  • 9:13 - 9:17
    Die traditionelle Massai-Hütte
    wird in deren Sprache "inkaji"
  • 9:17 - 9:20
    oder in der Mehrzahl "inkajijik" genannt.
  • 9:20 - 9:22
    Von außen sehen sie so aus.
  • 9:23 - 9:27
    Die Hütten gehören
    üblicherweise den Ehefrauen.
  • 9:28 - 9:31
    Im "enkang" gibt es einen Mann
    und mehrere Ehefrauen
  • 9:31 - 9:36
    und jede Frau hat ihre eigene
    kleine Hütte für ihre Familie.
  • 9:37 - 9:39
    Jede Frau hat auch einen Eingang,
  • 9:39 - 9:42
    also ein Tor zum Eintritt in den "enkang".
  • 9:42 - 9:43
    Sie ist für das Tor verantwortlich.
  • 9:43 - 9:46
    Sie ist zuständig, es am Morgen zu öffnen
  • 9:46 - 9:49
    und in der Nacht zu schließen.
  • 9:49 - 9:52
    Diese Tore werden durch einen
    großen Ast eines Baums bewacht,
  • 9:52 - 9:53
    den man "oltim" nennt.
  • 9:53 - 9:57
    Sobald der "oltim" innerhalb
    des Tores abgelegt ist,
  • 9:57 - 10:00
    kann keiner mehr,
    besonders die Männer, eintreten.
  • 10:00 - 10:03
    Die Männer können nicht
    über den "oltim" steigen,
  • 10:03 - 10:05
    weil es in ihrer Kultur
    als Tabu betrachtet wird.
  • 10:05 - 10:08
    Es gibt auch subtile Regeln dafür,
  • 10:08 - 10:11
    welches Tor für welchen Zweck
    genutzt werden darf.
  • 10:11 - 10:14
    Zum Beispiel hat man ein Tor
    nur für die Ziegen
  • 10:14 - 10:16
    und einer der anderen Eingänge
    wäre für die Menschen,
  • 10:16 - 10:20
    und ein anderer
    wäre vielleicht für Rinder.
  • 10:20 - 10:22
    Der Punkt, den ich
    hier anführen will, ist,
  • 10:22 - 10:24
    dass das Massai-Gehöft
  • 10:24 - 10:28
    eine wirklich komplexe räumliche
    und soziale Struktur hat.
  • 10:28 - 10:31
    Diese Struktur ist sehr bedeutungsvoll.
  • 10:31 - 10:35
    Diese reichhaltige Bedeutung
    ging leider in vielen modernen
  • 10:35 - 10:41
    oder aktuellen Informationssystemen
    zur Landregistrierung verloren.
  • 10:42 - 10:45
    Der Fokus liegt mehr auf Grundstücken,
  • 10:45 - 10:47
    wie man es in Deutschland damit hält,
  • 10:47 - 10:50
    Grenzen und Koordinaten.
  • 10:52 - 10:57
    Als wir sie zum ersten Mal baten
    diese Karte für uns zu zeichnen,
  • 10:57 - 11:00
    das waren die dummen Fragen
    in der ersten Befragung,
  • 11:00 - 11:03
    lautete sie etwa so: Können Sie
    eine Karte von Ihrem Land zeichnen?
  • 11:03 - 11:06
    Die Jungs sagten:
    Wovon zum Teufel sprichst Du?
  • 11:07 - 11:11
    Nachdem wir von der Reise zurückkehrten,
  • 11:11 - 11:13
    stellte ich mir selbst dieselbe Frage.
  • 11:13 - 11:16
    Welchen Zweck haben die Zeichnungen,
    nach denen wir verlangen?
  • 11:16 - 11:19
    Offensichtlich mussten wir
    unsere Strategie ändern.
  • 11:20 - 11:24
    Wir verbrachten etwa vier Monate hier
    und kehrten dann geradewegs zurück.
  • 11:25 - 11:28
    Dieses Mal hatten wir
    spezielle Workshops organisiert;
  • 11:28 - 11:30
    wir organisierten die Dinge
    tatsächlich im Voraus.
  • 11:30 - 11:33
    Wir hatten Workshops für Männer
    und Workshops für Frauen.
  • 11:33 - 11:36
    Während der Diskussionen
    sprachen die Leute darüber,
  • 11:36 - 11:39
    was ich für wichtige Aspekte
    für sie hielt.
