Eine andere Kultur des Landbesitzes erleben: Lehren eines Technologen | Malumbo Chipofya | TEDxMünster
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0:13 - 0:17Die Meisten von Ihnen wohnen zur Miete
oder leben in einer eigenen Immobilie -
0:17 - 0:20und haben darum sicherlich Nachbarn.
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0:20 - 0:22Die Meisten von Ihnen wissen,
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0:22 - 0:25dass Sie bei unerlaubtem Betreten
des Grundstücks Ihrer Nachbarn -
0:25 - 0:29tatsächlich wegen Hausfriedensbruchs
verhaftet werden könnten. -
0:29 - 0:31Aber das ist hier
in Deutschland einklagbar, -
0:31 - 0:34weil alle Immobilien
staatlich registriert sind -
0:34 - 0:37und deshalb rechtlich geschützt sind.
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0:37 - 0:38In vielen Ländern auf der Welt
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0:38 - 0:44sind dagegen bis zu 70 %
des Landes nicht registriert. -
0:46 - 0:49Aber selbst für Menschen
derjenigen Länder, -
0:49 - 0:52wo es registrierte Landtitel gibt,
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0:52 - 0:56können solche Landtitel
nicht maßgeblich sein, wie sie leben. -
0:57 - 0:59Betrachten Sie etwa eine Massai-Familie.
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1:00 - 1:05Sie hat 800 Rinder, 500 Ziegen,
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1:05 - 1:07Esel und andere Tiere.
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1:07 - 1:10Wegen ihrer Grundbedürfnisse
sind sie von dem Land abhängig: -
1:10 - 1:14Wasser, Lebensmittel, Futter für die Tiere
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1:14 - 1:16und sogar im Hinblick auf Medikamente.
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1:16 - 1:20Einen individuellen Landtitel
zu erhalten, kann tatsächlich dazu führen, -
1:22 - 1:27dass sie den Zugang
zu wichtigen Ressourcen verlieren. -
1:28 - 1:32Ein individueller Landtitel kann sie
schlechter dran sein lassen. -
1:32 - 1:37Wie Cari bereits sagte,
arbeite ich für ein Projekt. -
1:37 - 1:39Es heißt "its4land".
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1:39 - 1:42In diesem Projekt erstellen wir
neuartige Hilfsmittel -
1:42 - 1:44für die Registrierung von Landbesitz.
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1:44 - 1:49Unser Ziel ist, den hohen Prozentsatz
nicht registrierten Landes -
1:50 - 1:53durch den Einsatz neuer Hilfsmittel
auf Null zu drücken, -
1:53 - 1:57und es zu ermöglichen, Landbesitz
schnell zu kartografieren. -
1:58 - 2:00Das Projekt umfasst 8 Partner,
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2:00 - 2:02die auf sechs Länder verteilt sind.
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2:02 - 2:06Ich arbeite für das Institut
für Geoinformatik der Uni Münster. -
2:06 - 2:10Als wir eingeladen wurden, uns an
dem Projekt zu beteiligen, es zu starten, -
2:10 - 2:11war ich sehr aufgeregt,
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2:11 - 2:15weil die Zielländer Kenia, Ruanda
und Äthiopien sind, -
2:15 - 2:17die alle in Ostafrika liegen,
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2:17 - 2:20und nicht so weit von meinem Heimatland
Malawi entfernt sind. -
2:22 - 2:27Wir ließen uns auf diese Reise ein,
ich selbst, als Teil dieses Teams, -
2:27 - 2:30um ein kleines Programm zu erstellen,
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2:30 - 2:33das Gemeinden auf lokaler Ebene erlaubt,
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2:33 - 2:36ihr Land unter Einsatz von Hand
gezeichneten Karten zu dokumentieren. -
2:36 - 2:38Beispielsweise diese hier.
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2:39 - 2:44Unsere Software sollte
die handgezeichneten Skizzen lesen, -
2:44 - 2:48verarbeiten und verstehen können,
was durch sie abgebildet wird, -
2:48 - 2:49und sie danach ordnen,
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2:49 - 2:52damit sie mit anderen Daten
zu Landbesitz verwendet werden können. -
2:52 - 2:54Das war unser Ziel
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2:54 - 2:57und damit machten wir uns an die Arbeit.
