Return to Video

Die mysteriösen Mikroben in der Tiefe der Erdkruste – und wie sie der Menschheit helfen können

  • 0:01 - 0:04
    Es mag so scheinen, als ob wir
    alle auf festem Boden stünden.
  • 0:04 - 0:05
    Aber das stimmt nicht.
  • 0:06 - 0:10
    Die Felsen und der Boden unter uns
    sind von winzigen kleinen Spalten
  • 0:10 - 0:12
    und Hohlräumen durchzogen.
  • 0:12 - 0:17
    Und diese Hohlräume sind mit
    Unmengen an Mikroben gefüllt,
  • 0:17 - 0:18
    wie zum Beispiel diesen.
  • 0:19 - 0:22
    Die größte Tiefe, in der wir Mikroben
    in der Erde gefunden haben,
  • 0:22 - 0:24
    beträgt fünf Kilometer.
  • 0:24 - 0:26
    Wenn man also direkt nach unten
  • 0:26 - 0:28
    in den Boden losrennen würde,
  • 0:28 - 0:33
    könnte man 5 km weit laufen und
    Mikroben würden den ganzen Weg säumen.
  • 0:33 - 0:35
    Sie haben vielleicht noch
    nie an diese Mikroben gedacht,
  • 0:35 - 0:38
    die sich tief unten
    in der Erdkruste befinden,
  • 0:38 - 0:40
    aber Sie kennen vielleicht
    die Mikroben in unserem Darm.
  • 0:40 - 0:42
    Rechnet man die Darmmikrobiome
  • 0:42 - 0:45
    aller Menschen und aller Tiere
    auf dem Planeten zusammen,
  • 0:45 - 0:49
    wiegen sie insgesamt etwa 100 000 Tonnen.
  • 0:49 - 0:53
    Das ist ein riesiges Biom, das wir
    jeden Tag in unseren Bäuchen tragen.
  • 0:54 - 0:55
    Wir sollten stolz darauf sein.
  • 0:55 - 0:56
    (Lachen)
  • 0:56 - 1:00
    Aber es verblasst im Vergleich
    zur Anzahl an Mikroben,
  • 1:00 - 1:03
    die die gesamte Erdoberfläche bedecken,
  • 1:03 - 1:06
    etwa in Böden, Flüssen und den Ozeanen.
  • 1:06 - 1:10
    Zusammen wiegen diese
    etwa zwei Milliarden Tonnen.
  • 1:10 - 1:13
    Die Mehrheit der Mikroben auf der Erde
  • 1:13 - 1:16
    befindet sich jedoch nicht in Ozeanen,
    dem Darm oder in Kläranlagen.
  • 1:17 - 1:19
    Die meisten sind sich nämlich
    in der Erdkruste.
  • 1:19 - 1:23
    Insgesamt wiegen sie 40 Milliarden Tonnen.
  • 1:24 - 1:27
    Dies ist eines der größten Biome der Erde
  • 1:27 - 1:31
    und vor ein paar Jahrzehnten ahnten wir
    noch nichts von seiner Existenz.
  • 1:31 - 1:34
    Die Lebensmöglichkeiten dort unten --
  • 1:34 - 1:36
    oder der mögliche Nutzen für Menschen --
  • 1:36 - 1:38
    sind also grenzenlos.
  • 1:38 - 1:40
    Diese Karte zeigt einen roten Punkt
  • 1:40 - 1:44
    für jeden Ort, an dem wir mit
    modernen mikrobiologischen Methoden
  • 1:44 - 1:46
    Proben entnommen haben.
  • 1:46 - 1:47
    Vielleicht beeindruckt Sie
  • 1:47 - 1:49
    die ansehnliche globale Abdeckung,
  • 1:49 - 1:53
    aber verglichen mit dem Rest der Welt
  • 1:53 - 1:54
    sieht es ganz schön düster aus.
  • 1:54 - 1:57
    Wenn wir alle aus einem
    außerirdischen Raumschiff
  • 1:57 - 2:01
    versuchen müssten, eine Weltkarte
    nur aus diesen Proben zu rekonstruieren,
  • 2:01 - 2:03
    würden wir das nie schaffen.
  • 2:03 - 2:05
    Also sagen die Leute manchmal zu mir:
  • 2:05 - 2:09
    „Klar, es gibt eine Menge Mikroben
    im Untergrund, aber ...
