Wann ist eine Pandemie vorbei?

Die ganze Lektion unter: https://ed.ted.com/lessons/when-is-a-pandemic-over

Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Ein hochinfektiöses, manchmal tödliches Atemwegsvirus infiziert Menschen zum ersten Mal. Es breitet sich weltweit rasch aus und die WHO erklärt den Pandemiefall. Die Zahl der Todesopfer beginnt zu steigen und jeder stellt sich die gleiche Frage: Wann wird die Pandemie enden? Alex Rosenthal beschreibt die drei Hauptstrategien, mit denen Regierungen eine Pandemie eindämmen und beenden können.

Lektion von Alex Rosenthal, unter der Regie von Visorama.

Betrachtet einmal dieses
leider bekannte Szenario.

Vor einigen Monaten
infizierte ein hochinfektiöses,

manchmal tödliches Atemwegsvirus
Menschen zum ersten Mal.

Es verbreitete sich dann schneller,
als die Maßnahmen des Gesundheitswesens

es eindämmen konnten.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO
hat jetzt den Pandemiefall erklärt,

was bedeutet, dass es
sich weltweit ausbreitet.

Die Zahl der Todesopfer beginnt zu steigen
und jeder stellt sich die gleiche Frage:

Wann wird die Pandemie enden?

Die WHO wird die Pandemie
wahrscheinlich für beendet erklären,

sobald die Infektionen
größtenteils eingedämmt sind

und die Übertragungsraten
weltweit erheblich sinken.

Wann genau dies geschieht,
hängt jedoch davon ab,

welche Maßnahmen Regierungen
weltweit ergreifen.

Sie haben drei Möglichkeiten:

Durcheilen, Verzögern und Impfen
oder Koordinieren und Vernichten.

Eine gilt allgemein als die beste,

doch vielleicht nicht die,
an die Ihr denkt.

Im ersten Fall tun Regierungen
und Gemeinden nichts,

um die Ausbreitung aufzuhalten,
und lassen stattdessen zu,

dass Menschen schnellstmöglich
dem Virus ausgesetzt sind.

Ohne Zeit zur Untersuchung des Virus

wissen Ärzte wenig darüber,
wie sie ihre Patienten retten können,

und Krankenhäuser erreichen
sehr schnell ihre Kapazitätsgrenze.

Millionen bis Hunderte von Millionen
Menschen sterben entweder an dem Virus

oder durch den Zusammenbruch
der Gesundheitssysteme.

Bald wird die Mehrheit
der Menschen infiziert sein

und kommt entweder um oder überlebt
durch den Aufbau ihrer Immunreaktion.

Zu diesem Zeitpunkt
setzt die Herdenimmunität ein,

bei der das Virus keine neuen
Wirte mehr finden kann.

So verschwindet die Pandemie
kurz nach ihrem Beginn.

Aber es gibt einen anderen Weg,
die Herdenimmunität zu erreichen,

ohne so viele Menschenleben zu fordern.

Kehren wir zu dem Zeitpunkt zurück,
als die WHO die Pandemie ausrief.

Diesmal verlangsamen Regierungen
und Gemeinden auf der ganzen Welt

die Ausbreitung des Virus,
um den Forschungseinrichtungen

Zeit für die Herstellung
eines Impfstoffs zu geben.

Sie gewinnen diese entscheidende Zeit
durch Maßnahmen wie:

weit verbreitete Tests
zur Identifizierung von Infizierten,

Quarantäne der Infizierten
und deren Kontaktpersonen,

und Abstandsregeln.

Selbst mit diesen Maßnahmen
breitet sich das Virus langsam aus

und verursacht bis zu
Hunderttausende Todesfälle.

Einige Städte haben
den Ausbruch unter Kontrolle

und kehren zur Normalität zurück,

verzeichnen jedoch einen Neuausbruch

und müssen die Abstandsregeln
wiedereinführen,

wenn ein neuer Fall vorliegt.

Innerhalb der nächsten Jahre

werden ein oder eventuell mehrere
Impfstoffe dank weltweiter Bemühungen

weltweit und hoffentlich
kostenfrei verfügbar sein.

Sobald 40-90% der Bevölkerung
geimpft sind --

die genaue Prozentzahl variiert
je nach Virus --

setzt die Herdenimmunität ein
und die Pandemie endet.

Lasst uns die Uhr zurückdrehen,
um die letzte Strategie zu betrachten:

Koordinieren und Vernichten.

Die Idee dabei ist, das Virus
durch eine Kombination

aus Quarantäne, sozialer Distanzierung
und Reisebeschränkungen

überall gleichzeitig auszuhungern.

Der entscheidende Faktor

ist die Synchronisierung der Maßnahmen.

In einem Land kann die Pandemie
am Höhepunkt sein,

während in einem anderen
die ersten Fälle auftreten.

Anstatt nur auf das zu reagieren,
was im eigenen Land geschieht,

muss hier jeder Staats- und Regierungschef

die Welt als ein riesiges
zusammenhängendes System behandeln.

Bei richtiger Koordination könnte damit
eine Pandemie in nur einigen Monaten

mit wenigen Todesfällen beendet werden.

Wenn das Virus jedoch nicht
vollständig ausgerottet wird --

was höchst wahrscheinlich ist --

besteht das Risiko, dass es erneut
zu einer Pandemie kommt.

Faktoren wie Tiere, die das Virus
tragen und übertragen,

könnten unsere besten Bemühungen
völlig untergraben.

Welche Strategie
eignet sich also am besten

gegen dieses tödliche,
infektiöse Atemwegsvirus?

Das Durcheilen ist eine schnelle Lösung,

würde aber zu einer globalen
Katastrophe führen

und möglicherweise
überhaupt nicht funktionieren,

wenn Menschen erneut
infiziert werden können.

Das Virus allein durch
Koordination zu vernichten,

ist auch verlockend,
weil es sehr schnell ginge,

aber nur zuverlässig bei echter und nahezu
unmöglicher globaler Zusammenarbeit.

Deshalb wird die Impfung,

unterstützt durch eine möglichst
umfassende globale Koordination,

allgemein als erfolgreichste
Lösung angesehen;

dies ist die langsame, stabile
und bewährte Option im Rennen.

Selbst wenn die Pandemie offiziell endet,
bevor ein Impfstoff zur Verfügung steht,

kann das Virus saisonal wieder auftreten,

weshalb Impfstoffe Menschen
weiterhin schützen werden.

Und obwohl die Entwicklung
Jahre dauern kann,

wird das Leben der meisten Menschen

nicht unbedingt für den gesamten
Zeitraum beeinträchtigt.

Durchbrüche in der Behandlung
und Prävention von Symptomen

können Viren viel ungefährlicher machen

und erfordern daher weniger
extreme Eindämmungsmaßnahmen.

Nur Mut: Die Pandemie wird enden.

Ihr Erbe wird langfristig, aber nicht
ausschließlich negativ sein:

Die Durchbrüche, sozialen Dienstleistungen
und Systeme, die wir entwickeln,

können zum Wohle aller genutzt werden.

Und wenn wir uns
von den Erfolgen inspirieren lassen

und aus den Misserfolgen lernen,

können wir die nächste potenzielle
Pandemie so weit eindämmen,

dass unsere Enkelkinder nicht einmal
ihren Namen kennen werden.