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2:57 - 3:01Wir erstellten einige vorläufige Entwürfe
und schufen eine Beta-Version. -
3:01 - 3:07Wir testeten unseren Arbeitsablauf sogar
auf einem Grundstück in Deutschland. -
3:08 - 3:11Aber gehen wir ein paar Monate weiter:
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3:11 - 3:16Wir kamen im muslimischen Massai-Bezirk
Kajiado in Süd-Kenia an. -
3:18 - 3:20Fast gleich nach unserer Ankunft
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3:20 - 3:25gingen unsere ganzen Pläne,
die wir genau geplant hatten, -
3:25 - 3:26in die Binsen.
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3:26 - 3:29Unsere ganzen Annahmen
waren grundsätzlich falsch. -
3:30 - 3:34Als wir ankamen, herrschte eine Dürre.
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3:36 - 3:38Die Leute benötigten mehr Zeit,
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3:38 - 3:43um Wasser und Futter
für die Tiere zu finden. -
3:43 - 3:45Tatsächlich trafen wir
am Tag unserer Ankunft -
3:45 - 3:48die Leute am dortigen Wasserloch.
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3:50 - 3:53Das war der einzige Ort, wo man Leute
während des Tages treffen konnte. -
3:54 - 3:59Wir fingen sofort mit der Arbeit an:
Wir standen unter einem Baum, -
4:01 - 4:05die Forscher und die Leute
aus der Gemeinde. -
4:05 - 4:09Meine Kollegin Serene,
von der Universität Leuven, -
4:09 - 4:11fing mit ihrem Teil der Befragung an.
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4:11 - 4:14Sie hatte eine nicht
strukturierte Befragung vorbereitet. -
4:14 - 4:16Sie begann, Fragen zu stellen,
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4:16 - 4:22aber als sie von der ersten Frage
zur zweiten und zur dritten überging, -
4:22 - 4:24wurde ich unruhig.
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4:24 - 4:26Denn ich stand neben ihr,
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4:26 - 4:29aber der Punkt ist, ich hatte einen
zehnseitigen Fragebogen in meiner Hand -
4:29 - 4:32und alles genauestens vorbereitet.
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4:32 - 4:37Ich dachte, wie werde ich
eine sehr strukturierte Befragung -
4:37 - 4:39im sehr lebhaften Szenario durchführen.
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4:41 - 4:45Bevor ich den Gedanken abschloss,
war ich bereits mit dem Fragen dran. -
4:45 - 4:47Sie ging: "Du bist dran!"
Ich denke: "Oh, mein Gott." -
4:47 - 4:52Irgendwie nahm ich meinen Fragebogen.
Hier ist meine erste Frage. -
4:52 - 4:54Ich las die erste Frage.
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4:55 - 5:00Der Dolmetscher stand neben mir
und übersetzte sie in die Massai-Sprache. -
5:01 - 5:04Danach war es einige Sekunden still.
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5:04 - 5:08Nach der Stille brach jeder in Lachen aus.
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5:09 - 5:13Okay, was habe ich Lustiges gesagt?
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5:13 - 5:17Ich war einen Augenblick verunsichert,
weil die Frage einfach war. -
5:17 - 5:21Ungefähr 15 bis 20 Männer
standen um mich herum. -
5:22 - 5:25Fünf andere waren gerade 30 Kilometer
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5:25 - 5:29mit ihren Tieren von Tansania
über die Grenze gelaufen, -
5:29 - 5:32nur um ihre Tiere in diesem Gebiet
weiden zu lassen. -
5:32 - 5:33Was sollte ich tun?
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5:33 - 5:36Ich schaute nur auf meinen Fragebogen
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5:36 - 5:39und ich las die zweite Frage,
sagte sie sollten die erste vergessen. -
5:40 - 5:42Aber als ich meinen Kopf erneut hob,
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5:42 - 5:45erkannte ich, dass nicht immer
die gleichen Gesichter zu sehen waren. -
5:45 - 5:49Leute standen da und gingen
zu jemand anderen, um mit ihm zu reden, -
5:49 - 5:50kamen dann zurück
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5:50 - 5:53und schauten vielleicht
ein wenig nach den Tieren. -
5:53 - 5:56Ich dachte, das kann so manches bedeuten,
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5:56 - 6:00aber entweder ist diese Aufgabe
für die Jungs vollkommen langweilig -
6:01 - 6:04oder sie sind extrem beschäftigt.