  • 2:09 - 2:11
    sind die nicht einfach nur inaktiv?“
  • 2:12 - 2:13
    Das ist ein guter Punkt.
  • 2:13 - 2:18
    Im Vergleich zu einer Feige,
    den Masern oder Meerschweinchen
  • 2:18 - 2:21
    machen diese Mikroben
    wahrscheinlich überhaupt nichts.
  • 2:21 - 2:25
    Dass sie langsam sein müssen, wissen wir,
    weil es so viele von ihnen gibt.
  • 2:25 - 2:28
    Würden sie sich alle
    so schnell wie E. coli teilen,
  • 2:28 - 2:31
    dann würden sie das Gesamtgewicht
    der Erde -- inklusive Gestein --
  • 2:31 - 2:33
    in einer einzigen Nacht verdoppeln.
  • 2:33 - 2:37
    Tatsächlich haben viele von ihnen
    seit dem alten Ägypten
  • 2:37 - 2:40
    wahrscheinlich keine
    einzige Zellteilung durchlaufen.
  • 2:40 - 2:42
    Das ist einfach verrückt.
  • 2:42 - 2:47
    Wie stellt man sich
    solch langlebige Organismen vor?
  • 2:47 - 2:50
    Ich habe mir eine Analogie ausgedacht,
    die mir wirklich gefällt,
  • 2:50 - 2:52
    sie ist jedoch seltsam und kompliziert.
  • 2:52 - 2:55
    Ich hoffe, dass Sie mir folgen können.
  • 2:55 - 2:56
    Alles klar, versuchen wir es.
  • 2:56 - 3:00
    Es ist wie den Lebenszyklus
    eines Baumes zu verstehen,
  • 3:00 - 3:01
    wenn man nur einen Tag lang lebt.
  • 3:01 - 3:05
    Wenn also die menschliche Lebensdauer
    nur ein Tag wäre und wir im Winter lebten,
  • 3:05 - 3:07
    dann würde man sein ganzes Leben lang
  • 3:07 - 3:09
    keinen Baum mit Blättern sehen.
  • 3:09 - 3:14
    Und es würden viele Generationen
    nur den Winter erleben,
  • 3:14 - 3:17
    sodass nicht einmal ein Geschichtsbuch
    etwas anderes wüsste,
  • 3:17 - 3:20
    als dass Bäume nur leblose Stöcke sind.
  • 3:20 - 3:21
    Sie seien inaktiv.
  • 3:22 - 3:23
    Natürlich ist das lächerlich.
  • 3:23 - 3:26
    Wir wissen, dass Bäume
    auf den Sommer warten,
  • 3:26 - 3:27
    um sich zu reaktivieren.
  • 3:27 - 3:29
    Aber wenn die menschliche Lebensdauer
  • 3:29 - 3:32
    deutlich kürzer wäre als die von Bäumen,
  • 3:32 - 3:36
    könnten wir diese offensichtliche
    Tatsache völlig übersehen.
  • 3:37 - 3:42
    Wenn wir also sagen, dass diese
    unterirdischen Mikroben inaktiv sind,
  • 3:42 - 3:46
    sind wir wie die Eintagsfliegen,
    die Bäume verstehen wollen?
  • 3:47 - 3:49
    Was, wenn diese Organismen in der Tiefe
  • 3:49 - 3:51
    nur auf ihre Version von Sommer warten,
  • 3:51 - 3:54
    aber unser Leben zu kurz ist,
    um das zu erkennen?
  • 3:55 - 3:58
    Wenn man E. coli nimmt
    und in einem Reagenzglas
  • 3:58 - 4:00
    ohne Nahrung oder Nährstoffe versiegelt
  • 4:00 - 4:02
    und es für Monate oder Jahre stehenlässt,
  • 4:02 - 4:05
    verhungern die meisten Zellen und sterben.
  • 4:05 - 4:07
    Aber einige der Zellen überleben.
  • 4:07 - 4:10
    Wenn nun diese überlebenden Zellen
  • 4:10 - 4:16
    mit einer frischen Kultur von E. coli
    unter Nahrungsmangel konkurrieren,
  • 4:16 - 4:19
    schlagen die zähen, erfahrenen Kerle
  • 4:19 - 4:21
    die Jungspunde jedes Mal.
  • 4:21 - 4:26
    Dies ist also ein Beweis dafür,
    dass es sich wirklich auszahlt,
  • 4:26 - 4:28
    wenn man außergewöhnlich langsam ist.