  • 11:39 - 11:43
    Zum Beispiel: wie erhalten wir
    unsere Wasserquellen
  • 11:43 - 11:48
    oder wo sind die Wildtiere
    gewöhnlich anzutreffen.
  • 11:49 - 11:52
    Wo sind die Orte mit wichtigen Baumarten
  • 11:53 - 11:54
    oder andere Arten von Vegetation?
  • 11:55 - 11:59
    Was wir während dieser Zeit
    der Diskussionen lernten, war,
  • 11:59 - 12:02
    dass die Älteren ein gewisses
    besonderes Geschick
  • 12:02 - 12:03
    im Lesen der Landschaft hatten.
  • 12:03 - 12:07
    Beispielsweise beobachteten
    sie die Vegetation
  • 12:07 - 12:10
    und meinten dann: Lasst uns hier
    nach Wasser bohren.
  • 12:11 - 12:14
    Natürlich begreifen es
    die jüngeren Männer nicht ganz,
  • 12:14 - 12:17
    ich vermute, es stellt sich erst
    mit der Erfahrung ein.
  • 12:17 - 12:19
    Aber ich dachte, dass das
    ein tiefes Verständnis war
  • 12:19 - 12:21
    und wir wollten das Verständnis erfassen.
  • 12:21 - 12:24
    Wir wollten es in unseren
    Karten festhalten.
  • 12:24 - 12:26
    Wir baten sie auch ein paar Karten
    für uns zu skizzieren,
  • 12:26 - 12:28
    Zum Beispiel: diese Karte.
  • 12:28 - 12:30
    Eine Gruppe Frauen zeichnete sie.
  • 12:30 - 12:34
    Man sieht hier einige Kreise.
  • 12:34 - 12:36
    Diese stellen die Gehöfte dar.
  • 12:36 - 12:38
    Man sieht hier auch einige Berge.
  • 12:38 - 12:42
    Die Karte ist recht detailliert,
    von dort vermutlich nicht gut sichtbar;
  • 12:42 - 12:45
    aber woher bekommt man Wasser,
  • 12:45 - 12:47
    wo sind die Wildtiere
  • 12:47 - 12:49
    und jede Menge Besonderheiten;
  • 12:49 - 12:51
    wo ist der Hauptfluss unserer Region.
  • 12:51 - 12:56
    In den Ecken sind kleine Dreiecke,
    die die Grenzen ihrer Viehfarm darstellen.
  • 12:56 - 12:59
    Wir können Informationen
    mit Aussagekraft erfassen,
  • 12:59 - 13:03
    welche man in offiziellen Archiven
    nicht zusammen mit der Darstellung
  • 13:03 - 13:08
    von amtlichen Informationen
    über die Grenzen ihrer Grundstücke findet.
  • 13:08 - 13:12
    Wir können diese Grenzen in Beziehung
    zu den Besonderheiten setzen,
  • 13:12 - 13:15
    die wichtig für deren Leben ist.
  • 13:17 - 13:20
    Wir wollten ein kleines
    Hilfsmittel erstellen,
  • 13:20 - 13:24
    dass Karten, Karten von Landbesitz,
    von Grundstücken digitalisiert.
  • 13:24 - 13:26
    Aber dabei lernten wir,
  • 13:26 - 13:28
    dass es nicht nur um ein Stück Boden geht.
  • 13:28 - 13:32
    Es geht um Beziehungen
    zwischen Menschen und ihrem Land,
  • 13:33 - 13:38
    die häufig nicht so einfach
    oder nicht vereinbar mit der Art sind,
  • 13:38 - 13:40
    wie wir das Land als Eigentum,
    welches man besitzt,
  • 13:40 - 13:43
    als individuellen Titel,
    der meiner ist, betrachten.
  • 13:43 - 13:46
    Dabei lernten wir auch, dass damit
    unsere Technologie bedeutungsvoll ist,
  • 13:46 - 13:50
    muss man Fragen beantworten,
    die für die Gemeinde von Bedeutung sind.
  • 13:50 - 13:52
    Dort sind wir auf dieser Reise
  • 13:52 - 13:56
    und es ist eine Reise,
    die die Landinformationen
  • 13:56 - 14:00
    und die Fähigkeit, sie zu dokumentieren,
    wirklich zu den Menschen bringen soll.