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6:04 - 6:08Ich stimmte natürlich dem zweiten zu,
denn sie hatten drängendere Probleme. -
6:08 - 6:10Wir suchten Sie an ihrem Arbeitsplatz auf,
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6:10 - 6:12der es nun mal war.
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6:12 - 6:15Also entschied ich: Lass es.
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6:15 - 6:18Ich steckte meinen Fragebogen
in meine Tasche zurück -
6:18 - 6:20und fing einfach Gespräche mit ihnen an.
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6:21 - 6:23Wir standen nur da
und hatten kleine Plaudereien. -
6:24 - 6:26Dadurch erfuhren wir ziemlich viel.
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6:26 - 6:30Wir erfuhren etwa, dass die Massai
traditionell niemals Land besaßen, -
6:30 - 6:32-- wovon wir eine Ahnung hatten --,
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6:32 - 6:34aber nicht im modernen
Verständnis von Landbesitz. -
6:34 - 6:37Das war immer etwas,
was ihnen übergestülpt wurde -
6:37 - 6:40und auf die Kolonialzeit zurückgeht.
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6:40 - 6:43Das Meiste, das sie uns erzählten,
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6:43 - 6:45war in kleinen Geschichten verpackt.
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6:45 - 6:48Es waren keine schlichten Tatsachen.
Es kam Geschichte auf Geschichte. -
6:48 - 6:53Es kam ein junger Mann zu uns
und erzählte uns eine Geschichte, -
6:53 - 6:59die eine gewisse lockere Beziehung
der Massai mit ihrem Land aufzeigt. -
6:59 - 7:01Er deckte eine Unregelmäßigkeit auf.
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7:01 - 7:03Er entdeckte eine Unstimmigkeit
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7:03 - 7:06bei den Grenzen eines großen Grundstückes,
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7:06 - 7:08das einer Familie gehört.
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7:08 - 7:11Mit Familie meine ich natürlich nicht
Ehemann, Ehefrau und Kinder. -
7:11 - 7:16Ich meine ungefähr 10 oder mehr Haushalte
von Brüdern, Cousinen und so weiter, -
7:16 - 7:20die auf einem Stück Land zusammenleben
und ihre ganzen Ressourcen teilen. -
7:20 - 7:21Folgendes war geschehen:
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7:21 - 7:24Sie hatten sozusagen Nachbargrundstücke.
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7:24 - 7:27Die Leute dieser Familien
auf den Nachbargrundstücken -
7:27 - 7:29hatten ihr Land aufgeteilt
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7:29 - 7:32und dann Teile dieser Grundstücke
an andere Leute verkauft. -
7:32 - 7:36Dabei verschoben sich die Grenzen
-
7:36 - 7:39irgendwie zu Gunsten
der neuen Grundstücke. -
7:39 - 7:44Ein großer Batzen Land ging der Familie,
die zusammenlebte, verloren. -
7:44 - 7:46Das Problem ist selbstverständlich,
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7:46 - 7:51dass diese gute Entdeckung,
12 Jahre zu spät kam. -
7:52 - 7:55Denn in Kenia kann man
die Ausgabe von Landtiteln -
7:55 - 7:59nur innerhalb eines Zeitraums
von 12 Jahren anfechten. -
7:59 - 8:05Diese Änderungen wurden staatlicherseits
aber mehr als 20 Jahre zuvor eingetragen. -
8:07 - 8:08Wie konnte das passieren?
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8:08 - 8:10Wie konnten sie das nicht feststellen?
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8:10 - 8:15Es war so, dass sie zusammenlebten
und über die Grenzen Bescheid wussten, -
8:15 - 8:19aber sie betrachteten sie nie wirklich
als Hindernis für ihre Bewegungsfreiheit, -
8:19 - 8:21als eine Begrenzung wie:
"Dort kann man nicht hingehen." -
8:21 - 8:25Wenn sie ihre Tiere weiden lassen,
oder wenn sie Feuerholz sammeln -
8:25 - 8:28oder etwas anderes auf dem Land tun,
durchquerten sie es einfach. -
8:28 - 8:31Es spielte keine Rolle, wessen Grundstück,
das in Wirklichkeit war. -
8:31 - 8:34Als die Änderungen bei den
angrenzenden Grundstücke stattfanden, -
8:34 - 8:38kümmerten sie sich leider nicht darum,
zu überprüfen, was mit den Grenzen -
8:38 - 8:42und mit den tatsächlichen Informationen,
die eingetragen wurden, los ist. -
8:43 - 8:46Jedenfalls fuhren wir
mit unseren Gesprächen fort. -
8:46 - 8:48Später baten wir die Leute
Karten zu zeichnen, -
8:48 - 8:51um zu veranschaulichen,
was sie uns erzählten; -
8:51 - 8:53die Geschichten, die sie uns erzählten.