  • 4:29 - 4:31
    Also ist es vielleicht so,
  • 4:31 - 4:37
    dass wir langsam und unwichtig
    nicht gleichsetzen sollten?
  • 4:38 - 4:41
    Können diese unbeachteten Mikroben
  • 4:41 - 4:43
    vielleicht der Menschheit hilfreich sein?
  • 4:44 - 4:45
    Soweit wir wissen,
  • 4:45 - 4:48
    gibt es zwei Möglichkeiten,
    unterirdisch zu überleben.
  • 4:48 - 4:52
    Erstens: auf Nahrungsreste von
    der Oberfläche warten,
  • 4:52 - 4:56
    wie den Überbleibseln eines Picknicks
    von vor 1.000 Jahren.
  • 4:56 - 4:58
    Das ist eine verrückte Lebensweise,
  • 4:58 - 5:02
    aber schockierenderweise funktioniert sie
    für viele Mikroben auf der Erde.
  • 5:02 - 5:05
    Die andere Möglichkeit ist,
    dass eine Mikrobe einfach sagt:
  • 5:05 - 5:08
    „Nein, ich brauche
    die Welt dort oben nicht.
  • 5:08 - 5:09
    Mir geht es hier unten gut.“
  • 5:09 - 5:11
    Solche Mikroben
  • 5:11 - 5:14
    müssen alles Lebenswichtige
  • 5:14 - 5:16
    aus dem Inneren der Erde holen.
  • 5:18 - 5:21
    Einige Dinge sind dort tatsächlich
    einfacher zu bekommen.
  • 5:21 - 5:23
    Sie kommen in der Erdkruste häufiger vor,
  • 5:23 - 5:27
    wie Wasser oder Nährstoffe
    wie Stickstoff, Eisen und Phosphor --
  • 5:27 - 5:28
    oder Lebensraum.
  • 5:28 - 5:32
    Um diese Dinge führen wir hier oben Krieg.
  • 5:32 - 5:36
    Aber im Untergrund ist das Problem,
    genügend Energie zu finden.
  • 5:36 - 5:41
    An der Luft können Pflanzen CO₂ chemisch
    zu leckeren Zuckern verknüpfen,
  • 5:41 - 5:44
    sobald die Photonen der Sonne
    ihre Blätter treffen.
  • 5:44 - 5:47
    Aber im Untergrund gibt es
    natürlich kein Sonnenlicht,
  • 5:47 - 5:50
    also muss das Ökosystem jemanden finden,
  • 5:50 - 5:53
    der Nahrung für alle anderen herstellt.
  • 5:53 - 5:57
    Der Untergrund benötigt etwas,
    das wie eine Pflanze ist,
  • 5:57 - 5:59
    aber Gestein atmet.
  • 6:00 - 6:03
    Glücklicherweise existiert so etwas
  • 6:03 - 6:05
    und es heißt Chemolithoautotroph.
  • 6:05 - 6:06
    (Lachen)
  • 6:06 - 6:10
    Diese Mikrobe nutzt Chemikalien (Chemo)
  • 6:10 - 6:12
    aus Gestein (Litho)
  • 6:12 - 6:15
    um Nahrung herzustellen (Autotroph).
  • 6:15 - 6:18
    Sie können dafür viele Elemente verwenden.
  • 6:18 - 6:22
    Zum Einsatz kommen Schwefel, Eisen,
    Mangan, Stickstoff, Kohlenstoff
  • 6:22 - 6:25
    und einige nutzen bloße Elektronen.
  • 6:25 - 6:28
    Wenn man das Ende eines Stromkabels nimmt,
  • 6:28 - 6:31
    können sie wie mit einem Schnorchel atmen.
  • 6:31 - 6:33
    Diese Chemolithoautotrophe
  • 6:33 - 6:35
    nehmen die aus diesen Prozessen
    gewonnene Energie,
  • 6:35 - 6:38
    und nutzen sie zur Herstellung
    von Nahrung, wie es Pflanzen tun.
  • 6:38 - 6:41
    Aber Pflanzen stellen ja
    nicht nur Nahrung her.
  • 6:41 - 6:43
    Sie bilden auch Sauerstoff
    als Abfallprodukt,
  • 6:43 - 6:46
    von dem wir zu 100 % abhängig sind.