  • 14:02 - 14:04
    Was wir bis jetzt tun konnten,
  • 14:04 - 14:07
    ist mit allem was wir erfuhren,
    mit allen Vorstellung, die wir sammelten,
  • 14:07 - 14:10
    ein programmiertes Hilfsmittel
    oder einen Prototyp erstellen,
  • 14:10 - 14:12
    der bedeutsame digitale Objekte
  • 14:12 - 14:15
    aus den handgezeichneten Karten
    herauszufiltern.
  • 14:15 - 14:16
    Es sieht ein wenig wie Unsinn aus,
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    aber das sind die Berge,
  • 14:18 - 14:20
    die verschiedenen Gehöfte und so weiter.
  • 14:20 - 14:24
    Diese aussagekräftigen Informationen
    kann man mit vorhandenen Karten vernetzen,
  • 14:24 - 14:28
    um neue Karten, aussagekräftigere Karten
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    und neue, bessere Verknüpfungen,
  • 14:29 - 14:32
    mit den in der Gemeinde
    erzeugten Daten zu erstellen.
  • 14:32 - 14:35
    Ich muss dieses letzte Bild zeigen,
  • 14:35 - 14:38
    weil es sehr besonders für mich ist.
  • 14:38 - 14:42
    Am Ende des letzten Workshops,
    sozusagen die Rollen wechselnd,
  • 14:42 - 14:45
    riefen mich die Frauen nach draußen
    und sagten: "Hey, komm!".
  • 14:45 - 14:47
    Ich ging raus und sagte: "Was liegt an?"
  • 14:47 - 14:51
    "Stell Dich hier hin."
    Sie präsentierten mir ein Geschenk.
  • 14:51 - 14:54
    Es war ein Armband der Massai
    -- perlenbesetzt.
  • 14:54 - 14:56
    Einer der Frauen sagte:
    "Ich habe es gemacht.
  • 14:56 - 14:58
    Ich dachte, es wäre
    ein nettes Geschenk für Dich."
  • 14:58 - 15:00
    Das war besonders.
  • 15:00 - 15:03
    Für mich markierte es das Ende
    und den Beginn dieser Beziehung.
  • 15:03 - 15:06
    Ich hoffe, es wird eine lang
    andauernde Beziehung
  • 15:06 - 15:09
    mit diesen sehr großartigen Menschen sein,
  • 15:09 - 15:12
    die ihre Zeit und ihr Wissen mit uns
    im Kajiado-Bezirk teilten,
  • 15:12 - 15:14
    wohin ich mich freue zurückzukehren.
  • 15:14 - 15:15
    Danke.
  • 15:15 - 15:18
    (Applaus)
Title:
Eine andere Kultur des Landbesitzes erleben: Lehren eines Technologen | Malumbo Chipofya | TEDxMünster
Description:

Malumbo Chipofya ist ein Geowissenschaftler aus Malawi und zur Zeit ein Mitglied eines Forscherteams der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Er widmet sich in seiner Arbeit der Landkartierung in Ostafrika, wo Landregistrierung noch immer eine seltene Ausnahme ist. Aber Landkartierung kann zu einem echten Landverlust führen, ist eine seiner Beobachtungen, wenn die Kultur der Landbesitzer und ihr Lebensstil nicht berücksichtigt werden. Malumbo und sein Team gingen nach Kenia, um zu beobachten und zu lernen. Sie verschmolzen das traditionelle Wissen der Massai und ihr eigenes digitales Hilfsmittel, zum nützlichere geographische Daten zu schaffen. In vielen Regionen Afrikas sind Land, Grundstücksgrenzen und Besitz ungeklärt, was besonders Nomadenvölker in Gefahr bringt, ihre Lebensweise zu verlieren. Während der Forschung an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster hat der malawische Informatiker Malumbo Chipofya am Aufbau einer Software mitgewirkt, die diese Probleme lösen kann. Als seine Kollegen und er, allerdings nach Kenia reisten, um ihre Software vorzuführen, erlebten sie eine Überraschung: die Menschen lachten. Malumbo Chipofya lernte viel über kulturelle Unterschiede.

Dieser Vortrag wurde bei einem TEDx-Event gehalten, der dem Format für TED-Konferenzen entspricht, aber eigenständig von einem lokalen Veranstalter organisiert wurde. Erfahren Sie mehr unter http://ted.com/tedx.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDxTalks
Duration:
15:27

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