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8:53 - 8:55Hier ist ein Beispiel:
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8:55 - 8:56Das ist ein Massai-Gehöft.
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8:56 - 9:00Eine Massai-Familie lebt in kreisförmig
angeordneten Hütten, -
9:00 - 9:02was "enkang" genannt wird.
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9:02 - 9:05In der Mitte gibt es üblicherweise
einen kreisrunden Bereich, -
9:05 - 9:08ein Gehege oder mehrere Gehege,
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9:08 - 9:10wo ihre Haustiere
in der Nacht untergebracht sind. -
9:10 - 9:13Das dient zum Schutz vor Wildtieren.
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9:13 - 9:17Die traditionelle Massai-Hütte
wird in deren Sprache "inkaji" -
9:17 - 9:20oder in der Mehrzahl "inkajijik" genannt.
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9:20 - 9:22Von außen sehen sie so aus.
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9:23 - 9:27Die Hütten gehören
üblicherweise den Ehefrauen. -
9:28 - 9:31Im "enkang" gibt es einen Mann
und mehrere Ehefrauen -
9:31 - 9:36und jede Frau hat ihre eigene
kleine Hütte für ihre Familie. -
9:37 - 9:39Jede Frau hat auch einen Eingang,
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9:39 - 9:42also ein Tor zum Eintritt in den "enkang".
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9:42 - 9:43Sie ist für das Tor verantwortlich.
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9:43 - 9:46Sie ist zuständig, es am Morgen zu öffnen
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9:46 - 9:49und in der Nacht zu schließen.
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9:49 - 9:52Diese Tore werden durch einen
großen Ast eines Baums bewacht, -
9:52 - 9:53den man "oltim" nennt.
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9:53 - 9:57Sobald der "oltim" innerhalb
des Tores abgelegt ist, -
9:57 - 10:00kann keiner mehr,
besonders die Männer, eintreten. -
10:00 - 10:03Die Männer können nicht
über den "oltim" steigen, -
10:03 - 10:05weil es in ihrer Kultur
als Tabu betrachtet wird. -
10:05 - 10:08Es gibt auch subtile Regeln dafür,
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10:08 - 10:11welches Tor für welchen Zweck
genutzt werden darf. -
10:11 - 10:14Zum Beispiel hat man ein Tor
nur für die Ziegen -
10:14 - 10:16und einer der anderen Eingänge
wäre für die Menschen, -
10:16 - 10:20und ein anderer
wäre vielleicht für Rinder. -
10:20 - 10:22Der Punkt, den ich
hier anführen will, ist, -
10:22 - 10:24dass das Massai-Gehöft
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10:24 - 10:28eine wirklich komplexe räumliche
und soziale Struktur hat. -
10:28 - 10:31Diese Struktur ist sehr bedeutungsvoll.
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10:31 - 10:35Diese reichhaltige Bedeutung
ging leider in vielen modernen -
10:35 - 10:41oder aktuellen Informationssystemen
zur Landregistrierung verloren. -
10:42 - 10:45Der Fokus liegt mehr auf Grundstücken,
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10:45 - 10:47wie man es in Deutschland damit hält,
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10:47 - 10:50Grenzen und Koordinaten.
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10:52 - 10:57Als wir sie zum ersten Mal baten
diese Karte für uns zu zeichnen, -
10:57 - 11:00das waren die dummen Fragen
in der ersten Befragung, -
11:00 - 11:03lautete sie etwa so: Können Sie
eine Karte von Ihrem Land zeichnen? -
11:03 - 11:06Die Jungs sagten:
Wovon zum Teufel sprichst Du? -
11:07 - 11:11Nachdem wir von der Reise zurückkehrten,
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11:11 - 11:13stellte ich mir selbst dieselbe Frage.