  • 6:46 - 6:49
    Aber das Abfallprodukt
    der Chemolithoautotrophen
  • 6:49 - 6:51
    sind oft Mineralien
  • 6:51 - 6:56
    wie Rost oder Pyrit (Katzengold)
  • 6:56 - 6:58
    oder Carbonate wie Kalkstein.
  • 6:59 - 7:05
    Wir haben also Mikroben,
    die so langsam wie Gestein sind,
  • 7:06 - 7:10
    die ihre Energie aus Gestein beziehen
  • 7:10 - 7:13
    und als Abfallprodukt
    anderes Gestein bilden.
  • 7:13 - 7:17
    Spreche ich also noch von Biologie
    oder bereits von Geologie?
  • 7:17 - 7:20
    Hier verschwimmen die Grenzen.
  • 7:20 - 7:21
    (Lachen)
  • 7:21 - 7:23
    Wenn ich mich also diesem Thema widme
  • 7:23 - 7:26
    und eine Biologin bin,
    die Mikroben studiert,
  • 7:26 - 7:28
    welche sich wie Gestein verhalten,
  • 7:28 - 7:32
    dann sollte ich wohl anfangen
    Geologie zu studieren.
  • 7:32 - 7:35
    Und was ist das Beste an Geologie?
  • 7:35 - 7:37
    Vulkane.
  • 7:38 - 7:41
    Dies ist ein Blick in den Krater
    des Vulkans Poás in Costa Rica.
  • 7:42 - 7:46
    Viele Vulkane auf der Erde entstehen,
    weil eine ozeanische Platte
  • 7:46 - 7:47
    gegen eine kontinentale Platte prallt.
  • 7:47 - 7:49
    Wenn diese ozeanische Platte subduziert,
  • 7:49 - 7:52
    also unter die Kontinentalplatte
    geschoben wird,
  • 7:52 - 7:56
    werden Wasser, Kohlenstoffdioxid
    und Materialien aus ihr herausgedrückt
  • 7:56 - 7:58
    wie beim Auswringen
    eines nassen Handtuchs.
  • 7:58 - 8:02
    So gesehen sind Subduktionszonen
    wie Portale in die tiefe Erde,
  • 8:02 - 8:06
    an denen Material zwischen Oberfläche
    und Untergrund ausgetauscht wird.
  • 8:06 - 8:09
    Ich wurde kürzlich von einigen
    meiner Kollegen in Costa Rica eingeladen,
  • 8:09 - 8:12
    um mit ihnen an ein paar
    der Vulkane zu arbeiten.
  • 8:12 - 8:17
    Und natürlich habe ich ja gesagt,
    weil Costa Rica einfach schön ist,
  • 8:17 - 8:20
    aber auch, weil es auf einer
    dieser Subduktionszonen liegt.
  • 8:20 - 8:23
    Wir wollten die sehr
    konkrete Frage stellen:
  • 8:23 - 8:25
    Warum kommt das Kohlenstoffdioxid
  • 8:25 - 8:29
    aus untergeschobenen ozeanischen Platten
  • 8:29 - 8:31
    nur aus den Vulkanen?
  • 8:31 - 8:34
    Warum ist es nicht über
    die gesamte Subduktionszone verteilt?
  • 8:34 - 8:37
    Hat das mit den Mikroben zu tun?
  • 8:37 - 8:40
    Das ist also ein Bild von
    mir im Vulkan Poás,
  • 8:40 - 8:42
    zusammen mit meinem Kollegen
    Donato Giovannelli.
  • 8:43 - 8:46
    Der See, neben dem wir stehen,
    besteht aus reiner Batteriesäure.
  • 8:46 - 8:50
    Ich weiß das, weil wir den pH-Wert
    genau dort gemessen haben.
  • 8:50 - 8:53
    Während wir im Krater arbeiteten,
  • 8:53 - 8:58
    fragte ich meinen costa-ricanischen
    Kollegen Carlos Ramírez:
  • 8:58 - 9:01
    „Wenn dieses Ding jetzt ausbricht,
  • 9:01 - 9:03
    was ist unser Fluchtplan?“
  • 9:03 - 9:06
    Er antwortete: „Ganz einfach:
  • 9:06 - 9:10
    Dreh dich um und genieße den Anblick.“
  • 9:10 - 9:11
    (Lachen)
  • 9:11 - 9:12
    „Es wird dein letzter sein.“
  • 9:12 - 9:14
    (Lachen)
  • 9:14 - 9:17
    Es klingt vielleicht, als sei er
    übermäßig dramatisch gewesen,
  • 9:17 - 9:22
    aber 54 Tage nachdem ich
    neben diesem See stand,
  • 9:22 - 9:23
    geschah dies:
  • 9:23 - 9:24
    Publikum: Oh!