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11:13 - 11:16Welchen Zweck haben die Zeichnungen,
nach denen wir verlangen? -
11:16 - 11:19Offensichtlich mussten wir
unsere Strategie ändern. -
11:20 - 11:24Wir verbrachten etwa vier Monate hier
und kehrten dann geradewegs zurück. -
11:25 - 11:28Dieses Mal hatten wir
spezielle Workshops organisiert; -
11:28 - 11:30wir organisierten die Dinge
tatsächlich im Voraus. -
11:30 - 11:33Wir hatten Workshops für Männer
und Workshops für Frauen. -
11:33 - 11:36Während der Diskussionen
sprachen die Leute darüber, -
11:36 - 11:39was ich für wichtige Aspekte
für sie hielt. -
11:39 - 11:43Zum Beispiel: wie erhalten wir
unsere Wasserquellen -
11:43 - 11:48oder wo sind die Wildtiere
gewöhnlich anzutreffen. -
11:49 - 11:52Wo sind die Orte mit wichtigen Baumarten
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11:53 - 11:54oder andere Arten von Vegetation?
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11:55 - 11:59Was wir während dieser Zeit
der Diskussionen lernten, war, -
11:59 - 12:02dass die Älteren ein gewisses
besonderes Geschick -
12:02 - 12:03im Lesen der Landschaft hatten.
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12:03 - 12:07Beispielsweise beobachteten
sie die Vegetation -
12:07 - 12:10und meinten dann: Lasst uns hier
nach Wasser bohren. -
12:11 - 12:14Natürlich begreifen es
die jüngeren Männer nicht ganz, -
12:14 - 12:17ich vermute, es stellt sich erst
mit der Erfahrung ein. -
12:17 - 12:19Aber ich dachte, dass das
ein tiefes Verständnis war -
12:19 - 12:21und wir wollten das Verständnis erfassen.
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12:21 - 12:24Wir wollten es in unseren
Karten festhalten. -
12:24 - 12:26Wir baten sie auch ein paar Karten
für uns zu skizzieren, -
12:26 - 12:28Zum Beispiel: diese Karte.
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12:28 - 12:30Eine Gruppe Frauen zeichnete sie.
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12:30 - 12:34Man sieht hier einige Kreise.
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12:34 - 12:36Diese stellen die Gehöfte dar.
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12:36 - 12:38Man sieht hier auch einige Berge.
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12:38 - 12:42Die Karte ist recht detailliert,
von dort vermutlich nicht gut sichtbar; -
12:42 - 12:45aber woher bekommt man Wasser,
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12:45 - 12:47wo sind die Wildtiere
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12:47 - 12:49und jede Menge Besonderheiten;
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12:49 - 12:51wo ist der Hauptfluss unserer Region.
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12:51 - 12:56In den Ecken sind kleine Dreiecke,
die die Grenzen ihrer Viehfarm darstellen. -
12:56 - 12:59Wir können Informationen
mit Aussagekraft erfassen, -
12:59 - 13:03welche man in offiziellen Archiven
nicht zusammen mit der Darstellung -
13:03 - 13:08von amtlichen Informationen
über die Grenzen ihrer Grundstücke findet. -
13:08 - 13:12Wir können diese Grenzen in Beziehung
zu den Besonderheiten setzen, -
13:12 - 13:15die wichtig für deren Leben ist.
-
13:17 - 13:20Wir wollten ein kleines
Hilfsmittel erstellen, -
13:20 - 13:24dass Karten, Karten von Landbesitz,
von Grundstücken digitalisiert. -
13:24 - 13:26Aber dabei lernten wir,
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13:26 - 13:28dass es nicht nur um ein Stück Boden geht.