  • 9:25 - 9:27
    Verängstigend, oder?
  • 9:29 - 9:33
    Das war der größte Ausbruch
    dieses Vulkans seit etwa 60 Jahren.
  • 9:33 - 9:38
    Kurz nach dem Ende dieses Videos
    wurde die Kamera verätzt
  • 9:38 - 9:41
    und der gesamte See,
    aus dem unsere Proben stammen,
  • 9:41 - 9:42
    verdampft vollständig.
  • 9:43 - 9:44
    Aber ich möchte auch klarstellen,
  • 9:44 - 9:49
    dass ein Ausbruch am Tag der Expedition
    ziemlich unwahrscheinlich war,
  • 9:49 - 9:52
    denn Costa Rica überwacht
    seine Vulkane sehr sorgfältig
  • 9:52 - 9:54
    durch das OVSICORI-Institut.
  • 9:54 - 9:57
    Ein Wissenschaftler
    dieses Instituts begleitete uns.
  • 9:57 - 10:00
    Aber die Tatsache seiner Eruption zeigt,
  • 10:00 - 10:05
    dass die Emission von CO₂
    aus der ozeanischen Platte
  • 10:05 - 10:08
    direkt bei den Vulkanen stattfindet.
  • 10:08 - 10:10
    Aber wer Costa Rica kennt,
  • 10:10 - 10:16
    weiß neben den Vulkanen auch
    von den unzähligen heißen Quellen.
  • 10:16 - 10:19
    Ein Teil des Wassers in diesen heißen
    Quellen sprudelt tatsächlich
  • 10:19 - 10:22
    aus der tief vergrabenen
    ozeanischen Platte.
  • 10:22 - 10:25
    Wir nahmen an, dass
    Kohlenstoffdioxid dort ebenfalls
  • 10:25 - 10:26
    heraussprudeln würde.
  • 10:26 - 10:30
    Aber irgendetwas tief unter
    der Erde filterte es heraus.
  • 10:30 - 10:34
    Also fuhren wir zwei Wochen
    durch ganz Costa Rica
  • 10:34 - 10:37
    und untersuchten jede heiße Quelle --
  • 10:37 - 10:39
    es war wirklich schrecklich.
  • 10:39 - 10:43
    Die folgenden zwei Jahre
    haben wir die Daten analysiert.
  • 10:43 - 10:47
    Ich verrate Ihnen an dieser Stelle,
    dass die großen Entdeckungen
  • 10:47 - 10:49
    weder an einer schönen heißen Quelle,
  • 10:49 - 10:51
    noch auf einer Bühne kommen,
  • 10:51 - 10:54
    sondern vor einem chaotischen Computer,
  • 10:54 - 10:57
    bei Wartungsarbeiten komplexer Geräte
  • 10:57 - 10:59
    oder bei Hilferufen an Kollegen,
  • 10:59 - 11:01
    weil Sie über Ihren Daten verzweifeln.
  • 11:01 - 11:05
    Wissenschaftliche Entdeckungen
    -- wie auch unterirdische Mikroben --
  • 11:05 - 11:07
    können sehr, sehr langsam sein.
  • 11:07 - 11:11
    Aber in unserem Fall hat es sich
    wirklich ausgezahlt.
  • 11:11 - 11:15
    Wir entdeckten, dass buchstäblich
    Tonnen von Kohlenstoffdioxid
  • 11:15 - 11:18
    aus der tief vergrabenen
    ozeanischen Platte austraten.
  • 11:18 - 11:20
    Und das, was sie festhielt
  • 11:21 - 11:24
    und von der Atmosphäre fernhielt,
  • 11:24 - 11:25
    waren tief unter der Erde,
  • 11:25 - 11:29
    unter all den bezaubernden
    Faultieren und Tukanen Costa Ricas,
  • 11:29 - 11:31
    die Chemolithoautotrophen.
  • 11:31 - 11:35
    Diese Mikroben und ihr Stoffwechsel
  • 11:35 - 11:38
    wandeln Kohlenstoffdioxid in Carbonate um
  • 11:38 - 11:40
    und fixieren es unterirdisch.