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13:28 - 13:32Es geht um Beziehungen
zwischen Menschen und ihrem Land, -
13:33 - 13:38die häufig nicht so einfach
oder nicht vereinbar mit der Art sind, -
13:38 - 13:40wie wir das Land als Eigentum,
welches man besitzt, -
13:40 - 13:43als individuellen Titel,
der meiner ist, betrachten. -
13:43 - 13:46Dabei lernten wir auch, dass damit
unsere Technologie bedeutungsvoll ist, -
13:46 - 13:50muss man Fragen beantworten,
die für die Gemeinde von Bedeutung sind. -
13:50 - 13:52Dort sind wir auf dieser Reise
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13:52 - 13:56und es ist eine Reise,
die die Landinformationen -
13:56 - 14:00und die Fähigkeit, sie zu dokumentieren,
wirklich zu den Menschen bringen soll. -
14:02 - 14:04Was wir bis jetzt tun konnten,
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14:04 - 14:07ist mit allem was wir erfuhren,
mit allen Vorstellung, die wir sammelten, -
14:07 - 14:10ein programmiertes Hilfsmittel
oder einen Prototyp erstellen, -
14:10 - 14:12der bedeutsame digitale Objekte
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14:12 - 14:15aus den handgezeichneten Karten
herauszufiltern. -
14:15 - 14:16Es sieht ein wenig wie Unsinn aus,
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14:16 - 14:18aber das sind die Berge,
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14:18 - 14:20die verschiedenen Gehöfte und so weiter.
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14:20 - 14:24Diese aussagekräftigen Informationen
kann man mit vorhandenen Karten vernetzen, -
14:24 - 14:28um neue Karten, aussagekräftigere Karten
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14:28 - 14:29und neue, bessere Verknüpfungen,
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14:29 - 14:32mit den in der Gemeinde
erzeugten Daten zu erstellen. -
14:32 - 14:35Ich muss dieses letzte Bild zeigen,
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14:35 - 14:38weil es sehr besonders für mich ist.
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14:38 - 14:42Am Ende des letzten Workshops,
sozusagen die Rollen wechselnd, -
14:42 - 14:45riefen mich die Frauen nach draußen
und sagten: "Hey, komm!". -
14:45 - 14:47Ich ging raus und sagte: "Was liegt an?"
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14:47 - 14:51"Stell Dich hier hin."
Sie präsentierten mir ein Geschenk. -
14:51 - 14:54Es war ein Armband der Massai
-- perlenbesetzt. -
14:54 - 14:56Einer der Frauen sagte:
"Ich habe es gemacht. -
14:56 - 14:58Ich dachte, es wäre
ein nettes Geschenk für Dich." -
14:58 - 15:00Das war besonders.
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15:00 - 15:03Für mich markierte es das Ende
und den Beginn dieser Beziehung. -
15:03 - 15:06Ich hoffe, es wird eine lang
andauernde Beziehung -
15:06 - 15:09mit diesen sehr großartigen Menschen sein,
-
15:09 - 15:12die ihre Zeit und ihr Wissen mit uns
im Kajiado-Bezirk teilten, -
15:12 - 15:14wohin ich mich freue zurückzukehren.
-
15:14 - 15:15Danke.
-
15:15 - 15:18(Applaus)
- Title:
- Eine andere Kultur des Landbesitzes erleben: Lehren eines Technologen | Malumbo Chipofya | TEDxMünster
- Description:
-
Malumbo Chipofya ist ein Geowissenschaftler aus Malawi und zur Zeit ein Mitglied eines Forscherteams der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Er widmet sich in seiner Arbeit der Landkartierung in Ostafrika, wo Landregistrierung noch immer eine seltene Ausnahme ist. Aber Landkartierung kann zu einem echten Landverlust führen, ist eine seiner Beobachtungen, wenn die Kultur der Landbesitzer und ihr Lebensstil nicht berücksichtigt werden. Malumbo und sein Team gingen nach Kenia, um zu beobachten und zu lernen. Sie verschmolzen das traditionelle Wissen der Massai und ihr eigenes digitales Hilfsmittel, zum nützlichere geographische Daten zu schaffen. In vielen Regionen Afrikas sind Land, Grundstücksgrenzen und Besitz ungeklärt, was besonders Nomadenvölker in Gefahr bringt, ihre Lebensweise zu verlieren. Während der Forschung an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster hat der malawische Informatiker Malumbo Chipofya am Aufbau einer Software mitgewirkt, die diese Probleme lösen kann. Als seine Kollegen und er, allerdings nach Kenia reisten, um ihre Software vorzuführen, erlebten sie eine Überraschung: die Menschen lachten. Malumbo Chipofya lernte viel über kulturelle Unterschiede.
Dieser Vortrag wurde bei einem TEDx-Event gehalten, der dem Format für TED-Konferenzen entspricht, aber eigenständig von einem lokalen Veranstalter organisiert wurde. Erfahren Sie mehr unter http://ted.com/tedx.
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- Duration:
- 15:27