  • 11:40 - 11:42
    Da stellt sich die Frage:
  • 11:42 - 11:45
    Wenn diese unterirdischen Prozesse so gut
  • 11:45 - 11:48
    unterirdisches Kohlendioxid aufnehmen,
  • 11:48 - 11:51
    könnten sie uns bei unserem CO₂-Problem
  • 11:51 - 11:53
    an der Oberfläche helfen?
  • 11:53 - 11:57
    Wir Menschen stoßen so viel CO₂
    in unsere Atmosphäre aus,
  • 11:57 - 12:02
    dass wir die Kapazität für Leben
    auf unserem Planeten verringern.
  • 12:03 - 12:06
    Wissenschaftler, Ingenieure
    und Unternehmer versuchen,
  • 12:06 - 12:09
    CO₂ aus diesen Punktquellen aufzufangen,
  • 12:09 - 12:11
    damit es nicht in die Atmosphäre gelangt.
  • 12:11 - 12:13
    Und sie müssen es irgendwo unterbringen.
  • 12:13 - 12:15
    Aus diesem Grund müssen wir weiterhin
  • 12:15 - 12:18
    Lagermöglichkeiten für CO₂ erforschen --
  • 12:18 - 12:20
    möglicherweise unterirdisch.
  • 12:20 - 12:23
    Nur so können wir es sicher lagern.
  • 12:23 - 12:25
    Sind die Untergrundmikroben ein Problem,
  • 12:25 - 12:28
    weil sie zu langsam CO₂ aufnehmen?
  • 12:28 - 12:30
    Oder werden sie hilfreich sein,
  • 12:30 - 12:33
    indem sie das Gas in Mineral umwandeln?
  • 12:33 - 12:37
    Wenn wir aus einer Studie in Costa Rica
  • 12:37 - 12:39
    einen solchen Durchbruch erzielen,
  • 12:39 - 12:42
    dann ist noch viel Potential vorhanden.
  • 12:42 - 12:45
    Dieses neue Gebiet der Geobiochemie
  • 12:45 - 12:51
    oder Tiefenbiologie oder wie auch immer
    wird enorme Auswirkungen haben,
  • 12:51 - 12:53
    nicht nur für den Klimawandel,
  • 12:53 - 12:55
    sondern auch für das Verständnis
  • 12:55 - 12:59
    der Entwicklung von Leben und Erde,
  • 12:59 - 13:02
    sowie für industrielle
    oder medizinische Produkte.
  • 13:02 - 13:05
    Vielleicht sogar um Erdbeben vorherzusagen
  • 13:05 - 13:07
    oder außerirdisches Leben zu finden.
  • 13:07 - 13:10
    Es könnte uns sogar helfen,
    den Ursprung des Lebens zu verstehen.
  • 13:11 - 13:14
    Glücklicherweise muss ich
    das nicht alleine machen.
  • 13:14 - 13:17
    Ich habe erstaunliche Kollegen
    auf der ganzen Welt,
  • 13:17 - 13:21
    die zu den Geheimnisse dieser
    unterirdischen Welt vordringen.
  • 13:22 - 13:27
    Dieses tief vor uns vergrabene Leben
  • 13:27 - 13:31
    erscheint vielleicht irrelevant.
  • 13:31 - 13:35
    Aber in Wahrheit kann dieses
    seltsame, langsame Leben tatsächlich
  • 13:35 - 13:38
    die Antworten auf einige
    der größten Geheimnisse
  • 13:38 - 13:40
    des Lebens auf Erden bereithalten.
  • 13:40 - 13:42
    Danke.
  • 13:42 - 13:45
    (Applaus)
Title:
Die mysteriösen Mikroben in der Tiefe der Erdkruste – und wie sie der Menschheit helfen können
Speaker:
Karen Lloyd
Description:

Der Boden unter Ihren Füßen beheimatet eine riesige, mysteriöse Welt von Mikroben, von denen einige seit Hunderttausenden von Jahren in der Erdkruste leben. Wie ist es dort unten? Begleiten Sie die Mikrobiologin Karen Lloyd zu den Vulkanen und heißen Quellen in Costa Rica, während sie diese unterirdischen Organismen ins Rampenlicht rückt und zeigt, wie jene das Leben hier oben tiefgreifend beeinflussen können.

more » « less
Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
13:59

German subtitles

Revisions